His Destiny was Foreordained von mystique (♣ "Sein Schicksal war vorherbestimmt" RenxHorohoro) ================================================================================ Kapitel 5: Verraten ------------------- 5. Kapitel: Verraten Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut. Wilhelm Busch „Nein!" Opachos entsetzter Ausruf hallte durch das von Stille erfüllte Stadion. Der Junge stand vor Ren, die Augen geweitet und auf die Klinge von Rens Donnerschwert gerichtet, welche Millimeter vor seinem Hals schwebte. „Das geht nicht. Ich wollte doch für Meister Hao gewinnen!" Rens Gesicht war eine Maske aus Emotionslosigkeit. Während er starr auf Opacho hinabblickte, verstärkte er den Griff um das Schwert. Die Klinge berührte Opachos Hals und Ren zeigte keine Regung, als Panik sich in Opachos Blick schlich. In einer sich wiederholenden Litanei wiederholten sich in deinem Kopf die Worte Er ist einer von Haos Handlangern – er ist einer von ihnen und spürte, wie die zurückgedrängt Wut auf Hao kurz davor war, sich stattdessen auf Opacho zu fixieren. Er stand kurz davor, die Kontrolle zu verlieren, die Hand, mit der er das Schwert hielt, zitterte unkontrolliert. Ren sah Opacho schwer schlucken, als er dem Hass in seinen eigenen Blick begegnete. „Ren!" Er wandte den Kopf und folgte dem Ausruf. In der ersten Reihe auf den Tribünen erspähte er Yoh, der aufgestanden war. Selbst bei der Distanz, die zwischen ihnen lag, konnte er dessen eindringlichen Blick sehen. Yoh schüttelte den Kopf und seine Lippen formten zwei Wörter: ,Lass es!' Sie wirkten wie ein Schlag auf Ren und holten ihn augenblicklich in die Realität zurück. Sein Kopf ruckte nach vorne und nun sah er wieder klar. Vor ihm stand keine bloße Marionette Haos, sondern ein verängstigter Junge, der nur durch seine Naivität auf der falschen Seite stand. Langsam ließ er das Schwert sinken und wandte den Blick ab. „Verschwinde", sagte er leise und kehrte Opacho den Rücken. „Was?" Der Junge verstand nicht. „Verschwinde! ", wiederholte Ren nun eindringlicher, ohne ihn anzusehen. Sekunden verstrichen, dann verschwand Opaco im Nichts. Calim atmete erleichtert aus. Er hatte als Schiedsrichter nicht eingreifen dürfen, nur im absoluten Ernstfall. Er blickte dankbar zu Yoh, welcher sich wieder gesetzt hatte, dann erhob er die Stimme: „Und der Gewinner des ersten Kampfes der dritten Runde ist Tao Ren!" Das Publikum begann zu Klatschen und zu Jubeln. Ren zeigte sich unbeeindruckt davon, rammte die Spitze seines Schwertes in den Boden und stützte sich schwer atmend dann darauf ab. Opacho war stark gewesen, er hatte ihn unterschätzt. „Ren, he." Er hob den Blick und sah Yoh und die anderen auf sich zukommen. „Das war ein klasse Kampf", lobte ihn der Japaner grinsend, keine Spur des Ernstes mehr in seiner Mimik, stattdessen begleitet von einem Lächeln. „Wirklich nicht schlecht", stimmte Anna ihrem Verlobten zu, woraufhin fassungslose Blicke sie trafen. „Was ist?", fragte sie und verzog den Mund. „Ist Lob verboten?" Einstimmiges Kopfschütteln folgte. „Du warst toll, Ren." Der Schwarzhaarige sah nach rechts und seine Gesichtszüge entspannten sich. Seine Schwester lächelte ihn an. Hinter ihr standen Tamao und Pirica. Ren spürte, wie ihm bei ihren Worten warm wurde und blickte rasch zur Seite. Danke“, nuschelte er peinlich berührt. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Ryu und Manta sich verstohlene Blicke zuwarfen und grinsten. „Wo sind Horohoro und Chocolove?", fragte Ren schnell, um das Thema zu wechseln. „Das wissen wir nicht“, gestand Yoh und blickte nachdenklich in de Himmel. „Wir haben sie nicht gesehen", schloss Manta sich Yoh an und Ryu nickte zustimmend. „Aber wir gehen davon aus, dass sie trainieren.“ „Ich habe sie gesehen", wandte Pirica ein. Alle sahen sie an. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“, fragte Manta. „Kurz nachdem der Kampf angefangen hat, habe ich Horohoro dort oben beim Eingang gesehen." Pirica deutete auf das Tor. „Er hat sich umgeblickt, sich dann umgedreht und ist gegangen. Chocolove ist ihm hinterher. Ich dachte", sie stockte und ihr Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. „Wenn sie noch nicht zurück sind - Ich dachte Horohoro wollte sich nur noch was zu Essen holen und Chocolove auch.“ Sie betrachtete Manta besorgt. „Was meinst du mit Training?“ „Wir dachten“, begann Manta langsam, „sie würden für ihre Kämpfe trainieren, weil Yoh Horohoro vorhin auch gesehen hat und er ihm gesagt hat, er müsse etwas erledigen. Aber das erklärt nicht, warum er trotz allem zum Stadion kommt und anschließend wieder verschwindet.“ „Vielleicht sind sie ja auch schon wieder zurück im Haus", versuchte Jun die allgemeiner Verwirrung zu schlichten. Ren atmete tief ein, zog schließlich das Schwert aus der Roten Erde und befestigte es an seiner Hose. „Ihr macht euch zu viele Gedanken“; bemerkte er knapp und ging vor. Alles, was er jetzt wollte war Schlaf, obwohl er nicht wusste, ob er selbst nach diesem Nervenaufreibenden und Kräftezehrenden Kampf ein Auge zutun konnte. „Oh, ist der Kampf etwa schon zu Ende?" Vor dem Stadion trafen sie auf Faust und Eliza, die ihnen eng umschlungen entgegenkamen. Faust schien merklich überrascht. „Der Kampf hat vor einer Stunde angefangen", klärte Yoh ihn auf. „Tatsächlich?", fragte Faust erstaunt. „Und wir dachten, er wäre wohlmöglich verschoben worden. Horohoro und Chocolove sind uns nämlich entgegen gekommen, als wir vor einer Stunde aufgebrochen sind, darum unsere Annahme." „Wohin sind sie gegangen?“, fragte Pirica und man sah ihr die Sorge nun deutlich an. Faust hob die Hand und deutete zur Seite. „Dorthin. Doch sie sagten nicht, was sie vorhatten. Dort hört das Dorf immerhin auf.“ „Der Wald liegt in dieser Richtung“, sagte Yoh und alle Blicke richteten sich auf ihn. „Der Wald?", wiederholte Ryu. Ren verschränkte die Arme und atmete aus. Was wollten Horohoro und Chocolove ausgerechnet im Wald? Dort gab es nichts, zum Trainieren eignete er sich alles andere als gut. Und weswegen sollten die beiden überhaupt trainieren, während zur selben Zeit ein Kampf stattfand. Das ganze Geschehen stank zum Himmel. Wald. Er wusste, er übersah etwas. Es gab einen Grund, eine Lösung, die Mit dem Wald verbunden war. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in den Magen. Hao! Sein Lager war im Wald. Sein Stützpunkt befand sich im Wald. Silva hatte es ihnen gesagt, daher wussten sie es. Schlagartig wurde ihm der ernst der Situation bewusst und er biss sich auf die Lippen, um nicht laut Aufzustöhnen. Diese Wahnsinnigen! „Leute, schön euch zu sehen." Lyserg hatte sich zu ihnen gesellt. „Lyserg, hi", grinste Yoh fund sein Lächeln wurde eine Spur breiter, sein Blick weicher. Lyserg hob grüßend die Hand. „Wie war der Kampf? Ich konnte leider nicht rechtzeitig kommen." „Er war toll, Lyserg", sagte Ryu, sichtlich froh darüber, seinen Schützling zu sehen. „Du hast aber nicht zufällig Horohoro und Chocolove gesehen?“ Lyserg stutzte. „Nein, nicht dass ich wüsste.“ Ren machte unbemerkt ein paar Schritte zurück, bis er hinter der Gruppe stand. Niemand nahm Notiz davon. Kurz zögerte er, dann lief er los. Er merkte nicht, das Yoh ihm als einziger hinterher blickte, bevor er seine Aufmerksamkeit seufzend auf die anderen richtete, deren Aufmerksamkeit auf Lyserg ruhte. Yoh wusste, sie würden Rens Fehlen bald bemerken und er selbst war sich nicht wirklich sicher, ob es ratsam war, den Chinesen auf eigene Faust handeln zu lassen. Er würde es später vielleicht bereuen, doch er kannte Ren und wusste, dass dieser sich nur äußerst ungern davon abhalten ließ. Erneut seufzte er und sein Blick fiel auf Lyserg, der in den letzten Minuten mehr und mehr von Ryu in Beschlag genommen worden war. Obgleich seiner Sorgen um Rens Handeln dachte er an den Grund zurück, warum Lyserg wieder ein Teil ihrer Gruppe war. ~ Dieser Grund lag genau drei Tage zurück. Er fand seinen Ursprung bei dem vorletzten Kampf der zweiten Runde. Team Asakura hatte gegen das Team X-Law antreten müssen. Während des gesamten Kampfes hatte Lyserg Yoh hasserfüllt angestarrt, bis es ihm ab einem Punkt zuviel geworden war. Er war, den Kampf ignorierend, entgegen seiner Natur regelrecht auf den Engländer losgegangen, hatte ihn an den Schultern gepackt, ihn geschüttelt und angeschrieen, dass es ihm egal war, ob Lyserg ihn hassen würde oder nicht, denn er würde ihn immer als Freund ansehen, selbst wenn Lyserg, in ihm nur den Zwillingsbruder Haos sehen würde. Niemand hatte Yoh je so außer sich erlebt und Lyserg selbst hatte ihn nur wortlos angestarrt, ob es nun wegen des Ausbruchs oder der Frustration in seiner Stimme. Als Marco dann jedoch ungeachtet der Situation seine Waffe auf Yoh gerichtet und angegriffen hatte, hatte Lyserg sich dazwischengestellt und den Angriff abgewehrt. Marco hatte ihn mit einem undeutbaren Blick lange gemustert, bevor er seine Brille hochgeschoben und sich zu der eisernen Jungfrau Jeanne umgedreht hatte. Aufihren Lippen ruhte ein trauriges Lächeln, bevor sie sich an oh richtete: „Ich muss gestehen, ich habe mich in dir geirrt, Asakura Yoh. Du hast ein reines Herz, du bist nicht von Hao besessen. Mir scheint, wir alle haben uns girrt. Wir X-Laws legen die Mission, Hao zu besiegen, nun in deine Hände. Und du, kleiner Lyserg, folge deinem Herzen, aber du bist bei uns X-Laws immer willkommen." Nach diesen Worten, hatte sich umgedreht und mit Marco das Stadion verlassen, woraufhin Silva den Sieg von Team Asakura verkündet hatte. Seitdem gehörte Lyserg wieder zu ihnen, obwohl es ihm am Anfang sichtlich schwer gefallen war, sich von neuem in ihre Gruppe einzugliedern. Dennoch hatte er rasch feststellen müssen, dass jeder von ihnen seinen Verrat behandelte, als habe er nie wirklich stattgefunden und Yoh erinnerte sich mit Belustigung an Rens erste an Lyserg gerichtete Worte zurück: ‚Wenn du noch länger mit diesem Gesichtsausdruck durch das Dorf rennt, wird man noch meinen, wir würden dich zwingen, bei uns zu sein. Es reicht schon, wenn ich das tue.’ Diese Worte waren wie ein Auslöser und Lyserg hatte rasch zu seinem alten Selbst zurückgefunden, ebenso wie sich das Verhalten aller untereinander merklich gelockert hatte. ~ Yoh spürte minutenlang das nagende Gefühl der Sorge, angesichts des Wissens, dass Ren alleine losgezogen war. Ryu war schließlich der erste, der Rens Verschwinden bemerkte und Yoh dadurch gleichsam die Last von den Schultern nahm. „Wo ist denn unser Gewinner?" Auch Jun drehte sich um, ebenso wie die anderen, auf der Suche nach ihrem Bruder. „Du hast Recht. Wo ist Ren?" „Im Wald", antwortete Yoh, den Blick abwesend in den Himmel gerichtet. „Genau wie Horohoro und Chocolove.“ Neben ihm erschien Amidamaru. /Warum sollte er ihnen folgen? Sie sind doch bloß im Wald. Es sein denn -/ Der Schutzgeist brach ab, als er den Zusammenhang verstand und schwieg betroffen. Yoh nickte zustimmend. „Du weißt, wer im Wald sein Lager aufgeschlagen hat." „Was ist mit ihnen? Wer ist im Wald?", fragte Pirica besorgt, umschlang sich benommen mit ihren Armen und erweckte den Eindruck, als würde sie frösteln. Yoh blickte auf. Nun hatte er keine andere Wahl mehr. Er hätte Ren von Anfang an folgen sollen, wie hatte er nur für einen Moment annehmen können Ren währe ihm wohlmöglich gewachsen?! Bei allen Schutzgeistern, Ren hatte einen Kampf hinter sich - er war erschöpft und hatte nur noch wenig Furyoku. Yoh konnte seine eigene Leichtsinnigkeit nicht nachvollziehen. Sie musste sich beeilen. „Ryu, Faust, Lyserg, ihr kommt mit. Wir folgen ihm. Und ihr anderen", er richtete sich an die Übrigen, „ihr geht bitte zum haus zurück. Wir holen sie, macht euch keine Sorgen." Er klang so entschlossen, dass ihm keiner widersprach, obwohl er selbst sich alles andere als vollkommen überzeugt fühlte. Anna war die einzige, der seine Sorge aufzufallen schien, denn ihr skeptischer Blick ruhte für Sekunden auf ihm, bevor sie Manta, Tamao, Pirica, Jun, sowie Li Pyron gebot, ihr zu folgen. „Sie wissen schon, was sie tun.“ „Kommt, Jungs." Yoh lief los, und hörte die Schritte der anderen hinter sich. Sie wirkten verwirrt, dennoch widersprachen sie nicht, denn sie wussten, wenn er derart reagierte, meinte er es mehr als ernst. /Weißt du auch, wo du hin musst?/, fragte Amidamaru, welcher dicht neben Yoh schwebte. „Ja", keuchte der Japaner im Laufen. „Ich war schon mal da, kurz vor seinem Kampf gegen die Lee-Mädchen. Du weißt schon, ich wollte mit ihm sprechen und ihm sagen, dass er ihnen nichts tun sollte. An dem Tag bin ich Hao im Wald begegnet." Yoh hatte ein schlechtes Gefühl. Etwas in ihm sagte ihm. Dass diese Nacht etwas geschehen würde. oOo Ren blieb unvermittelt stehen. „Bason." Seine Stimme war schneidend. /Ja Meister?/ Die Gestalt des Kriegers erschien neben ihm, Ren blickte ihn jedoch nicht an. „Warum ist Horohoro bei Hao? Welchen Grund hat sein Handeln?" Basons Gesichtsausdruck gefror. /Meister, ich -/ „Hast du es ihm gesagt?" /Du weißt, dass ich nur dein Bestes will./ „Ich hab dich etwas gefragt, Bason. Antworte, hast du es ihm gesagt?!" Rens Stimme bebte vor unterdrückter Wut. /Nicht direkt, aber -/, gestand Bason, wurde jedoch von Ren unterbrochen, bevor er in der Lage war, sich zu rechtfertigen. „Sei still. Ich hatte dir befohlen, niemandem etwas zu sagen. Du hast dich meiner Anweisung widersetzt." /Meister, du verstehst nicht. Er hat -/ „Oh, ich verstehe sehr wohl." Ren griff in seine Tasche und Bason erstarrte. Rens Blick ruhte auf der Todestafel in seiner Hand, dann richtete er ihn wieder auf den Krieger. „Ich verlange, dass du in die Tafel zurückkehrst.“ /Aber Meister -/ „Bason. In die Todestafel! Das ist ein Befehl!" Basons Haltung fiel in sich zusammen. /Wie du befiehlst, Meister./ Langsam löste er sich auf und verschwand in dem schwarzen, kalten Stein der Tafel. Ren betrachtete sie und einige Sekunden zeigte sich Enttäuschung in seinen Augen. „Ich dachte, ich könnte dir vertrauen." Dann verhärtete sich sein Blick und mit einer schnellen Bewegung verschwand die Tafel wieder in seiner Hosentasche. Schließlich lief er weiter. Wenn euch etwas zugestoßen ist, bekommt ihr es mit mir zu tun! Schon von weitem konnte er die Schreie hören. Schreie, einer ihm nur allzu vertrauten Person, ebenso wie das arrogante Lachen einer anderen, verhassten Person. Rens Schritte wurden länger. Horohoro, dieser einfältige dumme ... Idiot! Hoffentlich ging es ihm gut. Durch die Baumreihen erspähte er Licht. Er verlangsamte seine Schritte und spähte durch das Dickicht. Seine Augen weiteten sich entsetzt. Chocolove und sein Schutzgeist versuchten verzweifelt an den Haos Schamanen vorbeizukommen, um zu Horohoro zu gelangen, doch selbst die Riesengeistkontrollen brachte ihm nichts. Horohoro selbst stand keuchend und mit etlichen Kratzern und Schrammen versehen vor Hao, der nicht einmal außer Atem zu sein schien. Das Stirnband des Ainus lag zerrissen auf dem Boden, Strähnen seines gelösten Haares hingen ihm ins Gesicht. Er umklammerte mit beiden Händen das Ikupasi wie ein Schwert und wehrte verbissen Haos Attacken ab. „Bist du etwa schon am Ende?", höhnte Hao. „Das - hättest", keuchte Horohoro, schnappte nach Luft und setzte erneut zum Sprechen an. „Das hättest du ... wohl gerne!" „Gib auf!", riet ihm Hao und ein überlegenes Lächeln glitt über seine Züge. „Du kannst doch kaum noch stehen.“ „Niemals!" „Dann lässt du mir keine andere Wahl", bemerkte Hao mit affektiertem Bedauern. Er schnippte mit dem Fingern und der Geist des Feuers holte zum vernichtenden Schlag aus. „Hao, hör auf!“ Die Handlung fror ein. Die Faust des Geist des Feuers war knapp vor Horohoro erstarrt, selbst Chocolove und die anderen Schamanen hatten innegehalten. Ein triumphierendes Lachen entwich Haos Kehle. „Oh, was für eine Überraschung. Wir haben eben noch von dir geredet." Horohoro war wie gelähmt. Wieso musste Ren ausgerechnet jetzt kommen, wo er doch gerade so kläglich gegen Hao verlor?! Er war so ein Versager. Selbst für Ren hatte er Hao nicht besiegen können! Langsam und mit viel Überwindung zwang er sich dazu, sich zu Ren umzudrehen Der Chinese zielstrebig auf ihn zu. „Was" - Horohoro hustete - „was willst du hier, Ren?" Rens Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Sei still und verschwinde von hier!“, fuhr er ihn im Vorbeigehen an, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Horohoro zuckte zusammen und sah auf den Boden. In diesem Moment fühlte er sich wie der letzte Verlierer. „Ich wollte nur, dass ... ich wollte doch nur ..." „Erspar mir das", unterbrach Ren seine Erklärung und ging an ihm vorbei auf Hao zu. Wenige Meter vor ihm blieb er stehen. „Lass ihn in Ruhe Hao." Dieser grinste breiter und kam Ren entgegen. Als sie auf gleicher Höhe waren und nebeneinander standen, blieb er stehen, seinen Blick in den Sternenklaren Himmel gerichtet. „Und wenn ich es nicht tue?" Ren drehte den Kopf nach links und starrte Hao von der Seite her wütend an. „Treib es nicht zu weit", zischte er leise. „Du wirst mich so nicht auf deine Seit ziehen können, akzeptier das!“ Hao lachte leise und blickte ebenfalls zur Seite. Seine Augen blitzten Ren amüsiert an. „Was denn? Du drohst mir? Noch dazu bsit du so anmaßend, mir Anweisungen zu geben?" Er senkte seine Stimme. „Hast du schon vergessen, dass ich dich in der Hand habe?" Ren verengte seine Augen zu Schlitzen, verbiss sich jedoch die nächste Erwiderung. Triumphierend glommen Haos Augen auf. „Wo bleibt denn deine berühmte Antwort? 'Ich lasse mich nicht erpressen!' Ren, ich habe keine Lust mehr auf Spiele, ich will eine klare Antwort. Entscheide dich: Schließ dich mir an oder ich eliminiere den Ainu." „Was?!", entfuhr es Ren fassungslos. Hao sah ihn durchdringend an. „Du hast zehn Sekunden.“ „Das kannst du nicht machen!“ Rens wurde unruhig, sein Blick ruhte aufgewühlt auf Hao und suchte nach ANzichen dafür, dass seine Worte nur eine weitere Lüge, ein weiteres Siel waren. Doch er traf nur auf eine gefährliche Dunkelheit in Haos Blick, die Panik in ihm aufkommen ließ. Er hatte keinen Zweifel an dem, was sein verstand ihm sagte, doch seine Gefühle wiesen ihn in die Entgegengesetzte Richtung. Er würde es sich nie verzeihen, wenn Horohoro seinetwegen etwas passieren würde, aber er konnte sich ebenso wenig Haos anschließen. „Fünf Sekunden." Haos Worte waren wie Gift. Er konnte es nicht. Es war falsch. Er würde es nicht schaffen. Er konnte es nicht schaffen. Er verkrampfte sich, drängte die Zweifel zurück, als ihm vollends bewusst wurde, dass Hao bereit war, Horohoro zu töten, dass er bereit war, ebenso Chocolove zu töten und dass er von Anfang an keine Wahl gehabt hatte, dass Hao es die ganze Zeit so hatte aussehen lassen, jedoch nur mit ihm gespielt hatte, um die Niederlage in seinem Blick nun voller Genugtuung genießen zu können. Ren öffnete den Mund, alles in ihm weigerte sich, doch er ignorierte es, ignorierte den bitteren Geschmack des Verrats. „Ich tue es." „Ren." Horohoro Stimme war nicht mehr als ein angestrengtes Krächzen. Er hatte Rens Worte nicht gehört, einzig Hao hatte die mit Bitterkeit und Schmerz gefüllten Worte vernommen. Das grausame Lächeln auf seinen Lippen war Bestätigung genug und Ren spürte, wie der Selbsthass wuchs, je länger er Haos Blick erwiderte, in dem Wissen, das Horohoro und Chocolove jeden Moment bewusst werden würde, zu was er von diesem Moment an geworden war: Ein Verräter. „Kororo“, hörte er Horohoros Stimme hinter sich, deutlicher als je zuvor, obgleich sie doch Meter voneinander trennten. Vielleicht war es die Befürchtung, dass es das letzte Mal war, dass er die Stimme voller Hass auf ihn hören würde, vielleicht war es das Adrenalin, dass durch seinen Körper peitschte. „In das Ikupasi.“ Er hörte, wie Horohoro sie aufrichtete und mit einem Blick in Haos Gesicht wusste er, was er tun sollte, bevor Hao es aussprechen musste. Schnelle Schritte kündigten Horohoro an, das Splittern und knacken von Eis verriet, was er vor hatte und Ren wusste, wenn er nicht tat, was Hao verlangte, würde Horohoro sterben. Her und jetzt. „Ren, geh beiseite!“, rief Horohoro hinter ihm, holte mit seiner Waffe aus und zielte direkt auf Haos Herz, bevor er mit einem Schrei zustach. „Horohoro, Chocolove, Ren!" Yoh, Lyserg, Ryu und Faust erreichten die Lichtung, als eine Explosion den Wald beben ließ. Schnee und Eiskristalle peitschten durch die Luft, erschwerten das Atmen und endlose Sekunden verstrichen, bevor der Nebel aus gesplittertem Eis, Wasser und Staub sich legte. Yoh öffnete den Mund, doch kein Laut entwich seiner Kehle, als die Erkenntnis ihn übermannte. „W-wie?", stieß Horohoro fassungslos hervor, während er zu realisieren versuchte, was geschehen war. Hao lächelte zufrieden. Er begegnete Rens unbewegtem Blick und spürte Zorn und Nichtverständnis in sich aufwallen, bevor sie ihn wie eine heiße Welle trafen. „Ren, was zum ... was tust du?!“, stieß Horohoro ungläubig hervor. „Was ist in dich gefahren?!“ Doch Ren reagierte nicht auf seine Worte, presste stattdessen die Klinge des Schwertes stärker an Horohoros Hals. Diesem Stockte der Atem als er ein Brennen und danach etwas Warmes seinen Hals hinab laufen spürte. Das konnte doch nicht sein. Das durfte einfach nicht sein! Das Ikupasi entglitt seinen Fingern und fiel zu Boden. „Das ist nicht dein Ernst", flüsterte er und suchte Rens Blick. Zu seinem Schrecken stieß er dort jedoch nur auf Kälte und Hass. „Geh", sagte Ren eindringlich und kalt, blickte ihn weiterhin durchdringend an. „Du machst doch nur Witze." „Geh", wiederholte Ren. „Lass es Ren. Hör auf." „Geh!“ Horohoro schreckte zurück, stolperte und fiel auf den Boden. Mit geweiteten Augen blickte er zu Ren auf. Unglaube, und Schmerz lagen in seinem Blick. Ren lächelte hämisch. „Ich bin jetzt keiner mehr von euch. Ich gehöre zu Haos Team." oOo „Es ist geschehen", sagte Jeanne, die eiserne Jungfrau. Sie hatte Marco den Rücken zugewandt und die Hände wie bei einem Gebet gefaltet hatte. „Das Unvermeidbare ist eingetroffen. Es hat sich ereignet." Marco schob seine Brille nach oben und hob beunruhigt die Augenbrauen. „Und es ließ sich nicht verhindern?" Er saß wie Jeanne inmitten ihrer wallenden Haarpracht, welche ihr über den Rücken fiel, den Kopf schüttelte. „Nein, es war vorbestimmt, dass es so kommt. Dass er so handelt. Niemand hätte es verhindern können." Erneut schob Marco die Brille hoch, bevor er seufzte, sie absetzte und sich fahrig über die Augen strich. Von nun an würde es noch schwieriger werden. oOo „Der Schamanenrat muss eingreifen, Godva!" „Nein, nur im allergrößten Notfall." „Aber das hier ist ein Notfall!" Sliva war bemüht, den Mann nicht anzubrüllen, aber er beherrschte sich. Doch Godva blieb hart und starrte stumm auf den flimmernden Bildschirm, auf dem sich das eben geschehene auf der Lichtung wiederholte. Kurz schloss Godva die Augen. „Wir werden nicht eingreifen. So lautet der Wille des Schamanenkönigs." oOo „Nein", entfuhr es Yoh. Er starrte Ren bestürzt an. Sein Gefühl hatte ihn nicht betrogen, sein Zögern hatte alles nur verschlimmert! Auch die anderen waren nicht minder entsetzt. Horohoro Blick war starr. „Nein!", flüsterte er heiser, Trotz und Nichtglaube sichten sich ihren Weg in seine Stimme. „Doch." Rens Stimme ließ die Temperatur um sie herum noch um einige Grade sinken. „Nein", wiederholte Horohoro. „Du lügst doch!" „Ich lüge nie", stellte Ren sachlich fest. „Doch, du tust es jetzt!!", schrie Horohoro ihn und versuchte sich aufzurappeln, fiel jedoch wieder zurück. „Nein." Ren ließ seinen Blick kurz über seine ehemaligen Freunde streifen, dann drehte er sich ruckartig um und wandte den anderen seinen Rücken zu. „Geht mir aus den Augen." Langsam löste Yoh sich der Reihe. Neben Horohoro ging er in die Hocke, legte sich dessen Arm um die Schulter und zog ihn behutsam hoch. Horohoro ließ dies ohne Widersprüche mit sich machen, den Blick stumm auf Ren gerichtet. Kororo griff mit einer Hand nach dem Ikupasi, bevor sie sich auf Horohoros Schulter niederließ und sich an ihn schmiegte, das Stück Holz fest umklammernd. Yoh stützte ihn und dirigierte ihn auf den Waldrand zu. Er bedeutete Chocolove ihm zu folgen, was dieser nach einigem Zögern und einem unsicheren Blick auf Ren widerstrebend tat, doch nicht ohne die Nachdrücklichkeit seines Leoparden, welcher ihn mit seiner Nase beständig anstupste und voran schob. „Geht schon", sagte Yoh eindringlich zu Ryu, Faust und Lyserg, die sich widerstrebend umdrehten und im Wald verschwanden. Kurz bevor Yoh mit Horohoro das Dickicht erreichte, kehrte das Leben in den Körper seines Freundes zurück. Er riss sich von Yoh los und wirbelte herum. Hasserfüllt starrte er Rens Rücken an. „Ich kann nicht fassen, dass du uns die ganze Zeit betrogen hast!“ Ren reagierte nicht auf die Worte Horohoros, was den Ainu nur noch rasender Machte. Hätte er das Gesicht des Chinesen gesehen hätte, hätte er erkannt, dass Ren um seine Beherrschung rang, doch so blieb dieses Vergnügen nur Hao vorbehalten, welcher die Situation vollends auskostete. „Horohoro, lass gut sein", wandte Yoh ein und griff nach Horohoros Arm. Hao begann zu lachen. Er legte Ren eine Hand auf die Schulter und grinste Yoh triumphierend an. „Mein verehrter Bruder, hier siehst du, was dir deine Freundschaft bringt! Dein treuester Freund ist jetzt auf meiner Seite, wie gefällt dir das?" Ren warf einen flüchtigen Blick über seines Schulter. Horohoro, der versucht hatte sich aus Yohs Griff zu befreien, erstarrte. Irgendetwas hatte einen Moment lang in Rens Blick gelegen, was er bis jetzt noch nie bei dem Chinesen gesehen hatte. Doch kaum hatte dieser Gedanke es geschafft, ihn zu irritieren, kehrte die Verachtung in Rens Gesicht zurück und Horohoro zweifelte. Eine Einbildung, resultierend aus dem Wunsch, dies alles wäre nur ein schlechter Albtraum. „Gehen wir", flüsterte Yoh und zog ihn in den Wald. Ohne sich noch einmal umzudrehen verschwanden sie zwischen den Bäumen und folgten den anderen. Während sie mit gesenkten Blicken zurück schlichen war Yoh mit etwas anderem beschäftigt. Wie sollten sie das nur jemals Jun beibringen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)