Die Herzensbrecherin von abgemeldet (Hermine x Draco) ================================================================================ Kapitel 3: Der Countdown ------------------------ Wunderliebes Hallo! Das dritte Kapitel, wie versprochen nach zwei Wochen Bearbeitungszeit nun auch endlich online. Wer jetzt erwartet, dass es gleich mit Hermine und Draco was wird, der irrt sich. Diese Beziehung ist ein sensibles Pflänzchen, das meiner Meinung nach nicht zu sehr strapaziert werden darf. Daher braucht es Zeit zum Wachsen. ) Außerdem ist Hermine sich ja noch nicht einmal darüber im Klaren, wohin meine Geschichte sie wirklich führt. Ich wünsche allen viel Spaß beim Lesen und würde mich über ein Kommi sehr freuen. Ihr wisst ja... diese Motivationsschiene...Alles nur ein psychischer Trick, der wunderbar funktioniert. ) Lieben Gruß, Mel ------------------------------------------------------------------------------- Der Countdown Diese Stille ist schneidend. Noch nicht einmal das Ticken der Standuhr vermag diese Stille zu durchbrechen. Ich möchte ihn nicht anstarren, ich möchte ihn nicht anstarren! Mein Blick wandert langsam über meinen Teller, über den Rand hinaus und über die Torte, quer über den Tisch zu Remus Lupin. Er sitzt da so hilflos auf seinem Stuhl, dass ich für einen Moment glaube, meine Emotionen kochen über und ich müsste ihn mal fest in den Arm nehmen. Ich beherrsche mich aber. Ich kann doch nicht meinen ehemaligen Lehrer in den Arm nehmen, das geht doch nicht, wo kämen wir denn da hin? Wahnsinnig, überhaupt an so was zu denken! Bin ich pervers? Bin ich anders? Steh ich auf ältere Männer? Oh Gott, Viktor war doch nur vier Jahre älter, zählt das auch schon dazu? Okay. Bloß keine Panik, Hermine, du bist vollkommen normal. Bloß die Ruhe bewahren. Jetzt nicht am Geburtstagstisch ausflippen. Dein Blutdruck ist in letzter Zeit eh so hoch. Entspann dich... Gruselig. Jetzt fang ich schon an mich selbst zu therapieren. Ich bin verloren. Mr. Weasley räuspert sich schließlich leise und durchbricht die Stille und meine Gedanken. Sofort suchen sich alle einen Punkt im Raum, den sie fixieren können, und Mrs. Weasley fängt an mit dem Geschirr zu klappern. Sie lädt jedem ein Stück Geburtstagstorte auf den Teller und ich glaube in cirka einer Stunde werde ich mein Gewicht verdoppelt haben. Hoffentlich habe ich genug Kraft, um die zentimeterdicke Schicht Zuckerguss zu durchbrechen, um mich an den Zuckerschaum im Inneren heranarbeiten zu können. Sind schon mal Leute an einem Zuckerschock gestorben? Geht das? "Es gab noch ein paar weitere Dementorenangriffe..." Mrs. Weasley, die ihm gerade ein Stück Torte auf den Teller schaufelt, hält inne. Auch ich stoppe mit meiner Gabel kurz vor meinem Mund. Nachdem er die ganze Zeit still da gesessen hatte, fängt Remus doch tatsächlich an, von alleine zu reden. Oha, darf ich ihn in meinen Gedanken eigentlich Remus nennen? Er hat mir nie das DU angeboten! Aber wenn ich die ganze Zeit Mr. Lupin oder Professor Lupin denken muss ist das auch komisch! Ich meine, in meinen Gedanken bin ich doch an keine Gesetze und Höflichkeiten oder so gebunden. Und überhaupt, man denkt doch nicht im vornherein darüber nach, was man zu denken hat, oder? Ich bin verwirrt. Hoffentlich kann hier keiner Gedanken lesen, sonst wird das echt peinlich. Warum hab ich mir nicht in der dritten Klasse Okklumentik angeeignet? Dann wäre ich jetzt nicht in der Zwickmühle. Ich glaube, ich bin einfach nur verwirrt. Ich sollte gar nicht mehr denken, sondern nur zuhören. Nachher kann hier wirklich noch einer meiner Gedanken lesen und ich werde ins St. Mungo gesteckt. "Und man hat Igor Karkaroffs Leiche in Hütte oben im Norden gefunden. Sie haben das Dunkle Mal darüber aufsteigen lassen - also, ehrlich gesagt wundert es mich, dass er ein ganzes Jahr überlebt hat, nachdem er die Todesser verließ. Sirius' Bruder Regulus hat es nur ein paar Tage geschafft, soweit ich mich erinnere.", sagt Remus, und mir kommt es vor, als würde ihm eine große Last vom Herzen fallen. So, als würde er beichten. Ich habe beschlossen, ihn jetzt doch Remus zu nennen. Ich denke lieber in Vornamen. Außer bei den Personen, wo ich es mir wirklich nicht anders vorstellen kann. Also, Dumbledore... Snape... Mrs. Weasley... Mr. Weasley... Malfoy... Seit ich dem im Bad begegnet bin, denk ich oft an ihn, aber na ja. Wie soll ich sagen? Unbewusst. Irgendwie gibt es zu viele Dinge, die ich mit dem Frettchen in Verbindung bringe. Ist mir unheimlich. "Nun ja.", rüttelt Mrs. Weasleys Stimme mich wach. "Vielleicht sollten wir über was anderes -" "Hast du das mit Florean Fortescue gehört, Remus?", unterbricht Bill seine Mutter. Er kippt den Wein in seinem Glas mit einem Schluck herunter und stellt das Glas auf dem Tisch ab. Ich traue meinen Augen kaum, aber es ist sofort wieder randvoll mit Wein. Fleur scheint gerade eine Aufgabe darin gefunden zu haben, Bill abzufüllen. Was sie damit wohl bezweckt? Ich will's mir gar nicht näher vorstellen! Ich schiebe mir eine große Gabel Torte in den Mund. "Der Mann, der den -" " - Eissalon in der Winkelgasse hat?" fällt Harry ihm ins Wort. Ich glaube ihm ist gerade so ein Lichtlein aufgegangen. Hammer. Ich wusste gar nicht, dass der nette Eisverkäufer Florean Fortescue heißt. Hab ich nie drauf geachtet. Ich hab mich immer nur für die neusten Bücher oder sein Eis interessiert. Jetzt tut es mir leid, dass ich noch nicht mal mehr weiß, wie er genau aussah! Eine Persönlichkeit der Winkelgasse ist verschwunden, und ich habe mich nie wirklich für ihn interessiert! Ich schäme mich. "Er hat mir immer Eis geschenkt", murmelt Harry ein wenig niedergeschlagen, "Was ist mit ihm geschehen?" "Wurde verschleppt, so, wie es in seinem Laden aussieht." "Weshalb?", fragt Ron und ich stelle mir genau dieselbe Frage. Warum verschleppt man einen harmlosen Eisverkäufer? Brauchen die Eis für ihren Plan? Wollen die die Erde in eine zweite Eiszeit stürzen? Oder verzaubertes Eis unter die Leute bringen? Was kann man mit Eis noch so alles anstellen? Diese Entführung scheint mir unsinnig. "Wer weiß?", antwortet Bill in verschwörerischem Ton. "Er muss sie irgendwie geärgert haben. War ein guter Kerl, Florean." Für einen Moment herrscht wieder diese drückende Stille und man hört nur die Gabeln auf den Tellern kratzen oder Rons leises Schmatzen. "Da wir gerade von der Winkelgasse sprechen...", fängt Mr. Weasley langsam an und wirft seiner Frau einen prüfenden Blick zu. Er räuspert sich und streicht sich unsicher durch die Haare. "Sieht aus, als wäre Ollivander auch verschwunden." "Der Zauberstabmacher?" quietscht Ginny erschrocken und ihr schießen ein paar Krümel aus dem Mund. Wäh. Zum Glück hat sie nicht mein Stück Kuchen getroffen. Kann sie nicht erst schlucken und dann reden? "Genau. Der Laden ist leer. Keine Spur von einem Kampf. Keiner weiß, ob er freiwillig gegangen ist oder entführt wurde.", seufzt Mr. Weasley und stützt seinen Kopf auf einer Hand ab. Ich glaube mittlerweile langweilen ihn die ganzen Entführungen und Morde. Das ist nicht wirklich was für jemanden, der lieber Muggeldinge untersucht. "Aber Zauberstäbe - was machen die Leute ohne Zauberstäbe?", ereifert sich Ginny und fuchtelt gefährlich wild mit ihrer Gabel umher. Gute Frage. Was ist mit den Zauberstäben? Eröffnen jetzt alle eine Zauberstabhandelbörse oder so? Second-hand-Zauberstäbe? Geht das? "Die werden sich mit anderen Herstellern begnügen.", beantwortet Remus meine Frage und ich komme zu dem Schluss mir baldmöglichst Okklumentik beizubringen. Besser is. "Aber Ollivander war der beste, und wenn die andere Seite ihn hat, ist das nicht gerade gut für uns.", fährt er fort und ich muss unwillkürlich schlucken. Ach ja. Was wenn die Bösen ihn haben? Warum? Wofür brauchen die Zauberstäbe? Die haben doch alle einen? Warum überhaupt das alles? Voldemort hat doch längst bewiesen, dass er klasse zaubern kann und ein toller Hecht ist. Warum muss er jetzt wieder diesen Häckmäck veranstalten? Minderwertigkeitskomplexe? Aufmerksamkeitsdefizite? Irgendwas Belangloses wird am Ende bestimmt hinter diesem makabren Krieg stecken. Das spür ich schon in meinen Haarspitzen. Und ich muss sie natürlich miterleben, diese Midlifecrisis. Okay, natürlich nicht nur ich. Aber ich meine, was wenn meine Schulnoten unter diesem ganzen Schlamassel gelitten haben? Vielleicht hätte ich ja noch viel besser sein können, wenn da nicht jedes Jahr dieser ganze Stress wäre! Oh mein Gott, das heißt ich konnte mich die ganze Zeit über nicht frei entfalten und das lernen, was ich sonst gelernt hätte! Voldemort, du Idiot, das wirst du mir büßen. "Hey, Hermine! Was guckst du komisch?" Was? "Hm?", gebe ich von mir und starre geradewegs in Rons Gesicht, das mich belustigt betrachtet. Hat er mich etwa die ganze Zeit schon beobachtet? Mach ich beim Denken Geräusche oder ziehe Fratzen? "Na, du hast gerade echt komisch geguckt. Ich dachte schon, irgendwas wäre mit mir los!" "Hab ich dich angestarrt?" Neeeeeeeein! Bitte nicht. Bitte nicht öffentlich vor allen Leuten. Ich will den Verschwindibus machen. "Na ja, was meinst du, Harry?", sagt Ron grinsend und stößt Harry mit dem Ellbogen an. Jetzt fangen alle an sich über mich lustig zu machen. Das ist ja so gemein! "Also wenn du mich fragst - " "Warum sollte Hermine dich anstarren, Ron? Sie hat überhaupt keinen Grund dazu!" zischt Ginny bevor Harry antworten kann und ich werfe ihr einen dankbaren Blick zu. Trotzdem ist mir die Situation peinlich. Bill und Fleur schmusen und kriegen eh nichts mit, Remus und Mr. Weasley unterhalten sich leise über wichtige Sachen und Mrs. Weasley schaut mich mit prüfendem Blick an. Oh Gott. Ich kenne diesen Blick. Mit diesem Blick schaut sie Fleur auch immer an! Ich dreh durch, sie prüft mich gerade, ob ich eine geeignete Schwiegertochter abgebe! Ich will noch nicht heiraten! Ich bin noch nicht soweit! Ich ersticke. Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich jemals mit Ron zusammen komme! Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt will! Mrs. Weasley... Mrs. Hermine Jane Weasley... Mrs. Ronald Weasley... Mir läuft eine Gänsehaut über den Rücken. Ich bin doch erst sechzehn! Voller Unbehagen rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her und schaue wie ein gehetztes Tier von einem zum anderen. Bis Mrs. Weasley schließlich seufzend den Kopf schüttelt und mich anlächelt. Bin ich aus dem Rennen? "Hermine war einfach nur am träumen, da kommt es vor, dass man abschweift und die Welt um sich herum vergisst!", erklärt Mrs. Weasley mein absurdes Verhalten und nimmt eine Gabel Torte. Öhm. Danke? Ich weiß nicht wie ich dieses Verhalten interpretieren soll. Ich kann mein eigenes Verhalten ja gerade nicht mal interpretieren! "Ja, und sie hat bestimmt nicht von dir geträumt, Ron!", macht sich Ginny über ihren großen Bruder lustig, der leicht rosafarben anläuft. Ihm ist die Situation auch ein wenig peinlich, glaube ich. Jetzt will ich aber auch mal was dazu sagen! "Ich weiß gar nicht, was ihr alle habt. Ich kann doch noch hingucken, wo ich will? Und wenn ich Ron anstarren möchte, dann tue ich das!" Das ist lässig! Das war eine Antwort, wie sie mir nicht besser über die Lippen hätte gehen können. Ich bin stolz auf mich. Ich stütze meinen Kopf auf meine Hände und starre Ron provozierend an. "Hör auf, Hermine, du machst mir Angst!", beschwert sich Ron. Es ist ihm unangenehm so angestarrt zu werden. Harry fängt an zu kichern und ich drehe mich ihm prompt zu und starre nun ihn an. Er hört sofort auf zu kichern und schaufelt ein Stück Torte in sich hinein. HA! Er kann das auch nicht ab! Obwohl er Routine darin hat, angestarrt zu werden, kann er es nicht ertragen, von mir angestarrt zu werden! Die Waffen einer Frau, sage ich da nur. Ich glaube ich habe die beiden Jungs gerade so eingeschüchtert mit dem Starren, dass sie ganz eingeschüchtert da sitzen und den Kuchen essen. Als Ginny mir den Ellbogen in die Rippen jagt, höre ich auf damit. Ich widme mich meinem zweiten Stück Kuchen und komme mir langsam vor, wie ein Ballon. Hatte ich in der letzten Hexenwoche nicht einen wunderbaren Diätzauber gelesen? Ich meine ja, vielleicht sollte ich den vor Schulbeginn noch mal schnell auf mich anwenden lassen. Weil, noch darf ich ja nicht außerhalb der Schule zaubern! Noch drei Wochen, dann ist das mühsame Leben vorbei. Endlich. Nie wieder die Beine rasieren und sich dabei die Fersen blutig schneiden. Oder die Knie, wenn's schnell gehen muss. Sogar unter den Achseln eine Haut so weich wie ein Babypopo. Von der Intimzone ganz zu schweigen, was man da alles experimentieren kann! Ein Zauber und alle Probleme lösen sich in Luft auf. Hexenwoche und Schicksalsspiegel sei Dank. Nachdem wir alle unser zweites Stück Kuchen verdrückt haben, verdrücken auch wir uns. Mrs. Weasley fängt an den Tisch abzuräumen, und nach den üblichen Geburtstagsplaudereien und der Geschichte, wie ich zu meinem Veilchen gekommen bin, ist es an der Zeit, dass die Erwachsenen unter sich bleiben. Wir mühen uns alle die Treppe hoch, denn wir sind alle bis zum Rand gesättigt. Mich könnte man genauso gut kugeln. Wir versammeln uns in Ginnys Zimmer und ich lasse mich auf mein Bett fallen. Ich steh hier nicht mehr auf. Man, ist das gut! "Mal im Ernst, Lupin sieht gar nicht gut aus!", meint Ginny und schmeißt sich aufs Bett. Die Jungs setzen sich auf Boden und nicken betröppelt. "Ja. Er sieht richtig krank aus. Ob er wohl Probleme mit na ja... seinem Problem hat?" sagt Ron und reckt sich, um die Tür von seinem Platz aus mit möglichst wenig Bewegungsaufwand zu schließen. "Ich glaube eher es liegt an der allgemeinen Situation, Ron.", erkläre ich. "Dein Dad sieht auch nicht aus, als würde sein Job der ruhigste und stressfreieste auf der ganzen Welt sein." "Ja, aber Dad ist auch ne Ecke älter als Lupin! Und so gestresst und fertig wie er, sieht Dad nun auch nicht aus." "Ob sie jetzt gerade darüber reden, was mit Tonks ist? Warum war sie nicht da?", frage ich und boxe mir mein Kissen zurecht. "Es muss ein triftiger Grund sein, so einfach versetzt man keinen Geburtstagstee für Harry!", stellt Ginny fest, und ich bin, glaub ich, die Einzige, der auffällt, dass sie sich wieder mal sehr für Harry einsetzt. Vielleicht fällt es mir auch nur auf, weil ich es mir einrede und es so will. Ich weiß es nicht, ist mir auch egal. "Ich hoffe nur, dass es ihr gut geht.", sagt Harry. Er wirkt sehr nachdenklich und blättert abwesend in dem Bildband über die Quidditch-Nationalmannschaften, den er von Remus bekommen hat. Von den einzelnen Fotos her, winken die Spieler Harry zu, und er lächelt sie zärtlich an. Männer und Sport! Ich kann es einfach nicht verstehen. Harry blättert auf die nächste Seite und das Mannschaftsfoto der Bulgaren springt mir förmlich ins Auge. Neben einem kurzen Text befindet sich noch ein einzelnes Porträt von Viktor auf der Seite. Ron wirft mir einen extrem kurzen Blick zu, den ich wahrscheinlich gar nicht hätte wahrnehmen dürfen, und schaut dann auf Viktor. Er schnauft verächtlich und dreht sich von Harry weg. Harry registriert den Schnaufer, blickt von seinem Buch auf und schaut mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern und kuschele mich in mein Kissen. Ich höre, wie Harry weiter blättert und Ginny mit ihm ein Gespräch über den richtigen Einsatz von Rennbesen anfängt. Ich starre an die Decke. Ich kann doch auch nichts dafür, dass Viktor einfach mehr Mut hat als Ron? Er war es damals ja selber schuld. Ich wäre ja lieber mit Ron zum Ball hingegangen. Zu Anfang. Nachdem ich aber gemerkt habe, dass ich die Letzte war, die er gefragt hat, weil ihm niemand anderes einfiel... nicht mehr. Aber da hatte ich mein Date ja schon im Kasten. Und ich bereue es wirklich nicht. Viktor ist ein Traum von einem Mann. Zuvorkommend und liebenswürdig irgendwie. Allerdings war es ein wenig nervig, dass er mich beim Lernen beobachtet hat. Aber hey, ich war es ja nicht anders gewohnt damals! Mir wurde ja nie soviel Aufmerksamkeit zuteil. Und was soll ich sagen? Ron war eifersüchtig und ich stinke sauer, und trotzdem hat er bis jetzt immer noch nicht die Initiative ergriffen. Ich hab ihm gesagt, dass ich gerne mit ihm damals hingegangen wäre und überhaupt, das soll wohl als Anhaltspunkt reichen. Der Rest ist ja wohl einfach zu kombinieren. Na ja. Aber vielleicht will er mich auch gar nicht. Vielleicht reicht ihm ja die Freundschaft zwischen uns vollkommen aus. Dann soll er sich aber nicht so kindisch verhalten, wenn Viktor irgendwo in der Zeitung oder so auftaucht. Ich kann da ja auch nichts für! Aber es ist sein Problem. Ich kann mich an Zeiten erinnern, wo Ron ihn vergöttert hat. Versteh einer mal die Männer... Mrs. Krum... Mrs. Hermine Jane Krum... Mrs. Viktor Krum... Oh Gott, ich könnte ihn nicht heiraten. Selbst wenn er mich in einem vollen Stadion mit Leinwandübertragung auf Knien anfleht ihn zu heiraten, ich könnte das nicht! Wie hört sich das denn an? Hermine Krum. Belassen wir es einfach bei der ersten Liebe, und basta. Hmm, was würde sich denn gut anhören? Mrs. Potter? Mrs. Longbottom? Mrs. Finnigan? Mrs. ... Malfoy? Absurder Gedanke, ich weiß, aber das sind sie alle. Ich würde keinen der eben genannten heiraten wollen. Harry ist mein bester Freund, und der Rest? Spricht eigentlich für sich, oder? Also wäre es doch besser, wenn ich für immer und ewig Miss Hermine Jane Granger bleibe. So ist es für alle angenehm. "Was meinst du?", fragt Ginny mich plötzlich. Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. "Was?" Meine Stimme hört sich schrill an. Irgendwie. Ich fühle mich ertappt. "Na, wollen wir noch eine Runde Quidditch spielen?" Och nö. Kein Bock. Ich lieg gerade so gut. Es ist bequem. Draußen ist es nebelig. Blöder Sommer. Ich will nicht. "Hm?", macht Ginny und zieht fragend eine Augenbraue hoch. "Ja klar! Lasst uns schnell nach drau0en, bevor es dunkel wird!", meine ich ironisch, aber die Pointe wird von allen anwesenden Personen schlichtweg überhört, ignoriert oder gar nicht erst bemerkt. "Ja super! Dann holt eure Besen!" Meine drei Freunde fliegen förmlich aus dem Zimmer und die Treppe hinunter, während ich gemächlich hinterher trotte. Das ist meine Art und Weise, zu demonstrieren, wie sehr ich mich freue, mich gleich auf den harten Besen zu schwingen, eventuell noch den Ball gegen mein letztes gesundes Auge zu bekommen oder in dem Wahn, unbedingt den Ball fangen zu wollen, gegen die Hauswand zu düsen. Ach ich bin ja so motiviert! Ich schlüpfe in meine Strickjacke und greife mir den erstbesten Besen. Ich schlurfe nach draußen, wo die anderen schon auf mich warten. --- Ich werde wach und habe einen ziemlichen Muskelkater in meinem Wurfarm. Ich war gestern gar nicht so schlecht. Besser als sonst. Viel engagierter, wenn man bedenkt, dass ich gar keine Lust hatte, mich zu bewegen. Aber vielleicht bilde ich mir das alles auch nur ein, denn von den Jungs gab es keinerlei Komplimente. Hätte ich ja auch eh nicht erwartet! Ich drehe mich auf die andere Seite und linse zu Ginnys Bett hinüber. Es ist leer. Mein Gott, wie spät ist es denn schon, hab ich das Frühstück verpasst? Wieso weckt mich keiner? Ich greife nach meiner Uhr und stelle mit Erschrecken fest, dass es gerade Mal sieben Uhr ist. Wieso liegt Ginny nicht in ihrem Bett? Wo steckt die? Die Gedanken in meinem Kopf überschlagen sich förmlich. Was, wenn sie sich heimlich aus dem Zimmer gestohlen hat, als ich geschlafen habe, und bei Harry Unterschlupf gefunden hat? Sie ist doch mit Dean zusammen! Was soll ich davon halten? Sie kuschelt fremd! Und was, wenn es nicht beim Kuscheln bleibt? Das ist doch jetzt gerade das Alter, ich kenn das doch! Oh Gott. Ich sollte mich beruhigen und an etwas Entspannendes denken. Ich habe Ferien. Genug Zeit also um neue Dinge ohne Stress zu lernen, und altes Wissen neu aufzubereiten. Von draußen kommt ein leises Vogelzwitschern durchs Fenster an mein Ohr, aber wirklich sommerlich ist es auch heute nicht. Der Duft von frisch gemähtem Gras dringt in meine Nase und ich erinnere mich an die lustige Zeit, die ich immer hier verbracht habe. Bei Freunden und irgendwie mittlerweile auch Familie. Ich gähne. Eigentlich der perfekte Tag, um ihn im Bett zu verbringen. Ich recke mich und ziehe mir die Decke bis an die Ohren hoch. Dann drehe ich mich wieder zur Wand um und überlege, wie ich Ron dazu kriegen könnte mir das Frühstück ans Bett zu bringen. Ich glaube um das zu erreichen müsste ich schon Quidditch-Nationalspielerin sein, und nicht nur gut mit einem befreundet. Und da ich weiß, dass ich Rons Meinung nach schon zu gut mit diesem Nationalspieler befreundet bin, kann ich es gleich vergessen! Ich schließe meine Augen wieder und versuche mich in einen schönen Traum hineinzuversetzen (die ultimative Abschlussklausur - alles Ohnegleichen!), als ich Schritte von der Tür her wahrnehme und schließlich Geraschel. Ginny war wohl nur aufm Klo und hat sich jetzt wieder hingelegt. "Die Listen sind da." "Was?" Meine Ohren klingeln und binnen einer Millisekunde sitze ich aufrecht im Bett. Mein Herz fängt an zu klopfen, meine Hände werden feucht und mein Atem geht schneller, als Ginny mir einen an mich adressierten Brief überreicht. Feierlich breche ich das Siegel von Hogwarts, das den Brief verschließt und ich entnehme meine Liste für die neuen Schulbücher. Meine Augen glänzen, als ich die Liste kurz überfliege, und mein Herz macht einen Hüpfer nach dem anderen. Mit zitternden Händen lege ich die Liste in meinen Schoß. Das wird ja einfacher als ich gedacht habe! "Im Angesicht des Gesichtslosen" für Verteidigung gegen die dunklen Künste hätten wir da schon mal. Ich hab da schon mal in der dritten Klasse drin rumgeschmökert, als ich alleine in der Bibliothek am Lernen war. Hammer. Das Buch ist voll von gemeinen Gräueltaten, dass wir es für den Unterricht brauchen wundert mich ein wenig. Dann sehe ich noch, dass wir das "Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 6" besorgen müssen. Super, damit sind die restlichen Tage ohne Langeweile tot zu kriegen. Ich liebe es neue Zaubersprüche und Anwendungen zu erproben. Oh, "Zaubertränke für Fortgeschrittene" von Libatius Borage! Genial! Hoffentlich macht Snape dieses Jahr ein paar gescheite Zaubertränke mit uns, nicht immer diesen Kinderkram. Damit kann ich nichts anfangen. Mir fällt da nämlich gerade ein ausgezeichneter Trank ein, der Ron eventuell ein wenig auf die Sprünge helfen könnte... Na ja, ich werde ja sehen, was da so alles bei rauskommt. Mit großer Freude stelle ich fest, dass auch die restlichen Bücher einigen hochexplosiven Inhalt haben, und ich in den nächsten Tagen meinen Spaß haben werde. Fragt sich nur, wann wir endlich in die Winkelgasse zum Einkaufen fahren. Ich brauche auch noch einen neuen Umhang. Bin nämlich ein wenig gewachsen. "Wann fahren wir in die Winkelgasse?", hauche ich andächtig ohne den Blick von der Liste abzuwenden. Ginny schnauft und ich höre sie förmlich mit den Schultern zucken. "Keine Ahnung. Lange können wir es ja nun nicht mehr hinaus schieben. Ich muss Mum noch fragen. Ihr wäre es eh am liebsten, wenn die ganzen Sachen gleich über das Flohnetzwerk bestellt werden könnten.", meint Ginny und studiert erneut ihre lange Liste für das fünfte Schuljahr. Ich bin voller Tatendrang. Ich schäume vor Enthusiasmus förmlich über. Ich will diese Bücher haben. Ich brauche sie. Sofort. "Lass uns runter gehen und fragen!", dränge ich Ginny mit flehendem Blick, aber sie schaut mich nur mit großen Augen an und zeigt mir einen Vogel. "Du hast ja 'n Knall! Es ist sieben Uhr, bis zum Frühstück sind es noch zwei Stunden, und die möchte ich gerne in meinem Bett verbringen." "Okay, viel Spaß!" Ich schwinge meine Beine aus dem Bett und schlüpfe in meine Pantoffeln. Im Gehen greife ich nach dem Morgenmantel und mache mich auf dem Weg nach unten. Im Flur läuft mir Krummbein über den Weg und er tapert folgsam hinter mir her. Die Küche ist noch leer, aber aus dem Wohnzimmer höre ich leise Geräusche. Krummbein und ich machen uns also auf den Weg in die gute Stube. An der Tür bleibe ich stehen und linse vorsichtig um die Ecke, um die Lage abzuwägen. Nicht, dass nachher gar nicht Mrs. Weasley im Wohnzimmer ist, sondern vielleicht Bill und Fleur, die die frühe Stunde nutzen wollen, um ungestört vor dem Kamin - Nein! Nein! Nein! Hermine, denk nicht weiter! Ich krieg ne mächtige Gänsehaut, während ich mich langsam vorwärts schiebe und einen Blick riskiere. Aber zum Glück sitzt wirklich da nur Mrs. Weasley, die in einem Buch liest und neben ihr stricken die Stricknadeln schon fleißig an der diesjährigen Winterkollektion. Hauptsächlich blaue Wolle. Ich bin gespannt! "Ähm, ...Mrs. Weasley?", räuspere ich mich und schlurfe in den Raum. Ein wenig unvorbereitet auf mein plötzliches Erscheinen blickt sie zu mir auf. Ein wenig verwirrt im ersten Moment, aber dann lächelt sie mich an. "Hermine, du bist ja schon wach!" "Ja, also... ähm... ich wollte fragen, wann wir denn nun in die Winkelgasse gehen? Die Listen sind gekommen!" Ich wedele unterstützend mit der Liste und schaue sie erwartungsvoll an. Seufzend legt sie ihr Buch in den Schoß, und deutet an, mich neben ihr zu setzen. Ich setze mich auf das Sofa und Krummbein springt elegant hinter mir her. Er rollt sich in meinem Schoß zusammen und fängt an zu schnurren. "Hör zu, Hermine. Arthur wurde heute Morgen schon sehr früh ins Ministerium beordert. Ich weiß nicht, was da los ist. Aber solange diese Dinge geschehen möchte ich nicht alleine hier weg.", sagt sie besorgt und irgendwie knotet sich mein Magen zusammen. Ich hatte gedacht, wir könnten gleich nach dem Frühstück los. "Mrs. Weasley, das verstehe ich natürlich. Aber die Ferien dauern nicht mehr lange, und ich wollte mich noch ein wenig vorbereiten können, wenn Sie mich verstehen?", frage ich vorsichtig. Ich will auf keinen Fall Ärger mit Mrs. Weasley. Was sie sagt ist Gesetz. Solange ich hier bin, befolge ich diese Gesetze. Aber bitte, ich muss doch lernen! Wir haben nur noch vier Wochen Ferien, in denen ich mich gründlich genug vorbereiten kann! "Was hältst du davon, wenn wir Samstag hingehen?", sagt sie langsam, als ob sie jedes einzelne Wort erst vorher erfinden musste. Ich glaube sie denkt gerade gleichzeitig über eine Menge nach. "Jaaah, das wäre wirklich toll!", sage ich freundlich und versuche meine Enttäuschung zu verbergen. Wir könnten uns doch Bill als männliche Begleitung schnappen und die Bücher heute besorgen gehen, wenn er und Schleim von der Arbeit kommen. Oder morgen! Aber doch nicht erst Samstag? Das ist erst übermorgen! Ich lächle Mrs. Weasley noch einmal schnell an und schnappe mir Krummbein. "Ich leg mich dann noch mal hin." "Tu das. Ich rufe euch zum Frühstück." Mit dem Kater im Arm und der zerknüllten Liste in meiner Hand, mache ich mich wieder auf den Weg nach oben. "Und?", kommt es mir verschlafen aus Ginnys Ecke entgegen. "Samstag.", sage ich schmollig und plumpse mit Krummbein auf mein Bett. Er beschwert sich laut maunzend und guckt mich bestürzt an. Ich drücke ihm einen Schmatzer auf den Kopf und sofort fängt er wieder an zu schnurren. "Dann pack dich gefälligst wieder hin, ich will die Zeit bis zum Frühstück maximal nutzen." "Indem du schläfst...", grinse ich und kuschle mich mit Krummbein unter die Decke. ---- Als wir ein wenig später alle beim Frühstück sitzen, Bill und Fleur sind zum Glück schon außer Haus, kann ich mich nicht mehr halten. Ich muss den Jungs einfach erzählen, was für tolle Bücher wir alle bekommen. "Hermine, für dich gibt es auch nichts anderes, als Lernen.", sagt Ron gelangweilt und sofort fängt es an in mir zu brodeln. Das sagt der Richtige! "Und für dich gibt es wohl nichts anderes, als Quidditch und Schokofrösche in dich reinstopfen!", fauche ich ihn an. "Ich wüsste nicht, wasbesser auf das spätere Leben vorbereitet!" "Ja, Ron! Ständig Schokofrösche fressen tut deiner Figur nicht gut!", stichelt Ginny und grinst ihn herausfordernd an. "Jetzt fängt die auch noch an!", stöhnt Ron und verdreht die Augen. Er will gerade noch etwas sagen, als ein lautes Kratzen vom Fenster her unsere Köpfe herumschnellen lässt. Draußen flattert aufgeregt eine große, braune Eule vor dem Fenster auf und ab und begehrt Einlass. Mrs. Weasley steht auf und öffnet ihr das Fenster. Sie landet bei Harry auf der Stuhllehne und hält ihm das Bein hin, an dem ein kleiner Brief befestigt ist. "Wer schriebt dir denn da?", fragt Ginny neugierig. Ja, ich will es auch wissen! Harry knibbelt den Brief ab und sofort erkennen wir alle das Siegel von Hogwarts. Warum bekommt Harry noch einen zweiten Brief aus Hogwarts? "Sind noch mehr Eulen draußen?", wundere ich mich und schaue zur Prüfung noch mal nach draußen. Nichts. Nur die eine Eule für Harry. Komisch. Was soll das? "Sehr geehrter Mr. Potter", beginnt Harry zu lesen, "wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie ab diesem Jahr die Leitung des Quidditch-Teams des Hauses Gryffindor übernehmen werden..." Ginny kreischt drauflos, bevor Harry noch einen Ton weiter lesen kann und fällt ihm um den Hals. Ron reißt die Augen weit auf und strahlt Harry über beide Backen an und ich schlage die Hände vor meinem Mund zusammen. Genial. Genial, Genial, genial! "Damit hast du den gleichen Rang wie ein Vertrauensschüler!", sprudelt es aus mir heraus. Mein Gott, bin ich gerade aufgeregt. "Jetzt kannst du unser spezielles Badezimmer benutzen und alles!" Und bitte vergiss nicht immer schön abzuschließen! Füge ich in Gedanken hinzu. Nachher steht Malfoy vor ihm und der Skandal ist perfekt. Weil ich glaube kaum, dass er so einen Fauxpas von Harry für sich behält. "Wow, ich weiß noch, wie Charlie so eins getragen hat", sagt Ron und deutet auf das Abzeichen, das aus dem Brief heraus gefallen ist und nun über den Tisch kullert. "Harry, das ist so was von cool, du bist mein Kapitän - vorausgesetzt, du holst mich wieder in die Mannschaft, haha ..." Döspaddel. Erstmal muss er sich ja sowieso beweisen. Und wenn das nicht klappt, kann Harry ihn ja nicht trotzdem in die Mannschaft holen? Ron ist manchmal so naiv. Mrs. Weasley nimmt einen Korb voller Wäsche von der Fensterbank, nachdem sie die Eule entlassen hat und das Fenster wieder geschlossen hat. Sie seufzt und schaut mich verschwörerisch an. "Nun, ich denke, wir können einen Besuch in der Winkelgasse nicht mehr länger aufschieben, jetzt, wo ihr die habt.", sagt Mrs. Weasley und nickt mit dem Kopf zu den Bücherlisten hin. Ich lächle zufrieden vor mich hin. "Wir gehen am Samstag, falls euer Vater nicht wieder zur Arbeit muss. Ohne ihn gehe ich nicht dorthin." "Mum, glaubst du wirklich, Du-weißt-schon-wer versteckt sich hinter einem Bücherregal bei Flourish & Blotts?", zieht Ron seine Mutter kichernd auf, doch der Gesichtsausdruck von Mrs. Weasley lässt nichts Gutes ahnen. "Fortescue und Ollivander sind also im Urlaub?", braust sie los und Ron verzieht das Gesicht. "Wenn du denkst, mit der Sicherheitsfrage lässt sich spaßen, dann kannst du hier bleiben und ich besorg dir deine Sachen alleine - " "Nein, ich will mitkommen, ich will den Laden von Fred und George sehen!", protestiert Ron mit hochrotem Kopf. Ich muss unwillkürlich kichern und fange mir einen bösen Blick ein. "Dann reiß dich zusammen, junger Mann, sonst beschließe ich, dass du zu kindisch bist, um mit uns zu kommen!", schimpft Mrs. Weasley und holt ihre Uhr hervor, wirft einen Blick darauf und knallt sie auf einen Stapel frisch gewaschener Handtücher in dem Korb. Oh, oh. Aggro! "Und das gilt auch für deine Rückkehr nach Hogwarts!", setzt sie energisch nach, klemmt sich den Wäschekorb unter den Arm und rauscht wütend aus der Küche. Ron starrt Harry ungläubig an und Ginny und ich müssen uns beherrschen, um nicht laut los zu lachen. "Meine Güte... hier kann man ja nicht mal mehr einen Witz machen...", sagt er empört und stopft sich aus Protest einen Toast in den Mund. "Nimm's nicht so schwer, es ist nur normal, dass deine Mutter sich Sorgen macht.", redet Harry auf ihn ein. Na ja, ich denke, im Moment sind die Menschen alle genauso angespannt wie die Lage selber. Und so schnell lässt sich daran auch nichts ändern. Erstmal Ruhe bewahren. Ohne noch ein Wort über den Ausraster zu verlieren, frühstücken wir weiter und planen bereits unsere feierliche Rückkehr nach Hogwarts, als Vertrauensschüler und als Kapitän der Quidditchmannschaft. --- Samstagmorgen. Neun Uhr. Ich, Harry, die Weasleys und Schleim am Frühstückstisch. Ginny und ich funkeln Fleur gefährlich an, was sie gar nicht bemerkt. Die blöde Kuh meinte gestern Abend tatsächlich, uns die Welt erklären zu müssen. Sie hat ja schon soviel erlebt, und ach, und hier und da und hast-du-nicht-gesehen. Wie kann eine einzelne Person nur so von sich überzeugt sein? Merkt sie nicht, wie arrogant sie sich uns gegenüber verhält? Harry lästert mittlerweile ja auch schon mit, aber Ron bekommt immer noch tellergroße Augen, wenn Fleur unangemeldet das Zimmer betritt. Ich glaube aber auch, dass Harry nur Ginny zuliebe mitlästert. UND ich glaube, insgeheim hätte er auch nichts gegen ein kleines Tête-à-tête mit Schleim! Dieser Verräter! "Hier, Hermine, nimm noch ein Stück Toast!", ordert Mrs. Weasley und schiebt mir eine Scheibe auf meinen Teller. Widerspruch ist zwecklos, ich werde aussehen wie ein Mastschwein, wenn ich wieder in Hogwarts bin. Mrs. Weasley ist überhaupt nach ihrem Ausraster extrem angespannt und na ja... wie soll ich's erklären? Sie zuckt häufig zusammen, wenn sie mit irgendwelchen Geräuschen oder Situationen nicht rechnet. Okay, sie zuckt auch zusammen, wenn die Uhr zur vollen Stunde schlägt, aber ich glaube einfach nur, dass sie sich da in etwas reingesteigert hat. Mr. Weasley seufzt und wirft seiner Frau einen kurzen, genervten Blick zu. "Wir werden von einem Spezialwagen des Ministeriums abgeholt. Selbst das Flohnetzwerk ist nicht mehr sicher, seit gestern jemand dort drin verschwunden ist. Außerdem werden wir auf diesem Wege kein Aufsehen bei den Muggeln erregen." "Was wird das für ein Spezialwagen sein?", frage ich interessiert. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Zauberer einen Wagen mit Gas, Bremse und Gangschaltung fährt. Die haben da doch bestimmt irgendwo so ein System eingebaut, wo sie nur den Zauberstab reinstecken, und das Auto von alleine den Rest macht. So in etwa wie der ehemalige fliegende Ford der Weasleys. Der hatte ja auch ein Eigenleben. "Gut, dass du das fragst, Hermine, sonst hätte ich das fast vergessen.", stöhnt Mr. Weasley gestresst und schlägt sich eine Hand gegen die Stirn. Mit traurigen Augen schaut er zu Bill und Fleur herüber. "Der Wagen hat leider nur acht Sitze. Das heißt, einer von uns müsste zu Hause bleiben, weil wir ja einen Fahrer haben, der schon einen Sitz der acht beansprucht." Jaaah! Strike! Fleur muss zu Hause bleiben! Wie geil! Ginny und ich tauschen aufgeregt Blicke mit einander aus und auch Harry mustert uns mit belustigter Mine. Ich glaube, er ahnt, dass wir uns gerade tierisch freuen. Ich glaube Ron ist der einzige, der noch nicht ganz die Situation kapiert hat. "Oh, wie schade. 'eißt das, wir können auch nischt mit dem Flo'netzwerk nachkommen?" "Leider nein, das Flohnetzwerk ist seit gestern wegen dem Zwischenfall gesperrt. Würde es viel Ausmachen, wenn ihr daheim bleiben würdet und wir mit den Kindern alleine fahren?", erklärt Mr. Weasley und schaut Bill flehend an. Ich beobachte Bill ein wenig und seine Mundwinkel zucken so komisch nach oben. Ich glaub er muss sich ein Lachen verkneifen. "Also, Dad. Wir würden natürlich unheimlich gerne mitkommen, aber wenn es nicht anders geht... dann müssen wir wohl oder übel hier bleiben!", seufzt Bill scheinheilig und schaut Fleur mit tragischem Blick an. Hallo? Für die beiden ist das doch jetzt das gefundene Fressen. Ich will gar nicht wissen, was sie alles wo machen, kaum dass wir alle aus dem Haus sind. Aber die Show, die Bill gerade abzieht ist zum Quieken. "Oh, mein armer Schatz", ruft Mrs. Weasley mit schlechtem Gewissen, "es tut mir ja so leid! Ich verspreche dir, ich bring dir was aus Fred und Georges Laden mit!" "Danke, Mum!", grinst Bill verschmitzt und Fleur lächelt selig neben ihm. Ich wusste doch, dass die beiden was aushecken! Pfui! "Ganz ehrlich, wenn dieser Vorfall gestern nicht gewesen wäre, dann müssten wir auch nicht mit dem Spezialwagen abgeholt werden. Aber es ist zu unsicher für uns alle. Und besonders für Harry!", rechtfertigt Mr. Weasley die Lage. Ich finde, Eltern sind immer die letzten, die verstehen, was sich vor ihren Augen abspielt. Als ob Bill und Fleur was dagegen haben hier zu bleiben! "Ach ja, Harry", sagt Bill und kramt in seiner Tasche, "ich hab hier was für dich!" Er zieht einen ledernen Beutel aus der Tasche und reicht ihn zu Harry über den Tisch. Im Inneren des Beutels klimpern die Galleonen hell aneinander. "Wo ist meins?", fragt Ron, als Harry den Beutel voller Geld an sich nimmt. "Das gehört doch Harry, Idiot", seufzt Bill und verdreht die Augen. An Harry gewand sagt er: "Ich hab es dir aus deinem Verlies geholt, Harry, denn zurzeit dauert es für normale Kunden etwa fünf Stunden, bis sie an ihr Gold kommen, die Kobolde haben die Sicherheitsmaßnahmen derart verschärft. Vor zwei Tagen bohrten sie Arkie Philpott eine Seriositätssonde in den... Also, glaub mir, es ist einfacher so." "Danke, Bill", sagt Harry und steckt sein Gold weg. "Er ist immer so suvorkommend", haucht Fleur bewundernd und kitzelt Bill an der Nase. Ich glaub mir wird schlecht. Das ist ja Ekel erregend! Wann, sagte Mr. Weasley kommt der Wagen? Ginny blickt kurz in die Runde und in dem Moment, als Fleur und Bill sich gegenseitig herzen, tut sie so, als müsste sie sich in ihr Müsli erbrechen. Harry verschluckt sich an seinen Cornflakes, mir schießt ein wenig Tee aus der Nase, den ich gerade noch mit einer Serviette kurz vor meiner Nase auffangen kann, und alles nur, weil wir versuchen nicht laut los zu prusten. Nur Ron nimmt die Sache ein wenig ernster und kann sich nicht durch die lustige Darbietung erheitern lassen. Er klopft Harry auf den Rücken, da dieser mittlerweile angefangen hat zu husten, und gar nicht mehr aufhören kann. Na ja. Zum Glück hab ich bereits am Anfang der Ferien halbwegs mein Konto geplündert. Und da wir die ganze Zeit eh nur hier beim Fuchsbau sind, hatte ich auch noch keine Gelegenheit mein Geld auszugeben. "Nun gut, der Wagen wollte um zehn Uhr hier sein.", sagt Mr. Weasley schließlich und schaut uns alle ein wenig ermahnend an. Wir hören sofort auf, uns öffentlich zu amüsieren und schauen ein wenig ernster drein. "Sucht schon mal eure Sachen zusammen und holt eure Listen. Vergesst die Umhänge nicht, es ist heute nicht sonderlich warm für August." Damit sind wir vom Frühstück offiziell entlassen und dürfen aufstehen. Ich kippe den letzten Rest meines Tees hinunter und hüpfe schnell hinter Harry, Ron und Ginny die Treppe hoch. Noch eine halbe Stunde, bis der Wagen hier auftaucht. Ich sollte mir Gedanken darüber machen, wie ich mein Veilchen vor der Öffentlichkeit verberge. Oder mir eine echt spannende Geschichte einfallen lassen, wie ich dazu gekommen bin. Ich könnte sagen, ich habe einen Todesser in die Flucht geschlagen, aber das würde mir eh niemand abkaufen. Ich könnte natürlich auch erzählen, dass ich auf Drachen-Safari war und mir auf der Flucht vor einem wild gewordenem Rothäubchen das Veilchen zugezogen hätte. Aber so was würde mir niemand zutrauen. Also was plausibleres. Ich habe gelernt, und ein Buch aus meinen Regal ziehen wollen, als ich aus Versehen einen darauf liegenden Gegenstand mitgezogen habe, der mir dann auf den Kopf geplumpst ist. Was für ein Gegenstand das war muss ich mir noch einfallen lassen. Aber ich glaube, wenn ich das so erzähle, machen sich alle über mich lustig. Kann ich auch gleich die Wahrheit mit Fred und Georges als Teleskop getarntes Kaleidoskop erzählen. Das hat denselben Effekt. Fakt ist, dass ich zum Gespött der Leute werde! Und bei meinem Glück wird natürlich auch ausgerechnet heute Draco Malfoy seine Einkäufe erledigen, das Veilchen sehen und mich irgendwie deswegen auslachen. Ich kenn das doch! Heute sind bestimmt Hinz und Kunz unterwegs und ich mache mich vor allen zum Volldeppen. Hoffentlich haben Fred und George ein Gegenmittel dieses blöde Veilchen. Mittlerweile ist es lila, und tut nicht mehr soooo doll weh. Ich schlüpfe in meine Jeans und in einen schwarzen Pulli. Die Haare binde ich mir wieder zu einem Pferdeschwanz, denn sie liegen heute noch schlechter als sonst sowieso schon. Jetzt habe ich einen dicken Knubbel am Hinterkopf. Seufzend betrachte ich mein Spiegelbild in dem kleinen Spiegel, den Ginny in ihrem Zimmer hat. Ich sehe aus wie ein Panda. "Keine Panik, Fred und George werden schon was dagegen haben!", heitert mich Ginny ein wenig auf, die das Problem sofort vrestanden hat. "Ja, aber ich werde trotzdem zum Gespött der ganzen Winkelgasse. Alle werden da stehen und mich auslachen! Und vorne weg wird Malfoy noch ein paar gemeine Sprüche ablassen!" "Seit wann stört es dich denn, was er über dich sagt?", empört sich Ginny und ich fange krampfhaft an zu überlegen. Öhm. Seit der Sache im Vertrauensschülerbad denke ich. Ich mache mir manchmal echt so blöde Gedanken darüber. Ich meine, so ein Erlebnis lässt manche Leute auf einmal in einem ganz anderen Licht erscheinen. Und na ja. Wer weiß. Vielleicht braucht Malfoy ein paar Schikanen, um dieses Erlebnis zu verdrängen? Und ich hab wirklich Schiss, dass er dann da steht, sich über mich lustig macht vor den ganzen Leuten und dann noch mal hinten dran fügt: ,Ach ja, und Granger hat wirklich nichts zu bieten. Die ist mager und flach wie ein Brett!'. Oder so. Irgendwas Gemeines. Irgendwie wünschte ich, es wäre damals nicht geschehen, sondern jetzt. Also nicht, weil ich es gerne jetzt erleben würde, Merlin bewahre! Die Welt wäre ohne Draco Malfoy tausendmal besser, aber ich meine, jetzt, da habe ich wenigstens mehr zu bieten, und er könnte nicht so Sachen sagen, wie ich es mir immer vorstelle. Eigentlich reichen mir die Schlammblut-Sprüche vollkommen aus. "Weiß nicht", sage ich und suche in meinem Koffer nach der Bücherliste. Irgendwie ärgert es mich, dass ich jetzt das Thema Malfoy angeschnitten habe. Das ich überhaupt den Gedanken daran verschwendet habe. Jetzt hab ich Ginny nämlich auf eine nicht vorhandene Fährte angesetzt. Sie will jetzt unbedingt rauskriegen, wieso es mir auf einmal was ausmacht, WAS genau Malfoy über mich erzählt. Aber ich kann es ihr nicht sagen. Ich will es auch gar nicht. "Irgendeinen Grund muss es doch geben. Du hast doch vorher nichts auf seine dummen Sprüche gegeben, wieso also jetzt?" "Ginny... frag mich nicht, wie ich darauf gekommen bin, aber ich habe gerade einfach nur so darüber nachgedacht. Schließlich ist er derjenige, der sich am gemeinsten über so etwas lustig machen kann." "Ja, stimmt. Und? Lass ihn doch, wenn er sich dann toll vorkommt!" "Nein! Ich will es nicht! Wir sehen ja, was dabei rauskommt, wenn ein Zauberer denkt er sei der Tollste! Im Endeffekt will er immer die Erde zerstören und Dunkelheit über den Planeten bringen, das war schon zu Gebrüder Grimms Zeiten so!" "Wer sind die Gebrüder Grimm?", fragt Ginny verdutzt. "Nicht so wichtig...", seufze ich und betaste mein Veilchen. Bin ich etwa eitel geworden? Nein, das hat damit gar nichts zu tun, Hermine! Keine Frau möchte gerne aussehen, als hätte sie sich geprügelt. Oder, als ob sie verprügelt worden wäre. Das einzige was mir übrig bleibt ist, mit erhobenem Haupt und ungebrochenem Stolz alles Gelächter über mich ergehen lassen und wahre Stärke zeigen. Jawohl. Sehr edler Gedanke. Vielleicht beneiden mich ja auch ein paar Leute um diese Stärke und ich werde ihr Vorbild? Ich wollte schon immer das Vorbild eines Menschen sein. Es wäre toll zu wissen, dass es da jemanden gibt, der gerne genauso wäre wie ich. Aber ich glaube, um das alles zu verstehen, bräuchte ich erstmal selber ein Vorbild. Von draußen her ertönt ein lautes Hupen und ich schnappe mir schnell meinen Geldbeutel und den etwas zu kurzen Umhang. Ginny hetzt durchs Zimmer und zieht ihre Schuhe in Windeseile an. Wir hechten aus dem Zimmer, stoßen noch fast mit Harry und Ron zusammen und quetschen uns zu viert die Treppe hinunter, weil wir irgendwie alle gerne zu erst beim Auto sein wollen. Endlich ist es soweit! Endlich fahren wir in die Winkelgasse. Endlich bekomme ich meine heiß geliebten Bücher! Juhu! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)