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Apocalypse

Das Ende der Zeit
von

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Prolog

Das Geschlecht der Drachen, lange Zeit vor den Menschen beherrschten sie die Welt. Sie waren die Wächter der Magie, der Mythen und Legenden, der Rätsel und Sagen. Doch als sie das neue Leben aufkeimen sahen zogen sie sich langsam zurück, manche in ihre Höhlen, tief unter die Erde, manche hoch in die Lüfte. Jahrhunderte vergingen, in denen sich die Drachen im Verborgenen hielten.

Bald waren es die Drachen jedoch leid, sich verstecken zu müssen. Manche dachten, die Menschen wären bereit, über ihre Gegenwart zu erfahren und so kamen sie langsam wieder aus ihren Verstecken, doch die meisten irrten sich in den Auserwählten und nur wenige konnten freundschaftliche Beziehungen zu Menschen eingehen.

Abgeschreckt von der Brutalität und dem Hass, den die meisten Menschen gegenüber ihnen hegten zogen sich die Drachen wieder zurück, in ihre Höhlen, in andere Sphären, in die Erinnerungen der Menschen, und ließen sich seitdem nicht mehr blicken.

Heute sind die Geschichten über Drachen nur noch Legenden, Sagen. Sie sind längst vergessen. Sie und ihre Geschichten, ihre Lebensweise, ihre Kräfte. Doch es gibt einige wenige alte Gelehrte, die noch über die Drachen bescheid wissen. Sie halten sich versteckt und hüten die Geheimnisse der Drachen noch besser als ihr Leben. Und es gibt noch einige wenige Drachen, die sich mit dem Leben der Menschen angefreundet haben und nun unter ihnen weilen.

Eine Prophezeiung besagt: ,In der dunkelsten Stunde der Menschheit wird eine längst vergessene Macht erwachen, eine unzähmbare Macht, die sowohl gutes als auch schlechtes bringen kann.' Die Menschen sollten sich auf etwas Unfassbares vorbereiten. Sie wissen nicht, was sie erwartet...

Erwachen

Shira kniete am Rand der Klippe und sah hinunter auf das Dorf. Sie seufzte leise und strich kurz über Bra'caoms Kopf, der sich in einem Halbkreis um sie herum gelegt hatte, den Kopf neben ihr liegend auch das Dorf im Auge behielt. Er gab ein leises Knurren von sich und sah dann zu Shira, die er kurz anlächelte, bevor er sich aufrichtete. Er tappte zum Rand und sah wieder hinunter.

"Die Ältesten meinten, wir sollten uns beeilen..." Er sprach leise, seine Stimme klang tief und klar und hatte etwas Beruhigendes an sich. Sein Blick wanderte wieder zu Shira und er legte seinen Kopf leicht schief. Shira nickte nur leicht und sah noch einige Zeit aufs Dorf, bevor sie den Blick davon abwandte und zu ihrem großen Begleiter aufsah. Langsam stand sie auf und ging zu ihm, strich ihm über den Hals. "Dann machen wir uns am Besten auf den Weg..." flüsterte sie und lächelte ihn sanft an. Bra nickte nur leicht und senkte dann den Kopf zu ihr. "Dann steig auf kleine..." hauchte er und schloss dann die Augen als sie ihm zärtlich über die Schnauze strich. Shira ließ sich nicht lange bitten und schwang sich auch gleich auf Bras Rücken. Der Drache sah hinunter zum Dorf und breitete seine Flügel aus, dann schwang er sich in die Luft und ließ sich von der Strömung in die Höhe treiben.

Der Wecker riss Shira aus ihrem Traum. Sie blinzelte und brauchte eine weile, um zu realisieren wo sie war, dann ließ sie ein leises Seufzen hören, schaltete das nervende Piepsen des Weckers aus und setzte sich an den Bettrand. Sie sah zum Fenster, draußen regnete es mal wieder. Leise murmelnd rieb sie sich die Augen, dann stand sie auf und tappte leicht verschlafen wankend ins Badezimmer, wo sie sich erst mal zu waschen begann.

Nach einer halben Stunde kam sie aus dem Badezimmer und ging langsam wieder in ihres, um ihre Schulsachen zu packen. Dann sah sie aus dem Fenster auf die Straße, acht Stockwerke unter ihr. Sie seufzte leise und ließ den Blick höher wandern, über das gegenüber liegende Hochhaus, dann wandte sie ihren Blick wieder ab und ging langsam ins Wohnzimmer. Ein Zettel lag am Tisch, den sie nahm und kurz durchlas. Dasselbe wie immer, ihr Vater hatte ihr eine Notiz hinterlassen:

,Hallo Schatz, tut mir Leid, aber ich musste heute wieder früh los, ich habe dir dein Frühstück hergerichtet, lass es dir schmecken.' Sie lächelte etwas und legte den Schulrucksack ab, ging dann langsam in die Küche wo sie ein schön hergerichtetes Frühstück vorfand, mit einem Zettel daneben auf dem groß ,Guten Appetit' stand.

Sie seufzte leise, ihr Vater war eben ein Romantiker, das merkte man an der Art, wie liebevoll er es hergerichtet hatte. Ihre Mutter war nach ihrer Geburt gestorben, doch ihr Vater hatte sich immer gut um sie gekümmert. Er arbeitete in einem Forschungslabor der Regierung, durch ihn hatte sie auch die Stelle als Archäologiestudentin an der Universität bekommen.

Sie setzte sich mit dem Frühstück zum Tisch und begann es nachdenklich zu essen.

Ein paar Minuten später war sie fertig und machte sich auf den Weg zur schule. Der Professor hatte ihnen gesagt, sie würden heute etwas ganz spezielles machen und sie sollten sich überraschen lassen. Im Schulbus dachte sie darüber nach, was das sein könnte, das den Professor so aufgeregt erscheinen ließ.

Shira sah sich im Bus kurz um. Es war nichts Besonderes los. Wie jeden Tag saßen hier nur Studenten, Pendler und verschlafen wirkende Angestellte auf ihrem Weg in die Arbeit. Doch an einem jungen Mann blieb ihr Blick hängen.

Sein Gesicht sah aus, als hätte er schon viel erlebt, doch sah er sonst noch sehr jung aus. Er war wohl in ihrem Alter, zwanzig oder einundzwanzig Jahre alt, hatte langes, in der Morgensonne rötlich schimmerndes Haar. Doch als sie genauer hin sah, erkannte sie, dass es von einem so reinen Weiß war, wie sie es noch nie gesehen hatte. Seine Haare passten zu der Erscheinung des Mannes. Sie fielen ihm am Rücken hinab und an seinen Hüften waren erst die Enden zu erkennen. Der Mann wirkte ruhig, doch in seinem Blick lag eine seltsame Angst, Angst vor etwas unerklärlichen. Der Mann starrte aus dem Fenster, scheinbar ins Nichts, doch er schien besorgt und ängstlich etwas zu beobachten, das gar nicht da war.

Shira rannte ein kalter Schauer über den Rücken, als sie den Mann eine Zeit lang beobachtet hatte. Sie wandte sich ab und sah erst wieder zu dem seltsamen Mann auf, als er wie von der Wespe gestochen aufsprang und bei der nächsten Station aus dem Bus rannte. Shira sah ihm nach, schüttelte aber dann den Kopf und blickte zu Boden.

Als der Bus los fuhr spürte sie Blicke in ihrem Nacken und wandte sich um. Sie hätte schwören können, dass der Mann ihr nachgesehen hatte, doch dann schob sie das auf ihren hin und wieder auftretenden Verfolgungswahn und redete sich ein, der seltsame Mann hätte nur dem Bus nachgesehen.

Der Bus bog ins Universitätsgelände ein und Shira stand auf, der Bus fuhr in den Platz ein, der speziell gebaut wurde, damit die Schulbusse wenden konnten. In der Mitte des Platzes stand eine Statue des ersten Direktors der Universität. In großen Lettern stand auf einem Schild darunter: ,Sir Reymond Montgomery'.

Shira stieg mit einigen anderen Studenten aus dem Bus und ging die Stufen hoch auf den riesigen Haupteingang zu. Am Absatz drehte sie sich noch einmal um und besah sich die Statue des Direktors, der mit erhabenem und strengem Blick seine Schule im Auge behielt. Die Statue hatte ihr immer schon einen Schauer über den Rücken gejagt, doch diesmal war es noch viel intensiver als die anderen Male. Shira drehte sich mit einem unguten Gefühl im Magen, dass heute noch etwas Weltbewegendes passieren könnte wieder zum Haupttor um, doch das Gefühl verschwand schnell wieder, als sie von ihrer besten Freundin begrüßt wurde und sie fröhlich schwatzend das Gebäude betraten.
 

Jack Whispman betrat die erste von vier Sicherheitsschleusen des Forschungslabors. Der Erste Abschnitt seiner Reise ins tiefe Innere der Erde. Er ging durch den quadratischen, mit Stahlwänden ausgekleideten Raum auf eine unscheinbare Türe zu, an deren beiden Seiten zwei Geräte standen, die die Abbilder von Handflächen zeigten unter denen ein leichtes rötliches Leuchten zu erkennen war. Jack trat nahe an die Türe heran, dann legte er seine Hände auf die Geräte und wartete, bis sich das rote Leuchten mit einem leisen Piepen in ein grünes änderte und im Schloss der Türe ein leises Klacken zu hören war. Vorsichtig öffnete er die Türe und trat in den nächsten Raum.

Dieser Raum war hell beleuchtet, doch bis auf einen Spiegel, der sich um die Seiten des Raumes zog sah er genauso aus, wie der Vorige. Jack winkte grinsend erst seinem Linken, dann seinem rechten Spiegelbild zu und ging auf die Gegenüberliegende Türe zu. Er wusste, dass hinter den falschen Spiegeln schwer bewaffnetes Wachpersonal stand, das bereit war, jeden Eindringling abzufangen. Er blieb vor der Türe stehen und sah zu der roten Lampe hoch, die darüber leuchtete. Er wartete, bis sie grün wurde und trat dann durch die Türe. Dahinter war ein kleiner Gang, flankiert von mit Maschinengewehren bewaffneten Soldaten, die Jack zunickten, als er sie lächelnd begrüßte und auf die nächste Türe zuschritt.

Ein weiterer Raum öffnete sich vor ihm. Jack schüttelte seufzend den Kopf. Dieser Raum sah genauso trist aus, wie die beiden Vorangegangenen. Dasselbe Quadrat, dieselbe Türe am anderen Ende. Nur, dass neben dieser Türe ein Retinascanner stand. Ein kleines Gerät, das aussah, wie eine an die Wand montierte Brille, in der dünne rote Laser funkelten. Jack ging auf das Gerät zu und senkte seinen Kopf zu der ,Brille'. Die Laser tasteten seine Augen ab, dann ertönte das gewohnte bestätigende Piepen und Jack trat wieder durch die Türe.

Im nächsten Raum standen einige Soldaten, die Türe flankierend, aus der Jack trat. Er begrüßte auch sie lächelnd und trat auf einen Stahlbogen zu, an dessen oberen Ende eine grüne Lampe leuchtete. Als er durch den Bogen ging ertönte ein piepender warn Ton und die Lampe begann rot zu blinken. Jack trat einen Schritt zurück, dann gab er seinen Schlüssel und den Aktenkoffer an einen der Soldaten und trat erneut durch den Bogen. Diesmal blieb es still. Er lächelte dem Soldaten zu, der seinen Koffer vorsichtig durchsuchte und dann zu ihm aufsah. "Reine Routine, Jack...sie dürfen passieren..." sagte der Soldat freundlich lächelnd und gab Jack seine Sachen zurück, dieser nickte nur leicht und nahm seine Sachen entgegen, dann trat er durch die letzte Türe in einen hell mit künstlichem Licht erleuchteten Höhlengang.

"Dann mal an die Arbeit..." murmelte Jack und ging zielstrebig los.
 

Shira saß in der mittleren Reihe des Hörsaals und starrte nach vorne an das leere Podium des Professors. Es war nicht üblich für ihn, dass er sich verspätete, er beharrte auf Pünktlichkeit und meist war er auch schon lange vor den Studenten hier. Doch diesmal verspätete er sich, denn es hatte schon vor zehn Minuten zur Stunde geläutet. Shira ließ den Blick durch den Raum streichen. Überall unterhielten sich die Studenten und sahen immer wieder besorgt und gespannt nach vorne zu dem Pult. Shira saß neben ihrer Freundin, die sich nun zu ihr beugte.

"Hey Shira, was denkst du? Vielleicht haben sie ihn ja endlich ins Irrenhaus gesteckt..." Ein gemeines Grinsen war auf dem Gesicht ihrer Freundin zu erkennen. Shira wand den Kopf zu ihr. Der Professor war nicht wirklich einer der Beliebten der Schule, doch Shira machte sich trotzdem Sorgen um ihn. Sie wusste nicht genau warum, doch irgendwie schien eine knisternde Spannung in der Luft zu liegen, die langsam immer stärker wurde und bald unkontrollierbar ausbrechen könnte.

Die Stunde verging. Kein Professor kam. Die meisten Studenten waren schon zur halben Stunde gegangen, doch Shira war sitzen geblieben. In ihrem Bauch lag wieder dieses unangenehme Gefühl, das sie schon am Schultor hatte. Sie starrte auf das Podium. Eine Minute, dann zwei. Der Saal war nun menschenleer. Doch plötzlich sprang Shira auf und rannte los. Sie wollte sehen, ob sie den Professor vielleicht in seinem Zimmer antreffen konnte.

Als sie um die Ecke in den Gang bog, an dessen Ende das Zimmer ihres Professors war blieb sie ruckartig stehen. Zwei Männer standen an den Seiten der Türe, hinter der leise Stimmen zu hören waren. Die Männer flüsterten miteinander, doch schienen sie für Shira viel zu oft in den Gang zu blicken. Shira musterte die Beiden, dann runzelte sie die Stirn.

,Was machen Regierungsagenten in unserer Schule?' schoss es ihr durch den Kopf. Sie wusste, wie diese Leute aussahen und sich verhielten. Viel zu oft waren sie schon zu ihnen nachhause gekommen, um ihren Vater für ein wichtiges Experiment zu holen. Und diese Beiden verhielten sich genauso.

Shira beobachtete die Beiden Agenten eine Weile und, wie sie merkte, die Agenten sie ebenfalls. Sie rang damit, sich wieder umzudrehen und zu gehen, doch dann beschloss sie, zu versuchen an den Professor heran zu kommen, um mit ihm zu reden. Langsam ging sie auf die Türe zu. Die beiden Agenten beobachteten sie nun ohne dazwischen weiter zu reden. Als Shira an der Türe ankam und anklopfen wollte hielt einer der beiden ihre Hand fest und musterte sie kurz.

"Was willst du da drinnen?" fragte er leise und besah sie mit einem fragenden und prüfenden Blick. Shira sah zu dem hoch gewachsenen Mann hoch und schluckte leicht, dann antwortete sie leise, doch mit fester Stimme: "Ich möchte nur mit meinem Professor reden." Der Agent nickte leicht und ließ ihre Hand los.

"Es tut mir leid, aber das ist gerade nicht möglich." meinte er leise und sah Shira leicht lächelnd an. Shira biss sich auf die Unterlippe und musterte den Agenten nachdenklich.

"Aber es ist äußerst wi..."

"Er ist gerade in einer sehr wichtigen Besprechung, es geht nicht!"

Der zweite Agent unterbrach sie mit seiner tiefen Stimme und als Shira ihn ansah konnte sie seinen grimmigen Gesichtsausdruck erkennen. Shira schluckte schwer, nickte dann aber und ging mit gesenktem Blick wieder den Gang entlang hinab.

,Was könnte da drinnen nur los sein, dass sie nicht einmal eine Studentin zu ihm ließen?' ging es Shira durch den Kopf und sie drehte sich um, als die Stimmen lauter wurden. Die Türe war nun offen und der sichtlich zerstreute Professor trat mit einem dritten Agenten in den Gang hinaus, der heftig auf ihn einredete. In der Hand hielt der Professor ein wohl schnell in Zeitungspapier eingewickeltes Paket. Als er Shira erblickte sah er sie kurz überrascht an, dann sagte er leise etwas zu dem Agenten, drückte ihm das Päckchen in die Hand und ging lächelnd auf Shira zu.

"Shira...was willst du denn noch hier? Die Stunde ist doch schon zu ende und du hast bestimmt bald die Nächste." Die Stimme des Professors war wie immer höflich und zurückhaltend, doch es schwang diesmal auch etwas Aufregung darin mit. Shira musterte ihren Professor kurz abschätzend, dann fragte sie leise: "Wer sind diese Leute? Was wollen die hier?"

Das Lächeln des Professors verblasste etwas und er sah zu den Agenten zurück, doch dann zuckte er mit den Schultern und sah Shira wieder lächelnd an.

"Wer das ist weist du ja wohl...und was sie wollen...sie meinten, ich hätte etwas, das für sie von äußerster Wichtigkeit ist..."

"Das Päckchen?"

"Das Päckchen, ja...darin..." Der Professor sah sich kurz um, dann sprach er flüsternd weiter. "Darin befindet sich eine alte Schrifttafel, seltsame Runen...und dazwischen immer wieder etwas in Latein..." Shira sah ihn verwundert an.

"Und was hat das zu bedeuten?"

Der Professor zuckte mit den Schultern.

"Es ergibt alles keinen Sinn, was darauf steht...man müsste wohl die Runen lesen können, um es zu entziffern..." Der Professor lächelte sie an, dann legte er ihr eine Hand auf die Schulter. "Wenn ich etwas herausfinden sollte, erfährst du es als erste...aber nun muss ich los, die warten schon..." Er nickte ihr noch einmal zu, dann sah er zu den Agenten und ging los. Die Agenten musterten Shira im Vorbeigehen kurz prüfend, sagten jedoch nichts weiter und folgten schweigend dem Professor. Shira sah ihnen nachdenklich nach, dann ging sie wieder los zu ihrer nächsten Stunde, doch die Gedanken konnte sie nicht verdrängen.
 

Jack stand in einem riesigen Raum. Er sah aus, als hätte jemand einfach eine Kugel aus der Erde heraus gerissen, so perfekt muteten seine Ränder an. Der Raum hatte wohl einen Durchmesser von zweihundert oder dreihundert Metern und genau in der Mitte schwebte ein blauer, ständig die Form ändernder Energieball. Der gesamte Raum war von einem blauen Leuchten erfüllt, das von diesem Energieball aus ging.

Jack stand schon seit einiger Zeit da, den Kopf in den Nacken gelegt und den Energieball beobachtend. Langsam spürte er das Gewicht seines Kopfes im Nacken und er musste den Blick von diesem nur einige Meter über ihm schwebenden Phänomen abwenden. Doch er kam aus dem Staunen nicht heraus. Alles in diesem Raum schien mit knisternder, schier unglaublicher Energie erfüllt zu sein. Es war auf der Haut zu spüren, wie kleine Ameisen und jeder in diesem Raum fühlte sich erholt und gestärkt, egal, wie lange er schon auf war und arbeitete. Jack ging auf einen Wissenschaftler zu, der ein Feldmessgerät in den Händen hielt und immer wieder kopfschüttelnd ,Unglaublich' murmelte.

Jack gesellte sich zu ihm und sah auf die Anzeige des Messgeräts. Der Wissenschaftler sah zu ihm auf und lächelte überglücklich.

"Jack, das ist es, wonach wir so lange gesucht haben! Wir haben es gefunden! Der Heilige Gral! Der Stein der Weisen! Der Jungbrunnen! Das hier ist mehr, als all das gemeinsam. Jack, das hier ist das pure Leben!" Der Wissenschaftler deutete zu dem blauen Energieball hoch. Jack hob kurz den Blick, dann sah er den Wissenschaftler etwas besorgt an.

"Dann ist das, was wir vorhaben wohl doch nicht so gut, denn wenn es das Leben ist, sollte man es wohl besser ruhen lassen..." Jacks Stimme war leise und es verwunderte ihn selbst, dass er so etwas sagte, doch in seinem Inneren stimmte er seinen Worten zu. Nachdenklich legte er den Kopf wieder in den Nacken und blickte hoch zu dem blauen Energieball.

"Ach was Jack, das Ding hat so viel Energie, da wird ihm das auch nicht schaden." Der Wissenschaftler deutete auf das verrückt spielende Messgerät und legte Jack dann eine Hand auf die Schulter.

"Unser alter Pessimist..."

Jack musste unwillkürlich grinsen und senkte den Blick wieder zu seinem Kollegen.

"Lass es uns hinter uns bringen...je schneller, desto besser." Jack stieß seinen grinsenden Kollegen leicht von sich weg, dann ging er auf eine Gruppe Wissenschaftler zu, die um ein riesiges, Kranartiges Gerät aufgestellt waren und sich über ihre nächsten Schritte unterhielten. Jack räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen, dann sah er sich um.

"Ihr habt lange darauf gewartet, aber weil ihr so artig wart, werden wir das einen Tag vor verschieben." Jack grinste seine Kollegen an, dann deutete er zu dem Energieball hoch.

"Lasst uns mit unserer Arbeit beginnen."

Die Wissenschaftler bejubelten Jack für seine Worte und klopften ihm auf die Schulter, dann machten sich sofort alle an die Arbeit.

Einige Minuten später starrten alle Wissenschaftler zu dem ausgefahrenen Arm des Geräts hoch, der sich langsam auf den Energieball zu bewegte. Einer der Wissenschaftler hatte eine Fernbedienung für das Gerät in der Hand. Jeden wunderte es, dass er es noch steuern konnte, denn eigentlich müsste es bei diesen Energien, die hier durch die Luft strömten verrückt spielen, wie jedes andere Gerät hier.

"Zehn Meter!"

Der Wissenschaftler begann herab zu zählen, wie weit es noch war, bis sie nahe genug an dem Energieball waren.

"Fünf Meter!"

Das Knistern in der Luft wurde immer stärker. Lichtblitze zuckten von dem Energieball zu den Wänden und der Decke.

"Vier Meter!"

Jeder der Wissenschaftler zog gleichzeitig tief Luft ein. Bald war es soweit.

,Auf Leben folgt Tod Jack...'

Jack sah sich verwirrt um, doch keiner der Wissenschaftler konnte das gesagt haben, sie alle starrten gebannt zu dem Energieball.

"Drei Meter!"

Jedes noch vorhandene Geräusch verstummte, alles starrte den Energieball an. Die Luft knisterte immer stärker.

,Das Leben und der Tod sind eng verknüpft, Jack...'

Jack sah sich wieder um, diesmal war er sich sicher, dass da jemand gesprochen hatte.

"Zwei Meter!"

Doch niemand rührte sich, kicherte oder sah schnell weg, als er ihn anblickte. Kein schmunzelndes Gesicht, alle starrten voller Erwartung zu dem Energieball hoch.

"Ein Meter!"

Ein leises Murmeln ging durch die Menge. Jack sah wieder nach oben. Die Luft blieb ihm weg, als er ein Gesicht in dem Energieball erkannte, das ihn anstarrte.

"Oh Gott..." murmelte er. Das Gesicht grinste.

,Nicht Gott, Jack...dein Unterbewusstsein...'

Jack zuckte zusammen und starrte auf den Energieball. Das Gesicht war verschwunden.

,Das ist das pure Leben...Leben und Tod sind eng verknüpft...' Es kam ihm wie ein Geistesblitz.

"Nicht! Stopp!"

"Verbindung hergestellt!"

Ein Tosen ging durch die Menge, dann war ein greller Blitz zu sehen, der vom Energieball aus auf das Gerät überschlug und kurz darauf Stille. Die Zeit schien still zu stehen, nichts bewegte sich, nur Jacks Gedanken flackerten auf.

,Unberührtes Leben...berührter Tod...du hast es erfasst Jack...'

Blitze schossen von dem Energieball in alle Richtungen weg, dann eine riesige Detonation und wieder Stille.
 

Shira saß im Hörsaal und lauschte mit halbem Ohr dem Professor. Sie starrte aus dem Fenster auf den Berg, der in einigen Kilometern Entfernung am klaren Horizont zu erkennen war.

"Hoffentlich kommst du heute wieder mal nachhause, wenn ich noch wach bin Dad..." murmelte sie und senkte den Blick zu Boden. Doch plötzlich viel ihr etwas auf. Es war still. Nichts war mehr zu hören, nicht einmal das Zwitschern der Vögel in den Bäumen neben dem Fenster. Shira blickte auf und starrte wieder auf den Berg. Ein leichtes bläuliches Leuchten schien ihn zu umspielen. Dann plötzlich eine Explosion. Ein blauer Energieball dehnte sich um den Berg herum immer weiter aus. Er schien die gesamte Landschaft zu verschlingen, doch es war schon wieder totenstill. Plötzlich war der Energieball verschwunden, statt dem Berg war dort nur noch ein riesiger Krater. Noch eine Explosion, doch viel heftiger als die Vorige, erschütterte den Boden. Dann begannen die Schreie, als alle, die aus dem Fenster gesehen hatten die riesige Druckwelle auf sich zu kommen sahen. Die in haltloser Panik herum rennenden Studenten, die nach einem Notausgang suchten, erzeugten eine Kakophonie aus Schreckens-, Angst- und Schmerzensgeräuschen, die jedoch nicht in der Lage war, das Dröhnen der heran rollenden Druckwelle zu übertönen.

Shira saß als einzige noch auf ihrem Platz und starrte aus dem Fenster. Plötzlich wurde es wieder still und alle starrten aus den Fenstern. Alles schien plötzlich in Zeitlupe abzulaufen. Shira erkannte, wie die Fenster erst nach außen gezogen wurden und dann splitternd in den Raum krachten, wie die Wände unter der gewaltigen Druckwelle wie Papier nachgaben, dann wurde ihr schwarz vor Augen.

Die Druckwelle rollte mit so einer Gewalt über die Universität hinweg, dass davon nicht einmal ein Sandkorn an seinem Platz blieb. Sogar der Keller hatte keinen Schutz vor der Verheerung geboten.

Shira öffnete schwach blinzelnd die Augen. Ihre Glieder schmerzten, doch das war nicht das, was ihr am meisten Sorgen machte. Eigentlich müsste sie doch tot sein. Sie sah sich kurz um. Anscheinend war sie in einer Höhle, unter ihr war es angenehm weich. Sie lag wohl auf Fellen. Es war dunkel, sie erkannte durch den Höhlenausgang, dass es Nacht war. Shira lies den Blick weiter durch die Höhle streichen. Nun erkannte sie erst den Mann, der neben ihr an die Wand gelehnt stand und sie mit ernstem, aber besorgtem Blick beobachtete. Irgendwo hatte sie ihn schon mal gesehen. Doch sie hatte nicht die Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn sie fiel wieder in Ohnmacht.

Die Drachen

Kapitel 2 -- Die Drachen
 

Shira erwachte langsam aus ihrer Ohnmacht. Sie blinzelte in die, nun durch den Eingang herein scheinende Sonne, dann sah sie an sich hinab und ihr stockte der Atem. Kein Wunder, dass ihr Körper so schmerzte, ihre Kleidung hing zerfetzt und blutüberströmt an ihr. Die Wunden waren mit kleineren Verbänden abgebunden worden, die jedoch nur die Blutungen stoppten. Zitternd griff sie nach ihrem Bein, doch ihre Hand wurde sanft fest gehalten. Sie sah zur Seite und erkannte wieder den Mann von letzter Nacht.

"Habt keine Angst, ich habe Eure Wunden versorgt, in ein paar Stunden müsste es Euch wieder besser gehen." sagte der Mann mit einer leisen, sanften und beruhigenden Stimme zu ihr, die ihr ebenfalls seltsam bekannt vorkam, dann ließ er ihren Arm wieder los und strich lächelnd seine weißen Haare wieder hinter die Ohren. Shira musterte den Mann kurz, dann erkannte sie ihn endlich. Es war der seltsame Mann aus dem Bus.

"W-wer sind sie?" murmelte sie schwach und schloss die Augen wieder, denn es kostete ihrem geschwächten Körper zu viel Energie sie offen zu halten. Der Mann sah sie mit schief gelegtem Kopf eine Weile an, dann antwortete er leise:

"Ruht Euch eine Weile aus, Ihr braucht es, danach beantworte ich Euch vielleicht Eure Fragen." Shira kam sich seltsam vor, so wie dieser Mann mit ihr sprach, doch sie nickte leicht, denn der Mann hatte recht, sie brauchte Ruhe, viel Ruhe. Langsam fiel sie in einen Dämmerschlaf, der dann allerdings immer tiefer wurde, bis sie endgültig darin versunken war.
 

Shira streckte die Arme in die Luft und genoss mit geschlossenen Augen den Wind, der durch ihre Haare wehte. Sie beugte sich wieder vor und schlang die Arme um Bras Hals, kuschelte sich fest an ihn. Der Drache gab ein wohliges Knurren von sich und schloss kurz die Augen, hörte auf mit den Flügeln zu schlagen und ließ sich vom Wind treiben. Kurz bevor sie in die Bäume des unter ihnen hinweg ziehenden Waldes stürzten schlug Bra einen Haken in die Luft und zog steil nach oben. Lachend klammerte Shira sich fester an ihn. Bra schoss durch die Wolken immer höher in den Himmel, bis er spürte, dass Shira allmählich zu zittern begann. Der Drache bremste seinen Flug ab und ließ sich wieder hinab, knapp über die Wolken treiben. Mit sanften Flügelschlägen hielt er sich dort.

Einige Minuten später ließ Bra sich wieder weiter hinab sinken, Shira war auf seinem Rücken eingenickt. Mit zielstrebigen Flügelschlägen hielt er auf einen großen, von der untergehenden Sonne rot beleuchteten Berg zu. Mit seiner tiefen und sanften Stimme versuchte er Shira leise zu wecken, doch als sie nicht wach werden wollte drehte er eine Schraube, so dass sie gerade nicht herunter fiel und mit einem leisen Schrei erwachte.

Bra gab ein Geräusch von sich, das einem Lachen ziemlich nahe kam. Erst grummelte Shira und schlug Bra gegen die harten Schuppen, doch dann begann sie auch zu lachen und kuschelte sich wieder an ihn.
 

Shira wurde von einer Art Donnern aus dem Schlaf gerissen. Es war wieder Abend, sie hatte wohl den ganzen Tag durchgeschlafen. Am Himmel waren die Sterne zu erkennen, keine einzige Wolke war zu sehen, was sie ziemlich verwunderte, denn das Donnern schien ziemlich nahe gewesen zu sein. Shira sah sich um, was das Donnern erzeugt haben könnte. Neben ihr saß der seltsame Mann, sie anlächelnd. Der Mann beugte sich zu ihr und strich ihr die Haare aus dem Gesicht, dann nickte er leicht.

"Eure Wunden sind schon fast ganz verheilt." Sagte er leise und lehnte sich wieder an die Wand zurück. Shira blickte ihn an, dann sah sie ungläubig an sich hinab. Er hatte recht gehabt, fast alle ihre Wunden hatten sich schon geschlossen, nur kleine, unscheinbare Narben waren geblieben. Shira sah fragend zu dem Mann auf, doch der zuckte nur leicht mit den Schultern und sah dann aus der Höhle.

"Nun könnt Ihr Eure Fragen stellen...wenn Ihr wollt." Der Mann sprach leise und fest, doch etwas Trauriges lag in seinem Blick, als er die Sterne beobachtete. Shira starrte ihn eine Weile an, dann setzte sie sich vorsichtig auf. Anscheinend waren die Verletzungen in ihr auch geheilt, denn sie spürte nicht die erwarteten Schmerzen. Noch einmal musterte sie ihre Hände, dann die Arme und dann die Beine, dann sah sie zu dem Mann auf.

"Wer bist du?" Shiras Stimme klang immer noch schwach. Der Mann starrte noch eine Weile aus der Höhle, dann drehte er seinen Kopf zu ihr.

"Samuel Carper, meine Freunde nennen mich Sam...oder Bra..." Sams Stimme war immer noch sanft, doch sie zitterte etwas, als würde ihn irgendetwas Trauriges ziemlich zu schaffen machen. Shira musterte Sam etwas, dann sah sie leicht nickend aus der Höhle.

"Sam also...Ich bin Shira..." sagte sie leise, Sam nickte leicht und folgte ihrem Blick.

"Ich weis..."

"Wie...du weist? Du weist, wer ich bin? Woher?" Shira sah Sam verwundert an und legte den Kopf an die Schulter, Sam fragend beobachtend. Sam saß erst eine Weile still da, bevor er sich langsam wieder Shira zuwandte.

"Jeder hier weis von Euch..." sagte er leise und lächelte etwas verlegen. "Immerhin seid Ihr die Auserwählte..." Shira sah ihn mit einem seltsamen Blick an, dann stützte sie den Kopf auf den Ellenbogen und musterte ihn mit durchdringenden Blicken.

"Die Auserwählte, ja? Auserwählt von wem...und wofür überhaupt?" Shira blickte fragend zu Sam hoch. Sam seufzte leise und sah wieder aus der Höhle.

"Von wem darf ich Euch noch nicht sagen...und wofür, das seht Ihr, wenn Ihr einen Blick aus der Höhle werft..." Shira sah ihn eine Weile verwirrt an, dann stand sie auf und ging langsam zum Höhlenausgang, wo sie erst eine Weile in den Himmel starrte und den Blick dann langsam über die gegenüberliegenden Berge hinab ins Tal unter ihnen gleiten ließ. Was sie dort sah ließ ihren Atem stocken. Vor ihr lief ein Steilhang ins Tal hinab, sie konnte sich nicht erklären, wie sie hier herauf gekommen waren, doch das, was am Fuße des Hanges war, ließ sie erschaudern. Zwischen den beiden Bergen war eine Straße verlaufen, doch diese war an vielen Stellen zerstört und überall lagen lodernde Autowracks. Shira ließ den Blick ungläubig durchs Tal streifen. Am Ende der Straße sah sie eine Stadt in Flammen. Oder das, was davon übrig war. Und in einiger Entfernung davon, den von der Sonne schwach beschienenen Krater.

Mit tiefem Entsetzen in den Augen wandte sie sich zu Sam um, der aufgestanden war und nun hinter ihr stand, ebenfalls den Blick auf die brennende Stadt gerichtet.

"Wa-was ist hier passiert?" stammelte sie und starrte Sam an, der sich nicht rührte und nur weiter auf die Stadt starrte. Einige Minuten vergingen, Shira konnte nicht hin sehen, weshalb sie die ganze Zeit Sam anstarrte. Langsam drehte er den Kopf wieder zu ihr und ein leises seufzen war von ihm zu hören.

"Das hier sind die Überreste deiner Welt..." sagte er leise und sah wieder aus der Höhle. "Dein Vater hatte einen Quell der Magie gefunden, doch er hatte die zerstörerische Macht freigesetzt, als er es messen wollte...er hatte keine Ahnung, was er damit auslösen würde..." Verachtung schwang in Sams Stimme mit. Er senkte den Blick langsam wieder zu Shira. "Das ist euer Problem...ihr wollt immer alles erklären können. Warum könnt ihr nie einfach etwas so annehmen, wie es ist?" In Sams Augen Funkelte eine unerklärliche Wut. Shira wandte schnell den Kopf ab und starrte wieder auf die Stadt.

"Du meinst...wir...also die Menschen?" Ihre Stimme zitterte, Sam nickte nur.

"Ja, die Menschen...eure Spezies war immer schon so naiv, zu glauben, sie wären die Spitze der Evolution..." Shira schluckte und trat einen Schritt zurück an die Wand, dann starrte sie Sam mit durchdringendem Blick an.

"Was bist du?" Shiras Stimme war leise, beinahe nur ein Hauchen, doch Sam hatte sie verstanden und schloss schweigend die Augen. Sie standen eine Weile so da, Shira zitterte leicht. Langsam drehte sich Sam zu ihr und sah ihr in die Augen.

"Ich gehöre einer Rasse an, die eure Vorfahren einst anbeteten, doch dann wurden wir gejagt und mussten uns zurückziehen, da wir euch nicht schaden wollten. Es war eine Fehlentscheidung..." Mit einer ausholenden Geste deutete er nach draußen. "Sieh nur, was ihr mit eurer Welt angestellt habt..." Er wandte sich wieder dem Höhlenausgang zu. Shira folgte seinem Blick und schluckte schwer. Sam senkte seufzend den Blick gen Boden. "Du weist gar nicht, wie sehr ihr eurer Welt geschadet habt." Sams Blick wanderte wieder zu Shira. "Du willst bestimmt wissen, ob noch andere leben. Ja, das tun sie. Die Zerstörung breitet sich nur langsam aus, aber bald wird die gesamte Erde so aussehen, wie hier. Tod, Zerstörung. Und dann kann auch ich dich nicht mehr schützen." In seinem Blick lag etwas Trauer und er starrte wieder aus der Höhle. Shira blickte ihn mit stummem Entsetzen an.

"A-aber...es muss doch eine Möglichkeit geben, das alles zu retten..." Ihre Stimme zitterte, ebenso wie ihr Körper.

"Deshalb lebst du noch...mit deiner Hilfe könnten wir diese Welt retten. Vielleicht nicht so, wie sie jetzt ist...eine neue Welt erstellen sozusagen..."

"Mit meiner Hilfe? Ich bin doch nur ein Mensch...und außerdem weis ich immer noch nicht, was du bist..." Sam lachte leicht auf, dann sah er Shira wieder ernst an.

"Nur ein Mensch..." murmelte er und ging dann in den hinteren Teil der Höhle.

"Nicht?" Shira sah ihm verwundert nach.

"Nein...und nun gib Ruhe, du erfährst noch früh genug, was ich bin..." Mit diesen Worten streckte Sam sich und legte sich dann schweigend auf die Felle. Shira starrte ihn ungläubig an, dann sah sie wieder aus der Höhle in die langsam finster werdende Nacht, die nur noch von den kleinen Feuern und den Sternen erleuchtet wurde. Und der in der Ferne lodernden Stadt.

Einige Minuten später legte Shira sich ebenfalls hin. Ihre übrigen Verletzungen meldeten sich langsam und sie wusste, es würde ihr besser tun, wenn sie liegen bleiben würde. Doch sobald sie sich hingelegt hatte überkam sie der Schlaf und sie nickte langsam ein.
 

"Es war verantwortungslos von dir, Bra..." Die dunkle Stimme kam aus einer der düsteren Ecken der Höhle. Shira sah sich um, doch sie konnte nichts erkennen. Neben ihr stand der schwarze Drache, den Kopf tief gesenkt, dass er fast den Boden berührte.

"Es tut mir Leid, werter Rat...aber es ist nun mal so, egal was ihr dagegen versuchen werdet..." Die Stimme des Drachen zitterte leicht und war hinterlegt mit Ehrfurcht. Shira hatte ihn so noch nie reden gehört und starrte ihn verwundert an. Der Drache warf ihr einen kurzen Blick zu, der eindeutig entschuldigend war. Shira starrte wieder in die dunkle Ecke, aus der nun mit donnernden Schritten ein roter Drache trat, der fast doppelt so groß war, wie ihr Begleiter. Shira atmete tief ein und trat einen Schritt zurück. Nun konnte sie die Ehrfurcht in Bras Stimme verstehen. Der Drache starrte erst sie, dann wieder Bra an, der ruhig stehen geblieben war.

"Es ist nicht möglich, unter zwei verschiedenen Rassen eine..."

"Einspruch...das ist nicht wahr..." Die sanfte Stimme einer Frau, mit einem leichten Schnurren hinterlegt unterbrach den Drachen, der nun wütend den Kopf zu einer Ecke, die durch das leichte Licht der durch ein Loch an der Decke scheinenden Sonne erhellt wurde, umwandte. Ein Panther stand dort, zumindest sah er auf den ersten Blick aus wie einer, doch er stand aufrecht, wie ein Mensch und seine Augen strahlten eine auffallende Intelligenz aus. In einer Pranke hielt er einen bronzenen Speer, die Arme hatte er um eine Tigerin geschlungen, die ebenfalls aufrecht stand und den Drachen mit ihren klugen Augen musterte.

"Immerhin hatte es bei uns beiden auch geklappt..." kam es leise von ihr, der Panther grinste leicht und drückte sie an sich, doch der Drache schnaubte nur verächtlich und wandte sich wieder Shira und ihrem Begleiter zu.

"Es ist nicht möglich, ein Drache kann keinen Menschen lieben!" Die Stimme des Drachen donnerte durch den Raum und dann war alles still, nur ein leises Schluchzen war zu hören, das Shira als das Ihre erkannte.
 

Shira wachte auf, als sie von den Fellen auf den kalten, harten Stein des Höhlenbodens rollte und ihr Kopf leicht darauf aufschlug. Blinzelnd öffnete sie die Augen. Sie merkte, dass Tränen darin standen und wischte sie schnell weg, dann sah sie sich um. Sam war nicht hier, was sie etwas verwunderte, denn sie hatte ja den Abhang gesehen, wo sollte er also hin. Sie sah sich noch einmal um, vielleicht lag er ja wo und sie hatte ihn einfach übersehen. Aber da war niemand. Shira sah wieder zum Höhlenausgang. Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Ein kleiner, schwarzer Punkt am Horizont, der sich schnell näherte. Langsam erkannte sie etwas auf dem dunkelblauen Morgenhimmel. Schwarze schwingen, ein mächtiger schwarzer Körper. Langsam ging sie zum Höhlenausgang, hielt sich aber hinter einem Stein versteckt, damit das Wesen sie nicht sehen konnte. Mit jeder Sekunde erkannte sie mehr von diesem Wesen, das so schnell auf sie zukam. Ein weißer Strich zog sich über den Bauch des Wesens, das sie nun schon eindeutig als einen Drachen erkannte. Er kam ihr seltsam vertraut vor, doch durch ihr Staunen dachte sie nicht weiter darüber nach, sondern beobachtete nur den Drachen, in seinem Anflug auf die Höhle. Der Drache landete mit einem Kratzen seiner Krallen in der Höhle und tappte langsam, sich mit überrascht wirkendem Blick umsehend hinein. Was Shira dann sah ließ ihr den Atem stocken. Der Körper des Drachen schien zu zerfließen und immer kleiner zu werden, bis nur noch ein Mensch da stand.

"Shira? Wo seid Ihr?" Die Stimme des Mannes klang fern und dumpf in Shiras Ohren. Erst starrte sie ihn nur mit offenem Mund an, dann stammelte sie: "S-sam?" Der Mann drehte sich zu ihr und sah sie erschrocken an, dann schluckte er und nickte leicht.

"I-ich dachte, Ihr würdet schlafen, wenn ich zurück komme..." sagte er leise, dann schüttelte er seufzend den Kopf. "Ich wollte es Euch sowieso heute sagen" murmelte er, dann ging er auf sie zu und reichte ihr eine Hand. Shira zögerte kurz, dann griff sie aber vorsichtig nach seiner Hand, ihn immer noch staunend beobachtend.

"Du...du bist ein...ein Drache..." Shiras Stimme klang leise und etwas verwirrt. Sie ließ seine Hand los und lehnte sich an die Wand zurück, atmete erst mal mit dem Blick gen Boden gerichtet durch, dann sah sie ihn erst wieder an und musterte ihn.

"Ich wusste schon immer, dass es euch gibt..." flüsterte sie, dann lächelte sie ihn an. Sam sah sie etwas verwirrt an, lächelte dann aber ebenfalls.

"Ich bin kreischen und toben gewohnt, wenn ein Mensch herausfindet, was ich bin..." meinte er schmunzelnd, dann sah er wieder aus der Höhle und seufzte leise. "Willst du mehr über uns erfahren? Ich kann dir unsere Welt zeigen, du musst sowieso mehr lernen, bevor du uns wirklich helfen kannst."

Shira musterte ihn, dann stellte sie sich lächelnd neben ihn und folgte seinem Blick. "Wenn ich mitfliegen darf." sagte sie leise und grinste zu ihm hoch. Sam sah sie schmunzelnd an, dann nickte er leicht.

"Selbst fliegen kannst du ja nicht." meinte er grinsend und ging auf den Höhlenausgang zu, bis er knapp vorm Rand stand. "Wenn wir jetzt losfliegen sind wir morgen früh da..." Er sah zu ihr zurück. "Wenn du willst..." Er grinste sie an, sein Grinsen verblasste aber wieder und er sah verlegen zu Boden. "Tut...tut mir leid, ich meinte natürlich Ihr...wenn Ihr wollt..." murmelte er und biss sich auf die Unterlippe.

Shira kicherte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ist schon gut, du kannst mich ruhig duzen, nun kennen wir uns ja...denke ich mal..." meinte sie schmunzelnd, dann trat sie von ihm zurück, um ihm Platz zu lassen. "Worauf wartest du noch? Fliegen wir!" sagte sie voller Abenteuerlust und grinste ihn an.

Sam sah zu ihr auf und lächelte, dann schien sein Körper wieder zu zerfließen und kurz darauf stand wieder der schwarze Drache vor ihr. Shira musterte ihn, dann ging sie vorsichtig ein paar Schritte auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm aus, hielt sie aber an, kurz bevor sie ihn berührte und sah fragend zu ihm hoch. Der Drache nickte ihr leicht zu und sie strich vorsichtig über seine Schuppen.

"Wow..." flüsterte sie, mehr bekam sie nicht heraus. Ihr Blick strich über die feinen Zeichnungen, die den Körper des Drachen überzogen. Ihre Finger folgten ihren Blicken, dann sah sie wieder lächelnd zu ihm hoch. "Lass uns los, jetzt sofort..." sagte sie aufgeregt und wollte schon auf seinen Rücken klettern, sah ihn dann aber wieder fragend an. Der Drache schien mit sich zu ringen, nickte ihr dann aber wieder zu und half ihr mit der Schnauze auf seinen Rücken.

"Halt dich fest, der Start ist immer etwas holprig..." meinte er mit seiner tiefen, sanften Stimme, dann breitete er die Flügel aus und schwang sich elegant in die Luft. Shira musste sich an seinen Hals klammern, um nicht herab zu fallen, doch als sie in der Luft waren konnte sie loslassen, ohne Angst haben zu müssen, vom Rücken des Drachen zu rutschen.

Shira beobachtete die Sterne, die über ihnen am Nachthimmel schwebten. Sie fühlte sich so gut, wie sie sich noch nie gefühlt hatte. Frei, ungebunden, einfach fantastisch. Doch langsam wurde sie müde. Die Stille, die gleichmäßigen Flügelschläge des riesigen Drachen, auf dessen Rücken sie saß, waren einlullend. Shira schlang ihre Arme um den Hals des Drachen, murmelte ein leises "Gute Nacht..." und war kurz darauf auch schon eingeschlafen. Der Drache musste leicht grinsen, als sie so schnell einschlief, dann seufzte er allerdings leise und hauchte "Schlaf gut".

Der Drache flog eine Weile weiter, bis er sich sicher war, dass sie nicht so bald aufwachen würde, dann blieb er in der Luft stehen und zog mit einer Pranke einen Kreis in der Luft vor sich. Ein leichter blauer Kreis erschien vor ihm, wurde heller, dann begann die Luft sich darin zu verändern, bis sich ein Sog gebildet hatte. Der Drache atmete durch, dann flog er durch das Portal.

Auf der anderen Seite wehte ihm die frische Luft einer fernen Welt entgegen. Er atmete noch einmal durch, sah sich dann wieder um. Es sah hier fast so aus, wie auf der Erde, bloß keine Straßen, Häuser oder sonst irgendwelche Anzeichen auf menschliche Zivilisation. Hier war es ebenfalls tiefste Nacht, die Sterne schienen klar vom Himmel, doch sie sahen anders aus, manche näher, andere Formen bildend. Der Drache musterte den Himmel, dann sah er wieder nach vorne und flog los, auf einen großen Berg zu, der sich am Rande des Horizonts leicht abzeichnete.

Der Morgendämmerung brach gerade herein, als Shira aufwachte. Gähnend rieb sie sich die Augen und streckte sich, dann schrie sie etwas auf, als sie merkte, dass sie so hoch über dem Boden schwebte. Es dauerte eine Weile, bis ihr die Geschehnisse des letzten Abends einfielen. Vorsichtig strich sie über die Halsschuppen des Drachen, dann blickte sie nach vorne, auf die Klippen eines rasch näher kommenden Berges.

"Guten Morgen...willkommen in unserer Welt..." war leise von dem Drachen zu hören, der mit ruhigen Flügelschlägen auf den Berg zuhielt. Shira biss sich auf die Unterlippe, dann sah sie zu ihm hinab.

"In eurer Welt?" sagte sie leise und strich noch einmal über seine Halsschuppen, dann sah sie wieder gerade aus und musterte den Berg. Der Drache nickte leicht, dann zog er vor dem Berghang steil in die Luft. Shira klammerte sich mit einem Aufschrei am Hals des Drachen fest und kniff die Augen zusammen. Sie ließ auch nicht los, als der Drache wieder gerade zu fliegen schien und dann in der Luft anhielt. Nur ganz langsam öffnete sie die Augen und lugte vorsichtig am Hals des Drachen hinab, um zu sehen, woher die ganzen Geräusche kamen, die nun an ihre Ohren drangen.

Shira starrte mit offenem Mund hinunter, als sie all die Drachen sah, die sich auf der riesigen Fläche, die der Gipfel des Berges bildete, tummelten. Hier waren alle Größen vertreten, von Müttern bei ihren Nestern und Eiern bis zu ausgewachsenen Großdrachen, manche sogar doppelt so groß, wie der, auf dem sie saß.

"Das hier ist meine Heimat...gefällt sie dir?" die Stimme des Drachen klang so fern. Shira brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass er etwas gesagt hatte und auch dann nickte sie nur leicht, denn sie konnte kein Wort heraus bringen.

"Übrigens...mein Name unter den Drachen lautet Bra'caom, deshalb auch Bra..." Bra legte den Kopf schief. "Ich bringe dich mal zu meinem Schlafplatz..." meinte er grinsend, dann flog er wieder langsam los, damit sie sich trotz des Fluges weiter umsehen konnte.

"Unglaublich...so viele...und kein Mensch hat je einen gesehen..." murmelte Shira leise, dann griff sie sich an die Stirn, um zu sehen, ob sie vielleicht Fiberträume hatte, doch ihre Stirn war kühl vom Wind, der ihr beim fliegen ins Gesicht geweht hatte.

"Keiner stimmt nicht ganz..." Bras leise, kräftige Stimme wurde vom Wind zu ihr nach hinten getragen. Der Drache sah sich am Boden nach einem guten Platz zum landen um, während er sprach. "Es gibt einige, die sich mit uns angefreundet hatten, doch sie mussten dafür schwören, uns nicht zu verraten..." Bra ging langsam in den Sinkflug und landete auf einer kleinen Wiesenfläche, auf der einige Drachenwelpen spielten, die sich sofort fiepend hinter ihrer Mutter versteckten und ängstlich hinter ihr hervor lugten. Bra sah den Kleinen kurz nach, dann senkte er den Kopf, um Shira absteigen zu lassen, ließ das Weibchen dabei aber nicht aus den Augen, das ihn misstrauisch beobachtete. Shira sah vom einen Drachen zum anderen, dann sah sie Bra fragend an.

"Ein Mensch in unserer Heimat?" Die Stimme des Weibchens klang leise und ruhig, doch etwas Verächtliches schwang in ihr mit. Bra nickte leicht und sah das Weibchen ernst an.

"Es hat schon seinen Grund..." meinte er leise, dann rollte er sich auf der Wiese ein und zog Shira mit einer Pranke leicht zu sich, beugte dann den Kopf zu ihr. "Am besten du bleibst hier, es sind hier nicht alle den Menschen freundlich gesinnt..." Bra flüsterte und sah sie besorgt an, dann rollte er sich um sie herum ein. "Lass mich etwas ausruhen, dann sage ich dir, was wir zutun haben..." meinte er dann leise und müde. Shira lächelte ihn an und legte sich dann an seinen Hals, den sie leicht zu kraulen begann.

Ein seltsames Reich

Merc strich Kira mit einer Pranke durch das Fell an ihrem Rücken, während er glücklich lächelnd durch die Blattkronen der Bäume sah. Kira lag halb auf ihm, schnurrte leise und strich mit der Pfote in Kreisen über seinen Brustkorb. Ein Speer lehnte neben den Beiden an einem Baum, er schimmerte golden im Licht der Sonne, das durch die Blattkronen fiel, doch er war lediglich aus Bronze geschmiedet. Die beiden Wesen sahen etwas erschöpft aus, doch lächelten beide überglücklich.

"Ich liebe dich..." Die leise, sanft schnurrende Stimme Kiras durchbrach die Stille. Merc sah zu ihr hinab, strich ihr über den Kopf und küsste sie darauf hin sanft. Kira legte eine Pfote an Mercs Wange und schloss genüsslich, schnurrend die Augen, zwang ihn, den Kuss eine Weile zu halten, worauf Merc gerne einging. Doch plötzlich drückte er sie sanft von sich, sah sie kurz an und legte ihr einen Finger an die Lippen, als Zeichen, dass sie still sein sollte. Kira erwiderte mit einem ängstlichen Blick, dann schloss sie die Augen. Sie wusste, Merc würde so einen Moment mit ihr nicht unterbrechen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Merc spitzte die Ohren. Ein seltsames, leises Geräusch klang durch den Wald, das er durch seine katzenhaften Ohren trotzdem gut hören konnte.

"Drache..." murmelte er leise. Kira gab ein erschrockenes Miauen von sich und sah ihn verängstigt an. Merc stand auf und legte die Ohren an, dann brüllte er in den Wald: "Drache im Anflug!" Er packte seinen Speer und sah zu Kira. Sein Körper schien zu zerfließen, dann stand an seiner Stelle nur noch ein übergroßer Panther. Kira schluckte und ihr Körper begann ebenfalls zu zerfließen, bis nur noch ein Tiger da stand, der etwas kleiner als Merc war. Merc nickte, dann lief er, gefolgt von Kira los, dem schwarzen Drachen, der hoch über ihnen flog nach.
 

Shira sah von Bras Rücken aus hinab in den Wald. Sie glaubte, etwas gehört zu haben, war sich aber nicht sicher, deshalb wandte sie sich an Bra.

"Lebt da unten jemand?" Shira fragte leise und kuschelte sich wieder an den Hals des Drachen. Bra sah fragend zu ihr zurück, dann blickte er hinab auf den Wald.

"Mhm, ja, hier leben...ich glaube der Scariit Stamm...warum?" Er sah Shira wieder an und legte den Kopf dabei schief.

"Ach nichts...ich dachte nur, ich hätte jemanden rufen gehört..." meinte sie leise und schloss die Augen.

"Gehört? Ach..." Bra sah wieder hinab zum Wald, nun war sein Blick allerdings besorgt. "Das ist nicht gut...sie haben uns bestimmt gesehen..." murmelte er, dann sah er wieder gerade aus. "Du musst wissen, die Scariit sind nicht gerade Freunde der Drachen...wir hatten einmal den Fehler gemacht, sie anzugreifen...vorurteile waren schuld...eine lange Geschichte..." murmelte er, dann sah er wieder zum Wald hinab. "Wir sollten landen und versuchen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, vielleicht können sie uns helfen, schneller an unser Ziel zu kommen" Bra deutete auf eine kleine Lichtung, ein paar Kilometer von ihnen entfernt, dann drehte er ab und hielt auf die Lichtung zu.

"Du willst mit deinen Feinden reden?" fragte Shira leise und sah ihn besorgt an, dann wandte sie den Blick der Lichtung zu.

"Sie sind nicht aggressiv, sie kämpfen nur, wenn sie angegriffen werden...zumindest war das noch so, als dieser Panther ihr Anführer war...ich hoffe er ist es noch..."

"Panther?" Shira sah ihn wieder verwundert an, dann kuschelte sie sich wieder an seinen Hals und strich leicht über seine Schuppen. "Erzähl mir mehr über diese...Ska...wie auch immer..."

"Scariit...diese Stämme sind Tiere, die gelernt haben, die Magie zu nutzen, um ihre Gestalt zu verändern...meistens Raubkatzen, Wölfe, ich habe auch schon einmal einen Bären getroffen, doch bei einem anderen Stamm, die Scariit bestehen nur aus Raubkatzen..." Bra sah nachdenklich in den Himmel, dann nickte er leicht. "Außerdem sind sie ziemlich intelligent, fantastische Strategen, aber das wirst du wohl sowieso gleich sehen..." Langsam begann er, seine Flughöhe zu senken, bis er knapp über den Bäumen schwebte, dann bremste er seinen Flug ab und landete schließlich vorsichtig und leise auf der Lichtung. Shira sprang sofort von seinem Rücken und sah sich auf der Lichtung um. Nichts war zu sehen, nur dunkler Waldrand. Ein ungewöhnlicher schwarzer Schatten. Wieder dunkler Wald. Shira wandte sich wieder dem Schatten zu, doch er war nicht mehr da. Sie schrieb es als optische Täuschung ab und sah wieder zu Bra hoch.

"Wo sind nun deine perfekten Strategen?" Shira stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn mit schief gelegtem Kopf fragend an. Bra sah kurz zu ihr hinab, dann starrte er wieder an den Waldrand.

"Siehst du sie denn nicht?" Er machte eine ausholende Geste mit der Pranke, die die Lichtung umfasste, dann sah er sie wieder an. "Wir sind bereits umzingelt von ihnen..."

Wie auf Kommando raschelte es im Gebüsch ihnen gegenüber. Ein übergroßer schwarzer Panther trat aus dem Gebüsch und kam langsam und vorsichtig auf die Beiden zugetrottet, die klugen Augen musterten die Beiden eingehend und beobachteten jede ihrer Bewegungen genauestens. Der Panther umkreiste sie einmal in einigen Metern Entfernung, dann kam er näher und blieb vor Shira stehen, schnupperte kurz und wandte den Blick Bra zu. Langsam begann der Körper des Panthers wieder zu zerfließen und kurz darauf stand er aufrecht wie ein Mensch vor ihnen, einen Bronzespeer in der rechten Pranke.

"Ich bin Merc, Anführer des Scariit in diesem Wald. Was wollt Ihr hier, Drache, Ihr seid nicht willkommen..." Merc sprach mit leuter, fester Stimme und sah mit seinen funkelnden Katzenaugen zu Bra hoch. Der Drache senkte den Kopf und sah Merc dann vorsichtig an.

"Geehrter Merc, ich hoffte schon, euch anzutreffen...ich erbitte Eure Hilfe, wir möchten zum Drachenrat, doch es muss schnell gehen und wir müssten durch das Gebiet der Orcs...ich hörte, Ihr kennt Schleichwege..." Bras Stimme war leise und freundlich, doch es schwang auch eine leichte Unterwürfigkeit darin mit. Er hatte gelernt, die Bewohner dieses Waldes zu respektieren und er wusste, dass sie ihm auch Respekt entgegen brachten. Merc musterte den Drachen kurz, dann sah er Shira an.

"Ihr lasst einen Menschen auf Eurem Rücken mitfliegen, Bra? Das hätte ich nicht von einem Drachen erwartet..."

"Werdet Ihr uns helfen?"

"Wie heißt sie?" Merc streckte seine Pranke aus und drehte Shiras Kopf an ihrem Kinn leicht hin und her, um sie sich genauer anzusehen. Shira grummelte leise und drückte seine Pranke weg.

"Sie kann selbst sprechen...und sie heißt Shira..." murmelte sie, dann stellte sie sich näher an Bra. Merc sah sie leicht verwundert an, dann sah er zurück zum Wald und machte einige seltsame Gesten. Zögerlich trat eine Tigerin aus dem Gebüsch, musterte die beiden Eindringlinge, dann kam sie zielstrebig auf Merc zugelaufen. Bei ihm angekommen begann ihr Körper zu zerfließen und dann stand sie ebenfalls aufrecht da, kuschelte sich aber sofort an Merc, der schützend einen Arm um sie legte und die Beiden wieder ansah.

"Das hier ist Kira, meine Gefährtin..." sagte er nun leise und lächelte Shira an. "Ich nehme an, Euch fällt die Namensgleichheit auf?" Shira nickte leicht, doch ihr war auch etwas anderes aufgefallen. Sie hatte doch schon von den Beiden geträumt. Sie konnte sich nie gut an ihre Träume erinnern, doch dieses Paar hatte sich in ihre Gedanken eingebrannt. Shira schluckte, dann sah sie Kira zaghaft lächelnd an.

"Freut mich...ich bin Shira..." murmelte sie leise und reichte ihr eine Hand. Kira stellte die Ohren auf und musterte Shiras Hand, dann sah sie Merc an, der leicht nickte. Sie maunzte leise und drückte sich an ihn, griff dann aber zögerlich nach Shiras Hand. Shira sah lächelnd in Kiras Katzenaugen und diese erwiderte mit einem ängstlichen Lächeln den Blick, doch langsam wurde sie sicherer, die Angst wich aus ihrem Blick und Neugierde kam zum Vorschein.

"Wie ich sehe hat sie wohl keine Angst vor Euch...das ist seltsam, aber gut, sie vertraut nicht so schnell jemandem müsst Ihr wissen..." Kira nickte leicht zu Mercs Worten, kuschelte sich dann wieder fest an ihn und schloss leise schnurrend die Augen. Merc musterte erst Shira, dann Bra eingehend, kraulte Kira nebenbei hinter den Ohren.

"Gut, wir werden euch führen...aber Bra...Ihr seid ziemlich auffällig..." Merc grinste, dann sah er Kira an. "Du hast doch nichts dagegen, mitzukommen?" Kira schüttelte nur leicht den Kopf und küsste ihn kurz auf die Wange, dann schmiegte sie sich wieder fest an ihn. Merc sah schmunzelnd wieder zu Bra, der sich gerade wieder verwandelte. "Sie spricht nicht viel, aber sie ist eine ziemliche Schmusekatze..."

"Ist das nicht etwas gefährlich für sie?" Bra musterte die Tigerin abschätzend und sah Merc dann wieder an, der mahnend einen seiner krallenbesetzten Finger hob.

"Unterschätzt niemals ihre Fähigkeiten..." Mit diesen Worten drehte er sich um, legte die Ohren an und ließ einen gellenden Pfiff ertönen. Überall um die Lichtung herum traten Aufrecht stehende, mit Speeren und Bögen bewaffnete Raubkatzen aus dem Gebüsch. Merc machte einige Gesten, worauf hin sich wieder alle in den Wald verzogen, dann drehte er den Kopf kurz zu Bra, deutete ihm mitzukommen und tappte, mit Kira an seiner Seite los. Bra seufzte leise, dann sah er Shira lächelnd an und folgte dem Panther. Shira sah den dreien nach. Sie kam sich so unpassend vor, zwischen diesen ganzen mythischen Rassen, als einfacher Mensch. In Gedanken versunken starrte sie auf die Drei, erst als Bra sie rief reagierte sie und lief los, um den bereits entstandenen Abstand einzuholen.



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