Verfluchte Liebe von KimRay ================================================================================ Kapitel 37: Überraschende Nebenwirkungen ---------------------------------------- Titel: Verfluchte Liebe (37/circa 38) Autor: KimRay e-mail: KimRay@gmx.de Kategorie: ?? Unterkategorie: Drama Inhalt: Voldemort ist besiegt, Lucius Malfoy ein Held und Harry zerbrochen, doch noch ist das Spiel nicht beendet und noch immer mischt Albus Dumbledore die Karten. DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Anmerkungen: *vorsichtig ums eck lugt* Ich denke mal ‚Sorry’ reicht schon lange nicht mehr…aber trotzdem: Sorry, dass es so lange gedauert hat. Beta: Tess – big thanks. At fiZi – Das nächste Mal bin ich wieder zuverlässiger mit der Zusendung der chaps. Sorry! Euch allen ein Riesendankeschön für Eure Kommentare und Eure Geduld. Kapitel 37 Überraschende Nebenwirkungen „Was denkst du?“ Harry starrte George an. Sie hatten ihre letzte Trainingseinheit vor dem Spiel gegen Ravenclaw hinter sich und noch immer wusste niemand, dass Harry im Moment alles dafür tat, spielen zu können. Sie hatten es bei den eineinhalb bis zwei Stunden täglich belassen. Alles andere wäre zu weit in den Tag hinein gegangen und hätte möglicherweise Aufmerksamkeit auf sie gezogen, egal ob Mione die Karte überwachte oder nicht. Mehr hätte Harry möglicherweise eh nicht vertragen, doch das Resultat war trotzdem nicht schlecht. Sein Arm war um einiges kräftiger. Natürlich war er noch immer dünner als vor dem Fluch, doch die Muskeln waren besser definiert als vor zwei Wochen und sein Griff schon wieder ziemlich hart. Hart genug, um sich auch mit der linken am Besen zu halten, sollte er heruntergeschossen werden. Das hatten sie heute mit Mione als Rückendeckung getestet. George sah ihn inzwischen mit ausdrucksloser Miene an, bevor er einen Blick mit Fred wechselte. „Es waren keine Wunder zu erwarten, Harry. Dazu war die Zeit zu kurz.“ Harry senkte den Kopf und starrte das Gras unter seinen Füßen an. Hermione machte ein sehr düsteres Gesicht. Sie hatte alles dran gesetzt, Harry diese Chance zu verschaffen und nun machte George alle Hoffnungen zunichte, doch dann hob er die Hand, um Harry einen Klaps zu verpassen. „Dummkopf!“ Er sah, wie Hermione nun richtig sauer dreinschaute und ließ ein breites Grinsen sehen. „Klar war kein Wunder zu erwarten, aber was du da fertig gebracht hast, geht nur knapp dran vorbei, Süßer!“ Harrys Kopf schnippte wieder hoch und er sah George verständnislos an. „Harryyyy…du Blödmann. Du bist sicher noch nicht wieder der Alte, das war klar, aber du bist allemal besser als unsere zweikampfscheue Schwester. Wenn irgendjemand ’ne Chance hat, dieses Spiel für Gryffindor zu gewinnen, dann du!“ erklärte Fred angesichts seiner offensichtlichen Begriffsstutzigkeit. „Du meinst, ich sollte…?“ „Du solltest nicht… du wirst!“ Zwei identische Hände landeten rechts und links auf Harrys Schultern und die Zwillinge setzen Georges Satz einstimmig fort, „Und wir… werden deinen Auftritt inszenieren… bei diesem letzten Spiel Harry Potters für Gryffindor!“ Das Grinsen der beiden war fanatisch und Harry begann augenblicklich sich Sorgen zu machen. ~ „WO VEDRAMMT NOCH MAL IST HARRY?“ Ron war am Durchdrehen. Die Versuche der Mannschaft, ihn zu beruhigen, waren nicht hilfreich. „Vermutlich auf den Tribünen, Ron. Er kann dir jetzt nicht mehr helfen und du hast es die letzten paar Mal auch prima ohne ihn hinbekommen“, versuchte es Seamus erneut. „Er sollte Ginny noch ein bisschen puschen. Sie braucht das!“ „HA…HA…HA“; ließ die Genannte sich vernehmen, obwohl sie unter ihren Sommersprossen auffällig blass war. Ron hatte jedoch nicht die Möglichkeit näher darauf einzugehen, denn in diesem Moment ging die Tür auf und Michael Corner steckte den Kopf herein. „Habt ihr Harry hier versteckt?“, fragte er in die entstehende Stille. „NEIN“, kam abrupt und einstimmig die Antwort, bevor Ron nachsetzte. „Raus hier, Ravenclaw. Das ist ’ne Teambesprechung.“ Michael grinste nur breit. „Hat sich mehr nach Panikeindämmung angehört.“ Er schlug die Tür schnell wieder hinter sich zu. Es war Colin, der feststellte: „Michael weiß auch nicht, wo Harry steckt? Was hat das denn zu bedeuten?“ Sie hatten jedoch nicht mehr die Zeit, sich darüber weiter den Kopf zu zerbrechen, denn ein Blick auf die Uhr über der Tür machte klar, dass das Spiel in wenigen Minuten beginnen würde. Ron atmete tief durch. „Okay… auch egal. Nicht mehr zu ändern. Na ja…es gibt nur eins zu sagen. Gebt euer Bestes, Jungs und Mädels!“ „Klar, Mann…!“, kam es schwach von Seamus. Der Rest war Schweigen. „Hey…ich weiß…aber wir sind verdammt noch mal besser! Wir können punkten…und…und Ginny hat auf jeden Fall ’ne Chance. Sie ist leichter als Hays…und schneller.“ Wieder bekam er keine Antwort und diesmal ging sein Temperament mit ihm durch. „HERR GOTT VERDAMM MICH NOCH MAL…JETZT LASST EUCH MAL NICHT SO HÄNGEN. Und wenn ich da raus gehe und Hays wenigstens den Pokal versaue, dann reicht es mir auch.“ „Du willst Malfoy in die Hände spielen?“ Der Unglaube war Seamus und Colin anzuhören. Ron sah sie an, als hätten sie den Verstand verloren. „Wisst ihr was? Wir gehen jetzt da raus und geben unser Bestes! Basta!“ und damit wandte er sich um und verließ die Umkleidekabine. Der Rest des Teams erhob sich, um ihm zu folgen. „Sieht aus, als hätten wir keine andere Wahl…“ Ginny zitterten die Knie, als sie als letzte aufstand. Nie zuvor hatte sie so Nerven gezeigt wie heute, doch die Performance der Ravens gegen Slytherin stand ihr noch allzu deutlich vor Augen. Sie hatte nicht die Hoffnung, dass jemand sie auffing, sollten die Treiber der Ravenclaws sie vom Besen schießen. Nie zuvor hatte sie so bereut, sich um Harrys Posten beworben zu haben. Tief durchatmend trat sie hinaus auf den Gang, um dem Team zu folgen, doch sie kam nicht weit. Schon an der nächsten Tür fühlte sie sich am Arm gepackt und in die eigentlich leere Umkleidekabine der Slytherins gezogen, während sich eine Hand über ihren Mund schob. „Hi, Schwesterchen…wir sind hier um dich aus deiner Misere zu erlösen“, flüsterte George an ihrem Ohr. Ginny klappte der Mund auf, doch sie fing sich schnell: „Fred, George…was macht ihr denn hier?“ und dann glitt ihr Blick weiter und sie entdeckte Harry, in voller Gryffindor-Quidditchmontur. „Harry…?“ „Hi, Gin…ich hoffe du fühlst dich von deinen Brüdern nicht zu sehr überrannt. Aber sie wollten offensichtlich Ron an den Rand des Nervenzusammenbruchs treiben“, meinte er nervös und warf den Zwillingen einen bösen Blick zu. Während Rons Anspracheversuch nebenan hatten sich die beiden vor Lachen fast gekugelt. Anstatt Harry eine Antwort zu geben, fiel Ginny ihm um den Hals. „Ich liebe dich, Harry, oh Merlin und Morgana, ich liebe dich!“ „Jaaa…jaaa…“ „…das wissen wir!“, gingen ihre Brüder dazwischen. „Aber jetzt Schluss mit den Liebesbeteuerungen…“ „…das klärt zweifellos die Frage…“ „…ob Harry für dich spielen soll…“, begannen Fred und George ihr vertrautes Wechselspiel. Bevor sie ihn wieder einmal synchron bei den Schultern packten und auf den Gang hinaus schoben. „Und du, Harry…“ „…wirst uns gefälligst eine Show abliefern…“ „Die sich sehen lassen kann und…“ „…die Ravens und die Slys auf ihren Platz verweist…“ Sie nahmen Ginny in die Mitte und kreuzten die Arme über ihren Schultern, ein mehr als nur selbstgefälliges Grinsen im Gesicht. Harry sah sie mit ernstem Blick an. „Danke, Jungs. Ohne Euch hätte ich das nie geschafft. „RAUS JETZT!“, kam es diesmal dreistimmig und Harry beeilte sich, dem Kommando zu folgen. „Mister Weasley, ist Ihnen bewusst, dass Ihnen ein Spieler…um genau zu sein Ihr Sucher fehlt?“ Madam Hooch warf Ron einen verstimmten Blick zu. Die Gryffindors waren zu spät und nun waren sie auch noch einer zu wenig. Ron rotierte einmal fassungslos um seine eigene Achse und die Ravenclaws begannen zu lachen. „Ginny, verdammt noch mal! Wo steckt sie?“ Rons Gesichtsausdruck war gehetzt, als er von einem seiner Teammitglieder zum nächsten sah, doch alles, was er in deren Gesichtern sah, war Ratlosigkeit. „Na Weasley, kneift sie schon, bevor wir überhaupt angefangen haben?“, ließ sich Zach Carmichael vernehmen. „Mister Carmichael, benehmen Sie sich!“, rügte Madam Hooch. „Und Sie, Mister Weasley, sollten sich auf die Suche nach Ihrer Sucherin machen!“, wies sie Ron an, doch sie wurde unterbrochen. „Das wird nicht nötig sein“, ließ sich Colin in diesem Moment jedoch vernehmen und auf seinen Zügen breitete sich ein Lächeln aus. Er war der erste, der Harry den Gang herunter kommen sah. Als er aufs Spielfeld trat, wurde es überraschend ruhig auf den Tribünen, bevor einen Moment später auf der Tribüne Gryffindors tosender Jubel losbrach. Mit einem schiefen Grinsen ging Harry an seinen strahlenden Teamkameraden und dem fassungslosen Ron vorbei auf Madam Hooch zu. Die Schiedsrichterin lächelte ihm entgegen. „Ich war mir bis zum Schluss nicht sicher, ob ich Professor McGonagall ernst nehmen sollte oder nicht, als sie mich vor einem kurzfristigen Wechsel im Team gewarnt hat. Aber ich muss sagen, es freut mich Sie wieder auf dem Spielfeld zu haben, Mister Potter! Okay…das heißt, wir können beginnen…Mister Weasley, Mister Hays…Handschlag.“ „Madam Hooch, das geht doch nicht“, versuchte Ray Einspruch zu erheben. „Sehen Sie es von der Seite, Mister Hays: Hätte sich Miss Weasley überraschend den Arm gebrochen, hätte Gryffindor auch mit einem anderen Sucher gespielt. Das wäre in Ihrem Team genauso.“ Das brachte ihn zum Schweigen. Ron wechselte einen hastigen Händedruck mit Hays und schnappte dann Harry am Arm. „Wir haben keine Strategie, Harry!“ „Wessen Schuld ist das, Captain?...Und außerdem haben wir eine Strategie.“ „Haben wir?“ „Ron…hat dir jemand das Gehirn abgeschaltet? Tu mir bitte den Gefallen und schalte es wieder ein.“, scherzte er und brachte ein Grinsen auf Rons Gesicht, bevor er die anderen heranwinkte. „Okay…das Ziel ist klar…wir sind hier um zu gewinnen. So zu gewinnen, dass wir den Pokal bekommen. Ich schätze dahingehend deckt sich unsere Strategie mit der der Ravens. Ansonsten alles beim Alten…schnell, aggressiv und fair. Mehr verlange ich nicht.“ „Alles klar, Harry!“ Sieben Besenstiele trafen in der Luft aufeinander, bevor sie aufsaßen und in die Luft stiegen, Ron direkt neben Harry. „Du bist ein Mistkerl, Harry, du hättest einen Freund warnen können!“ „Ich wusste bis gestern nicht, ob es klappt. Gestern konnte ich mich das erste Mal mit der Linken am Besen halten ohne abzurutschen. Vorher wollten mich deine Brüder nicht spielen lassen.“ „Das kann ich ihnen auch nur raten, die Mistkerle. Keiner hat mir was gesagt!“ Ihre Hände trafen sich zu einem festen Händedruck und dann kam der Pfiff. Harrys letztes Spiel in Hogwarts hatte begonnen und im Grunde reichte es ihm schon, dass er spielen konnte. Draco starrte hinunter auf Spielfeld und konnte nicht recht fassen, was sich abspielte. Erst fehlte den Gryffs der Sucher und dann tauchte Potter auf. Er hatte mit vielem gerechnet, sogar mit einem Abbruch, aber nicht mit Potter, nicht nach der kurzen Zeit, die er zum Trainieren gehabt hatte. Er konnte sich eines unguten Gefühls nicht erwehren. Wäre es Hufflepuff, könnte er es verstehen. Verdammt, er könnte es sogar verstehen, wenn Potter gegen ihn noch mal angetreten wäre, aber die Ravens unter Ray waren etwas anderes. Es mochte sein, dass er sein Spiel gegen Hays gewonnen hatte, doch es war eines der härtesten, an die er sich erinnern konnte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Potter eine Chance gegen dieses Team hatte. „Das kann doch nicht sein Ernst sein, oder?“, ließ sich Goyle neben ihm vernehmen und er sah, wie sich Patrick McKinley zu ihnen durchzudrängen versuchte. Sah ganz so aus, als dachte der Rest seines Teams ähnlich. „Das ist sein Problem, oder?“ „Draco, von denen fängt ihn keiner auf, wenn sie ihn abschießen und er sich nicht halten kann!“ Goyles Blick war irgendwie vorwurfsvoll. Er war einer der wenigen, die sich niemals in irgendeiner Form zu den Gerüchten über ihn und Potter geäußert hatten. Draco wusste, dass er Recht hatte, doch zugeben würde er das nicht. Er verscheuchte seine eigenen Bedenken aus seinem Kopf. Es würde ihn nicht interessieren, was mit Potter passierte. Noch immer redete er sich genau das erfolgreich ein. Draco führte seit Tagen einen internen Kampf mit sich selbst. Er wusste, dass seine Vernunft sich durchsetzen wollte. Alles in ihm wollte einen Schlussstrich unter die Geschehnisse der letzten beiden Jahre ziehen, doch er erhielt seinen Groll aufrecht und tief in sich drin wusste er sehr genau, warum. „Das verspricht ein interessantes Spiel zu werden!“ Patrick hatte es zu ihnen geschafft. „Das ist wohl wahr“, knurrte Goyle ohne Draco anzusehen. „Bei allen schwarzen Hexen, ich hoffe sie packen’s…“, brachte Patrick seine Begeisterung weiter zum Ausdruck. Draco sah ihn fassungslos an. „Wer soll was packen?“ Patrick grinste ihn an. „Hey Mann, die Gryffindors natürlich. Das ist ’ne einmalige Chance auf den Pokal, Draco. Wenn Potter Hays hindert, seine 220 Punkte zu bekommen, haben wir gewonnen.“ „Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass Potter auf die 270 Punkte spielen könnte, die sie brauchen, um den Pokal selber zu holen?“, bemerkte Draco ungläubig und bissig angesichts der Naivität seines Hauskameraden. Das dämpfte dessen Laune etwas und er warf einen Blick aufs Spiel, das sich mit rasanter Geschwindigkeit entwickelte. „Glaubst du, dass er das so lange durchhält?“ Draco richtete seine Aufmerksamkeit ebenfalls aufs Spiel. Das war die Frage, die es zu beantworten galt, doch eins stand fest: Er kannte niemanden, der seine Ziele so gnadenlos verfolgte, wie Harry Potter. Das hatte dieser mehr als nur einmal hinlänglich bewiesen. Harry spürte die Ermüdung schon nach den ersten zehn Minuten. Die Ravenclaws hatten ihn rücksichtslos aufs Korn genommen, doch das hatte er erwartet. Er konnte nur hoffen, dass seine Strategie aufging. Im Moment konnte er den Schnatz nicht fangen, selbst wenn er ihn sah. Sie brauchten vorher 120 Punkte und mussten möglichst verhindern, dass Ravenclaw auf die benötigten 70 kam. Das war vermutlich das größere Problem, denn die meisten Angriffe Gryffindors endeten mit einem erfolgreichen Gegenangriff. Harry nahm seine Aufmerksamkeit vom Spiel und jagte Ron hinter her. „Hey, was ist los, Kumpel?“ Ron stoppte in der Luft, als Harry ihn erreichte. „Nimm die Treiber mit zu den Ringen, Ron. Sie erzielen zu regelmäßig Gegentreffer.“ „Aber, Harry…“ „Nein, Ron, egal…ich spiele um zu gewinnen…das tun wir alle! Ich krieg das hin.“ Ron sah ihn scharf an. „Bist du dir wirklich sicher?“ „Ja!“ Schneller, als Harry es Ron zugetraut hätte, riss dieser seine Rechte vom Besen. Der Effekt war offensichtlich. Harrys Linke knickte weg, als sie sein Gewicht trug. Er warf seinem Freund einen giftigen Blick zu. „Du hast mich überrascht.“ „Sicher, Harry! Darüber reden wir, wenn dieses Spiel rum ist. Tu mir nur einen Gefallen: Fall nicht vom Besen. Ich weiß nicht, ob dich von uns einer auffangen kann.“ „Okay…“ Ron wandte sich ab und zitierte die Treiber herbei. Von da an veränderte sich das Punkteverhältnis rasant. Harry sah es mit Genugtuung, auch wenn es ihm das Spiel nicht leichter machte. Eine weitere halbe Stunde später schonte Harry seine Linke, wo er nur konnte und wartete auf das eine, noch fehlende Tor. Der Schnatz war bisher dreimal aufgetaucht. Jedes Mal hatte er es geschafft, Ray so abzudrängen, dass er wieder verschwinden konnte. Inzwischen war jedem im Stadion die Strategie der Gryffindors klar. Sie spielten auf Sieg. Die Slytherins hatten ihre anfänglichen, schwachen Anfeuerungsversuche eingestellt. Hufflepuff und Gryffindor tobten und Ravenclaw pfiff, was das Zeug hielt. Doch deren Mannschaft setzte sich mit ihrem aggressiven Spiel nicht durch. Die Treiberblockade vor den Ringen wirkte. Ravenclaw hing bei 50 Punkten. Gryffindor brauchte noch ein Tor. Als es fiel, wendete sich das Blatt. Die Treiber, die aufs Rays Anweisung versucht hatten Gryffindor am Punkten zu hindern, stürzten sich nun auf Harry. Ron wollte seine eigenen Treiber zur Abwehr schicken, doch Harry schüttelte nur den Kopf bei diesem Ansinnen. Er flog mit Höchsttempo, was bei seinem noch immer zu niedrigen Gewicht auf dem Feuerblitz trotz allem schneller war, als bei Rays Feurblitz96. Sein Blick hetzte hochkonzentriert übers Spielfeld, beinahe verzweifelt auf der Suche nach dem Schnatz. Als er endlich auftauchte versank alles um ihn herum in ein verwaschenes Kaleidoskop aus Farben. Harry sah nur noch den Schnatz, im Hinterkopf Rays Position auf dem Feld gespeichert. Und dann hörte er einen Pfiff. Es war wie ein Déjà vû. Vor Harrys innerem Auge lief die Szenerie im Kopf ab, bei der Draco vom Besen geschossen worden war. //Schneller…// Das war alles, was ihm noch durch den Kopf ging. Er lehnte sich flach über den Stiel seines Besens und holte alles heraus, was in ihm steckte. Der Ruck war spürbar. Hinter ihm zischte es zweimal, doch seine Finger schlossen sich schon um den Schnatz. Ohne, dass er Hays sah, brach er nach links aus, weil er den Besen da besser unter Kontrolle hatte. Er war sicher, dass der Ravenclaw Sucher von unten kommen würde. Einen Sekundenbruchteil später schoss er an Harry vorbei und bremste genau wie dieser ab. Sein Blick war mörderisch, als er sich zu Harry umwandte. Dieser ließ sich von seinen Gefühlen nichts anmerken. Er hielt nur die Hand mit dem Schnatz in die Luft, um Madam Hooch klar zu machen, dass das Spiel vorbei war. „Verdammte Scheiße…woher hat er das gewusst?“ Patrick fiel beinahe über die Brüstung der Tribüne. Draco saß bewegungslos neben ihm und Goyle grinste vor sich hin. „Er hat’s gesehen!“, antwortete Draco emotionslos, noch immer damit beschäftigt zu verarbeiten, was sich gerade vor seinen Augen abgespielt hatte. „Wie will er das gesehen haben?“ Zweifellos hatte Patrick McKinley keine Ahnung, wovon er sprach. //Wie auch. Ich glaub nicht, dass viele Potter bei unserem Spiel gegen die Ravens gesehen haben…// „Er war bei unserem Spiel gegen Ravenclaw, Patrick. Schätze mal, das hat Ray nicht gewusst.“ Das Resultat dieser Unwissenheit hatten sie gerade verfolgen können. Noch immer konnte Draco nicht so Recht fassen, mit welchem Tempo Potter geflogen war, trotz der extrem schlechten Kondition, in der er sich ganz klar befand. Zum Schluss hatte er seine Linke nur noch geschont. „Das hab ich auch nicht gewusst“, ließ Patrick sich inzwischen vernehmen. Draco zuckte nur mit den Schultern. Er hatte es gewusst. Ihm hatte Potter an diesem Tag das Leben retten wollen. Stück für Stück brach sich in seinem Kopf Bahn, was er so verzweifelt zu verdrängen versuchte. „Das Manöver war der Hammer. Ehrlich, Draco, es ist wirklich keine Schande gegen Potter zu verlieren!“ Bewunderung spiegelte sich in Patrick McKinleys Worten wieder. Er erwartete offensichtlich keine Antwort, denn er reihte sich wieder in die applaudierenden Zuschauer ein, unter denen es auch bei den Slytherins ein paar gab; vor allem unter den Spielern des Quidditchteams. Draco starrte in die Ferne. Er war einer der letzten, die die Tribüne verließen. Er hatte nicht die geringste Lust, sich seinen schnatternden Hauskameraden anzuschließen. Um genau zu sein wollte er nur seine Ruhe haben und darum wandte er sich dem Rasen des Quidditchfeldes zu anstatt, wie alle anderen hinauf zum Schloss zu gehen. Die Leere war zurück. Seine Verdrängungsstrategie funktionierte ein weiteres Mal erfolgreich, auch wenn er immer mehr Mühe damit hatte. Zu viele Begebenheiten drängten sich in seinen Kopf. Zu viele Dinge, die sich in diesem Schuljahr zwischen ihm und Potter abgespielt hatten. Eines überstrahlte inzwischen alles andere, so sehr er sich auch dagegen wehrte. Potter hatte versucht, ihn aufzuhalten, immer und immer wieder. Es gab zwei Wege, das auszulegen. Einerseits konnte es Egoismus sein – Selbstschutz, mit dem er verhindern wollte, das Draco dahinter kam, wie schäbig er sich im Jahr zuvor aufgeführt hatte. Andererseits konnte es bedeuten, dass er ihn vor diesen bitteren Erinnerungen hatte bewahren wollen. Dracos Blick wanderte zu den Torstangen am westlichen Ende des Spielfeldes. Dahin, wo Potter bei seinem Spiel gegen Ravenclaw gestanden hatte. Was, wenn das alles gewesen war, was der verdammte Gryffindor die ganze Zeit gewollt hatte? Was, wenn er ihn tatsächlich hatte beschützen wollen? Was bedeutete das für die Vergangenheit? Was bedeutete es für ihn, wenn ihm immer mehr klar wurde, dass Harry Potter ihn besser kannte als jeder andere? Draco wünschte sich, nicht weiter nachdenken zu müssen. Er wurde sich jedoch klar, dass er sich am Ende nicht vor der Wahrheit, auf die er zusteuerte drücken können würde. Alles, was er im Moment noch tat, war es aufzuschieben. Resigniert wandte er sich ab. Er wusste, dass er sich drücken würde, so lange er konnte. Egal, wie untypisch das für ihn war. Ein beinahe weibisches Kreischen zog allerdings einen Moment später seine Aufmerksamkeit auf sich. Es kam aus dem Gang, der zu den Umkleidekabinen führte. „Gott, du verdammter Bastard, ich hab dich noch nie so spielen sehen. Du bist absolut unglaublich, fantastisch, grandios, unschlagbar…“ Es gab keinen Zweifel daran, dass Corner entschlossen gewesen war, dieses alberne Wortspiel endlos fortzusetzen. Etwas hinderte ihn jedoch und als er einen Moment später aufs Spielfeld getaumelt kam, bestätigte sich für Draco nur, was er schon geahnt hatte: Potter war bei ihm. Der Schwarzhaarige beförderte Corner küssend aus dem Gang heraus, sorgte dafür, dass er zu Boden ging und platzierte sich über ihm, ohne auch nur einen Augenblick von ihm abzulassen. Er war so offensichtlich berauscht von Euphorie und Adrenalin, dass er nichts um sich herum mitbekam und dem Ravenclaw rücksichtslos zu Leibe rückte. Wie Draco den Obscurus managte, wusste er nicht. In ihm tobte ein Sturm los, der seinen Verstand innerhalb von Sekunden in alle Winde verstreute. //Du verdammter Bastard. Das lasse ich nicht zu…//, donnerte es durch seinen Kopf, bevor er begriff, was er da dachte, doch er konnte es nicht mehr stoppen. Harry und Corner dort im Gras so hemmungslos küssen und fummeln zu sehen zerschmetterte einen Damm in ihm, von dem er nicht gewusst hatte, dass er existierte und was dabei freigesetzt wurde war zu Dracos blankem Entsetzen pure, ungezügelte Eifersucht. Wenig später fand sich Draco in dem Zimmer des Ostflügels wieder, in dem er sich im Jahr zuvor immer mit Potter getroffen hatte, ohne zu wissen, wie er es dahin geschafft hatte. Eifersucht – Eifersucht hatte dafür gesorgt, dass er komplett die Kontrolle über sich verloren hatte und all seine inneren Barrieren zusammengebrochen waren. Draco war fassungslos. Das war nicht er. Er reagierte niemals derart emotional. Und doch brauchte er nur an die Szene zu denken, die sich vor seinen Augen abgespielt hatte und die Eifersucht war zurück. Gleich darauf wurde sie von hemmungsloser Wut angesichts dieser völlig unerwarteten Reaktion. „VERDAMMT…DU VERDAMMTER BASTARD. KANNST DU MICH NICHT EINFACH IN RUHE LASSEN?“ Konnte Potter nicht einfach aus seinem Kopf verschwinden? Konnte er nicht einfach im Verborgenen bleiben? Musste er ihn immer wieder sehen? Musste er zusehen, wie der Mistkerl sich ins Leben zurücktastete, während sein eigenes Leben nur noch aus Leere und Abscheu zu bestehen schien? Draco versetzte dem Tisch im Zimmer einen Tritt, der ihn durch den Raum schleuderte, genoss das Scheppern, das die am Boden zerschellende Vase verursachte, die darauf gestanden hatte und war noch immer nicht befriedigt. Die beiden Stühle fielen als nächstes seiner grenzenlosen Wut zum Opfer und ein Kerzenständer vom Kaminsims folgte. Er hatte das Gefühl explodieren zu müssen und es fiel ihm schwer, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Ja. Er hatte es gewusst. Er hatte gewusst, was zwischen Harry und Corner lief. Es war logisch. Die Gerüchte, die herumschwirrten, hatten genau das beschrieben. Doch es war ohne jeden Zweifel ein enormer Unterschied, es zu nur wissen und es mit eigenen Augen zu sehen und er wollte es nicht sehen. //Was hast du dir eingebildet, Draco? Dass sie in der Bibliothek hocken und schöngeistige Gespräche führen?// „VERDAMMT.“ //Das geht mich nichts an, das ist mir vollkommen egal. Es ist bedeutungslos, was Harry tut…absolut bedeutungslos. Das ist vorbei. Vorbei. Vorbei. Vorbei. V.O.R.B.E.I.// Nur, dass es nicht wirklich vorbei war. Draco ließ sich auf die Bettkante sinken, stützte die Ellbogen auf die Knie und barg sein Gesicht in den Händen. Es war nicht vorbei. Was auch immer er sich eingeredet hatte, es war nicht vorbei und er wusste nicht, ob es jemals vorbei sein würde. Etwas hatte sich zwischen ihm und Harry in diesem letzten Schuljahr verändert. Einen Moment lang versuchte er erneut sich gegen die Vernunft zu wehren, versuchte weiter davonzulaufen, doch dann kam dieses Bild zurück – das Bild von Harry und Corner auf dem Quidditchfeld – und alles, was er denken konnte war, dass das falsch war. Vollkommen falsch. Er wollte Harry für sich – genauso verzweifelt, wie er ihn im sechsten Schuljahr für sich hatte haben wollen, unter dem Einfluss von Magie und Gift, doch diese Ausrede hatte er nicht mehr. Das wusste er mit bitterer Gewissheit. //Wie pervers bist du, Draco? Er hat dich unterworfen und du willst ihn trotzdem. Er kann dich noch immer dominieren und du platzt vor Eifersucht, wenn du ihn mit jemandem anderen siehst. Weil du es selbst sein willst, den er ins Gras schubst und um den Verstand küsst.// Draco spürte Tränen hinter seinen Lidern brennen. Warum nur hatte er die Wahrheit wissen wollen? Warum nur hatte er darauf bestanden zu wissen, was geschehen war? Warum hatte er nicht einfach akzeptieren können, dass manches besser im Verborgenen blieb? „Weil ich sonst niemals verstanden hätte, was mit ihm vor sich geht…niemals…“ Draco ließ die Hände sinken und starrte ins Leere, die Nacht auf dem Ostturm klar vor Augen. Für einen kurzen Augenblick lang hatte Harry sich fallen lassen, hatte ohne jeden Zweifel das getan, was er am meisten wollte. Draco hatte es akzeptiert, hatte eine Chance gesehen, doch es gab keine Chance. Nicht solange Harry der einzige war, der wusste, was zwischen ihnen vorgefallen war. Nicht so lange er der einzige war, der mit den Wunden aus dieser Vergangenheit leben musste. Er konnte regelrecht spüren, wie er einen Schritt zurücktrat, wie er begann, all das, was sich zwischen ihm und Harry in den letzten beiden Jahren abgespielt hatte, zum ersten Mal mit den Augen eines neutralen Beobachters zu betrachten. Es war nebensächlich, dass ihm beim Anblick dieser Karikatur seiner selbst, die der Bann und Voldemorts Gifte erschaffen hatten, Tränen über die Wangen strömten. Draco hatte lange zuvor realisiert, was er in diesem Jahr alles verloren hatte. Es ging um etwas anderes. Es ging um seine unglaubliche Eifersucht und es ging um Harry. Um dessen Versuche, sich gegen Dracos Avancen zur Wehr zu setzen, darum, wie er immer und immer wieder gegen das ankämpfte, was sich zwischen ihnen abspielte, bis es keine Entkommen mehr gab. Draco wusste, dass sie im Grunde beide Opfer gewesen waren, egal, ob er sich das eingestehen wollte oder nicht – und das Problem war, dass er das sehen konnte, nachdem er endlich den Mut aufbrachte, es sehen zu wollen. Der verdammte Bastard hatte mit Klauen und Zähnen dagegen angekämpft. Er hatte bis zum Schluss gezweifelt, egal, welches Geschütz Draco aufgefahren hatte. Und doch waren die unterschiedlichen Veränderungen in ihrer Beziehung nicht zu übersehen, wenn man Harry kannte. Inzwischen kannte Draco ihn leider gut genug. Irritation war der trotzigen Akzeptanz einer sich bietenden Gelegenheit gefolgt, als Harry begriffen hatte, dass es sich bei der Sache in den Kerkern und der Geschichte auf dem Quidditchfeld nicht um einen Ausrutscher handelte – und der klare Versuch es abzuwürgen, bevor mehr daraus wurde. Draco hatte ihm keine Chance dazu gegeben und er war sich klar, dass es von da an für Harry nur noch abwärts gegangen war, was dessen Widerstand anging. Er hatte keine Chance mehr gehabt, egal, was er versuchte. Draco rieb sich erneut mit den Händen übers Gesicht. Was er begriff, gefiel ihm nicht. Er starrte eine Ewigkeit ins Leere, bevor er den Mut aufbrachte, dieses verdammte sechste Schuljahr schlussendlich auch noch mit dem siebten zusammenzufügen, etwas, wogegen er sich bis jetzt am nachdrücklichsten zur Wehr gesetzt hatte. Vor den Fenstern sank die Dämmerung herab, als Draco mit seiner unvoreingenommenen Analyse zum Ende kam. Inzwischen lag er auf dem Bett und starrte blicklos den Himmel darüber an. Im Grunde wusste er, dass sich alles, was zwischen ihnen geschehen war, neutralisieren müsste, doch er begann zu befürchten, dass das nicht der Fall war. Ob er es wollte oder nicht, was in diesem Schuljahr passiert war, hatte nicht wirklich etwas mit dem letzten zu tun. Er hatte andere Beweggründe gehabt, sich auf dieses Spiel mit Harry einzulassen und er war sich nur allzu klar darüber, dass sein eigenes Verhalten sich mehr als nur einmal grundlegend verändert hatte. So lange, bis es plötzlich mehr als nur Lust, Begehren und der Wunsch nach Dominanz waren. //Du hast dich in ihn verliebt, Draco…Merlin und Morgana ich bin auf dem Weg in die Hölle.// Das war es, was er empfand. Warum sonst sollte er so hemmungslos eifersüchtig sein, wenn er Harry mit jemand anderem sah? Warum sonst war die Leere, die er in den letzten Tagen und Wochen empfunden hatte verschwunden, seit sich diese Eifersucht Bahn gebrochen hatte? Draco rollte sich auf den Bauch und verbarg sein Gesicht im Kopfkissen. Das konnte doch nicht möglich sein! Was war mit seinem Stolz und seiner Würde? Wie unterwürfig war er eigentlich? Wie zum Teufel konnte es sein, das diese Gefühle noch existierten, die er entwickelt hatte ohne zu wissen, was im letzten Schuljahr geschehen war, obwohl er die Vergangenheit nun kannte? Wo waren sein Hass und sein Abscheu geblieben? Verzweifelt zerrte er sich das Kissen über den Kopf und doch wusste er, dass er die Wahrheit nicht ignorieren konnte. Bilder flackerten durch seinen Verstand. Bilder, auf die er zuvor mit Abscheu geblickt hatte, doch das war unmöglich, nachdem er nun endlich einen ehrlichen Blick darauf geworfen hatte: ‚Ich will dir nicht weh tun…’ als sie zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten, Harrys Verzweiflung und Reue nach dem Zwischenfall mit Granger, seine unerschütterliche Überzeugung, als sie zum ersten Mal die Rollen getauscht hatten. Im Grunde wusste Draco, dass es da schon lang zu spät gewesen war, um noch irgend etwas aufzuhalten. Jeder weitere Schritt war für Harry ein Schritt weiter über den Abgrund gewesen und aufgegeben hatte er in der Nacht, als er in Dracos Schlafsaal aufgetaucht war, um ihm zu sagen, dass er ihn in den Verbotenen Wald begleiten würde. Obwohl er nicht gewusst hatte, was er davon halten musste und ihm noch immer nicht vertraut hatte. Draco schaffte es nicht, das Schluchzen zurück zu würgen, das sich seinen Weg bahnte. Selbst dann nicht, als er in den Bezugsstoff des Kissens biss und die Augen verzweifelt zusammenkniff. Es gab etwas, was er bis jetzt vergessen, ignoriert oder vielleicht auch verdrängt hatte. Es war die Erinnerung, an diese Augenblicke im Verbotenen Wald. Draco wusste, dass Harry absichtlich gelogen hatte, als es um die Hogwarts-Banne ging. Er wusste, dass er vorsätzlich ein enormes Risiko eingegangen war, als er mit ihm da raus gegangen war. All das war Draco egal gewesen, denn es hatte ihm nichts mehr bedeutet, als Voldemorts Banne von ihm genommen worden waren. Und doch war da dieser winzige Augenblick, der Moment, nachdem sie den Wasserfall erreicht hatten und bevor die Todesser aufgetaucht waren. Da war dieses Lächeln gewesen, verlegen und winzig und ehrlich – erfüllt von schierer Freude, so wie zuvor nur ein einziges Mal am Valentinstag. „Gott…verdammt…“ Draco wusste, was es bedeutete. Er hatte es damals gewusst und er wusste es noch immer. In diesem Augenblick hatte Harry geglaubt, ihm vertrauen zu können und er war so verdammt offensichtlich froh darüber gewesen – bis zum dem Moment, als die Todesser erschienen und all seine Illusionen in Flammen aufgegangen waren. * * * Es war früh am Morgen, als Draco bei Madam Pince in der Bibliothek erschien. Er hatte die Nacht im Ostflügel mehr oder weniger schlaflos verbracht und war von da aus direkt hier hierher gekommen. Es gab eine Frage, die er klären musste, und er war sich bewusst, dass es im Grunde das letzte Puzzleteilchen in dieser verdammten Geschichte war. Mit einem knappen Gruß passierte er den Tisch der Bibliothekarin und wandte sich direkt dem Gang zu, von dem er wusste, dass sich dort die Bücher zum geltenden Zaubererecht befanden. Es war kein großes Problem, ein Buch zur Rechtslage im Fall von Liebesbannen, Liebestränken und anderen Zaubern der Imperius-Kategorie zu finden. Nur zehn Minuten später hatte Draco endgültig Gewissheit über etwas, von dem er nicht mehr wusste, wie er nach allem, was geschehen war, umgehen sollte. Vergeltung war im Falle eines Liebesbannes, wie er auf ihn angewendet worden war, grundsätzlich möglich, wenn auch eher unerwünscht. Das Opfer hatte das Recht, Rache an denjenigen zu nehmen, die den Bann gesprochen und ausgenutzt hatten – in Dracos Fall Voldemort und Harry, obwohl Harry ganz klar nichts von einem Bann gewusst hatte – doch diese Rache war nicht unbegrenzt möglich und durfte einen angemessenen Rahmen nicht überschreiten. Was er getan hatte, war mehr als nur unbegrenzt und erst Recht unangemessen. Im Grunde hätte er nicht damit durchkommen dürfen. Schon gar nicht, weil Harry nicht wirklich gewusst hatte, dass er unter einem Bann gestanden hatte. Es gab nur eine einzige Ausnahme, die jede getroffene Rachemaßnahme zumindest theoretisch rechtfertigte: Die vom Tatbestand betroffene Partei musste eine Mitschuld eingestehen. Die Frage, die sich Draco darum stellen musste, war, warum Harry das getan hatte. Er hatte genau gewusst, was es für ihn bedeuten würde und hätte die Frage nach einer Mitschuld selbst unter Verita-Serum mit einem klaren ‚Nein’ beantworten hätte können. Draco kannte die Antwort auf diese Frage, ob es ihm nun gefiel oder nicht. Harry hatte sie im letzten Jahr bei jeder Konfrontation zwischen ihnen von neuem beantwortet. Und selbst wenn das als Beweis nicht genug wäre, hatten Granger und Weasley ihm die Wahrheit schon vor Monaten auf dem Silbertablett serviert. Harrys Ex hatte ihm das Herz gebrochen und Herzen brach man nur, wenn tiefe Gefühle im Spiel waren. Der Gryffindor hatte niemals bestritten, was seine Freunde über seinen Ex gesagt hatten – und Harrys EX war ER. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)