helpless von sharx ================================================================================ bevor dieser Teil nun beginnt ein gaaaaaaaaaaanz großes DANKESCHÖN für die vielen lieben Kommis. hätte nicht gedacht das ich die 50 schaffen würde... An dieser Stelle möchte ich mich auch noch mal bei meiner kleinen Atras bedanken die so nett ist und diese FF als Doji zeichnet. schaut da doch auch mal vorbei *g* Und jetzt genug geredet. Viel Spaß... -Teil 13- Die Sonne stand schon tief als er den Schlüssel in der Wohnungstür drehte. Die Luft war erfüllt vom Duft der Kirschblüten und ein Windzug zog ein paar kürzere Strähnen seines kinnlangen Haares aus dem Haarband. Um ihn herum wirbelten die Blütenblätter wie in ein zartes Rosa getauchte Schneeflocken. Auf seinen Lippen lag ein sanftes Lächeln denn er war bester Laune und gänzlich entspannt. Die Plastiktüte und die Rosen, welche er vom Einkaufen mit gebracht hatte, hielt er hinterm Rücken versteckt. Sie sollte es nicht sofort sehen das er ihr ein Geschenk machen wollte. Früher als gewöhnlich hatte er bei der Arbeit frei machen können und war danach noch in der Stadt gewesen. Es war selten das er die Zeit hatte etwas für sie zu kaufen und daher freute er sich das es an diesem Tag geklappt hatte. Ja, heute war genau der richtige Tag dafür um es ihr zu sagen. Ein perfekter Frühlingstag wie er schöner nicht hätte sein können. Im innern des Gebäudes war alles still und kühl, was ihn wunderte. Normalerweise kam sie immer aus einem der Zimmer angestürmt wenn er nach Hause kam, doch heute blieb es auf dem Flur ruhig. „Shimiko?“ Er erhielt keine Antwort. Die Tasche und den Strauß noch immer hinterm Rücken drückte er die Haustür ins Schloss und betrat die Küche. Völlig verwundert stellte er fest das weder der Tisch gedeckt noch ansatzweise das Abendessen fertig war. „Shimiko?!“ doch es blieb weiterhin still. Er legte die Blumen und die Tüte auf den Tisch und ging durch die Wohnung. Zog im gehen die Jacke aus und hängte sie an die Garderobe. Ihre Tasche und die Jacke fehlten was nur heißen konnte das sie noch nicht von der Arbeit zurück gekehrt war. Ein Blick in Wohn-, Schlaf- und Badezimmer bestätigten die Tatsache. Langsam begann er sich Sorgen zu machen als er zur Uhr sah. Der Bus mit dem sie für gewöhnlich ankam war schon vor zwanzig Minuten da gewesen. Nervosität kam in ihm auf. Er wollte nicht glauben, dass etwas passiert war, steckte sich zur Beruhigung eine Zigarette an und ging hinaus auf den Balkon. Von hier aus konnte er direkt auf die Straße hinunter sehen die vor dem Haus entlang führte. Unter ihm liefen zwei Mädchen in Schuluniform entlang und schwatzten fröhlich während sein Blick ihnen folgte und ein paar Wagen die schmale Straße entlang fuhren. Von Ihr war jedoch keine Spur. Gerade wollte er wieder hinein gehen als vorm Haus ein Auto hielt das seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Der schwarz glänzende Lack wurde von einem silbernem Tribal an der Seite und auf der Motorhaube verziert. Die Karosserie war tiefergelegt worden und hatte breite Reifen darunter. Diesen aufgemotzten Wagen hatte er hier bestimmt noch nie gesehen. Langsam bog er in eine freie Parkbucht und hielt, aber niemand stieg aus und auch der Motor lief weiter. Er sah etwas genauer hin und ihm fiel die Zigarette aus der Hand. Auf dem Beifahrersitz saß lächelnd Shimiko die den Fahrer anblickte. Ein junger Mann mit Anzug und locker sitzender Krawatte, der nicht so wirklich zu dem Auto passte. Das konnte doch nicht wahr sein. Warum saß sie in einem fremden Wagen mit einem fremden Mann und lächelte den auch noch so selig an? Dann passierte das für ihn unglaublichste. Sie schnallte sich ab und beugte sich zu ihm, schloss den Fahrer für einen Moment in die Arme und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Kais Blick verfinsterte sich und er krallte sich am Geländer des Balkons fest so dass seine Fingerknöchel weiß hervor traten. Für ihn brach eine Welt zusammen. Sie hatte ihn betrogen. Aber warum? „Du solltest das lieber nicht tun.“ Bat die junge männliche Stimme nahe ihrem Ohr und sie löste sich von ihm. „Warum nicht? Ich bin dir so dankbar. Ich weiß nicht was ich gemacht hätte wenn du nicht da gewesen währst.“ – „Ach, es hätte dich auch sicher eine deiner Kolleginnen fahren können. Das währe für mich nicht ganz so peinlich gewesen.“ Sie lachte und ihm fiel auf das ihr dieses Lachen wirklich gut stand. Ohnehin sah sie zauberhaft aus und er beneidete Yoshino das er mit ihr zusammen war. Ihre lange, dunkle Haarpracht hatte sie ordentlich Hochgesteckt, doch über den Tag hinweg und den Zwischenfall bei der Arbeit hatte sich die Strenge der Frisur gelöst und ein paar kleine Strähnchen umspielten sanft ihr ungeschminktes Gesicht. Sie war die einzige Frau im Büro die sich nicht schminkte, was sie noch Einzigartiger machte als sie ohnehin schon war. „Ich bin trotzdem froh das du der erste warst der es erfahren hat. Von dir weiß ich wenigstens das du es für dich behältst.“ – „Danke für dein Vertrauen. Aber so langsam solltest du mich los lassen. Was wenn Yoshino das sieht?“ – „Er kommt erst in einer viertel Stunde von der Arbeit.“ Sie ließ ihn los und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Die Blässe war verschwunden und hatte einer rosigen Färbung Platz gemacht. „Es ist noch genug Zeit zu überlegen wie ich es ihm am besten sage. Ach ich freu mich so.“ – „Ich freu mich auch für euch beide. Aber du solltest langsam rein gehen, sonst wird aus der Überraschung noch ein Reinfall.“ – „Du hast ja recht.“ Sie langte zum Türgriff um auszusteigen. „Noch Mal danke für alles. Wir sehen uns Morgen bei der Arbeit.“ – „Und sag ihm das er mit dem Rauchen aufhören soll oder zumindest in deiner Nähe.“ Wieder lachte sie und öffnete die Tür. Oben auf dem Balkon konnte Kaisuke noch immer nicht glauben was er sah. Als sie den Wagen verlassen wollte verschwand er wieder im Inneren der Wohnung. Nein, sie sollte nicht sehen das er da war. Ein eigentlich idiotischer Gedanke, denn drei Parkbuchten weiter stand sein dunkel roter Wagen. Sie hatte ihn sehen müssen. Innerlich kochte er als er zurück in die Küche ging und darauf wartete das sie die Wohnung betrat. Sein Blick fiel auf den Blumenstrauß. Er war fehl am Platz, genau wie sein Geschenk in der Tüte. Als er ihn gerade hatte auf den Boden werfen wollen drehte sich in der Haustür ein Schlüssel. Er schmiss den Strauß zurück auf den Tisch, ging auf die Tür zu und riss sie auf. Vor ihm stand, mit erschrockenem Gesichtsausdruck, Shimiko. Beinahe hätte sie ihre Arbeitstasche fallen gelassen. „Kai?“ Sie war sichtlich überrascht. Dann warf sie sich ihm an den Hals und drückte ihn an sich. „Du bist ja schon zu Hause, das gibt es doch gar nicht.“ Sie klang so Glücklich wie er es noch nie bei ihr erlebt hatte. Lag das an dem Typen im Wagen? War sie wegen dem so glücklich? „Ich muss dir etwas wunderbares sagen. Ich freu mich riesig das du schon hier bist und ich es dir gleich sagen kann.“ Nur langsam ließ sie ihn los als sie merkte das er ihre Umarmung in keiner Weise erwiderte und ihr auch nicht antwortete. Erst jetzt bemerkte sie seinen todernsten Gesichtsausdruck. „Was ist los?“ – „Etwas wunderbares.“ Gab er monoton wieder, ging an ihr vorbei und drückte die Tür zu. Dann sah er sie an und sie schauderte unter seinem Blick. Noch nie hatte er sie so angesehen. „Was ist das wunderbares das du mir sagen willst?“ sein Ton wurde leise und bedrohlich. „Vielleicht das du einen Anderen hast?“ – „Einen was?“ Sie verstand nicht sofort. „Nein, ich habe keinen Anderen.“ Entfuhr es ihr als sie merkte auf was er hinaus wollte. „Atushi ist nur ein Arbeitskollege von mir. Er hat mich nach Hause gebracht nach dem...“ – „Versuch nicht mir etwas einzureden. Ich weiß was ich gesehen habe.“ – „Aber...“ – „Nichts aber!“ schrie er und sie prallte zurück. „Du hast ihn geküsst, ich habe es mit eigenen Augen gesehen und erzähl mir jetzt nicht das ich mir das nur eingebildet habe.“ – „Lass dir doch erklären.“ – „Wenn du schon fremdgehen musst, dann mach es gefälligst geschickt genug damit ich es nicht merke. Und mach es verdammt noch mal nicht an unserem Jahrestag!“ Seine Wut und die Endtäuschung schwangen deutlich in seiner Stimme mit. Noch nie hatte er sich so betrogen gefühlt wie in diesem Moment. Ihr stiegen Tränen in die Augen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie wirklich Angst vor ihm und er wollte ihr einfach nicht zuhören. Er machte noch nicht einmal den Versuch zu verstehen was sie ihm sagen wollte. Wutschnaubend ging er zur Garderobe und nahm seine Jacke, zog dann den Schlüssel ab. „Du willst doch jetzt nicht gehen?“ – „Ich kann machen was ich will. Lad dir doch deinen neuen Lover ein und feiere mit ihm eine Party.“ – „Aber...“ In seinen Augen blitzte es auf und er holte aus. Mit voller Wucht traf die Hand ihr Gesicht und warf sie zu Boden. Ohne sich noch einmal zu ihr zu drehen verließ er die Wohnung, knallte die Tür ins Schloss und lief auf die Straße. Zorn brannte in ihm. Sie hatte ihn doch eh nur anlügen wollen oder ihm eine Fadenscheinige Ausrede geliefert. Glaubte sie allen ernstest das er auf so etwas hereinfiel? Im gehen zog die Jacke über und steckte er sich eine neue Zigarette an. Doch es wollte sich keine Entspannung einstellen. An seinem Wagen ging er vorbei. Dort wo er nun hin wollte brauchte er kein Auto. Nur 2 Straßen weiter drückte er die Tür einer Kneipe auf. Drinnen war es dunkel und schwülwarm. Langsam ging er auf den Tresen zu, steckte die Kippe in den Wundwinkel und zog die Jacke wieder aus. „So früh schon hier?“ witzelte der rundliche Mann hinterm Tresen, nahm seine schmale Brille ab und putze sie in der Schürze die er um die Hüften gebunden hatte. „Lass deine Scherze.“ Grummelte Kai und ließ sich auf einem der Hocker nieder. „Was darf es sein um die Laune wieder aufzuheitern?“ – „Einen Kurzen und ein Bier.“ Der Barkeeper schüttelte den Kopf und lächelte. Er setzte die Brille wieder auf und schenkte ihm einen Klaren ein. Das kleine Glas stellte er ihm schweigend hin und machte sich daran das Bier zu zapfen. Ohne ein Wort schütte Kai ihn hinunter, schüttelte sich kurz und schob das leere Glas zurück. „Noch einen.“ – „Hat sie dich rausgeworfen?“ – „Ich bin freiwillig gegangen.“ Böse sah er Makoto an, der diese Laune von ihm schon gewohnt war. In den vergangenen drei Jahren war er oft hier gewesen und immer dann wenn er schlechte Laune gehabt hatte. Makoto schenkte noch einmal nach und stellte es ihm wieder hin. „Der geht auf mich, und jetzt erzähl.“ Draußen war es längst dunkel geworden als Kaisuke aus der Kneipe gestolpert kam. Er hatte eindeutig zu viel getrunken und legte sich erst einmal der Länge nach auf den Bürgersteig als er über seine eigenen Füße stolperte. Laut fluchte er los als er sich wieder aufrappelte. Sein rechtes Knie tat weh und er war sicher, das er mindestens einen Bluterguss bekommen würde. Auch der Ellenbogen schmerzte ein wenig, doch soweit er das feststellen konnte war er nicht wirklich verletzt. Sich immer wieder an Hauswänden abstützend schwankte er gemächlich nach Hause. Makoto hatte ihm erklärt, dass sicher alles nur ein Missverständnis gewesen war und das er einen Fehler gemacht hatte in dem er einfach weggegangen war. Vielleicht hatte er sie wirklich nur nach Hause gebracht weil ihr Bus schon weg gewesen war oder sie hatte länger arbeiten müssen. So etwas konnte immer mal vorkommen und war keine Szene wert. Und die wunderbare Sache konnte alles Mögliche gewesen sein. Eine Gehaltserhöhung, bessere Arbeitszeiten oder eine Beförderung... Es gab so viele Möglichkeiten weswegen sie hatte so Glücklich sein können. Wenn sie ihm wirklich hatte sagen wollen das sie einen Anderen hatte, dann hätte sie mit Sicherheit nicht gesagt das es etwas positives sei. Bei ihm hatte sich ein schlechtes Gewissen eingestellt und er bereute es sie Grundlos geschlagen zu haben. Noch nie hatte er so lange gebraucht um wieder nach Hause zu kommen. Die kühle Luft ernüchterte ihn auf dem Weg zwar ein wenig, doch so viel wie an diesem Abend hatte er das letzte Mal am Tag der Abschlussfeier seiner Schule gehabt. Und zu der Zeit war er das Trinken noch mehr gewohnt gewesen. Als er die Wohnungstür erreicht hatte brauchte er fast 2 Minuten um den Schlüssel ins Schloss zu bekommen. Da er wieder zu schwanken begann lehnte er sich an die Tür. Schon nach der ersten halben Umdrehung, die nicht sehr einfach war, zog sich der Riegel zurück und die Tür schwang auf. Er stolperte und währe beinahe wieder gefallen. Warum war die Tür nicht abgeschlossen gewesen? Die warme Luft und der süßlich Geruch ihres Parfüms benebelten ihn wieder stärker und er musste sich einen Moment an den Türrahmen lehnen um nicht umzukippen. Alles um ihn herum drehte sich und ihm wurde schwindlig. Für ein paar Sekunden schloss er die Augen und atmete einmal tief durch. Langsam wurde es besser. Erst als er die Tür zurück ins Schloss drückte merkte er, dass im Flur noch Licht brannte. Sie war noch wach? Stimmen waren zu hören. Ein Lachen... Das war die Stimme eines Mannes. „Schatz?“ lallte er und die Stimmen verstummten. Eine Antwort erhielt er jedoch nicht. Vorsichtig um nicht zu fallen zog er sich die Schuhe aus. Er wusste das sie es nicht mochte wenn er mit Schuhen durch die Wohnung lief und er wollte sie nicht noch mehr verärgern als er es eh schon getan hatte. Dann wankte er zum Wohnzimmer, wo auch Licht brannte. Warum kam sie ihm nicht entgegen wenn sie doch noch wach war? Das Gehen fiel ihm immer schwerer und er musste sich erneut an einem Türrahmen festhalten da er zu schwanken begann. „Shimiko?“ Doch das Wohnzimmer war leer. Er nahm nur noch am Rande das Geräusch hinter sich wahr und als er sich umdrehen wollte, da schemenhaft etwas neben ihm auftauchte, traf ihn etwas hart am Kopf und er ging zu Boden. Zwei Tage später stand es in der Zeitung, doch er hatte es nicht lesen können. Die Polizei hatte ihn für 48 Stunden in Gewahrsam genommen und ihn immer und immer wieder ausgefragt, ihm Bilder vorgelegt und fast in den Wahnsinn getrieben damit. Nein, er konnte diese Bilder nicht mehr sehen. Er wollte sie nicht sehen. Die Erinnerung an das was in jener Nacht geschehen war hatte sich so in sein Gedächtnis eingebrannt das jedes einzelne Bild den Schmerz nur noch verstärkte. Seine Augen waren blutunterlaufen und dunkle Ringe hatten sich gebildet. Er war völlig übernächtigt und erschöpft, doch er konnte nicht schlafen. Nach Ablauf der 48 Stunden ließ man ihn wieder laufen. Sie hatten ihm glauben schenken müssen das er unschuldig war. Die Fahndung nach den drei Männern die er gesehen hatte lief, doch da es zu sehr später Stunde gewesen war und er von keinem ein Gesicht gesehen hatte machte sich niemand wirklich Hoffnung sie zu finden. Er selbst kam sich mehr als schuldig vor, da er ihr nicht hatte helfen können. Hilflos hatte er zusehen müssen wie ihr das angetan worden war. Die Vorwürfe die er sich selber machte waren nur halb so schlimm wie das was er sich anhören durfte als er von seinem Vater abgeholt und nach Hause gefahren worden war. Dort wartete seine Mutter auf ihn die ihm die ganze Schuld an allem gab und ihn nie wieder sehen wollte. „Da zieht man schon einen Erben groß, steckt seine ganze Hoffnung hinein und dann ist er noch nicht einmal dazu in der Lage den Menschen zu beschützen den er liebt.“ Hatte sie gesagt und ihn aus dem Testament streichen lassen. Auch sein Vater hatte sich von ihm abgewandt. Nur seine Schwester hatte zu ihm gestanden und ihn in den Arm genommen als er kurz nach der Standpauke zusammengebrochen war. Auf Shimikos Beerdigung stand er getrennt von den anderen. Die Blicke die auf ihm ruhten waren nahe zu unerträglich. Ihre Eltern redeten nicht mit ihm, genau wie ihre Freunde. Für alle war er der Schuldige und er sah sich auch selbst als ihr Mörder. Was ihn wunderte war, das er keine Tränen mehr hatte. Stillschweigend stand er da, sah wie die anderen um sie trauerten doch er selbst fühlte sich nicht mehr von der Grabrede berührt. Ihm kam es so vor als seinen seine Gefühle mit ihr zusammen dort unten begraben worden. Eine tiefe Leere breitete sich in ihm aus doch es war nicht unangenehm. Erst am Abend nach der Beerdigung, als er alleine in der Wohnung gesessen und auf die Sachen gestarrt hatte die er ihr an dem Tag in der Stadt gekauft hatte klingelte es an der Tür. Noch einmal drehte er die kleine Schachtel mit dem Ring und legte sie auf die dunkel blaue Hose zurück. Seine Fingerspitzen fuhren über den weichen Stoff des hellen Pullis als es ein weiteres Mal klingelte. Nur wiederwillig stand er auf und ging zur Tür. Er traute seinen Augen nicht als er die Tür öffnete. Ein junger Mann höchstens 2 Jahre älter als er stand vor ihm. Das Gesicht erkannte er sofort wieder. „Wer sind sie und was wollen sie?“ – „Mein Name ist Atushi Ino. Ich bin... war ein Kollege von Shimiko.“ – „Kollege...“ Er machte keine Anstallten ihn rein zu lassen. „An dem Tag wo... wo das...“ – „Was wollen sie hier? Sie wissen doch das sie nicht mehr ist.“ Erstaunt über die Kälte die in diesen Worten lag fuhr er fort. „Könnte ich rein kommen und ihnen das drinnen sagen?“ – „Was denn? Das sie und Shimiko ein Verhältnis miteinander hatten?“ – „Nein. Wir...“ – „Ich habe es gesehen.“ Unterbrach er ihn. „Die Umarmung, der Kuss. Was also wollen sie mir noch sagen.“ – „Bitte, ich möchte das nicht zwischen Tür und Angel. Es sieht so aus als hätte sie es ihnen nicht gesagt.“ Nur wiederwillig trat Kai zur Seite und ließ ihn ein. Im Flur blieben sie stehen. „Also.“ Forderte er ihn auf und zog aus der Hosentasche die Schachtel mit den Zigaretten und suchte nach seinem Feuerzeug. „Was hat sie ihnen an jenem Abend gesagt?“ – „Nichts. Wir haben uns gestritten.“ – „Also wissen sie es wirklich nicht.“ – „Was weiß ich nicht?“ Er gab die Suche auf und schob die Schachtel wieder in die Hosentasche zurück. Der Kerl ging ihm auf die Nerven. Er verstand sich jedoch selber nicht. Warum blieb er so ruhig wo doch erst vor ein paar Tagen... „Sie fühlte sich bei der Arbeit nicht wohl und ich habe sie zu einem Arzt gebracht. Nur aus dem Grund saß sie bei mir im Wagen. Wir hatten nie sonderlich viel miteinander zu tun, aber es war sonst niemand in der Nähe der sie hätte fahren können.“ – „Was für ein Märchen soll das werden?“ – „Verdammt können sie nicht eins und eins zusammenzählen? Ist ihnen nichts aufgefallen die letzten Wochen? Ihr ging es schon seit Tagen nicht gut. Alle auf der Arbeit hatten sich schon Gedanken gemacht ob es was ernstes war aber sie wollte nicht zu Hause bleiben und sich auskurieren oder zu einem Arzt.“ – „Sie war nicht krank. Das hätte sie mir gesagt und ich habe nichts dergleichen gemerkt.“ – „Sie war auch nicht krank.“ Nahezu verzweifelt versuchet er ihm klar zu machen um was es ging, doch er fand nicht die passenden Worte. Noch nie hatte er ihn vorher gesehen, sich nur ein Bild von ihm machen können nach dem was Shimiko ihm auf der Fahrt erzählt hatte. Sie hatte ihn als Gefühlvollen, Verständnisvollen und Zärtlichen Mann beschrieben, doch das wiedersprach dem was er gerade erlebte. „Sie hat mich an dem Abend nur umarmt weil ich sie gefahren hatte. Der Kuss war so flüchtig wie eine Berührung im vorübergehen. Sie war einfach nur Glücklich.“ Langsam dämmerte es und auf einmal war alles wieder da. Die Schuldgefühle, die innere Angst, der Schmerz. Vor seinen Augen begann sich alles zu drehen. ‚Nein!’ dachte er. ‚Das ist vollkommen unmöglich.’ Atushi war verwirrt. Noch vor einer Sekunde hatte er geglaubt das dieser Mann keine Gefühle besaß da er in einer solchen Situation so eiskalt mit ihm hatte sprechen können. Jetzt war er kurz vor einem Zusammenbruch. „Alles Okay?“ Doch Kaisuke antwortete nicht. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Messer mitten ins Herz. Das hatte sie ihm sagen wollen. Er spürte wie ihm die Tränen übers Gesicht liefen. Die Welt versank in einer Wolke aus tiefem innerem Schmerz. „Das ist nicht möglich...“ Er merkte noch wie ihn zwei starke Arme auffingen als sich sein Bewusstsein von ihm verabschiedete. ‚Sie war schwanger gewesen...’ Ein paar Tage verließ er die Wohnung nicht mehr. Ging weder ans Telefon noch an die Tür. Zu sehr plagte ihn sein schlechtes Gewissen und er ertränkte seinen Schmerz im Alkohol. Schlafen konnte er nicht mehr, denn jedes Mal wenn er die Augen schloss sah er sie wie sie blutüberströmt vor ihm stand ihm die Schuld gab. Allein um das nicht mehr zu sehen trank er noch mehr obwohl es genau das war weswegen er ihr nicht hatte helfen können. Doch er hatte nicht nur sie verloren und das Kind das sie erwartet hatte. Auch seine Familie, seine wenigen Freunde und seinen Arbeitsplatz hatte er verloren, da niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben wollte. Einzig seine Schwester machte immer wieder den Versuch mit ihm zu reden, doch sie kam nicht an ihn heran. Als sie nach drei Tagen noch immer keine Antwort auf ihr Klingeln und die Anrufe erhallten hatte machte sie sich ernsthafte Sorgen um ihn, rief bei der Polizei an, welche die Wohnungstür aufbrach. Ihnen schlug eine Wolke aus Alkohol, kaltem Zigarettenrauch und erbrochenem entgegen. Aika, seine Schwester, schlug die Hand vor den Mund da ihr übel wurde. Die ganze Wohnung war in einem Katastrophalen Zustand. Überall war Müll, zerbrochenes Geschirr und Papierfetzen. Kaisuke lag im Wohnzimmer am Boden zwischen leeren Flaschen, Schachteln und Scherben. Er reagierte nicht als ihn einer der Polizisten ansprach und versuchte ihn zu wecken. Ein Krankenwagen musste gerufen werden und er wurde mit einer schweren Alkoholvergiftung eingeliefert. Grell durchzuckte der Lichtblitz seinen Kopf als er übertrieben schnell seine Augen aufschlug. Sein Herz raste als hätte es eine Marathon hinter sich und nur schwer konnte er sich den dunklen Schatten entreißen die ihn die letzten Tage gefangen gehallten hatten. Er spürte wie erneut die Panik in ihm aufwallte als er daran zurück dachte. Allerdings verschwand diese genau so schnell wieder wie sich seine Augen an die Grelle des Raumes gewöhnten. Wo war er gelandet? Was war passiert... Wie kam er hier her? Alles um ihn herum verschwamm erneut und er versuchte vergebens sich aufzurichten, in der Hoffnung diesen Schatten in seinem Inneren dadurch zu entfliehen. Mühsam fasste er sich an den schmerzenden Kopf und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Das Letzte an das er sich erinnern konnte war dieses miese Konzert das er nur noch im Hintergrund wahrgenommen hatte, aber da war noch etwas... Irgend etwas das er nicht genau erfassen konnte da es zu weit entfernt und unbestimmt war aber gleichzeitig so nah und klar. Was zum Henker war das was ihm sofort wieder aus den Fingern glitt sobald er es zu fassen bekommen hatte? Dann nahm er eine Berührung wahr und schreckte zusammen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass jemand seine Hand hielt und er wollte aufspringen und sich verstecken, so sehr weckte ihn die Erkenntnis aus seinem Traum. „Aika? Was... WO...“ Neben ihm saß seine Schwester und an ihrem Sorgenvollem Blick erkannte er sofort, dass er wohl bei weitem einen schrecklicheren Anblick abgab als er sich auch nur im entferntesten fühlte... Wie automatisch schloss er die Tür zur Wohnung auf. Es war kalt geworden in der Nacht und seine Kleider waren bis auf die Haut durchnässt vom plötzlich einsetzenden Regen. Sein Haar klebte ihm im Gesicht und das Wasser rann seinen Körper hinab. Es währe fast erfrischend gewesen, währe da nicht etwas tief in ihm das ihm nicht auch nur die geringste Chance gab etwas zu empfinden. Aber was war es? ‚Was zum Teufel ist los mit mir?’ Verwirrt schlug er mit der Hand gegen die Wand in der Hoffnung das der Schmerz seine Gedankenklären würde... aber der Schmerz blieb aus. Kein klärendes Gefühl, kein Aufleuchten – rein gar nichts. ‚Was ist mit mir los verdammt?!’ Wieder erwachten das etwas in ihm zum Leben, sich zu strecken und nach seinem Selbst zu greifen... ‚Shimiko?’ Vollkommen verwirrt sah er sie an. ‚Was ist hier los? Ich dachte du währst...’ Ihm blieb das Wort im Halse stecken als ihn die Erkenntnis traf. ‚Was wird hier gespielt?’ Ihm wurde keine Antwort gegeben und er war wie gelähmt als er auf sie zu gehen wollte. Neben ihr stand jemand, ein gutes Stück größer als sie, die Haare straff nach hinten gebunden und elegant gekleidet, doch er erkannte ihn einfach nicht. Sie schloss ihn in die Arme und gab ihm einen langen Kuss. ‚Nein! Du gehörst zu mir. Du kannst mich doch nicht alleine lassen! Shimiko, ich liebe dich!’ Langsam drehte sie sich zu ihm und sah ihn mit leeren Augen an als sie nahezu schwebend auf ihn zu kam. ‚Shimiko?’ Sie streckte die Arme nach ihm aus und ihre Lippen formten Worte. ‚Kai... komm zu uns.’ Er wollte vor ihr weglaufen, doch sein Körper reagierte nicht während sie weiter auf ihn zu kam. ‚Was wird hier gespielt?’ Abwehrend hob er die Arme als ihr Gesicht direkt vor seinem zerschmolz wie zu heiß gewordenes Wachs. Ihr ganzer Körper begann dahin zu schmelzen, doch der Blick in ihrem Augen, die weiter auf ihn gerichtet waren, blieb bestehen. In ihm kroch etwas hoch und begann nach seinem Herzen zu greifen. Er spürte wie es kalt seine Kehle hinunter floss und ihn langsam von innen auffüllte. Vor ihm schmolz weiter die Frau die er über alles liebte und die in ihm wohnenden Schatten wurden von der Kälte vertrieben die sich in seinem ganzen Körper breit machte. Für einen Moment genoss er dieses Gefühl doch dann formten ihre blutleeren Lippen in dem fratzenhaften Gesicht ein letztes Wort und eine eisige Hand legte sich um sein Herz während eine zweite ihm die Luft abschnürte. ‚Mörder...’ Erschrocken schlug er die Augen auf, rechnette mit gleißendem Licht das ihn blenden würde, doch um ihm herum war es angenehm dunkel. Was war passiert? Er realisierte, dass er in einem Bett lag, wusste allerdings nicht wie er dort hin gekommen war. Vorsichtig lies er eine Hand über seinen Körper gleiten und ertastete dabei nur eine Shorts, sonst nichts. Seine Kopfschmerzen waren verflogen und er setzte sich auf. Auf einem Stuhl, der in der Nähe der Bettest stand, lagen seine Kleider. Da er keinerlei Müdigkeit verspürte oder sonst einen Grund hatte noch länger liegen zu bleiben, stand er auf und begann sich anzuziehen. Er rechnette damit das ihm die Muskeln schmerzten oder sein Kreislauf zusammen sackte doch er erlebte eine positive Überraschung. Die vergangenen Tage hatten ihre Spuren an ihm hinterlassen, das stand fest, aber es waren keine Körperlichen... Ende Teil 13 ------------------------------------------------------------------------------- Das wars... damit dürfte eine Frage geklärt sein. denk ich mal. Hoffe ich... Im nächsten geht es auch wieder richtig weiter. War nur eine so schöne Stelle um das einzubringen... Wollte eigendlich gar kein ganzes Kap draus machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)