Verfluchte Liebe von KimRay
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Kapitel 11: Stürme übber tiefem Wasser
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Titel: Verfluchte Liebe (11/circa 35)
Autor: KimRay
e-mail: KimRay@gmx.de
update-info:http://de.groups.yahoo.com/group/kimrays_2004/
Kategorie: ??
Unterkategorie: Drama
Inhalt: Voldemort ist besiegt, Lucius Malfoy ein Held und Harry zerbrochen, doch
noch ist das Spiel nicht beendet und noch immer mischt Albus Dumbledore die
Karten.
DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören
natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig
die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir.
Anmerkungen: Hat wieder einmal ein bisschen gedauert, sorry. Und ACHTUNG: dieses
chap ist durchgehend ein Flashback!
Beta: Shirokko - wie immer big thanks. ;-)
Big thanks für die kommis geht an: LadyHiwatari, -Annika-, teufelchen_netty,
Jeanca und without_sin.
~ Kapitel 11 ~
Stürme über tiefem Wasser
Flashback
//...Ich schaffte es nicht mehr, ihn aus den Augen zu lassen. So sehr ich mir
auch Mühe gab, es gelang mir nicht. Nach seinem Kommentar an der Treppe war es
unmöglich. Er wollte mich nicht teilen. Mit niemandem.
Und was war mit seinem dunklen Meister? Demjenigen, der mich töten wollte? Was
sollte ich davon halten? Ich hatte ihn schon früher nicht einschätzen können,
doch nun brachte er mich zu allem übel auch noch vollkommen aus der Fassung.
Ich konnte seine Blicke spüren, so wie er wohl auch meine spürte und was ich
in seinen Augen sah, war klar. Es war Verlangen. Das gleiche Verlangen, das mich
beherrschte, wenn ich ihn sah.
Das war die eine Seite, die, mit der ich nicht wirklich ein Problem hatte. Das
Spiel, welches wir spielten, gefiel mir. Die andere war der Fakt, dass er
offenbar eifersüchtig war. Wie sonst sollte ich deuten, was er zu mir gesagt
hatte? Und obwohl ich es nicht wollte, wusste ich doch, dass sich dadurch etwas
verändert hatte.
Er hatte einen weiteren meiner Schutzschilde durchbrochen, war ein wenig tiefer
unter meine Haut gedrungen, kam meiner Seele etwas näher.
Zu Anfang hatte ich ihn mit den gleichen kalten Augen betrachtet, die ich immer
für ihn gehabt hatte. Er spielte ein Spiel. Okay! Ich war nicht der Kerl, der
nein sagte, wenn er verführt wurde, und von ihm verführt zu werden hatte
seinen Reiz. Er sah verdammt gut aus und das war mir nicht erst durch den Kopf
gegangen, seit er mich auf dem Bahnhof so seltsam angeredet hatte. Es war ganz
einfach eine unbestreitbare Tatsache. Ich wäre zwar nie auf den Gedanken
gekommen, ihn zu verführen, doch wenn er dieses Risiko einging, konnte ich es
natürlich auch.
Das erste Mal hatte sich etwas verändert, als er mich im Kerker geküsst
hatte.
Das ging schon ziemlich weit. Jemanden zu provozieren, mit Worten zu locken und
Versprechungen zu machen war eins, Taten folgen zu lassen, etwas ganz anderes.
Eigentlich hatte ich ihm danach aus dem Weg gehen wollen, doch irgendwie war es
unmöglich. Er schaffte es immer wieder, mir in die Quere zu kommen, und etwas
sagte mir, dass er mich immer weiter gelockt hatte.
Nach dem Quidditchfeld gab es kein Entkommen mehr für mich, wohl vor allem,
weil ich zu ahnen begann, dass er halten würde, was er versprach.
Die Eifersuchtsattacke wegen Blaise war nur ein winziges Hindernis gewesen. Für
ihn kein Problem. Ich glaube er wusste, dass er mich so weit hatte, dass ich ihm
auch ohne weitere Anstrengungen folgen würde.
Und ich war ihm gefolgt und langsam aber sicher machte mir das Ganze Angst, denn
trauen konnte ich ihm nicht.
Trauen würde ich ihm niemals.
Er gehörte dem Unnennbaren, das hatte er schon immer klar gestellt, doch wie in
aller Welt war es dann möglich, dass er mir auch nur ansatzweise Gefühle
entgegen brachte? Eifersucht war ein Gefühl, wenn auch kein besonders schönes.
Ich hatte es selbst verspürt, als ich ihn mit Blaise hatte flirten sehen. Es
war einfach ekelhaft, doch ich war nicht dagegen angekommen. Ich wollte ihn für
mich, so wie er mich für sich wollte.
Resultierte diese Eifersucht aus seinem Besitzanspruch auf mich?
Ich wusste es nicht, doch es irritierte mich. Es ging mir unter die Haut und das
war nicht gut.
"Harry, hey, Harry, wo bist du mit deinen Gedanken? Ich hab dich schon zweimal
gerufen!" Hermione tauchte mit einem strahlenden Lächeln neben mir auf.
Inzwischen fühlte ich mich dabei nicht mehr wirklich wohl. "Kommst du mit in
die Bibliothek?"
"Nein, ich hab gleich Quidditchtraining und muss mein Zeug noch hoch bringen!"
"Schade!"
Es war ihr ernst. Das konnte ich sehen. Augenblicklich beschloss ich, das auch
in Zukunft zu vermeiden. "Wir sehen uns!"
Sie blieb stehen und ich hastete weiter, froh eine plausible Ausrede gehabt zu
haben. Im Schlafsaal wechselte ich hastig meine Klamotten. Ich war ziemlich
spät dran. Als ich wenig später das Qidditchfeld erreichte, war Ron
ungehalten, obwohl ich nur ein paar Minuten zu spät war.
"Man, wo bleibst du wieder? ...Kannst du auch mal pünktlich kommen?"
"...ähm..." Nun ja. Ich musste zugeben, dass ich meistens zu spät kam, doch
eigentlich war das egal und er hatte sich noch nie drüber aufgeregt.
"...sorry...", setzte ich betreten nach.
"Macht euch an die Arbeit! Tempo!" Der Ton sagte mir ganz klar, dass mein Freund
schlechte Laune hatte.
Eine halbe Stunde später wusste ich, dass sie sehr schlecht war.
"Scheiße Ron, was soll das! Wenn Du mich vom Besen haben willst, musst du es
sagen, dann steig ich ab." Er hetzte mich jetzt seit wir angefangen hatten mit
den Klatschern, als hätte ich im Spiel gegen Slytherin nicht bewiesen, dass ich
ausweichen konnte.
"Wir spielen als nächstes gegen Ravenclaw und die sind verdammt stark!"
"Zuerst spielt Ravenclaw gegen Hufflepuff! Wir haben noch Zeit!"
"Das ist mir egal... du musst fit sein! Je eher wir anfangen, desto besser!
Kevin... Seamus, nehmt ihn hart ran!" Und weg war er.
"HEY!", doch ich hatte nicht mehr die Gelegenheit, etwas zu sagen. Seamus und
Kevin taten, was Ron ihnen gesagt hatte, und nahmen mich hart ran. Sehr hart!
Als ich noch mal eineinhalb Stunden später unter der Dusche stand, tat mir
alles weh und ich war stocksauer.
"Sorry, Harry!" Seamus betrachtete mit verlegener Miene den Bluterguss auf
meiner linken Hüfte. Es war sein Klatscher gewesen, der mich, zum Glück
ziemlich weit unten, vom Besen gehauen hatte. Unsere Treiber waren in diesem
Jahr wirklich gut.
"Mach dir keine Gedanken, Seamus! Du hast nur gemacht, was er gesagt hat! Und
wie du siehst, hat er ja Recht... ich brauch Training!", setzte ich höhnischer
nach als beabsichtigt.
Seamus wollte gerade etwas entgegnen, als Ron in der Tür erschien.
"Harry... alles okay mit dir?" Ich funkelte ihn wütend an.
"Alles bestens, Ron, alles bestens!" Ich rauschte an ihm vorbei und beeilte
mich, in meine Klamotten zu kommen.
Ron war so verblüfft, dass er kein Wort mehr raus brachte.
Ich hetzte gerade eine der Geheimtreppen hinauf, um ja so schnell wie möglich
hinter den Vorhängen meines Bettes verschwinden zu können, als ein Arm aus
einer Nische hervorschnellte und mich abfing.
"Autsch... verdammt noch mal... muss das sein?" Ich fluchte, was das Zeug hielt.
Meine lädierte Hüfte hatte unsanft Bekanntschaft mit der Wand gemacht.
"Was ist los?" Seine Hand glitt über meine Wange und hob mein Gesicht an.
"Seamus hat mich vom Besen geschossen!"
Unvermittelt begann er zu lachen. Ich klang jämmerlich, das wusste ich.
"Komm mit!"
"Hey, ich..."
"Halt den Mund und komm!" Er zog mich durch verwinkelte Gänge, die ich auf
meiner Karte nie beachtet hatte und verlangsamte sein Tempo erst wieder, als wir
auf einen breiten Korridor kamen. Augenblicklich wusste ich, wohin er mich
brachte.
"Das ist keine gute Idee!"
"Hab ich nicht gesagt, dass du den Mund halten sollst?"
Ich wollte nicht mit ihm in dieses Zimmer. Nein, ich wollte wirklich nicht. Wenn
ich mit ihm allein war, bekam ich das Gefühl, ihm immer mehr zu verfallen, und
das durfte ich nicht.
Zehn Minuten später fiel mir das dann wirklich schwer. Natürlich hatte er mich
genau dahin gebracht, wo ich nicht hin wollte, und natürlich hatte ich auch
keine Chance gehabt, als es darum gegangen war, die gemütliche Badewanne zu
benutzen, die sich im zugehörigen Bad befand.
Die Wassertemperatur verbrühte mich fast, doch das vergaß ich schnell, als er
begann meine noch immer schwer verstimmten Muskeln zu massieren. Bei dem Sturz
hatte ich mir mehr als einen davon verzerrt.
"Du bist irre!", murmelte ich, total erschlagen, als er mich zum Sitzen
drängelte und erneut meinen Rücken massierte. Ich stützte mich auf den Rand
der Wanne und wünschte mir ein Kissen. Wohlig warm und nun völlig entspannt
war mir nach schlafen.
"Na und? Hey... niemand hat gesagt, dass du pennen sollst!"
"Hm!"
"Harry! Augen auf!"
"Keine Lust!" Daraufhin glitten seine Finger über meine Seiten. Er wusste
inzwischen genau, dass ich kitzlig war.
"Nicht... hör auf!"
"Nicht wenn du pennst!" Diesmal kniff er mich. Ich funkelte ihn an. Er saß auf
dem Rand der Wanne. Arrogant wie immer und sehr mit sich zufrieden.
Es bedurfte keiner allzu großen Anstrengung, dass er
mir voll bekleidet in der Wanne Gesellschaft leistete.
Die Art, wie er mich ansah, würde ich wohl niemals mehr vergessen, nass wie
eine gebadete Raubkatze sprühten seine Augen Funken. Er wollte gerade loslegen,
als ich ihm mit einem Kuss das Wort im Munde abschnitt und begann, ihn aus den
nassen Sachen zu schälen.
"Ich denke, diesmal hältst du besser den Mund!", murmelte ich, als er schon
voll und ganz meiner Meinung war. Das tat er dann auch, zumindest was die
verständlichen Laute anging.
Wir konnten wohl von Glück reden, dass wir Vertrauensschüler waren, als wir
kurz vor Mitternacht durch Hogwarts schlichen, um unsere Schlafsäle zu
erreichen.
"Harry, wo warst du gestern Nacht?" Das war ein nicht unbedingt erfreulicher
Weckruf.
"Geht dich das irgendetwas an?" Ich wandte Ron, der den Vorhang meines Bettes
bei Seite gezogen hatte, den Rücken zu. Die Kriegserklärung von gestern hatte
ich noch nicht vergessen.
"Hey... wir sind Freunde!"
"Toll, das hab ich gestern gemerkt!" Ärgerlich sprang ich aus dem Bett und
hoffte, dass er keine sichtbaren Spuren hinterlassen hatte.
"Was erwartest du von mir! Ich war sauer!"
"Wunderbar, Ron, echt eine gute Erklärung! Vergiss es!"
"HARRY!"
"WAS?" Es war wohl Glück, dass nur noch Ron und ich im Schlafsaal waren. Ich
hatte offenbar wieder mal verpennt.
"Was glaubst du wohl, wie ich mir vorkomme, wenn ich dich mit Mione sehe und sie
dich anhimmelt!", blaffte Ron mich nun an und mir fiel die Kinnlade herunter.
"Schau mich nicht so an! Ist doch so, oder?"
Ich konnte nicht anders. Ich begann zu lachen.
"Ron... ehrlich... das ist Schwachsinn! Ich hab keine Ahnung, was im Kopf von
Mione vorgeht, aber du kennst mich doch! Mann, soll ich wirklich erst einen Kerl
vor deinen Augen knutschen, dass du mir glaubst?" Augenblicklich war er
krebsrot. "Ich hab nichts mit Mione am Hut! Glaub mir doch!" Ein fieses Grinsen
schlich sich in mein Gesicht. "Oder willst du doch noch einen Versuch?"Ich ging
provozierend auf ihn zu, eiskalt IHN als Vorbild nehmend. Ron wich zurück.
"Hör auf mit dem Scheiß, Harry!"
"Nur, wenn du aufhörst zu glauben, ich hätte Interesse an Hermione!"
"Okay, okay... ich glaub dir ja!" Da sprach die Panik.
"Gut!" Ich ging sofort wieder dazu über, mich weiter anzuziehen. Bis jetzt war
ich mit freiem Oberkörper durch den Schlafsaal flaniert. "Und das eine sag ich
dir! Wenn du noch mal Kevin und Seamus auf mich hetzt, klau ich Seamus den
Schläger und dann bist du fällig!"
"Ich war ärgerlich!"
"Ron... ich hab dir gesagt, dass ich im Moment eine ganz heftige Tendenz zu
Jungs verspüre! Glaubst du wirklich, ich würde dich belügen, wenn es um Mione
geht? Kann schon sein, dass das nicht angenehm wäre, aber glaub mir, ich wäre
der Letzte, der sich hinstellt und dich belügt!"
"Wo warst du letzte Nacht?"
Ich funkelte ihn an.
"In einem fremden Bett! Das ist alles, was ich dir sage! Und es war nicht
Miones!" Nach diesem Statement verschwand ich eilig im Bad.
Rons Gesicht konnte ich mir ohne große Probleme vorstellen. Erst stand ihm der
Mund offen, danach grinste er und er wusste genau, dass ich die Wahrheit sagte.
Als ich fertig war, stand er in der Tür und klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf
den Boden.
"Beauty care endlich beendet, Süßer?"
Ich warf ihm einen giftigen Blick zu, bevor ich ihm eilig aus dem Schlafsaal zum
Frühstück folgte.
"Harry, vergiss nicht, dass wir heute Nachmittag das reguläre Treffen der
Vertrauensschüler haben, ja?"
"Vergesse ich schon nicht!", murmelte ich mit vollem Mund, denn ich hatte mir
gerade den Rest Toast vom Frühstück zwischen die Zähne geschoben. Wir waren
natürlich viel zu spät und Hermione hetzte uns zum Unterricht. Zaubertränke.
Das hieß zwei Stunden Unterricht mit ihm, neben ihm, nach Snapes neuester
nerviger Sitzordnung.
Ich wusste nicht, ob ich mich freute oder ärgerte. In Zaubertränke tat er, als
kannte er mich nicht, oder verhöhnte mich.
Und er flirtete mit Blaise.
"Mister Potter, ob sie wohl in der Lage wären, nicht die ganze Zeit in ihren
Unterlagen rumzuwühlen!"
Wäre ich schon, hätte ich nicht das düstere Gefühl, als fehle mir die
Hälfte meiner Hausaufgaben. Mein Blick traf Hermiones. Sie saß neben Greg
Goyle in der Bank neben uns. Ich konnte die Frage in ihrem Blick deutlich
sehen.
,Was ist los?'
Hermione war eine Meisterin darin, von den Lippen abzulesen. ,Meine Hausaufgaben
sind weg.' Das sie verstanden hatte, war ihr anzusehen, denn sie sah plötzlich
höchst besorgt aus.
Wir hatten uns mit den Hausaufgaben auf das Brauen des heutigen Trankes
vorbereiten sollen. Ich hatte sie eigentlich ziemlich gründlich erledigt, da
sie jedoch irgendwie verschwunden waren, war ich nun geliefert.
Ich sah Hermione mit ihrem Zauberstab herumhantieren. Als Snape der Klasse kurz
den Rücken zudrehte, flackerte es schwach auf ihrem Platz und Goyle schrak
zusammen.
Das hieß natürlich, dass er etwas gemerkt hatte. Das war nicht gut und
an dem Blick, wie Hermione ihn ansah, konnte ich erkennen, dass sie derselben
Meinung war.
"Wenn dann alles klar ist, holen sie jetzt bitte die benötigten Zutaten aus der
Vorratskammer!" Das geschah Reihenweise. Hermione saß in derselben Reihe wie
ich. In der Vorratskammer sprach sie mich an.
"Kommst du klar, Harry?", wieder strahlte sie übers ganze Gesicht dabei, doch
ich spürte gleichzeitig, wie sie etwas in meine Umhangtasche schob.
"Was...?" Was hatte sie vor?
Sie ließ mich nicht ausreden.
"Das klappt schon! Mach dir keine Gedanken!" Erst als sie begann, ihre Zutaten
zusammenzusuchen, verdrückte ich mich in eine dunkle Ecke und sah nach, was sie
mir in die Tasche geschoben hatte.
Es war eine Kopie ihrer Hausaufgabe. Ich war vollkommen schockiert.
"Und, Potter, hat dir das Schlammblut wieder mal den Hals gerettet?", zischte es
in dem Moment an meinem Ohr.
Das waren die Momente, in denen ich ihn hasste, wirklich hasste, abgrundtief
hasste. Verachtung spiegelte sich in seinen Augen, Verachtung für Hermione.
Ich wusste nicht warum, doch ich schnappte ihn am Umhang.
"Ich steh zu meinen Fehlern!" Die Art, wie ich es sagte, war eine Beleidigung
für ihn. Das wusste ich.
"Nimm deine Pfoten weg!", fauchte er.
Ich grinste anzüglich.
"Bist du sicher?"
Ein wütender Stoß seinerseits schob mich gegen das Regal in meinem Rücken und
es klapperte gefährlich über unseren Köpfen. Beide erschrocken sprangen wir
auseinander. Gerade rechtzeitig, denn Snape erschien in der Tür.
"Was geht hier vor?", blaffte der Lehrer, als er begriff, dass sein
Lieblingsschüler der Einzige war, der außer mir noch im Vorratsraum war.
"Potter, der Idiot, hat das Mondsteinpulver nicht gefunden! Ich hab ihm auf die
Sprünge geholfen!", schnarrte er höhnisch und betrachtete mich voller
Verachtung. Snapes Blick flackerte zwischen uns hin und her. Er wusste wohl
nicht recht, was er davon halten sollte.
Er konnte IHN ganz schlecht der Lüge bezichtigen
"Machen Sie, dass sie auf ihre Plätze kommen... und Potter, zehn Punkte Abzug,
wegen unglaublicher Dummheit!"
Wenn es noch etwas gebraucht hatte, um meine grenzenlose Wut weiter anzuheizen,
so war es das. Ich baute in dieser Stunde so klassisch Mist, dass es für Wochen
reichen würde, um Snapes lodernder Wut Nahrung zu geben. Mein Trank war
gemeingefährlich und ich verwendete ihn, um meine von Hermione gekupferten
Hausaufgaben zu vernichten. Dass seine dabei auch mit drauf gingen, inklusive
seines Umhangs und wahrscheinlich auch der Hose, interessierte mich nicht im
Geringsten.
Ich hatte es nur noch satt. Es war normal zwischen uns. Das wusste ich, doch
deswegen konnte ich es trotzdem nicht ertragen, nicht nach all dem, was zwischen
uns schon passiert war.
Er war irritiert, das konnte ich ihm ansehen, doch das war mir egal. Für mich
war dieses Zwischenspiel beendet.
Von da an ging ich ihm aus dem Weg und vermied es, allein zu sein. So ging ich
auch der Gefahr aus dem Weg, von ihm gefunden zu werden. Erst war er verwundert,
dann war er sauer und nach drei Tagen sorgte er dafür, dass ich mitbekam, wie
er mit Blaise in einer dunklen Nische verschwand und ihr blödes Kichern nicht
zu überhören war.
Ich ignorierte es, doch zu dem Zeitpunkt war es schon die Hölle und ich wusste,
dass ich mich schon viel zu tief verstrickt hatte.
"Harry, was ist los mit dir?"
Das wurde wohl zu Hermiones Standartfrage, wenn wie einander begegneten. Im
Moment hockte ich in der vollbesetzten Bibliothek und quälte mich mit der
Strafarbeit, die mir Snape aufgebrummt hatte.
"Nichts, Mione!" Ich konnte sehen, dass ich sie verstörte, doch ich konnte ihr
nicht sagen, was mich bedrückte, auch wenn es manchmal regelrecht aus mir
herausplatzen wollte.
"Harry, hör doch bitte auf, mir etwas vorzumachen! Du hast Kummer! Warum willst
du nicht mit mir reden?" Sie setzte sich neben mich und legte mir den Arm um die
Schultern. Nichts, was sie nicht schon früher getan hatte, doch irgendwie
störte es mich heute. Ich wusste, dass er auch in der Bibliothek war und ich
wollte nicht den Anschein erwecken, als zahle ich ihm sein Verhalten mit
gleicher Münze heim.
Am liebsten wäre mir, er würde mich übersehen, so wie früher.
"Tut mir leid, Mione, ich... ich bin okay! Das kannst du mir ruhig glauben!" Ich
grinste sie schief an, in der Hoffnung, sie überzeugen zu können.
Augenblicklich schenkte sie mir ein strahlendes Lächeln und ich musste
Schlucken. Genau das hatte beim letzten Mal einen Streit mit Ron ins Rollen
gebracht. Himmel, das Schicksal meinte es im Moment wirklich nicht gut mit mir.
"Hey, Mione, hör auf, dich an Harry ranzumachen! Er hat schon ein Bett
gefunden, in dem er sich versteckt, wenn er es für nötig hält." Ron war aus
dem Nichts aufgetaucht.
Ich kickte ihm vors Schienbein. Das hätte nun wirklich nicht sein müssen. Vor
allem klang er gefährlich nach Eifersucht und ich konnte mir nicht vorstellen,
dass das der Eindruck war, den er hervorrufen wollte.
Hermione sah jedenfalls vollkommen schockiert aus.
"War nur 'n Scherz!", setzte er breit grinsend nach. "Ich pass schon auf, dass
er keinen Blödsinn macht!" Ron schob sich zwischen Hermione und mich und legte
nun seinerseits mir den Arm um die Schultern. "Nich wahr, Harry?"
"Sicher, Ron.", brachte ich heraus und hoffte, dass er blieb, wo er war. Ein
Verhör von Hermione konnte ich jetzt nicht auch noch brauchen und nach diesem
Statement von Ron würde es ein Verhör geben, sobald sie die Chance dazu
bekam.
Meine beiden besten Freunde machten es mir im Moment wirklich nicht unbedingt
leichter.
Drei Wochen hatte ich es bis jetzt geschafft. Ich wusste, dass Ron sich
wunderte, warum ich immer mit ihm zusammen unterwegs war, wenn ich unterwegs
war. Ich wusste auch, dass Hermione, sich inzwischen Gedanken machte, weil ich
so schlecht gelaunt und wortkarg war und ihrem Verhör in Sachen ,fremdes Bett'
so vehement aus dem Weg ging. Und ich wusste, dass ich ihn aus dem Konzept
gebracht hatte. Er ließ mich nicht mehr aus den Augen, sobald er sich
unbeobachtet fühlte, und ich wusste, dass er nur auf eine Chance wartete, mich
zu erwischen.
Zwei Wochen noch, dann waren Weihnachtsferien und ich hätte es geschafft, doch
gerade eben gab Ron ihm leider die perfekte Gelegenheit, mich doch noch zu
erwischen. Das Quidditchtraining war zu Ende und ich war der Letzte, der aus der
Dusche kam.
Zu meiner Überraschung war Ron schon fertig.
"Sorry, Harry! Ich kann nicht warten! Ich hab Strafarbeit bei McGonagall, wegen
der Hausaufgabe!" Ron war es in Verwandlungen ähnlich gegangen wie mir in
Zaubertränke. Ein Teil seiner Hausaufgaben hatte gefehlt und es war leider
nicht das erste Mal gewesen. Auch Dean, Seamus und Neville war es schon so
gegangen.
Inzwischen wussten wir, was los war. Ein Zwergkobold hatte sich in Nevilles
Schrank eingenistet und leider hatte er eine unbestreitbare Vorliebe für
Pergament. Inzwischen bekam er regelmäßig unbeschriebenes und hatte dank der
Tatsache, dass wir von ihm wussten, Ausgangsperre. Das winzige, hellbraune
Wesen, kaum größer als eine Handspanne, war so putzig und anhänglich, dass es
keiner von uns fertig brachte, es vor die Tür zu setzen. Inzwischen hieß es
Jo, ernährte sich von Pergament, Haselnüssen und Äpfeln und fühlte sich in
Nevilles Schrank wirklich wohl.
"Ich bin gleich fertig!", versuchte ich Ron zum Warten zu veranlassen. Ich war
mir fast sicher, dass er die Gelegenheit nutzen würde. Im Moment war er, ohne
Zweifel, nur noch darauf aus. Er hatte mir schon mehrere Nachrichten geschickt,
die ich ungeöffnet zurück gesandt hatte.
"Harry... ich bin schon zu spät! Sorry, ich denke doch, dass du den Weg
findest!" Er grinste. Es war nicht das erste mal, dass er sich über meine
momentane Anhänglichkeit lustig machte. Er wandte sich ab und verschwand den
Gang hinunter.
"Wunderbar!", murmelte ich verstimmt. Wenn ich Pech hatte, hatte ich mich jetzt
drei Wochen für umsonst zum Narren gemacht.
Hastig begann ich, mich anzuziehen. Inzwischen hatten wir Mitte Dezember und ich
wartete nur noch darauf, dass die Weihnachtsferien endlich begannen. Ich hoffte
verzweifelt, dass er nach Hause fahren würde, denn sonst hatte ich ein Problem.
Wieder einmal würde ich der einzige Gryffindor meines Jahrganges sein, der die
Ferien hier verbrachte.
Die Weasleys fuhren nach Rumänien, zu Sirius durfte ich auch nicht und der
einzig sichere Platz für mich war nach Dumbledores Ansicht Hogwarts. Ob er wohl
noch immer dieser Meinung wäre, wenn er von ihm wüsste?
Zehn Minuten später stapfte ich durch den frisch gefallenen Schnee und hatte
wieder Hoffnung, es doch zu schaffen, ohne ihm über den Weg zu laufen. Es war
inzwischen dunkel und die Schneewolken hatten sich erst mal verzogen. Millionen
Sterne funkelten am samtschwarzen Himmel und gedankenverloren blieb ich stehen.
Die Stille war so friedlich und das hell erleuchtete, laute Schloss so weit weg.
Abrupt wandte ich mich ab um es nicht zu sehen. Ich vermisste meinen
gelegentlichen Frieden.
Auch das war seine Schuld.
Tief durchatmend ließ ich den Kopf in den Nacken sinken und starrte in den
Himmel. Ich liebte die Nacht. Sie gab mir ein Gefühl von Ruhe, Harmonie und
Unbekümmertheit. Nachts war ich frei. Ich wusste nicht, warum, doch es war
schon immer so gewesen, schon als Kind, bei den Dursleys. Nacht bedeutete
Freiheit, denn dann schliefen sie und konnten mich nicht tyrannisieren.
Keine Ahnung, wie lange ich so dagestanden und in den Sternenhimmel gestarrt
hatte, doch als ich mich umwandte, um weiter zu gehen, sah ich ihn stehen. Nur
ein paar Yards von mir entfernt, hob er sich als dunkle Silhouette im
bläulichen Schnee der Nacht ab. Er war nicht zu verkennen, groß, schlank,
aufrecht, ganz und gar er selbst.
Resigniert seufzte ich leise. Er kam auf mich zu, als er sicher war, dass ich
ihn bemerkt hatte und blieb dicht vor mir stehen, ohne mich zu berühren.
Er sah mich nur an und ich konnte nicht anders, als seinen Blick zu erwidern.
Mir schien es eine Ewigkeit, bis er sich wieder rührte. Zögernd nahm er mich
in die Arme, schmiegte mich an sich, verschmolz unsere Silhouetten zu einer
einzigen.
"Es tut mir leid!", flüsterte er an meinem Ohr.
Und wieder ging einer meiner Schutzwälle dabei zu Bruch. ...//
Flashback Ende
tbc
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