Uncried Tears von Kunoichi ================================================================================ Kapitel 8: Ungewissheit ----------------------- "Von hier an... wird sich ein neuer Weg für uns alle öffnen." "Ich... Ich liebe dich so sehr! Wenn du hier bleibst, werde ich dafür sorgen, dass du es nicht bereust! Jeder Tag wird schön sein! Wir werden auf jeden Fall glücklich! Ich tue alles für dich! Also... bitte! Bleib hier! Und wenn du nicht bleiben kannst... nimm mich mit dir!" ... "Du nervst mich wirklich!" Sakura schreckte aus ihrem unruhigen Schlaf. Für einen Moment saß sie benommen und verwirrt, senkrecht in ihrem Bett, bevor sie langsam zu begreifen schien, wo sie sich befand und was geschehen war. "Es war nur ein Traum...", versuchte sie sich zu beruhigen und fast erschreckte sie sich vor ihrer eigenen Stimme, die in dem stillen Raum widerhallte. "Nur ein Traum.", flüsterte sie erneut, doch in Wirklichkeit war es mehr als nur das. Sie senkte den Blick auf ihre schweißnassen Hände, die sich unwillkürlich in die Bettdecke gekrallt hatten. Dieses Gespräch mit Sasuke hatte es gegeben. Es lag schon vier Jahre zurück, doch Sakura erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen. Damals hatte sie versucht Sasuke zu überzeugen im Dorf zu bleiben; hatte verhindern wollen, dass er sich Orochimaru hingab, hatte ihm sogar ihre Liebe gestanden... und letztendlich war es doch umsonst gewesen. Er war gegangen und hatte sie allein zurück gelassen; nicht ohne ihr zuvor klar und deutlich ins Gesicht zu sagen, was er von ihr hielt: Sie nervte ihn. Es war wie ein Stich ins Herz, sich auch nur an diesen einen Satz zu erinnern. Danach hatte sie viel geweint und irgendwann sogar versucht Sasuke zu vergessen, doch ganz geschafft hatte sie es nie. Endlich schien sich ihr Puls wieder zu beruhigen und Sakura entspannte sich ein wenig. Langsam ließ sie sich zurück in die Kissen sinken und eine ganze Weile lag sie noch so da, ohne wieder einschlafen zu können. Sie seufzte leise. Sie war mit dem Gedanken an Sasuke eingeschlafen und mit ihm wieder aufgewacht und vermutlich war es einfach nur diese Ungewissheit, wie sie nun zueinander standen, die sie einfach fertig machte. Ihr Blick wanderte durch das Zimmer. Draußen war es bereits dunkel geworden. Sie wollte gerade aufstehen um sich ein wenig ans Fenster zu stellen, als es plötzlich an der Tür klopfte und überrascht sah Sakura auf. Wer wollte denn zu so später Stunde noch etwas von ihr? Etwa Kakashi? Er hatte gesagt, er würde noch einmal nach ihr sehen... "Ich komme.", rief sie, hievte sich aus dem Bett und ging zur Tür um sie zu öffnen, "Oh, Naruto, du bist es. Ist irgendwas passiert?" Der blonde Ninja schüttelte leicht den Kopf. "Kann ich reinkommen?", fragte er und seine Stimme klang so ruhig und ernst, dass es Sakura fast Angst machte. Sie nickte stumm, ließ ihn ein und schloss die Tür wieder hinter ihm. "Wie geht es Hinata?", erkundigte sie sich sofort. "Besser.", erwiderte Naruto knapp, "Aber sie war ziemlich fertig. Die Nachricht hat sie geschockt und jetzt schläft sie..." Sakura atmete erleichtert auf. "Dann ist ja gut.", sagte sie leise, "Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Ich kann mir vorstellen, wie sie sich fühlen muss." "Hm.", machte Naruto daraufhin und wandte den Blick ab. Sakura bemerkte sofort, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Diese ernste Art gefiel ihr gar nicht an dem sonst so fröhlichen und naiven Naruto, den sie kannte. Doch plötzlich fiel ihr etwas ein. "Bist du noch sauer? Wegen Sasuke?" "Äh, nein. Er-" "Er hat es sicher nicht mit Absicht getan!", fiel sie ihm ins Wort, "Er hat nicht darüber nachgedacht, was er da sagt!" Es klang schon fast entschuldigend, wie sie es sagte, doch Naruto winkte ab. "Schon gut, das ist mir auch ziemlich egal." "Was- Was hast du dann? Irgendwas ist doch mit dir?!", fragte Sakura unsicher, woraufhin der blonde den Kopf hob und ihr direkt in die Augen blickte. "Sakura-chan... warum ich hier bin... also, ich wollte dich was fragen...", begann er, schwieg einen Moment und fuhr dann fort: "Wie- Wie stehst du zu Sasuke?" Verdutzt sah sie ihn an. "Wie meinst du das?" "Liebst du ihn noch?" Die Frage war so direkt, dass Sakura zunächst nicht wusste, was sie antworten sollte. Als sie sich wieder gefangen hatte, senkte sie leicht den Blick. "Nun ja... Naruto... ähm... ja. Ja, ich liebe ihn immer noch... tut mir leid." "Oh..." Narutos Stimme hörte sich plötzlich sehr rau und trocken an. "Verstehe.", murmelte er und eine peinliche Stille entstand. Sakura fühlte sich elend, Naruto das so sagen zu müssen, obwohl sie doch sicher war, dass sich seine Gefühle ihr gegenüber im Laufe der Jahre nicht geändert hatten... aber es war besser, wenn er es gleich wusste. "Ah, naja. Wie auch immer. Ich hab's mir gedacht.", durchbrach er schließlich das Schweigen mit gespielt-fröhlicher Stimme und grinste das Mädchen an. Scheinbar bemühte er sich, so zu tun, als würde ihm das ganze nichts machen, doch Sakura wusste es besser. "Es ist schon spät. Ich- Ich gehe dann wohl mal wieder!", fügte er hinzu und machte schon ein paar Schritte auf die Tür zu, als er plötzlich noch einmal inne hielt und sich umdrehte. "Weißt du überhaupt schon, dass Sasuke einen neuen Auftrag angenommen hat?" "Bitte?", fragte Sakura ungläubig, "Was für einen?" "Er soll sich als Spion unter die Akatsuki mischen und herausfinden, was sie vorhaben.", antwortete Naruto. Sakura traf beinahe der Schlag. "Das- Das ist nicht dein ernst!?", stammelte sie, doch an Narutos Gesichtsausdruck merkte sie, dass er sie nicht anlog. "Was denkt sich Tsunade dabei? Was meint sie, wo ich und Sasuke gerade herkommen?", rief sie aufgebracht und schaute den blonden Ninja hilflos an. "Kakashi hat genauso reagiert wie du.", meinte dieser daraufhin, "Aber Sasuke ist nun mal der Einzige, der glaubhaft rüberbringen könnte, dass er sich den Akatsuki anschließen will." "Aber... was ist, wenn sie den Schwindel bemerken? Oder Itachi wieder die Kontrolle über ihn übernimmt; ihn vielleicht sogar tötet?", fragte sie entsetzt, "Habt ihr da mal drüber nachgedacht?" "Das ist das Risiko dabei.", antwortete Naruto bitter, "Kakashi war auch ziemlich sauer, aber Sasuke selbst ist es ja auch nicht auszureden. Er war ganz versessen darauf, den Auftrag anzunehmen." Sakura war sprachlos. Sie verstand nicht, wie Tsunade dieses Risiko überhaupt eingehen konnte und es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder gefasst hatte. "Naruto", sagte sie schließlich mit fester Stimme, "In welcher der Hütten wohnt Sasuke?" Naruto schloss langsam die Augen. "Bitte, sag's mir, Naruto!", rief das Mädchen nachdrücklich, doch es dauerte noch einige Sekunden, bis sich der blonde Ninja herabließ zu antworten. "Sakura... was hast du vor? Ich lasse nicht zu, dass dich dieser Idiot wieder in Gefahr bringt!" "Wo- Woher weißt du...?" "Es ist doch wohl klar, dass du ihn begleiten willst. Du würdest ihn niemals allein auf so eine gefährliche Mission lassen." Er öffnete die Augen wieder. Sakura fühlte sich ein wenig ertappt. Es stimmte, dass sie vorhatte ihn zu begleiten, sollte es darauf ankommen. Doch zunächst wollte sie es gar nicht erst so weit kommen lassen. "Nein, ich werde ihn nur überzeugen, dass es besser ist, nicht aufzubrechen!", versicherte sie ihm, doch Naruto lachte leise. "Ja, natürlich. Glaubst du echt, er würde auf dich hören?" Er blickte sie mit seinen klaren, blauen Augen durchdringlich an. "Sakura-chan, ich kenne dich... und ich will nicht, dass dir etwas passiert." Er schwieg einen Moment. "Aber ich kann dich ja doch nicht aufhalten.", fügte er leise hinzu und seine Stimme klang ein wenig traurig, "Du- Du musst Sasuke wirklich lieben..." Dann wandte er sich um, öffnete die Haustür und hielt sie für Sakura auf. "Nun komm schon, bevor ich es mir anders überlege!", sagte er und sie lächelte dankbar, nickte und folgte ihm ins Freie. Draußen war es kalt und finster. Das einzige Licht schien aus den Fenstern einzelner Hütten, während der Mond, überdeckt von Schleierwolken, nur schwach zu sehen war. Die beiden Ninja gingen ein Stück den schmalen Weg entlang, der die Häuser miteinander verband, bis Naruto schließlich stehen blieb. "Dort.", sagte er knapp und deutete auf ein Haus, etwas höher gelegen als die anderen. Es brannte noch Licht und entschlossen nickte Sakura. "Danke, Naruto!", sagte sie lächelnd, doch er erwiderte es nicht und blickte nur starr zu Boden, woraufhin ihre Gesichtszüge wieder erschlafften. Traurig drehte sie sich um und wollte sich schon auf den Weg machen, als Naruto plötzlich ihr Handgelenk ergriff und sie festhielt. "Hör mal, wenn dir etwas passiert, bringe ich Sasuke eigenhändig um!", sagte er düster. Sie blickte ihn erstaunt an. Genau in dem Moment zog er sie zu sich heran und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Sakura wich erschrocken zurück. Sie wollte schon ausholen, um ihm eine Ohrfeige zu geben, als sie in seine trüben, ausdruckslosen Augen sah und plötzlich war sie sich nicht mal mehr sicher, ob das tatsächlich Naruto war, der da vor ihr stand. "Rein freundschaftlich, okay?", flüsterte er. Daraufhin wandte er sich um und ging den Weg zurück. Verwirrt blickte ihm Sakura nach, bis er in der Dunkelheit verschwunden war. Erst dann drehte sie sich langsam um und stieg den kleinen Hügel hinauf zu Sasukes Hütte. Naruto tat ihr unendlich leid. Sie wusste, wie er sich fühlen musste, denn sie selbst hatte oft genug erfahren müssen, wie es war, zurückgewiesen zu werden. Ich hoffe, du findest eines Tages jemanden, der deine Liebe erwidert, dachte sie und blickte noch einmal über die Schulter, doch der blonde Ninja war nicht mehr zu sehen. Kurz darauf hatte sie die Tür der Hütte erreicht. Sie hielt kurz inne und atmete tief ein und aus. Diesmal würde sie es nicht zulassen, dass Sasuke sie hier alleine ließ. Wenn er gehen sollte, würde sie ihn auf jeden Fall begleiten, da konnte er sich sicher sein! Behutsam klopfte sie an und wenige Sekunden später wurde die Tür von dem jungen Uchiha geöffnet. Er wirkte ein wenig überrascht das Mädchen zu sehen. Trotzdem ließ er sich nicht nehmen kühl wie immer: "Was gibt es?", zu fragen. Sakuras Herz schlug schnell, als sie ihn erblickte. Scheinbar hatte er schon geschlafen, denn er sah sehr müde aus; seine Haare lagen wild durcheinander und auch sein Stirnband trug er nicht. Außerdem hatte er sich bis auf die Hose ausgezogen und nun konnte Sakura seinen nackten Oberkörper bewundern. Seine Haut war blass. "Warum hast du den Auftrag angenommen?", stellte Sakura ihn prompt zur Rede und der Junge musste kurz überlegen, was sie überhaupt meinte. "Es ist viel zu gefährlich, was du da vorhast! Tsunade ist verantwortungslos!", führte sie fort, "Was ist, wenn die Sache auffliegt? Die Akatsuki töten dich!" Nun hatte auch Sasuke kapiert, was sie von ihm wollte. "Bist du hier, nur um mir das zu sagen?", fragte er und seine Stimme klang ungewöhnlich ruhig. "Äh... ja, eigentlich schon." "Schön, dann weiß ich es ja jetzt. Gute Nacht." "Hey, Moment mal!" Sakura klemmte ihren Fuß zwischen die Tür, die er gerade wieder schließen wollte. "Was soll das? Hörst du mir nicht zu? Ich mache mir Sorgen um dich!", keifte sie, doch Sasuke schien es gleichgültig zu sein. "Das wird nicht verhindern, dass ich den Auftrag ausführe.", antwortete er, "Oder willst du etwa, dass noch mehr Dörfer angegriffen werden; dass noch mehr Menschen sterben? Ich muss herausfinden, was die Organisation plant, damit wir es verhindern können." "Das ist doch gar nicht der Grund.", erwiderte Sakura und der Zorn in ihrer Stimme hatte sich gelegt, "Dir geht es doch bloß um Itachi und nichts weiter." Sasuke sagte darauf nichts und sie wusste, dass sie Recht hatte. "Du weißt doch, was beim letzten Mal passiert ist, Sasuke!", rief sie verzweifelt, "Er hätte dich fast umgebracht und auch jetzt bist du nicht stark genug, um es mit ihm aufnehmen zu können!" "Wer sagt denn, dass ich Itachi überhaupt begegne? So viel wir wissen, ist er nicht der Anführer der Akatsuki!", entgegnete er kühl, "Ich werde schon nicht auffliegen, wenn ich mich beim spionieren geschickt genug anstelle." "Aber, es ist so gefährlich! Kann das nicht jemand anderes machen?" "Nein!", fauchte Sasuke plötzlich und Sakura zuckte zurück, "Ich erledige das!" Fast hatte sich Sasuke selbst erschrocken, wie er sie eben angefahren hatte, doch schnell fasste er sich wieder. "Hör zu, ich bin am besten geeignet für diese Mission.", sagte er ruhig und blickte sie grimmig an. Dann stutzte er, als er Sakuras entschlossenen Gesichtsausdruck bemerkte. "Wenn das so ist, werde ich dich begleiten!", sagte sie ernst und Sasuke sah sie ungläubig an. Sie erwartete schon, dass er gleich seine Gegenargumente hervorbringen würde, doch stattdessen sagte er nur ruhig: "Okay." "O-Okay?", wiederholte sie verblüfft. "Ja.", antwortete er knapp, "Wenn du unbedingt willst." Ein paar Minuten schwiegen sie sich an und nach einigen Versuchen Sakuras, ihre Sprache wieder zu finden, sagte sie schließlich: "Gut, dann... wann brichst du auf?" "Morgen früh. Ich hole dich ab." Sie nickte. "Dann, gute Nacht.", murmelte sie verwirrt und wandte sich um. Er sah ihr noch kurz nach, wie sie den Weg zurückging, dann schloss er die Tür und gähnend ging er zu seinem Bett zurück und ließ sie darauf fallen. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und für eine ganze Weile starrte er an die Decke. Warum hatte er nur eingewilligt sie mit zu nehmen? Normalerweise war sie ihm immer nur ein Klotz am Bein gewesen, der ihn in allem behinderte was er tat. Innerlich zuckte er mit den Schultern. Irgendwie hatte es das Gefühl, das richtige getan zu haben... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)