Verfluchte Liebe von KimRay ================================================================================ Kapitel 35: Die Trümmer, die bleiben... --------------------------------------- Titel: Verfluchte Liebe (35/circa 38) Autor: KimRay Kategorie: ? Unterkategorie: Drama Inhalt: Voldemort ist besiegt, Lucius Malfoy ein Held und Harry zerbrochen, doch noch ist das Spiel nicht beendet und noch immer mischt Albus Dumbledore die Karten. DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Anmerkungen: …es geht erst mal weiter… Beta: fiZi als Blitzbeta ;-) big thanks. Vielen, Dank für Eure kommis. Ich hab keine Ahnung, wenn ich es schaffe, wieder mal alle einzeln aufzuführen, aber im Moment hetze ich durch meine updates. Kapitel 35 Die Trümmer, die bleiben… ‚…und diesmal?’ Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Draco konnte seinen Vater nur anstarren, als ihm klar wurde, was dieser zum Ausdruck brachte. Es war als ziehe jemand einen Vorhang beiseite und Draco bekam einen klaren Blick auf das, was er bis jetzt vollkommen ignoriert hatte: den Grund dafür, dass es überhaupt erst so weit gekommen war. Seine brodelnde Wut löste sich in Luft auf. „Darüber solltest du nachdenken, Draco!“, setzte Lucius nach. Es klang ruhig, beherrscht, emotionslos. Dracos Reaktion ließ Dracos Vater keine Zweifel daran, dass sein Bluff auf feststehenden Tatsachen beruhte. Er langte nach seinem Stock und dem Umhang. „Du weißt, wo du mich findest, wenn du mich brauchst!“, verabschiedete er sich, wohl wissend, dass er seinem Sohn genug Denkanstoß gegeben hatte, um ihn auf den richtigen Weg zu schicken. Mit dem Rest musste er allein klar kommen. Draco starrte die Tür an, die sich Augenblicke zuvor hinter seinem Vater geschlossen hatte. Dessen Frage hatte ihn so gründlich ernüchtert, wie es nichts anderes vermocht hatte, denn es bewies leider einen Punkt, den er nicht mehr wettmachen konnte: Er hatte sich ohne den Bann Voldemorts noch einmal genauso zum Narren gemacht, wie im Jahr zuvor. Er hatte ein weiteres Mal versucht, Harry Potter zu verführen und dabei war ihm jedes Mittel recht gewesen. Er rieb sich mit den Händen übers Gesicht. Das alles war ein Alptraum, wie er ihn sich zuvor nicht hätte vorstellen können. Jetzt war ihm klar, warum sein Vater ihn um jeden Preis hatte aufhalten wollen. Lucius hatte zweifellos gewusst, dass er mit der Wahrheit ein Problem haben würde. Wie sollte er das auch nicht? Was Voldemort getan hatte, kam einer Vergewaltigung gleich. Dracos Gedanken gerieten überraschend ins Stolpern. //…was Voldemort getan hatte…// Voldemort war derjenige, der ihm das angetan hatte. //…aber Potter war die ausführende Hand…//, versuchte er sich zu verteidigen. Leider fehlte dieser Verteidigung der Biss. //…komm schon, Draco, eins musst du deinem Vater lassen…es hätte schlimmer sein können…// Draco würgte den Gedanken ab. So wie es war, war es schlimm genug, er würde nicht zulassen, dass ein gewisser Teil seines Verstandes versuchte, Potter zu verteidigen. Der Bastard hatte sich selbst schuldig gesprochen, sonst hätten sie ihn, Draco gezwungen, den Fluch wegzunehmen. Dessen war er sich vollkommen bewusst. Potter hatte gewusst, dass etwas nicht stimmen konnte – und es trotzdem getan. //Jaaa…deswegen ist er auch soooo freiwillig mit in den Verbotenen Wald gegangen, Draco…er hat dir nicht vertraut und ist trotzdem mitgegangen...// Zweifellos war Potter ein größerer Idiot, als Draco bisher angenommen hatte. //Hast du dich jemals gefragt, warum er mitgegangen ist, Draco?// Draco begann zu fluchen, warf sich aufs Bett und schob den Kopf unters Kissen. Es gab Momente, da hasste er seinen eigenen, rationalen Verstand, denn er war niemals um Gegenargumente verlegen. Das war es, was sein Vater hatte erreichen wollen. Draco wünschte sich die Wut zurück, die ihn den ganzen Morgen über beherrscht hatte, doch er wusste, dass das illusorisch war, denn sein Vater hatte ihm noch etwas klar gemacht: Er war selber Schuld, dass es so weit gekommen war. Potter hatte die ganze Zeit versucht ihn aufzuhalten – und Draco selbst hatte ihm nicht den Hauch einer Chance dazu gegeben. ~ Harry ließ sich zurück ins Kissen sinken. Um genau zu sein verspürte er den innigen Wunsch im Boden zu versinken und das hatte nichts mit Lucius zu tun, der nur kurz hier gewesen war, um sich nach seinem Zustand zu erkundigen bevor er nach Malfoy Manor zurückkehrte. Es war die Realität, die ihn wünschen ließ, verschwinden zu können. Während er in der Nacht nur voller Verwunderung gewesen war, dass er diese Geschichte tatsächlich lebend überstanden hatte, hatte er inzwischen begriffen, was das bedeutete: Es würde eine ganze Menge unangenehme Fragen geben. Das war Minuspunkt 1. Der beinahe schlimmere Punkt war, dass er sich für den Rest des Schuljahres mit einem Draco Malfoy auseinandersetzen musste, der wusste, was im Jahr zuvor geschehen war und sich davon vermutlich noch genauso gedemütigt und degradiert fühlte, wie damals. Als Dumbledore ihm am Morgen mitgeteilt hatte, dass Draco darauf bestanden hatte, seine Erinnerungen zurück zu bekommen, hatte sich im Grunde sein schlimmster Alptraum bewahrheitet. Er hatte mit der Animosität leben können, die ihm der Blonde entgegenbrachte, seit er seine Hand ausgeschlagen hatte, doch wie er mit dem Hass und dem Abscheu klarkommen sollte, den dieser ihm jetzt entgegenbringen würde, wusste er nicht. Harry rollte sich auf die Seite und schob sein Gesicht tief ins Kissen. Seit dem Morgen sagte ihm jeder, wie froh sie alle waren, dass er es am Ende doch noch heil überstanden hatte. Niemand hatte begriffen, dass er nicht mehr wirklich ein Problem damit gehabt hatte zu sterben. Es war ihm gleich gewesen. Harry hatte es sich niemals vorstellen können, doch sein Leben hatte für ihn zu dem Zeitpunkt, als der Fluch ihn beinahe getötet hatte jeden Wert verloren. Er verstand Lucius Malfoy. Er wusste, warum Dracos Vater ihn nicht hatte sterben lassen wollen. Er fühlte sich in Harrys Schuld und ließ sich davon nicht abbringen, doch Harry wusste sehr genau, was ihm lieber gewesen wäre: Lieber wäre er gestorben, als mit einem Draco konfrontiert zu sein, der wusste, was geschehen war. Er, Harry, konnte mit der Wahrheit leben. Für ihr war diese Liebe scherzhaft und qualvoll gewesen, doch er hatte sich aus freien Stücken in den Blonden verliebt. Draco war dazu gezwungen worden, hatte niemals eine Wahl gehabt und wollte dieses Gefühl nicht. Nichts von dem, was er geglaubt hatte, war echt. Im Gegenteil war ihm Gewalt angetan worden. Das er damit nicht leben wollte, hatte Harry immer verstanden und es als richtig empfunden, dass er seine Erinnerungen hatte auslöschen lassen. Jetzt wusste er es wieder, wusste, was mit ihm geschehen war, spürte erneut Demütigung und Verzweiflung, fühlte sich misshandelt – und Harry war derjenige, der daran schuld war. Harry kniff seine Augen ein wenig fester zu. Tränen brannten hinter seinen Lidern, bitter und voller Schuldgefühle und zum tausendsten Mal verfluchte er sich, dass er nicht auf seine Instinkte gehört hatte, doch es war schon so lange zu spät, dass es bedeutungslos wurde. Er musste damit leben, dass derjenige, den er mehr geliebt hatte, als sein Leben nur noch Abscheu, Hass und Verachtung für ihn empfinden würde – so, wie er es ihm im Verbotenen Wald entgegen geschrieen hatte. ~ „Du wirst keine Szene machen, Ron, ist das klar?“ Ron sah störrisch geradeaus und schwieg. Sie standen vor der Tür zum Krankenflügel, drauf und dran, Harry das erste Mal seit seinem Zusammenbruch zu besuchen. Die Gerüchte die durch die Schule schwirrten waren haarsträubend. Sie beinhalteten in erster Linie die Tatsache, dass Draco Malfoy genau wie die Gryffindors an diesem schicksalhaften Tag vor der Tür des Krankenflügels gestanden und gewartet hatte, um zu erfahren, was mit Harry war. Die Schlüsse, die die meisten daraus zogen, waren klar: Malfoy war Harrys heimliche Affäre vom Vorjahr und noch immer rettungslos in ihn verliebt. Der Fakt, dass Malfoy noch nicht wieder zum Unterricht erschienen war, machte es nicht besser. Rons Problem war, dass das leider beinahe der Wahrheit entsprach – nur dass nicht Malfoy derjenige war, der rettungslos verliebt war. Der Brief seines Bruders, den ihm Hermione gestern auf dem Gang zum Krankenflügel zum Lesen gegeben hatte, hatte im Grunde nur bestätigt, was er eh längst zu ahnen begonnen hatte, obwohl Harry sich alle Mühe gegeben hatte, ihn immer wieder davon abzulenken. Es war Draco Malfoy, der seinem Freund das Herz gebrochen hatte. Er wusste, warum Hermione Angst hatte, er würde eine Szene machen. Sie hatte noch nicht begriffen, dass er Harry innerlich schon längst verziehen hatte. Was sein Freund sich selbst angetan hatte, war die schlimmste Strafe überhaupt. Ron wollte etwas ganz anderes. Er wollte wissen, wie es so weit hatte kommen können – um zu begreifen, wie Harry hatte so dämlich sein können. „RON…“ Diesmal bekam Hermione Rons Aufmerksamkeit und sein Ton war giftig, als er antwortete. „Ich werde keine Szene machen. Kapiert?“ und damit drückte er die Klinke herunter und schob die Tür zur Krankenstation leise auf. Wer wusste schon, ob Harry wach war oder schlief? Über seinen Gesundheitszustand war zum Glück nichts zu hören. Die Sache mit der Fixierung war in den Aufruhr um Draco Malfoy zum Glück vollkommen untergegangen. „Harry?...“ Mione wagte es nicht, sich auf die Kante des Bettes zusetzen, wie sie es so oft zuvor getan hatte. Dazu war ihr dieser letzte Zusammenbruch zu nahe gegangen und nun wusste sie nicht, ob sie ihren besten Freund wecken sollte oder nicht. Harry lag ohne jeden Zweifel zusammengrollt unter der Bettdecke. „Harry?…“, versuchte sie es ein weiteres Mal leise, bevor sie hilflos Ron ansah. „Vielleicht sollten wir später wiederkommen?“ Sie hatten die Erlaubnis Harry zu besuchen direkt von Madam Pomfrey, da diese sehr genau wusste, wie Harrys beste Freunde sich fühlten. Die Schulkrankenschwester hatte sich schockierend positiv über Harrys Gesundheitszustand geäußert und Hermione begriff nicht ganz, wieso sie der Ansicht war, dass nun alles gut werden würde, doch sie hatte sich keine Gedanken darum gemacht. Das konnten sie Harry fragen, wenn sie ihn sahen. Leider schlief dieser jedoch offensichtlich tief und fest. Sie war nicht glücklich darüber und sie konnte Ron ansehen, dass dieser davon genauso begeistert war, wie sie. Trotzdem hatte sie nicht den Mut, Harry zu wecken. Sie wusste zu genau, wie schlecht es ihm in letzter Zeit gegangen war und ihrer Ansicht nach brauchte er seine Ruhe. Ihr Freund beugte sich inzwischen zu dem schwarzen Haarschopf, der alles war, was man von Harry sehen konnte und zupfte vorsichtig die Decke zur Seite um wenigstens dessen Gesicht sehen zu können. Das Resultat war schockierend. Harry fuhr aus dem Schlaf, schoss hoch und hatte seinen Zauberstab in der Hand. Hermione schaffte es nicht, ein erschrecktes Quietschen zu unterdrücken und Ron machte überrascht einen unsicheren Schritt rückwärts. Es war nicht zu übersehen, dass Harry etwas anderes erwartet hatte. Harry, als ihm klar wurde, dass es Ron und Mione waren, die vor seinem Bett standen und er sie mit dem Zauberstab bedrohte, fasste sich. Offensichtlich entwickelte er nun Paranoia, was Dracos mögliche Reaktion auf die Wahrheit anging. Seit er davon wusste, hegte er unterschwellig die Befürchtung, dass dieser wutentbrannt hier auftauchen und erneut versuchen würde ihn mit einem Fluch zu belegen. Was ihn fast noch mehr überraschte war seine scheinbar ebenso unterschwellige Entschlossenheit, sich das nicht noch einmal antun zu lassen. Wie sonst kam es, dass sein Zauberstab unter dem Kopfkissen gesteckt und er seinen Freunden einen mittelschweren Schock versetzt hatte? „Sorry…“ Mit einem ganz klar irritieren Kopfschütteln legte er seine Zauberstab auf den Nachttisch neben dem Bett und ließ sich wieder ins Kissen zurücksinken, ohne Ron und Hermione anzusehen. Es war so weit. Er hatte keine andere Chance mehr, als sich der Wahrheit zu stellen. Die Tatsache ließ ihn sprachlos und unendlich verlegen zurück, wobei er gleichzeitig dankbar dafür war, dass er eingeschlafen war, denn wenn er die ganze Zeit darüber nachdenken hätte müssen, wie er seinen Freunden beibringen sollte, was wirklich geschehen war, wäre er vermutlich inzwischen ein nervliches Wrack. Die Stille in der Krankenstation war einen Moment lang erdrückend und Hermione war die erste, die sich fasste. Auch wenn ihr Stottern bewies, dass sie noch immer etwas schockiert war: „…ähm…äh…alles okay mit…mit dir, Harry?“ Ihr Blick ruhte auf Harrys linker Schulter, die nicht wie üblich von der Fixierung geschützt war, was für sich allein schon irritierend genug war. Und dann war da der Fakt, das Harry sich ganz eindeutig weigerte, sie anzusehen. Ein gemurmeltes ‚Ja’ war die einzige Antwort, die sie bekam. Eine steile Falte zwischen den Brauen, ließ sich Hermione doch noch auf die Kante des Bettes sinken, während Ron sich mit ausdrucksloser Miene auf den Stuhl neben dem Bett sinken ließ. „Wie…wie geht es dir?“, fragte Mione, noch immer von seinem Verhalten irritiert. Mit allem hätte sie gerechnet, nur nicht damit, einem gezückten Zauberstab gegenüber zustehen. Etwas hatte sich mit ihm grundlegend verändert. Harry war inzwischen versucht, seine Standartantwort auf diese Frage zu geben, doch er überlegte es sich schnell anders. Dieses Gespräch würde mehr Lügen ans Licht zerren, als ihm lieb war und eins hatte ihn schon von Anfang an mehr belastet, als alles andere: Es waren die Lügen, die er seinen Freunden seit zwei Jahren immer wieder auftischte. Tief durchatmend hob er den Kopf und sah erst Hermione und dann Ron ins Gesicht. Er würde sich nicht weiter vor der Wahrheit drücken. „Es…es geht so. Könnte schlimmer sein. Es war alles…ein bisschen viel in den letzten Tagen.“, beantwortete er Hermiones Frage. „…ähm…“ Hermiones Blick hing an Harrys Schulter, doch sie hatte zweifellos keine Ahnung, wie sie ihre nächste Frage formulieren sollte. Harry starrte auf seine Hände, wohl wissend, was seine Freunde im Augenblick am meisten beschäftigte. Sein Verhalten und das Fehlen der Fixierung irritierten sie zutiefst. Es mochte sein, dass er normalerweise hervorragend darin war, Fragen auszuweichen, doch das stand nicht mehr zu Debatte. Ron und Hermione verdienten es endlich die Wahrheit zu hören, ob es ihm nun gefiel oder nicht. Harry fragte sich, ob er damit nicht am Ende doch noch alles aufs Spiel setzte, was ihm wichtig war. Er hatte keine Ahnung, wie seine besten Freunde auf die Tatsache reagieren würden, dass seine hochgeheime Affäre im letzten Jahr tatsächlich Draco gewesen war. Das würde er erst wissen, wenn es heraus war. Er sah sie nicht an, als er leise konstatierte: „Es ist weg…das Fluchmal ist weg…“ //…und ich bin ein Lügner…es tut mit leid…// Er konnte nicht mehr davon rennen. Dumbledore hatte ihm nicht die Chance dazu gegeben und langsam begann Harry zu ahnen, warum. „…aber…aber…aber…“ Miones Hand berührte erst Harrys Schulter und schob dann das Oberteil seines Schlafanzuges bei Seite, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen. Sie war vollkommen fassungslos, als sie sie noch immer leicht gerötete, aber ansonsten makellose Haut an seiner Schulter sah, auch wenn sie so etwas angesichts seiner neu gewonnenen Beweglichkeit beinahe geahnt hatte. In Rons Kopf klicken inzwischen mit beängstigender Geschwindigkeit die letzten Puzzleteile an ihren Platz. Mit einem ungläubigen Schnauben schüttelte er den Kopf und starrte nun selbst den Boden an, bevor er vollkommen zusammenhanglos knurrte: „Es war also tatsächlich Malfoy.“ Er hatte es für sich behalten, doch der Fakt, dass Lucius Malfoy seinen Sohn in die Krankenstation geholt hatte, gab ihm schon zu denken, seit es geschehen war. Im Grunde wunderte Ron nur, dass Mione das nicht aufgefallen war, doch vermutlich war es einfach im allgemeinen Aufruhr um Harrys Zustand untergegangen. „Malfoy hat dir den Fluch verpasst…und er ist dein Ex…“, fuhr der Rotschopf fort. Schon seit dem Brief seiner Brüder hatte Ron mit dem Fakt zu kämpfen, dass sich am Ende tatsächlich bewahrheitete, was sie mehr als nur einmal befürchtet und immer wieder verworfen hatten. Der Schock, den ihm das eigentlich verursachen müsste, blieb jedoch aus. Zu oft hatte er sich in diesem letzten Schuljahr mit dem Gedanken auseinandergesetzt. Er sah Harry schlucken und wusste erschreckend genau, wie dieser sich fühlte. Das Mitleid, das sich in seinem Kopf freikämpfen wollte, scheuchte er vorerst in den hintersten Winkel seines Verstandes. Erst musste er wissen, wieso Harry so dämlich gewesen war, sich mit dem Frettchen einzulassen, doch Hermione brachte ihn aus dem Konzept, denn sie hatte etwas gebraucht um zu begreifen, was genau Ron meinte. „WAS?“ Sie starrte Harry ungläubig an und ihr Ton allein hatte gereicht, um seine volle Aufmerksamkeit auf sie zu ziehen. „Soll das heißen, Draco Malfoy hat dir diesen Fluch verpasst und sie haben das ZUGELASSEN?“ Schon die Bestätigung, dass Harrys Affäre Malfoy gewesen war, hatte sie schockiert, doch die Tragweite dessen, was sich jetzt abzeichnete konnte sie kaum fassen. Alles deutete jedoch leider genau darauf hin und das brachte sie regelrecht ins Straucheln. Wie hatte Albus Dumbledore das zulassen können? Harry wich erneut übernervös ihrem Blick aus. „Mione es ist nicht ganz so einfach…“ „DARUM geht es nicht. Das war unmenschlich!“ Sie sprang auf und begann neben seinem Bett auf und ab zu hetzten. „Hermione, ich will gerade…“, versuchte Harry zu erklären, doch Hermione hörte ihm nicht zu. „Das hätte deinen Tod bedeuten können…ich…ich kann es nicht fassen…Wieso konnte Malfoy dich überhaupt mit diesem Fluch belegen? Er war doch nicht…oder…doch…?…Oh mein Gott.“ Harry sah sie nur an, als die Erkenntnis dämmerte, stumm und geschlagen. Inzwischen war ihm klar, dass seine Freunde einiges ahnten. Miones Blick traf Rons, doch dieser wich ihr aus. Was er von Ron halten sollte, wusste Harry im Moment überhaupt nicht. Er wandte den Blick ab und starrte nun aus dem Fenster. „Glaubst du wirklich, ich war in dieser Nacht durch Zufall im Verbotenen Wald, Mione? Ich hab euch die ganze Zeit belogen, von Anfang bis Ende!“ Hermione sank wieder auf die Kante des Bettes, mit dem Rücken zu ihm, fassungslos und ungläubig. „Dann fang mal an zu erzählen, Harry!“ kam es in diesem Augenblick ruhig und emotionslos von Ron. Harrys Blick traf den aus blauen Augen. Ihm war klar, dass Ron es ahnte. Er hatte es schneller begriffen, als Hermione, doch sie waren einander auch um einiges näher, als er und Hermione. Harrys Blick wanderte wieder aus dem Fenster, als er zu sprechen begann. Leise, aber entschlossen und zu seiner eigenen Überraschung, ohne zu stocken, begann er zu schildern, was seit seinen Sommerferien nach dem fünften Schuljahr mit ihm geschehen war – und wieso Draco Malfoy keine Schuld daran hatte. Es dauerte nicht lange, bis Hermione begriff, dass er keine Wertung zu den Geschehnissen abgab. Er sagte ihnen nur, was geschehen war, emotionslos und distanziert. Nicht einmal dann, als er berichtete was im Verbotenen Wald passiert war und klar wurde, was für ein teuflisches Spiel Voldemort getrieben hatte, gab er eine Wertung ab. Er hob nur eindeutig heraus, dass Malfoy keine Wahl gehabt hatte, dass er gezwungen worden war Harry so weit zu bringen – durch den Liebesbann. Und das war die Krux der Geschichte. Das war schon fast Grund genug, dass niemand Malfoy hatte zwingen können, den Fluch zurück zu nehmen. Es fehlte nur ein kleines Detail. „Du hast Mitschuld eingestanden, oder?“, fragte sie. „WAS?“, fuhr Ron dazwischen, doch Harry sah Hermione an. Manchmal schockierte es ihn wirklich, wie clever sie war und wie gut sie sich in fast allen Dingen auskannte. „Mione…ich hatte von Anfang an Zweifel…“ Sie schüttelte nur den Kopf. „Zweifel heißen nicht, dass du wissen konntest ob es eine Falle ist oder nicht. Nur wenn du es gewusst hättest, wärst du wirklich mit Schuld.“ Harry starrte wieder in die Ferne. Sie hatte natürlich Recht, doch es tat nichts mehr zur Sache. Er wusste, warum er getan hatte, was er getan hatte. Mione sah ihn nur an. So vieles machte jetzt einen Sinn und sie wusste sehr genau, warum Harry Malfoy mit seinem Eingeständnis frei gesprochen hatte, doch sie hütete sich, dazu etwas zu sagen. Es war zu ihrem Entsetzen Harry selbst, der es aussprach, genau so ruhig und emotionslos, wie zuvor und das schockierte sie von allem am meisten. „Ich habe ihn geliebt…ich hab mich in jemanden verliebt, der nur auf Grund eines Liebesbannes dazu bereit war, sich mit mir einzulassen…“ Seit Monaten quälte ihn diese Wahrheit nun schon und jetzt hatte er sie ausgesprochen. Es war der Moment, als Harrys Leben vor seinen Augen in Flammen aufging und nichts als Asche zurück blieb. Er hatte immer gewusst, dass es seinen Freunde sein würden, denen er dieses Eingeständnis würde machen müssen, dass sie es sein würden, die diese Worte von ihm hören würden, denn anders konnte er nicht rechtfertigen, was er mit sich machen lassen hatte. Es war das erste und das letzte Mal, dass jemand von ihm hören würde dass er Draco Malfoy trotzdem geliebt hatte und es war wie Ignis Expurigo – reinigend. Später würde er sich eingestehen, dass er in diesem Moment den ersten Schritt nach vorn gemacht hatte. Später, nicht heute. Heute verbrannten seine Gefühle endgültig im Feuer des Drachenglutfluches, doch diesmal war es kein Fluchmal, das zurückblieb. Diesmal war es die Asche seiner verlorenen Hoffnungen und Träume – unwiederbringlich. Es war vorbei. * * * Zwei Tage später bekam Harry von Madam Pomfrey die Erlaubnis, die Krankenstation zu verlassen. Er war wieder fit. So fit, wie er nach dieser Sache sein konnte. Die seelischen Wunden mussten erst heilen und Harry wusste, dass das dauern würde. Es blieb noch eine Sache, die er überstehen musste – die Konfrontation mit Draco Malfoy. Er saß in seinem Zimmer, das ihm Professor McGonagall bis zum Ende des Schuljahres gelassen hatte, auf dem Bett und wartete auf seine Freunde. In zwischen wusste er alles, was an Gerüchten durch Hogwarts schwirrte. Draco war schon gestern wieder zum Unterricht erschienen und es sah ganz so aus, als liefe er Spießruten. Es war eine grenzenlose Dämlichkeit seinerseits gewesen, vor der Krankenstation aufzutauchen und sich dabei auch noch erwischen zu lassen. Harry konnte noch immer nicht Recht fassen, dass er das getan hatte. Sicher, der Blonde hatte sich vor seinem Zusammenbruch ganz klar in etwas hineingesteigert, worüber er scheinbar irgendwie die Kontrolle verloren hatte, doch solche Fehler machte der Draco, den er kannte trotzdem nicht. Er äußerte sich nicht zu den Gerüchten, die im Umlauf waren. Sie schlugen immer neue Blüten und jedes Mal, wenn ihn seine Freunde und Hauskameraden besuchten, bekam er etwas Neues zu hören. Es war schwer zu übersehen, dass viele vor allem auf eine Reaktion seinerseits warteten. Die Gryffindors hofften zweifellos auf strikte Ablehnung, Empörung oder wenigstens Amüsement. Harry tat ihnen den Gefallen nicht. An dem, was geschehen war gab es nichts Amüsantes und Empörung oder Ablehnung wäre nur eine weitere Lüge zu all den vielen anderen. Er würde es aussitzen. Darin hatte er Übung. Seine Zeit in Hogwarts war bald vorbei. Dann konnte er all das endgültig hinter sich lassen. Und was Draco für Fehler machte, ging ihn nichts mehr an. „Hey, Harry, bist du fertig Kumpel?“ Ron kam zu der Tür herein gepoltert, die in den Schlafsaal führte. Harry brachte ein Grinsen zustande. Hatte er sich um Rons Reaktion Sorgen gemacht, so war das jetzt vorbei. Sein Freund hatte eh mehr geahnt, als Harry ihm zugetraut hätte und trotzdem weiter zu ihm gestanden. Ron und Hermione würden die Bodyguards sein, die er heute zweifellos brauchen würde. „Morgen, Ron. Wo ist Mione?“ Harry stand auf und griff nach seiner Schultasche. „Sie hat mal wieder irgendein superwichtiges Buch auf dem Nachttisch vergessen und wartet am Portrait. Okay…Pokerface ready?“ Harry lachte nur leise, als er zur Tür ging. „Denkst du wirklich, dass ich das noch üben muss?“ „Nicht wirklich.“ Zehn Minuten gingen sie gemeinsam die Haupttreppe in die Eingangshalle hinunter und Harry konnte sich nur noch über seine eigene Abgestumpftheit wundern. Überall folgten ihm wieder einmal die Blicke. Die meisten machten sich nicht einmal die Mühe, ihn unauffällig anzusehen und starrten ihn offen an. //…kein Wunder, Harry, du und Draco Malfoy…das grenzt zweifellos an eine Sensation. Wie konntest du nur so blöd sein, Draco?// Der Gedanke an den blonden Slytherin schnürte ihm nun seit Minuten die Brust zusammen. Er wusste, dass er nur eine Chance hatte – eine Chance für sie beide – er musste die Gerüchte und Erwartungen ignorieren so gut er nur konnte. Harry wappnete sich. Nach allem, was er hinter sich hatte, konnte das nur eine leichte Übung sein. Er würde sich nicht von der Vergangenheit unterkriegen lassen. „Okay, Harry?“, Miones Blick ruhte auf ihm. Sie hatte die Hand schon auf der Klinke des Portals zur Großen Halle. Harry setzte ein falsches Lächeln auf. „Wann wirst du endlich aufhören, mich das zu fragen?“ Hermione lächelte nur traurig. „Wenn ich mir sicher bin, dass du okay BIST!“ Und damit schob sie die Tür auf und sie traten ein. Draco wusste, was geschehen war, als die Gespräche in der Großen Halle verhältnismäßig schnell verstummten. Potter war da. Er wappnete sich und zeigte keine Reaktion. Ohne aufzublicken aß er weiter. Er wusste nicht, wie er reagieren würde, wenn er den Schwarzhaarigen ansah. Immerhin war er monatelang Potters Spielzeug gewesen, egal, wie respektvoll oder menschlich sich dieser ihm gegenüber verhalten hatte. Er war ihm unterworfen gewesen. Es mochte sein, dass die Wut darüber nicht mehr ganz so intensiv war, wie anfangs, doch die widerstreitenden Gefühle, die ihn im Moment beherrschten, machten es nicht besser. Er wusste, dass er sich zusammennehmen musste, so schwer es ihm möglicherweise auch fallen würde. Draco hatte keine Ahnung, welche Wirkung die Begegnung mit Potter auf ihn haben würde und er fürchtete sie. Die letzten Tage waren gelinde gesagt unerträglich gewesen. Er hatte sich mit seiner dämlichen Reaktion in Zaubertränke gnadenlos ins Rampenlicht der Gerüchteküche katapultiert und konnte noch immer nicht fassen, wie es so weit hatte kommen können. Es schien in einem anderen Leben passiert zu sein. In dem Leben, in dem er geglaubt hatte, Harry Potter lieben zu können. Dieses Leben hatte mit der Wahrheit geendet, doch die Auswirkungen blieben katastrophal. Die Blicke einiger seiner Klassenkameraden in Slytherin waren hämisch. Die Schadenfreude, die Pansy und Blaise an den Tag legten treffsicher und brutal. Alles wurde ans Tageslicht gezerrt, selbst sein Hang zu Ray Hays, dem wieder einmal seine Ähnlichkeit mit Potter auf die Flaggen geschrieben wurde. Draco konnte diese Ähnlichkeit längst nicht mehr sehen. Alles, was er tun konnte, war stoisch ruhig zu bleiben, egal, wie schwer es fiel. „Und, Draco, Sehnsucht…?“, kam es da auch schon von links, wo Pansy sich immer noch mit schöner Regelmäßigkeit platzierte. Draco wandte ihr den Blick zu, Herablassung und unendliche Verachtung in den grauen Augen. „Weißt du, Pansy, langsam wird deine Darbietung als verschmähtes Weibsstück wirklich peinlich. Was zwischen Potter und mir passiert ist, geht keinen was an.“ Draco wählte seine Worte mit Bedacht, obwohl er wusste, dass er schon mit dem ersten Satz hart getroffen hatte. Er würde das ein für alle Mal klar stellen und warf darum einen kalten Blick in die Runde. „Das Einzige, was noch von Belang ist, ist die Tatsache, dass es vorbei ist…egal, was sich dein krankes Hirn zusammenreimt. Um genau zu sein, ist mir das Ganze nur noch grenzenlos peinlich, denn er ist es nicht Wert auch nur einen Gedanken an ihn zu verschwenden.“ Er musste zu seinen Fehlern stehen, aber er würde seiner Verachtung für diese Fehler klar Ausdruck verleihen. Und so hob er den Kopf, den Blick zielsicher auf den Platz gerichtet, den Potter wie üblich neben Weasley gegenüber Granger eingenommen hatte. Seine Miene zeugte von Verachtung und Unwillen darüber, dass er sich so weit herabgelassen hatte, doch innerlich wartete er nervös auf eine Reaktion. Potter unterhielt sich mit Granger und hatte dabei einen trotzigen Zug um den Mund, Mienenspiel so vertraut, als hätte er niemals etwas anderes getan, als Potter zu beobachten. Er sah nicht auf und Draco wusste, dass er ihm bisher nicht einen Blick gegönnt hatte. //Besser für dich, Bastard…//, drohte er in Gedanken, bevor er etwas anderes realisierte. Es waren nicht wie erwartet Wut und unbändiger Hass, was er empfand. Es waren auch nicht Scham und Demütigung. Es war Leere. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)