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☾ Mikadzuki

von

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Diskussionen

Ein neuer Morgen war angebrochen.

Schon als die ersten Sonnenstrahlen in die Höhlen der Wolfsdämonen gedrungen waren, war InuYasha erwacht. Nun stand er auf dem Plateau vor dem Eingang und sah den Felsenpfad hinauf. Plötzlich bemerkte er eine schnelle Bewegung hinter sich, fuhr herum.

Ein Wolfsdämon stand da, der jetzt kurz den Blick niederschlug um seine friedlichen Absichten zu demonstrieren.

InuYasha kniff die Augen zusammen. „Kenta, richtig? Was willst du von mir?“

„Ich möchte Euch und eure Freunde um Verzeihung bitten. Mein Ausbruch gestern muss euch ziemlich erschreckt haben. Es tut mir Leid, Freund von Kôga-sama“

„Keh! Ich heiße InuYasha. Und ein Freund bin ich sicherlich nicht“

Kenta schmunzelte ein wenig, seine Stimme verlor etwas von ihrem Ernst. „Das denke ich aber schon. Obwohl ich durchaus merke, dass die Situation etwas angespannt ist, zwischen dem Fürsten und Euch. Darf ich mir die Frage erlauben, woran das liegt?“

„Wir konnten uns noch nie leiden, wenn du das meinst. Bis vor einiger Zeit war er noch hinter Kagome her“, gab InuYasha etwas wiederstrebend zurück. Er wusste nicht, was er von der seltsam höflichen Art des Wolfsdämonen halten sollte. Wenn die Sprache nicht gerade auf seine verstorbene Gefährtin kam, schien der ja die Ruhe weg zu haben und obendrein war er sich nicht zu fein, ein ernsthaftes Gespräch mit einem Hanyou zu führen. Irgendwo schon seltsam.

„Kagome?“, fragte Kenta derweil nach. „Die Miko? Eure Gefährtin?“

InuYasha hätte sich fast verschluckt, bei der Bezeichnung, fing sich aber gerade noch. Seine Ohren zuckten, als er überlegte, wie Kenta darauf kam. Nun ja, irgendwo… Kagome war für ihn das wichtigste geworden, das er besaß. Aber seine Gefährtin? Dazu gehörte doch, dass er… nein, nicht weiter darüber nachdenken.

Aber jetzt wusste er, wieso Kenta die junge Miko so betitelt hatte. Nach dem Gespräch gestern hatte Kagome die ganze Nacht über an ihn gelehnt geschlafen. Er musste ihre Witterung an sich haften haben und der Geruchssinn eines Ookami war kaum schlechter als der eines Hundes. „So in etwa…“, antwortete er daher ausweichend und versuchte mit mäßigem Erfolg das leichte Grinsen des Wolfsdämons zu ignorieren. Schließlich wandte er sich wieder ab.

Kenta ließ sich davon wenig beeindrucken. Er kam einen Schritt näher, gesellte sich neben den Halbdämon. „Ihr seid nicht einfach so hier vorbeigekommen, oder?“

InuYasha schüttelte den Kopf, ohne seinen Gesprächspartner anzusehen. „Wir haben einen Auftrag“

„Eure Gruppe ist zu unkonventionell um als Söldner zu arbeiten. Also, warum reist ihr umher?“

„Um unser Dorf und vielleicht noch viel mehr zu schützen. Alles Weitere müsstest du wohl Kirara fragen“

Kenta zuckte zusammen. „Ki-rara? Ihr meint… die Nekomata? Sie heißt Kirara?“

Jetzt sah der Hanyou doch auf. „Klar. Was ist daran so schlimm?“

Der Wolfsdämon schüttelte den Kopf. „Schlimm ist gar nichts. Aber… Ihr wisst schon, was für ein legendäres Wesen ihr mit ihr habt?“

Nach Hundeart fragend legte InuYasha etwas den Kopf auf die Seite.

„Kirara zog einst mit einer berühmten Miko durch die Lande. Midoriko nannte man sie. Sie war unglaublich stark, für eine Menschenfrau, und auch bei Dämonen berühmt… nun, eher berüchtigt. Und sie wusste zu unterscheiden. Yôkai griff sie nie an, es sei denn, um sich zu verteidigen. Nur Oni hatten bei ihr schlechte Karten. Und mit Kirara begleitete sie sogar ein dämonisches Wesen. Nach einigen Jahren hörten die Berichte über die Taten Midorikos auf. Keiner weiß, was danach mit ihr geschah“

InuYasha ballte eine Faust zur Klaue. Midoriko, die Erschafferin des Shikon no tama. Sie war einst Kiraras Herrin gewesen? Er konnte für sich nicht abschätzen, ob er Kirara damals vertraut hätte, als sie sich zum ersten Mal trafen, hätte er das gewusst.

Sie war damals schon Sangos treue Begleiterin gewesen, aber dennoch… Midoriko…

Kenta hatte die Geste bemerkt, zog eine Augenbraue hoch. „Ihr wusstet wirklich nichts davon“, konstatierte er etwas vorsichtig, konnte er doch gerade nicht einschätzen, was in dem Halbdämonen vorging.

„Keh! Nein“, knurrte InuYasha, während er auf den Boden starrte. Dann atmete er tief durch. „Du willst wissen, was mit Midoriko geschah? Jahrelang war sie die Gegnerin der Oni gewesen. Irgendwann vereinten die sich, um sich ihr gemeinsam entgegen zu stellen. Nach unmenschlich langem Kampf, war Midoriko am Ende ihrer Kraft. In einem letzten Schlag opferte sie sich, um die Dämonen zu bannen.

Aus Ihrer Seele und denen der Dämonen entstand das Shikon no tama, das Juwel der vier Seelen, eines der furchtbarsten Artefakte unserer Zeit, mit der Macht, jegliche dämonische Kraft um ein Vielfaches zu verstärken. Jahrhunderte lang richtete es Unheil an, bis es vor knapp vier Jahren endlich zerstört werden konnte“

InuYasha hatte ungewohnt bitter gesprochen, verstummte nun abrupt, als erneut jemand an seine Seite trat.

Er erkannte den ponygroßen Körper der Nekomata, die zu ihm aufsah.
 

Ihre roten Augen leuchteten hintergründig, als sich ihr Blick auf den Horizont, in die Weite richtete. Sie öffnete weit das Maul und ein tiefes Fauchen hallte durch die Berge und wurde aus mehreren Richtungen als Echo zurückgeworfen, dass es eine fest monumentale Stimmung herbeizauberte.

Die Aussage dieses Lautes konnte sogar InuYasha verstehen: ‚So ist es. Nun kennt ihr also meine ganze Geschichte…‘
 


 

Auch in einem ganz anderen Gebiet lagen bernsteinfarbene Augen auf dem Sonnenaufgang, doch war der Besitzer diesmal kein Halbdämon, sondern ein vollwertiger Yôkai.

Tatsächlich beobachtete Sesshômaru die orangenen Schlieren, die sich langsam verzogen und den bläulichen Taghimmel freigaben. Noch immer saß er an seinem Platz, ohne sich die Nacht über gerührt zu haben.

Er dachte über Natsus Worte vom vergangenen Abend nach.

Diese Kuraiko, Urkönigin der Panther, schien ein etwas eigener Charakter zu sein. Nun, solange Tôran ihr Verhalten nicht von ihrer Mutter hatte, sollte es ihm Recht sein. Mit allem anderen wurde er fertig.
 

Natsu saß derweil höchstens drei Meter entfernt auf einer Hügelkuppe, teilte ihre Haare um sie neu zu flechten. Für sie wäre es ungewohnt, wären ihre Haare offen, sollte die Reise nicht weiterhin so friedlich bleiben. Kampf mit offenen Haaren – Nein. Ihr Begleiter unterdrückte sein Yôki komplett, sie inzwischen auch, sodass einige dämliche Oni sie vielleicht für Menschen halten würden und bei der Masse, mit der die normalerweise auftraten, dürfte ein Kampf kaum zu vermeiden sein. Nichts, was sie schätzte.
 

Doch plötzlich hob sie den Kopf, war mit einer geschmeidigen Bewegung auf den Beinen. „Sesshômaru-sama…“, begann sie leise.

„Ich weiß!“, wurde sie kühl unterbrochen, spürte im gleichen Augenblick, dass der weißhaarige Yôkai nun direkt hinter ihr stand.

Sie wandte nicht den Kopf, als er an ihr vorbei trat.

„Bleib zurück!“, befahl er emotionslos.

Nun sah Natsu ihn doch an. Auf der einen Seite hatte er ihre Warnung offenbar verstanden und nahm sein Zugeständnis ihrem Vater gegenüber, auf sie Acht zu geben, ernst. Auf der anderen Seite aber mochte sie nicht zurückstehen. Also kam sie einen Schritt hinterher. „Ich werde sicherlich nicht hier stehen bleiben!“, murmelte sie leise und kam an seine linke Seite.

„Du bist eine Hime!“, konterte er sachlich und trat wieder den Schritt schräg vor sie.

Nun verengte Natsu doch die Augen, unterdrückte nur mühsam ein Fauchen. „Glaubt Ihr, das Schwert und die Rüstung seien Dekoration?“, fragte sie sauer nach.

Diesmal antwortete Sesshômaru nicht, sondern richtete seinen Blick auf den Himmel, wo sich ein Schwarm flugfähiger Oni näherte. Er konnte deutlich erkennen, dass ihr Yôki flackerte, sie nicht ganz bei Sinnen waren. Ohne das seiner Mimik irgendeine Regung anzusehen war, gab er ein wenig von seinem Yôki frei. Keine Reaktion bei den Gegnern, denen bereits diese Menge Yôki gefährlich werden könnte. Der Schwarm kam näher.

Ohne sich etwas anmerken zu lassen, setzte er sich in Bewegung, sprang den Dämonen entgegen.

Natsu, die ihm trotzig auf dem Fuße folgte, registrierte zufrieden, dass er nichts dagegen sagte. Also durfte sie mitmischen. Und das tat sie nur zu gern.
 


 

„InuYasha! InuYasha, wo bist du de… oh, endschuldige. Störe ich? Ich habe Kirara brüllen gehört und dachte… ahh!“ Kagome, die hektisch aus der Höhle gestürmt war, stolperte und wäre wohl auf den harten Fels geprallt, wenn InuYasha sie nicht im letzten Moment aufgefangen hätte. „Alles in Ordnung, Tollpatsch“, grinste er und stellte sie wieder sicher auf die Füße.

Kenta, der das beobachtet hatte – und, nebenbei bemerkt, von der schnellen Reaktionsfähigkeit des nun doch nicht vollwertigen Dämons überrascht war – zog eine Augenbraue hoch. „Ihr seid ein Phänomen…“, murmelte er vor sich hin.

InuYasha warf ihm einen skeptischen Seitenblick zu, ohne den Kopf zu drehen.

Auch Kagome runzelte ein wenig die Stirn, sagte aber nichts, wusste sie doch nicht, was zuvor abgelaufen war.

„Ihr und die Miko…“, fuhr Kenta fort.

„Sie heißt Kagome!“, unterbrach InuYasha ihn und ließ Kagome los, um sich umzudrehen. Fragend blickte er den Wolfsdämon an. „

Ihr und… Kagome… ich glaube, ich bin nicht der erste Yôkai, der das nicht versteht, oder?“

„Und ich muss nicht verstehen, worauf du hinauswillst, oder?“

„Ach, InuYasha… ich glaube, er meint, das wir… naja, uns nahe stehen“, mischte sich die junge Miko halb tadelnd, halb verlegen ein.

„Keh! Bisher hat sich offenbar noch keiner weiter Gedanken darüber gemacht“, brummte der Hanyou daraufhin und machte keine Anstalten, die Skepsis aus seinem Blick weichen zu lassen.

Kenta zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Aber, wieso…“

„Die wenigsten Yôkai, die mir gegenübergetreten sind, sind zum Plaudern gekommen. Und überlebt haben sie‘s meist auch nicht“

„Abgesehen von genau drei Individuen“, murmelte Kagome so leise, das Kenta es nicht verstand. InuYasha dagegen war klar, wen sie meinte. Kôga, Sesshômaru und Naraku. Letzterer war zwar kein richtiger Yôkai gewesen und jetzt auch aus dem Weg geschafft, aber er hatte es bemerkenswert lange überlebt, sich in InuYashas Beziehung(-en) einzumischen.

Die Ohren des Halbdämons zuckten kurz, aber er äußerte sich nicht dazu. Zu viel Verständnislosigkeit bezüglich Kentas Verhalten tobte in ihm.

„So langsam werde ich aus dem Kerl nicht mehr schlau…“, murmelte Kagome schließlich, als Stille einkehrte, Kenta nichts mehr sagte. Erst da bemerkte sie, dass der Blick des Wolfsdämons auf ihr ruhte, musternd, fast prüfend.

Erst nach einer Weile sprach er wieder. „Es ist schon seltsam. Wenn Eure Worte stimmen, seid Ihr der stärkste Hanyou, der je existierte. Derjenige, der am ehesten Chancen hat, von vollblütigen Dämonen akzeptiert zu werden. Und dennoch versucht Ihr nicht einmal, Euer Blut zu stärken, sondern zieht in Betracht es zu verwässern?“ Obwohl der Ookami den Blick nicht von Kagome nahm, sprach er ganz offensichtlich mit InuYasha.

Der runzelte nun endgültig die Stirn, er verhinderte gerade noch ein impulsives Knurren. Aus diesem Kenta wurde er wirklich nicht schlau. Auf der einen Seite zeigte sich Kenta als sehr höflich und gelassen, auf der anderen Seite erörterte er so ein Thema, obwohl doch offensichtlich sein müsste, wie wenig InuYasha es interessierte, das Kagome ‚nur‘ ein Mensch war.

Ein wenig legte der Hanyou den Kopf schief. „Als ob alles davon abhängen würde, wer welcher Spezies angehört. Kagome mag ein Mensch sein – na und? Meine Mutter war auch einer und von ihr weiß ich alles, was ich in meiner Kindheit je lernte. Meinen Vater habe ich dagegen nie kennengelernt…“

„Bei der Stärke, die Euer Vater gehabt haben muss, seid ihr das Ergebnis eines Spiels?“

Nun knurrte InuYasha doch. So wenig er über seinen Vater wusste und so selten er es gut hieß, wenn die Sprache darauf kam, so eine Ansicht ließ er dann doch nicht auf sich sitzen. „Keh! Schwachsinn. Er starb am Tag meiner Geburt. Und meine Stärke kommt nicht von ungefähr. Er war ein Daiyôkai. Davon mal ganz abgesehen habe ich Kagome mehr zu verdanken, als du dir vorstellen kannst“

„Aber das macht sie doch noch lange nicht zu einer stärkeren Spezies!“

„Wie oft soll ich noch sagen, dass mich das nicht interessiert?“
 

Kagome drehte sich ein wenig zur Seite, damit keiner von beiden sah, dass sie ein Kichern kaum unterdrücken konnte. Jetzt sah InuYasha mal, wie es ihr manchmal mit ihm ging, wenn er etwas nicht kapieren wollte. Und das sie sich früher oftmals nicht anders zu helfen gewusst hatte, als zu… durchschlagenden Methoden zu greifen.
 

„Kagome ist stärker, als man glaubt. Und gerade sie hat mir beigebracht, dass es alles andere als gut ist, als Hanyou, wie ich es bin, nach fremder Stärke zu streben“, fügte InuYasha gerade hinzu und zauberte damit reines Unverständnis auf Kentas Gesicht. Der Ookami konnte nicht wirklich folgen und genau das hatte der Hanyou erreichen wollen, auch wenn er die reine Wahrheit sprach.

„Aber…“

„Otou-san!“ Die Stimme, die Kenta unterbrochen hatte, kam den beiden Gästen durchaus bekannt war. Es war dieselbe, die den Wolfsdämon gestern aus seinem Wutanfall geholt hatte. Kouhei. Der jüngere Ookami kam gerade aus der Höhle und auf seinen Vater zu. „Was hättet Ihr gesagt, wenn die Entscheidung dieser jungen Miko auf Kôga-sama gefallen wäre?“, fragte er nach.

Anstatt das Kenta antworten würde, mischte sich InuYasha wieder ein. „Hast du etwa gelauscht?“ Denn nur aus dem vorangegangenen Gespräch konnte Kouhei wissen, das Kagome einmal eine Art Streitobjekt gewesen war.

„Unweigerlich. Ich habe da hinten auf meine Schwester aufgepasst“, erklärte Kouhei und zeigte auf den Höhleneingang. Das Wort ‚Schwester‘ schien auf Kenta wie ein Zauberwort zu wirken, er vergaß das bisherige Thema. „Wo ist sie jetzt?“ „Die Amme hat sie und Shinta wieder mit hinein genommen“, gab Kouhei knapp zurück und wandte sich um. „Komm, Otou-san“, forderte er dann und es klang eher so, als wäre er der Vater und Kenta der Sohn.

Kagome runzelte etwas die Stirn.

Die beiden waren schon etwas seltsam. Doch Kenta wiedersprach nicht und folgte seinem Sohn richtung Höhle.

Hanyou und Miko sahen den beiden etwas paralysiert nach.
 


 

Als die ersten Oni ihnen nahe kamen, sprangen die beiden Yôkai instinktiv auseinander, verzichteten in seltsamer Einigkeit beide darauf, ihr Schwert zu ziehen. Das war nun wirklich ein Witz, was hier auf sie zukam. Jeder x-beliebige Mönch wäre mit diesen Viechern fertig geworden. Aber gut, jetzt mussten sie sich eben mit ihnen abgeben.

Mit unbewegter Miene streckte Sesshômaru eine Hand seitlich weg, drei Finger ausgestreckt, zwei an den Handballen gezogen. Seine Klauen blitzten im Sonnenlicht, als wie aus dem Nichts eine grün leuchtende Peitsche erschien, die er in einer eleganten Bewegung quer durch die Angreifer führte. Schon war die erste Reihe Geschichte.

Natsu hatte das aus dem Augenwinkel beobachten, wollte nicht zurückstehen. Da ihr der reine Klauenangriff aber zu nervig erschien, bei dieser Anzahl von Angreifern, ballte sie die rechte Hand zur Faust, bis ihre Krallen in ihr Fleisch drangen, Blut hervorquoll. Dann erst bog sie die Finger zur Klaue. Was ein männlicher Kämpfer geschrien hätte, säuselte sie nur: „Nokoribi Nami!“ Wo eben noch ein paar Blutstropfen auf ihrer Handfläche gewesen waren, lag im gleichen Augenblick der Ursprung einer wahren Welle an Yôki, das glutrot leuchtete. Ein riesiges Loch prangte in der Horde der Angreifer.

Sesshômaru, der weiterhin mit seiner Energiepeitsche arbeitete, musste zugeben, dass er beeindruckt war. Solchen Angriffe, die mit dem eigenen Blut arbeiteten, um das Yôki direkter und zerstörerischer wirken zu lassen, waren nicht von Geburt gegeben, sondern mussten erlernt werden – und das war schwer. Er wusste auch, dass auch InuYasha manchmal mit einer solchen Technik arbeitete, aber bei dem war das wohl eher durch Zufall aufgetaucht, zumal der Kerl als Hanyou keine volle Kontrolle über sein Yôki hatte, dessen war der Inuyôkai sich sicher. Er schlug noch einmal kräftig zu, dezimierte die Oni deutlich, ehe er mit einem weiten Sprung zurücksetzte.

Er war sicher, wenn Natsu mit dem Blutangriff eben nicht schon alles gezeigt hatte, was sie konnte – und das bezweifelte er bei einer Daiyôkai dann doch – dann würde sie mit den restlichen Viechern schnell fertig werden.

Tatsächlich griff die Löwendämonin aber nicht einmal mehr auf ihr Yôki zurück, sondern schnellte bloß in eleganten Sprüngen im Zickzack durch die Oni und erledigte sie mit puren Klauen. Zuletzt durfte ein riesenhafter, pechschwarzer Wurm dran glauben. Danach landete sie sicher wieder auf dem Boden, ihr Atem war nicht einmal beschleunigt, offenbar machte sie trotz ihres Geschlechtes ihrem Erbe keine Schande.

Sesshômaru kam wieder näher, besah sich die zerfetzten Oni, die er ihr überlassen hatte. „Die Rüstung ist unnütz“, bemerkte er kühl, ehe er an ihr vorbeizog, sie einfach stehen ließ.

Für einen Augenblick war Natsu vollkommen perplex. War er immer noch der Meinung, sie sei – wie es sich eigentlich für eine Hime gehörte – keine Kämpferin? Sie war der Ansicht gewesen, das doch nun zu Genüge wiederlegt zu haben.

Doch dann ging ihr ein Licht auf und ein winziges Lächeln umspielte ihren Mundwinkel. Sie hatte durchschaut, wie er seine Worte gemeint hatte. Schnell beeilte sie sich, wieder zu ihm aufzuschließen.
 


 

„Offenbar bist du nicht der einzige, für den man ein gewisses Accessoire manchmal gut gebrauchen könnte, um zu zeigen, wann eine Diskussion ins Hoffnungslose abdriftet…“, murmelte Kagome vor sich hin, was zur Folge hatte, das InuYasha sich wieder zu ihr herumdrehte.

„Was meinst du?“

Kagome lächelte verschmitzt. „Na was wohl? – Osu…“ Sie brach das Wort absichtlich gerade noch ab, ehe die Kette überhaupt auf die Idee kommen konnte, sie wäre angesprochen worden.

Unwillkürlich war InuYasha zusammengezuckt, fuhr sich jetzt mit einer Hand am Nacken unter die Kette und legte sie lockerer um seinen Hals. Er hatte den leichten Druck dort gespürt, als das übereifrige ‚Accessoire‘ meinte, seit Jahren mal wieder gebraucht zu werden.

Kagome lachte bei diesem Anblick erst recht auf. „Da fällt mir etwas ein… komm mal mit, ich glaube es wird längst Zeit…“ Damit packte sie den Hanyou am Ärmel seines Suikan und zog ihn ohne Vorwarnung mit sich, den nächstbesten Bergpfad hinauf.

Dieser fraß sich fast gradlinig aufwärts in den Fels, bis er auf einem höhergelegenen Plateau endete. Kagome stockte der Atem, als sie sah, wo sie gelandet war und InuYasha erging es nicht anders, als er knapp hinter ihr anhielt. Lilienartige Blüten, soweit das Auge blickte, zogen sich über den dünnen Grasteppich vor ihren Füßen. Beide konnte sie nicht erklären, was solche Blumen in dieser Höhenlage zu suchen hatten, aber es war wunderschön anzusehen, dieses Farbenmeer. Als Kagome wieder zu sich kam, trat sie einen Schritt vorwärts, behutsam darauf bedacht, keine der wunderschönen Blumen zu zertreten und drehte sich dann zu InuYasha um.

Dem war deutlich anzusehen, dass er noch immer nicht verstand, warum die Miko ihn hier hinauf geschleppt hatte. Von diesem märchenhaften Anblick hier hatte sie ja offenbar selbst nichts gewusst.

Dann aber hob Kagome die Hand und ihre Finger schlossen sich um die dunklen Holzperlen seiner Kette, sie senkte die Lider, schien sich zu konzentrieren. Augenblicklich leuchtete die Kette auf, als würde sie sich aktivieren, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen war ein leises Klappern zu hören, etwas striff leicht an den Seiten seines Halses vorbei. Im nächsten Moment hing die Kette locker in Kagomes Hand. Lächelnd ließ sie den Arm sinken, die Kette noch in den Fingern.

Ungläubig starrte InuYasha sie an, unwillkürlich legte er die Hand an die Kehle, aber da war selbstverständlich nichts mehr. „Kago…“, seine Stimme versagte. Stattdessen fasste er nach ihren Händen und zog sie schwungvoll an sich.

Kagome japste etwas erschrocken auf, schmiegte sich dann aber an ihn. Sie hatte recht daran getan, ihm die Kette abzunehmen, ihm zu zeigen, dass sie ihm vertraute. „Es war höchste Zeit, dass ich das tue…“, nuschelte sie bloß in seinen Suikan und lächelte, als sie spürte, dass seine Umarmung enger wurde.

Er senkte etwas den Kopf, sog tief ihren Duft ein. Auch auf den Zügen des Hanyou lag ein Lächeln. „Trotzdem danke ich dir…“, murmelte er leise. Ja, diese Geste bedeutete ihm unendlich viel.

Dann sagte keiner von beiden mehr etwas und so standen sie still da, inmitten des Blütenteppichs, der vom Wind hier oben in steter Bewegung gehalten wurde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, genug Wortakrobatik für heute.
Übrigens, wer außer Natsu hat Sess'... nun, sagen wir mal... codiertes Kampf-Fazit verstanden?

Im nächsten Kapitel "Stumme Pläne" können Inu und Co ihre Reise fortsetzen, Sess und Natsu erreichen ein Etappenziel und unser neuer Freund Kenta darf sich auch weiter Gedanken machen...

Wen es interessiert... Natsus Lied aus dem letzten Kapitel könnte sich in etwa so anhören: http://www.youtube.com/watch?v=1H0ynPEW0v8 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2013-10-16T12:50:41+00:00 16.10.2013 14:50
*mich wie in der Schule melde*
Das sie ne gute Kämpferin ist, right?
Soho. Natsu und Sess. Die zwei gefallen mir! Gerne mehr von ihnen :D
Aber auch bei Inu und Kagome ists interessant. Das mit den Wölfen... Hm. Was soll ich nur von Kenta halten? Ich weiß es nicht...
Umso süßer fand ich nicht nur, dass Inu Kagome so wunderbar verteidigt hat, sondern auch, dass sie ihm die Kette abgenommen hat
Was das angeht ist hier so einiges, nennenswertes geschehen
Antwort von:  Mimiteh
16.10.2013 14:56
Ich sehe, du arbeitest lange genug mit Sess, um seine Eisigkeit zu verstehen.

Aber immerhin dürfte Kenta immerhin dafür gesorgt haben, dass Inu eine Lektion lernt - und die Kette los wird^^ Und davon abgesehen, wirst du noch merken, dass der Herr Sohn Kenta in fast nichts nachsteht, sein Trauma ist bloß anders gelagert.


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