Drei Stunden Frist für Sakura von Hotepneith (Der dritte Dämonenkrimi) ================================================================================ Kapitel 1: Gift oder Heilmittel? -------------------------------- Da ihr alle gemeint habt, dass ihr sehnsüchtig auf einen neuen Krimi warten würdet, habe ich mich beeilt. Diese Geschichte ist allerdings recht kurz, aber drei Stunden sind ja auch keine sehr lange Zeit... 1. Gift oder Heilmittel? Die Diener im Schloss des Herrn der Hunde, gleich ob Menschen oder Dämonen, wunderten sich. Sie alle kannten den Heiler Neigi, waren bei Krankheiten auch schon in seiner Behandlung gewesen. Aber noch nie hatten sie den beleibten Herrn in fortgeschrittenem Lebensalter buchstäblich rennen sehen. Er stoppte erst vor dem Arbeitszimmer des Schlossherrn. "Ist der Fürst hier?" keuchte er. Die Diener starrten ihn überrascht an, einer antwortete jedoch: "Schon, aber Lord Sesshoumaru ist bei ihm und ich denke, dass sie nicht gestört werden wollen." "Lord Sesshoumaru? Ah, das Schicksal meint es gut!" Der Heiler ging geradewegs auf die Tür zu und hinein. Die Diener sahen sich schulterzuckend an. Sowohl Worte als auch Tat waren ungewöhnlich für den ruhigen, höflichen Neigi-san. Und in ihren Augen hatte der Heiler gerade eine äußerst rasche Selbstmordvariante gewählt. Inu no Taishou hob überrascht - und verärgert - den Kopf, stutzte, als er den Störer erkannte. Neigi warf sich zu Boden: "Verzeiht mein Eindringen, mein Fürst...aber ich bekam eben alarmierende Nachrichten." Vorsorglich berührte er mit der Stirn die Bretter. Auch ihm war nur zu bewusst, dass er gerade mit seinem Leben spielte. "Neigi?" Der Hundefürst zog die Augen zusammen. Aber er kannte den Heiler zu gut, als dass er angenommen hätte, dieser würde so unhöflich sein, wenn kein sehr guter Grund dafür vorläge: "Was ist geschehen?" Neigi richtete sich etwas auf: "Mein Fürst, Lord Sesshoumaru...ich bitte nochmals um Vergebung für meine Taktlosigkeit." "Kommt zur Sache." "Es geht um Sakura. Ich...Nun, wie Ihr wisst, bitten manchmal andere Fürsten, Menschen oder Dämonen um meine medizinische Beratung. So tat dies vergangene Woche auch Fürst Hikari. Sein Sohn sei erkrankt und ihr eigener Heiler bringe nichts zustande, er sei auch schon sehr alt und er habe wenig Vertrauen in ihn. Nach der Beschreibung der Symptome schloss ich auf eine nervliche Überreizung, nichts Tragisches, und entschied, Sakura dort hin zu schicken. Sie ist ein Mensch und würde sich in einem Menschenschloss gewiss wohlfühlen. So dachte ich. Jetzt ist etwas Entsetzliches passiert. Sowohl der junge Lord als auch ein Gast im Schloss wurden tot aufgefunden. Vieles deutet auf ein Verbrechen hin, nun, eigentlich alles, denn beide Toten tranken am Abend eine Arznei, die ihnen Sakura zubereitet hatte. Sie wurde daher gefangen gesetzt und soll als Mörderin hingerichtet werden." "Sakura?" Der Hundefürst schüttelte unmerklich den Kopf: "Sie würde gewiss keinen anderen Menschen mit Absicht töten. Wäre es möglich, dass sie einen falschen Trank zubereitet hat?" "Sie ist äußerst gewissenhaft, mein Fürst, aber das ist natürlich nie auszuschließen. Jedenfalls will Fürst Hikari sie wohl zwingen, ihren Anstifter zu nennen und lässt sie...gewaltsam befragen. Eine Menschenfrau aus diesem Schloss hat mir daraufhin Nachricht geschickt. Ihr tat sie wohl leid, da sie ihr zuvor geholfen hatte." "Hat sie die Tat gestanden?" erkundigte sich Sesshoumaru. "Nein." Der Heiler sah ihn korrekterweise nicht an: "Aber natürlich weiß ich nicht, was geschehen ist, seit diese Mariko mir den Brief schrieb. Ich glaube jedenfalls, dass Sakura niemals mit Absicht jemanden vergiften würde. So kann sie auch keinen Anstifter nennen. Ich möchte Euch bitten, mein Fürst, dass ich zu Fürst Hikari gehen darf und ihm die Sachlage erläutern..." "Nein." Inu no Taishou erhob sich: "Ich gehe. Niemand tötet ein Mitglied meines Haushaltes ohne Gerichtsverfahren. Sesshoumaru." "Herr Vater?" "Komm mit." Neigi atmete auf, als der Hundefürst und der Prinz das Zimmer verließen. Das hatte er zu erreichen gehofft. Der Auftritt des Herrn der westlichen Länder würde bei Fürst Hikari sicher einen ganz anderen Eindruck machen, als es das Erscheinen eines Heilers, sei er auch ein Dämon, gewesen wäre. Das Schloss des menschlichen Fürsten lag inmitten einer blühenden Landschaft. Es war rechteckig gebaut, so dass in der Mitte ein großer Hof entstanden war. Für gewöhnlich lagerten hier Samurai, trainierten, aber heute standen alle Menschen, die nicht arbeiten mussten hier und sahen schweigend zu. Die Luft wurde plötzlich merklich kühler und alle Geschöpfe fuhren herum. Die meisten von ihnen erkannten dieses unwillkürliche Frösteln, das einen überlief, wenn mächtige Dämonenenergien zu spüren waren. Fürst Hikari sprang unvornehm rasch auf. Zwei Wesen waren auf seinem Hof erschienen, die nicht nur er unverzüglich erkannte. "Dämonen!" flüsterte es in der Menschenmenge. Der Fürst ging seinen Gästen entgegen. Die langen weißen Haare und die Zeichnungen im Gesicht machten nur zu klar, wer der Besuch war. "Inu no Taishou, seid mir willkommen.....Ich nehme an, Ihr seid Lord Sesshoumaru..." Er wartete das knappe Nicken gar nicht ab: "Ihr habt von der Ermordung meines Sohnes gehört?" "Ja." Der Herr der Hunde warf einen Blick in die Mitte des Hofes. Dort war ein Holzpfahl errichtet worden, an dem Sakura gefesselt war, die Arme ausgestreckt über dem Kopf. Sie musste in Ohnmacht gefallen sein, denn sie hing nur an ihrer Fessel, hatte die Augen geschlossen. Soweit er wusste war eine solche Haltung für Menschen sehr kreislaufbelastend und konnte letztendlich tödlich werden. Sie musste schon länger dort stehen. Um sie zusätzlich zu strafen hatte man ihr einen dicken Ast als Knebel in den Mund gepresst, diesen um ihren Kopf gezogen und hinter ihr zusammengebunden. "Es tut mir leid, dass Euer einziger Sohn gestorben ist, Fürst Hikari", sagte er ruhig: "Und wie ich sehe, seid Ihr Euch sicher, dass meine Heilerin einen Fehler begangen hat?" Fürst Hikari war nicht dumm: "Falls ich Euch verärgert habe...ich hätte Euch Nachricht schicken sollen, dass ich Eure Heilerin gefangen genommen habe, ja. Dafür bitte ich um Vergebung. Aber ich fürchtete, Ihr könntet es auch übel vermerken, dass ich einem Mitglied Eures Haushaltes einen Fehler vorwerfe. Es ist jedoch eindeutig. Sie bereitete die Tränke zu - zwei Schlaftrunke. Und zwei Menschen waren am nächsten Morgen tot. Darunter mein einziger Sohn!" Der Fürst zügelte mühsam seinen Zorn: "Und ich habe sie dort anbinden lassen, um sie zu zwingen, mir zu sagen, wer ihr diesen Befehl gegeben hat. Sobald sie den Namen sagt, bekommt sie zu trinken. Und dann wird sie hingerichtet." Ein wenig zögernd fuhr er fort: "Oder wollt Ihr Einspruch erheben?" "Nein." Der Herr der Hunde betrachtete ihn ruhig: "Wenn Sakura mit Absicht oder auch aus Versehen die Tränke vergiftet hat, soll sie sterben. Aber nicht, ohne dass ich alle Umstände kenne." "Vielleicht wird sie Euch antworten." "Sie wird antworten. Und ich möchte Euch ersuchen, meinem Sohn ungehinderten Zugang zu Eurem Schloss zu gewähren, zu erlauben, dass er Eure Diener befragt, damit wir herausfinden können, was geschehen ist." "Mein Sohn ist tot! Und ein Gast! Das ist geschehen!" "Ja. Aber interessiert Euch nicht die Ursache? Unter Dämonen ist es üblich, alle Umstände zusammenzutragen, die für die Schuld oder auch für die Unschuld eines Beschuldigten sprechen, ehe man das Urteil fällt." Sesshoumaru seufzte in Gedanken. Warum redete sein Vater soviel? Wenn es nach ihm gegangen wäre, würden einige dieser Menschen bereits tot sein. Der Rest würde dann schon spuren. Diese erbärmlichen Geschöpfe lernten nur aus Konsequenzen. Fürst Hikari starrte den Dämonenfürsten an. So wütend er war, dass sein Sohn tot war, so gern er diese Heilerin qualvoll hätte töten lassen - eines war klar. Vor ihm standen zwei der stärksten und mächtigsten Dämonen. Und Streit mit dem eigentlichen Herrn der westlichen Länder gehörte nicht zu seinen Träumen. "Ihr wollt sie da rausholen, oder? Kein Mitglied Eures Haushalts begeht ein Verbrechen, nicht wahr?" Er musste sich zwingen, das möglichst ruhig zu sagen. Dass es unter Dämonen fairer zugehen sollte als unter Menschen zog er nicht in Betracht. Sakura raffte sich mühsam auf. Immer öfter brachen ihre Beine weg, immer rascher verlor sie das Bewusstsein. Wenn sie ihr doch nur zu trinken geben würden... Oder wenigstens diesen Ast entfernen, der ihre Lippen wund gerieben hatte, obwohl sie, solange sie wach war, fest in ihn biss, um sich zu schützen. Aber sie konnte keinen Namen sagen, da sie keinen wusste. Niemand hatte sie angestiftet, sie wusste ja nicht einmal, wie sie diesen Fehler gemacht haben sollte. Ihr Blick war noch etwas verschwommen, aber sie erkannte plötzlich zwei Wesen, mit denen sie hier nicht gerechnet hatte. Unwillkürlich war sie etwas erleichtert. Und Inu no Taishou unterhielt sich mit Fürst Hikari? Trotz des Rauschens in ihren Ohren verstand sie in der vollkommenen Stille des Hofes, was der Hundefürst sagte: "Nein. Ich möchte herausfinden, was geschehen ist. Hat Sakura mit Vorsatz oder aus Fahrlässigkeit zwei Menschen getötet, muss sie selbst sterben. So ist das Recht. Und da sie ein Mitglied meines Haushaltes ist, werde ich sie eigenhändig töten." Er hob ein wenig die Hand, so dass jeder Mensch, den es interessierte, die Krallen sehen konnte: "Und tat sie es gar mit Absicht, werde ich sie in Streifen schneiden. - Aber ich will wissen, was geschehen ist. Daher soll mein Sohn sich umsehen." "Nun gut." Fürst Hikari wusste, dass das nur zu billig war, was der Inu no Taishou forderte. Und er würde seine Rache erhalten, wenn diese Heilerin die Klauen ihres Herrn zu spüren bekam. Er hatte einmal erlebt, wie ein weit schwächerer Dämon seine Krallen langsam durch einen Samurai gezogen hatte. War der mächtige Dämonenfürst verärgert, hätte dieses Mädchen gewiss minutenlang Zeit, zu schreien. "Aber der Tod meines Sohnes ist nun schon zwei Tage her. Ich möchte nicht länger mit seiner Beerdigung warten. Sie sollte heute Abend stattfinden, genauer, in drei Stunden, und ich wollte dort diese Sakura töten. Ich gebe Lord Sesshoumaru drei Stunden. Und dann entscheidet Ihr, Fürst der Hunde, und ich, wie die Heilerin sterben soll." Trotz der Distanz war die Nase des Dämonenprinzen fein genug, um Sakuras Erleichterung zu wittern. Er war fast amüsiert. Das ließ nur zwei Schlüsse zu: erstens hatte sie nicht mit Absicht die Arzneien vergiftet und zweitens traute sie ihm zu, in drei knappen Stunden entweder den wahren Schuldigen zu finden, zumindest aber alle Umstände aufklären zu können. Sie vertraute ihm. Das war wirklich unterhaltsam von diesem Menschenmädchen. "Einverstanden", sagte der Inu no Taishou. "Dann setzen wir uns dort hinüber. - Dai...?" Ein Mann eilte heran, verneigte sich höflich vor seinem Fürsten. Dieser sah sich um: "Dai-san ist mein Haushofmeister, Lord Sesshoumaru. Er wird Euch alles zeigen, was immer Ihr sehen wollt, und Euch auch das Personal befragen lassen. Ihr habt drei Stunden." Der Prinz nickte ein wenig: "Bindet Sakura anders an und nehmt ihr den Knebel ab. So kann man keine Aussage von ihr bekommen. Und gebt ihr zu trinken. Ich werde sie etwas später befragen." Fürst Hikari wollte keinen Ärger: "Wie Ihr wünscht." Auf sein Bestätigen eilten zwei Diener los. "Darf ich Euch bitten, mit mir dort in den Schatten zu kommen, Herr der Hunde? Drei Stunden werden für uns lang erscheinen." "Gewiss." Inu no Taishou warf einen Blick zu Sakura, die zu Boden fiel, als ihre Fessel gelöst wurde. Auch er hatte ihre Erleichterung wittern können - und auch er hatte daraus geschlossen, dass sie nicht mit Vorsatz gehandelt hatte. Aber war sie unzuverlässig gewesen? Oder was war sonst geschehen? Die Samurai gaben ihr einen Wasserkrug. Sie war vernünftig genug, langsam zu trinken. Sie war vertrauenswürdig, intelligent, das hatte Neigi ihm immer wieder über sie erzählt. Und die schlichte Tatsache, dass sie das einzige Wesen war, das bislang in der direkten Nähe seines Sohnes Tage verbracht hatte, ohne auch nur hart bestraft zu werden, deutete auch nicht darauf hin, dass sie nachlässig war. Aber vielleicht war ihr einmal ein Fehler unterlaufen - der dann allerdings gleich verheerende Wirkungen gehabt hatte. Sesshoumaru würde es herausfinden müssen, in der kurzen Zeit, die zur Verfügung stand. Sakura trank langsam. Sie war einfach erleichtert, sitzen zu können, ihren Durst löschen zu können. Erst langsam kam ihr zu Bewusstsein, dass ihr Leben bald zu Ende war. In drei Stunden würde sie sterben müssen, wenn nicht ein Wunder geschah. Sie wusste ja selbst, dass alles gegen sie sprach. Sie hatte die Tränke zubereitet, sie sogar den beiden Männern gebracht, die am Morgen tot aufgefunden wurden. Aber sie hatte es sicher nicht mit Absicht gemacht, und so sehr sie auch grübelte, sie wusste nicht, welchen Fehler sie beim Abmessen begangen haben könnte. Ob doch irgendjemand anders schuld an den Toten sein könnte? Wenn ja, würde das Lord Sesshoumaru herausfinden, da war sie sicher. Und wenn nicht, so würde sie in drei Stunden durch die Hand des Herrn der Hunde sterben. Sie war fast ein wenig froh drum, denn das würde schnell gehen, schneller jedenfalls, als es Fürst Hikari mit ihr vorgehabt hatte. *********************************************************** Da steckt jemand in Schwierigkeiten.... Drei Stunden sind nur 180 Minuten. Nicht sehr viel Zeit. Wie immer gilt: wer so nett ist und miträt, mir einen Kommentar hinterlässt, dem schicke ich auch eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)