Ewige Suche nach Erlösung von Illythia ================================================================================ Kapitel 1: Ewige Suche nach Erlösung ------------------------------------ Es vergeht kein Jahrhundert, ohne dass ich mich nach der Erlösung sehne. Ruhe, das ewige Vergessen. Danach sehne ich mich! Anfangs war es noch anders. Ich war so jung und in mir pulsierte das Leben, dem ich nun überdrüssig geworden bin. Ich war betäubt von der neuen, mir bis dahin fremden, Welt, in der ich ab sofort wandelte. Berauscht von den einzigartigen Erfahrungen, die kein Sterblicher erfahren konnte. Mein Erschaffer, mein Meister hatte sie mir gezeigt. Oh, wie dankbar ich ihm gewesen bin. Ich vergötterte ihn! Endlich hatte ich die Möglichkeit, mich zu behaupten und nicht wie eine Minderwertige angesehen zu werden. Denn das war ich in den Augen der Männer stets gewesen. Ein Lustobjekt. Ihren stinkenden Atmen, ihre ekelhaften Berührungen, die Perversitäten - welche sie mir ins Ohr keuchten - ... noch immer spüre und höre ich sie, als waren sie gestern gewesen. Sie verfolgen mich und quälen mich, aber durch meinen Meister bekam ich die Möglichkeit, Rache zu üben. Ach, wie schön war es, sie einzeln zu verführen und zu umgarnen, um sie schließlich zu Grunde zu hetzen, bis sie in einer dunklen Gasse am Boden lagen und um Gnade winselten. Mein Meister war stets dabei. Ich genoss es, meine Opfer langsam auszusaugen, ihre Furcht zu entfachen, das sie schließlich von ihr verschlungen wurden. Ihr Tod kam langsam, denn ich war darauf bedacht, sie zu foltern und ihnen zu zeigen, was Leid bedeutete. Diese Befriedigung hielt jedoch nicht so lange, wie von mir erhofft. Hinterher fühlte ich dann immer eine gähnende Leere in mir, die mich zu verschluckten drohte. Doch in diesen Momenten kam immer mein Meister und hinderte mich daran, mich meinen dunklen Gedanken hinzugeben. Gäbe es ihn nicht, wäre ich nicht mehr hier. Ich hätte schon vor langer Zeit aufgehört zu kämpfen. So, wie jetzt. Mein inneres Feuer, meine Leidenschaft, hat längst aufgehört zu brennen. Ich wandle, wie ein Phantom durch die Welt und finde niemals Ruhe. Anfangs hatte ich es noch nicht gespürt, denn da weilte er noch bei mir. Jedoch musste er eines Tages gehen, um nach IHNEN zu sehen. Die, die bewahrt werden müssen. Bis zu dem Zeitpunkt war er 250 Jahre bei mir gewesen. Er hatte versprochen, wiederzukommen. Ich warte bis heute auf seine Rückkehr. Vielleicht findet er mich nicht, denn nachdem er gegangen war, musste ich verschwinden, denn es drohte mir Gefahr. Die Menschen in jener Stadt schienen Verdacht geschöpft zu haben. Er hatte mich zwar unterrichtet, jedoch hätte es damals nicht ausgereicht, um mich gegen einen rebellierenden Pöbel wehren zu können. Heute... Fast fünfhundert Jahre später, bin ich stark und weise, aber mich kümmert es nicht. Vor Sehnsucht nach ihm, meinem liebsten Meister, hatte ich mich auf die Suche nach ihm begeben, aber ich konnte ihn nirgends finden. Hundert Jahre ging meine Suche, bis ich aufgab. Und nun sitze ich hier und um mich herum tobt es. Es wird zur Revolution kommen. Soll ich bleiben, um Erlösung zu finden, oder fliehen? Ich weiß es nicht. Ach, wo bist du nur, wenn ich dich am meisten brauche? Mein Kopf dröhnt, wie mein Körper. Ich bin hungrig, so unglaublich hungrig. Wegen der derzeitigen Situation konnte ich ein paar Tage nicht mehr jagen gehen. Ich spüre immer mehr, wie mich meine Kraft verlässt. Ich halte es nicht mehr aus. Ich muss jagen gehen! Die Nacht ist lau, der Mond scheint voll und die Menschen treiben sich rege auf den Straßen rum. Da! Da ist einer. Ein Mörder, Vergewaltiger... Mein Opfer! Um ihn wird niemand weinen. Lautlos bewege ich mich über die Dächer und folge ihm. Ich höre seine Gedanken, sie ekeln mich an. Ja, ihn zu töten, wird ein Fest. Ich spreche zu ihm, dirigiere ihn weiter in die dunklen, verwinkelten Gassen, bis ich mir sicher bin, dass uns dort niemand sehen kann. Ich springe vom Dach und lande leichtfüßig neben ihm. Er hat mich nicht bemerkt. Ich löse den Bann, unter den er steht. Allmählich sickert alles in sein Gehirn und er dreht sich erschrocken zu mir. Als er mich aber genauer ansieht, überkommt ihn ein wolllüstiger Blick. Ich lächle ihn nur an, packe ihn an seiner Kehle und schleudere ihn gegen eine Wand. Ich höre Knochen knacken. Dieses Geräusch beflügelt mich weiter, mein Jagdtrieb ist erwacht. Er ist in heller Panik, sein Gesicht von Angst und Schmerzen verzerrt. Ja, fürchte mich! Kein Schrei kommt über seine Lippen. Er versucht sich jedoch mit Leibeskraft zu wehren. Es ist nutzlos. Wieder höre ich Knochen knacken. Ich habe genug! Ich beende das Spiel, reiße seinen Kopf zur Seite und beiße in seinen Hals. Das heiße Blut schießt mir in meinem Mund entgegen und ich trinke gierig, was sich mir bietet. Ich spüre, wie der Mann aufhört zu strampeln. Ich sauge weiter bis zum allerletzten Tropfen. Zufrieden lasse ich von ihm ab, lecke mir die Lippen und er fällt tot zu Boden. Ich will mich gerade umdrehen, um zu gehen, als ich eine andere Präsenz spüre. "Beeindruckend." Wer spricht da? Als er näher kommt, erkenne ich ihn. "Wie wunderschön du bist, wenn du gerade trinkst. Deine Haut und deine Lippen sind so rosig. So einladend." Mit einem Blinzeln meiner Wimpern, steht er auf einmal vor mir und küsst mich leidenschaftlich. Nach einiger Zeit löst er sich von mir. "Endlich habe ich dich gefunden", höre ich ihn gegen meinen Mund flüstern. Ich konnte es nicht glauben. Er war wieder zurückgekehrt! "Lass uns von hier verschwinden. Komme mit mir, Liebste." "Wohin?" "Weit fort von hier. Die Menschen werden hier unruhig." "Wo... warst du so lange?" "Ich wurde aufgehalten und habe dich dann überall gesucht. Ach, wie lange ich dich gesucht habe... Es ist nun egal, denn ich habe dich wiedergefunden." Ja, er hatte mich wiedergefunden. Ich hoffe, ich finde wieder mein inneres Feuer. Aber ich bin mir sicher, du wirst mir fehlen. Nicht wahr, Marius? ~ Le fin ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)