Invisible Sun von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: the colour of sadness -------------------------------- Merry Christmas an euch alle!!!!! Endlich wieder zu Hause ^^!!! Aber das Chap ist nicht sehr weihnachtlich... Schreibt mir trotzdem!!! Das nächste Kapi kommt am 2./3. Januar. Ich hoffe, dass ich die Ff bis dahin auch wieder ein paar Chaps vorschreiben konnte, mein Vorsprung ist nämlich etwas zusammengeschmolzen. Also, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!! --------------------------------------------------------------------------- "Stop!" Der Regisseur hatte eine schneidende, unangenehme Stimme. "Ren, das war ja wohl nichts. Dir ist der Ruhm zu Kopf gestiegen, was?" Ren antwortete nicht und ging zurück in die Ausgangsposition. Seit er aus den USA zurück war, schienen einige Regisseure zu glauben, ihn in die Schranken weisen zu müssen. Nun, zumindest in diesem Fall hatte er wohl recht. Er war heute alles andere als konzentriert. Ren atmete tief durch und versuchte, seine Gedanken nur auf die Szene zu richten. Er spielte einen jungen Anwalt, der sich in seine Klientin verliebt. Ein oberflächlicher, ziemlich klischeebeladener Film, der vermutlich ein Erfolg werden und der Agentur Geld bringen würde. Rory hatte die Rolle für ihn ausgesucht, und sein Gespür für den Publikumsgeschmack hatte noch nie getrogen. Noch vor einem Jahr hätte Ren auch dieser Rolle etwas Besonderes abgerungen. Er hatte sich verändert, er wusste es selbst. Seit dem Vorfall in Hakone hatte er das Gefühl gewonnen, dass seine ganze Schauspielerei nur Flucht vor seinem eigenen Ich war. Und trotzdem brachte er nicht die Kraft auf, etwas zu ändern. Am Erschreckendsten war für ihn, dass niemand es zu bemerken schien. Obwohl er die Begeisterung für seine Arbeit fast verloren hatte, stieg seine Beliebtheit weiter. Rory schien etwas zu ahnen, doch auch er konnte jetzt keine Rücksicht mehr nehmen. Dank Ren's Erfolg hatte die Agentur expandieren können, war nun in mehreren asiatischen Ländern vertreten. Die Geldquelle durfte nicht mehr versiegen. In diesem Business mussten Menschen wie Maschinen funktionieren. "Cut. Das war okay, wir nehmen die Szene so." Die Stimme des Regisseurs klang unwahrscheinlich gelangweilt. "Es ist jetzt kurz vor 15 Uhr. Wir sehen uns in 2 Stunden wieder. Seid pünktlich." Ren sah zu der Uhr hinauf, die in einer Ecke des Studios hing. 14:53. Nach einem kurzen Zögern wandte er sich Richtung Ausgang und rief ein Taxi. "Zum Manio" Der Fahrer fiel fast in Ohnmacht, als er seinen Gast erkannte. Während der Fahrt ließ er Ren seine Meinung zu jedem Film wissen, der in den letzten Jahren gedreht worden war und zählte alle Ren-Tsuruga-Fans in seiner Verwandtschaft und ihre Lebensgeschichten auf. Am Ziel angekommen bat er um mehrere Autogramme auf verschiedene Gegenstände (darunter den Taxometer und seine Kühlerhaube - er wollte sein Taxi nun zum offiziellen Ren-Tsuruga-Taxi machen, inklusive großem Graffiti von Ren auf dem Dach) und entließ Ren dann, ohne seine Bezahlung anzunehmen. Etwas erschlagen stand Ren vor dem großen Hotel und zog sich eine Kapuze über, um nicht erkannt zu werden. Er ging zu der gläsernen Eingangstür. Sie glitt lautlos zur Seite. Ren blickte sich um. Eine große Eingangshalle, Seitentüren führten zu den Säälen für geschlossene Gesellschaften. An einer hing ein großes Schild. "Wir heiraten: Kyoko und Kenichi". Umrahmt war die Schrift von einem rotschimmernden Herz. Ren blinzelte. Zögerlich machte er einige Schritte auf die Tür zu, legte die Hand auf die Klinke. Gelächter und lautes Reden drang aus dem Saal. Eine fröhliche Gemeinschaft. Ren sah zu Boden. Das grelle Licht der Eingangshalle brannte in seinen Augen. Langsam löste sich seine Hand von der Klinke und ballte sich zur Faust. Sein Herzschlag dröhnte als dumpfes Pochen in seinen Ohren. Sein Hals war trocken, er schluckte. Die Einrichtung des Hotels schien ihm auf einmal unerträglich künstlich und geschmacklos, die Luft abgestanden und schwer. Er stolperte einige Schritte zurück, blieb wie vor den Kopf geschlagen stehen. "Was mache ich hier." Hatte er es ausgesprochen oder nur gedacht? Er wusste es nicht. Noch einen Moment verharrte er, dann drehte er sich um und lief aus dem Hotel. Tief sog er die Luft ein, doch auch sie brachte keine Erleichterung, war voller Abgase und seltsamer Gerüche. Ein Windstoß riss ihm die Kapuze vom Kopf, eine Stimme rief: "Das ist Ren Tsuruga!", und plötzlich sah er sich von Menschen umgeben, die seinen Namen riefen und ihn berühren wollten. Er versuchte, sich loszureißen, doch vergeblich, von allen Seiten kamen Menschen gelaufen. "Lasst mich los!" Sein Ruf ging im Lärm unter. Immer mehr kamen angerannt, immer enger wurde die Umklammerung. Er bekam keine Luft mehr. Irgendetwas Kantiges drückte in seinen Rücken. "Lasst mich in Ruhe!" Niemand reagierte. Der Druck wurde nur größer, er sah sich umgeben von verzerrten Fratzen. Gehetzt sah Ren sich um. Kein Ausweg. Die Menschen drängten sich an ihn, er konnte sich nicht mehr bewegen. Ein Mädchen klammerte sich an seinen Arm und zerrte an seinem Pullover, ein Kind riss an seinen Haaren. Panisch versuchte er, sie wegzustoßen. Das Mädchen prallte heftig gegen einen Umstehenden. Ungläubig starrte sie ihn an. Ihre Gesichtszüge verzogen sich, und sie begann, laut zu weinen. Doch auch davon schien niemand Notiz zu nehmen. Verzweifelt begann Ren, um sich zu schlagen. Langsam, unendlich langsam schaffte er es, sich einen Weg zu öffnen. Er rannte los. Ein lautes Hupen ertönte, als er ohne sich umzusehen auf die Straße lief. In letzter Sekunde wich er einem herannahenden Auto aus und gelangte auf die andere Seite. Er spürte die Blicke der Leute im Rücken. Weg. Nur weg hier. Blindlings rannte er los, ohne darauf zu achten, wohin. Aus den Augenwinkeln nahm er eine dunkle Seitengasse war, in die er hineinlief. Mehrere Minuten rannte er so weiter, bis er irgendwann schwer atmend stehen blieb. Mit der Hand fuhr er sich über die Augen. Er hob den Blick, doch anstelle eines Fetzens blauen Himmels sah er nur grauen, schmutzigen Beton. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)