Klassenparty. Ohne dich. Du bist ja nicht in meiner Klasse. Wie schade. Ich steh jetzt schon seit zwei Stunden an dem Buffet und trinke ein Glas nach dem anderen von dieser ekligen Bowle. Wieso kannst du nicht hier sein? Dann würde ich mich nicht so allein fühlen. Wir könnten tanzen, aber so... Ich stehe hier ganz alleine. Meine ganzen Freunde sind ja auch in deiner Klasse. Die Menschen hier kommen mir irgendwie so fremd vor, weil ich nie wirklich etwas mit ihnen zu tun hatte und haben wollte.
Jetzt kommen zwei Mädchen auf mich zu. Wie heißen sie noch gleich? Nazarija und Cila. Das sind doch die besten Freundinnen von Zanita. Wollen die mich ansprechen, weil ich ihre Freundin hab abblitzen lassen? Selber Schuld! Die wissen ganz genau, dass ich dich liebe und nur dich! Was wollen die hier? Mir sind sie doch völlig egal! Lasst mich in Ruhe!
"Hey, Tala!" - "Was wollt ihr?" Ich bin genervt. Ich will nur, dass die Party so schnell wie möglich vorbei geht. Wieso ist das hier auch Pflicht? Nur noch zwei Stunden, dann kann ich wieder zu dir. "Wir wollen dich mal was fragen." - "Wenn es um Zanita geht, haut bloß ab." - "Es geht um sie, aber wir gehen nicht. Wir wollen, dass du uns mal zuhörst!" - "Was soll das bitteschön bringen? Es ist ihre eigene Schuld. Sie weiß, dass ich Kai liebe." - "Sie wollte doch nur tanzen, nicht gleich was mit dir anfangen!" - "Und ich hatte keine Lust, ok?" - "Nix, ok! Noch nie hat jemand sie abblitzen lassen und alle Jungs würden alles geben, dass sie mal mit ihr tanzen könnten und dann kommst du daher und sagst 'nein'. Das geht nicht!" - "Und ob das geht! Nicht alle stehen auf sie, klar? Und jetzt lasst mich endlich in Ruhe!" Langsam wird mir das doch zu blöd. Was mischen die sich überhaupt ein! Ich verschwinde einfach.
"Äh... du kannst uns doch nicht einfach so da stehen lassen!" - "Hast du doch gesehn." Cila hat aber echt lange gebraucht, um zu merken, dass ich weggegangen bin. "Übrigens ist das hier das Jungenklo!" Nachdem Cila die ganze Zeit geredet hat, sagt Nazarija mal was. Sie hat wenigstens nicht so eine schrille Stimme. "Bitte, komm wieder mit uns raus und tanz mit Zanita. Nur ein Tanz. Bitte!" - "Lasst ihr mich den Rest des Abends dann in Ruhe?" - "Ja, klar." - "Ein Tanz, ok."
"Du, Zanita... ähm... Wegen der Sache vorhin. Ein Tanz kann ja nicht schaden." Am liebsten würde ich ihr vor ihren tollen Freunden sagen, dass sie mich einen Scheißdreck interessiert und ich das nur mache, weil Cila und Nazarija mich überredet hatten, aber ich habe es ja versprochen so zu machen. "Ach wirklich? Erst ganz cool absagen und dann wieder angekrochen kommen. Das haben wir gerne, aber ich will mich erbarmen und dir deinen Wunsch erfüllen." Von wegen Wunsch! Sie braucht gar nicht so gucken. Ich mach das nicht freiwillig.
Man, war das 'nen langes Lied, ich hab schon gedacht, das hört gar nicht mehr auf. Das, was Zanita da gemacht hat, nenn ich aber nicht tanzen. Naja, es ist ja bald vorbei. Dann holst du mich endlich ab. Ich hoffe du kommst mit dem Motorrad, dann können wir noch ans Meer fahren und vielleicht erwischen wir noch einen Rest der Sonne. Ich freu mich so darauf, bei dir zu sein und nicht hier bei den ganzen Leuten, die mich nur schräg angucken. Ich vermisse dich so. Deine Nähe. Ich brauche Geborgenheit. Ich fühl mich so einsam. Niemand ist hier für mich. Ich frage mich echt, was das hier soll. Nur weil Frau Achmatova Geburtstag hat. Mann! Ich will zu dir!
Ja! Die meisten sind schon weg. Es dauert bestimmt nicht mehr lange bis du mich endlich abholst. Gut, wir haben uns erst in zehn Minuten verabredet, aber vielleicht kommst du ja schon früher. Ich halte das nämlich nicht mehr aus. Jetzt muss ich hier mit Zanita und ihren Freundinnen rumstehen und mir deren blödes Geplapper anhören. Bist du das? Da kommt ein Motorrad. Ja, du bist es! Ich merke das sofort an deinem Schal. Endlich! Du steigst ab und setzt deinen Helm ab. "Da bist du ja!" - "Du hast doch gesagt, 11 Uhr an der Turnhalle." Du küsst mich und holst dann den zweiten Helm heraus. Ich setze ihn auf und du deinen. Dann fahren wir los. Tatsächlich hältst du noch am Meer und wir sehen noch einen Teil des Sonnenuntergangs. Während wir so da sitzen, denke ich nach. Ich war die letzte Zeit immer bei dir und nur in der Schule für kürzere Zeit von dir getrennt. Deshalb habe ich erst heute gemerkt: Ohne dich bin ich richtig allein.
