Apocalypse von abgemeldet (Das Ende der Zeit) ================================================================================ Kapitel 2: Die Drachen ---------------------- Kapitel 2 -- Die Drachen Shira erwachte langsam aus ihrer Ohnmacht. Sie blinzelte in die, nun durch den Eingang herein scheinende Sonne, dann sah sie an sich hinab und ihr stockte der Atem. Kein Wunder, dass ihr Körper so schmerzte, ihre Kleidung hing zerfetzt und blutüberströmt an ihr. Die Wunden waren mit kleineren Verbänden abgebunden worden, die jedoch nur die Blutungen stoppten. Zitternd griff sie nach ihrem Bein, doch ihre Hand wurde sanft fest gehalten. Sie sah zur Seite und erkannte wieder den Mann von letzter Nacht. "Habt keine Angst, ich habe Eure Wunden versorgt, in ein paar Stunden müsste es Euch wieder besser gehen." sagte der Mann mit einer leisen, sanften und beruhigenden Stimme zu ihr, die ihr ebenfalls seltsam bekannt vorkam, dann ließ er ihren Arm wieder los und strich lächelnd seine weißen Haare wieder hinter die Ohren. Shira musterte den Mann kurz, dann erkannte sie ihn endlich. Es war der seltsame Mann aus dem Bus. "W-wer sind sie?" murmelte sie schwach und schloss die Augen wieder, denn es kostete ihrem geschwächten Körper zu viel Energie sie offen zu halten. Der Mann sah sie mit schief gelegtem Kopf eine Weile an, dann antwortete er leise: "Ruht Euch eine Weile aus, Ihr braucht es, danach beantworte ich Euch vielleicht Eure Fragen." Shira kam sich seltsam vor, so wie dieser Mann mit ihr sprach, doch sie nickte leicht, denn der Mann hatte recht, sie brauchte Ruhe, viel Ruhe. Langsam fiel sie in einen Dämmerschlaf, der dann allerdings immer tiefer wurde, bis sie endgültig darin versunken war. Shira streckte die Arme in die Luft und genoss mit geschlossenen Augen den Wind, der durch ihre Haare wehte. Sie beugte sich wieder vor und schlang die Arme um Bras Hals, kuschelte sich fest an ihn. Der Drache gab ein wohliges Knurren von sich und schloss kurz die Augen, hörte auf mit den Flügeln zu schlagen und ließ sich vom Wind treiben. Kurz bevor sie in die Bäume des unter ihnen hinweg ziehenden Waldes stürzten schlug Bra einen Haken in die Luft und zog steil nach oben. Lachend klammerte Shira sich fester an ihn. Bra schoss durch die Wolken immer höher in den Himmel, bis er spürte, dass Shira allmählich zu zittern begann. Der Drache bremste seinen Flug ab und ließ sich wieder hinab, knapp über die Wolken treiben. Mit sanften Flügelschlägen hielt er sich dort. Einige Minuten später ließ Bra sich wieder weiter hinab sinken, Shira war auf seinem Rücken eingenickt. Mit zielstrebigen Flügelschlägen hielt er auf einen großen, von der untergehenden Sonne rot beleuchteten Berg zu. Mit seiner tiefen und sanften Stimme versuchte er Shira leise zu wecken, doch als sie nicht wach werden wollte drehte er eine Schraube, so dass sie gerade nicht herunter fiel und mit einem leisen Schrei erwachte. Bra gab ein Geräusch von sich, das einem Lachen ziemlich nahe kam. Erst grummelte Shira und schlug Bra gegen die harten Schuppen, doch dann begann sie auch zu lachen und kuschelte sich wieder an ihn. Shira wurde von einer Art Donnern aus dem Schlaf gerissen. Es war wieder Abend, sie hatte wohl den ganzen Tag durchgeschlafen. Am Himmel waren die Sterne zu erkennen, keine einzige Wolke war zu sehen, was sie ziemlich verwunderte, denn das Donnern schien ziemlich nahe gewesen zu sein. Shira sah sich um, was das Donnern erzeugt haben könnte. Neben ihr saß der seltsame Mann, sie anlächelnd. Der Mann beugte sich zu ihr und strich ihr die Haare aus dem Gesicht, dann nickte er leicht. "Eure Wunden sind schon fast ganz verheilt." Sagte er leise und lehnte sich wieder an die Wand zurück. Shira blickte ihn an, dann sah sie ungläubig an sich hinab. Er hatte recht gehabt, fast alle ihre Wunden hatten sich schon geschlossen, nur kleine, unscheinbare Narben waren geblieben. Shira sah fragend zu dem Mann auf, doch der zuckte nur leicht mit den Schultern und sah dann aus der Höhle. "Nun könnt Ihr Eure Fragen stellen...wenn Ihr wollt." Der Mann sprach leise und fest, doch etwas Trauriges lag in seinem Blick, als er die Sterne beobachtete. Shira starrte ihn eine Weile an, dann setzte sie sich vorsichtig auf. Anscheinend waren die Verletzungen in ihr auch geheilt, denn sie spürte nicht die erwarteten Schmerzen. Noch einmal musterte sie ihre Hände, dann die Arme und dann die Beine, dann sah sie zu dem Mann auf. "Wer bist du?" Shiras Stimme klang immer noch schwach. Der Mann starrte noch eine Weile aus der Höhle, dann drehte er seinen Kopf zu ihr. "Samuel Carper, meine Freunde nennen mich Sam...oder Bra..." Sams Stimme war immer noch sanft, doch sie zitterte etwas, als würde ihn irgendetwas Trauriges ziemlich zu schaffen machen. Shira musterte Sam etwas, dann sah sie leicht nickend aus der Höhle. "Sam also...Ich bin Shira..." sagte sie leise, Sam nickte leicht und folgte ihrem Blick. "Ich weis..." "Wie...du weist? Du weist, wer ich bin? Woher?" Shira sah Sam verwundert an und legte den Kopf an die Schulter, Sam fragend beobachtend. Sam saß erst eine Weile still da, bevor er sich langsam wieder Shira zuwandte. "Jeder hier weis von Euch..." sagte er leise und lächelte etwas verlegen. "Immerhin seid Ihr die Auserwählte..." Shira sah ihn mit einem seltsamen Blick an, dann stützte sie den Kopf auf den Ellenbogen und musterte ihn mit durchdringenden Blicken. "Die Auserwählte, ja? Auserwählt von wem...und wofür überhaupt?" Shira blickte fragend zu Sam hoch. Sam seufzte leise und sah wieder aus der Höhle. "Von wem darf ich Euch noch nicht sagen...und wofür, das seht Ihr, wenn Ihr einen Blick aus der Höhle werft..." Shira sah ihn eine Weile verwirrt an, dann stand sie auf und ging langsam zum Höhlenausgang, wo sie erst eine Weile in den Himmel starrte und den Blick dann langsam über die gegenüberliegenden Berge hinab ins Tal unter ihnen gleiten ließ. Was sie dort sah ließ ihren Atem stocken. Vor ihr lief ein Steilhang ins Tal hinab, sie konnte sich nicht erklären, wie sie hier herauf gekommen waren, doch das, was am Fuße des Hanges war, ließ sie erschaudern. Zwischen den beiden Bergen war eine Straße verlaufen, doch diese war an vielen Stellen zerstört und überall lagen lodernde Autowracks. Shira ließ den Blick ungläubig durchs Tal streifen. Am Ende der Straße sah sie eine Stadt in Flammen. Oder das, was davon übrig war. Und in einiger Entfernung davon, den von der Sonne schwach beschienenen Krater. Mit tiefem Entsetzen in den Augen wandte sie sich zu Sam um, der aufgestanden war und nun hinter ihr stand, ebenfalls den Blick auf die brennende Stadt gerichtet. "Wa-was ist hier passiert?" stammelte sie und starrte Sam an, der sich nicht rührte und nur weiter auf die Stadt starrte. Einige Minuten vergingen, Shira konnte nicht hin sehen, weshalb sie die ganze Zeit Sam anstarrte. Langsam drehte er den Kopf wieder zu ihr und ein leises seufzen war von ihm zu hören. "Das hier sind die Überreste deiner Welt..." sagte er leise und sah wieder aus der Höhle. "Dein Vater hatte einen Quell der Magie gefunden, doch er hatte die zerstörerische Macht freigesetzt, als er es messen wollte...er hatte keine Ahnung, was er damit auslösen würde..." Verachtung schwang in Sams Stimme mit. Er senkte den Blick langsam wieder zu Shira. "Das ist euer Problem...ihr wollt immer alles erklären können. Warum könnt ihr nie einfach etwas so annehmen, wie es ist?" In Sams Augen Funkelte eine unerklärliche Wut. Shira wandte schnell den Kopf ab und starrte wieder auf die Stadt. "Du meinst...wir...also die Menschen?" Ihre Stimme zitterte, Sam nickte nur. "Ja, die Menschen...eure Spezies war immer schon so naiv, zu glauben, sie wären die Spitze der Evolution..." Shira schluckte und trat einen Schritt zurück an die Wand, dann starrte sie Sam mit durchdringendem Blick an. "Was bist du?" Shiras Stimme war leise, beinahe nur ein Hauchen, doch Sam hatte sie verstanden und schloss schweigend die Augen. Sie standen eine Weile so da, Shira zitterte leicht. Langsam drehte sich Sam zu ihr und sah ihr in die Augen. "Ich gehöre einer Rasse an, die eure Vorfahren einst anbeteten, doch dann wurden wir gejagt und mussten uns zurückziehen, da wir euch nicht schaden wollten. Es war eine Fehlentscheidung..." Mit einer ausholenden Geste deutete er nach draußen. "Sieh nur, was ihr mit eurer Welt angestellt habt..." Er wandte sich wieder dem Höhlenausgang zu. Shira folgte seinem Blick und schluckte schwer. Sam senkte seufzend den Blick gen Boden. "Du weist gar nicht, wie sehr ihr eurer Welt geschadet habt." Sams Blick wanderte wieder zu Shira. "Du willst bestimmt wissen, ob noch andere leben. Ja, das tun sie. Die Zerstörung breitet sich nur langsam aus, aber bald wird die gesamte Erde so aussehen, wie hier. Tod, Zerstörung. Und dann kann auch ich dich nicht mehr schützen." In seinem Blick lag etwas Trauer und er starrte wieder aus der Höhle. Shira blickte ihn mit stummem Entsetzen an. "A-aber...es muss doch eine Möglichkeit geben, das alles zu retten..." Ihre Stimme zitterte, ebenso wie ihr Körper. "Deshalb lebst du noch...mit deiner Hilfe könnten wir diese Welt retten. Vielleicht nicht so, wie sie jetzt ist...eine neue Welt erstellen sozusagen..." "Mit meiner Hilfe? Ich bin doch nur ein Mensch...und außerdem weis ich immer noch nicht, was du bist..." Sam lachte leicht auf, dann sah er Shira wieder ernst an. "Nur ein Mensch..." murmelte er und ging dann in den hinteren Teil der Höhle. "Nicht?" Shira sah ihm verwundert nach. "Nein...und nun gib Ruhe, du erfährst noch früh genug, was ich bin..." Mit diesen Worten streckte Sam sich und legte sich dann schweigend auf die Felle. Shira starrte ihn ungläubig an, dann sah sie wieder aus der Höhle in die langsam finster werdende Nacht, die nur noch von den kleinen Feuern und den Sternen erleuchtet wurde. Und der in der Ferne lodernden Stadt. Einige Minuten später legte Shira sich ebenfalls hin. Ihre übrigen Verletzungen meldeten sich langsam und sie wusste, es würde ihr besser tun, wenn sie liegen bleiben würde. Doch sobald sie sich hingelegt hatte überkam sie der Schlaf und sie nickte langsam ein. "Es war verantwortungslos von dir, Bra..." Die dunkle Stimme kam aus einer der düsteren Ecken der Höhle. Shira sah sich um, doch sie konnte nichts erkennen. Neben ihr stand der schwarze Drache, den Kopf tief gesenkt, dass er fast den Boden berührte. "Es tut mir Leid, werter Rat...aber es ist nun mal so, egal was ihr dagegen versuchen werdet..." Die Stimme des Drachen zitterte leicht und war hinterlegt mit Ehrfurcht. Shira hatte ihn so noch nie reden gehört und starrte ihn verwundert an. Der Drache warf ihr einen kurzen Blick zu, der eindeutig entschuldigend war. Shira starrte wieder in die dunkle Ecke, aus der nun mit donnernden Schritten ein roter Drache trat, der fast doppelt so groß war, wie ihr Begleiter. Shira atmete tief ein und trat einen Schritt zurück. Nun konnte sie die Ehrfurcht in Bras Stimme verstehen. Der Drache starrte erst sie, dann wieder Bra an, der ruhig stehen geblieben war. "Es ist nicht möglich, unter zwei verschiedenen Rassen eine..." "Einspruch...das ist nicht wahr..." Die sanfte Stimme einer Frau, mit einem leichten Schnurren hinterlegt unterbrach den Drachen, der nun wütend den Kopf zu einer Ecke, die durch das leichte Licht der durch ein Loch an der Decke scheinenden Sonne erhellt wurde, umwandte. Ein Panther stand dort, zumindest sah er auf den ersten Blick aus wie einer, doch er stand aufrecht, wie ein Mensch und seine Augen strahlten eine auffallende Intelligenz aus. In einer Pranke hielt er einen bronzenen Speer, die Arme hatte er um eine Tigerin geschlungen, die ebenfalls aufrecht stand und den Drachen mit ihren klugen Augen musterte. "Immerhin hatte es bei uns beiden auch geklappt..." kam es leise von ihr, der Panther grinste leicht und drückte sie an sich, doch der Drache schnaubte nur verächtlich und wandte sich wieder Shira und ihrem Begleiter zu. "Es ist nicht möglich, ein Drache kann keinen Menschen lieben!" Die Stimme des Drachen donnerte durch den Raum und dann war alles still, nur ein leises Schluchzen war zu hören, das Shira als das Ihre erkannte. Shira wachte auf, als sie von den Fellen auf den kalten, harten Stein des Höhlenbodens rollte und ihr Kopf leicht darauf aufschlug. Blinzelnd öffnete sie die Augen. Sie merkte, dass Tränen darin standen und wischte sie schnell weg, dann sah sie sich um. Sam war nicht hier, was sie etwas verwunderte, denn sie hatte ja den Abhang gesehen, wo sollte er also hin. Sie sah sich noch einmal um, vielleicht lag er ja wo und sie hatte ihn einfach übersehen. Aber da war niemand. Shira sah wieder zum Höhlenausgang. Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Ein kleiner, schwarzer Punkt am Horizont, der sich schnell näherte. Langsam erkannte sie etwas auf dem dunkelblauen Morgenhimmel. Schwarze schwingen, ein mächtiger schwarzer Körper. Langsam ging sie zum Höhlenausgang, hielt sich aber hinter einem Stein versteckt, damit das Wesen sie nicht sehen konnte. Mit jeder Sekunde erkannte sie mehr von diesem Wesen, das so schnell auf sie zukam. Ein weißer Strich zog sich über den Bauch des Wesens, das sie nun schon eindeutig als einen Drachen erkannte. Er kam ihr seltsam vertraut vor, doch durch ihr Staunen dachte sie nicht weiter darüber nach, sondern beobachtete nur den Drachen, in seinem Anflug auf die Höhle. Der Drache landete mit einem Kratzen seiner Krallen in der Höhle und tappte langsam, sich mit überrascht wirkendem Blick umsehend hinein. Was Shira dann sah ließ ihr den Atem stocken. Der Körper des Drachen schien zu zerfließen und immer kleiner zu werden, bis nur noch ein Mensch da stand. "Shira? Wo seid Ihr?" Die Stimme des Mannes klang fern und dumpf in Shiras Ohren. Erst starrte sie ihn nur mit offenem Mund an, dann stammelte sie: "S-sam?" Der Mann drehte sich zu ihr und sah sie erschrocken an, dann schluckte er und nickte leicht. "I-ich dachte, Ihr würdet schlafen, wenn ich zurück komme..." sagte er leise, dann schüttelte er seufzend den Kopf. "Ich wollte es Euch sowieso heute sagen" murmelte er, dann ging er auf sie zu und reichte ihr eine Hand. Shira zögerte kurz, dann griff sie aber vorsichtig nach seiner Hand, ihn immer noch staunend beobachtend. "Du...du bist ein...ein Drache..." Shiras Stimme klang leise und etwas verwirrt. Sie ließ seine Hand los und lehnte sich an die Wand zurück, atmete erst mal mit dem Blick gen Boden gerichtet durch, dann sah sie ihn erst wieder an und musterte ihn. "Ich wusste schon immer, dass es euch gibt..." flüsterte sie, dann lächelte sie ihn an. Sam sah sie etwas verwirrt an, lächelte dann aber ebenfalls. "Ich bin kreischen und toben gewohnt, wenn ein Mensch herausfindet, was ich bin..." meinte er schmunzelnd, dann sah er wieder aus der Höhle und seufzte leise. "Willst du mehr über uns erfahren? Ich kann dir unsere Welt zeigen, du musst sowieso mehr lernen, bevor du uns wirklich helfen kannst." Shira musterte ihn, dann stellte sie sich lächelnd neben ihn und folgte seinem Blick. "Wenn ich mitfliegen darf." sagte sie leise und grinste zu ihm hoch. Sam sah sie schmunzelnd an, dann nickte er leicht. "Selbst fliegen kannst du ja nicht." meinte er grinsend und ging auf den Höhlenausgang zu, bis er knapp vorm Rand stand. "Wenn wir jetzt losfliegen sind wir morgen früh da..." Er sah zu ihr zurück. "Wenn du willst..." Er grinste sie an, sein Grinsen verblasste aber wieder und er sah verlegen zu Boden. "Tut...tut mir leid, ich meinte natürlich Ihr...wenn Ihr wollt..." murmelte er und biss sich auf die Unterlippe. Shira kicherte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ist schon gut, du kannst mich ruhig duzen, nun kennen wir uns ja...denke ich mal..." meinte sie schmunzelnd, dann trat sie von ihm zurück, um ihm Platz zu lassen. "Worauf wartest du noch? Fliegen wir!" sagte sie voller Abenteuerlust und grinste ihn an. Sam sah zu ihr auf und lächelte, dann schien sein Körper wieder zu zerfließen und kurz darauf stand wieder der schwarze Drache vor ihr. Shira musterte ihn, dann ging sie vorsichtig ein paar Schritte auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm aus, hielt sie aber an, kurz bevor sie ihn berührte und sah fragend zu ihm hoch. Der Drache nickte ihr leicht zu und sie strich vorsichtig über seine Schuppen. "Wow..." flüsterte sie, mehr bekam sie nicht heraus. Ihr Blick strich über die feinen Zeichnungen, die den Körper des Drachen überzogen. Ihre Finger folgten ihren Blicken, dann sah sie wieder lächelnd zu ihm hoch. "Lass uns los, jetzt sofort..." sagte sie aufgeregt und wollte schon auf seinen Rücken klettern, sah ihn dann aber wieder fragend an. Der Drache schien mit sich zu ringen, nickte ihr dann aber wieder zu und half ihr mit der Schnauze auf seinen Rücken. "Halt dich fest, der Start ist immer etwas holprig..." meinte er mit seiner tiefen, sanften Stimme, dann breitete er die Flügel aus und schwang sich elegant in die Luft. Shira musste sich an seinen Hals klammern, um nicht herab zu fallen, doch als sie in der Luft waren konnte sie loslassen, ohne Angst haben zu müssen, vom Rücken des Drachen zu rutschen. Shira beobachtete die Sterne, die über ihnen am Nachthimmel schwebten. Sie fühlte sich so gut, wie sie sich noch nie gefühlt hatte. Frei, ungebunden, einfach fantastisch. Doch langsam wurde sie müde. Die Stille, die gleichmäßigen Flügelschläge des riesigen Drachen, auf dessen Rücken sie saß, waren einlullend. Shira schlang ihre Arme um den Hals des Drachen, murmelte ein leises "Gute Nacht..." und war kurz darauf auch schon eingeschlafen. Der Drache musste leicht grinsen, als sie so schnell einschlief, dann seufzte er allerdings leise und hauchte "Schlaf gut". Der Drache flog eine Weile weiter, bis er sich sicher war, dass sie nicht so bald aufwachen würde, dann blieb er in der Luft stehen und zog mit einer Pranke einen Kreis in der Luft vor sich. Ein leichter blauer Kreis erschien vor ihm, wurde heller, dann begann die Luft sich darin zu verändern, bis sich ein Sog gebildet hatte. Der Drache atmete durch, dann flog er durch das Portal. Auf der anderen Seite wehte ihm die frische Luft einer fernen Welt entgegen. Er atmete noch einmal durch, sah sich dann wieder um. Es sah hier fast so aus, wie auf der Erde, bloß keine Straßen, Häuser oder sonst irgendwelche Anzeichen auf menschliche Zivilisation. Hier war es ebenfalls tiefste Nacht, die Sterne schienen klar vom Himmel, doch sie sahen anders aus, manche näher, andere Formen bildend. Der Drache musterte den Himmel, dann sah er wieder nach vorne und flog los, auf einen großen Berg zu, der sich am Rande des Horizonts leicht abzeichnete. Der Morgendämmerung brach gerade herein, als Shira aufwachte. Gähnend rieb sie sich die Augen und streckte sich, dann schrie sie etwas auf, als sie merkte, dass sie so hoch über dem Boden schwebte. Es dauerte eine Weile, bis ihr die Geschehnisse des letzten Abends einfielen. Vorsichtig strich sie über die Halsschuppen des Drachen, dann blickte sie nach vorne, auf die Klippen eines rasch näher kommenden Berges. "Guten Morgen...willkommen in unserer Welt..." war leise von dem Drachen zu hören, der mit ruhigen Flügelschlägen auf den Berg zuhielt. Shira biss sich auf die Unterlippe, dann sah sie zu ihm hinab. "In eurer Welt?" sagte sie leise und strich noch einmal über seine Halsschuppen, dann sah sie wieder gerade aus und musterte den Berg. Der Drache nickte leicht, dann zog er vor dem Berghang steil in die Luft. Shira klammerte sich mit einem Aufschrei am Hals des Drachen fest und kniff die Augen zusammen. Sie ließ auch nicht los, als der Drache wieder gerade zu fliegen schien und dann in der Luft anhielt. Nur ganz langsam öffnete sie die Augen und lugte vorsichtig am Hals des Drachen hinab, um zu sehen, woher die ganzen Geräusche kamen, die nun an ihre Ohren drangen. Shira starrte mit offenem Mund hinunter, als sie all die Drachen sah, die sich auf der riesigen Fläche, die der Gipfel des Berges bildete, tummelten. Hier waren alle Größen vertreten, von Müttern bei ihren Nestern und Eiern bis zu ausgewachsenen Großdrachen, manche sogar doppelt so groß, wie der, auf dem sie saß. "Das hier ist meine Heimat...gefällt sie dir?" die Stimme des Drachen klang so fern. Shira brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass er etwas gesagt hatte und auch dann nickte sie nur leicht, denn sie konnte kein Wort heraus bringen. "Übrigens...mein Name unter den Drachen lautet Bra'caom, deshalb auch Bra..." Bra legte den Kopf schief. "Ich bringe dich mal zu meinem Schlafplatz..." meinte er grinsend, dann flog er wieder langsam los, damit sie sich trotz des Fluges weiter umsehen konnte. "Unglaublich...so viele...und kein Mensch hat je einen gesehen..." murmelte Shira leise, dann griff sie sich an die Stirn, um zu sehen, ob sie vielleicht Fiberträume hatte, doch ihre Stirn war kühl vom Wind, der ihr beim fliegen ins Gesicht geweht hatte. "Keiner stimmt nicht ganz..." Bras leise, kräftige Stimme wurde vom Wind zu ihr nach hinten getragen. Der Drache sah sich am Boden nach einem guten Platz zum landen um, während er sprach. "Es gibt einige, die sich mit uns angefreundet hatten, doch sie mussten dafür schwören, uns nicht zu verraten..." Bra ging langsam in den Sinkflug und landete auf einer kleinen Wiesenfläche, auf der einige Drachenwelpen spielten, die sich sofort fiepend hinter ihrer Mutter versteckten und ängstlich hinter ihr hervor lugten. Bra sah den Kleinen kurz nach, dann senkte er den Kopf, um Shira absteigen zu lassen, ließ das Weibchen dabei aber nicht aus den Augen, das ihn misstrauisch beobachtete. Shira sah vom einen Drachen zum anderen, dann sah sie Bra fragend an. "Ein Mensch in unserer Heimat?" Die Stimme des Weibchens klang leise und ruhig, doch etwas Verächtliches schwang in ihr mit. Bra nickte leicht und sah das Weibchen ernst an. "Es hat schon seinen Grund..." meinte er leise, dann rollte er sich auf der Wiese ein und zog Shira mit einer Pranke leicht zu sich, beugte dann den Kopf zu ihr. "Am besten du bleibst hier, es sind hier nicht alle den Menschen freundlich gesinnt..." Bra flüsterte und sah sie besorgt an, dann rollte er sich um sie herum ein. "Lass mich etwas ausruhen, dann sage ich dir, was wir zutun haben..." meinte er dann leise und müde. Shira lächelte ihn an und legte sich dann an seinen Hals, den sie leicht zu kraulen begann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)