Hagebutten von abgemeldet (GazetteXMana) ================================================================================ Kapitel 2: Ein Fisch ohne Seinesgleichen ---------------------------------------- Es dauerte ganze zwei Stunden, bis ich das Hauptgebäude der Plattenfirma Manas gefunden hatte. Ich hatte einen Orientierungslauf durch halb Tokyo hinter mir, als ich schlussendlich vor dem riesigen Haus stand, in dem ich mein Anliegen vortragen konnte. Von außen betrachtet machte es einen fulminanten Eindruck. Aber ich ließ mich nicht einschüchtern, immerhin brauchte ich meinen Kampfgeist noch für das mir Bevorstehende. Trotzdem war ich sichtlich geschlaucht, von der Rumrennerei. Ich blieb also einen Moment neben der Eingangstür stehen und verschaffte mir erst einmal wieder Atem; es nützte niemandem, wenn ich nichts als Keuchen hervorbrachte. Als ich schließlich die gewaltige Glastür aufstieß, fühlte ich mich merklich besser. Es konnte losgehen. "Herein" Ich drückte die Türklinke herunter und fand mich in einem Raum wieder, der einen gewaltigen Empfangstisch beherbergte. Eine schmächtige, stark geschminkte Frau saß dahinter und schrieb gerade etwas auf einen Zettel. Durch ihre gebeugte Haltung, konnte ich ihren Nacken sehen. Er war schön weiß und erinnerte mich an irgendetwas. Allerdings fiel es mir in dem Moment nicht ein. Sie schien mich nicht zu bemerken, zumindest setzte sie alles daran, sich durch meine Anwesenheit nicht stören zu lassen. Ich räusperte mich. Nach ein paar verstrichenen Sekunden, hob sie ihren Kopf, blitzte mich mit ausdruckslosen Augen an. "Kann ich Ihnen helfen?" Ihre Stimme klang schneidend, so, dass ich mich schon ab diesen Worten unwohl fühlte. "Ich würde gerne Mana-san sprechen" Ihr ungläubiger Gesichtsausdruck ließ mich nun entgültig etwas verunsichern und ich beeilte mich, mir selbst positive Gedanken einzuimpfen. Sie blinzelte. "Mana-sama ist für Sie nicht zu sprechen" "Es ist aber dringend" Ich konnte sehr hartnäckig sein. "Na schön. Haben Sie einen Termin?" Ich schüttelte den Kopf, klatschte mir innerlich gegen die Stirn. Natürlich. Wer wurde denn schon ohne Termin empfangen.. Also dachte ich blitzschnell um und nickte. "Tut mir leid, natürlich habe ich einen Termin" Ich versuchte es auf die höfliche Tour und versuchte, mich gehoben auszudrücken. "Allerdings dürfte er in Ihrem Terminkalender nicht notiert sein - Mana-sama persönlich hat mich gebeten, ihn am heutigen Tage aufzusuchen. Innerlich bangte ich darum, dass sie mir Glauben schenken würde. Meine Chancen standen wohl eher schlecht; sie machte einen äußerst intelligenten, wachsamen Eindruck. Dennoch nickte sie, wenn auch skeptisch. "Sie haben Glück, zufällig ist Mana-sama heute tatsächlich hier. Nehmen Sie die rechte Tür links und dann immer geradeaus. Die letzte Glastür ist es." Damit widmete sie sich wieder ihren Unterlagen und versank erneut in ihrer eigene Aktenwelt, in der ich keinen Platz hatte. Ich beeilte mich, aus diesem Zimmer zu verschwinden, tat, was sie mir aufgetragen hatte und dankte innerlich allen Göttern, die mir spontan einfielen. Schon einen Tick erleichterter schlich ich also den Flur entlang und fand mich, wie sie gesagt hatte, vor einer großen Glastür wieder. Einen Moment zögerte ich. Was sollte ich ihm sagen? Wie agieren? Nach ein paar Sekunden des Hin- und Her-Überlegens entschloss ich mich, das zu tun, was ich immer tat; spontan drauflos zu reden. Ich klopfte gegen den Eingang. Das Glas fühlte sich kalt unter meinen Fingern an. Reflexartig zog ich die Hand zurück. Ich hörte nichts. Kein "Herein", keine sonstigen einladenden Gesten. Also klopfte ich noch einmal. Wartete ein paar Sekunden. Wieder nichts. Wenn mich niemand hereinbat, musste ich wohl einfach eintreten?! Das tat ich dann auch. Die Tür war schwer und ließ sich nicht leicht bewegen. Als ich es endlich bewerkstelligt hatte, sie aufzuschieben und einzutreten, blickte ich in ein Gesicht direkt vor mir. Es musterte mich kühl und ohne auch nur die kleinste Andeutung eines Gefühls. Mir lief ein Schauer den Rücken hinunter und ich erstarrte für ein paar Sekunden. Von meiner Bewegungslosigkeit wieder aufgewacht, verbeugte ich mich und murmelte entschuldigend: "Es kam keine Antwort, deshalb trat ich einfach ein, es tut mir leid, wenn ich Sie damit bedrängt habe..", während ich die wuchtige Tür mit vereinten Kräften wieder zuschob. Er saß hinter einem Schreibtisch, die Beine, so weit ich sehen konnte, untergeschlagen, die Arme auf die ebenfalls gläserne Tischplatte gestützt. Ohne zu sprechen, musterte er mich weiter und bewegte sich dabei keinen Zentimeter, als hätte er befunden, dass die Starre das beste Mittel war, die Schönheit vollkommen sein zu lassen. "Ich möchte Sie um etwas bitten", sprach ich in die Stille. Meine Worte hörten sich etwas verlassen in dem großen Raum an, aber ihnen fehlte es nicht an Festigkeit. Mana schwieg mich für einen Augenblick weiter an; gerade, als ich mich damit abgefunden hatte, dass er wohl nicht antworten würde und ich fortfahren wollte, sagte er etwas. Es war kaum hörbar, zuerst wusste ich nicht, ob ich es mir nur eingebildet hatte. Seine Stimme hörte sich an, wie etwas, das man nur selten benutzte. "Sie haben keinen Termin" Innerhalb von Sekunden verflochten sich in mir unzählige Gedanken, Konstrukte, wie ich meine Situation retten sollte. Haltlos sprudelte ich drauflos. "Ich wusste nicht, wie ich sonst zu ihnen kommen sollte. Es ist wichtig. Aber ihre Empfangsdame.. Ist sie immer so kalt..? Sie müssen mich anhören! Es gefällt Ihnen vielleicht ja! Und verdienen werden Sie auch nicht schlecht!" Alles, was ich erreichte, war, dass sich seine Augenbraue etwas hob. Aber ich ließ mich nicht unterkriegen. "Ich bin von einer Band. Gazette. Ich möchte, dass sie in unserem neuen Video mitspielen" So. Das war also gesagt. Er schlug kurz die Augen nieder, um mich dann wieder unverwandt anzusehen. Ich glaubte, in seinem Blick eine Spur von Überraschung zu erkennen. Überraschung, dass jemand den Mut hatte, ihn um so etwas zu bitten. Vielleicht täuschte ich mich auch. Einige Minuten, die mir wie Ewigkeiten erschienen, verstrichen. "Ich habe kein Interesse" "Aber ich weiß, dass es Ihnen gefallen wird! Es wird toll, davon bin ich überzeugt! Sie würden sich so gut, in einem blauen Kleid machen. Im Wasser.." Mein Blick schweifte etwas ab, als ich mir das Szenario, dass mir gerade erst eingefallen war, vorstellte. Na also. Mein Ideenreichtum war zurück. "Ich hasse Wasser" Na gut. Wenn er Boxkampf wollte, dann gab ich ihm seinen Boxkampf eben. Kämpfen konnte ich schon lange. Und nur, weil er dachte, dass er was Besonderes war, hieß das noch lange nicht, dass er auch gewann. "Wir sind flexibel. Sie können auch aus dem Feuer steigen. Ich bin mir sicher, dass wir auf einen gemeinsamen Nenner kommen könnten" "Sie glauben, ich will Ihre Meinung teilen?", kam es leise von Mana. Sein schwarzes, mit weißen Spitzen versehenes Kleid raschelte etwas. "Wir können es auch so machen, wie Sie es wollen", gab ich zurück, nicht bedenkend, dass mich der Rest der Band für diese Aussage erschlagen würde. "Ist es denn nicht euer Song?" Er wollte das Gespräch wohl im Kreise führen lassen, um mir zu zeigen, wie sinnlos mein Unterfangen war. Aber nicht mit mir. "Sie würden ihm das fehlende Stück geben. Die Ausdrucksstärke in Ihren Augen..", sprach ich weiter, genau wissend, was ich sagen wollte und noch mehr wissend, dass er sich jetzt in einer Sackgasse befand. "Die Tür befindet sich hinter Ihnen" Für einen Augenblick völlig fassungslos, starrte ich Mana an. Er hatte doch tatsächlich einfach das Gespräch beendet! Oder besser gesagt, mich höflich hinausgeworfen! Mit einem Satz hatte dieser Mistkerl mich völlig entwaffnet. Dem konnte ich nichts entgegensetzen, somit erhob ich mich ernüchtert und verbeugte mich noch einmal. "Wissen Sie was? Sie erinnern mich an einen Fisch. Schön und stumm. Und nichts dahinter " Ich spuckte den letzten Satz förmlich aus und verließ rasch den Raum. Arschloch. Ich ging sauer den Gang entlang und schlüpfte aus der Tür, ohne die Empfangsdame anzusehen. Ein paar Sekunden später stand ich wieder auf der Straße. Mit trampelnden Schritten stapfte ich von dem Gebäude weg, den Kopf trotzig erhoben. Wenn er mich jetzt von da oben sah, sollte er nicht denken, dass ich geknickt sein könnte. War ich auch nicht. Ganz bestimmt nicht. ~~~~+~~~~ [Anmerkungen] Mana kommt wohl nicht so recht an.. Ob das wohl einfach an der FF liegt? xD Vielleicht mach ich jetzt noch alles viel schlimmer..? Mana ist gar nicht so. [Das ist eine Lüge xD] Naja - ich hoff' trotzdem, dass ihr Spaß beim Lesen habt [das hört sich nach Flehen, nicht nach Bitten an xD"] Shiya~ Hosted by Animexx e.V. 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