Unter dem Nebelgebirge
Die beiden Herren Hundeyoukai ohne Dämonenenergie in unterirdischen Gängen....
Und ein Blick auf Inyuashas Pläne gegen die Piraten.
Viel Spass beim Lesen!
5. Unter dem Nebelgebirge
Die beiden Hundeyoukai erkannten bald, dass der Gang offenkundig von Leuten angelegt worden war, die kleiner als sie gewesen waren. Der Schacht war hier so niedrig, dass sie nur gebückt gehen konnten, was sehr anstrengend war. Überdies waren sie auf diese Weise relativ hilflos, falls sie wider Erwarten angegriffen werden würden. Aber keiner der beiden sagte etwas zu dem Thema. Es war eben so und sie konnten daran nichts ändern.
Auf einmal betrachtete Sesshoumaru das Schwert, das er in der Hand hielt. Warum spendete Tensaigas Klinge ihnen ihr bläuliches Licht? Er hatte sich zuvor nicht gefragt, war er es doch gewohnt, dass sein Youki diese Wirkung haben konnte. Aber hier, innerhalb der Barriere des Sternjuwels? Und er unterdrückte seine Dämonenenergie doch vollständig? Aber dann dachte er daran, dass Tensaiga ja auch Magie aus der anderen Welt, wohl auch Magie Izanagis besaß. Das Sternjuwel hatte keine Auswirkungen auf Tensaiga. Darum war er wohl derjenige, der es auch zerstören könnte, wie der Bote der Sonnengöttin angedeutet hatte.
Sie waren so gewiss über eine Stunde unterwegs, als sich der Gang auf einmal verbreiterte, die Decke nach oben ging. Ein wenig erleichtert richteten sie sich auf, blickten sich in Tensaigas mattem Schein wieder um. Dies hier war eine natürliche Höhle und die Erbauer des Ganges hatten sie mit verwendet. Die Höhlendecke war kaum zu erkennen. Ein Rauschen und der Geruch von Wasser vor ihnen ließ sie langsam in diese Richtung gehen. Kurz darauf erkannten sie die Ursache. Vor ihnen befand sich ein kleiner See, aus dem ein Bach nach links floss, in irgendeinen anderen Schacht. Aber direkt vor ihnen stürzte das Wasser aus sicher gut zehn Metern Höhe in diesen See.
"Wir müssen den Wasserfall hoch." Sesshoumaru blickte empor.
Yuri sparte sich die Frage, warum, da auch er nun die Stufen bemerkte, die neben der Kaskade in den Fels gehauen worden waren. Überdies zeigte ein Fels eine Markierung, die wie eine Hand aussah. Ein Finger deutete empor. So meinte er nur: "Erlaube, dass ich vorangehe, Taishou."
"Nein." Sesshoumaru war es bedeutend lieber, wenn sein Cousin unter ihm war. Mit nur einer Hand würde es hart werden, auf den rutschigen Stufen Halt zu finden und gleichzeitig Tensaiga als ihre einzige Lichtquelle zu halten. Er hätte das Schwert seines Vaters nie aus der Hand gegeben.
Auch Yuri fiel das nun ein und so trat er nur einen Schritt beiseite. Er würde direkt hinter ihm dort emporklettern, versuchen, ihn zu halten, sollte er abrutschen.
Für gewöhnlich hätten beide die zehn Meter mit einem einzigen Satz genommen, aber ohne Youki war eben alles ein wenig schwieriger. Der Youkaifürst hielt Tensaiga mit drei Fingern, während er versuchte, mit den anderen zwei auf den Stufen über seinem Kopf einigermaßen Halt zu finden. Der Sprühnebel des Wassers hatte jedoch diese primitive Treppe genässt und es war rutschig. Yuri folgte ihm aufmerksam. Für ihn war es schon mit beiden Händen schwer und er konnte sich vorstellen, wie unsicher man sich mit nur ein paar Fingern fühlen musste.
Beide fingen an lauter zu atmen, ungewohnt für sie. Das waren sicher die längsten zehn Meter ihres bisherigen Lebens. Oben kroch Sesshoumaru auf den festen Boden, wich etwas zur Seite, blieb aber sitzen, als er im düsteren Licht seines Schwertes erkannte, was nun folgte. Yuri kam zu ihm. Auch er setzte sich erst einmal, als er erfasste, dass der folgende Tunnel diesmal so niedrig war, dass sie auf allen vieren vorankriechen würden müssen. Das wäre mit Sicherheit anstrengend, aber auch gefährlich. Zwar hatten sie bislang keine Spuren gefunden, die darauf hingedeutet hätten, dass dieser Gang von anderen Lebewesen genutzt wurde, aber sie störte es, sich auch nur möglicherweise nicht verteidigen zu können.
Aber sie hatten keine Wahl und so machten sie sich auf allen vieren auf den Weg. Zum Glück stellten sie rasch fest, dass es sich nur um einen Durchschlupf gehandelt hatte. Nach der niedrigen Passage kam wieder eine natürliche Höhle, die ihnen erlaubte, aufrecht zu stehen. Im trüben Licht erkannten sie an der Wand abermals eine Hand im Stein. Der Zeigefinger war ausgestreckt. Ganz offenkundig handelte es sich um einen Wegweiser. Da die Seeschlange gesagt hatte, sie sollten diesen folgen, taten sie es auch, wanderten an der Höhlenwand entlang nach rechts, wo sich ein neuer Tunnel öffnete. Eine eingemeißelte Hand zeigte in ihn hinein.
Sie folgten dem neuen Schacht schon länger. Unter ihren Füssen spürten sie, wie glatt er war. Ganz sicher war auch er künstlich in die Felsen gehauen worden. Wozu nur hatten sich die alten Bewohner von Le-chan-po solche Mühe gegeben, hier einen Geheimweg zu schaffen? Aber das würden sie wohl nie erfahren.
Plötzlich blieb der führende Sesshoumaru stehen, schob rasch Tensaiga in die Scheide. Es wurde sofort stockdunkel. Yuri trat nahe hinter seinen Cousin, berührte ihn leicht an der Schulter - eine stumme Frage.
"Vor uns", flüsterte der Youkaifürst.
Yuri hob witternd den Kopf. Etwas war dort vorn anders, ja. Die Luft in dem Gangsystem war bislang immer angenehm gewesen, sauerstoffreich, als ob es Lüftungsschächte gäbe. Aber da verdichtete sich die Atmosphäre, als sei irgendwo weit vorn ein Lebewesen von riesiger Größe, dessen Ausdünstungen sie bis hier wahrnehmen konnten. Und es roch eindeutig nach einem Fleischfresser. Sie waren Hundeyoukai und ihre Nasen extrem gut. Ein Mensch wäre wohl ahnungslos weitergelaufen. Feuchtigkeit war zu wittern, als sei dort ein größeres Gewässer. Ein Höhlensee?
Aber sie hatten ein Ziel und so setzte sich Sesshoumaru wieder in Bewegung, gelassen, als sei nichts weiter. Ohren und Nasen waren gut genug, um sie in der Dunkelheit zu führen, auch wenn selbst das matte Licht der Klinge geholfen hatte, die Umgebung zu erkennen. Der Geruch wurde immer intensiver. Es war ein Fleischfresser, aber was für einer? Die Witterung war nach einem Reptil, aber auch etwas wie von einer Kröte, etwas wie von einem Fisch. Es war, als habe sich das Lebewesen nicht entscheiden können, was es nun wäre. Oder es war eine Kreatur, die es nur hier gab. Dem Youkaifürsten fiel ein, dass der Bote der Sonnengöttin etwas davon erwähnt hatte, auf diesen Inseln stände der älteste Tempel der Welt, und dieser sei dem Schöpfergott Izanagi geweiht. Warum sollte er nicht auch einige spezielle Wesen hier erschaffen haben. Ihm war jedoch klar, dass sie vorsichtiger als sonst sein mussten. Ohne Youki konnte er seine Energiepeitsche nicht einsetzen, nicht die Giftklaue, nicht Tokejin mit Energie laden. Es müsste nur mit dem reinen Stahl gehen. Und das mochte selbst zu zweit schwierig werden, wenn das unbekannte Wesen sie angriff, waren sie doch langsamer, schwächer. Er erinnerte sich nur zu gut an den Kampf gegen die zweihundert armseligen Menschen am Strand, eine Erfahrung, auf die er gern verzichtet hätte.
In der dunkeln, feuchten Höhle am Rande des Sees bewegte ER sich. Seit undenklichen Zeiten lebte er hier, seit er aus seinem Ei geschlüpft war. Zunächst war alles einfach gewesen. Immer wieder waren Wesen hier vorbeigekommen, öfter Menschen, manchmal auch jene anderen, die soviel Energie mitbrachten. Und er war gewachsen, hatte sich gehäutet, war wieder gewachsen. Dann hatte es plötzlich aufgehört. Niemand kam mehr diese Gänge entlang. Seinen größten Hunger hatte er mit Fischen aus dem See und verirrten Fledermäusen stillen können, so dass er nicht gestorben war. Aber er war nicht mehr gewachsen, hatte sich nicht mehr weiterentwickelt. Vorsichtig setzte er eine Pfote auf den Boden, lauschte. Seine Nase verriet ihm, dass sich in der Dunkelheit zwei Nahrungswesen auf ihn zu bewegten. Sorgsam überprüfte er sie. Leider konnte er diese besondere Energie bei ihnen nicht spüren, aber immerhin, Menschen wären besser als Fische.
Sesshoumaru witterte in der Finsternis, dass sie eine größere Höhle erreicht hatten, hörte die leisen Wellen eines Sees. Und er vernahm von rechts das unendlich behutsame Aufsetzen von Krallen auf Steinboden. Yuri blieb neben ihm stehen. Auch er hatte es bemerkt.
"Rechts", sagte er ruhig.
Der Youkaifürst dachte für einen Moment nach. Nahm er Tensaiga, hatten sie ein wenig Licht - gut für einen Kampf. Aber Tensaiga würde das namenlose Wesen kaum schwächen können. Zog er Tokejin, müssten sie in der Finsternis auf unbekanntem Terrain einen Kampf durchstehen gegen einen fremden Gegner. "Yuri."
"Ja?"
"Wir haben ein Ziel." Er zog Tensaiga.
Im bläulichen Licht der Klinge der anderen Welt erkannten die beiden Hundeyoukai das riesige Wesen, das sich entlang des Seeufers auf sie zuschob. Der Geruch war unerfreulich genug gewesen, bislang, aber nun trauten sie ihren Augen kaum. Es war eine vierfüßige Kreatur, nicht unähnlich einer Eidechse, aber die Haut war weich und rosa. Selbst der nachschleifende Schwanz war haarlos, ohne Schuppen. In der Schnauze zeigten sich nadelspitze Zähne. Die Augen sahen seltsam trüb aus, als seien sie von einer Schicht überzogen.
Das ganze Lebewesen wirkte unfertig und sie begriffen, dass es sich wohl um eine Larvenform, oder eher eine Kaulquappenform handelte, ein nicht ausgewachsenes Exemplar irgendeines Reptils oder einer Amphibie. Eine Art Olm.
Yuri hielt sein Schwert bereits in der Hand. Er hatte den Satz seines Fürsten verstanden. Wenn das Wesen sie nicht angriff, würden sie weitergehen, ohne Kampf. Sollte es die Feindseligkeiten eröffnen, würden sie sich nur verteidigen, aber zusehen, dass sie ebenfalls weiter vorankamen. Da war Shiro. Und der Befehl des Schöpfergottes. Beides waren zu gewichtige Punkte, um sich auf einen überflüssigen Kampf einzulassen, die wenige Energie, die ihnen so zur Verfügung stand, zu verschwenden.
Sesshoumaru hatte kurz den Kopf gewendet, die Gegend betrachtet. Die Höhle, in der sie sich befanden, musste riesig sein, die Witterung des Sees verriet seine Größe. Aber der geheime Weg führte am Seeufer entlang, er entdeckte wieder das Zeichen der Hand. Hinter ihnen. Wenn sie dort entlang gehen würden, müssten sie sich nicht mit dieser Kreatur auseinander setzen.
Im gleichen Moment schoss das Geschöpf mit einer für ein unfertiges, aber auch für ein so großes Lebewesen überraschenden Geschwindigkeit auf sie los. Yuri sprang vor. Mit Youki hätte er es schnell erledigt gehabt, aber so müsste er es nur abwehren. Tensaiga bot ihm Licht, aber ihm war klar, dass der Taishou auf diese Art nicht mitkämpfen konnte. So schlug er mit aller Kraft, die er so aufbringen konnte, zu. Er zielte auf die Schnauze, in der Hoffnung, ein heftiger Schlag auf die Nase würde die Kreatur zum Aufgeben bringen. Für gewöhnlich hätte er mit vollem Youki das Wesen damit praktisch halbiert. So aber zuckte der Olm nur instinktiv zurück. Nahrungswesen, zumal Menschen, pflegten sich nicht zu wehren. Dann jedoch reagierte er rasch. Yuri landete gerade, als sich etwas Langes, Feuchtes um ihn wickelte: die Zunge. Seine Arme wurden an seine Seiten gedrückt, so dass er sein Schwert nicht mehr führen konnte.
Sesshoumaru hatte es bemerkt und ließ Tensaiga zu Boden fallen. Das magische Licht der anderen Welt erlosch nicht. So zog er im Vorwärtsspringen Tokejin. Seine Klinge prallte gegen die Zunge. Der Olm gab etwas wie ein Quietschen von sich, und brachte sein empfindliches Körperteil rasch in den Mund in Sicherheit.
"Dort hinüber!" befahl der Hundefürst.
Yuri zögerte kurz, aber da Sesshoumaru zurücklief, ohne zu stoppen Tokejin wegschob, um Tensaiga aufnehmen zu können, rannte er auch. Vor solch einem Wesen wegzulaufen war eines Hundeyoukai unwürdig, aber ohne Youki und mit ihrem Ziel vor Augen war das die logischste Option.
Das Wesen überwand seine Überraschung schnell und folgte ihnen. Im matten Licht von Tensaigas Klinge liefen die Youkai zwischen Höhlenwand und See entlang. Der Olm kannte sich hier aus und obwohl er blind war, war sein Geruchssinn ausgezeichnet. Er wusste, wohin diese Nahrungswesen wollten, kannte den alten Geheimgang seit Beginn seiner Existenz. Sie waren schnell, das gab er zu, aber er war nicht geneigt, eine so willkommene Beute zu verlieren.
"Kampf?" erkundigte sich Yuri. Er hasste es wegzulaufen, Logik hin oder her.
Der Youkaifürst sparte sich die Antwort und lief weiter. Ohne Youki war es schwer genug, gegen das Wesen anzukommen. Kampf war die letzte Möglichkeit. Aber Izanagis Auftrag - und Shiros Rettung - hatten unbedingten Vorrang. Auch vor ihrem eigenen Stolz. Irgendwann würde der Verfolger aufgeben, vermutlich, wenn sie diesen Höhlensee verlassen würden.
Aber diese Flucht - dieser strategische Rückzug - war lang und anstrengend. Ohne Youki waren sie langsamer als gewöhnlich und konnten einige ihrer wichtigsten Fähigkeiten nicht einsetzen. Hinzu kam dieses peinliche Gefühl, vor irgendetwas davonzulaufen. Aber das war eben so.
Nach einer scheinbar endlosen Zeit bog der Pfad nach links in einen erneuten Höhlengang. Sesshoumaru erkannte wieder eine Hand als Zeichen und wandte sich dorthin. Beide keuchten - ungewohnt für Youkai.
Aber immerhin blieb der Olm hinter ihnen zurück. Weiter wagte er nicht zu gehen, sich von seinem Wasser zu entfernen.
"Er ist weg", brachte Yuri hervor. Noch nie in seinem gesamten Leben hatte er derart nach Luft ringen müssen.
So blieben die beiden stehen, warteten, bis ihr Atem wieder ruhiger wurde, ehe sie sich wieder auf den Weg machten.
Sie folgten dem Gang immer weiter, als sie spürten, dass es allmählich aufwärts ging. Sie wussten nicht, wie lange sie unterwegs gewesen waren, aber sie fühlten sich müde, für Youkai ihres Standes ein mehr als eigenartiges Gefühl, als sie vor sich endlich Tageslicht entdeckten.
Sesshoumaru schob Tensaiga in die Scheide. Es handelte sich hier wieder um solch eine magische Täuschung wie am Beginn des Geheimgangs. Vor außen wirkte der Gang wie massiver Fels, tatsächlich aber konnte man ohne jedes Problem hindurchgehen.
Die Hundeyoukai blieben stehen, betrachteten ein wenig überrascht die Gegend, die sich vor ihnen auftat.
Sie standen auf halber Höhe einer Bergflanke. Unter ihnen breitete sich die Insel aus, besser, eine der drei Inseln, die Le-chan-po heute bildeten. Ein helles Wasser lief neben ihnen hinunter in die Ebene, zu dem Flüsschen, das sich dort wand. Sie erkannten Wälder, aber auch bebaute Felder und ein Dorf, direkt vor ihnen. Später mochten andere kommen.
"Menschen," konstatierte Yuri. "Dann könnten wir dort etwas über Dai Oya in Erfahrung bringen."
"Menschen." Was sollten die schon über einen Magier wissen? Aber vielleicht hatte sein Cousin Recht. Am Horizont erkannte er wieder das Meer. Um dort hinüber, zu einer anderen Insel zu gelangen, benötigten sie eine Überfahrgelegenheit. Ein Boot. Es half nichts. Diese Reise war merklich verdrießlicher, als er sich das je vorgestellt hätte. Aber ohne Youki waren sie eben keine Youkai, zumindest keine Lebewesen der Macht. So setzte sich Sesshoumaru langsam hangabwärts in Bewegung.
Als sie sich dem Dorf näherten, wurden die Bauern auf sie aufmerksam. Einer rannte ins Dorf. Hatte er in ihnen Youkai erkannt? Wurden sie gefürchtet? Aber hier, im Bannkreis des Sternjuwels, konnte es doch kaum Lebewesen geben, die Youki oder Genki einsetzen konnten. Sie würden wohl abwarten müssen. Und beide Hundeyoukai waren überzeugt, auch ohne Youki mit ein paar Dörflern fertig werden zu können. Immerhin hatten sie Schwerter, während die Bauern hier unbewaffnet waren.
Zwei Männer kamen aus dem Dorf. Einer war wie ein Bauer gekleidet, wenn auch mit deutlich besseren Stoffen, in dem anderen vermuteten sie zu Recht den Priester der Ortschaft. Die beiden starrten ihre Besucher neugierig an, tuschelten miteinander.
"Yuri", sagte Sesshoumaru, als sie sich näherten. Er sah keinen Grund, sich mit Menschen zu unterhalten, solange es jemand anderer tun konnte.
"Ja." Seinem Cousin machte das nichts aus. Im Gegensatz zu vielen Youkai fand er Menschen, vor allem deren weiblichen Teil, sehr interessant. So meinte er: "Guten Tag. Könnten wir eine Auskunft bekommen?"
"Äh..." Der Ortsvorsteher guckte sich seine Besucher noch einmal an. Lange Haare, spitze Ohren...eigentlich sahen sie aus wie jene Lebewesen, von denen sie Schauergeschichten erzählt bekommen hatten, wie Youkai. Aber der Priester hatte ihm versichert, dass er keine andere Energie spüren könnte. Sie alle wussten, dass der mächtige Dai Oya das Sternjuwel besaß, das solch schwarzen Kreaturen verbot, ihre Macht einzusetzen. Aber dennoch konnten es Priester spüren, wenn sie einen Youkai trafen, selbst, wenn dieser sich bemühte, sich als Mensch auszugeben. Aber diese zwei hier schienen wirklich Menschen zu sein. Überdies trugen sie teure Rüstungen und jeder zwei Schwerter. "Ihr seid Krieger?" fragte er daher nur: "Edle Herren?"
"Ja. Wir sind auf dem Weg zu Dai Oya."
"Oh!" Der Bürgermeister atmete durch: "Ihr habt von seiner Macht gehört und wollt ihm nun dienen? Ja, der mächtige Dai Oya, ein Gott, der zu uns niedergestiegen ist, um uns vor den dunklen Mächten zu beschützen..."
Ein Gott? Diese Information war den Hundeyoukai neu. Aber sie konnten es sich kaum vorstellen. Davon hätte der Bote der Sonnengöttin doch etwas erwähnt. Yuri sah zu dem Priester, wandte sich aber wieder an den Ortsvorsteher: "Und daher unsere Frage: könnt ihr uns eine Überfahrt verschaffen, zu der Insel, auf der er lebt?"
"Nein, edle Herren. Solche Schiffe besitzen wir nicht. Und selbst wir kommen nie nach Duen Kor. Dort residiert der Herrscher."
"Duen Kor." Sesshoumaru sprach zum ersten Mal. Wenn es keine Schiffe gab, würde es schwierig werden, dorthin zu gelangen.
Der Priester sah ihn an. Diese seltsamen Markierungen, die dieser Fremde im Gesicht trug.... Der andere wirkte bis auf die langen Haare ja ganz normal, aber solche Zeichnungen? Der Priester konzentrierte sich nochmals. Aber nichts an den Besuchern verriet eine dämonische Ausstrahlung. Und, wenn er es sich so recht überlegte: ein Youkai, der einen Arm verloren hatte, wäre doch wohl ungewöhnlich. Gegen wen hätte er denn verlieren sollen? So sagte er höflich: "Wenn ihr bis morgen wartet....morgen kommen die Fischer wieder an Land. Der eine oder andere wäre vielleicht bereit, Euch zu der wilden Insel zu bringen."
"Die wilde Insel?" erkundigte sich Yuri prompt: "Was ist das? Nicht Duen Kor?"
"Nein. Das ist die Insel, die dazwischen liegt. Dort leben keine Menschen. Es mag gut sein, dass Ihr Euch mit den wilden Bestien da auseinandersetzen müsst. Aber Ihr seid Krieger, so werdet Ihr es vielleicht riskieren wollen."
"Ja, natürlich." Der Youkaiprinz bemerkte, dass sich die anderen Menschen neugierig näher wagten, da es sich um einen friedlichen Besuch zu handeln schien. Und da waren einige hübsche Mädchen dabei. Er lächelte flüchtig einer Dorfschönheit zu. Er wusste, dass Menschenfrauen oft auf starke Krieger standen, und er sah in Menschenaugen gut genug aus, um für sie attraktiv zu wirken. Oftmals hatten sie nicht einmal bemerkt, dass sie mit einem Youkai anbändelten.
Der Priester hatte das Lächeln beobachtet. Nein, dass konnten unmöglich Monster sein. Das waren Menschen wie sie selbst, wenn auch Krieger, und gewiss von Adel. Kleidung und Rüstungen waren zu teuer, als dass sie sich jeder leisten könnte. Wenn sie auch noch Dai Oya dienen wollten... "Nun, dann bleibt bis morgen unsere Gäste."
"Danke", sagte Yuri frohgemut, ehe er einen Seitenblick warf, und erkannte, dass sich Sesshoumaru bei weitem nicht über die Einladung freute.
Tatsächlich bedachte der Youkaifürst den Haken dieses Angebot. Um unauffällig zu bleiben, nicht Dai Oya zu verraten, dass sie hier waren, müssten sie sich wie Menschen benehmen. Er würde also gezwungen sein, tatsächlich Menschennahrung zu sich zu nehmen. Das hatte er erst einmal getan, und damals auch nicht freiwillig. Hoffentlich wusste Izanagi zu schätzen, welche Opfer er ihm brachte. Und dass sein Cousin offenkundig auf Menschenfrauen stand.....Sein eigener Vater hatte es ja auch getan. Woher diese eigentümlichen Gene wohl stammen mochten? Großvater?
Aber es half nichts. So folgten sie dem Bürgermeister und dem Priester in das Dorf.
Inuyasha stand am Meeresstrand und blickte aufs Meer. Mirokus Idee war gut gewesen. Er hatte vorgeschlagen, mit Spiegeln entlang der Küste eine Nachrichtenkette aufzubauen. Kagome, Sango und Kaede war es gelungen, die Dorfbewohner zu überzeugen, dass dies ihrem Schutz diente. Falls nun ein Dorf überfallen werden würde, käme die Information über die Spiegel rasch zu ihm. Hinter ihm stand ein vollblütiger Hundeyoukai. Zu seinem Bedauern war es ihm als Hanyou einfach unmöglich so ein Dimensionsportal zu errichten, das einen rasch von einer Stelle zur anderen brachte. Allerdings war es für vollblütige Youkai mit nur geringer Energie ebenso undurchführbar. Aber hier, Hiro, würde das für ihn tun.
Kagome...
Er fand es nur zu recht, dass sie mit ihm in das Schloss seines Bruders gekommen war, immerhin ein Dämonenschloss. Aber sie hatte ihm versichert, dass sie alle nett und höflich behandeln würden und sie sich sicher fühlen würde. Tatsächlich hatte sie sich mit dem Heiler angefreundet und dieser hatte angefangen, ihr Pflanzen beizubringen, die sie noch nicht kannte. Umgekehrt erzählte sie ihm von Heilmethoden aus ihrer Zeit. Sie schien sich im Mittelalter wirklich wie zuhause zu fühlen, selbst in einem ganzen Schloss voller Youkai. Kagome, dachte er und spürte, dass er sie schon wieder vermisste.
Hiro stand schweigsam hinter dem jüngeren Bruder des Inu no Taishou, dessen momentanem Erben. Nur zu gut hatten alle in den vergangenen Monaten gesehen, wie stark er war. Und auch, wenn ihm nicht ganz klar war, wie Inuyasha-sama allein gegen drei Piratenschiffe vorgehen wollte, so ziemte es sich sicher nicht, ihn danach zu fragen.
Wo nur diese blöden Piraten blieben? Inuyasha sehnte sich danach, es ihnen heimzahlen zu können, dass sie die ganzen Menschendörfer überfallen und massakriert hatten, von der Entführung Shiros ganz zu schweigen. Er verdankte Sesshoumaru und ihr sein Leben - und er würde mit Sicherheit die Kerle zur Hölle schicken, die ihr das angetan hatten. Hoffentlich passierte seinem Halbbruder und Yuri nichts. Wie es ihnen wohl dort drüben, jenseits des Meeres ergehen mochte? Und was war Shiro zugestoßen?
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Gute Frage, Inuyasha!
Das nächste Kapitel gehört Shiro. Und sie lernt endlich Dai Oya kennen- und erfährt, was er mit ihr vorhat.
Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlaasen, schicke ich wie gewohnt eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
bye
hotep