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The Weakness In Me

Seiya x Bunny
von

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Way way down inside my soul I know it's not the way to go

Wieder einmal konnte Bunny nicht schlafen. Nicht nur, dass sie aufgewühlt war wegen dem, was sie von Setsuna erfahren hatte, ihr stand auch noch das Gespräch mit Mamoru bevor. Sie fürchtete sich vor diesem Gespräch. Trotz allem wollte sie Mamoru nicht verletzen, doch sie wusste, dass das unvermeidbar war. Sie hatte Angst, dass er ihr vorwerfen würde, dass ihr purer Egoismus Chibiusa das Leben kostete. Denn damit hätte er recht und sie machte sich selbst schon genug Vorwürfe deswegen. Doch dann dachte sie auch an Chibi Chibi. Auch ihr Leben hing von Bunnys Entscheidung ab. Eine Entscheidung, von der sie sich nicht sicher war, ob sie sie überhaupt aktiv treffen konnte. Sie hatte so lange versucht sich gegen ihre eigenen Gefühle zu wehren – erfolgslos. Außerdem hatte es bei Setsuna so geklungen als sei es bereits entschieden, dass Chibiusa nicht existieren würde. Wieder stiegen Tränen in ihr hoch. Sie wusste nicht mehr, wie oft sie in letzter Zeit geweint hatte. Zu oft. Diese Unsicherheit brachte sie noch um den Verstand. Sie musste eine endgültige Entscheidung treffen. Klare Verhältnisse schaffen. Denn so konnte es einfach nicht weitergehen.
 

Vollkommen übermüdet stand Bunny vor Mamorus Wohnungstür. Sie hätte sich lieber an einem öffentlichen, neutralen Ort mit ihm getroffen, musste aber einsehen, dass dieses Gespräch nicht an fremde Ohren dringen sollte. Bei Mamoru hätten sie zumindest die Gelegenheit, wirklich in Ruhe miteinander zu sprechen, ohne gestört zu werden oder sich Gedanken darüber machen zu müssen, was sie sagten. Sie zögerte einen Moment, bevor sie klingelte. Sie hielt den Atem an, als sie Schritte hörte. Die Tür öffnete sich und Mamoru stand ihr gegenüber. Noch nie hatte sie sich so unwohl damit gefühlt, ihn zu sehen.

„Komm rein“, forderte er sie auf und trat einen Schritt beiseite, um ihr Platz zu geben. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos, genau wie seine Stimme. Bunny atmete einmal tief durch, bevor sie eintrat. Sie streifte die Schuhe von ihren Füßen und folgte Mamoru ins Wohnzimmer, wo dieser bereits Platz genommen hatte. Dieses Mal bot er ihr keinen Tee an. Sie setzte sich ihm gegenüber an den kleinen Tisch und starrte auf die Tischplatte, um Mamoru nicht ansehen zu müssen.

Es vergingen einige Sekunden, in denen ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen herrschte. Schließlich seufzte Mamoru und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. Bunny sah auf. Auch er sah so aus, als hätte die Nacht nicht viel Schlaf bekommen.

„Ich habe gestern mit Setsuna geredet“, begann er endlich das Gespräch. Bunnys Magen krampfte sich zusammen.

„W-was hat sie dir gesagt?“, fragte sie leise.

„Das weißt du genau“, entgegnete Mamoru. Seine Stimme klang erschöpft, doch gleichzeitig wütend, enttäuscht… traurig?

„Dass Chibiusa… dass sie… sie nicht…“ Ihre Stimme versagte.

„Dass sie nicht existieren wird, genau“, bestätigte Mamoru. Sofort spürte Bunny wieder Tränen sich aufsteigen. Mamoru seufzte erneut, bevor er Bunny eine Schachtel mit Papiertaschentüchern zuschob. Bunny nahm ein Taschentuch und wischte sich die Tränen weg.

„Ich verstehe es einfach nicht, Bunny“, fuhr er schließlich fort. „Was ist passiert? Wie kann es sein, dass Chibiusas Existenz auf dem Spiel steht?“

Bunny konnte nicht antworten. Was passiert war? Seiya war passiert. Und dass sie sich hoffnungslos in ihn verliebt hatte, das war passiert. Doch das konnte sie Mamoru einfach nicht sagen.

„Es liegt alles nur an diesem Seiya, stimmt’s?!“ Als hätte er ihre Gedanken gelesen. Dieses Mal hatte die Wut in Mamorus Stimme überhandgenommen. Bunny wurde regelrecht schlecht.

„Mamoru…“, begann sie verzweifelt, konnte jedoch immer noch nichts entgegnen. Ihre Stimme klang elend.

„Bunny“, Mamoru versuchte seine Wut zu kontrollieren, „ich kann einfach nicht glauben, dass wir so ein Gespräch hier führen müssen. Ausgerechnet wir! Ich dachte immer, wenn es ein Paar gibt, das niemals Probleme bekommen würde, dann wären wir das. Wir wussten doch, was uns erwartet. Wir wussten, wozu wir bestimmt waren. Wir haben sogar unsere eigene Tochter bereits kennengelernt, verdammt! Wie kannst du all das so leichtfertig aufs Spiel setzen?“

„Leichtfertig?“, erwiderte Bunny endlich, die alle Vorwürfe seinerseits akzeptieren konnte, jedoch nicht, dass sie all das leichtfertig tun würde. „Weißt du eigentlich, wie ich mich in den letzten Wochen gefühlt habe?“

„Nein, weiß ich nicht!“, Mamorus Stimme war lauter als nötig. „Du redest ja nicht mit mir!“

„Ich rede JETZT mit dir!“, entgegnete Bunny. „Und ich hätte schon viel früher mit dir geredet, wenn du mir nicht immer das Gefühl gegeben hättest, dass ich nur ein dummes Mädchen bin, das immer alles falsch macht!“

Mamoru sah sie fassungslos an. Bunny wusste, dass ihre Worte ihn schockiert haben mussten. Noch nie hatte sie so mit ihm geredet. Aber dieses Gefühl hatte sie schon lange bedrückt. Lange bevor sie Seiya kennengelernt hatte. Mamoru hatte sie immer wie ein dummes Mädchen behandelt und sie hatte immer das Gefühl gehabt, dass er auch noch Recht damit gehabt hatte. Sie war doch nur ein dummes Mädchen, oder? Aber wie kam es dann, dass sie sich bei Seiya überhaupt nicht wie ein dummes Mädchen fühlte? Wie kam es, dass sie es bei ihm schaffte, besser zu sein? Ihre Noten zu verbessern und Beethoven zu spielen? Vielleicht war sie doch nicht einfach nur ein dummes Mädchen.

„Bunny…“, brachte Mamoru schließlich hervor. „Was meinst du damit? Ich habe dir das Gefühl gegeben, du seist nur ein dummes Mädchen und würdest immer nur alles falsch machen? Das ist doch Quatsch. Das siehst du vollkommen falsch.“

„Siehst du?“, fragte Bunny aufgebracht. „Du sprichst mir sogar meine eigenen Gefühle ab! Um deine Frage zu beantworten: Nein, es liegt nicht nur an Seiya. Es liegt auch an dir!“

Wieder sah Mamoru sie fassungslos an. „Was willst du damit sagen?“, hakte er nach.

„Ich will damit sagen, dass dein Verhalten mir gegenüber… und auch Seiya gegenüber… nicht gerade dazu beigetragen hat, dass ich eine glückliche Zukunft für uns beide sehe.“

„Seiya gegenüber?“, hakte Mamoru wütend nach. „Ernsthaft? Du willst mir Vorwürfe machen, weil ich Seiya nicht gerade mit offenen Armen empfangen habe?“

„Nicht mit offenen Armen empfangen? Du hast ihn geschlagen! Mamoru, du hast ihn geschlagen, er hat geblutet! Wie kannst du jemanden einfach so schlagen?“

„Einfach so?“ Mamoru wurde immer lauter. „Ich habe ihn nicht EINFACH SO geschlagen! Er hat versucht mir meine Freundin wegzunehmen! Natürlich werde ich da wütend!“

„Aber du hättest ihn nicht schlagen dürfen!“, beharrte Bunny. Für einen Moment starrten sie sich nur wütend an. Nach einigen Sekunden atmete Mamoru tief durch und bemühte sich dann, mit ruhigerer Stimme weiterzusprechen.

„Bunny…“, setzte er erneut an. „Du hast recht. Die letzten Wochen sind wirklich nicht gut gelaufen. Ich war eifersüchtig wegen Seiya und du hast dich ein bisschen zu sehr auf diesen Typen eingelassen, obwohl du wusstest, dass er in dich verliebt ist. Wir haben beide Fehler gemacht. Wir sollten uns darauf konzentrieren, wieder auf den richtigen Weg zu kommen, statt uns nur Vorwürfe zu machen. Nicht nur für uns, sondern auch für Chibiusa. Ich weiß, dass du auch nicht willst, dass sie nicht existiert.“

Dieses Mal war es an Bunny ihn fassungslos anzusehen.

„Auf den richtigen Weg, sagst du?“, hakte sie mit leiser Stimme nach.

„Ja, natürlich“, bestätigte Mamoru. „Der richtige Weg in unsere gemeinsame Zukunft. Du, ich und Chibiusa.“

Noch während er redete, fing Bunny an den Kopf zu schütteln.

„Nein, Mamoru“, erwiderte sie. „Es tut mir leid, aber das… das ist nicht mehr der richtige Weg für mich.“ Bei Mamorus Worten über den richtigen Weg war es ihr klarer geworden als jemals zuvor. Auch wenn es sie schmerzte, Chibiusa den Rücken zu kehren – die Zukunft mit Mamoru, die sie damals kennengelernt und von der sie gedacht hatte, dass sie sich nichts sehnlicher wünschen könnte, war für sie keine Option mehr.

„Was sagst du da?“ Mamoru sah sie an, als sei sie verrückt geworden.

„Es tut mir leid“, wiederholte Bunny. „Aber dieser Weg, von dem du da sprichst… unsere Zukunft… ich kann das einfach nicht mehr.“

„Weißt du eigentlich, was du da sagst?“, fragte Mamoru immer noch vollkommen fassungslos. „Ist dir klar, dass du damit Chibiusas Todesurteil unterschreibst?“

Wieder hatte Bunny Tränen in den Augen, doch sie blieb unbeirrt. Sie nickte.

„Ich weiß“, bestätigte sie. „Und das ist die schwierigste Entscheidung, die ich in meinem ganzen Leben jemals treffen musste. Aber es gibt keinen Weg mehr zurück. Es ist vorbei, Mamoru.“

„Bist du vollkommen übergeschnappt?“ Mamoru schrie beinahe. „Bist du wirklich so egoistisch, dass du dich unbedingt diesem widerlichen Popstar an den Hals werfen musst und Chibusa einfach vergessen kannst?“

Bunny zuckte zusammen. Mit diesen Vorwürfen hatte sie gerechnet und trotzdem trafen sie sie hart. Sie versuchte ruhig zu bleiben.

„Ich werde Chibiusa niemals vergessen“, erwiderte sie. „Aber du und ich… das funktioniert einfach nicht mehr. Ich wünschte, wir würden nicht auf diese Weise auseinandergehen. Aber ich habe gesagt, was ich sagen musste, und ich denke, es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Ich hoffe, du kannst irgendwann deinen Frieden damit finden, Mamoru. Ich hoffe, du wirst glücklich.“

Noch während sie sprach, stand sie auf und streifte sich ihre Tasche über die Schulter. Sie wandte sich zum Gehen.
 

„Wir sind noch nicht fertig!“, rief Mamoru, der inzwischen auch aufgesprungen war. Innerhalb einer Sekunde überwand er die kurze Distanz zwischen ihnen und griff nach ihr, um sie am Gehen zu hindern. Auf keinen Fall konnte er sie so gehen lassen. Er bekam ihren Arm zu fassen und zog sie nach hinten. Sie ließ einen dumpfen Schrei ertönen und taumelte etwas, wobei ihre Tasche zu Boden fiel. Der Inhalt verteilte sich auf dem Teppich. Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn entsetzt an. Mamoru war selbst erschrocken und hob abwehrend die Hände.

„Entschuldige“, murmelte er und ging auf die Knie, um Bunny zu helfen, ihre Sachen wieder einzusammeln. Er griff nach ihren Schlüsseln, einer Packung Kaugummi und einer leeren Schokoladenverpackung, bevor sein Blick auf ihren Kalender fiel. Er stutzte. Zwischen den Seiten des Kalenders lugte etwas hervor. Sein Magen verkrampfte sich, als er es herauszog und erkannte, was es war. Es war ein Bogen mit Purikura-Fotos von Bunny und Seiya. Ein Bild nach dem anderen kam zum Vorschein. Ein Bild, auf dem beide ein Peace-Zeichen machten. Eines, auf dem sie Grimassen schnitten. Eines, auf dem Seiya ihr einen Kuss auf die Wange gab, während sie überrascht in die Kamera blickte. Eines, auf dem sie sich in die Augen sahen. Und schließlich eines, auf dem sie sich küssten. Mamoru wurde heiß und kalt zugleich. Ihm wurde kotzübel. Langsam sah er zu Bunny auf, die ihn entsetzt anstarrte.

„Mamoru…“, begann sie mit zitternder Stimme, schien jedoch mehr nicht hervorzubringen.

Wieder wanderte sein Blick zu den Fotos. Seine Gedanken rasten und schienen gleichzeitig stillzustehen. Auch wenn seine Eifersucht ihm schon lange zu erzählen versuchte, dass Bunny etwas mit diesem Seiya hatte, so richtig hatte er es eigentlich nicht geglaubt. Er hatte immer noch an das liebe, naive Mädchen geglaubt, mit dem er zusammengekommen war, und an ihre gemeinsame Zukunft. Wenn nicht seinetwillen, dann doch wenigstens um Chibiusas Willen. Doch nun hielt er den Beweis in Händen. Weder Bunny noch er selbst konnten nun noch abstreiten, dass tatsächlich etwas zwischen ihr und Seiya war. Ein Schwall von Gefühlen, die er selbst nicht genau zuordnen konnte, prasste auf ihn ein. Er wollte schreien, er wollte weinen, er wollte sie festhalten, er wollte ihr wehtun. Er hatte Angst. Angst, wozu er in diesem Zustand fähig sein könnte.

Ausdruckslos schob er die Fotos zurück zwischen die Seiten von Bunnys Kalender, welchen er zusammen mit dem Rest der aufgesammelten Sachen in Bunnys Tasche steckte. Er stand auf und reichte ihr ihre Tasche.

„Geh bitte“, sagte er nur. Mit zitternden Händen nahm Bunny ihre Tasche entgegen. Es vergingen ein paar Sekunden, in denen sie ihn unsicher ansah, bevor sie sich schließlich umdrehte und ging.



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