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Kinderzimmervermehrer

Autor:  Cecil
Ich bin soeben über ein Prachtexemplar eines Kinderzimmervermehrers in Sachen Rennmäuse gestolpert und fühle mich geneigt, mich ein wenig über diesen auszulassen.
Es begab sich eines schönen Morgens nach einer ebenso schönen durchgewachten Nacht, dass ich mir die exklusiven Fotografien von jungen Rennmäusen in einer Gallerie im Internet ansah. Dabei traf mein Blick ein Exemplar, dessen Haarstruktur an ein Rosettenmeerschweinchen erinnerte, was von diversen Kommentatoren des Bildes als überaus niedlich dargestellt wurde, mir blieb die Freude an diesem Anblick jedoch fremd. Eine Rosettenmutation ist zwar bei diversen Heimtieren aufgetreten, wie Meerschweinchen oder Farbmäusen, Rennmäuse sind hiervon allerdings noch nicht betroffen, was diese Erklärung des Kopfschmuckes des Jungtieres ausschloss. Die Antworten des Fotografen erwiesen sich als durchaus nichtssagend, besagten sie doch nur, die Maus wäre kerngesund. Eine, wie ich meine, vortreffliche Ausrede, wollte man den wahren Grund der Frisur nicht preisgeben.
Ich besah mir alsdann die weiteren Bilder der Sippe des Fotografen und entdeckte dasselbe Tier zu einem späteren Zeitpunkt mit denselben Merkmalen. Aber es war ja gesund und die Sache eh schon längst gegessen, da da Tier schon aus dem Haus war.
Also weiter mit den übrigen Jungtieren, wobei mir spontan ein nächstes auffiel, dessen Behaarung derart aufgeplustert war, dass das ganze Mäuschen wie eine Kugel aussah. Unglücklicherweise ist das arme Tier, das nebenbei bemerkt mit 10 Wochen in der Entwicklung soweit vorangeschritten war wie eine höchstens 5 Wochen alte Rennmaus, auch schon verstorben, mein weiss auch nicht woran es liegt.
Das nächste Bild... da liegt ein kleines schwarzes, vollkommen erschöpftes Wesen mit verfetteten, zersauzten und aufgeplusterten Fell in der Hand des Fotgrafen. In diesem moment war ich mir nicht ganz klar darüber, was mich mehr schockierte, der Zustand der Maus, oder das Kommentar des enzückten Betrachters darunter, das verlauten liess, wie süß, niedlich, zucker und zum wegknuddeln die Kleine doch wäre.
Wenigstens ein paar User der Gemeinschaft hatten den fatalen Zustand der maus bemerkt und sich darüber wundernd geäußert, und wiederum die Versicherung, der Maus ginge es gut.
Also weiter gestöbert und gefunden. Die letzten Bilder von Sindckler, der leider an Krebs verstorben ist, sowie eine Aufnahme von Cindy, die leider schon von Geburt an blind ist auf dem rechten Auge, man weiss wiedermals nicht warum...
Ebenso zu bestaunen ein sehr schönes bild der Grabstätte von Max, der leidergottes nach einem Sturz von der Schulter eingeschläfert werden musste, frei nach dem Motto, "Ich weiss zwar nicht, dass Rennmäuse Steppentiere sind und somit keine Höhenangst haben und überall runterspringen, aber ich bin schlau genug zum Züchten".
Naja, wenn wir jetzt zusammenfassen: Krebs (bei den meisten Nagetieren durch die Inzucht von Labortieren in den Bestand gekommen), ein seltsamerweise von der Geburt an blindes Tier, Wuschelkopfsyndrom (und der Begriff ist inzwischen unter Züchtern in Gebrauch, denn es scheint sich tatsächlich zu vererben)... rein spekulierend also 5 Generationen Inzucht in diesem Bestand. Aber den Tieren geht es allen gut, und darauf verzichten, niedliche kleine Jungtiere in die Welt zu setzen will die 16 jährige "Züchterin" auch nicht.
Ein Prachtexemplar von Kinderzimmervermehrer, wie er im Buche stehen könnte. Leider reichlich vertreten in der Szene, und gibt seinen Nachwuchs gerne an Tierhandlungen ab, der dann wiederum geschwisterpäärchenweise an den nächsten Vermehrer geht.




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