helpless von sharx ================================================================================ Teil 15 Seine Umgebung nahm er nicht wirklich wahr, hörte nicht die besorgten Stimmen um sich herum, die Sirene des Rettungswagens, die Schritte auf dem Linoleumboden und das sich jemand neben ihn setzte. Er spürte eine vertraute Furcht in sich größer werden. Die Furcht davor wieder einen geliebten Menschen zu verlieren. Er war sicher, das er so etwas kein zweites Mal durchstehen konnte. Als Shimiko gestorben war hatte es ihn fast wahnsinnig gemacht das er nicht bei ihr sein oder ihr hatte helfen können. Sie war auf dem Weg ins Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Würde Simon nun auch hier sterben und ihn alleine zurücklassen? Erst als ihm der Geruch von Kaffe in die Nase stieg und eine ihm bekannte Stimme fragte: „Ist alles Okay mit dir?“ kehrte er in die Realität zurück. Neben ihm saß Kangen und hielt ihm einen Pappbecher hin den er dankend annahm. Wie lange er schon im Wartebereich der Notaufnahme gesessen hatte wusste er nicht. Es war ihm auch egal wie lange er noch hier sitzen musste. Er hatte nur einen einzigen Gedanken. ‚Hoffentlich schafft er es.’ „Mit mir ist alles klar. Nur eine Schramme.“ Tatsächlich spürte er keinen Schmerz mehr. Nach dem Simon hinter den Türen eines Ops verschwunden und er nahe eines Zusammenbruchs gewesen war hatte sich eine Ärztin um ihn gekümmert. Ein Pflaster klebte an der Stirn, seine Handgelenke waren verbunden und seine Schulter spürte er nur wenn er den Arm bewegte. Er hatte Glück gehabt und der Knochen war ganz geblieben. Zwar war der Nerv ein wenig in Mitleidenschaft gezogen worden und ein paar Muskelfasern gerissen aber das würde sich wieder geben wenn er den Arm ein paar Wochen nicht stark beanspruchte. Dass er Simon noch hatte tragen können war der Ärztin schleierhaft gewesen, da er während der Untersuchung nicht einmal eine Stift hatte hallten können. „Ich weiß, dass es mich eigentlich nichts angeht, aber darf ich erfahren was passiert ist?“ Müde sah Kaisuke ihn an. „Willst du das wirklich wissen?“ Kangen nickte und nahm einen Schluck Kaffe. Auch Kai nippte an dem Becher. Das warme Gebräu lief seine Kehle hinunter und belebte seinen Geist. „Aaron ist ein perverses Schwein.“ sagte er knapp und als Kangen ihn auffordernd ansah erzählte er in kurzen Sätzen was passiert war, sagte jedoch nicht alles. Über das vergangene Jahr und die Abscheulichkeiten die Simon hatte über sich ergehen lassen müssen verlor er kein Wort und auch über das was zwischen ihnen geschehen war erzählte er nichts. Er blieb die ganze Zeit über relativ leise, um zu verhindern das jemand mithören konnte. Bei jedem seiner Worte trat die Wirklichkeit wieder weiter zurück in sein Bewusstsein. Vor seinen Augen lief alles noch einmal wie ein Film ab und er ballte die Fäuste. Es tat weh sich noch einmal daran zu erinnern, doch nicht nur das was Simon wiederfahren war tauchte wieder auf, sondern auch Shimiko. ‚Ich will mich an all das nicht mehr erinnern. Ich will nicht mehr sehen was passiert ist. Wann hört das endlich auf...’ Doch es ließ ihn nicht los. Der Gadanke daran das sich alles wiederholte wurde langsam schmerzliche Realität. Als er geendet hatte war ihm deutlich anzusehen wie sehr ihn das Schicksal des Jungen mitgenommen hatte und Kangen war wieder einmal mehr als Überrascht was das Verhallten seines Kollegen anging. „Du hast ihn wirklich gern oder?“ Kai nickte. „Mehr als das.“ – „Und deswegen hast du ihn umgebracht?“ – „Ich hab ihn nicht umgebracht aber genau das habe ich vor sobald ich weiß was mit Simon ist. Er hat es nicht anders verdient als zu sterben.“ Hass stand in seinen Augen und Kangen wähle seine nächsten Worte mit bedacht aus. „Du solltest nichts überstürzen.“ Beschwichtigend legte er ihm seine Hand auf den Unterarm und beugte sich ein wenig weiter zu ihm. „Simon hat nichts davon wenn du wegen Mord in den Knast wanderst.“ – „Aber ich kann ihn nicht ungestraft davon kommen lassen.“ Zischte er. „Du hast doch gesehen was er mit ihm gemacht hat.“ – „Ich verstehe dich ja. Wirklich. Nur... Du bist nicht der einzige der Aaron den Tod wünscht. Es gibt mehr als einen Menschen auf dieser Welt der ihn lieber unter als über der Erde sehen würde.“ Verwundert sah er den Barkeeper an, der sich langsam erhob. „Hast du da jemanden bestimmten im Sinn?“ Doch Kangen lächelte nur überzeugend und zwinkerte ihm zu. „Wir sollten alles weitere besprechen, wenn wir unter uns sind. Du willst sicher hier warten, richtig?“ – „Ich hab nicht vor ihn allein zu lassen.“ - „Dacht ich mir. Kommst du mit nach draußen eine rauchen?“ – „Wenn du eine ausgibst? Meine sind noch im Club.“ ------------------------------------------------------------------ Langsam öffnete er die Augen und fand sich in einer ihm fremden Umgebung wieder. Die Decke über ihm war weiß und die Lichter gedämpft. Sein Körper war gut zugedeckt und er lag auf dem Rücken. Keinerlei Schmerz war zu spüren, im Gegenteil. Er fühlte sich ungewöhnlich leicht und von allem befreit. ‚Bin ich tot? Bin ich im Himmel?’ In regelmäßigen Abständen piepste etwas leise an seiner rechten Seite und er wand den Kopf dem Geräusch entgegen. Wie in Zeitlupe glitt sein Blick nach rechts zu einem kleinen Kasten auf einem Tisch in dem ein Bildschirm eingelassen war auf dem eine Linie immer wieder ausschlug passend zum Piepsen. ‚Ich lebe noch...’ Vorsichtig begann er damit mit der rechten Hand seinen Körper abzutasten soweit er kommen konnte. Um seinen Kopf an der Stirn entlang war ein Verband, auf der Linken Wange ein Pflaster. Seine Hand rutschte tiefer über seinen Brustkorb. Eine Art Nachthemd bedeckte seinen Rumpf, darunter war ebenfals ein Verband. Seine linke Hand war auch verbunden und er konnte das Gelenk nicht drehen. Bis zu seinen Beinen kam er nicht hinunter, doch als er spürte wie schwer das linke es war als er es anheben wollte und das er den Fuß nicht bewegen konnte. ‚Gips... Dann ist er gebrochen.’ Er drehte den Kopf zur anderen Seite wo er ein bekanntes Gesicht sah. Die Arme um die Lehne eines Stuhles geschlungen und den Kopf auf diese gebettet saß, dicht neben seinem Bett, Kaisuke und hatte die Augen geschlossen. Schlief er? Auf der Stirn war ein Pflaster, seine Handgelenke sorgsam verbunden und in Simon kam das Gefühl der Schuld auf. Wegen ihm war Kai verletzt worden. Nur weil er weggelaufen war. „Kai?“ Er zuckte zusammen als die Stille um ihn herum unterbrochen wurde. Um ein wenig zur Ruhe zu kommen hatte er sich nur auf das Piepen konzentriert und war darüber eingenickt. Die letzten Stunden des Wartens und der Ungewissheit hatten an ihm gezerrt und ihn immer weiter beunruhigt. Zwar war er erleichtert gewesen zu hören, dass der Junge außer Lebensgefahr war, doch bis er nicht mit ihm gesprochen und alles geklärt hatte würde die Furcht ihn doch noch zu verliehren bleiben. Er öffnete die Augen und sah müde zu Simon, von dem er meinte seinen Namen vernommen zu haben. War er aufgewacht? Die blauen Augen blinzelten ihn an und ein beruhigtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er richtete sich ein wenig auf und streckte sich zu ihm um eine Hand auf die seine zu legen. „Hey.“ Sagte er leise und sanft. „Du bist hier?“ – „Wo sollte ich sonst sein? Für mich gibt es nichts wichtigeres als jetzt bei dir zu sein.“ – „Warum?“ – „Warum wohl. Hast du es etwa schon vergessen? Ich liebe dich und ich möchte das du bei mir bleibst.“ Er sah ihn ernst an. Simon erkannte in seinem Gesicht aber noch etwas anderes. Sorge, Angst und unglaublich viel wärme. Alles in ihm sehnte sich danach ihn in die Arme zu schließen um ihm zu zeigen, dass er es nicht vergessen hatte und dass er froh war diese Worte zu hören, doch in ihm klopfte die Erinnerung. ‚verschwinde... quäl mich nicht länger...’ Solange er nicht wusste warum Kai das gesagt hatte konnte er es nicht tun. „Ich soll nicht verschwinden?“ Kaisuke sah ihn überrascht an. „Nein. Wie kommst du darauf? Natürlich sollst du nicht...“ In diesem Augenblick kam die Erkenntnis. Er riss die Augen auf und hätte sich selber schlagen können. „Du warst... wach?“ Ein Nicken bestätigte seine Befürchtung und er konnte ihn nicht mehr ansehen. Zwar hatte er gewusst das er selbst irgend etwas getan haben musste, was Simon zum Fortlaufen bewegt hatte, doch er währe nie von sich aus darauf gekommen das es etwas mit dem Alptraum zu tun haben konnte. „Es tut mir leid. Das ist alles meine Schuld. Ich wusste nicht das du wach warst. Wenn ich es gemerkt hätte... Ich hätte das nie gesagt. Du warst nicht damit gemeint, das musst du mir glauben.“ Erst jetzt sah er ihn wieder an. Simons Blick ruhte auf ihm doch er konnte nicht erkennen was er nun hören wollte. „Bitte verzeih mir. Das es soweit gekommen ist, ist allein mein Fehler gewesen. Ich bin so ein Idiot. Ich will nicht das du verschwindest. Ich...“ Simons Hand legte sich fest um seine und in ihm stieg die Hoffnung, das er ihm verzeihen würde. „Ich werde dir alles erzählen. Alles über mich was du wissen willst, aber bitte verurteile mich nicht für das was ich getan habe und was mich seit dem verfolgt und nicht verschwinden will.“ Simon nickte nur und Kai begann zu erzählen. Er erzählte ihm alles. Von Shimiko, dem Streit, ihr tragischer Tod und die Zeit danach. Den Alpträumen, Wahnvorstellungen und dadurch entstandenen Schlafstörungen. Nichts ließ er aus. Simon hörte ihm schweigend zu. Er hatte nicht mit einer solchen Vergangenheit gerechnet, doch er verstand den Japaner immer mehr. Verstand warum er nach außen hin so kühl geworden war und niemanden an sich heran ließ, warum er davon nie etwas gesagt hatte und sich ihm gegenüber so merkwürdig verhallten hatte. Er glaubte ihm jedes seiner Worte und je mehr er hörte um so mehr fühlte er mit ihm. Kaisuke war durch die Hölle gegangen. Eine andere als er sie erlebt hatte, doch auch diese hatte tiefe Narben hinterlassen. Als er geendet hatte wurde es still zwischen ihnen. Simon hielt die ganze Zeit über seine Hand fest. Er wusste nicht was er hätte sagen sollen da ihm jedes Wort falsch vorkam. „Tut mir leid.“ War das einzige was ihm nicht dämlich vorkam. „Was tut dir leid?“ – „Das alles. Das was dir passiert ist und das du wegen mir...“ – „Nicht doch.“ Er ahnte was Simon hatte sagen wollen, doch er wollte es nicht hören. Nicht jetzt. „Es ist meine eigene Schuld gewesen, damals wie heute. Dich trifft keine Schuld.“ Simon wollte etwas dazu sagen, hielt sich aber zurück. Kaisuke stand vom Stuhl auf, schob ihn zur Seite und setzte sich auf die Bettkante. „Es steht noch nicht fest wie lange du hier bleiben musst.“ Wechselte er das Thema. „Aber wenn du hier raus kannst, steht dir meine Tür immer offen. Ich kann dich nicht zwingen zu mir zurück zu kommen und wenn du es nicht möchtest werde ich das akzeptieren. Ich möchte nur...“ – „Ich darf zu dir zurück? Noch immer?“ – „Es gibt nichts was mir lieber währe.“ Simon versuchte hoch zu kommen um den Japaner in die Arme zu schließen, doch als er sich auf die Ellenbogen stützen wollte tauchte unerwarteter Schmerz im Rücken auf. Er verzog das Gesicht und glitt wieder zurück in die Kissen. Kai hatte aber verstanden was sein Plan gewesen war und beugte sich zu ihm runter. „Bleib ruhig liegen.“ Er strich ihm vorsichtig übers Gesicht und näherte sich ihm dann zu einem Kuss. „Darf ich?“ Simon lächelte nur stumm und schloss die Augen. Als er die warmen Lippen auf seinen spürte hob er die Arme, legte sie um die breiten Schultern von Kaisuke und zog ihn dichter an sich heran. ------------------------------------------------------------------ Es war drei Uhr Morgens als der dunkle Wagen vorm Krankenhaus Gas gab. Die beiden Insassen schwiegen sich eine ganze Weile an bis einer es nicht mehr aushielt. „Bist du sicher das du das durchziehen willst?“ – „Ich will mein Prinzip nicht brechen, aber er lässt mir keine andere Wahl.“ Yoshino sah aus dem Fenster. Draußen war kaum noch etwas zu erkennen. Die Lichter der Stadt waren fast gänzlich erloschen und ein dichter Nebel lag auf den Straßen. ‚Bei so einem Wetter,’ dachte er ‚Wird niemand etwas sehen können.’ „Hast du dir schon Gedanken gemacht wie du ihn loswerden willst?“ – „Ich will ihn leiden sehen.“ – „Hör mal... Wenn du ihn so sehr zusammenschlägst das er daran stirbt kann es nicht mehr nach einem Unfall aussehen.“ – „Ich weiß.“ Er hatte keine Ahnung auf was sein Fahrer eigentlich hinaus wollte doch für ihn stand fest das Aaron den Keller nicht lebend verlassen durfte. Ihm war es egal wie anschließend die Leiche verschwand, er wollte ihn nur noch durch die Hölle schicken. „Es gibt noch andere die ihn nicht ausstehen können und die noch eine Rechnung mit ihm offen haben. Mich eingeschlossen.“ Yoshino sah ihn ein wenig verwirrt an. Es war das erste mal, das er ihn wirklich todernst erlebte. „Dich?“ – „Ist nicht so wichtig, aber ich will ihn auch loswerden. Auf eine Sichere Weise die mich nicht in den Knast bringt, wo Er allerdings hingehört.“ – „Er wird diese Nacht nicht überleben.“ Zorn schwang in seiner Stimme mit und Kangen fragte sich ob es überhaupt einen Sinn hatte Kaisuke von seinem Plan abzubringen. „Wusstest du, das Aaron nicht schwimmen kann?“ versuchte er ihn in eine andere Richtung zu lenken und sein Beifahrer sprang darauf an. „Du meinst...“ – „Aaron ist Barbesitzer, trinkt gerne und auch gerne zu viel und er geht gerne abends oder Nachts spazieren wenn er nicht schlafen kann. Wenn du dir die Gegend hier mal ansiehst. Hey, hier ist überall Wasser. Ihn abzufüllen und dann in einen der Kanäle zu werfen ist auch eine Methode ihn los zu werden.“ Als sie das Heaven erreichten war der Nebel noch dichter geworden. Das gelbliche Licht der Straßenlaternen fraß sich durch den Dunst, bis zum Boden. Kein Mensch war zu sehen als sie ausstiegen. Sie sagten kein Wort während sie auf die Tür zugingen und im Club verschwanden. Drinnen schloss Kangen sofort die Tür hinter sich ab und machte dann Licht. Alles war ruhig und verlassen. Er steuerte auf den Tresen zu wo er zwei Flaschen billigen, aber hochprozentigen Fusel und Yoshinos Jacke hervor holte während der schon in Richtung Keller ging. „Was hat er mit dir gemacht das du ihn los werden willst?“ Fragte Kai bevor er den Verbindungsflur betrat. Es ließ ihn nicht los, das auch Kangen eine Rechnung mit ihrem Boss offen hatte. „Ist das wichtig? Er hat mir etwas weggenommen was ich gerne wieder hätte.“ – „Und was?“ Kangen stand nun vor ihm mit den Flaschen und der Jacke. Er wollte an ihm vorbei, doch Kai ließ ich nicht. „Was hat er dir weggenommen?“ Kangen seufzte. Er schalt sich selber dafür das er ihm die Möglichkeit geboten hatte etwas über ihn zu erfahren, doch Yoshino würde ihn nicht eher durchlassen oder ihm irgendwie vertrauen wenn er es ihm nicht sagte. „Das Heaven.“ Mit ernster Miene sah er dem Japaner in die Augen der ungläubig zurück sah. Natürlich konnte er es nicht verstehen. Wie denn auch. Das lag viele Jahre zurück und zu der Zeit war Yoshino noch nicht einmal in der Stadt gewesen. „Ich sag nur soviel: Das Heaven war früher eine normale Bar, bis Aaron auftauchte. Wie das alles passiert ist und auch ob er etwas mit dem Tod meiner Eltern zu tun hat weiß ich nicht, nur das er anschließen ihren Laden, das Heaven, übernommen hat weil ich zu lange im Krankenhaus war um mich um alles zu kümmern. Er hat es mir weggenommen und ich will es wieder zurück. Reicht das?“ Kaisuke war platt, ließ Kangen aber passieren. Das Aaron sich den Club illegal unter den Nagel gerissen hatte... unvorstellbar, aber nicht unmöglich. Mittlerweile traute er ihm alles zu. Gemeinsam stiegen sie die steile Treppe zum Keller hinunter. In ihm stieg die Kälte auf die Freezer mit sich brachte und er war froh, dass er jetzt die Kontrolle über ihn übernahm, da er nicht ruhig bleiben konnte wenn er zum letzten Schlag gegen seine Arbeitgeber ausholte. ‚Es wird das letzte Mal sein das ich dich brauche.’ Sagte er zu sich als er langsam auf die Tür zuschritt hinter der Aaron war. Auch war er in gewisser Weise froh nicht allein zu sein. 4 Augen sahen mehr als 2 und zusammen konnten sie ihn besser am fliehen hindern falls er es versuchen sollte und anschließend von hier fort schaffen. Vor der Tür lag, einsam und verlassen, der Schlüsselbund. Da er die Tür schon einmal aufgeschlossen hatte musste er nicht groß nach dem richtigen Schlüssel suchen nach dem er ihn aufgehoben hatte. Eine leichte Nervosität setzte ein, die er von Freezer nicht kannte. Sonst wenn er die Kontrolle übernahm war er nie nervös. Warum also jetzt? Als er die Tür öffnete fiel sein Blick zu der Stelle wo Aaron gelegen hatte, doch er war fort. Ohne zu zögern stieß er die Tür ganz auf, trat jedoch nicht ein. Es war möglich, dass Aaron neben der Tür stand und versuchen würde ihn KO zu schlagen was nicht geschah. Dann sah er ihn, wie er an der linken Seite am Boden hockte, die Hände noch immer auf dem Rücken und ihn böse anfunkelte. „Da bist du ja.“ Kam es kühl über Freezers Lippen und Kangen der noch hinter ihm stand schauderte. Wie konnte ein Mensch nur so schnell alles Abschallten was Menschlich war? Er war sicher, dass das vor ihm nicht mehr der selbe Yoshino Kaisuke war der zuvor noch so um das Leben von Simon gebangt hatte. Aaron bewahrte Ruhe. Ihm war klar, dass er in seiner derzeitigen Lage nichts gegen den Japaner ausrichten konnte, doch er wusste auch, dass dieser seinem Prinzip treu bleiben würde. Er würde ihn nicht umbringen, so sehr er es auch wollte. „Was hast du jetzt vor?“ Gab er genau so kühl zurück. „Willst du mich umbringen?“ In diesem Moment trat auch Kangen mit ernster Miene ein und seine Sicherheit wich jäher Furcht. Das Kangen ihn nicht sonderlich mochte hatte er früh gemerkt doch das er soweit gehen würde um sich seinen Besitz zurück zu holen hätte er nicht gedacht. Er hatte die Beiden komplett unterschätzt. Einer alleine war nicht fähig ihn zu töten, doch gemeinsam waren sie dazu in der Lage. ------------------------------------------------------------------ Eine Stunde später war eine der beiden Flaschen leer, die andere zerbrochen und Aaron nicht mehr in der Lage rechts von links zu unterscheiden. Er spürte wie langsam seine Sinne schwanden und der Schmerz nachließ. Froh darüber das es nun zu Ende war ließ er sich fallen. Da er sich geweigert hatte zu trinken hatte Kaisuke angefangen auf ihn einzuschlagen. „Ich kann auch das mit dir machen was du Simon angetan hast und glaub mir ich kann da auch sehr brutal werden.“ Als er sich auch nach zehn Minuten noch weigerte hatte Kai die Geduld verloren und ihm die Hose runter gerissen ohne sich vorher die Mühe zu machen die Knöpfe zu öffnen. Schmerz durchfuhr seinen Unterleib und er stöhnte: „Das wagst du nicht.“ Kai nahm eine der Flaschen und hielt sie ihm vor die Nase. „Entweder trinkst du jetzt oder ich seh mal nach wie weit ich die in dich rein bekomme.“ Kangen wollte dazwischen gehen da es ihm zu weit ging was Kaisuke tat, als Aaron diesen ins Gesicht spuckte. Mit voller Wucht trat Kai ihm in den Genitalbereich und Aaron krümmte sich vor Schmerz. Er schrie wie ein Wahnsinniger wand sich am Boden hin und her, doch der Schmerz wollte nicht nachlassen. „Du musst nur tun was ich sage und ich hör auf damit.“ Drang die eisige Stimme Freezers durch den Nebel der einsetzenden Ohnmacht. Er fühlte sich wie in einem Alptraum. Das konnte doch gar nicht wirklich passieren. Sein Körper gehochte ihm nicht mehr. „Was tust du da?“ Kangen war entsetzt über die Art wie Kaisuke Aaron zum trinken bewegen wollte. Frostig wurde er angesehen und er wusste sofort das es keinen Sinn hatte ihn aufhallten zu wollen. Er sah zu wie Kai die Flasche öffnette, sie Aaron an die Lippen setzte und ihm die Nase zu hielt. Nach kurzem Zögern trank er. Wie flüssiges Feuer brannte der hochprozentige Alkohol seine Kehle hinunter und er musste husten. Kurz verschwand die Flasche damit er Luft holen konnte. Langsam setzte eine Betäubung des Schmerzez ein, obwohl er noch nicht viel getrunken hatte. ‚Was zum Henker ist das für ein Zeug?’ Nach zwei Atemzügen spürte er das Glas erneut in seinem Mund und er trank wiederwillig... ------------------------------------------------------------------ Zusammen wuchteten sie den schweren Körper die Treppe hinauf. Aaron war schwerer als Kai es gedacht hatte und er musste zwischendurch immer wieder die Luft anhalten da er den Gestank von Alkohol nicht ab konnte. Ein weiteres Mal war er froh, dass Kangen ihm half. Er hatte sich im Keller bewährt und auch nun da es galt ihr Opfer möglichst unbemerkt nach draußen zu bekommen war er es der den klaren Verstand hatte. Noch im Keller hatte er mit der zweiten Flasche, die Aaron nur noch zur hälfte hatte austrinken können, ihm einen kräftigen Schlag über den Schädel verpasst was Aaron den Rest gegeben hatte. So konnten sie ihn, ohne das er etwas von sich geben konnte, zu einem der nahen Kanäle bringen. Kaisuke warf einen Blick auf die Uhr und erschrak. „Halb Fünf ist es schon. Die ersten gehen doch um diese Zeit schon zur Arbeit.“ – „Du vergisst in welcher Gegend wir sind. Hier wohnen keine Fabrikarbeiter oder sonstige die so früh die Häuser verlassen. Die ersten wirst du erst in etwa einer Stunde sehen, wenn überhaupt. Außerdem ist es noch immer dunkel und der Nebel verzieht sich erst wenn die Sonne aufgeht. Verfall jetzt nicht in Panik.“ Es wunderte ihn das Kangen so ruhig blieb, doch er hatte recht. Wenn er durch Unachtsamkeit einen Fehler machte konnte ihn das den Kopf kosten. „Aber wir sollten uns trotzdem beeilen.“ Einen halben Kilometer vom Heaven entfernt fiel ein lebloser Körper über das Geländer einer Kanal Brücke und schreckte ein Dutzend Enten auf die dort unten geschlafen hatten. Nur kurz schnatterten sie wütend dem davontreibenden Störenfried hinterher bevor wieder Ruhe einkehrte. Die Schritte wurden schnell leiser und in absoluter Stille wie sie nur selten herrschte brach der neue Morgen an. ------------------------------------------------------------------ Zwei Wochen darauf wurde eine Leiche aus einem Kanal gezogen. Sie war von Ratten so sehr zerfressen worden das eine Identifizierung nicht möglich war. Da aber nicht fiele Vermisstenmeldungen eingegangen waren stellte man nur Vermutungen an wer es sein konnte. Anhand einer Untersuchung ermittelte man: ‚Tod durch ertrinken’ und legte den Fall damit zu den Akten. In einer Gegend wo viel Wasser war, war es nicht selten das jemand hineinfiel und ertrank, besonders wenn er stark angetrunken war. Für mehrere Wochen blieb das Heaven geschlossen. Viele Anrufe wurden getätigt und als dann die Nachricht kam Aaron sei ertrunken und das Heaven würde geschlossen bleiben blieb kurz darauf das Telefon still. Kangen und Kaisuke verloren über das was sich in jener Nacht abgespielt hatte kein Wort mehr und kümmerten sich nur noch um das was zu erledigen war. Zusammen renovierten sie den Club, entsorgten die alten Möbel in den privaten Räumen und ließen sich selbst dort nieder. Es war genügend Platz für drei Personen. Sie vernichteten auch alte Unterlagen und somit fast alle Beweise über das Doppelleben des ehemaligen Besitzers. Je mehr sie vernichteten um so leichter wurde es ihnen im Gewissen. Das was sie alles fanden war so Markerschütternd das Kaisuke es schon fast bereute Aaron ein so schnelles Ende bereitet zu haben. Er hätte es verdient bis an sein Lebensende das durchzumachen was er anderen Menschen angetan hatte. „Hoffentlich schmort er dafür jetzt in der Hölle.“ 2 1/2 Monate nach dem offiziellen Tod von Aaron eröffnete das Heaven unter gleichem Namen neu. Hinterm Tresen stand wie immer Kangen und Simon, der noch ein wenig unsicher auf den Beinen war, brachte Getränke an die Tische. Kaisuke kam aus dem Büro und hielt sich ein schnurloses Telefon ans Ohr. Er trug eine schwarze Hose zu weißem Hemd und locker gebundener Krawatte. In seiner neuen Rolle als Clubinhaber ging er voll auf. Organisieren, Planen, Verhandeln... das war es was er konnte, was er gerne tat. So wie früher, als er noch Stellvertretender Leiter einer großen Firma gewesen war. Mit ernstem, jedoch glücklichem Gesicht trat er auf den Tresen zu, setzte sich und legte auf. Sofort stelle Kangen ihm ein Glas mit Mineralwasser hin und er musste Lachen. Als Simon mit einem Tablett voller leerer Gläser zu ihnen kam und es abstellte zog er den Jungen dichter an sich heran. Er flüsterte ihm etwas ins Ohr das ihm die Röte ins Gesicht trieb. Ein warmes Lächeln legte sich auf Kais Züge und auch Simon Lächelte beschämt. Noch nie waren so viele Leute in der Bar wie an diesem Abend. Von den früheren Schlägertypen ließ sich keiner mehr blicken. Es herrschte beste Stimmung. Durch das große Fenster das sie hatten einsetzen lassen fiel das Sonnenlicht, durch ein paar transparente Klebebuchstaben die den Namen des Clubs bildeten, in unterschiedlichen Farben ins innere. Die drei an der Theke hatten zu gute Laune und zu viel zu tun als das sie dem Wagen mit den getönten Heckscheiben der langsam am Heaven vorbei fuhr Beachtung geschenkt hätten. -Ende- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)