Blind! von Shirokko (HP:DM) ================================================================================ Frühling -------- Autor: Shirokko Disclaimer: Nicht meins, nur verwurstet, durch den Fleischwolf gedreht, zusammengemischt und neu verarbeitet. Alle Charas gehören J. K. Rowling, beschwert euch bei ihr, wenn ihr wen nicht mögt. ^^ ... ich verdiene damit also kein Geld, was wirklich schade ist! Kommentare: Diese Geschichte spielt nach dem vierten Band, die drei zuletzt erschienen Bände werden nicht berücksichtigt. Warnungen: Diese Geschichte enthält Shonen-Ai und Yaoi!!! Wem das nicht gefällt, der soll es nicht lesen oder solcherlei Stellen einfach auslassen! Kapitel 57: Frühling Draco saß still auf seinem Platz im Unterricht für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Inzwischen war es April und draußen regnete es unvermindert. Schon seit Wochen bedeckten graue Wolken den Himmel, weichten mit ihrem ewigen Nieseln den Boden der Ländereien Hogwarts’ auf. Aber das war okay so. Der blonde Junge genoss es den Tropfen zuzusehen, wie sie an den Scheiben herab liefen, sich immer neue Wege suchten. Sie verursachten eine angenehme Leere in seinem Inneren, töteten den dumpfen Schmerz ab, der in ihm schwelte, betäubten seine müden Gedanken. Gestern waren sie endlich damit fertig geworden, die Fallen der Zwillinge und ihrer Helfer abzubauen. Es waren gewitzte gewesen und es hatte viele Opfer gegeben, bevor man mit System vorgegangen war, um dem zweifelhaften Genie der Scherzmeister zu begegnen. Unwillig musste Draco lächeln, als Erinnerungen in ihm aufstiegen, wie Ron plötzlich unter der Decke klebte und dort nicht mehr herunterkam, weil das Zauberkaugummi ungewohnt resistent gewesen war. Oh ja, das war lustig gewesen. Genauso lustig wie der Moment, als der stille Neville schreiend geflohen war, weil die Kristallkugeln der Gruselfliege wie hyperaktive Klatscher ausgerechnet ihn als Ziel auserkoren hatten. Nur war diese angenehme Art der Ablenkung jetzt leider vorbei. „Mr Malfoy!“ Eine Bambusrute knallte vor ihm auf den Tisch und Draco schreckte zusammen, starrte mit aufgerissenen Augen auf den Stock vor seinen Händen. „Ich habe Ihnen schon ein paar Mal gesagt, dass Ihre neu gewonnene Popularität Ihnen keine Sonderrechte einräumt! Hören Sie auf zu träumen und beantworten Sie die Frage!“ Seufzend entspannte sich der Slytherin wieder und blickte den erbosten Professor widerwillig an. Er konnte Raindoom immer noch nicht leiden. Sein Gesicht erinnerte ihn immer daran, wie feige er seine Schüler auf den blinden Harry gehetzt hatte, um ihn bloßzustellen. Außerdem war er für seinen Geschmack immer noch viel zu selbstgefällig. „Wenn ich die Frage gehört hätte, könnte ich es versuchen, aber so…“ Draco zuckte desinteressiert mit den Schultern. „Fünf Punkte von Slytherin!“, wurde ihm entgegengebellt und Draco konnte ein erneutes Seufzen nicht unterdrücken. „Also wirklich, Mr Malfoy. Sie sind sich Ihrer Position als Vorbild nicht bewusst. Und ich hoffe, Sie erinnern sich, dass ich die Anwesenheit von denen da missbillige!“ Er zeigte pikiert auf Kikuileh und ihre beiden Freunde, die es sich in Dracos Umhangkapuze bequem gemacht hatten. Der Junge hatte sie liebevoll Zick und Zack genannt, weil sie mit Schriftzeichen überfordert waren und er sie einfach nicht verstand, um ihre Namen zu erfahren. „Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass Sie sie aus dem Raum entfernen sollen?“ Eine Augenbraue hebend erwiderte Draco den strengen Blick. „Haben Sie schon mal versucht, einer Fliege zu sagen, sie soll sich vom Essen fernhalten?“ Die drei kleinen Feen begannen zu lachen, dass sie sich die Bäuche halten mussten, und Raindoom verzog missbilligend den Mund. „Der Vergleich war unpassend. Diese Wesen sind ihrem Intellekt entsprechend weit über normalen Stubenfliegen platziert. Ich möchte, dass sie… Mr Malfoy? Was ist mit Ihnen? Geht es Ihnen nicht gut?“ Dracos urplötzlich glasige Augen und sein entgleistes, blasses Gesicht ließen Sorge in seine Eingeweide kriechen. Was war mit dem Jungen? So verhielt er sich doch sonst nicht, wenn er ihn mal wieder zusammenfaltete. Doch der Slytherin zeigte keine Reaktion auf die Verunsicherung des Lehrers. Seine Augen waren groß, er wirkte angespannt und ungläubig, als würde er auf irgendetwas lauschen. Dann durchbrach ein helles, kurzes Klopfen das leise, respektlose Gekicher der Schüler, die sich über den erneuten Disput zwischen Musterschüler und Hasslehrer amüsierten, zog die Aufmerksamkeit vieler auf das Fenster, das jetzt auch von Draco angestarrt wurde. Dort saß, verzerrt durch die Tropfen an der Scheibe erkennbar, ein kleiner Vogel und klopfte erneut. Hell und klar klang es über jegliches Geräusch hinweg. „Wie süß!“, quietschte Lavender Brown entzückt und klatschte in die Hände, um ihre Aussage zu unterstreichen. „Seht doch, er ist ganz nass!“, fügte ihre Freundin mitleidig mit an. „Der Arme.“ „Und er ist völlig struppig.“, lachte Pansy, die neben Draco saß und sich ein wenig vorlehnte, um ihn überhaupt sehen zu können. Weitere Worte blieben ihr im Hals stecken, da Draco auf einmal wieder zum Leben erwachte. Zittrig und hastig, die Augen nicht von dem kleinen Vögelchen lassend, tastete er sich durch die Bankreihe, ignorierte das empörte Luftholen des Lehrers, als er sein Tintenfass vom Tisch wischte und es zu Bruch ging, und fand seinen Weg zum Fenster, hinter dem die Schwalbe aufgehört hatte zu klopfen. Aufmerksam, das Köpfchen schief gelegt und immer wieder hin und her ruckend, wartete sie auf ihn. Die Zeit schien sich zu dehnen, Dracos Zauberstab bewegte sich, ein Alohomora öffnete den Riegel des Fensters und Draco zog es auf. Wasser spritzte, als der Vogel sich schüttelte und auf ihn zuhüpfte, kleine Flügel breiteten sich aus, dann war der Vogel in der Luft. Wie ein Blitz schoss er auf den blonden Jungen zu, umflog seinen Kopf, so schnell, dass dieser ihm mit den Augen kaum nachkam, und landete schließlich mit einem schrillen Ruf auf Dracos reflexartig gehobenen Fingerspitzen. Auf den blassen Lippen erschien ein breites Lächeln, die grauen Augen glänzten verdächtig. „Du bist wieder da.“, hauchte Draco ergriffen, überwältigt von der zuvor nicht bemerkten Präsens. Im nächsten Augenblick lag Harry in seinen Armen, tropfend vom Regen, die Arme um seinen Hals geschlungen, ihn fest an sich pressend, sprachlos vor lauter Glück im Herzen. Noch immer trug der Schwarzhaarige die abgerissenen, verkohlten Kleider, die er bei seinem Kampf gegen Voldemort getragen hatte. An Unterricht war nicht mehr zu denken. Harrys Erscheinen löste eine Welle an Aufregung aus. Erstaunen, Freude, Sprachlosigkeit, die Umarmung der beiden einstigen Feinde gab den meisten den Rest, ließ Verwirrung und Diskussionen aufbranden, dann übertönte ein befreites, helles Lachen den Tumult und Hermione und Ron schlossen sich jubelnd der Umarmung an. Die Starre der Schüler war damit gebrochen und während alle durcheinander rannten und schrieen, ging Raindooms um Ruhe bittende Stimme in dem Chaos unter. Letztendlich gab er sich geschlagen. Harry Potter war zurück, war augenscheinlich unverletzt und tatsächlich ein Animagus, wie man es schon behauptet hatte, Draco Malfoy umarmte seinen Feind und wollte ihn offenbar auch nicht mehr loslassen, Harry Potter war freiwillig und zuallererst zu Draco Malfoy geflogen - das alles war doch ein wenig zu viel für ihn allein. Zum zweiten Mal in seiner doch recht kurzen Hogwarts-Lehrer-Laufbahn flüchtete Professor Raindoom aus dem Klassenraum, um sich Hilfe zu suchen. Zu seinem Erstaunen kam ihm diese schon auf dem Flur in Form Dumbledores entgegen. Der alte Schulleiter lächelte dem aufgelösten Mann amüsiert entgegen. „Also ist Harry tatsächlich wieder da.“, nahm er ihm fröhlich jegliche Erklärungsnot. Raindoom nickte nur und blieb stehen, während Dumbledore eilig an ihm vorbei schritt. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sein Unverständnis und die Verwirrung, warum der weißhaarige Mann von Harrys Ankunft wusste, zu verbergen und ihm zu folgen. Vielleicht erfuhr er dann auch endlich, was hier vor sich ging. Die beiden Lehrer hatten die Klassentür gerade erreicht, da sprang diese auf und eine aufgeregte Parvati Patil stolperte gegen Dumbledore. Leicht verwirrt sah sie auf und errötete. „Professor, es tut mir leid, ich… Ich wollte…“ „Ich denke, sie wollen die frohe Kunde an Ihre Schwester weiterleiten, nicht wahr?“, half er ihr mit einem Augenzwinkern auf die Sprünge, dann wurde sein Lächeln milder. „Ich denke, es ist nicht zu viel verlang, damit bis zur Pause zu warten, damit wenigstens die anderen Klassen ihren Unterricht in Ruhe beenden können.“, beschloss er und schob sie wieder in den Raum zurück. Es würde am Nachmittag wohl sowieso keiner mehr stattfinden. In der Klasse herrschte ein heilloses Tohuwabohu. Ein paar der Schüler sangen eines der Lieder, die sie über Harry Potter gedichtet hatten, um ihm ihre Bewunderung zu zeigen, jeder wollte ihn anfassen und beglückwünschen, jeder wollte ihn sehen und alle stellten sie Fragen, schrieen, um die anderen zu übertönen, während halbherzig missmutige Einwürfe von einigen Slytherins eine lasche Gegenstimme bildeten. Und irgendwo dazwischen blitzten ein blonder, ein schwarzer und ein roter Haarschopf auf und verschwanden dann wieder im Chaos. Dumbledore lachte leise, dann zwinkerte er Hermione zu, die etwas abseits an der Wand lehnte und sich Freudentränen aus dem Gesicht wischte, zog seinen Zauberstab und wirkte einen Verstärkungszauber auf seine Kehle. Ein kurzes Räuspern, ein Luftholen, dann: „Halt!“ Der Ruf zerriss den Lärm und alles versank tatsächlich in erschrockener Reglosigkeit. „Was ist hier los?“, fragte der weißhaarige Mann gespielt streng. Geistesgegenwärtig hatte er seine Stimme wieder auf Normalmaß heruntergeregelt. Eine leise, schüchterne Stimme meldete sich zu Wort, hörbar um Ernsthaftigkeit bemüht. „Ich bin wieder da, Professor.“ Und aus der Masse an Leibern reckte sich eine weiße, schmale Hand und winkte. Lächelnd schritt Dumbledore auf Harry zu, die Schüler machten eilig Platz. „Ich weiß.“, gab er freundlich und ganz und gar nicht mehr streng zurück. „Ich habe es gespürt, als du die Banne durchflogen hast. Willkommen zurück. Es ist wirklich schön zu sehen, dass du wohlauf bist. Was macht dein Arm?“ „Verheilt.“, war Harrys Antwort und er bewies es, indem er Dumbledores ausgestreckte Hand ergriff und schüttelte. Mit der Linken hielt er stur Draco fest, deutlich machend, wohin er gehört und dass er dort zu bleiben gedachte. „Das ist wirklich erfreulich.“, lächelte der Schulleiter, mit Freuden bemerkend, dass selbst die grünen Augen klar und die Pupillen vorhanden waren. „Dann brauchst du eigentlich nur noch deinen Zauberstab zurück, um wieder ein kompletter Schüler dieser Schule zu sein, nicht wahr?“ „Sie haben ihn gefunden?“, fragte Harry hoffnungsvoll. „Ich war mir wirklich nicht sicher, wo ich ihn verloren habe.“ Er strahlte. Wann hatte dieser Junge das letzte Mal so glücklich ausgesehen? „Dann schlage ich vor, du folgst mir und ich gebe ihn dir zurück. Merlin, Junge, wo bist du nur gewesen?“ Schon setzte Harry zu einer Antwort an, da hob Dumbledore lachend die Hand. „Warte, noch nicht. Zuerst wirst du die Krankenstation besuchen. Nein, keine Widerrede, du bist klatschnass und du brauchst neue Kleider. Ich bin sicher, da kann Mr Malfoy kurzfristig aushelfen. Danach kannst du zu mir kommen und wir reden. Einverstanden?“ Harry konnte nur nicken, denn das Protestgeschrei der Schüler war ohrenbetäubend. Ihr Held war wieder da und war bereit, die Geschichte seiner Heldentat zu erzählen, da konnte Dumbledore ihn doch nicht einfach entführen! Aber sie hatten keine Chance, denn niemand wollte sich wirklich mit dem Schulleiter anlegen und niemand konnte Dracos eisigem Blick etwas entgegensetzen, als dieser Harry hinausschob. „Ron, Mione, kommt ihr?“ Harry war an der Türschwelle stehen geblieben und blickte zu ihnen zurück. Er ahnte schon, dass er die Geschichte würde erzählen müssen, und seine Freunde hatten es verdient, sie aus erster Hand zu erfahren. Die Dankbarkeit auf ihren Gesichtern, als die beiden Gryffindors ihnen folgten, brachte ihn zum Grinsen. „Was ist? Dachtet ihr, ich lass euch da?“ „Wir wollten nicht stören.“, gab Hermione mit einem schüchternen Blick zu und brachte Draco damit zum Lachen. „Ihr glaubt, dass wir jetzt Zeit für uns haben?“, wollte er trocken wissen. „Wohl nicht vor heute Abend.“, führte Harry den Gedanken kichernd zu Ende. Ein kurzer Blick zu Draco besiegelte das Versprechen. Eine Stunde später saßen die vier Schüler in Dumbledores Büro und mit ihnen Remus, Sirius, Tonks, Mme Pomfrey, Snape und McGonagall. Für Harrys Geschmack waren es ein wenig zu viele Leute, aber andererseits standen sie in seinem Ermessen alle auf der Stufe der Freundschaft und hatten damit eine Berechtigung da zu sein. Das Wiedersehen mit seinem Paten, Remus und Tonks war so herzergreifend gewesen, dass Tonks sogar geweint hatte. Dobby hatte auch geweint und ein großes kariertes Taschentuch komplett nass geschnupft und Sirius hatte ihn kaum loslassen wollen. Harry konnte es verstehen. Er hatte James verloren. Der Gedanke, dass er glauben musste, dessen Sohn sei jetzt ebenfalls tot und er hätte in seiner Beschützerfunktion erneut versagt, musste unerträglich gewesen sein. Und dann sollte er erzählen, was passiert war und warum er erst jetzt kam. Er lächelte, wurde sogar rot vor Verlegenheit. „Ist nicht so spektakulär.“, begann er einleitend, klammerte sich schüchtern an seine von Dumbledore spendierte Kakaotasse. Wie lange hatte er nicht mehr so etwas Gutes getrunken? „Ich war ohnmächtig, habe das Apparieren offenbar nicht geschafft. Und als ich wieder aufgewacht bin, war ich in einem Käfig.“ „Käfig?“, hakte Remus ungläubig nach, erleichtert darüber, dass Harry sich bei der Missglückten Apparation nicht zersplintert hatte. Jedem anderen wäre das mit Sicherheit passiert. „Ja, so ein Vogelkäfig. Ein Mädchen hat mich gefunden und mich zu einer Frau gebracht, die verletzte Vögel aufpäppelt.“ Er grinste. „Die hat meinen Flügel richten lassen und hatte Geduld mit mir, als ich getobt habe, um aus dem Käfig zu kommen. Bah, ich kann das Insektenzeug nicht mehr sehen!“ „Warum hast du dich nicht zurückverwandelt?“, warf Sirius ein. Er musste bei der Vorstellung von einem tobenden Harry, der keine Fliege essen wollte, ein Grinsen unterdrücken. „Du hättest ihr erklären können, dass du nach Hause musst. Wir haben auf dich gewartet!“ „Das habe ich ja versucht, aber zuerst ging es nicht. Es war, als wäre meine Magie komplett blockiert, ich weiß auch nicht… Und später hat der Verband gestört, hat weh getan, sobald ich es versucht habe... Außerdem war der Käfig zu klein.“ „Du musstest also warten, bis dein Flügel wieder verheilt war. Hat ziemlich lange gedauert.“, stellte Hermione fest. „Du warst über drei Monate weg.“ „So lange?“ Harry war betroffen. „Warum? So lange kam es mir gar nicht vor.“ „Vielleicht lag es daran, dass man als Tier kein Gefühl für Zeit hat.“, schlug Remus freundlich vor. „Oder es lag daran, dass er seine überstrapazierte Energie ohne einen helfenden Trank wieder regenerieren musste.“, warf Poppy Pomfrey ernst ein. Sie hatte Harry untersucht und Narben in seiner magischen Signatur gefunden, die von der schwarzen Energie seines Kontrahenten verursacht worden waren und ihr Sorgen bereiteten. In wie weit sich das auf seine Zauberkünste auswirkte, würde sich zeigen. Sirius winkte ab. „Mach dir jetzt keine Gedanken. Du bist schließlich zurück und wieder gesund. Also hat die Frau gut für dich gesorgt?“ „Das Mädchen, Mary heißt sie, auch. Sie ist jeden Tag gekommen.“ Er lächelte. „Sie hat gesagt, dass sie sich für mich verantwortlich fühlt, und sie hatte eine Menge Spaß dabei, mich zu füttern.“, fügte er naserümpfend hinzu. „Und dann bist du her geflogen?“ „So gut wie, aber…“ Und er begann zu strahlen. „Stellt euch vor: In dem Käfig neben meinem war Hedwig! Und ich konnte sie doch nicht da lassen, also bin ich als Mensch noch einmal hin und habe sie abgeholt. Die Frau wollte sie mir gar nicht geben und ich musste ihr erst beweisen, dass sie mir gehört…“ Wieder lachte er, klang fröhlich, ausgelassen. „Hedwig war ganz böse, weil sie die ganze Zeit eingesperrt war, aber die Frau meinte, sie wäre verletzt gewesen und dann wäre der Winter gekommen und dann hätte sie wegen einer Schwalbe so rumgesponnen.“ „Und wo ist sie jetzt?“, unterbrach ihn Hermione. „Tja, sie wollte unbedingt selbst fliegen, also wird sie wohl später kommen.“ Er rollte mit den Augen und Ron und das braun gelockte Mädchen lachten. „Stures Vieh.“ „Aber sie lebt!“, freute sich Ron, strahlte ebenfalls bis über beide Ohren. „Und du auch. Ganz ehrlich, Mann, du hast mehr Glück als Verstand!“ „Da spricht er wahre Worte.“ Mme Pomfrey rümpfte die Nase. „Sie hätten gar nicht…“ „Es ist alles gut geworden.“, unterbrach Harry sie ernst. „Ich bin gesund und Glück gehört zum Leben.“ Es verschlug ihr die Sprache und brachte alle anderen zum Lachen. Tonks knuddelte Ron durch, der neben ihr saß und küsste Remus auf die Wange und Snape machte ein Gesicht, dass eindeutig zeigte, dass er sich der Logik dieses Jungen geschlagen gab. „Was ist mit deiner Magie geworden?“, wechselte schließlich Dumbledore das Thema. Er hatte Mme Pomfreys Diagnose gehört und wollte wissen, was Harry davon bemerkte. Zum Glück hatte sich seine Befürchtung, dass aufgrund ihrer Verbindung mit Voldemorts Tod auch der Harrys einherging, nicht bewahrheitet. Harry zuckte nur mit den Schultern. Darüber hatte er sich keine Gedanken gemacht. Seine Hand hob sich, er bewegte die Finger und Teekanne und Tassen begannen zu schweben und selbstständig nachzugießen. Der Kuchen teilte sich, verteilte sich auf die Teller und jede kleine Fee bekam noch einen Keks. Dumbledore stieß die Luft aus. Tja, Magus blieb er wohl, aber… „Du hast es jetzt offenbar unter Kontrolle.“ „Es passt jetzt besser ins Gefühl. Der Druck ist weg.“ „Ich verstehe.“ Der Mann nickte. Jetzt, da Voldemorts Magie nicht mehr die Bahnen seiner eigenen beeinflussten, musste es ihm tatsächlich so vorkommen, als wäre ihm eine Last von den Schultern genommen worden. „Eine letzte Frage noch. Was hast du mit den Todessern gemacht, dass sie keine Magie mehr wirken können?“ Grüne Augen blickten ihn an, wirkten unsicher. Fast schien es, dass er nicht antworten wollte, da begann Harry zu sprechen. „Ich wollte Voldemort stoppen.“ Er kniff die Augen ein wenig zusammen, es schien ihm schwer zu fallen, sich zu erinnern. „Ich… wollte ihm seine Magie nehmen, aber er hat meinen Zauber abgewehrt, also habe ich die Kraft verstärkt, wollte seine Magie überwältigen. Wenn er nicht mehr zaubern könnte, dachte ich, wäre alles wieder gut. Ich hätte ihn nicht töten müssen… Es… es geriet irgendwie außer Kontrolle. Alles… Er hat den Zauber zurückgeworfen und ich konnte ihn nicht mehr zurücknehmen… Vielleicht haben deshalb alle anderen jetzt keine Magie mehr.“ Er senkte den Kopf, klammerte sich an seine Tasse. Wie ein Häuflein Elend sah er aus. „Ich habe gespürt, wie alle Magie um mich herum gestorben ist, aber ich konnte es nicht aufhalten…“ Er verstummte und Sirius zog ihn in die Arme. „Mach dir keine Gedanken. Es war nicht deine Schuld.“ Remus presste die Lippen zusammen. Sirius hatte Recht und auch die Lehrer hatten mit ihrer Sorge Harry bezüglich Recht behalten. Wenn dieser Zauber in Hogwarts entfesselt worden wäre… „Sie sind alle tot, nicht wahr?“ Dumbledore schüttelte den Kopf. „Das russische Zaubereiministerium hat viele aus dem Meer geholt und viele der Schüler waren unten in den Kellerkerkern und haben sich dort versteckt, um nicht von Voldemorts Leuten getötet zu werden. Die Todesser unter ihnen sitzen jetzt im dortigen Gefängnis ein, bis Askaban wieder steht. Allerdings überlegt man, ob ein normales Muggelgefängnis nicht vielleicht ausreichen würde, nachdem sie jetzt alle Squibs sind.“ Er lächelte verschmitzt. „Alles in allem hast du die Erwartungen übertroffen. Meinen Glückwunsch zu deinem großartigen Sieg.“ Harrys Lächeln trug eine Mischung aus Freude, Zurückhaltung und Schuldbewusstsein. „Fast wäre es mir lieber, es würde keiner davon wissen.“, murmelte er schließlich leise und Draco konnte es verstehen. Harry kannte diesen Trubel um seine Person ja schon und wusste in etwa, was auf ihn zukam, aber von dieser Bürde konnte ihn wohl keiner befreien. „Noch dazu, wo sie jetzt wissen, dass du ein Animagus bist.“, merkte Snape an. Er hatte bis jetzt nichts gesagt, aber als Harry seinem Blick begegnete, las er Stolz darin. Freude erfasste ihn. In diesem Raum befanden sich tatsächlich nur Leute, die auf seiner Seite waren. Nur Freunde. „Ich bin sicher, Harry, wir können uns auf eine Geschichte einigen, die deine Kraft stark herunterspielt, wenn du bereit bist, das Spiel mitzuspielen.“ Harry nahm Dumbledores Vorschlag dankbar an, dann ließ er sich erzählen, was seit seinem Verschwinden passiert war. An diesem Abend riss die Wolkendecke für einen Moment auf und ließ Mond und Sterne sehen, unterbrach den Regen für kurze Zeit. Harry und Draco hatten sich beim Abendbrot abgesetzt, magisch, denn insbesondere Harry blieb keine Sekunde alleine. Da kam ihm sein alter Vergessenszauber gerade recht. „Die spinnen total.“, lachte Harry, als sie den Weg zum See einschlugen. „Was bin ich? Merlin?“ „Für sie schon. Du hast Voldemort besiegt.“ „Sie nennen noch immer nicht seinen Namen.“, warf der Schwarzhaarige nachdenklich ein. „Das braucht wohl noch Zeit.“ Draco zuckte mit den Achseln. „Er hat schlimme Dinge getan.“ „Der Geheimniszauber ist wirklich nützlich.“, wechselte Harry abrupt das Thema, denn es gefiel ihm nicht wirklich. Er hatte die in seinen Augen unspektakuläre Geschichte immer und immer wieder erzählen müssen und hätte sich ohne Geheimniszauber sicher mehr als einmal verquatscht. Außerdem würde er den Schülern Durmstrangs, denen er versuchen wollte, ihre Magie wieder zugänglich zu machen, nicht erzählen müssen, dass es seine Schuld war, dass sie keine mehr hatten. Aber das hatte Zeit. Viel Zeit. Jetzt zählte nur Draco. Sanft zog er die Hand Hand seines Freundes zu seinen Lippen und platzierte einen weichen Kuss darauf. „Sie haben gesagt, du wärst böse gewesen, als sie mich für tot erklärt haben.“ Ein trockenes Lachen war die Antwort auf diese Feststellung. „Böse… Ja, so kann man das auch sagen.“ Widerwillig knurrte Draco. „Sie haben nicht an dich geglaubt. Außer denen oben in Dumbledores Büro haben sie dich alle aufgegeben.“ „Aber du nicht.“ „Du hast es mir versprochen. Und ich… ich habe es einfach gewusst. Und konnte nichts tun. Das war so schrecklich. Ich wusste, dass du da draußen warst, verletzt, vielleicht im Sterben liegend und ganz alleine. Und ich konnte dir nicht helfen. Das ist ein so schreckliches Gefühl.“ Seine Arme schlangen sich ganz eng um Harry und drückten ihn an sich, als hätte er Angst, dass er ihn wieder verlieren würde. Lächelnd erwiderte Harry die Geste. „Ist doch vorbei, jetzt.“, beruhigte er ihn. „Ich bin wieder da und jetzt bleibe ich auch bei dir. Okay?“ „Versprochen?“ „Ja. Für immer, wenn du das willst.“ Draco zog sich bei so viel Liebe das Herz zusammen. Harry war einfach zu süß, viel zu lieb und einfach das Beste, das ihm hatte passieren können. Und dennoch musste er lachen. „Das wird Snape aber freuen. Er ist jetzt mein Vormund.“ Harry lachte auch. Snapes Gesicht, wenn sie ihm erklärten, dass er Draco besuchen kommen wollte in den Ferien, wollte er zu gerne sehen. Besonders wenn Sirius ihn begleitete. Oder besser: er würde es sehen, denn das würde er sich nicht entgehen lassen. Dann lächelte er wieder, strich Draco durch die Haare und zog ihn zu sich herunter. „Du bist gewachsen, Dray.“, stellte er fest, bevor er ihn küsste. „Ein ganzes Stück.“ Und dann küssten sie sich richtig. Ende -------… … Ich bin tatsächlich fertig. Meine Monstergeschichte hat ein Ende gefunden. Wow, ich bin platt. Ergriffen und glücklich. Und gleichzeitig traurig, weil sie mich eben wirklich schon seit dreieinhalb Jahren begleitet hat. Also, ich hoffe, meine Geschichte hat euch gefallen. ^^ Ich wünsche mir, dass ihr meine späteren Geschichten auch lest, auch wenn ich momentan noch keine in Aussicht habe. *wink* Ihr ward ein tolles Publikum. *umarmt* Vielen Dank für die vielen schönen Kommentare. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)