Zum Inhalt der Seite

☾ Mikadzuki

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Fragen über Fragen

Meine Güte, die letzten beiden Tage war ja mehr Aufregung als das ganze vergangene Jahr über!“ In Ayames Stimme lag zwar ein Stöhnen, aber es klang belustigt.

Kôga, der direkt neben ihr an der Wand ihres Gemachs saß, grinste bloß. „Ich hab das dumpfe Gefühl, ohne diesen Halbköter wäre es nur halb so turbulent gewesen“, bemerkte er.

Ayame verpasste ihm einen leichten Hieb. „Kannst du InuYasha nicht einmal beim Namen nennen? Immerhin dürfte euer Streitthema doch jetzt aus der Welt sein.“ Ihr grüner Blick senkte sich auf ihren Sohn, den sie im Arm hielt. Der kleine Kerl war noch wach, kuschelte aber still mit dem Fell, das ihm noch immer traditionsgemäß als Decke diente.

Kôga legte derweil den Kopf schief. „Kagome schon. Aber das muss ja nicht heißen, dass wir jetzt die besten Freunde sind. Und immerhin hat er auf Kiyoshi herumgehackt.“ Der letzte Satz klang fast ernst.

Ayame lachte leise. „Als ob du nicht genau wüsstest, dass er das nur aus Gewohnheit macht“

Kôga zuckte mit den Schultern. „Na und? Ich auch.“

Innerlich verdrehte die Rothaarige die Augen. Genau darauf hatte sie ja hinaus gewollt, aber Kôga schien ihr da wiedermal nicht richtig folgen zu können oder zu wollen. Manchmal war er wirklich ein ziemlicher Trottel, aber deswegen mochte sie ihn nicht weniger.

Sie dachte an den vergangenen Abend zurück, als die ganze Bande vom Hochgebirge zurückgekehrt war. InuYasha, Kagome und die anderen hatten sich recht schnell verabschiedet, mit der Erklärung, sie hätten noch etwas zu tun. Ginta und Hakkaku hatten ihre ‚Onee-san‘ noch bis zu den Bergausläufern begleiten wollen, waren aber inzwischen auch wieder zurück. Draußen war es Nacht geworden, man hörte aus der Haupthöhle die Atemgeräusche der tierischen Rudel und auch vieler Wolfsdämonen. Nur wenige waren jetzt noch unterwegs, ein paar Nachtpatrouillen, ein verspätetes Jagdrudel oder ein Liebespaar vielleicht. Es war still. Hier oben, so weit im Norden, war man beinahe ungestört.
 

Da hob Ayame den Kopf, als sie bemerkte, dass sich jemand vor ihrem Gemach aufhielt. Sie erkannte den Geruch des Beraters und rief ihn hinein.

Das kam dann für Kenta doch etwas überraschend. Egal wie locker die Regeln der Ookami waren, ins Fürstengemach kam ein normaler Yôkai nicht so leicht, selbst wenn beide Teile des Fürstenpaares anwesend waren. Daher trat er auch etwas zögerlich ein, kniete sich in der Nähe des Eingangs nieder.

„Was möchtest du, Kenta?“, wollte Kôga wissen und der ältere Yôkai wäre beinahe zusammengezuckt. „Ich… ich hörte, dass Ihr über diesen InuYasha spracht und hoffte, mehr zu erfahren. Er und seine Gruppe kommen mir doch etwas suspekt vor. Eine der berühmtesten Nekomata unserer Zeit, ein Halbdämon, der eine enge Beziehung mit einer Miko pflegt – wenn ich das so sagen darf – , ein nicht mal ganz erwachsener Menschenjunge, der eine Waffe perfekt beherrscht, die ich bisher nie bei einem Menschen sah und noch eine junge Halbdämonin, samt eines Dämons, dessen Gattung man nicht identifizieren kann. Und alle arbeiten zusammen, als würden sie sich schon lange kennen.“

Ayame kicherte leise in sich hinein. „Ich kann verstehen, was du meinst, Kenta. So ging es mir am Anfang auch. Vor allem was die Beziehung von InuYasha und Kagome betrifft. Und woher das alles kommt. Wenn du magst… wir können dir gerne erzählen, wie diese Gruppe zueinander fand. Einiges haben wir selbst miterlebt, anderes hat Kagome uns erzählt“, begann sie, sah dann zu ihrem Gefährten.

Der Schwarzhaarige nickte bloß. „Aber… erzähl du. Du kennst die Sache und ich weiß nicht, ob…“, er verstummte, es war deutlich zu hören, dass sich eine Art erstickter Unterton in den letzten Worten befunden hatte.

…du die grausame Tat Kaguras und damit Narakus über die Lippen kriegst, schon verstanden, mein Lieber…, vervollständigte Ayame in Gedanken und setzte sich etwas aufrechter hin, bemüht ihren gerade eingeschlafenen Sohn nicht gleich wieder aufzuwecken. „Gut, dann hör zu, Kenta...“
 


 

Es hatte nicht einmal eine Minute gedauert, bis die beiden Yôkai durch den schmalen Gang, flankiert von Bäumen, gerast waren. Er ging immer geradeaus und war kaum dreihundert Schritt lang, ein Klacks, zumal Natsu beinahe mit Sesshômarus Geschwindigkeit mithalten konnte, obgleich sie fast verspielt hin und hersprang. Die wild um sich greifenden Äste und Zweige, die aus dem Boden schnellenden Wurzeln waren da kein großes Hindernis. Als sie stehen blieben, regten sich hinter ihnen noch die Äste der verkrümmten Nadelbäume, deren Nadeln sich hier bei näherem Hinschauen als spitze Dornen entpuppten, aber die beiden standen gerade eben außer Reichweite der Bäume.

Natsu sah sich um, versuchte sich an den leichtesten Weg zu erinnern, denn je nachdem, in welche Richtung man nun lief, stand man verschiedenen Fallen gegenüber. Und es war sicher bereits hundert Jahre her, dass sie zuletzt hier gewesen war. Endlich entdeckte sie den schmalen, fast metallen glitzernden Streifen im Boden. Ihr Blick wanderte etwas nach oben, sie kniff die Augen zusammen, erkannte das Netz aus hauchdünnen Fäden, die mitten in der Luft zu hängen schienen. Hoch genug, das man bequem darunter durch kam, dort wartete eine andere Gefahr. Und sie wusste, die jetzt sichtbaren Fäden waren nur ein Bruchteile derer, die dort tatsächlich herumflogen. Kuraiko war eine Pantherdämonin und eine sehr erfahrene noch dazu. Sie wusste, wie sie alle Arten von Yôkai malträtieren konnte, um sich von sich fern zu halten. Viele waren in gewisser Weise kriegerisch und kampferfahren, erst Recht, wenn sie bis hierher kamen. Also wurden ab jetzt die Sinne angegriffen. Und hier zuerst: Die Augen, das Gleichgewicht – und der Verstand.

Sie bemerkte Sesshômarus kalten Blick in der Seite und wandte den Kopf. „Das nächste ist eine spezielle Art des Labyrinths. Da steckt viel Magie drin, von hier sieht man es nur, wenn man es weiß. Tut mir den Gefallen und bleibt direkt hinter mir, es könnte sonst wirklich gefährlich werden.“

„Du meinst, du bist in der Lage, das einzuschätzen?“, lautete sein eisiger Kommentar.

„Ja.“, antwortete Natsu knapp und konnte sich, auch ohne hinzusehen, denken, dass er von dieser Reaktion nicht begeistert war.
 

Tatsächlich behielt Sesshômaru nur dank seiner Selbstbeherrschung die Ruhe. Eigentlich fiel kaum auf, was sie tat, es waren feine Nadelstiche, kleine Unhöflichkeiten, die sich aber langsam aufstauten und seine Wut schürten. Sie nahm sich so einiges heraus, was sich nicht gehörte. Frech, redselig, vorlaut, den Kopf zu oft erhoben und obendrein verspielt wie ein gerade hundertjähriges Dämonenkind. So konnte man sie wohl charakterisieren. Entweder hatten sämtliche Lehrer für Benimm und Anstand bei ihr nicht aufgepasst, ihre Eltern mit eingeschlossen – und das bezweifelte er stark – oder sie tat das gar mit Absicht. Nur… welches Ziel verfolgte sie damit? Es war beinahe Neugier, die Sesshômaru dazu trieb, wieder nicht zu tadeln. Er wollte herausfinden, was sie trieb. Wollte sie etwa im Moment austesten, wie fähig er war, um ihn dann mitten in eine der Fallen zu leiten? Nun, wenn es das war, hätte sie sich geschnitten. Jemand, der sich hier auskannte, mochte ganz hilfreich sein, aber sicher nicht notwendig. Was auch immer kommen mochte, er würde damit fertig werden.
 

Hätte Natsu von dieser Erkenntnis gewusst, sie hätte wohl den Schluss gezogen, dass er wirklich keine Ahnung hatte, was kommen würde. Kuraiko war nämlich schon als Fürstin sehr gut darin gewesen, die Schwäche eines jeden irgendwie an den Pranger zu stellen. Selbst bei jenen, die meinten, keine Schwäche zu haben. Und man munkelte sogar, wenn es sein müsste, dann würde Kuraiko noch dafür sorgen, dass jemand eine Schwäche bekam, um ihn dann an dieser Stelle schmerzhaft zu treffen. Aber ob das so stimmte, da hatte selbst Natsu ihre Zweifel. Kukaiko war schließlich immer noch eine Yôkai und keine Gami. Andererseits… nun ja, dieses Thema führte zu nichts.

Aber sie würde es wohl herausfinden. Nach allem, was Natsu je über ihren momentanen Begleiter gehört hatte, war er ein Kandidat für die Kategorie ‚Hat- keine- bekannte- Schwäche‘. Das konnte amüsant werden - oder ziemlich dramatisch.
 


 

InuYasha, Kagome und seine Gruppe hatten inzwischen, nachdem Ginta und Hakkaku wieder gegangen waren, ihr Lager am Fuße der Berge errichtet. Geschützt zwischen den bereits ergrünten Hügeln, fegte der Wind nicht so sehr und das nächtlich kühle Wetter erreichte sie hier kaum. Bald würde der Frühling mit voller Kraft loslegen, das wussten sie. Aber jetzt gaben sie sich erst einmal hiermit zufrieden. Es hatte sich ja auch beinahe die altbekannte Ordnung eingestellt: Kagome hatte sich bereits hingelegt, nah beim Feuer, schließlich besaß sie ja keinen Schlafsack mehr, InuYasha saß, Tessaiga im Schoss, auf einem Stein etwas abseits und hielt Wache, Kirara lag in ihrer großen Gestalt da und diente mit aller Gelassenheit, Kohaku als Kissen. Das rötlich schimmernde Band, das neuerdings um ihren Hals lag, schien sie nicht sonderlich zu stören. Die FeuerYôkai hatten er ihr angelegt, nach mehrmaligen Bitten Kagomes, damit Kirara und ihre Freunde im Notfall alarmiert werden konnten. Vermutlich hatte die junge Miko so ein besseres Gefühl bei der Sache, es hatte aber auch niemand etwas dagegen gehabt. Und Kirara, die in gewissem Maße gegen Feuer immun war und das ganz ohne Feuerrattenfell, hatte sich bereiterklärt, das Halsband zu übernehmen, das aus der reinen Magie der Kaji-Yôkai bestand. Wenn InuYasha sich aber nicht sehr irrte, hatte die Nekomata vor, es sobald wie möglich jemandem weiterzugeben, der besser geeignet wäre, das Warnhalsband zu tragen, denn wenn Kirara später einmal wieder allein mit Kohaku durch die Gegend ziehen würde, konnte sie es nicht gebrauchen – und auch im Notfall nicht schnell genug reagieren.

Der Hanyou sah sich weiter in der Umgebung um. Shiori und Tián waren noch irgendwo unterwegs, doch da InuYasha sie noch immer wittern konnte, machte er keine Anstalten, sich weiter um die beiden zu kümmern. Sollten die doch miteinander oder ohneeinander tun und lassen, was sie wollten.

Kagome hatte beschlossen, dass die beiden zur Gruppe gehörten, aber zum Team, nein, das war etwas anderes. Sie reisten mit ihnen, aber so wie damals mit Miroku, Sango und Shippô war es nicht. Und auch wenn InuYasha Naraku und dessen Abkömmlinge wahrhaftig nicht vermisste, auch wenn er inzwischen froh war, dass das Shikon no Tama nicht mehr existierte, diese Zerrissenheit der Gruppe stimmte ihn traurig. Früher… sie hatten sich wortlos verstanden, wenn es sein musste. Die ständige Gefahr hatte er gefordert, aber trotzdem war das ein schönes Gefühl gewesen. Jetzt war nur noch Kagome bei ihm. Sicher, sie war das Wichtigste, was er besaß und über ihre Rückkehr war er mehr als nur froh, aber sie war nicht alles. Außerdem war da noch etwas, was sie betraf und über das er wohl erst einmal mit sich ins Reine kommen musste, ehe er das überhaupt erwähnte. Und da würde ihm sicherlich nicht einmal Myouga weiterhelfen können, zumal er den so etwas niemals fragen würde. Das war seine Sache. Aber zu einem Ergebnis kam es deswegen dennoch nicht.

Ach, es war zum Verzweifeln. InuYashas Hand verkrampfte sich leicht um Tessaigas Scheide, ehe er sich wieder im Griff hatte. Warum nur musste er immer zwischen den Welten stehen? Er hatte Freude gefunden, die ihn akzeptierten, wie er war. Warum konnte nicht einmal damit alles gut sein? Warum brachte seine Existenz als halber Dämon und halber Mensch immer wieder neue Probleme mit sich?

Entnervt ließ er die Ohren hängen, schloss für einen Moment die Augen. Und wie aus dem Nichts kamen andere Dinge in ihm hoch, seine Geschichte, die seiner Freunde, die fast eine Familie für ihn geworden waren. Hat sich nicht nach langem Kampf doch alles zum Guten gewendet? Sind wir nicht auch erst allmählich ein Team geworden? War Sango nicht zuerst unsere Gegnerin? Waren Kagome und ich und nicht zuerst spinnefeind? Hab' ich nicht auch Zeit gebraucht, zu kapieren, wie ich mit dem Juwel, mit meiner Zeit mit Kikyô umzugehen hatte? Braucht nicht alles seine Zeit? Muss ich nicht einfach Vertrauen haben?

Kurz darauf war er eingenickt.
 


 

Weiter im Westen, wo sich das Schloss des dortigen Dämonenfürsten über den Hügeln erhob, standen derweil fünf junge Wolfsdämon etwas verloren auf dem Schlosshof. Nur einer von ihnen, der Älteste hatte es bisher betreten dürfen, weil er eine Nachricht für den Fürsten hatte. Und jetzt warteten sie alle darauf, wie es weitergehen sollte. Von Rückkehrern hörte man viel über das gute aber harte Training hier und die fünf bebten vor Aufregung, aber momentan konnten sie sich kaum rühren, unter den strengen Blicken der Torwachen, die auf sie Acht gaben.
 

Kôhei trottete derweil hinter dem Diener durch die weiten Flure, bis sie vor einer dunklen Schiebetür haltmachten, die sicherlich nicht zum offiziellen Audienzsaal des Fürsten führte. Was ging hier vor? Der junge Ookami bekam eine erste Ahnung, als er hineingerufen wurde und eine eindeutig weibliche Stimme hörte. Und dann stand er einer schwarzhaarigen Inuyôkai gegenüber, die man als Mensch vielleicht auf Mitte, Ende Zwanzig geschätzt hätte. Sie kniete hinter einem Schreibpult und sah ihn ernst, aber nicht unfreundlich an. Gerade noch erinnerte sich Kôhei daran, dass es hier strengere Regeln gab und verneigte sich kurz, ehe er sich ihr gegenüber niederließ.

Masa nickte ihm zu, sagte jedoch nichts. Man hatte ihr bereits berichtet, dass es um eine Botschaft an Fürst Sesshômaru ging, die allerdings politischer Natur war. Also durfte auch sie das Siegel brechen, solange Sesshômaru nicht im Hause war. Und das tat sie jetzt auch, überflog die Zeilen kurz. Dann winkte sie den Diener heran, der neben der Tür niedergekniet war. „Schick mir Daisuke, Shin, Tomi und Jiro auf den Hof. Und Arata!“

Bei dem letzten Namen zog der Diener kurz die Luft ein, verneigte sich aber hastig und eilte davon.

Masa wandte sich an den jungen Ookami. „Gehe ich Recht in der Annahme, dass dieser Kôhei du bist?“ Er nickte. „Gut. Dann komm mit. Ich werde selbst überwachen müssen, wie die Lehrer verteilt werden. Fürst Sesshômaru ist nicht zugegen.“ Kôhei reagierte bloß, in dem er sich erhob und hinter Masa her trottete. Die Schwarzhaarige runzelte etwas die Stirn. Es war ja nicht so, dass sie Schweigsamkeit nicht gewohnt wäre, immerhin war ihr eigener Gebieter das beste Beispiel, aber dieser junge Wolf kam ihr doch etwas seltsam vor. So jung und schon so wortkarg? Fürst Sesshômaru hatte das von seiner Mutter, das wusste sie nur zu gut, schließlich hatte sie Fürstin Chiyo noch kennengelernt, aber bei den Wölfen ging es doch sowieso meist lockerer zu, oder irrte sie sich da?

Nein, tat sie nicht, beschloss sie, als sie durch das Hauptportal trat und die fünf anderen Wolfsschüler erkannte, die noch immer kaum still stehen konnten vor Erwartung. Dieser Kouhei, der sich nun wortlos wieder zu seinen Kameraden gesellte, schien ein Sonderfall zu sein. Sie sollte ihn auf jeden Fall im Auge behalten. Nun, da er Aratas Schüler werden würde, musste sie das sowieso.
 

Da lösten sich die Gestalten der Lehrer bereits aus der dichten Dunkelheit und stellten sich neben dem Portal auf. Daisuke, Tomi und Jiro hatten ihre bisherigen Schüler mitgebracht, die einigermaßen diszipliniert, aber eindeutig neugierig hinter ihren Mentoren standen. Jedem von ihnen würde ein neuer Schüler zugewiesen werden. Shins momentaner Schüler würde in den nächsten Tagen bei den Wachen eingearbeitet werden, seine Ausbildung war abgeschlossen. Shin würde daher zwei neue Schüler bekommen.

Und dann war da noch Arata. Von manchen war er gefürchtet, was vermutlich auch daran lag, dass der letzte Schüler des erfahrenen Inuyôkai Sesshômaru höchstpersönlich gewesen war. Masa aber wusste, das mindestens die Hälfte der Gerüchte über den berüchtigtsten Lehrer der Inu-Schule nicht zutraf. Aber eigen sein konnte der Alte.
 

Sie trat einen Schritt vor, die silberne Kette, die sie als Stellvertreterin des Fürsten auswies, hatte der doch keine Gefährtin und lebte seine Mutter, die nominelle Fürstin, nicht auf diesem Schloss, blitzte im Mondlicht auf. Sofort waren alle Blicke auf sie gerichtet.

Sie sah zu einem jungen Wolf in blauschwarzer Tracht. „Du!“, machte sie ihn auf sich aufmerksam, worauf der eher mäßig erfolgreich versuchte still zu stehen. „Geh zu Daisuke. Er wird dein Mentor sein.“ Dabei warf sie einen Seitenblick zu dem schwarzhaarigen Lehrer. Der nickte ihr kurz zu, wartete, bis sein neuer Schüler zu ihm gekommen war und berührte den dann dem Brauch gemäß an der Stirn. Damit band er ihn als Lehrling an sich. So lautete die Regel an der Inu-Schule.

Dasselbe geschah mit Tomi, der das hellbraun gekleidete Mädchen mit sich nahm, und Jiro, der von nun an für den grauen Jungen verantwortlich war. Shin übernahm die beiden weiß gekleideten Mädchen, die sich wie ein Ei dem anderen glichen. Er würde sicher viel Spaß mit den Zwillingen haben, das dachte nicht nur eine der unbeteiligten Wachen sarkastisch.

Zurück blieben Kôhei und Arata. Schon von selbst trat der alte Inuyôkai auf den jungen Ookami zu, betrachtete ihn kurz und berührte ihn dann ebenfalls an der Stirn. „Komm mit“, brummte er. Kôhei folgte wortlos. Die ganze Zeit über hatte er still gestanden.

„Arata? Morgen vor Trainingsbeginn will ich dich sprechen!“, rief Masa dem Lehrer noch hinterher, im Wissen, dass er sie gehört hatte, aber keine Reaktion zeigten würde. Der Alte war ein erfahrener Krieger und dementsprechend raubeinig. Offiziell wenigstens.
 

„Zuerst einmal, Jungchen, bin ich der Ältere und der, der die Befehle gibt. Also hast du einen Schritt hinter mir zu gehen, nicht wahr?“ So wie Arata mit dem jungen Wolf sprach, klang es tatsächlich nach einer Frage, aber seine Augen zeigten den Befehl. „Jawohl“, murmelte Kôhei und ließ sich ein Stück zurückfallen. Dabei zeigte er keinerlei Gefühlsregung. Und auch wenn Arata sich nach außen hin ähnlich gab, so konnte er sich nun denken, warum Masa ihn am Morgen sprechen wollte. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem jungen Wolf. Der war nicht schweigsam oder selbstbeherrscht, wie man es von Sesshômaru behaupten konnte, der war einfach nur desinteressiert an allem. Das gefällt mir nicht… das gefällt mir absolut nicht… mehr Aufmerksamkeit, mehr Offenheit, Ehrgeiz, Kämpferherz… das zeichnet einen Krieger aus… und bisher waren die Wölfe in der Lage, Jugendliche hier her zu schicken, die diese Qualitäten zumindest als Anlage mitbrachen… also was soll dieser Junge? Der Saum seines gelbgrauen Haori wehte etwas im aufkommenden Wind, als der Alte stehen blieb. „Such dir einen Schlafplatz und tanke Kraft. Das Training beginnt eine Stunde nach Sonnenaufgang. Verstanden?“

Kôhei nickte knapp und trottete an seinem neuen Lehrer vorbei. Für dich, Sayoko, für dich Imouto-chan. Nur für dich tue ich das… ich und ein Kämpfer, Schwesterlein… wenn du das schon verstehen könntest, du würdest mich auslachen, nicht wahr? Und wenn du wüsstest, wie viel das Kämpferherz unseren Eltern gebracht hat, du würdest nur noch heulen… ach, Sayoko… mit deinem ist auch mein Weg vorbestimmt… du bist noch zu klein, um das zu sehen, du lebst in den Tag hinein, hast das Schicksal unserer Familie nicht bewusst mitbekommen. Vater ist so stark, Sayoko, für uns ist er es… jetzt muss ich es auch sein… ich bin der Älteste von uns. Für dich, Imouto-chan, aber auch für Otou-san, Kai und Shinta… ich werde fähig sein… ob ich will oder nicht…

Damit verschwand er auf seinem Nachtlager, ohne sich weiter nach den anderen aus seinem Rudel oder gar den bisher fremden Schülern umzusehen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Tja Arata, du wirst noch viel Spaß mit deinem Schüler haben. Und du, Kôhei, mit deinem Lehrer...

Im nächsten Kapitel "Neue Wege" setzt Arata seinen Plan um - oder versucht es zumindestens -, InuYasha und Kagome erörtern die Situation und auch Sess kriegt neuen Stoff zum Nachdenken^^ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Avialle
2013-11-04T14:52:11+00:00 04.11.2013 15:52
Na, es hat doch noch geklappt, schön!
Bei den Wölfen... lustig, lustig! Da guckt bestimmt einer doof aus der Wäsche *gg*
Sess und seine Begleitung - ja, ich weiß, ich wiederhole mich - aber ich find die beiden einfach klasse zusammen^^ Wie sie ihn ärgert, seine Selbstsicherheit... Ob die nicht noch einen Dämpfer bekommt?
Bei Inu und Co. ging es ja bisher entspannt her... Mal sehen, wie lange noch. Und wann Myouga endlich mal auftaucht
Und was machen unsere Füchse überhaupt? Die sind ja auch nicht zu vergessen!
Antwort von:  Mimiteh
04.11.2013 18:52
Ja, Kenta wird begeistert sein.
Demnächst machen Sess und Natsu ja dann auch einen Schritt vorwärts, fragt sich bloß, ob sie beide davon so begeistert sind.
Und die Füchslein... um die kümmern wir uns auch bald wieder.
Antwort von:  Avialle
05.11.2013 19:52
Was darf man denn unter einem Schritt vorwärts verstehen...?

Gomen das ich erst jetzt antworte, aber [Ausrede deiner Wahl einsetzen]^^
Kann aber versichern, Freitag das letzte Kapitel bei Canis Lupus hochzuladen ;)
Antwort von:  Mimiteh
06.11.2013 11:33
Wenn ich mir eine Ausrede aussuchen darf, darfst du dir eine Antwort auf deine Frage aussuchen xD Nein, im Ernst, auf mehreren Ebenen. Sowohl mit den Fallen, als auch was das Zwischen-äh... dämonische angeht^^
Auf Canis Lupus freue ich mich schon!
Antwort von:  Avialle
06.11.2013 13:24
Na wenn du jetzt zwischenmenschlich gesagt hättest, hätt ich mich an deiner Stelle schnell umgedreht aus Angst, das da ein gewisser Youkai steht *gg*

xD^^ Jau, nachdem Taka nun ausgepackt hat, können die Fäden ja endlich entwirrt werden :D


Zurück