Verfluchte Liebe von KimRay ================================================================================ Kapitel 33: ------------ Titel: Verfluchte Liebe (33/circa 37+Epilog) Autor: KimRay e-mail: KimRay@gmx.de Kategorie: ?? Unterkategorie: Drama Inhalt: Voldemort ist besiegt, Lucius Malfoy ein Held und Harry zerbrochen, doch noch ist das Spiel nicht beendet und noch immer mischt Albus Dumbledore die Karten. DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Anmerkungen: sorry, dass es sich hier so verzögert hat, aber ich bin seid dienstag ein sbisschen extrem krank...fieber und son shit.... Beta: fiZi – big thanks. Danksagungen werden nachgeholt…allgemein vielen, vielen Dank für die kommis. Kapitel 33 Eine Nacht im Frühling Flashback – Ausnahmsweise in der 3. Person //…„Harry…ich…ich weiß nicht. Ich fühl mich nicht wohl bei dem Gedanken! Es ist wirklich keine gute Idee, ausgerechnet dich in den Verbotenen Wald zu bringen. Es gibt sicher eine bessere Gelegenheit. Ich werde dir diesen Wasserfall zeigen. Irgendwann. Es muss nicht heute sein.“ Draco starrte in die Dunkelheit, die das Gelände von Hogwarts verhüllte. Seit Harry im Schlafsaal der Slytherins aufgetaucht war, waren drei Tage vergangen – drei Tage, die Draco selbst als den Himmel auf Erden bezeichnen wollte und dabei hatten sich Harrys eigene Bedenken in seinen Verstand gefressen. Er hatte begriffen, dass er seinen Lover möglicherweise in tödliche Gefahr brachte. Harry hingegen strahlte zu seinem Ärger ungezwungene Entschlossenheit aus und spielte das Risiko herunter, das er einging. Er legte größten Wert darauf, Draco davon zu überzeugen, dass er ihm vertraute. Draco hatte jedoch die Befürchtung, dass das Hauptproblem war: Harry wollte ihm vertrauen, und er wollte es beweisen. Das war es jedoch nicht, was er wollte. Es war das Letzte, was er bezweckte. Er wollte mit Harry zusammen sein. Das war alles. Harry warf einen Blick auf seine Karte. Wie immer waren sie beide verschwommene Punkte, eines der Rätsel, die er irgendwann zu lösen hoffte. Es war niemand zu sehen. // Kein Wunder. Es ist mitten in der Nacht…// Er warf Draco einen Blick zu. Der Slytherin war übernervös und einen Moment lang war er versucht, Dracos Ansinnen nachzugeben und den Ausflug in den Verbotenen Wald abzublasen, doch er verwarf den Gedanken. Er musste die Wahrheit wissen. Er musste wissen, ob das, was zwischen ihnen geschah wirklich real war. Er WOLLTE Draco vertrauen. Er wollte nichts mehr als das und er gab sich alle Mühe, sich nicht einzugestehen, warum. „Lass uns gehen!“, beinahe automatisch streckte er seine Hand nach Dracos aus. //Es ist so verdammt selbstverständlich…// Harry wusste, dass er schon viel zu tief in dieser Sache drinsteckte. „Harry…ich will nicht.“ Draco bekam Panik. Er hätte nicht sagen können, warum, doch er wollte nicht zu diesem Wasserfall. Nicht mehr. Harry zog ihn mit sanfter Gewalt zu sich und schenkte ihm wieder einmal dieses unglaubliche Lächeln. „Hey…du warst es, der mir unbedingt diesen Wasserfall zeigen wollte…Warum willst du jetzt einen Rückzieher machen?“ „Ich fühl mich nicht wohl dabei. Ich will dich nicht in Gefahr bringen…“ Es war die Wahrheit. Zu seinem eigenen, absoluten Entsetzen begriff Draco, dass er Harry um keinen Preis in Gefahr bringen wollte und ihn in den Verbotenen Wald zu bringen, bedeutete Gefahr, auch wenn er nicht wusste, warum. Der Drang, ihn aufzuhalten wurde unwiderstehlich. „Lass uns in den Ostflügel verschwinden. Ich kann mir etwas Besseres vorstellen, als in der Nacht durch den Verbotenen Wald zu stürzen.“ Harry begann zu lachen. „Draco…du hast ein Riesendrama daraus gemacht, weil ich mich geweigert habe, mit dir zu diesem Wasserfall zu gehen…Was soll das jetzt?“ Er gab sich selbstsicher, doch innerlich bebte er. Harry gab es nur ungern zu doch er fürchtete sich davor, in den Verbotenen Wald zu gehen. Er hatte kein gutes Gefühl dabei. „Harry, ich… ich brauche keinen Vertrauensbeweis.“ Harry zog Draco in seine Arme und küsste ihn. Draco mochte keinen brauchen, doch er selbst musste wissen, was er fühlte. „Lass uns gehen.“ Draco starrte ihn nur aus verhangenen Augen von unten herauf an, wieder einmal vollkommen unfähig, selbst zu denken. „Okay…“, war seine einzige Antwort. „Wieso habe ich das Gefühl, als ob du überhaupt keine Angst hast?“ Sie gingen hintereinander, mit ein paar Schritten Abstand. Etwas anderes ließ die Beschaffenheit des Verbotenen Waldes nicht zu. Draco bewunderte schon seit einigen Minuten Harrys absolute Emotionslosigkeit. Der Schwarzhaarige wandte sich nicht zu ihm um, als er antwortete. „Ich habe Angst!“ Draco runzelte die Stirn. „Wovor?“, bis jetzt war ihm wider Erwarten nichts wirklich Gefährliches aufgefallen. „Hast du schon mal Spinnen gesehen, die so groß wie Hagrids Hütte sind?“ „Acromantula?“, fragte Draco fast automatisch. Die Riesenspinnen lebten in den Wäldern Asiens, aber nicht hier. „Ist das der richtige Name?“ „Für Riesenspinnen?...Ja!“ „Hagrid hat sie hier im Wald angesiedelt! Vermutlich nicht mit Absicht, aber Aragog fühlt sich richtig wohl hier.“ Draco erstarrte in der Bewegung. „Du willst mir nicht sagen, dass in diesem Wald eine Population Acromantulas lebt?“ Diesmal blieb Harry doch stehen und warf ihm einen irritierten Blick zu. „In diesem Teil, glaube ich nicht! Warum?“ Draco hatte Mühe sich zu fassen. „Harry, Acromantulas sind die gefräßigsten, gefährlichsten, widerlichsten Riesenspinnen überhaupt.“ Harry konnte sich nicht helfen, als seinen blonden Lover noch ein wenig mehr zu verunsichern und meinte mit ernster Miene: „Man erledigt sie mit Arania Exumei…einzeln. Aber das ist hier schwierig. Beim letzten Mal waren es zu viele.“ Diesmal wurde Draco bleich. „Willst du mir wirklich sagen, dass in diesem Wald eine Kolonie Acromantulas lebt?“ „Ähm…ja.“ Harry gab sich so unschuldig, wie nur möglich. Er sagte die Wahrheit, auch wenn er ganz spezielle Gründe dafür hatte und sich nicht unbedingt über das Resultat ärgerte. Dracos sonst immer so überlegene Ausstrahlung war im Moment vollkommen verschwunden. „Wann hattest du mit diesen Viechern zu tun, Harry?“, fragte dieser misstrauisch weiter. Das gefiel Harry weniger. Er warf einen Blick in die Dunkelheit des Waldes. Als er sich an diese Geschichte erinnerte. „Im zweiten Schuljahr, als alle dachten Hagrid habe die Kammer des Schreckens geöffnet. Ron und ich mussten herausbekommen, was für ein Monster er im Schloss freigelassen hat. Aber Aragog war ja letzten Endes nicht das Monster aus der Kammer des Schreckens. Wir sind ihm hier im Wald nur entkommen, weil uns der verhexte Wagen von Rons Vater gerettet hat!“ Draco schnappte Harry am Arm und wandte sich in die entgegen gesetzte Richtung. „Vergiss es, ich mach keinen Schritt weiter in diesen Wald. Wann gedachtest du mir zu sagen, dass es hier Acromantulas gibt?“, entschlossen zog er Harry ein paar Schritte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Der Gryffindor stoppte ihn energisch. So war das nicht geplant. „Draco?“ Draco sah ihn an. „Draco hast du etwa Angst vor Spinnen?“ Er war vollkommen ernst bei dieser Frage, obwohl ihn der Gedanke schon irgendwie amüsierte, doch er wusste von Rons Verhalten, dass die Betroffenen nicht sonderlich begeistert reagierten, wenn man sich über sie lustig machte. Draco schüttelte nur resigniert den Kopf. „Nein, hab ich nicht. Ich reiß den Viechern regelmäßig die Beine aus, oder zerstückele ihre Körper für Zaubertränke, aber wir reden hier von Acromantulas. Das sind keine Spinnen. Das sind hochgefährliche, magische Kreaturen. Und ich habe keine Lust, einer Horde von ihnen zu begegnen. Ich hab gehört, es soll ein sehr unangenehmer Prozess sein, wenn man bei lebendigem Leibe von ihrem Gift zu Flüssignahrung umgewandelt wird.“ Das wischte jedes Amüsement aus Harrys Gedanken, doch er sagte: „Mach dir keine Gedanken. Du hast mir beschrieben, wo der Wasserfall ist. Die Spinnen sind in einem ganz anderen Teil des Waldes.“ Er wandte sich wieder um, um weiterzugehen, doch Draco hielt ihn auf, zog ihn an sich und nahm ihn in die Arme. „Geh mit mir zurück, Harry, bitte!“ „Wie weit ist es noch?“ Harry müsste diese Frage eigentlich nicht stellen. Dank Dracos Beschreibungen hatte er eine ungefähre Vorstellung. Es war nicht mehr weit. Sie hatten es fast geschafft und seinem Wissen nach waren sie noch immer innerhalb der Schutzbanne von Hogwarts. Dracos Arme umschlangen ihn noch ein wenig fester und er versank vollkommen in dieser Nähe. //Gott, lass uns das endlich hinter uns bringen, damit es vorbei ist…und ich endlich weiß, woran ich bin. Ich will dich lieben, Draco!// „Du bist ein verdammter Sturkopf, Harry!“ Harry grinste in Dracos Umhang. Er hatte erreicht, was er wollte. „Dann lass uns verdammt noch mal weitergehen.“ Draco schob Harry von sich, doch er managte es, dass er ihm den Arm um die Schulter legen konnte, als sie weiter gingen. Der Wald wurde lichter. Er wusste, dass es nicht mehr weit bis zu diesem Platz war, den ihm sein Vater mal als einen der schönsten beschrieben hatte, die er je gesehen hatte. Harry wusste nicht, warum, doch er stoppte, bevor die Bäume sich vollkommen lichteten. Sie konnten das Rauschen des Wasserfalles hören. Es übertönte jedes Geräusch und das war es, was ihn beunruhigte. Er hatte das seltsame Gefühl, als sei dieses Rauschen das absolut einzige Geräusch, das noch existierte. Die Geräusche des Waldes wurden davon vollkommen übertönt. Es vermittelte ihm den bedrohlichen Eindruck von Totenstille. „Was ist?“ Draco sah ihn besorgt an. „Ich weiß nicht…ich…“ Harry starrte durch die Bäume hindurch. Die Lichtung und das Wasser des Flusses schimmerten im Licht der Sterne und der schmalen Mondsichel bläulich. Keine Bewegung war zu sehen, doch er wusste aus Erfahrung, dass das nichts zu bedeuten hatte. „Hast du eine Ahnung, ob die Banne so weit reichen?“ Auch Draco starrte nun besorgt durch die Bäume. Harry wusste, dass sie die Banne von Hogwarts vor nicht ganz zwei Minuten verlassen hatten, doch er sagte: „Sicher…so weit sind wir doch nicht gegangen.“ „Einen kurzen Blick, okay…und dann sehen wir, dass wir zurück ins Schloss kommen!“, schlug der Blonde vor. Harry nickte. Das war es, was er gewollt hatte. Alles schien hervorragend zu laufen. Warum spürte er dann so einen dicken Knoten im Hals? All seine Bedenken ignorierend, machte Harry die letzten Schritte auf die Lichtung hinaus, einen nervösen Draco an seiner Seite. Einen Moment lang geschah gar nichts und Harrys Blick wurde von dem Naturschauspiel gefesselt, das sich vor ihnen auftat. Mitten im Wald erhob sich vor ihnen eine Felsklippe, als sei das Gelände irgendwann einfach weg gebrochen und hatte sich einige Meter gesenkt. Von oben kam ein kleiner Fluss und stürzte an dieser Stelle über mehrere Vorsprünge in die Tiefe, nur um gleich darauf im Untergrund zu verschwinden. Draco hatte Recht gehabt. Der Wasserfall war wunderschön. Er wandte dem blonden Slytherin, der ihn nicht aus den Augen ließ den Blick zu. Er lächelte. Es war dasselbe verlegene Lächeln, das er ihm geschenkt hatte, als er am Valentinstag die rote Rose gefunden hatte. Harrys Herz zog sich vor Glück und Erleichterung beinahe schmerzhaft zusammen. Er wollte Draco gerade an sich ziehen und um den Verstand küssen, als an den Rändern der Lichtung dicht an dicht Fackeln aufflammten und ein undurchdringlicher Ring aus Todessern sichtbar wurde. ~ „Oh mein Gott…“ Dracos Worte waren kaum ein Hauch, als er sich zwischen Harry und diesen Wall schob. „Oh Gott, Harry…das…wie kann das sein? Du hast gesagt, wir wären noch innerhalb der Banne…“ Harry wollte mehr oder weniger automatisch antworten – im Moment war er innerlich vollkommen erstarrt und nicht in der Lage zu verarbeiten, was sich abspielte – doch er kam nicht dazu. Schmerz sprengte ihm beinahe die Schädeldecke, als Voldemort auf der Bildfläche erschien. Er fiel mit einem Wimmern auf die Knie. „HARRY…“ Voller Entsetzen ging Draco neben Harry in die Hocke, die Hände auf dessen Schultern. „Harry, bist du okay? Was ist los?“ Panik und Sorge waren ihm anzumerken und es interessierte ihn nicht im Geringsten. „Er hat gelogen, Draco!“, kam es einen Moment später kalt und höhnisch von links und Voldemort schritt mit wallendem Umhang weiter auf die Lichtung. „Er wollte dir um jeden Preis vertrauen, Draco. Koste es, was es wolle. Dabei hätte er doch wissen müssen, dass man einem Malfoy niemals trauen kann. Draco sprang auf die Beine, erneut zwischen Harry und den Todessern. „Du verdammter Bastard!...Harry steh auf…“ Die Finger des Blonden krallten sich in Harrys Umhang. Noch immer presste dieser die Hände gegen seine Stirn, verzweifelt bemüht den Schmerz, der alles in seinem Kopf übertrumpfte, in den Griff zu kriegen. „HARRY…“, forderte Draco noch einmal nachdrücklich und erntete ein gackerndes, kaltes Lachen von Voldemort. „Ist er nicht süüüüüüüüüüüß, Lucius? So ein süßer, kleiner Kerl. Er hat sich wirklich gut in diese Sache hineingesteigert!“ „Gewiss, Mylord!“, kam Lucius Stimme leise von der Gestalt neben dem dunklen Lord. Draco spürte seine Kehle eng werden. Was ging hier vor sich? Er spürte, wie Harry neben ihm endlich wieder auf die Beine kam, eine Hand noch immer auf seiner Stirnnarbe. Erneut schob er sich vor ihn, doch das brachte Voldemort nur noch mehr zum Lachen. „Draaa-cooo, du kannst mit deiner Scharade aufhören. Wir wollen es doch nicht übertreiben. Du hast deinen Zweck erfüllt…perfekt erfüllt, um genau zu sein! Ich habe, was ich will…“ „Was?“ Konfusion machte sich in Dracos Zügen breit, bevor er seinen Blick Harry zuwandte, nur um dessen Gesicht vollkommen ausdruckslos zu sehen. Harry versuchte seit dem Erscheinen der Todesser, seinen Verstand wieder in den Griff zu bekommen und hatte unglaubliche Mühe damit. Der Gedanke aufzugeben war verführerisch. Für einen winzigen Augenblick lang hatte er das Gefühl gehabt, es gäbe etwas, für das es sich lohnte zu leben. Für den Bruchteil einer Sekunde lang hatte er glauben dürfen, dass Draco ihn tatsächlich liebte, dass all das, was zwischen ihnen geschah, echt war. Doch es war nicht echt. Es war ein Spiel, das Voldemort so perfekt inszeniert hatte, dass es nicht einmal Draco bewusst war. Das war beinahe das Schmerzhafteste daran. Der blonde Slytherin glaubte noch immer, ihn zu lieben. Es war schmerzhaft zu begreifen, dass das in Wirklichkeit nur auf Grund eines Zaubers der Fall war. Sein Körper und sein Bewusstsein fühlten sich taub an, als er langsam den Zauberstab aus seinem Ärmel in seine Hand gleiten ließ. Er wusste, dass er keine Chance hatte. Diese Falle war zu perfekt. Schmerz presste seinen Brustkorb zusammen und erneut hatte er Mühe, seine Qual unter Kontrolle zu bekommen, doch die letzten Monate, in denen er sich mit seinen eigenen Zweifeln gemartert hatte, waren eine gute Übung gewesen, selbst, wenn sie ihn auf diese grausame Wahrheit nicht hatten vorbereiten können. „Geh aus dem Weg, Draco. Es geht hier nur um mich!“ Harrys Stimme war brüchig. Draco konnte die Qual darin förmlich spüren. „Harry…nein.“ Sein Arm schoss vor und seine Finger krallten sich regelrecht in Harrys Arm. „Wir…es…das…“ Was wollte er sagen? Sie waren verloren, doch egal, was Voldemort suggerierte. Er würde Harry nicht im Stich lassen. Es war seine Schuld, dass sie hier geendet waren. Harry starrte in sein Gesicht und Qual und Verzweiflung stürzten über ihm zusammen, als sein Blick Dracos traf. //Gott…er begreift es einfach nicht…er begreift es nicht…// Harrys Lippen zitterten, als er sie zu einem Lächeln zwang und einsehen musste, dass es längst zu spät war. Er hatte geglaubt, nicht lieben zu können, ohne zu vertrauen, doch das war ein Irrtum. Sein Herz hatte ihn längst betrogen. „Es tut mir Leid…“ „FINITE INCANTATEM…VENENUM EVANESCO[1]…“ Grelles Licht explodierte an der Spitze von Voldemorts Zauberstab und Harry schloss die Augen um sie zu schützen. Als er sie wieder öffnete, war die Illusion vorbei. Als habe er sich verbrannt, riss Draco seine Hand, die bis eben auf Harrys Schulter gelegen hatte, zurück und seine Miene erstarrte zu Eis. Harrys Schutzmechanismen sprangen augenblicklich in Aktion. Er kannte ‚diesen’ Draco Malfoy noch. Dieser Draco hasste ihn und das war auch in seinem Blick nicht zu übersehen. Einen Moment lang war Draco wie betäubt. Er starrte in Potters Gesicht und wusste nicht, was er sich dabei dachte. Er wusste nicht einmal, warum er hier in der Dunkelheit herumstand. Und dann prasselten die Geschehnisse der letzten Monate brutal auf ihn hernieder. Wie eine Schockwelle krachten Erinnerungen in sein Bewusstsein, die ihm augenblicklich Abscheu und Übelkeit verursachten. Es begann mit der Nacht in Malfoy Manor, als der Lord seinem Vater einen Besuch abgestattet hatte. Sein Vater hatte ihn zu sich geholt und dabei von einem neuen, grandiosen Plan des Lords gesprochen, der seine Beteiligung erforderte. Und dann war er mit seinem zukünftigen Meister allein gewesen. Niemals im Leben hatte er sich so unwohl gefühlt, doch welche Wahl hatte man als sechszehnjähriger Zauberschüler? Keine und so hatte er über sich ergehen lassen müssen, was der Dunkle Lord geplant hatte, um endlich das Hindernis Harry Potter aus dem Weg zu räumen. Was folgte, war eine grauenvolle Aneinanderreihung von Demütigungen. Draco starrte Potter an und verspürte einen solchen Abscheu, dass er hastig rückwärts stolperte. Niemals in seinem Leben hatte er sich derartig erniedrigt, benutzt und schmutzig gefühlt. „Ja…Draco, er hat dich unterworfen, wie eine billige Hure!“, konnte er den Lord höhnen hören und spöttische Verachtung schwang deutlich in seinen Worten mit. „…nicht, dass du damit ein Problem hattest, oder? Du hast es für deinen Meister getan…und die Ehre wird auf ewig dein sein. DU hast mir Harry Potter geliefert. Was macht es schon, dass du ihn dafür ins Bett kriegen musstest.“ //NIEMALS…NIEMALS HÄTTE ICH DAS FREIWILLIG GETAN.// Dracos Kopf ruckte zu Voldemort herum. Ein widerwärtiges Grinsen, eine Hand auf seiner Schulter, ‚Imperio’. Klar und deutlich lief vor seinem innerem Auge ab, was in dieser Nacht in Malfoy Manor geschehen war. Als sein Vater ihn gefragt hatte, ob er tatsächlich mit diesem Plan einverstanden sei, hatte er mit ‚Ja’ geantwortet. Einem ‚Ja’, das ihm Voldemort unter seinem Imperius diktiert hatte. „DU BASTARD !Du hast mich mit Imperius belegt…“ Dracos Verstand verglühte in einer Explosion reiner Wut – und diese Wut war nicht auf Harry gerichtet, sondern zielte auf den Urheber dieses grauenhaften Desasters. „Draco, nein!“ Harry versuchte es zu verhindern, doch er hatte keine Chance, denn er hatte eigentlich mit etwas vollkommen anderem gerechnet. Draco versetzte ihm einen Stoß, der ihn von den Beinen riss und ging zweifellos blind vor Rage auf den Dunklen Lord los. „ARDOR DRACONIS…“ [2], brüllte er mit sich überschlagender Stimme, doch sein Fluch verfehlte das Ziel und mit Voldemort ging eine bedrohliche Verwandlung vor sich. „Du perverser, kleiner Jammerlappen. Ich habe dir eine ehrenvolle Aufgabe gegeben.“ „Ehrenvoll? EHRENVOLL??? Du hast mir meine Würde genommen, von meinem Stolz ganz zu schweigen…“, tobte Draco voller Abscheu und feuerte einen weiteren Fluch ab, der jedoch ebenfalls verfehlte. „Reiß dich zusammen, Bengel!“, donnerte Voldemort und schleuderte ihm einen Fluch entgegen, der ihn von den Beinen riss. „Du hast deine Aufgabe mit Bravour erledigt, darum will ich dir noch einmal vergeben!“ „VERGEBEN! Ich brauch deine Vergebung nicht.“, kreischte Draco hysterisch. „Draco komm zu dir!“ Harry zweifelte nicht einen Augenblick daran, das Draco blind vor Wut und Schmerz war. Warum sonst sollte er sich um Kopf und Kragen reden? „Halt dich da raus, Potter!“ Ein Fluch raste auf Harry zu und er versuchte, einen Schild zu errichten, doch er hatte keine Chance. Er wurde durch die Luft geschleudert und der Aufprall auf den felsigen Boden, nahm ihm beinahe das Bewusstsein. „Walden, LUCIUS…“ Lucius Malfoy zuckte regelrecht unter Voldemorts Blick zusammen. „Greift Euch Potter und haltet ihn unter Kontrolle, bis ich mit der kleinen Schlampe fertig bin!“, wies Voldemort die beiden an, die nicht wie die anderen Todesser den dichten Ring um die Lichtung bildeten. „Mylord, ich wage einzuwenden, dass es besser wäre, die zwei hier wegzubringen!“, getraute sich Walden McNair zu bemerken. Voldemort warf ihm einen verächtlichen Blick zu, während er nebenbei Draco mit einem Zauber brutal zu Boden zwang und ihm die Luft zum Atmen nahm. „Warum sollte ich? Weil der alte Narr oben im Schloss weiß, dass der Junge nicht mehr auf dem Gelände ist? Ich kann nur hoffen, dass er auf die dämliche Idee kommt, hier aufzukreuzen, denn dann hätte das ganze endlich ein Ende. TUT WAS ICH SAGE!“ Harry, noch halb benommen, versuchte gerade, sich aufzurappeln, als McNair ihn derb an den Armen packte und auf die Beine riss. Lucius war sichtlich abgelenkt, als er Harrys Zauberstab an sich nahm. Sein Blick hing an der Szenerie zwischen seinem Lord und Draco. „Komm schon, Malfoy, tu, was er gesagt hat. Deinen Sohn kannst du eh abschreiben.“, knurrte McNair gefühllos. „Du verdammte Ratte…!“, Harry, endlich vollkommen bei Verstand, versuchte sich gegen McNairs Griff zu wehren und ging verbal auf Lucius Malfoy los, obwohl er damit keinen Erfolg hatte. „Wie können Sie das zulassen, Malfoy? Draco ist Ihr Sohn.“ Ein Zauber von diesem schnürte ihm die Kehle zu und hinderte ihn am Weitersprechen. Harry versuchte erneut vergeblich, sich zu befreien. „Hör auf zu zappeln, du kleine Made!“ Ein Stoß von McNair in die Rippen nahm Harry endgültig die Luft zum atmen und er sackte im Griff seiner Bewacher zusammen, sich innerlich nach Strich und Faden für seine eigenen Dummheit verfluchend, fragte er sich ernsthaft, warum er sich monatelang von Moody und Remus quälen lassen hatte. Draco keuchte und kämpfte gegen den Zauber, der ihn am Boden hielt, während Voldemort langsam auf ihn zuschritt. Er konnte kaum atmen und seine Lungen brannten. Der Lord spielte mit ihm, dessen war er sich bewusst, doch das tat seiner Wut keinen Abbruch. Sein Hass auf den Lord und Potter war grenzenlos. Wie hatten sie ihm das antun können? Wieso hatte sein Vater das zugelassen? War sich Potter denn nicht klar gewesen, dass er so etwas um keinen Preis der Welt tun würde? Bei allen schwarzen Hexen, er hasste Potter. Wie blöd war dieser Gryffindor eigentlich? ‚Es tut mir Leid...’, schallte es durch seinen Kopf. //Es tut ihm Leid…ES TUT IHM LEID…verdammt, dafür wird er büßen!// Von neuem loderte die Wut in Draco hoch und er schaffte es, auf die Knie zu kommen. Voldemorts Reaktion war ein gackerndes Lachen. „War es dir so am liebsten, Draco? Oder hast du lieber auf dem Rücken gelegen?“ Ein Wink mit dem Zauberstab und Draco wurde herum geschleudert. Er landete auf dem Rücken und Magie riss seine Beine weit auseinander. „...nein…“ Es war ein Wimmern. Draco presste die Augen zu. Das Brennen darin war unerträglich. Rundherum war Lachen zu hören. Die Demütigung war grenzenlos. „NEIN…“ Mit aller Macht befreite sich Draco aus dem Griff des Zaubers und sprang auf die Beine. „Du verdammter, perverser Bastard.“ Zweifellos überraschte er Voldemort mit dieser Aktion und der Lord begann die Geduld mit ihm zu verlieren. Harry versuchte inzwischen beinahe am Rande der Verzweiflung sich zu befreien. Er konnte nicht mit ansehen, was sich vor seinen Augen abspielte. McNair hatte ihm mit einem Zauber die Hände gebunden und Malfoy hatte ihm die Stimme genommen, doch er konnte nicht stumm zusehen, wie Voldemort Draco noch mehr quälte und so zerrte er verzweifelt an den Magischen Fesseln, die seine Hände banden. Er stolperte beinahe vorn über, als sie sich plötzlich lösten. „Rühr dich nicht vom Fleck!“ Harry hätte nicht schockierter sein können, als ihm klar wurde, dass Lucius Malfoy ihm seinen Zauberstab zwischen die Finger schob und er begriff, dass McNair neben ihm zur Salzsäule erstarrt war. Offenbar hielt ihn nur noch ein Zauber auf den Beinen. Lucius Eingeweide krampften sich inzwischen nach und nach zu einem eisigen Klumpen zusammen. Wo blieb die Verstärkung auf die er so sehr hoffte? Hatte Black seiner Cousine geglaubt? Wie lange konnte Draco das aushalten? Noch kochte er vor Wut und sein regelmäßiges Training in den Sommermonaten zahlte sich aus und im Augenblick spielte Voldemort Spielchen. Aber wie lange würde dieser Zustand noch anhalten? Lucius war einer Panik nahe, denn er wusste, dass das Leben seines Sohnes auf dem Spiel stand. Er kam nicht umhin, dem Jungen, der noch immer wie gefangen neben ihm stand ohne sich zu rühren einen heimlichen Blick zuzuwerfen. Seit Monaten versuchte sich Dracos Vater aus den täglichen Berichten, die sein Sohn ihm über ein verhextes Tagebuch zukommen lassen hatte, ein brauchbares Bild von Harry Potter zu machen, doch immer und immer wieder musste er seine Ansichten revidieren. Es war unmöglich, sich ein genaues Bild von diesem Jungen zu machen, von dem sein Meister seit seiner Wiederauferstehung besessen war. Lucius hatte gewusst, dass er seinen Sohn mit dieser verdammten Geschichte schutzlos Potters Gnade auslieferte, doch Voldemort hatte ihm niemals eine Wahl gelassen. Entweder Draco tat, was von ihm verlangt wurde oder er starb. Potter war die einzige Chance gewesen, die er zu Beginn dieses widerwärtigen Planes auf ein Überleben hatte, selbst wenn er auf dessen Kommando vom Nordturm gesprungen wäre oder sich selbst mit dem tödlichsten Gift das Leben genommen hätte. Er hatte gelernt Lord Voldemort für das, was er damit seiner Familie antat, zu hassen. Würde und Selbstachtung verlor sein Sohn dank dieses Planes für immer und das konnte er als Malfoy nicht vergeben. Es war eine Überraschung für ihn gewesen, ausgerechnet in diesen Berichten, vor denen es ihn angesichts ihrer möglichen Perversion so sehr gegraut hatte zu lesen, dass es nicht so schlimm wurde, wie es hätte sein können. Und das hatte Lucius’ Meinung über den Jungen, der lebte grundlegend verändert. Es war Grund genug für ihn, Narcissa in dem Moment, als er selbst zu diesem Einsatz ausgerückt war, Kontakt mit ihrem Cousin Sirius Black aufnehmen zu lassen, von dem sie zufällig wusste, dass er von James Potter vor Jahren als Harrys Pate auserkoren worden war. Das er nicht derjenige gewesen war, der die Potters verraten hatte, wusste Lucius aus nur allzu verlässlicher Quelle. Der Lord selbst hatte es nach seiner Rückkehr unter seinen Anhängern herausposaunt. Black versteckte sich zwar noch immer, doch Lucius hatte keine Zweifel, dass er mit Dumbledore in Kontakt war. Wie sonst wäre er entkommen, als man ihn vor drei Jahren in Hogwarts gefasst hatte? Dort geschah nichts ohne Dumbledores Wissen. Zumindest war das bis zu diesem Schuljahr der Fall gewesen. Bei Draco waren sie nicht drauf gekommen, was er trieb. Black war jedenfalls die einzige Chance gewesen, diese Situation zu retten, ohne sich selbst ans Ministerium auszuliefern. Lucius konnte nur hoffen, dass Narcissa ihn dank ihrer Blutsverwandtschaft tatsächlich gefunden hatte und er Schritte zu Harrys Rettung unternahm. Ansonsten standen sie wirklich und wahrhaftig auf verlorenem Posten. Und so stand er da und konnte nur hoffen, dass das tatsächlich geschehen war. Es war das Riskanteste, was er je getan hatte, doch er hatte keine andere Wahl gesehen. Voldemort traute ihm nicht mehr wirklich nach der Geschichte mit Draco. Er hatte es nicht gewagt, vorher etwas verlauten zu lassen. Immerhin hatten die Jungen zu Bestätigung des reibungslosen Ablaufs dieses Plans die Banne von Hogwarts hinter sich gelassen. Alles, was ihm noch blieb, war Hoffnung. Hoffnung, dass Narcissa Black gefunden hatte und er ihr glaubte und Hoffnung, dass Draco lange genug durchhielt. Wie hatte er seinen Sohn nur so unterschätzen können? „MYLORD! Der Orden! Der Phönixorden nähert sich in voller Stärke.“ Wurmschwanz’ Erscheinen unterbrach Lucius verzweifelte Gedanken und zum ersten Mal ruckte Potter nach vorn. //Kein Wunder. Wurmschwanz ist für den Tod seiner Eltern verantwortlich…// Lucius war bereit, ihn aufzuhalten, doch Potter bekam sich selbst in den Griff und rührte sich nicht weiter. „Das ist unmöglich, Wurmschwanz!“, ließ sich Voldemort vernehmen und nicht weit von ihm hatte Draco Zeit, Atem zu schöpfen. „Nein, Mylord! Es ist wahr. Ich habe den stinkenden Köter gesehen!“, versicherte Wurmschwanz beinahe am Boden kriechend. Potter erstarrte und Lucius hätte beinahe vor Erleichterung geseufzt. „Black?“ „Ja, Mylord! Black, der Verräter!“ „Ausschwärmen. McNair, Malfoy, Nott und Worthington, ihr bleibt, der Rest sondiert das Gelände! Halte weiter Ausschau Wurmschwanz.“ Voldemort wandte sich wieder Draco zu, „So gern ich noch ein wenig mit dir gespielt hätte, ich habe Wichtigeres zu tun!“ Sein Zauberstab, zielte auf Dracos Kopf, doch dessen grenzenlose Wut machte ihn zu einem hartnäckigeren Gegner, als der Lord wohl erwartet hätte. Draco wich aus und griff zum x-ten Mal selbst an. Einen Moment später war es jedoch vorbei. Ranken schlangen sich um seinen Körper und er ging zu Boden. „Wie willst du sterben, Draco? Soll ich dich schnell erledigen, oder soll ich dem Gifteufeu die Arbeit überlassen?“ „Ignis expurigo!“ Harry trat in dem Moment in Aktion, als der letzte Todesser disappariert war. Es war ihm egal, wie groß das Risiko war. McNair war außer Gefecht und Malfoy offenbar auf seiner Seite. Was Worthington und Nott taten interessierte ihn nicht. Sollte Dracos Vater sich darum kümmern. Draco musste aus Voldemorts Dunstkreis heraus, sonst verlor er letztendlich doch noch sein Leben. Er war der Einzige, der Voldemort effektiv von ihm ablenken konnte. Der Fluch tat seinen Dienst. Er hüllte Draco in für ihn ungefährliche Flammen und vernichtete den Giftefeu. Wie ein Schatten hastete Harry über die Lichtung und riss Draco Augenblicke später aus der Schusslinie von Voldemorts nächstem Fluch. „POTTER!“ Diesmal kreischte Voldemort vor Wut und fuhr zu Lucius herum, der sich zu Boden fallen lassen hatte. „Wir zwei klären das später Lucius! Eine Ahnung sagt mir, dass dein Sohn heute nicht der einzige Malfoy ist, der sterben wird.“ Lucius brachte sich hinter einem Schildbann in Sicherheit und wie eine zum Angriff bereite Schlange wandte sich Voldemort wieder den beiden Jungen zu. „Du kleiner Bastard bist besser, als ich erwartet habe.“, griff er nun Harry an, Lucius zweifellos nicht ernst nehmend. Der Blick den Harry Voldemort schickte, war eisig, während er Draco, der sich heftig zur Wehr setzte, energisch mit dem Gesicht ins Gras drückte. „Potter, du perverses Schwein, runter von mir!“, keuchte dieser atemlos und seine Worte gingen Harry durch und durch, doch das war ein Kampf und er war trainiert, sich von nichts aus dem Konzept bringen zu lassen. „Vinculum[3]…“ Magische Fesseln schlangen sich um Dracos Handgelenke und er begann unter Harry zu toben. „Was ist, Harry? Ist er nicht mehr so willig, wie du es gewöhnt bist?“, höhnte Voldemort, bevor er einen Zauber auf sie abfeuerte. Harry war zu langsam, um sie beide in Sicherheit zu bringen. Eine von Voldemorts magischen Sicheln schlitzte ihm die Wange auf. Draco, dem das Blut ins Gesicht spritzte, verstummte paralysiert und er konnte sich den Constringus[4] sparen. Er jagte Voldemort einen Flammenwirbel entgegen und riss Draco mit Levitas vom Boden. In diesem Moment erschien auch schon Lucius neben ihm und nahm ihm das Bündel, zu dem Draco im Moment verschnürt war, ab. „Wir müssen hier verschwinden, Potter!“ Harry starrte ihn eisig an. „Ich werde nirgends hingehen!“ Nein, er würde nicht mehr wegrennen. Einer von ihnen beiden würde heute Nacht sterben – Voldemort, oder er – und Harry konnte sich nicht helfen, doch er wünschte beinahe es selbst zu sein. Zuviel war in den letzten Minuten in ihm zerbrochen. „Schaff ihn weg hier, Malfoy. Wenn ihm was passiert, bring ich dich um!“ Lucius konnte bei diesen Worten nicht umhin zu schlucken. Die kalten, grünen Augen sagten ihm mehr, als nur deutlich, dass Potter meinte, was er sagte. Wo verdammt noch mal, blieb die Verstärkung? Ohne einen weiteren Blick wandte Harry sich ab und ging langsam auf Voldemort zu, der gerade wieder aus dem Feuerwirbel, den ihm Harry auf den Hals gejagt hatte, auftauchte. „Nicht schlecht, Potter, wirklich nicht schlecht. Auf alle Fälle ein Anfang.“, höhnte er mit schneidender Stimme und schleuderte Harry gleich darauf einen Fluch entgegen, der ihn zwang sich zu verteidigen. Es war jedoch nicht alles, was er ihm entgegenschickte. „Was ist es für ein Gefühl, zu wissen, dass andere sich nur dank schwarzer Magie mit dir einlassen?“ Harry warf Voldemorts Angriff zurück und keuchte. Er würde nicht auf das hören, was der andere sagte. Er wollte es nicht und doch war es, als klaffe in seiner Seele eine offene Wunde, die diesem Gift nichts entgegenzusetzen hatte. „Fasle nicht, deine Zeit läuft ab und Professor Dumbledore wird jeden Moment hier sein! Ich dachte du wolltest mich? Bis jetzt hast du nur rumgealbert, TOM! Ignis exstingere[5]!“ Voldemort fluchte, als er erneut von Flammen eingehüllt wurde. Feuerzauber lagen Harry am meisten. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass das mit seinem hitzigen Temperament zusammenhing. Der Lord bannte das Feuer mit einem heftigen Gegenfluch. „Du fängst an mich zu ärgern, Potter!“ Er sprach mehrere Flüche in schneller Reihenfolge. Etwas schoss aus dem Boden und warf Harry um. Ranken schlangen sich diesmal um seine Beine und verzweifelt kroch er rückwärts, während er Diffindo auf die Ranken feuerte. „Was ist, Harry, wie ist es unten zu liegen! Draco hat es gehasst. Dessen kannst du dir sicher sein! Hätte er die Wahl gehabt, hätte er dich eher mit Cruciatus gefoltert. Glaubst du wirklich, jemand würde dich lieben? Wen hast du schon? Niemanden. Deine Freunde belügst du, dein Lover musste mit einem Bann dazu gezwungen werden, sich mit dir einzulassen und deine Eltern mussten deinetwegen sterben!“ „NEIN…“ Mit einem Satz war Harry auf den Beinen. Voller Hass und Wut, knallte er Voldemort eine Kombination entgegen, die ihm bei Moody nie gelungen war. Hier und jetzt gelang sie. Voldemort taumelte rückwärts, doch er ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. „Du bist es nicht wert geliebt zu werden, Harry. Du bringst Unglück.“ Der Lord wusste, wie er sein Opfer packen konnte und tat es mit sadistischer Präzision. Harrys Seele schrie. „Crucio…“ Es tat so weh. Voldemort sprach aus, was Harry selbst durch den Kopf raste, seit sie hier angekommen waren und all seine Träume sich in Rauch aufgelöst hatten. Der Fluch schlug fehl, doch er riss Voldemort beinahe von den Beinen. Mit langen Schritten ging Harry auf ihn zu, zu allem entschlossen. „Was ist los, Tom? Ist es nicht so einfach, wie du es dir vorgestellt hast? CRUCIO…“ Diesmal gelang es. Harry war so von Hass und Abscheu erfüllt, dass ihm wohl jeder Fluch gelungen wäre. Einen Moment lang krümmte sich der Dunkle Lord unter dem Cruciatus, bevor er ihn sprengte. „POTTER…“, Flüche rasten auf ihn zu. Ungezielt und voller Wut. Harry parierte sie. Eiskalte Entschlossenheit durchströmte ihn. Voldemort hatte ihm alles genommen. Sein Leben war nichts mehr wert. Er konnte genauso gut aufs Ganze gehen. „Was, Tom?“, höhnte er. „Hast du nicht damit gerechnet, dass ich nicht so harmlos sein könnte, wie ich aussehe?“ Eine weitere Kombination Moodys fegte über die Lichtung. Diesmal verfehlte sie. Harry konnte seine Hand zittern sehen und er wusste warum. Wut und Verzweiflung beherrschten ihn, jagten ihn vorwärts und nahmen ihm alle Hemmung. Er war so weit zu töten. Rücksichtslos warf er all seine Verteidigungsprinzipien um und ging zum Angriff über. Alles, was er je von Moody über Attacken gehört hatte, jeder verdammte Fluch war plötzlich in seinem Kopf. Innerhalb von Sekunden geriet das Duell außer Kontrolle und Voldemort konnte wieder grinsen. „Hasst du mich, Harry?“, höhnte er, während er Harrys Angriff parierte. „Hasst du mich, weil ich dir seine Liebe vorgaukeln konnte und du darauf reingefallen bist?“ „AVADA KEDAVRA…“ Harrys Todesfluch raste ins Leere. „Hab ich einen wunden Punkt getroffen? Wie konntest du nur so dämlich sein, zu glauben, ein Malfoy würde dich lieben! Pulsus triplex differentia…Errupto…“ Drei Schleuderflüche trafen Harry zur gleichen Zeit aus verschiedenen Richtungen. Das reichte eigentlich schon, doch dann explodierte der Boden vor seinen Füßen und begrub ihn halb unter losem Erdreich. Er keuchte und spuckte Dreck. Ein Aufschrei übertönte die Lichtung. „HARRY…“ Harry erkannte Sirius Stimme, doch er wusste, es war zu spät. Voldemort ließ sich nicht ablenken. Sein Zauberstab zielte auf seine Brust und das Grinsen, das sein Lippen zierte war verächtlich. „Du bist kein Gegner für mich, Junge!“, murmelte er. Es waren seine letzten Worte. Harrys Finger fanden seinen Zauberstab in der losen Erde und er riss ihn nach oben ohne zu denken. „Avada Kedavra…“, keuchte er zum zweiten Mal und als sein Todesfluch den vollkommen schockierten Lord in die Brust traf, vereinige er sich mit einem weiteren. Harrys Kopf flog herum, nur um Lucius Malfoy mit erhobenem Zauberstab wenige Yard entfernt stehen zu sehen. Lucius war wie paralysiert. Er hatte versucht Draco wegzubringen, doch es war ihm nicht gelungen. Er hatte es nicht fertig gebracht, Potter Voldemort zu überlassen. Der Lord durfte nicht überleben und Potter durfte möglichst nicht sterben. Also war er geblieben und hatte eines der unglaublichsten Duelle mit angesehen, die er je erlebt hatte. Potter war kein Gegner für Voldemort. Wie auch? Er war zu jung, zu unerfahren, zu menschlich. Und doch war da etwas in diesem Duell gewesen. Etwas, das keine Zweifel am Ausgang gelassen hatte. Harry hatte seine Phasen der Überlegenheit gehabt, in all seiner Wut. Und Lucius wusste, dass Voldemort das gespürt hatte. Während dieses Duells war ihm bewusst geworden, warum der Lord diesen Jungen unbedingt hatte aus dem Weg haben wollen. Er hatte das Zeug dazu ein großer Magier zu werden und durfte in Voldemorts Augen niemals die Chance dazu bekommen, doch der Dunkle Lord hatte sich verschätzt. Auch diesmal hatte das Glück Harry nicht verlassen. Es war vorbei. Voldemort war vernichtet. „Mach mich los!“ Draco, noch immer gefesselt, bäumte sich gegen die Zauber, die ihn gefangen hielten. Es war körperlich zweifellos unangenehm, doch Lucius war sich nicht so sicher, ob es eine gute Idee war, seinen Sohn zu befreien. „Du wirst dich benehmen, Draco! Klar? Ich weiß, was geschehen ist. Wenn jemand die Schuld daran trägt, dann ich. Weil ich es nicht verhindern konnte.“ Der Blick, den ihm Draco zuwarf, war mörderisch, doch damit konnte Lucius Malfoy umgehen. Er warf einen Blick zu Potter hinüber. Black war gerade dabei, ihn aus dem Dreck herauszuzerren. Bis jetzt hatte er wie erstarrt am Boden gelegen. „Finite Incantatem!“ Die Fesseln, mit denen Potter Draco unter Kontrolle gebracht hatte, verschwanden. Draco sprang auf die Beine und wischte sich imaginären Schmutz von den Kleidern. „Wie konntest du das zulassen, Vater…“, spuckte er, „…lieber wäre ich gestorben, als mich mit dem schmutzigen Halbblut einzulassen!“, ging er sofort auf seinen Vater los. Seine grauen Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammen gekniffen und Hass umgab ihn wie eine kalte Aura. Lucius verspürte einen schmerzhaften Stich bei diesen Worten. Er wollte seinen Sohn nicht verlieren. Das war der Grund für alles, was er getan hatte. „Du weißt nicht, wovon du redest, Draco!“ „Das kannst du nicht wissen! Glaubst du wirklich ich hätte jemals für diesen Bastard die Beine breit gemacht, wenn mich jemand gefragt hätte?“ Lucius konnte sich nicht helfen, als ihm die Hitze in die Wangen stieg. „Draco, du…“ „WAS?“ „Es ging um dein Leben…“ „Und was ist von diesem Leben jetzt noch übrig?“ Dracos Kopf ruckte zu Potter herum, dem sein Pate gerade auf half. Er stand nur wackelig auf den Beinen. Zweifellos war der Adrenalinschub, der ihn zu dem befähigt hatte, was er getan hatte, am abklingen. Black nahm ihn gerade in die Arme. Lucius verspürte eine gewisse Bitterkeit bei diesem Anblick. Eine solche Geste hatte es zwischen ihm und Draco nie gegeben. Was hatte er nur alles aufgegeben für die Macht, die ihm Voldemorts Seite versprochen hatte? „Draco...“ Lucius’ Hand landete sanft auf der Schulter seines Sohnes. Mehr getraute er sich nicht. „Es…das…es ist vorbei…und…du…es…“ „WAS? Soll ich ignorieren, was passiert ist? Soll ich darüber hinwegsehen, dass mich Voldemort Potter wie eine Hure auf dem Silbertablett präsentiert hat? Soll ich so tun, als wäre es nie geschehen?“, fauchte Draco, Bitterkeit und Schmerz in der Stimme. „Nein…natürlich nicht, aber es gibt Mittel und Wege und für deine Situation sogar Gesetze…“, versuchte Lucius Draco zu beschwichtigen, doch es gelang ihm nicht. „Was nützt mir das jetzt noch?...Er HÄTTE es wissen müssen, Vater…er hätte wissen müssen, dass ich das niemals getan hätte…er kennt mich doch nun wirklich gut genug!“ Ironischerweise musste Lucius Draco da Recht geben – wenn auch in vollkommen anderem Sinne. „Harry, beim Barte Merlins, wieso um alles in der Welt hast du den Schutzbann verlassen?“ Dumbledore war voller Hast und Sorge auf der Lichtung erschienen. Ordensmitglieder und Auroren, die er selbst hinzugezogen hatte, waren dabei die Todesser im Wald einzusammeln und er selbst hatte sich eilends auf die Suche nach ihm, Harry gemacht. Dieser hatte schon seit Minuten den Erdboden fixiert. Dumbledore würde dieselben Fragen stellen, mit denen ihn Sirius bombardierte, seit er die Lichtung erreicht hatte, doch er würde nicht antworten. Weder dem einen noch dem anderen. Er hatte von all dem, was passiert war so die Nase voll, dass er bitterlich bereute, Voldemort getötet zu haben. Umgekehrt wäre es besser gewesen. Das war alles, was ihm seit Minuten durch den Kopf ging. Dumbledore wechselte einen Blick mit Sirius und dieser schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. „Sirius, wieso wusstest du, was vor sich ging?“, setzte Dumbledore zu seiner im Moment zweifellos vorrangigsten Frage an. „Narcissa!…Lucius hat sie zu mir geschickt. Sie konnte mich finden, weil wir blutsverwandt sind. Anscheinend hat sie sich daran erinnert, dass ich Harrys Pate bin“ Sirius warf einen Blick in Lucius Richtung. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was tatsächlich geschehen war. Lucius war nicht der Typ, der einfach so seinen Master verriet. Was war vorgefallen, dass er seine Meinung geändert hatte? „Und du hast ihr einfach so geglaubt?“ Der Schulleiter von Hogwarts klang ungläubig. Zweifellos konnte er nicht fassen, dass er der Letzte war, der den Ort des Geschehens erreichte und dabei noch nicht einmal genau wusste, was vor sich ging. Sirius wechselte angesichts seiner Frage die Farbe. Was glaubte Dumbledore von ihm? Dass er einen Ordenseinsatz anberaumte, ohne der Sache auf den Grund zu gehen? „Natürlich nicht! Ich…ich habe mit Snivellus Kontakt aufgenommen…um genau zu sein, hat Remus ihn kontaktiert. Er hatte, was wir brauchten. Und Narcy hat sich nicht geweigert.“ „Ihr habt sie mit Veritas-Serum befragt?“ „Natürlich. Etwas anderes wäre gar nicht in Frage gekommen! Und ich muss sagen, Remus ist darin wirklich gut.“ Sirius würde Dumbledore nicht sagen, dass er den Einsatz schon in dem Moment anberaumt hatte, als Narcissa so willig dem Test mit dem Wahrheitselixier zugestimmt hatte. Sie hatte eindringlich geklungen. Und sie hatte Angst gehabt. Ihre ganze kühle, überlegen und vollkommen unlesbare Persönlichkeit war ihr komplett abhanden gekommen und das war extrem ungewöhnlich. Es hatte ihm gereicht, um ihr zu glauben, dass es ernst war, doch das musste Dumbledore nicht wissen. Remus hatte mit der Befragung schließlich dasselbe Resultat erzielt. Dumbledores Fragen wurden jedenfalls teilweise beantwortet, auch wenn Sirius klar war, dass das noch nicht das Ende der Geschichte war. „Das erklärt noch immer nicht, warum du hier draußen bist, Harry!“, wandte der Schulleiter sich wieder an Harry. Erneut antwortete dieser nicht. Sein Blick glitt nur unter den langen Fransen seines Ponys zu Draco hinüber, der mit eisiger Miene auf seinen Vater einredete. Was sollte er sagen? Dass der Blonde ihn auf trickreiche Weise hier heraus gelockt hatte? Gewiss nicht. „Harry?“ „Nein, Professor Dumbledore…ich werde diese Frage nicht beantworten!“ Sein Blick traf ausdruckslos Dumbledores und diesem war die Verblüffung angesichts dieser Aussage anzusehen. „Harry, es wird einschneidende Konsequenzen für dich und Mr. Malfoy geben, wenn ihr keinen guten Grund hattet, hier zu sein!“ „Wenn ich etwas sagen dürfte, Dumbledore!“ Lucius Malfoy kam auf sie zu und Harry konnte sich nicht helfen, als ihm dankbar dafür zu sein. Er hatte mehr als einen Grund dafür. Hätte er selbst Voldemort nicht erledigt, hätte Lucius es getan – rechtzeitig, um sein Leben zu retten. Dumbledore war jedoch gar nicht begeistert. „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich von dem, was Sie zu sagen haben könnten halten soll, Lucius.“ „Nun, in jedem Fall sollten Sie es sich zuerst einmal anhören!“ Lucius Miene wurde bei diesen Worten noch etwas überheblicher. „Beide Jungen fallen unter die Rechtslage eines Imperius-Bannes. Mein Sohn hat unter dem Einfluss eines…eines nicht zu brechenden Zaubers Voldemorts dafür gesorgt, dass Harry ihm heute Nacht hier heraus folgt. Keiner der beiden war sich bewusst, dass das eine Falle war.“ //Voldemort hat Draco benutzt Harry hier heraus zu locken? Wie hat er das gemacht?// Sirius wurde diese Geschichte immer rätselhafter. Er hatte schon nicht begriffen, dass Harry mit Draco hier draußen sein würde, als es Narcissa das erste Mal erwähnt hatte. „Ein Imperius-Bann ist hierfür nicht Ausrede genug, Lucius!“, entgegnete Dumbledore inzwischen. Zu Sirius Überraschung war es Harry, den Lucius Malfoy mit einem unlesbaren Ausdruck in den Augen ansah. //Niemand weiß es, oder Harry? Du hast so vollkommen dicht gehalten, dass sie nicht einmal eine Ahnung haben!// „Es tut mir Leid, Harry!“ Harry sah ihn nicht an bei diesen Worten. Sein Kopf schien nur noch ein wenig tiefer zu sinken. Zweifellos wusste er, was unausweichlich kommen musste. Er schwieg. Was sollte er auch sagen? Am Ende würde eh herauskommen, was wirklich geschehen war. Lucius atmete tief durch, beinahe dankbar dafür, dass vorerst nur Harrys Pate und Dumbledore hören würden, was er zu sagen hatte. Er sah Dumbledore an. Der Bann den Voldemort für Draco verwendet hatte, würde die beiden Jungs in eine rechtliche Ausnahmesituation bringen und gleichzeitig würde er sie bis auf die Knochen bloßstellen. „Innocensa Corruptela[6] in Verbindung mit einem Detitio-totalis[7]-Trank, den…den er Draco verabreicht hat!“ Sirius klappte der Mund auf. Dumbledore schien alle Farbe zu verlieren. Harry rührte sich nicht. Lucius wünschte tatsächlich, dass er ihm das hätte ersparen können. Ohne Zweifel war es eh schon schlimm genug. Keiner von ihnen hatte Dracos Reaktion beachtet. Der blonde Slytherin hatte sich ein paar Schritte abseits gehalten und alles mit angehört. Die Worte seines Vaters schnitten durch sein Bewusstsein wie glühende Messer. Detitio totalis. Er hatte sich Potter vollkommen unterwerfen müssen und jede noch so winzige Erinnerung sagte ihm, dass er das auch getan hatte. Er hatte sich so vollkommen befremdlich verhalten, dass dem Gryffindor niemals hätte entgehen dürfen, dass etwas nicht stimmte. Er war kein Typ, der sich anbiederte, wie eine billige Hure. Er war jemand, der seine Wünsche und Vorstellungen durchsetzte, jemand, der forderte, nicht schenkte und ‚ich liebe dich’ waren Worte, die ihm niemals über die Lippen kommen würden, egal, wer vor ihm stand. Sein ganzes Verhalten war so vollkommen untypisch gewesen, dass Potter zumindest einen Verdacht gehabt haben musste. Alles andere war in seinen Augen eine glatte Lüge. Die Schlüsse, zu denen diese Erkenntnisse führten waren klar: Potter hatte den Spaß seines Lebens gehabt und Draco wollte nicht einmal wissen, wer sich noch alles auf seine Kosten schlapp gelacht hatte. Je länger er darüber nachdachte, umso mehr wurde sein Verstand von rotem Nebel eingehüllt. //Er hätte es wissen müssen. Er HÄTTE verdammt noch mal wissen MÜSSEN, dass ich mich niemals so verhalten würde…wie konnte er das nur tun? Dieser Bastard? Dieser verdammte Bastard…OH GOTT…Potter du verdammter, dreckiger Bastard…Du hast es gewusst, nicht wahr?…und du hattest richtig deinen Spaß dabei…// Dracos Augen brannten und Bitterkeit schnürte ihm beinahe die Kehle zu, als er mit brüchiger Stimme anklagte: „Wie konntest du glauben, dass ich das jemals freiwillig tun würde?“ Harry hob den Blick, vollkommen unfähig, etwas zu erwidern. Dracos Reaktionen waren für ihn vollkommen nachvollziehbar. „Wie konntest du dir einbilden, dass ich mich mit jemandem wie dir einlassen würde? Freiwillig! Ich hab dich gehasst seit ich dich kenne. Wie konntest du glauben, dass sich das jemals ändern würde?“ Er starrte Draco nur an. Es gab nichts, was er darauf sagen konnte. Draco hatte Recht. Er HÄTTE es wissen müssen und vielleicht hatte er das irgendwo tief in sich drin auch getan, doch der Wunsch nach so einer Liebe war so groß gewesen, dass er es verdrängt hatte. Harry wünschte sich tot zu sein. Alles war besser, als Dracos anklagende Worte zu hören und ihnen nichts entgegensetzen zu können, weil er Recht hatte. Jedes Wort raste wie Gift durch seine Adern. Nichts von dieser Liebe war echt gewesen und er trug die Schuld daran, nur weil er Harry Potter war und Voldemort ihn tot sehen wollte. „DU HÄTTEST ES WISSEN MÜSSEN, POTTER! DU HÄTTEST WISSEN MÜSSEN, DASS ICH DICH NIEMALS FREIWILLIG LIEBEN KÖNNTE…Und ich wette, du hast es auch gewusst…Ardor Draconis…“ „NEIN, Draco…“, doch Lucius Aufschrei kam zu spät. Harry selbst reagierte nicht. Dracos Worte hallten in seinem Kopf wieder und wieder und wurden immer lauter. Dumbledores Position war zu ungünstig. Er konnte nicht einschreiten. Der Einzige, der die Geistesgegenwart hatte etwas zu tun, war Sirius. Er gab Harry einen Stoß, doch es war zu spät. Der Fluch traf Harry in die Schulter. Alles, was er von sich gab, war ein schriller Aufschrei. Im nächsten Moment verlor er das Bewusstsein. Es war Lucius, der ihn auffing, während er ungläubig seinen Sohn anstarrte. „Mister Malfoy…Sie werden auf der Stelle diesen Zauber zurücknehmen!“ Dumbledores Stimme klang härter, als es je einer der Anwesenden gehört hatte. Draco hob den Kopf nur ein wenig höher und schwieg. „Draco…tu, was Dumbledore gesagt hat!“ Lucius ließ Harry auf die Trage gleiten, die ein totenbleicher Sirius heraufbeschworen hatte. Das Herz des Jungen schlug zum Glück noch. Dracos Fluch hatte sein Ziel verfehlt, doch er musste zur Vernunft kommen, wenn das alles nicht in einer Katastrophe enden sollte. „Ich denke nicht daran, Vater! Er war derjenige, der von diesem Bann profitiert hat! Und er HÄTTE es wissen MÜSSEN. Ich bin mir sogar beinahe sicher, dass er es gewusst HAT.“, rechtfertigte sich Draco vor seinem Vater ohne mit der Wimper zu zucken. „MISTER MALFOY, ich warne Sie noch einziges Mal! NEHMEN Sie diesen Fluch zurück!“ Dumbledores Stimme nahm wenn möglich noch an Schärfe zu. „Draco begreife doch! Das kann lebenslänglich Askaban für dich bedeuten. Harry ist nicht der Schuldige in dieser Geschichte!“ Verzweiflung spiegelte sich in Lucius Stimme wieder, als er einen Schritt auf Draco zu machte. Dieser starrte ihn nur verächtlich an. Er würde keine Einsicht zeigen. Er war im Recht. „Nein.“ „Stupor…“ Dumbledores Zauber streckte Draco nieder. Lucius stürzte zu ihm hinüber, als er zusammensackte. „Versuchen Sie nichts Falsches, Lucius. Ihr Sohn steht ab sofort unter Arrest.“ Dumbledores Stimme hatte nicht im Geringsten an Schärfe verloren. Lucius schüttelte nur den Kopf. Er würde nicht versuchen, Draco zu beschützen. Draco musste zu Vernunft kommen, denn was auch immer er glauben wollte: Harry durfte nicht sterben. Er hatte sein Martyrium erträglich gemacht und verdiente ganz gewiss nicht den Tod. ~ Als Harry das nächste Mal erwachte, war alles, was ihm zu Bewusstsein kam Schmerz. Dumpf registrierte er, dass es im Krankenflügel von Hogwarts war und um ihn herum reges Treiben herrschte, doch es war unmöglich, auseinander zu halten, was vor sich ging. Der Schmerz in seinem Körper war alles verzehrend und betäubend. Es war, als brenne er schon im Feuer der Hölle. //Als ob du das nicht verdient hättest…// Wie hatte er nur jemals seine Instinkte ignorieren können? Sie hatten ihn niemals getäuscht. Ein Schluchzen quälte sich über seine Lippen und in seinem Kopf begann erneut Dracos Worte zu dröhnen: DU HÄTTEST ES WISSEN MÜSSEN, POTTER! DU HÄTTEST WISSEN MÜSSEN, DASS ICH DICH NIEMALS FREIWILLIG LIEBEN KÖNNTE. Es war richtig. Er hatte es gewusst. „Harry?“ Sirius besorgte Stimme drang zu Harry durch. „Harry, kannst du mich hören? Bist du bei dir?“ Harry öffnete die Augen nicht, doch die Tränen quollen unter seinen geschlossenen Lidern hervor und ein weiteres Schluchzen tat seiner Kehle weh. „Oh Harry, mein Junge!“ Entgegen aller Warnungen, nahm Sirius seinen Patensohn in die Arme und barg seinen Kopf an seiner Brust. Wenn Malfoys Sohn nicht zu Sinnen kam, war alles verloren. Er würde keinen Unterschied machen, ob Harry allein und voller Qual auf seinem Bett starb oder er ihn wenigstens in den Armen halten konnte. Inzwischen wussten sie alles über Ador Draconis. Der so genannte Drachenglutfluch war ein Malfoy Familienfluch und wurde nur von Generation zu Generation weitergegeben. Lediglich ein echter Malfoy konnte ihn verwenden und nur der Malfoy, der ihn gesprochen hatte, konnte ihn zurück nehmen. Und genau das war das Problem. Lucius’ Sohn weigerte sich trotz aller Überzeugungskraft seiner Eltern und Dumbledores, genau das zu tun. Im Moment war der junge Malfoy in einem der kleineren Türme arretiert. Niemand durfte zu ihm und niemand wusste genau, was wirklich im Verbotenen Wald geschehen war. Nur er selbst, Lucius, Dumbledore und Draco wussten genau, was geschehen war. Als Remus auf der Lichtung erschienen war, hatte Dumbledore Harry und Draco schon ins Schloss gebracht und er und Lucius waren sich sehr einig darin, dass sie beide nur die absolut notwendigen Erklärungen abgeben würden: Voldemort war tot und Harry war verletzt. Das war alles, was bekannt war. Voldemorts restliche Todesser waren vom Phönixorden und den Auroren im Wald mehr oder weniger aufgerieben worden. Ein paar waren entkommen, drei waren tot und der Rest inzwischen in Askaban. Der Orden hatte ein paar Verletzte und einen Toten, die Auroren hatten keine Verluste. Dafür, dass das gewissermaßen die letzte Schlacht gegen Voldemort gewesen war, waren sie glimpflich davon gekommen. Sirius spürte, wie sich Harrys Körper in seinen Armen entspannte. Der Junge hatte entweder wieder das Bewusstsein verloren oder er war eingeschlafen. Sirius konnte sich nicht helfen, als sein Gesicht anzuheben und ihn anzuschauen. Schon seit der letzen Nacht hatte er das Gefühl seinen Patensohn nicht mehr zu kennen. Harry hatte getötet. Mit einer Kaltblütigkeit, die Sirius schockiert hatte. Wenig später hatte ihn das jedoch nicht mehr gewundert. Was der Lord ihm diesmal angetan hatte, war beinahe ebenso grausam, wie der Mord an Harrys Eltern. Im Gegensatz zu Dumbledore und Lucius hatte Sirius nicht die geringsten Zweifel an den Gründen, die Harry so weit getrieben hatten. Harry war ein durch und durch leidenschaftlicher Mensch. Wenn er sich erst einmal in eine Sache hineingesteigert hatte, gab er nicht auf. Und in die Sache mit Lucius Sohn hatte er sich hineingesteigert. ‚Ein Potter liebt ganz oder gar nicht’, hatte James mal zu ihm gesagt, als er ihn gefragt hatte, ob er nicht manchmal den Wunsch gehabt hätte, sich mit seiner Heirat etwas mehr Zeit gelassen zu haben. James hatte Lily geliebt – und Harry liebte Draco. Das Problem war, dass diese Liebe eine Lüge war. ~ Draco starrte mit eisigem Blick in die Nacht hinaus. Es war der zweite Tag, den er in diesem kargen Turmzimmer verbracht hatte. Er würde auch den Rest seines Lebens hier verbringen, wenn es sein musste. Niemand konnte ihn dazu zwingen, den Fluch, der Potter hoffentlich bald erledigte, zurück zu nehmen. Potter selbst mochte ihn nicht unter den Liebesbann gelegt haben, aber er war derjenige, der davon profitiert hatte. Diese Sache mit dem Liebesbann war eine Art rechtsfreier Raum. Das wusste Draco inzwischen. Sein Vater hatte ihn darüber informiert, dass er das Recht hatte, darauf zu bestehen, diese Erinnerungen auszulöschen. Er war das unschuldige Opfer der Geschichte. Das Problem war, dass alle beteiligten Parteien gern vermeiden wollten, dass das Ganze an die Öffentlichkeit geriet und Dumbledore, als Vorsitzender des Zaubererrates hatte die Möglichkeit genau dafür zu sorgen, doch er war derjenige, der im Moment Druck machte. Er weigerte sich, zu Dracos absolutem Ärger mit Lucius Zustimmung, Draco sein Recht zuzugestehen, so lange Potter unter diesem Bann war. Nahm er den Bann nicht zurück, musste er mit dieser abgrundtiefen Demütigung leben und würde wohl auch noch nach Askaban wandern. Sein Vater und seine Mutter versuchten seit er hier arretiert war, ihm klar zu machen, dass er nicht das Recht hatte, Harry zu bestrafen. Zu Dracos Entsetzen waren sie sogar der Meinung, dass er es auch sehr viel schlechter hätte treffen können. Harry war laut seiner eigenen Berichte an seinen Vater jemand, der niemandem wirklich böses wollte. Er hatte sich verführen lassen. Das war alles. Er hätte die Macht gehabt, Draco sehr viel mehr zu demütigen, doch er hatte es nicht getan. Immer wieder verlangte Lucius, er solle realistisch auf seine Erinnerungen blicken. Nach Ansicht seines Vaters hätte sich alles genau so zutragen können, wäre da nicht die natürliche Aversion, die zwischen ihm und Harry bestand. Immerhin war Harry nicht der erste männliche Partner, mit dem er sich eingelassen hatte. Draco weigerte sich, das zu sehen. Alles was er sah, war das Voldemort ihn Potter unterworfen hatte und er mit beschämender Vehemenz Dinge getan hatte, die seiner Persönlichkeit vollkommen widersprachen. Seine Erinnerungen quälten ihn. Sie deckten sich so verdammt mit dem, was er sich sein Leben lang gewünscht hatte. Jemanden, den er um jeden Preis haben wollte. Jemanden, den er verführen und dem er irgendwann seine Liebe gestehen konnte – aber ohne sich zu unterwerfen und vor allem ohne einen verdammten Bann, der ihn sozusagen zwang, zu tun, was er getan hatte. Draco spürte ein Brennen in den Augen und wandte sich vom Fenster ab. Voldemort hatte ihm jedwede Kontrolle geraubt und Potter hatte sie angenommen, ohne sich nach den Gründen zu fragen. Der Gedanke schnürte ihm die Kehle zu und schürte seinen Hass nur noch ein bisschen mehr. Voldemort war tot, er konnte nicht mehr für das bezahlen, was er getan hatte. Aber Potter würde zahlen und Draco würde keinen Millimeter von dieser Absicht abrücken. ~ „Harry…kannst du mich hören?“ Dumbledores Stimme war leise und behutsam. Sie machten sich Sorgen um Harry, mehr, als ihnen lieb war. Sein Zustand verschlechterte sich. Das Mal, das Dracos Fluch hinterlassen hatte, breitete sich aus. Harry rührte sich schwach. Er fühlte sich benebelt, obwohl er bei Bewusstsein war und nickte mühsam. Im Moment war der mörderische Schmerz, den der Drachenglutfluch verursachte nur ein dumpfer Druck in seinem Kopf. Madam Pomfrey hatte ihm ein starkes Schmerzmittel gegeben. Inzwischen wusste er, dass das nur eine begrenzte Zeit helfen würde. Der Fluch setzte sich immer wieder durch. „Harry, bist du in der Lage, mir eine Frage zu beantworten?“ „S..cht.“ //So nicht, in diesem Zustand nicht…// Das wollte er eigentlich sagen, aber er fühlte sich so schwach und benebelt, dass es unmöglich war. „Harry, ich kann deinen Kopf für einen Moment klar machen, aber der Impact des Schmerzes wird sehr unangenehm. Ich brauche diese Antwort von dir. Ich kann die Sache mit Draco Malfoy nicht mehr länger zurückhalten.“ Harrys Augen öffneten sich, doch er sah Dumbledore nicht an. Draco war arretiert, weil er ihn hatte töten wollen. Harry wünschte, es wäre ihm gelungen, doch er wusste, dass Draco dann schon in Askaban wäre und alles in ihm wehrte sich gegen diese Vorstellung. Draco gehörte nicht nach Askaban. Er war das Opfer in dieser Sache. „..n…ie’s“, flüsterte er. Wie Dumbledore sein Gestammel verstand war ihm ein Rätsel. Ein Zauber glitt über ihn hinweg und einen Moment später biss Harry die Zähne hart aufeinander. Gott, dieser Schmerz war so unerträglich. „Harry…Draco ist der Meinung, du hättest wissen müssen, dass er das, was er seit Beginn dieses Schuljahres getan hat, niemals freiwillig tun würde…Ich bin anderer Meinung, aber ich muss deine Antwort in Betracht ziehen, weil du das Opfer seiner Attacke bist. Wie du inzwischen weißt, sind Liebesbanne ein rechtlich schwer abzudeckender Raum. In erster Linie wird die Person geschützt, die unter dem Bann war. In unserem Fall Draco. Er kommt für alles, was er getan hat vollkommen ungeschoren davon, doch er hat nicht das Recht, dich zu verletzten, denn du hast den Bann nicht gesprochen. Draco besteht aber darauf, dass dir hätte klar sein müssen, dass etwas nicht stimmen kann. Das bringt dich in die Position des Nutznießers des Bannes und macht dich mitschuldig. Hast du verstanden, was ich sage.“ //Er denkt, ich hätte die Sache ausgenutzt…//, der Gedanke brannte beinahe mehr, als das Fluchmal, das der Drachenglutfluch hinterlassen hatte. //Hat er denn wirklich nicht verstanden, warum ich mit ihm da raus gegangen bin?// Harry spürte Tränen in seinen Augen brennen und schloss sie. „Harry, soll ich den Zauber zurücknehmen?“ Sorge schwang in Dumbledores Stimme. „..nein…“ „Hast du verstanden, was ich gesagt habe?“ „…ja…“ Oh ja, er hatte verstanden! Sagte er, dass er niemals auf die Idee gekommen wäre, dass Draco ihn nicht freiwillig verführt haben könnte, ging der Blonde nach Askaban, falls er nicht tat, was Dumbledore verlangte. Er öffnete die Augen und sah den Schulleiter an. Dumbledores ganze Haltung drückte hoffnungslose Sorge aus. Er wollte ihm helfen. Das war klar, doch Harry wusste, dass es eine Lüge wäre, wenn er sagte, er hätte es nicht gewusst. Er HATTE an der Aufrichtigkeit des Slytherins gezweifelt und damit hatte er nicht eine Sekunde lang aufgehört. Deswegen war er mit ihm gegangen – er hatte seine Gefühle nicht auch noch opfern wollen. Dass es dafür längst zu spät gewesen war, war ihm erst klar geworden, als tatsächlich eintrat was er so sehr gefürchtet hatte und er begreifen musste, dass Draco ihn niemals freiwillig geliebt hatte. „Ist es zu anstrengend, Harry?“ Dumbledore riss ihn in die Wirklichkeit zurück. Harry schüttelte schwach den Kopf. „Harry, hast du vermutet, dass an Dracos Verhalten etwas nicht stimmt? Ja oder nein reicht mir!“ Er warf Sirius und Lucius, die nicht weit entfernt standen um Harrys Aussage zu bezeugen, einen nervösen Blick zu. Es ging Harry im Grunde zu schlecht, um ihm diesem Verhör zu unterziehen, doch sie mussten das hinter sich bringen. „…ja…“ Es war die Wahrheit und gleichzeitig war es eine Lüge. Harry hatte immer befürchtet, dass Draco ihn bewusst in eine Falle lockte. Die Wahrheit war unendlich grausamer. Der blonde Slytherin hatte niemals eine Wahl gehabt. Das machte es noch perverser, als es eh schon war. „Harry…du sprichst Draco mit dieser Aussage frei!“ Dumbledore war sein Schock anzuhören. „Du gibst ihm damit das Recht, dich unter diesem Fluch zu lassen.“ Harry wandte den Blick ab und starrte den Sichtschutz an. Für ihn war die Debatte beendet und alles, was ihm blieb war die Hoffnung, dass der Fluch ihn schnell töten würde. Draco war frei…das war alles, was für ihn zählte. Dumbledore nahm wortlos den Zauber, der das Schmerzmittel blockte zurück und das Feuer in Harrys Schulter klang etwas ab. Er konnte spüren, dass es nicht mehr so stark abnahm, wie zuvor und wusste, dass die Wirkung bald verschwinden würde. Nicht mehr lange und es gab kein Entkommen mehr vor diesen Schmerzen. Er schloss die Augen und spürte die Tränen über seine Wangen rinnen. Wenn es doch nur endlich vorbei wäre. Sirius stand auch noch an Harrys Bett, als er längst wieder eingeschlafen war. Er starrte auf den Jungen hinunter, hoffnungslos und hilflos. Was die anderen nicht sehen konnten war für ihn so offensichtlich, als stünde es mit großen Buchstaben über dem Bett in der Luft geschrieben. Harry hatte aufgegeben, doch zuvor hatte er noch dafür gesorgt, dass derjenige, den er allem Anschein nach liebte, ein sicheres Leben und eine friedliche Zukunft haben würde. Es hatte ihn nicht wirklich überrascht, als Harry Draco Malfoy freigesprochen hatte. Was ihn überrascht hatte, war der Fakt, dass Dumbledore zweifellos der Einzige gewesen war, der mit einer anderen Antwort gerechnet hatte. Lucius Malfoy war jedenfalls nicht überrascht gewesen. Dessen Verhalten entwickelte sich für Sirius langsam zum Rätsel. Dracos Vater tat alles, um seinen Sohn dazu zu bringen, den verdammten Fluch zurück zunehmen. Leider hatte Sirius jedoch nicht viel Hoffnung, dass dieser Fall eintrat. Das Problem war nämlich, dass Dracos Reaktion verständlich wurde, wenn man es aus seinem Blickwinkel betrachtete. Er war tatsächlich das Opfer in dieser Geschichte, doch Harry war das im Grunde genauso. Was Sirius am meisten schockierte war jedoch etwas ganz anderes, etwas, was er Harry niemals zugetraut hätte. Sein Patensohn hatte an Dracos Aufrichtigkeit gezweifelt, doch er hatte sich trotzdem darauf eingelassen. Wie musste das wohl abgelaufen sein? Wie überzeugend konnte Draco Malfoy Liebe heucheln? Wie weit war er gegangen, um Harry so weit zu bringen, ihn entgegen aller Zweifel trotzdem zu lieben? Sirius Finger strichen zärtlich durch Harrys schwarzes Haar. „Wie weit musste er gehen, um deine Liebe zu verdienen, Harry? Ist es das wirklich wert dafür zu sterben?“ Harry antwortete natürlich nicht. Er schlief tief und im Moment noch schmerzfrei. Bald würde das für immer vorbei sein, aber einer Sache war sich Sirius absolut sicher. Er würde nicht zulassen, dass Harry sich aufgab und für diese Liebe starb. ~ „Mister Malfoy, ich fordere Sie noch einmal nachdrücklich dazu auf, Harry von diesem Fluch zu befreien. Er hat genug gelitten und ich bin mir sicher, dass Sie das wissen.“ Draco warf Dumbledore einen verächtlichen Blick zu und schwieg. Professor Snape hatte ihn ins Büro des Schulleiters gebracht und sie dann dort allein gelassen. Das war eine Veränderung und Draco war gespannt, was sie bedeutete. „Sind Sie wahrhaftig der Meinung, dass diese Grausamkeit irgendetwas an dem, was Ihnen angetan wurde, ändert, Draco?“ Ärger kochte in Draco hoch, ohne, dass er es verhindern konnte. Er hatte sich mit seinem Schicksal abgefunden und würde nicht klein bei geben. Potter hatte eine Strafe verdient. „Es ist mein Recht auf Rache an demjenigen, der am meisten von diesem Bann profitiert hat!“ „Ist Ihnen jemals in den Sinn gekommen, dass Harry möglicherweise angenommen haben könnte, Sie würden ihn mit voller Absicht in eine Falle locken? Wer hätte dann das Recht auf Rache?“ Wie schon seit Tagen in Dracos Gegenwart war Dumbledores Stimme ungewohnt hart. In seinen Augen hatte Draco keinerlei Recht, Harry so zu quälen. Draco ließ diesen Gedanken an seiner Überzeugung abprallen. „Ich habe ihn nicht bewusst in eine Falle gelockt. Ich hatte keine Wahl! Er hatte eine.“, rechtfertigte er sich, wie schon so viele Male zuvor. Dumbledore sah ihn minutenlang nur an. Gerechter Zorn oder nicht, Dracos Handeln war zu grausam, doch er hatte keine Handhabe mehr. Bitter holte er die Phiole mit dem Trank aus einer seiner Schubladen, der dafür nötig war Dracos Erinnerungsvermögen so zu verändern, dass das, was man ihm angetan hatte aus seinem Bewusstsein verschwand. Es würde ein schwieriger und langwieriger Prozess werden, doch Dumbledore wusste, dass er die Pflicht hatte, Draco diesen Frieden zurückzugeben. Trotz allem war er das Opfer einer grausamen Tat des Dunklen Lords. „Dies ist der Trank, dessen Einnahme nötig ist, um Sie von den Erinnerungen an diese Sache zu befreien!“ Dumbledore stellte die Phiole auf den Tisch. „Ich appelliere noch einmal an Ihr Gewissen, Draco! Was sie Harry auferlegt haben ist grauenvoll und herzlos und er wird möglicherweise an den Folgen sterben! Beenden Sie diese Geschichte mit Würde und nehmen Sie den Drachenglutfluch zurück!“ Draco sah Dumbledore mit kalten Augen an. In ihm brodelte schon wieder der Hass auf alle, die von dieser Sache wussten. „Von welcher Würde sprechen Sie? Meine Würde wurde mir genommen, von Voldemort und von Harry Potter!“ „Wenn Sie also meinen…nehmen Sie den Trank, Mister Malfoy!“ Dumbledore sah Draco nicht an bei diesen Worten, doch Verachtung und Missbilligung stand klar in seinen Zügen geschrieben. „Warum tun Sie das?“ Draco konnte sich nicht helfen. Dumbledores Sinneswandel machte ihn stutzig. Einen Moment lang sah Albus Dumbledore den Jungen vor sich nur an. Er könnte ihm sagen, dass Harry seine Mitschuld an dem, was geschehen war eingestanden hatte, doch das würde Draco nur in seiner Ansicht bestärken. Dumbledore sah es anders. Harry mochte Zweifel gehabt haben, doch die Gründe waren weit von denen entfernt, die Draco ihm unterstellte. Alles, was Harry wollte, war Draco zu beschützen, denn er fühlte sich schuldig, ohne es jedoch wirklich zu sein, aber es hatte keinen Sinn Draco die Wahrheit zu sagen. Er funktionierte nach anderen Prinzipien, als Harry. „Das ist für Sie nicht mehr von Bedeutung, Mister Malfoy. Sie haben mit dieser Vergangenheit abgeschlossen. Hoffen wir, dass Ihnen die Zukunft besser gefällt!“ Draco erkannte einen Schlag unter die Gürtellinie, wenn er einen bekam, doch wie alles andere wischte er es beiseite. Mit ruhiger Hand griff er nach der Phiole, entkorkte sie und schluckte den bitteren Inhalt hinunter – und Albus Dumbledore musste hilflos zusehen, wie er Harrys Schicksal besiegelte. [1] Gift verflüchtige dich [2] Drachenglut [3] Fesselfluch [4] Knebelfluch [5] Vernichtendes Feuer [6] Unschuldige Verführung [7] Vollkommene Unterwerfung Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)