salty water ocean wave von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: ni ------------- -Flashback Anfang- „Ja, ja, ich versteh schon!", grummelte sie und stellte mit einem lautem Geräusch Akiras Teller auf den Tisch. Dieser warf Kyoko einen fragenden Blick zu. Sie schüttelte anklagend den Kopf und widmete sich wieder dem Besteck...... -Flashback Ende- „Hört mal...“, unterbrach Kyoko das unangenehme Schweigen. Kanae, Akira und Ren sahen von ihren Tellern auf und blickten zu Kyoko. „Was gibt’s?“ Kyoko legte ihr Besteck zur Seite und faltete die Hände. „Ich habe ein Angebot in England bekommen.“ Ren stellte das Glas auf den Tisch und schaute Kyoko erschrocken an. „Das ist ja toll!“, sagte Akira mit einem Strahlen auf den Lippen. „Na ja, das ist wahr. Gestern habe ich einen Anruf bekommen, ein Angebot...von Sho.“, sagte sie und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Kanaes Kinnlade klappte nach unten. „Warum der?“ Kyoko schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. War wahrscheinlich nicht seine Idee, sondern die des Marketings oder so ähnlich.“ Ren sah unbedarft auf seinen Teller und nahm einen Schluck aus seinem Weinglas. Kyoko warf aus den Augenwinkeln einen Blick auf Ren und seufzte. So wie er reagierte, hieß das wohl, dass er brodelte wie ein Vulkan. You´re a salty water ocean wave! You knock me down you kiss my face... I held you to many times to count, I think I know you inside out “Ha!” Akira schlug auf den Tisch. „Wahrscheinlich hat dieser Kerl nun endlich ein schlechtes Gewissen! Oder...!“ Er schlug wie ein kleines Kind die Hände vor den Mund. „Oder er will Kyoko zurückgewinnen!“ Kyokos Ellenbogen rutschten vom Tisch. „Idiot!“, sagte Ren scharf und sah nicht von seinem Teller auf. Kanae schüttelte beschämt den Kopf. Akira stieß Kanae leicht mit den Ellenbogen an. „Jetzt wird er eifersüchtig!“ Ren schnaubte laut. Akira schmunzelte zufrieden und zwinkerte Kyoko zu. Diese schüttelte lächelnd den Kopf und nahm ihr Weinglas in die Hand. Nachdem Akira und Kanae den Heimweg angetreten hatten, stellte Kyoko mit leisem Scheppern das Geschirr auf den Geschirrspüler. Ren stand mit einem Weinglas in der Hand am Balkon und blickte hinaus. Ein warmer Sommerwind blies ihm die Haare ins Gesicht. „Wirst du das Angebot annehmen?“, murmelte er leise. Kyoko seufzte. „Ich weiß noch nicht. Aber wenn dich das stört, dann werde ich natürlich ablehnen!“, sagte Kyoko und drehte sich zu Ren um. Er nahm einen weiteren großen Schluck aus dem Glas. „Nein. Du weißt doch, dass ich deine Karriere nicht einschränken würde und werde.“ Kyoko lächelte verlegen und ging zu ihm ans Fenster, legte ihre Hand auf seinen Rücken. Er drehte sich zu ihr um und lächelte sanft, stellte sein Weinglas zur Seite und schlang seine Arme um Kyoko. „Setzen wir uns noch eine Weile nach draußen?“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Unter den Sternenhimmel!“, hauchte sie, küsste Ren auf die Backe und brauste nach draußen davon. Der Schwarzhaarige schmunzelte, folgte ihr und setzte sich an den kleinen weißen Tisch. Kyokos langer weiter Rock wehte im warmen Sommerwind. Leises Gelächter war von der Straße zu vernehmen. „Wenn ich das Angebot annehme, dann muss ich für eine Weile nach England.“ „Was ist das denn für ein Angebot?“ Kyoko schwieg eine Weile. „Moderieren.“, sagte sie knapp. „Moderieren...“, wiederholte Ren stumpf. Kyoko spielte mit ihren Fingern am Tisch herum. „Es ist so eine Art Talk-Musik-Lifestyle-Show.“ Ren nickte, wenn auch etwas skeptisch und schien geradezu an ihren Lippen zu hängen. „Der Grund, warum die Engländer mich und Sho wollen, ist, dass es in dieser Show fast ausschließlich um ’die japanische Pop Kultur´ oder wie der das genannt hat, geht. Und da kommen anscheinend nur der ´Prince of Visu´ und ´Princess Gothic´ in Frage...“ Sie starrte traurig in die Nacht. Ren jedoch schmunzelte. „Du bist die ’Princess Gothic’?“, lachte er. Kyoko rollte beschämt die Augen. „Was weiß denn ich, was ich alles bin!“, meinte sie, legte den Kopf auf den Tisch und schielte Ren von unten an. „Was soll ich denn machen?“ (Anm: Princess Gothic - Anspielung auf Kyokos neuen Style in den 80er Kapiteln) Ihr großes, dunkelhaariges Gegenüber stützte seinen Kopf auf die Hand und lächelte Kyoko traurig an. „Es könnte dein Durchbruch ´drüben´ sein.“ „Einerseits...England, anderseits...“ „Wegen mir musst du keine Rücksicht nehmen, das weißt du!“ „Ich will nicht so lange mit Sho zusammenarbeiten müssen!“, quengelte Kyoko. Da nun der Groschen gefallen war, lächelte Ren verstehend. „Wenn das dein größtes Problem ist...dann muss ich dich jetzt auslachen.“ Kyoko saß nun kerzengerade auf ihrem Sessel. „Hä?“ „Na, weil du wegen so einer Lappalie...“ „Lappalie??“, wiederholte Kyoko schockiert. „Lappalie. Ich meine, du lässt dich schon wieder von ihm einschüchtern. Also...Das hätte ich nicht erwartet!“ Ren sah zu, wie das Feuer in Kyokos Augen zu lodern begann. Sie sprang auf und ging Richtung Telefon. Ren schloss mit einem Seufzen die Augen. Ihm war zwar klar, was das bedeuten würde, allerdings wollte er nicht, dass Kyoko eine womöglich große Chance in den Wind schoss, sei es nun wegen Sho oder seines eigenen Egoismus. Schließlich war Sho...nun mal Sho. Und das, was passiert war, konnte man nicht leugnen. Dass Sho sich in Kyoko verliebt hatte, machte Ren zum wütenden Stier, innerlich, wohlgemerkt. Dennoch... „Ich mach den Deal!!!“, hörte er Kyokos Stimme aus dem Wohnzimmer nach draußen dringen und beinahe hätte er sich verschluckt, der Wortwahl wegen. ~ Die Vögel zwitscherten, die Sonne schien durch das große Glasfenster, durch das man ganz Shinjuku überblicken konnte. Still schweigend saß Kyoko auf dem schwarzen Stuhl, der mit Leder bespannt war. Die unangenehme Stimmung, die wie ein Leichentuch über ihnen lag, legte sich dichter um die Anwesenden. Sho, der neben ihr saß, machte ein ebenso verzerrtes Gesicht wie Kyoko, aber im Gegensatz zu ihrem war seines eine Spur röter... Dem Vorsitzenden, der vor ihnen auf und ab ging und dabei allerlei über den Job in England zu erzählen wusste, schien dieses Verhalten doch recht ungewöhnlich. „Also...Soll ich vielleicht ein Fenster öffnen?“, fragte er unsicher. Kyoko lachte unecht. „Ahaha...! Nein, geht schon, danke! Oder, Sho?“ „Äh, ja, natürlich. Alles in Ordnung! Ha, ha!“ Eine Angewohnheit, oder vielmehr ein Überbleibsel aus der gemeinsamen Kindheit in Kyoto. Hohes, unechtes Lachen, das so gar nicht verdächtig klang. Kyoko rümpfte die Nase und versuchte das Bild aus ihrem Kopf zu verdrängen. Welches? Na, dieses: Auf dem Weg zum Büro des Vorsitzenden blieb es Kyoko nicht erspart, einige sehr ineinander verschlungene Korridore zu passieren. Und dank ihres hervorragenden Orientierungssinns schaffte sie es, aus dem Korridor ein Labyrinth zu machen. Und in eben diesen ineinander verschlungenen Gängen traf sie auf zwei ineinander verschlungene Personen. Was sie erst nicht wirklich verwunderte, war, dass sie Shos Stimme erkannte. Was sie jedoch am meisten schockierte, war der Moment, als das Liebespaar sich trennte und ein ihr wohlbekanntes Gesicht vor Shotaro erschien. Ein sehr markantes Gesicht...das auf breiten Schulter ruhte und alles, was darunter lag, nahm bei näherem Betrachten auch immer männlichere Züge an... In ihrem Schrecken stolperte Kyoko einen Schritt zurück, verhedderte sich unglücklich an der Türklinke, woran ohne Zweifel der lange Ärmel ihres Kleides Schuld war. Die Türe ging auf, schwang zur Seite und drückte Kyoko durch ihr eigenes Gewicht an die Wand, was von beiden Beobachteten natürlich nicht unentdeckt blieb. Und so geschah es, dass Shos kleines pikantes „Detail“ nicht unentdeckt blieb. Nach einer mittellangen Ewigkeit verließen Kyoko und Sho mit schnellen Schritten und tiefem Schweigen das Büro, verließen es nebeneinander, jedoch ohne sich nur einmal anzusehen - so dachte zumindest Kyoko. Sho jedoch warf seinem kleineren Gegenüber ständig fragende Blicke von der Seite zu. Ja, klar, war es nicht verwunderlich, dass Kyoko nun etwas erschrocken war, da es so plötzlich zum „Coming out“ kam. Etwas beschämt und irritiert wandte er seinen Blick nach oben und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Nach so langer Zeit wieder neben ihr zu gehen, ohne dabei die Augen ausgekratzt zu bekommen, war ein merkwürdiges Gefühl. Am Liebsten hätte er eine gehässige Bemerkung gemacht, jedoch schien die Situation nicht passend. Nebenher versuchte Kyoko einige Bilder aus ihrer Fantasie zu verbannen. Und von dem ganzen „Ich-war-in-einen-Schwulen-verliebt-Trubel“ mal ganz zu schweigen. Auch wenn es lange vorüber war, so war es doch als hätte man einen Eimer voller eiskaltem, salzigem Meerwasser aus der Bucht Tokyos über ihrem Kopf geleert - sie kannte das Gefühl von eiskaltem, salzigen Meerwasser zwar nicht, stellte es sich allerdings so vor. Als sie nun vor dem Gebäude standen, brach Sho das Schweigen endlich. „Halt dich bloß da raus!“, brachte er barsch hervor. Kyokos Gesichtsausdruck veränderte sich innerhalb einer halben Sekunde, was Sho gegebenermaßen einen leichten Schrecken einjagte. „Denkst du, mich interessiert, was du in der Freizeit treibst?“, sagte sie streng und fuchtelte mit den Händen vor Shos Gesicht herum. „Oder mit wem??“, fügte sie hinzu und starrte Sho entgeistert an. Irritiert nahm er ihre Hände aus seiner Sichtweite. „Ich bitte dich, Kyoko. Es ist wichtig, dass du keinem davon sagst.“ Kyoko ließ ihre Hände sinken und starrte Sho an. So einen Ton kannte sie in Shos Stimme schon gar nicht mehr. Es schien wohl um die Arbeit zu gehen, wenn er so engagiert und ernst war. Da Sho nun ihre Aufmerksamkeit hatte, fuhr er fort: „Er bedeutet mir viel. Und ich will nicht, dass er durch mich in die Öffentlichkeit gerät.“ Es gab viel zu viele Fälle, in denen eine Beziehung durch Ruhm und Geld zerstört oder die Menschen durch Presserummel an den Rand des Abgrundes getrieben wurden, das wollte Sho nicht. Kyoko löste sich energisch aus Shos Griff. „Wie heißt er?“ „Kaoru.“, antwortete Sho knapp. „Wie alt ist er?“ „22…“, antwortete Sho wiederum etwas verwundert. „Woher kommt er? Welche Schule hat er besucht? Was sind seine Eltern von Beruf?“ „Soll das ein Kreuzverhör werden?“, entgegnete Sho empört. „Idiot!“, beschimpfte die kleine Feurige ihn. Ein paar Passanten blieben stehen und beobachteten die Beiden aus der Entfernung. Als Kyoko das bemerkte, drehte sie sich zur Seite, als symbolische Geste dafür, dass das Gespräch beendet war. Und so blieb Kyoko zurück und starrte auf Shos Rücken, der sich schnell entfernte und langsam in der Menge verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)