Schweres Erbe von Tea_Kaiba (Man sollte seine Vorfahren kennen) ================================================================================ Kapitel 1: Nichts bleibt ------------------------ Hermine kämpfte sich durch die Schülermasse, welche die Gänge des Hogwarts-Express verstopften, zu dem Abteil durch, in dem Ginny, Neville, Luna und Ron schon auf sie warteten. "Da bist du ja. Ich bin schon vor ner Ewigkeit angekommen!" begrüßte sie ihr Vertrauensschülerkollege. Das Mädchen mit den buschigen Haaren verdrehte nur die Augen und ließ sich auf einen Platz neben Luna fallen. "Das liegt daran, dass du dich auch größtenteils vor dem Kontrolldienst gedrückt hast." Neben ihr erklang hinter einer Ausgabe des "Klitterer" eine wohl bekannte, weltferne Stimme. "Dabei sind Kontrollen absolut nötig... ich habe den Verdacht, dass sich hier ein Quampel eingeschlichen hat. Jemand muss doch aufpassen, dass er sich nicht über die Erstklässler hermacht." Die übrigen Anwesenden tauschten wissende Blicke, keiner war so dumm, zu fragen, was genau ein "Quampel" denn nun sein sollte, schließlich kannten sie Lunas Angewohnheit, an alles zu glauben, wofür es keinen Beweis gab. Sie hätten ohnehin keine Zeit zum Antworten gehabt, denn just in diesem Moment glitt die Abteiltür auf und ein blasses, schmales Gesicht schob sich durch den Spalt. "Ist hier noch ein Platz frei? Der übrige Zug ist voll.", schnarrte der Junge. Hermine brauchte gar nicht erst hinzusehen, um zu wissen, wer draußen stand. "Verzieh dich, Malfoy. Für DICH ist hier jedenfalls kein Platz mehr." Ihr war sowieso ein Rätsel, warum Professor McGonagall - die neue Schulleiterin - ihm erlaubt hatte, in die Schule zurück zu kehren, nach allem, was letztes Jahr passiert war. Snape durfte schließlich auch nicht zurück kommen - wobei er das vermutlich auch nicht gewollt hätte. Einen Moment lang sah Malfoy aus, als wolle er einen Streit anfangen, aber entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten ließ er es bleiben und knallte nur die Tür hinter sich zu. Ron sah ihm schadenfroh hinterher. "Ob Daddy ihm verboten hat, Streit anzufangen?" Er bekam keine Antwort. Niemand im Abteil war in der Stimmung für Scherze, selbst wenn sie auf die Kosten eines Todessers gingen. Es folgte eine unbehagliche Stille, die Hermine schließlich brach, indem sie sich an Ginny wand. "Hat Harry dir geschrieben, wann er denn nun genau ankommt?" Die Rothaarige schüttelte den Kopf. "Nein, ich weiß auch nicht mehr als ihr. Er hat wohl immer noch Angst, seine Eulen könnten abgefangen werden." Ron und Hermine nickten. Seit Harry sich nach der Hochzeit von Bill und Fleur auf den Weg nach Godrics Hollow gemacht hatte, war der Kontakt zu seinen Freunden abgebrochen. Sie wussten nur, dass er zu Anfang des Schuljahres nach Hogwarts zurück kehren würde, aber nicht auf dem üblichen Weg. Vielleicht wussten die älteren Mitglieder des Ordens mehr darüber... aber auch wenn die Weasley-Kinder und Hermine zusammen mit Harry inzwischen zum Orden des Phönix gehörten, alle Informationen würden sie trotzdem erst ab ihrer Volljährigkeit bekommen. "Zu eurem eigenem Besten!" wie Mrs Weasley erklärt hatte, die auf diese Regelung bestanden hatte. Wäre es nach ihr gegangen, hätten die vier erst gar keinen Zugang zum inneren Kreis der Widerstandsbewegung unter Professor McGonagall bekommen. So aber durften sie zwar den Versammlungen beiwohnen und bekamen vieles mit, das ihnen früher vorenthalten worden wäre, aber die wichtigsten Dinge wurden im Anschluss umgehend wieder aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Und über jeden Treffen lag der schweigende Verlust von Dumbledore - der leere Stuhl am Kopfende des Versammlungstisches war nicht nötig, um alle Mitglieder des Ordens an ihn zu erinnern. Keiner würde ihn je vergessen. Hermine schreckte aus ihren Gedanken. Auf dem Gang wurden Schreie und Getrampel laut. "Wahrscheinlich wieder irgendwelche Älteren, die die Erstklässler schikanieren. Ich kümmere mich drum." seufzte sie. Eine Gruppe von Fünftklässlern schien auf jemanden loszugehen. Hermine schob sich an ihnen vorbei. "Was soll das? Lasst das gefälligst, habt ihr nichts besseres zu-" Abrupt hielt sie inne, als sie das Opfer dieses Angriffes entdeckt hatte. Draco Malfoy. Am liebsten wäre das Griffindormädchen umgekehrt und hätte die jüngeren Schüler weiter machen lassen, damit Malfoy lernte, was es hieß, von einer ganzen Gruppe fertig gemacht zu werden. Aber dann besann sie sich anders. Hatte sie nicht eben noch an Dumbledore gedacht? Er war immer dafür gewesen, den Leuten eine zweite Chance zu lassen. Und meistens hatte er Recht gehabt... bis auf dieses eine Mal, das ihn das Leben gekostet hatte. Aber Malfoy war allein und nicht besonders mutig, und das Abteil war mit DA-Leuten besetzt, ihnen würde nichts passieren. "Komm schon rein, Malfoy." knurrte sie und schob die Tür zu den Sitzplätzen auf. Die Schlägertruppe hatte sich inzwischen verzogen, aber der Blonde machte keine Anstalten, sich in "Sicherheit" zu begeben. Er starrte Hermine nur entgeistert an. "Na gut, wie du willst. Dann eben nicht." Sie wollte gerade die Schiebetür hinter sich zu werfen, als er einen Fuß in den Spalt schob. "Ja, ja, schon gut. - Danke." Setzte er noch hinzu, kaum mehr als ein unwilliges Flüstern, aber sie hatte es gehört. Lächelnd ließ sich das braunhaarige Mädchen auf ihren Platz sinken, wohlweislich darauf achtend, ihr Lächeln nicht ZU sehr zu zeigen. Es hatte begonnen zu regnen. Draco sah stur aus dem Fenster und ignorierte seine Sitznachbarn. Er hörte nicht einmal richtig, wie sich Granger und Weasley stritten, auch wenn er wusste, dass es seinetwegen war. Wusste der Himmel, warum ausgerechnet dieses verrückte Schlammblut ihn in ihr Abteil gelassen hatte, Draco wusste es jedenfalls nicht. Aber in seiner Situation sollte er wohl Dankbar sein für jeden einigermaßen anständigen Platz, den er haben konnte. Seit der Sache letztes Jahr wurde er von den meisten Schülern geschnitten - sogar von einigen seiner Slytherin-Kollegen. Dankbar - dass er nicht lachte. Dankbarkeit war nicht eines von den Dingen, die ein Malfoy lernte... wie so Vieles. Er hasste seinen Namen genauso sehr, wie er stolz auf ihn war. Dieser Name hatte ihm doch alles eingebrockt, angefangen bei dem Mal auf seinem linken Unterarm bis zu der Tatsache, dass er beinahe zum Mörder geworden wäre. Und was immer die Leute sagen oder denken mochten, Draco Malfoy war kein Mörder. Er wollte auch keiner sein. Es gab sogar Tage, wo er sich fragte, ob er überhaupt ein Slytherin sein wollte. Ob er in diesem Haus sein konnte, das nur Reinblüter besuchten, denen man schon so früh eingeimpft hatte, keine Gefühle zu zeigen, dass sie vermutlich keine mehr hatten... hatte er denn selbst welche? Müßig, darüber nachzudenken. Es würde ohnehin nichts helfen. Draco würde das Leben leben müssen, das sein Vater und einige Andere für ihn ausgesucht hatten, den Versuch, dagegen anzukämpfen, hatte er schon lange aufgegeben. Ruckelnd kam der Zug zum Stehen. Draco wartete, bis seine unfreiwilligen Abteilgenossen auf dem Bahnsteig waren, dann erst machte er sich auf den Weg nach draußen. Schließlich wollte er nicht riskieren, dass jemand dachte, sie hätten irgendetwas mit einander zu tun. Seinen Koffer hinter sich herschleppend - die Hauselfen durften das Schlossgelände nicht mehr verlassen, also mussten die Schüler ihr Gepäck selbst ins Schloss bringen - kämpfte der blasse Junge gegen die immer noch vom Himmel peitschenden Regenböen an. Auch etwas, das unter dem Stichwort "Sicherheitsbestimmungen" laufen durfte: in den Theastralkutschen konnte man zu leicht gefährliche Personen und Artefakte in die Schule schmuggeln, also waren sie abgeschafft worden. Wenn das Schuljahr so weiter ging, wie es angefangen hatte, konnte die Sache ja heiter werden. Kurz vor dem Tor zum Gelände, an dem jetzt Auroren an Statt von Dementoren - wie in ihrem dritten Schuljahr - postiert waren, traf Draco auf Crabbe und Goyle. Offensichtlich war die Schulleitung der Meinung, sie seien ohnehin nicht clever genug, um in die Fußstapfen ihrer Väter zu treten, und daher ungefährlich, also hatte man auch sie in die Schule zurück kehren lassen. Recht hatten sie, dachte Malfoy junior. Wenn die beiden überhaupt zu etwas gut waren, dann, um jüngere Schüler zusammen zu schlagen, ansonsten waren sie nutzlos. Ihre Begrüßung fiel kurz aus. Wozu Zeit mit solchen Dingen verschwenden? Außerdem hatten sie jetzt die Stelle erreicht, an der alle Ankömmlinge von diesen Wachhunden des Ministeriums kontrolliert wurden. Natürlich wurden die Slytherin-Schüler und besonders Draco extralang durchsucht. Innerlich kochte er vor Wut, war aber klug genug, sich nichts dergleichen anmerken zu lassen. Er war nicht so dumm, seine einzige Chance, etwas anderes als der typische Malfoy zu werden, wegzuwerfen, indem er einen Rauswurf aus Hogwarts riskierte. Fast unmerklich schüttelte Draco den Kopf. Was war los mit ihm? Noch vor zwei Jahren hätte er nichts lieber getan, als die Nachfolge seines Vaters anzutreten. Aber er hatte sich verändert, vor allem im letzten Jahr. Nicht,dass sich seine Ansicht über Schlammblüter, Muggel, Griffindors und ähnlichen Abschaum geändert hätten. Aber er hatte keine Lust, einem Herren zu dienen, der schon mehr ein Schatten seiner selbst als irgendetwas Anderes war, wenn er selbst herrschen konnte. Und er war es Leid, so tun zu müssen, als wären Gefühle nur für andere da. Was war falsch daran, Freunde zu haben? Mal davon abgesehen, dass aus seiner Umgebung sowieso niemand für so etwas in Frage kam. Sie hatten jetzt die Eingangshalle erreicht. Draco ließ seinen Koffer achtlos auf den Boden fallen, irgendein Hauself würde ihn schon auflesen. Ohne noch einen Gedanken an seine beiden "Anhängsel" - Crabbe und Goyle - zu verschwenden, stapfte der schlanke Junge in die Große Hall und zum Slytherin-Tisch. Was war denn hier los? Anscheinend hatten außer den Schülern auch eine beträchtliche Anzahl verängstigter Zauberer und Squibs in der Schule Unterschlupf gefunden. Außerdem streiften viel mehr Katzen als sonst zwischen den Bänken herum, was, wie Draco aber nicht wissen konnte, daran lag, dass zu den neuen Bewohnern des Schlosses auch Arabella Figg, Harrys katzenverrückte Nachbarin gehörte. Anscheinend hatte dieser Ort etwas dagegen, einmal so zu bleiben wie im Jahr davor... seit er auf dieser Schule war, hatte der Blonde noch nie erlebt, dass Hogwarts nach den Sommerferien genau so war, wie sie es zurück gelassen hatten. Dieses Jahr aber, das musste er sich eingestehen, war er selbst für die Veränderungen mitverantwortlich. Seltsamer Weise versetzte das dem sonst so kaltem Herzen des Sechzehnjährigen einen unangenehmen Stich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)