Die Höllenprinzessin von Hotepneith ================================================================================ Kapitel 1: Die Höllenprinzessin Sayuki -------------------------------------- Hallo, auf die Idee zu dieser Geschichte kam ich dank einer Seite im Internet: Jaken- the other Youkailord, eine Jaken- Fan-Seite. ( So etwas gibt es.)Darin wurde erwähnt, dass er früher mal König eines Krötenvolkes gewesen war, ehe er Sesshoumaru folgte. Und ich dachte, wir behandeln ihn dafür meist relativ schlecht. Ob allerdings er und Inyuasha das dreamteam sind, müsst ihr schon selbst lesen. Viel Spass beim Lesen. 1. Die Höllenprinzessin Sayuki Es war ein sonniger, friedlicher Tag in einem kleinen Dorf am Rande eines großen Waldes. Inuyasha lehnte gemütlich auf einem Ast auf dem Heiligen Baum in der Nähe des Ortes und blickte träumend ins Leere. Es war schön, wenn einmal nichts los war. Kagome war in ihre Zeit zurückgekehrt und hatte ihm strikt verboten, sie zu besuchen. Nun, er würde sich dran halten, einstweilen, zumindest. Falls sie nach drei Tagen nicht wieder da wäre, sähe die Sache schon anders aus. Schule. Wozu sie so etwas sinnloses benötigte? Sein Blick fiel auf etwas, das am Himmel schwebte. Im gleichen Moment sprang er vom Baum, die Hand am Schwert. Er kannte nur eine Person, die einen zweiköpfigen Drachen als Reittier benutzte, und das war sein älterer Halbbruder Sesshoumaru. Wenn der ihn hier besuchen kam, war das sicher kein Höflichkeitsbesuch. Aber dann sah er genauer hin. Auf dem Sattel des Drachen saßen zwei deutlich kleinere Gestalten und er erkannte sie. Das war Jaken, Sesshoumarus Diener, ein Youkai aus der Familie der Kröten. Und das andere war das kleine Menschenmädchen Rin, von dem er bis heute nicht begriff, wieso sie seinem Halbbruder folgte - und folgen durfte. Aus irgendeinem Grund schien der sonst so menschenverachtende Hundeyoukai sie zu mögen. Was wollten die beiden denn hier? Sie hatten ihn entdeckt und der Drache setzte zur Landung an. Die ersten Bauern rannten schreiend weg, was Miroku und Sango alarmierte, die heran gelaufen kamen, um Inuyasha zu helfen, gegen wen auch immer, der das Dorf angreifen würde. Jetzt blieben die Freunde des Hanyou überrascht stehen, als sie sahen, wer der Besuch war. "Das sind doch....", meinte die Dämonenjägerin irritiert: "Sollen sie etwa eine Botschaft überbringen?" "Keh", murmelte Inuyasha: "Das glaubst du doch selbst nicht. Sesshoumaru redet mit mir nur, wenn es nicht anders geht." Aber auch er war neugierig, was das hier werden sollte. Während Jaken mühsam von dem Drachen rutschte, war Rin schon bei den Wartenden, verneigte sich höflich von dem Hanyou: "Guten Morgen, Inuyasha-sama...Und ihr..." Sie wusste die Namen nicht. "Guten Morgen..." antwortete Sango höflich. "Das ist ein unerwarteter Besuch. Rin-chan, heißt du?" "Ja." Die Kleine blickte sich um: "Soll ich erzählen, Jaken-sama?" "Ja...Inuyasha...es ist furchtbar. Es ist etwas Schreckliches passiert." Jaken kam hektisch heran. Selbst für Inuyasha war klar, dass die beiden in mehr als leichter Panik waren und er konnte sich nur einen Grund vorstellen: "Ist etwa etwas mit Sesshoumaru passiert? Das kann ich nicht glauben." "Glaub es nur", sagte der Krötenyoukai: "Es ist entsetzlich. - Wir waren unterwegs, wie immer, als Sesshoumaru-sama plötzlich..." Rin begann zu weinen: "Da war auf einmal ein großes tiefes Loch...Aber kein richtiges Loch..." "Er schien zu schweben, bewusstlos zu sein, und etwas wie ein Bann war um ihn", berichtete Jaken: "Und da tauchte eine Frau auf, in wunderschönen Kleidern..." "Sie sah aus, wie eine Prinzessin..." ergänzte Rin unter Tränen. "Und sie sagte: oh, was für ein starkes, schönes Opfer...Und dann..." Sie konnte nicht weitersprechen. "Und dann zog sie ihn zu sich und sie versanken in der Erde. Sesshoumaru-sama schien sich nicht wehren zu können. Das Loch war dann einfach weg!" Jaken klang noch immer fassungslos. Inuyasha sah unbehaglich zu dem kleinen Mädchen: "Jetzt hör mal auf zu weinen. Das ist sicher nicht so, wie es aussieht. Ich meine, wir reden hier nicht über irgendeinen Youkai, sondern über Sesshoumaru. Der lässt sich doch nicht einfach kidnappen." Sango ging neben Rin auf die Knie: "Komm, hör auf zu weinen, Rin-chan. Jetzt überlegen wir mal. Denn mit einem hat Inuyasha recht: sein Halbbruder ist doch stark, der lässt sich doch nicht so mitnehmen. Vielleicht ist das ganz anders...waren sie verabredet oder so..." Sie legte den Arm um das Mädchen: "In jedem Fall bleibst du erst einmal hier bei uns, dann sehen wir weiter." Jaken schüttelte leicht den Kopf: "Inuyasha...du musst..." "Meinen Halbbruder redest du mit - sama an, also kannst du das bei mir auch ruhig tun, " murrte der Hanyou. Sollte er jetzt etwa seinen ungeliebten Verwandten befreien? Von wo auch immer? Vielleicht wäre der bloß sauer, dass er sein Rendezvous störte. Immerhin hatte er sich nicht gewehrt. "Inuyasha-sama", wiederholte Jaken brav. Er wollte seinen Herrn retten, und dazu brauchte er leider dieses Halbblut: "Das ist kein Scherz. Ich habe Legenden von ihr gehört, aber das war schon vor sehr, sehr langer Zeit. Sie holt sich nur starke Youkai. Wenn ich mich recht erinnere, heißt sie Sayuki." "Auch eine Youkai?" erkundigte sich Inuyasha. "Nein", sagte Miroku unerwartet: "Sie ist die Höllenprinzessin." "Die...was?" "Die Höllenprinzessin." Der Mönch sah zu Jaken: "Ja, da gab es eine Legende. Sie holt sich starke Youkai oder Menschen in die Hölle. Niemand kam je zurück. Nach dem, an was ich mich erinnere, bringt sie sie langsam um." "Ja, die Höllenprinzessin." Jaken blickte zu dem Hanyou auf: "Und darum möchte ich dich bitten, Inuyasha..." Er verbesserte sich hastig: "Inuyasha-sama, dass Ihr mit mir geht. Ich will Sesshoumaru-sama da zurückholen." Jetzt starrten ihn alle an. "Aus der Hölle?" vergewisserte sich Inuyasha: "Du willst da hin und ihn rausholen?" "Ja. Ich schulde ihm mein Leben, nicht nur einmal. So ist es meine Pflicht." Jaken schien in diesem Augenblick etwas zu wachsen. "Keh", murmelte der Hanyou: "Und ich soll mit, weil du allein nichts zustande bringst? Warum sollte ich Sesshoumaru helfen?" "Du...Ihr habt Tessaiga." "Bitte, Inuyasha-sama..." Rin begann erneut zu weinen: "Er ist doch meine Familie...ich könnte es nicht ertragen, sie wieder zu verlieren." Inuyasha starrte sie an. Er hasste es, wenn Mädchen heulten. Und was hatte sie da gerade gesagt? Sesshoumaru sei ihre Familie? Na, dann musste sie ja schon ganz schön einsam gewesen sein, sich ausgerechnet einen Eisberg als Familie zu suchen. Was zu etwas anderem führte. Auch, wenn sie sich nicht sonderlich verstanden: Sesshoumaru war sein Halbbruder. Über ihren Vater floss in ihnen das gleiche Blut. Und wenn er es sich so recht überlegte: wäre er lebendig in der Hölle gelandet, hätte er auch gehofft, dass ihn irgendjemand rausholte. "Na schön", seufzte er: "Wo willst du denn hin, Jaken?" "Zu dem Volk der Krötenyoukai auf den Ebenen von Musashino, meinem Volk. Der Schamane dort weiß viele Legenden und er kennt das Tor zur Hölle. Er wird uns weiterhelfen können." Zum ersten Mal erkannten Inuyasha und seine Freunde, warum der Krötenyoukai, der so oft linkisch wirkte, wohl bei Sesshoumaru geduldet wurde. Er schien großes Wissen zu besitzen. "Gut." Der Hanyou drehte sich etwas: "Sango, Rin kann ja hier bleiben. Ihr passt auf sie auf. Ich hoffe mal, dass das schnell geht. Wenn Kagome kommt...ich bin gleich wieder da. - Also, Jaken?" "Wir nehmen den Drachen, da geht es schneller." Der kleine Youkai ging schon hinüber. Inuyasha folgte ihm sofort. Sango blickte zu Miroku: "Hoshi-sama, glaubst du, dass er verstanden hat, wo das Ziel ihrer Reise ist?" "He!" protestierte der Hanyou prompt, der das mit seinen guten Ohren noch gehört hatte: "Was soll das?" "Ich meinte ja nur!" rief Sango zurück: "Die Hölle ist nicht gerade das Ziel, von dem man so sagt, ich bin gleich wieder da." "Pah, wir gehen da hin, holen Sesshoumaru zurück und aus. Das geht schnell." Inuyasha sprang auf den Rücken des Drachen, der sofort zu schweben begann. "Na, dann..." sagte Miroku. "Ob wir hätten mitgehen sollen?" "Möglich." Sango blickte zu Rin: "Wir gehen jetzt mal ins Dorf. Shippou wird sich freuen, jemanden zum Spielen zu haben." "Shippou?" Rins Tränen waren versiegt. Sie war sich sicher, dass Jaken-sama und Inyuasha-sama erfolgreich sein würden. "Wer ist das?" "Ein kleiner Fuchsjunge." Am folgenden Morgen kam Kagome aus ihrer Epoche zurück. Sie wunderte sich schon, dass Inuyasha nicht am Brunnen auf sie wartete, ging aber ins Dorf. Als sie Rin, mit Shippou spielend, vor Kaedes Hütte entdeckte, schwante ihr Übles. Aber als ihr ihre Freunde dann erzählten, was los war, glaubte sie, den Verstand zu verlieren: "WAS? Und das habt ihr zugelassen? Inuyasha und Jaken im Team unterwegs in die Hölle? Warum habt ihr nicht gleich Rin und Shippou geschickt? Musstet ihr ihn denn wieder in die Nesseln setzen?" "Wir hatten keine Fesseln zur Hand", antwortete Miroku: "Und du kennst ihn ja. Wenn er um Hilfe gebeten wird..." "Ja", seufzte Kagome: "Aber trotzdem. Ich bitte euch, das geht doch nie gut. Inuyasha und Jaken gemeinsam in einer Partnerschaft!" "Ich weiß", sagte Sango: "Aber Jaken machte einen sehr vernünftigen Eindruck. Und sie wollen sich erst einmal erkundigen, wo das Tor zur Hölle ist. Jaken erwähnte etwas von einem Schamanen seines Volkes." "Gehen wir hinterher." Kagome stand auf, nahm Pfeil und Bogen. "Wie bitte?" Miroku starrte sie an: "Sicher? Es geht hier um die Höllenprinzessin und die Hölle - das ist nicht gerade der angenehmste Aufenthaltsort." "Ja, und? Inuyasha kann Hilfe bestimmt gebrauchen. Überlegt doch mal, wenn selbst Sesshoumaru gegen diese Höllenprinzessin nicht ankam?" "Das denke ich auch. Wozu hat man Freunde." Die Dämonenjägerin erhob sich ebenfalls: "Ich ziehe mich nur noch rasch um. Mit Kiara können wir ihnen folgen." Kaede seufzte: "Ich hoffe nur, ihr wollt nicht auch noch Shippou oder gar die kleine Rin mitnehmen." "Nein, natürlich nicht." Kagome sah sie an: "Bitte, pass auf sie auf, bis wir wieder da sind." Das könnte dauern, dachte die alte Priesterin, aber sie kannte ihre Schützlinge zu gut, um ihrem verrückten Plan zu widersprechen. Sesshoumaru erwachte aus einer seltsamen Art der Bewusstlosigkeit. Was war geschehen? Er stand in einem Saal, wohl in einem Schloss, seinen einzigen Arm seitlich, die Beine gespreizt, mit Ketten an die Wand gefesselt. Ein Blick an sich herab verriet, dass man seine Oberbekleidung ausgezogen hatte, seine Schwerter fehlten. Er zerrte ein wenig an den Ketten, aber sie schienen von einer Art zu sein, die auch ein noch so starker Youkai nicht brechen konnte. Wo war er hier? Und was sollte das? Das letzte, an das er sich erinnerte, war, dass er durch den Wald gegangen war. "Oh, du bist wach, wie schön." Die Frauenstimme ließ ihn nach links blicken. Dort saß auf einer Art Thron eine attraktive junge Frau. Aber er spürte die magische Macht in ihr. Sie hatte ihn entführt, da war er sicher. Sie stand auf, mit einem seltsamen Lächeln, bei dem es ihm unwillkürlich kalt den Rücken herablief. "Du weiß nicht, wer ich bin, nicht wahr?" Er zog es vor, zu schweigen. Sie kam auf ihn zu, in einer Art, die ihn an einen anschleichenden Tiger erinnerte. "Ich bin Sayuki. Hast du schon von mir gehört?" Sayuki? Jetzt begriff er. Er hatte Legenden erzählt bekommen. "Die Höllenprinzessin", stellte er jedoch nur kühl fest. Er hatte gehört, dass sie starke Youkai oder auch menschliche Krieger in die Hölle entführte. Die Verschwundenen waren nie wieder aufgetaucht. Und er erkannte, dass er bald herausfinden würde, was mit ihnen geschehen war. "Ja, mein Lieber", schnurrte sie. Ihre Hand legte sich an seine bloße Schulter. Instinktiv zuckte er zurück, aber da war die Wand und die Ketten: "So schüchtern? Ich werde dir erzählen, was auf dich wartet. Ich erzähle meinen Besuchern immer gern, was kommt. Das macht die Sache spannender, finde ich." Er dachte hastig nach. Aber die Fesseln würden halten, da war er sicher. Vielleicht ergab sich eine andere Möglichkeit, vielleicht eine andere Chance. Jetzt sollte sie erst einmal reden. "Und was?" Er musste herausfinden, welches Schicksal sie ihm zugedacht hatte. "So ungeduldig? - Ich finde so starke, gutaussehende Jungs einfach unwiderstehlich. Und du gehörst schon zu einer ganz besonderen Art. Ich denke, du bist der stärkste Youkai, der je hier war. - Nun, ich möchte einfach, dass du mein Lager teilst. Und weil du der Stärkste bist, wünsche ich mir ein Kind von dir." "Nie!" Die Antwort kam scharf wie ein Peitschenhieb. Sayuki lächelte: "Du bist ein wenig wild, aber das macht nichts. Je schwieriger es ist, deinen Willen zu brechen, desto wertvoller bist du für mich." Sie streichelte sein Gesicht: "Ja, natürlich willst du es mir schwer machen, aber ich weiß, es kommt eines Tages der Zeitpunkt, an dem du sagen wirst: ,Sayuki-sama, ich werde alle Eure Wünsche erfüllen´." Sie betrachtete ihn nachdenklich. "Ich muss jedoch zugeben, ich wäre enttäuscht, wenn das bald der Fall sein würde. Eine schwierige Eroberung ist kostbar." "Soll ich dich aufwecken?" Das klang kalt, aber Sesshoumaru spürte eine eisige Hand über seinen Rücken streichen. Die Höllenprinzessin. Er wusste, er war im wahrsten Sinne des Wortes in der Hölle gelandet und nichts und niemand würde ihn hier herausholen können oder auch nur wollen. Er war ihr ausgeliefert. Und sie hatte Recht. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem er nachgeben musste, weil ihm gar nichts anderes mehr übrig blieb, sein Wille gebrochen war, all seine gesamten Überzeugungen auf den Kopf gestellt worden waren. Wieder dieses Lächeln: "Ich weiß, du denkst, dass es Zeit braucht. Du bist hier jedoch in meinem Schloss am Ende der Zeit, in der tiefsten Hölle. Keine Flucht kann von hier gelingen. Und ich verstehe mich auf das schwierige Geschäft, den Willen zu zerbrechen, ohne etwas anderes kaputtzumachen. Obendrein habe ich Zeit. Der größte Dickschädel, mit dem ich es bislang zu tun hatte, hat víerzig Tage durchgehalten...das war fast schon ein wenig bewundernswert." Sie drehte sich um: "Und du bleibst hier schön stehen und wartest. Irgendwann, wenn du nicht damit rechnest, werden die Foltern beginnen." Sie kehrte zu ihrem Thron zurück. Er starrte ihr nach. "Vierzig Tage", dachte er. "Ich schwöre dir, dass ich diese Zeit auch durchhalten werde. Ich bin Sesshoumaru. Und wenn du mich brechen willst, wirst du dir viel Mühe geben müssen." Mit Hilfe konnte und brauchte er nicht zu rechnen. Wer sollte ihn schon in der tiefsten Hölle suchen? Sein Blick fiel seitwärts. Dort lagen seine Schwerter, seine Rüstung, sein haori. Wenn er selbst das nutzlose Tensaiga in die Hand bekommen könnte...Er zog noch einmal an den Ketten. Aber was auch immer das war, es war zu stark für ihn. Sayuki hatte es gesehen: "Diese Ketten kann kein lebendes Wesen brechen. Sie sind aus reinem Hass geschmiedet. Du kannst dir die Mühe sparen." Sie lächelte wieder: "Wie heißt du eigentlich?" "Suchst du dir deine Opfer immer so willkürlich aus?" "Ich gehe nach Stärke, nicht nach dem Namen. Also?" Der Hundeyoukai dachte kurz nach. Er würde all seine geistige Kraft brauchen, diese vierzig Tage zu überstehen. Je länger sie benötigen würde, seinen Willen zu brechen, umso mehr würde sie das ärgern. Und das war die einzige Genugtuung, die er noch hatte. Darum sollte er sich nicht auf Kleinigkeiten einlassen, sich überflüssigen Strafen aussetzen. "Sesshoumaru." Sayuki atmete etwas auf. Für gewöhnlich war das der Anfang. Wenn ein Opfer seinen Namen sagte, war sie schon am gewinnen. Aber, wenn sie so in diese Augen blickte, zweifelte sie fast daran. Dieser Gefangene würde stur sein. "Der perfekt tötet....wie amüsant. Meinen Namen kennst du. Und ich verspreche dir, du wirst ihn noch schreien, um mich zu bitten, dass deine Schmerzen aufhören." Sesshoumaru schwieg. Es bestand - leider- kein Anlass für ihn, das für leeres Gerede zu halten. ************************************************************* Armer Sesshoumaru. Ob er sich besser fühlen würde, wenn er wüsste, wer ihn suchen will? Das nächste Kapitel heisst : Die Ebenen von Musashino. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass das nächste Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 2: Die Ebenen von Musashino ----------------------------------- Freut mich, dass euch meine Idee so gefällt. Jetzt müssen erst einmal ein paar Dinge zusammengetragen werden. Schließlich kann man nicht ganz so einfach in die Hölle reinspazieren, wie es sich Inyuasha vorstellt. 2. Die Ebenen von Musashino Der zweiköpfige Drache flog zielsicher. Jaken hielt seine Zügel und der kleine Krötenyoukai wusste nur zu gut, wohin er wollte. Inuyasha saß hinter ihm. "Sag mal, Jaken", meinte er plötzlich: "Wieso eigentlich gehst du dauernd hinter Sesshoumaru her, willst ihn jetzt sogar aus der Hölle holen? Er ist ja nicht gerade der angenehmste ..." "Er ist der Herr und es ist seine Sache. - Ich schulde ihm mein Leben. Er hat mich so oft gerettet, und, egal, was immer ich tue, ich kann diese Schuld nie bezahlen." "Hm...Dankbarkeit, also. Na ja." "Ich hätte auch nicht erwartet, dass du Bastard das verstehst...aua!" Er hatte eine Beule am Kopf und korrigierte sich hastig: "Ich dachte, dass Ihr das nicht versteht, Inuyasha-sama." Das konnte ein mühsamer Höllentrip werden. "Und du bist sicher, dass der Schamane dir Auskunft gibt?" "Ja." "Das ist dein Volk, hast du gesagt." Inuyasha blickte unter sich: "Ich glaube, die Ebenen fangen da an." "Ja. Und dort vorne liegt schon mein...das Königreich der Krötenyoukai." "Hä? Dein Königreich?" "Na ja...ich war einst der König, dort." "Haben sie dich dann rausgeworfen?" "Nein. Sesshoumaru-sama kam vorbei. Seither folge ich ihm." Der Hanyou schüttelte den Kopf. Eine Krone aufzugeben, um dafür einem arroganten Hundeyoukai zu dienen, war in seinen Augen mehr als dämlich. Aber nun, es war ja Jakens Entscheidung. Was sollte er da erwarten. Der Drache ging niedriger, flog eine Kurve. Unten erkannte man jetzt am Ufer eines Gewässers ein Dorf mit kleinen Hütten. Lauter kleine Jakens wuselten herum, gingen aber hastig in Deckung, als ein in ihren Augen riesiger Drache neben ihrer Ansiedlung landete. Nur zwei blieben stehen. Einer der beiden schrie auf: "Jaken-sama!" als der von dem Drachen glitt. Inuyasha folgte ihm und blieb vor den beiden Kröten stehen. Seine Nase verriet, ihm, dass sich hier einige hundert aufhalten mussten. Das war kein kleines Dorf, das musste praktisch die Hauptstadt sein. "Kazutaka-sama.." Jaken bot ihm die Hand: "Ich freue mich, dich wieder zu sehen." "Das...das ist doch nicht der Youkai, dem Ihr damals gefolgt seid?" "Nein. Das ist sein Halbbruder. - Und darum geht es. Können wir in Eurer Hütte reden, ehrenwerter Schamane?" "Natürlich." Der Hanyou schüttelte leicht den Kopf. Wie, bitte, sollte er denn in so eine Minihütte hineinpassen? Aber dann erkannte er, wohin die beiden gingen. Ein Stück entfernt von dem eigentlichen Ort befand sich ein Gebüsch. Darin stand eine Hütte, vor der sich der Schamane niederließ. Jaken setzte sich ihm gegenüber. Inuyasha hockte sich daneben. Was sollte das jetzt hier werden? Der kleine Krötenyoukai atmete tief durch. "Kazutaka, unser Schamane: mein Gebieter, Sesshoumaru-sama wurde von Sayuki, der Höllenprinzessin entführt. Hier, Inuyasha-sama, der äh...Bruder meines Herrn, und ich wollen in die Hölle, um ihn zu befreien. Welchen Weg müssen wir zum Höllentor nehmen?" "Sayuki? Das ist wirklich übel. Ich habe von ihr nur in Legenden gehört. Aber, Jaken, Euch ist bewusst, was Ihr riskiert? - Euch auch?" Er blickte zu dem Hanyou. Der zuckte die Schultern: "Es muss eben sein. Also, wie kommen wir zu dem Höllentor? Wir sollten uns nämlich beeilen." "Ja, das sicher. Euer Bruder dürfte ziemlich in Schwierigkeiten stecken. - Aber das ist nicht ganz so einfach. Ich könnte Euch sofort den Weg zum Höllentor sagen. Aber das nützt Euch aus zwei Gründen nichts. Erstens ist das Tor von einem Schutzbann versiegelt, eine Barriere, die jeden täuscht." "Barrieren sind kein Problem." Der Hanyou klopfte auf Tessaiga. "Weiter." Der Schamane stutzte leicht, fuhr aber fort: "Aber, selbst wenn Ihr durch die Barriere seid- das Tor öffnet sich außerdem nur, wenn man an die vier Ecken bestimmte Kugeln legt." "Und wo gibt es die?" erkundigte sich Jaken prompt. "Sie liegen im Norden, Süden, Westen und Osten vom Portal, jeweils genau eine Woche zu Fuß entfernt." Der Schamane sah zu dem Hanyou: "Unsere Woche. Und das Portal befindet sich in dem Hochtal am Berge Gibli." "Also, wenn wir fliegen, geht es schneller", stellte der fest: "Und wie findet man diese Kugeln?" "Ihr...Ihr wollt wirklich dort in die Hölle gehen?" "Ja, sag ich doch." "Nun gut. Jaken-sama...und Ihr: findet die vier Kugeln. Ihr müsstet ihre Magie spüren können, wenn Ihr nah genug dran seid. Und bringt sie alle vier mit hierher. Dann werde ich euch die Legende vom Höllentor erzählen. Und die Legende von Sayuki, der Höllenprinzessin." "Ich muss mir doch nicht so altes Zeug anhören", murrte Inuyasha sofort: "Ich will da hinein, Sesshoumaru rausholen und wieder verschwinden." "Nun", meinte Jaken behutsam: "Es schadet nie, seinen Feind zu kennen, Inuyasha-sama." Er rechnete fast schon wieder mit einem Schlag. "Auch wahr." Der unberechenbare Hanyou sah zu dem Schamanen: "Also schön, wir sammeln die Dinger ein. Und dann kommen wir wieder her." Er sprang auf: "Los, Jaken." Der stand auf, sah zu dem Schamanen: "Er ist der jüngere Bruder meines Herrn." "Man merkt es. Viel Glück, Jaken-sama." So waren die beiden kurz darauf wieder auf dem Drachen in der Luft. Jaken lenkte Ah-Un hinüber zu den Bergen, in denen das Höllenportal liegen sollte. Von dort aus erst konnten sie weitersuchen. "Huhu, Inuyasha!" "Kagome!" Der Hanyou fuhr herum: "Das darf doch nicht wahr sein!" Er starrte Kiara an, die heran geflogen kam, seine drei Freunde auf dem Rücken: "Was wollt ihr denn hier?" "Wir werden dir helfen", meinte das Mädchen aus der Neuzeit einfach. "Du hast doch nicht geglaubt, ich lasse dich allein - nun, mit Jaken, in die Hölle gehen?" "Ihr wollt mit?" "Ja", erwiderte Miroku: "In der Hölle kann ein wenig Unterstützung sicher nicht schaden, meinst du nicht?" "Keh! Du willst bloß wieder den Helden spielen." Inuyasha spürte trotz seiner Worte ein warmes Gefühl. Sie wollten ihm helfen. So berichtete er: "Jakens Schamane hat gesagt, da vorne liegt das Höllentor. Aber es ist von einer Barriere abgeschirmt. Die ist sicher kein Problem, aber um die Tür aufmachen zu können, brauchen wir vier Kugeln. Sie liegen in den vier Himmelsrichtungen, eine Krötenwanderwoche vom Portal entfernt. Danach sollen wir wieder zu diesem Typen zurück, und er will ein paar Legenden erzählen, wozu immer das gut sein mag." "Wir sollten sie anhören", sagte Kagome: "Wenn er uns schon helfen will - Inuyasha, ich komme mit dir. Teilen wir uns, dann geht es schneller, diese Kugeln zu finden. - Ja, Sango?" "Natürlich." Die Dämonenjägerin nickte, legte aber eine Hand fest um ihre Freundin, als die vorsichtig sich aufrichtete. "Fang mich, Inuyasha!" schrie sie und sprang von Kiara. Ah-Un schnaufte etwas, drehte zur Seite, um den Abstand kürzer zu lassen. Für einen Moment hatte der erschrockene Hanyou den Eindruck, der Drache habe mehr Verstand als Kagome, als er sie gerade noch am Handgelenk erwischte und zu sich auf den Sattel zog. "Was sollte denn diese Aktion?" erkundigte er sich: "Bist du völlig verrückt geworden?" "Du hast mich doch aufgefangen." Sie setzte sich eng hinter ihn und hielt sich fest. "Keh!" murmelte er. Ihr blindes Vertrauen in seine Fähigkeiten könnte auch mal ins Auge gehen. Sango winkte: "Wir fliegen mit euch zum Portal, und dann nach Westen und Norden, einverstanden?" "Wisst ihr denn, wohin ihr sollt?" erkundigte sich Jaken, der über die unerwartete Hilfe mehr als verwundert war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie alle so an Sesshoumaru-sama hängen würden. Warum also sollten sie sich in Gefahr begeben? "Ja. Eine Krötenwanderwoche vom Portal entfernt. Und da diese Kugeln magisch sind, werden wir sie schon wahrnehmen, " meinte Miroku, während er nachdenklich eine Hand nach vorne schob, wie beiläufig an der Dämonenjägerin hin und her bewegte. Sango drehte sich nicht einmal um, als sie ihm einen heftigen Rippenstoß verpasste: "Hoshi-sama!" Er ließ es wieder sein. Sie war für ihn einfach unwiderstehlich. Nach einer Dreiviertelstunde Flugzeit deutete Jaken geradeaus: "Dort irgendwo muss es sein. Aber ich kann keinen Bannkreis entdecken." "Du nicht", meinte Kagome: "Ich schon. - Siehst du dort den Wasserfall?" "Ja." Diese Menschen konnten ja tatsächlich nützlich sein. "Das ist die Barriere. Von hier aus müssen wir also weiter suchen." "Gut", rief Sango: "Also, wir gehen nach Westen und Norden. Viel Glück!" Sie ließ Kiara abdrehen. "Dann bleibt uns der Osten und der Süden", erklärte Inuyasha: "Auf geht's, Jaken. Wir haben keine Zeit zu verlieren." Aber der kleine Youkai zog schon die Zügel des Drachen nach links. "Wie rechnet man denn eine Krötenwanderwoche aus?" erkundigte sich Kagome: "Jaken, soweit du in einer Woche kämst?" "Ungefähr. Das ist allerdings eine bestimmte Maßeinheit." Er sah hinunter: "Und, wenn ich mich so recht erinnere, dürfte das hier noch in den Bergen liegen." Sie war ein wenig überrascht. Wenn Jaken mit Sesshoumaru zusammen war, war er mehr als unterwürfig. Sie hatte ihn immer für einen idiotischen Schleimer gehalten. Jetzt erkannte sie zum ersten Mal einen anderen Jaken, den Youkai, der von jemandem wie Sesshoumaru als Diener angenommen worden war. Inuyasha drehte leicht den Kopf: "Jaken kennt sich hier aus. Er war hier mal König in der Gegend, ehe er lieber zu meinem Halbbruder ging..." "Oh", machte Kagome. Mehr hätte sie nicht herausgebracht. Jaken war auch ein Youkaifürst gewesen? Dann sollte sie ihn wohl höflicher behandeln, irgendwie. Und immerhin: als Diener schien er ganz nützlich zu sein, loyal genug, um für seinen Gebieter buchstäblich durch die Hölle zu gehen. Ah-Un landete genau im Osten des Höllenportals. Jaken wandte den Kopf. Das Tal war eng und felsig. Hier konnte eine Kugel überall versteckt sein, zumal sie nicht wussten, wie groß sie wäre. Die drei stiegen ab und blickten sich um. "Na, toll", murrte Inuyasha: "Das heißt also suchen. Oder kannst du etwas spüren?" "Wieso sollte ich?" fragte Kagome prompt zurück. "Weil du ein Juwelendetektor bist. Da könntest du auch..." "Mach Platz!" Noch während der Hanyou zu Boden ging, drehte sie sich um. In einem hatte er Recht. Hier zu suchen, würde dauern. Juwelendetektor...wie sie dieses Wort hasste. "Hilfe!" keuchte Jaken plötzlich auf. "Ein Drache!" Er schob sich hinter Kagome, die realisierte, dass das nicht der günstigste Zeitpunkt gewesen war, Inuyasha außer Gefecht zu setzen. Denn um eine Felsenecke bog ein Drache von der Höhe eines dreistöckigen Hauses. "Mist..." Inuyasha tastete nach seinem Schwert. Der magische Spruch zwang ihn noch immer zu Boden, aber er müsste sehen, was er so ausrichten könnte. Der Drache blieb stehen. "Einer aus dem kleinen Volk, ein Menschenmädchen...und du...was bist du? Ein Hund...?" fragte er. "Was wollt ihr hier?" Immerhin schien er verhandeln zu wollen, dachte Kagome: "Entschuldige, wir suchen hier eine Kugel, die man für das Höllenportal benötigt, um es zu öffnen." "Das..." Der Drache ringelte sich etwas zusammen, betrachtete die drei. Inuyasha konnte endlich wieder aufstehen und blieb vor den beiden, Tessaiga zur Vorsicht aktiviert. "Ihr wollt das Höllentor öffnen? Warum denn das?" "Sayuki hat meinen Halbbruder gekidnapped, falls dir das was sagt", antwortete der Hanyou prompt: "Weißt du, wo wir diese Kugel finden können?" "Ja." "Und?" Diese Frage wurde mit einem Schwenk von Tessaiga unterstrichen: "Gibst du sie uns?" "Sayuki, die Höllenprinzessin?" "Ja. Also?" "Ihr wollt in die Hölle gehen, ihr drei, um deinen Bruder zu befreien? Aus den Armen von Sayuki?" "Aus den Armen..? Was meinst du? Wir dachten, sie tötet ihn." "Auch. - Sie liebt es, mit ihren Opfern zu spielen. Ab und an hat sie auch schon einen meiner Art geholt. Mutig seid ihr ja. - Nun gut. Die Kugel, die ihr sucht, liegt dort oben, an dem Abhang. Dort ist eine kleine Höhle." Inuyasha war schon unterwegs. Von Stein zu Fels springend erreichte er in kürzester Zeit das Loch. Darin befand sich eine rot leuchtende Kugel, vielleicht so groß wie der Kopf eines menschlichen Kleinkindes. Er schob sein Schwert weg und nahm den Ball an sich. Dann kehrte er zurück. Kagome verneigte sich höflich ein wenig: "Danke, Drache. Du hast uns sehr geholfen." "Ein Halbblut, ein Youkai aus dem kleinen Volk und ein Menschenmädchen gegen Sayuki. Das kann ich mir nicht entgehen lassen." Der Drache verschwand ohne ein weiteres Wort. "Was sollte der Satz denn bedeuten?" fragte Kagome niemand bestimmten. "Wird unser Höllentrip im örtlichen Fernsehen übertragen?" Sie rechnete nicht mit einer Antwort und war überrascht, als Jaken meinte: "Ich weiß nicht, was Fernsehen ist. Aber Drachen können sehr weit und tief sehen. Er wird uns wohl beobachten wollen." "Na, wie toll." Inuyasha kam heran: "Drachen zur Unterhaltung zu dienen war nicht mein Ziel." "Suchen wir gleich die zweite Kugel oder kehren wir zuerst ins Dorf zurück?" Kagome sah für beide Optionen für und wider. "Suchen wir gleich die zweite. Immerhin haben wir Nummer eins ja schnell gehabt." Der Hanyou drückte sie ihr in die Hand. "Hier. Pass drauf auf." "Und warum ich?" "Na, weil ich Tessaiga so schlecht ziehen kann." Das stimmte und so nahm sie sie, ließ sich von ihm auf den Drachenrücken setzen. Sango und Miroku hatten unterdessen einen Wald erreicht, der sich hier am Gebirge emporzog. Es war ein dichter Wald und die Dämonenjägerin ließ Kiara auf einer Lichtung landen. "Dieser Wald ist sehr alt", murmelte sie: "Und ich spüre Lebewesen darin, die nicht sehr freundlich scheinen..." "Ja", gab der Mönch zu: "Aber da ist auch eine andere Form der Magie, etwas, das eher dem Gegenteil meiner buddhistischen Macht entspricht. Das könnte die Kugel sein. - Sango, warte hier. Ich gehe zu dieser Kugel." "Das könne gefährlich sein, hoshi-sama. Ich komme lieber mit." "Nein. - Falls etwas schief läuft, kannst du mit Kiara aus der Luft zu Hilfe kommen. Gehen wir beide zu Fuß dort hinein...ich weiß nicht. Ich habe ein seltsame Gefühl, als ob wir schon beobachtet werden." "Ja, ich weiß. Gut. Wir warten hier. - Wo spürst du diese Kugel?" Miroku deutete in die Richtung: "Und sie kann nicht sehr weit weg sein." "Wenn du rufst, komme ich sofort." "Gut." Er glitt von der Katze, sah sich noch einmal um. Aber in dem dichten Wald waren nur Schwärze und dunkles Grün. Dennoch- er war zu oft in Lebensgefahr gewesen, als das er dieses Gefühl nicht erkannt hatte, das Gefühl beobachtet zu werden, gejagt zu werden. So fasste er seinen Stab fester, ehe er unter den Schatten der Bäume trat. Kurz darauf war er für Sango verschwunden, die sich unruhig immer wieder umblickte, ihren Bumerang wurfbereit. Etwas war da, lauernd, geduldig, und sie machte sich Sorgen um Miroku. Aber sie hatten ausgemacht, dass sie hier bleiben sollte. Der Mönch schob mit der linken Hand die Äste beiseite. Mit der rechten umklammerte er seinen Stab, die beste Verteidigung, die er außer seinem schwarzen Loch hatte. Irgendetwas berührte sein Gesicht. Es war federleicht, aber seltsam klebrig. Hastig wischte er es weg. Er spürte die Nähe der Kugel, wenn sie es denn war, immer deutlicher, und er wollte sie so schnell es ging aus diesem seltsamen Wald holen. Es wurde immer dunkler und immer wieder streifte ihn etwas, das er nicht identifizieren konnte in dem Dämmerlicht des Waldes, ihm aber einen Schauder verursachte. Plötzlich erkannte er vor sich ein rotes Leuchten. Zwischen den Wurzeln eines riesigen Baumes lag eine Kugel. Das musste sie sein. Er ging hin, bückte sich, um sie zu nehmen, schob sie unter das Tuch seiner Kutte. Es wäre möglich, dass er für einen Kampf beide Hände brauchen würde, denn sein Unterbewusstsein warnte ihn immer eindringlicher vor einer Gefahr. In diesem Moment legte sich etwas mit lähmender Gewalt um ihn. Sango wurde immer unruhiger. Miroku kam nicht zurück, sie hörte nichts aus dem Wald, aber das Gefühl der Beobachtung verschwand auch nicht. Etwas war schief gelaufen, da war sie sich sicher. So glitt sie von Kiara: "Ich gehe ihn suchen", erklärte sie dem Katzenyoukai: "Wenn ich auch nicht wiederkomme, hol Inuyasha, ja?" Nachdenklich betrachtete sie den scheinbar undurchdringlichen Wald vor sich. Miroku war hineingegangen, hatte vorsichtig die Äste nur bewegt. Was auch immer sie hier beobachtete, war wohl dennoch auf ihn losgegangen. Also würde sie es anders machen. Mit aller Kraft ließ sie ihren Bumerang losflirren, mitten zwischen die Bäume hinein. Einige wurde gefällt, anderen Äste abgerissen. Vor allem das dichte Blattwerk lichtete sich, und sie erkannte, was sich dazwischen verborgen hatte. Spinnenfäden. Nicht die gewöhnlichen, sondern riesengroße. Und am Ende des Fluges, als der Bumerang schon wieder zu ihr zurückkehrte, hatte sie einen Anblick erhascht, der ihr gar nicht gefallen hatte. Eine Spinne, größer als jede, die sie nur je gesehen hatte - und sie war dabei, etwas einzuwickeln, das schwarze Kleidung trug. Sango dachte nicht weiter nach, als sie in diese Richtung lief. Ihr Bumerang konnte ihr hier nicht mehr weiterhelfen, waren die Bäume nun zu groß und dick, um sie weiter fällen zu können. So ließ sie ihn fallen und riss ihr Schwert heraus. Sie mochte den Kampf damit nicht sonderlich, aber hier musste es eben sein. Ihr lauter Schrei bewirkte, dass die Spinne erst einmal den Kopf zu ihr drehte. Sie hatte wohl gerade versuchen wollen, den Mönch zu vergiften, um ihn für eine weitere Fesselung ruhig zu stellen, denn es waren nur wenige, aber dicke Fäden um ihn und er wirkte noch bei Bewusstsein. Sango wusste nicht viel über Spinnen, aber sie nahm aber an, dass sie wie jedes Lebewesen nicht ohne Kopf agieren konnten. So sprang sie hoch in die Luft. Die Weberin hatte wohl noch nie mit Angreifern zu tun gehabt, die ein Schwert trugen, sonst wäre sie vorsichtiger gewesen. So aber wollte sie Sango direkt angreifen, mit ihren Vordergliedmassen packen, um sie auch verschnüren zu können. Die Dämonenjägerin ließ sich buchstäblich dazwischen fallen. Ihr Schwert drang tief in den Spinnenkopf ein, genau zwischen die Augen. Etwas wie ein schrilles Pfeifen war zu hören. Sango war zu gut ausgebildet, als dass sie nicht im Wegspringen noch ihre Klinge wieder aus dem Körper gezogen hätte, um nicht ihre einzige Waffe zu verlieren. Sie landete neben dem Mönch, ohne den Blick von ihrer Gegnerin zu lassen, deren Beine wild zu zucken begannen. "Alles in Ordnung, hoshi-sama?" "Besser, als ich verdient habe", keuchte Miroku: "Danke, Sango. Die Kugel habe ich." "Gut." Sie beobachtete, wie die Spinne im dichten Unterholz verschwand. Schwer verletzt war sie sicher, aber vielleicht würde sie sich erholen. Wichtig war, dass dem Mönch nichts geschehen war und dass sie eine Kugel hatten. Sie bückte sich und zerschnitt die dicken, klebrigen Fäden um ihn. "Ich war zu leichtsinnig." Er erhob sich: "Ich dachte nur daran, dass unser Ziel die Hölle sei. Aber nicht, dass wir auch hier schon besser aufpassen sollten. Immerhin befindet sich hier das Höllenportal." "Ja. Und wir werden noch besser aufpassen müssen." Sie schob ihr Schwert zurück. "Das wird sicher keine einfache Reise." "Nein." Sie kehrten zu der wartenden Kiara zurück. Miroku fuhr fort: "Wir benötigen also noch eine Kugel, die im Norden. Hoffentlich haben Kagome und Inuyasha auch schon eine." "Ich denke schon. Dann fliegen wir. Komm, Kiara." ********************************************************* Also sind sie einstweilen zu fünft und haben schon mal zwei Kugeln.... Das nächste Kapitel heisst: Zum Höllentor und sowohl Inuyasha und Co als auch Sesshoumaru erfahren neues über Sayuki. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass ds nächste Kapiel on ist. bye hotep Kapitel 3: Zum Höllentor ------------------------ Ohoh..ein Kapitel ohne Sesshoumaru und gleich hagelt es Beschwerden? Nun, hier kommt er wieder vor.*g* Aber auch in Zukunft werdet ihr mit Kapiteln ohne ihn leben müssen... Hier: viel Spass beim Lesen. 3. Zum Höllentor Der zweiköpfige Drache landete am Ufer eines Sees, der klar und kalt im Gebirge lag. Seine drei Reiter stiegen ab. Kagome presste die erste gefundene Kugel an sich: "Huh, hier ist es kühl..." Sie trug nur die kurze Schuluniform. "Wir sind schon fast am Gipfel des Gibli", erwiderte Jaken und es klang fast entschuldigend: "Diese Kugel...wo kann sie hier nur sein?" "Bei unserem Glück, in dem eiskalten Wasser." Inuyasha trat ans Ufer: "Da kann man bis auf den Boden gucken. Aber weit und breit ist nichts von einer Kugel zu sehen." "Aber sie ist hier, seht nur!" Der Hanyou und der Krötenyoukai blickten zu dem Mädchen aus der Neuzeit. Der Ball in ihrem Arm hatte begonnen, intensiver zu leuchten. Kagome ging probehalber zum See. Das Strahlen wurde stärker. Wich sie dagegen vom See weg, verdunkelte sich auch die Kugel wieder. "Da, sie ist sicher in dem See", fuhr sie fort: " Aber wo?" "Hier gibt es kein Boot." Inuyasha drehte sich um: "Na ja, der See ist auch nicht sonderlich groß...Wenn man mit Ah-Un knapp über dem Wasser fliegt, müsste man doch was Leuchtendes im See entdecken können." "Gute Idee." Kagome drehte schon bei, um zu dem Drachen zu gelangen. Inuyasha sprang vor, um ihr hoch zu helfen, dann fasste er nach Jaken, um ihn ebenfalls auf den Ah-Un zu setzen. Der kleine Youkai war solches Entgegenkommen nicht gewohnt, meinte daher: "Danke, Inuyasha-sama..." und nahm die Zügel. Im Tiefflug glitt der zweiköpfige Drache über das Wasser. Kagome sagte immer, wenn sich die Farbe der Kugel in ihrem Arm veränderte. So kreisten sie langsam die Stelle ein, wo die zweite Kugel liegen musste. Inuyasha spähte hinunter: "Da, ich habe sie, etwas leuchtet da unten rot. Das sind gut fünf Meter Tiefe. - Also, Jaken?" "Wieso denn ich?" protestierte der sofort, begegnete einem Blick, der ihn sehr an seinen Herrn gemahnte: "Schlägst du etwa vor, dass Kagome tauchen soll?" Eine Faust wurde bereits erhoben. "Nein, schon gut, Inuyasha-sama..." Ihm blieb auch nichts erspart. Er zog seine Kopfbedeckung ab, sah aber vorsichtig nach hinten: "Äh...Kagome...drehst du dich bitte um?" "Wieso?" fragte die, begriff dann. Dachte diese Kröte etwa, sie wollte etwas von ihm? Unwillkürlich überlief sie ein Schauder. Froschkönig war nicht ihr Lieblingsmärchen. Dann allerdings dachte sie daran, wie sie sich umgekehrt gefühlt hätte, hätte ihr Jaken beim Ausziehen zugeguckt und presste fest die Augen zusammen. Umdrehen hätte sie sich auf dem fliegenden Drachen ja schlecht gekonnt. Jaken nahm das zur Kenntnis und drückte seine Kleidung jeweils Inuyasha in die Arme, der etwas irritiert damit sitzen blieb, ehe der kleine Youkai tief einatmete und sich in die zugegeben eisigen Fluten stürzte. Drei Mal musste er nach Luft ringend auftauchen, ehe es ihm gelang, die Kugel vom Seegrund mit empor zu nehmen. Inuyasha drehte sich etwas: "Halt mal, Kagome." Schon hatte sie Jakens Kleider über die Kugel in ihrem Arm gestülpt bekommen, während sich der Hanyou vom Rücken des Drachen beugte und die Hand ausstreckte. Jaken war fast gerührt. Während er mit der Linken fest seine Beute umklammerte, die er so kaum halten konnte, reichte er die Rechte hinauf, ließ sich wieder auf den Rücken Ah-Uns ziehen. Er klapperte mit den Zähnen. Das Wasser des Bergsees war wirklich eisig gewesen. Kagome schloss unwillkürlich wieder die Augen, reichte ihm aber seine Kleidung vor, über die Schulter des Hanyou: "Hier, Jaken." Er tat ihr direkt leid. "Da..danke..Kagome..." bibberte er. Um sich anziehen zu können, drückte er die Kugel Inuyasha in den Arm. Dieser sah auf sie nieder: "So, zwei haben wir. Jetzt kehren wir am besten in das Dorf zu diesem Schamanen zurück und erkundigen uns, wie weiter geht. Dann soll er uns noch diese langweilige Legende erzählen, von der Höllenprinzessin, und dann machen wir endlich, dass wir weiter kommen." "Diese Legenden könnten wichtig sein", gab Kagome zu bedenken: "Immerhin sind sie alles, was wir über diese Sayuki wissen. Und wir sollten doch in Erfahrung bringen, wie man sie töten kann." "Hältst du mich für so schwach, dass ich sie nicht erledigen könnte?" "Nein. Aber ein Tipp ist manchmal nützlich." Sie klang beruhigend. Einen Streit mit Inuyasha anzufangen, erschien ihr immer einfach. Aber nicht unbedingt auf dem Rücken eines fliegenden Drachen, in sicher gut hundert Meter Höhe, mit zwei mühsam gesuchten Kugeln in der Hand. "Keh!" war der Kommentar des Hanyou. Aber dann meinte er langsam: "Ich muss eben an Sesshoumaru denken. Er ist dort, wo er ist, sicher ganz allein und wer weiß, was sie mit ihm anstellt. Er muss sich schrecklich fühlen." Er konnte nicht anders. Irgendwie stellte er sich vor, wenn jemand das mit ihm... Sie war ein wenig überrascht, sagte jedoch: "Ja. Und wir werden uns beeilen. Aber denken ist dabei auch erlaubt." Sie hätte nie damit gerechnet, dass er so an seinen älteren, ungeliebten Halbbruder dachte. Wobei sie ein wenig bezweifelte, dass sich Sesshoumaru je schrecklich fühlen könnte, oder überhaupt fühlen könnte. Sie hatten fast schon wieder das Dorf erreicht, als jemand sie anredete. Sango und Miroku kamen ebenfalls mit zwei Kugeln. "Eine erobert, eine geschenkt bekommen", informierte die Dämonenjägerin, als sie nebeneinander flogen. Kurz berichtete sie von der Spinne, die die erste Kugel so verteidigt hatte, ehe sie fortfuhr: "Die zweite Kugel ...da trafen wir einen Berggeist. Als er hörte, wie suchen die Kugel, um in die Hölle zu gelangen, lachte er sich fast kaputt. Dann meinte er, so verrückten Menschen sei er noch nie begegnet. Aber wer ins Verderben will, den solle man nicht aufhalten. Und er verriet uns, wo wir diese Kugel finden konnten." "Wir bekamen auch eine quasi geschenkt, von einem Drachen, als er hörte, dass wir jemand von dieser Höllenprinzessin zurückholen wollen", rief Kagome zurück: "Er schien das ebenfalls für einen guten Witz zu halten." "Eines ist jedenfalls klar." Miroku blickte hinüber: "Sayuki hat einen Ruf wie Donnerhall. Und alles, an was ich mich erinnere, über sie ist nicht viel. Sie soll sehr schön sein." Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie sich Sangos Miene verfinsterte und sparte sich lieber einen weiteren Kommentar. "Kazutaka, unser Schamane will uns noch etwas erzählen", sagte Jaken. "Hoffentlich weiß er auch, wie man sie besiegen kann." "Natürlich werde ich sie besiegen", fauchte Inuyasha prompt und schlug nach vorn: "Ich bin unschlagbar!" Seine Freunde nahmen sich vor, ihn dabei jedenfalls zu unterstützen. In dem Krötenort waren drei Menschen und ein Hanyou naturgemäß so unauffällig wie der Papst in Jerusalem. Alle starrten sie an. Aber Jaken führte sie einfach durch das Dorf zu der Hütte des Schamanen. Kazutaka erwartete sie bereits. "Ihr habt alle vier Kugeln? Das ging aber schnell. Ich hörte noch von keinem, der sie gesammelt hatte, geschweige denn, so schnell, im Laufe meines Lebens." "Und was jetzt?" knurrte der Hanyou. "Inuyasha!" fauchte Kagome prompt: "Benimm dich!" Der Schamane deutete zu Boden. Als alle saßen, nickte er: "Ihr müsst nun die Barriere am Höllenportal brechen. Danach sollte ein rechteckiges Loch erscheinen. Nur wenn man diese vier Kugeln an die Ecken legt öffnet sich der Weg in die Hölle. Und, damit ihr wisst auf was ihr euch einlasst: das ist nicht diese Hölle im Jenseits, in der die Seelen der Toten gequält werden. Die liegt daneben, wenn ich das mal so sagen darf. Auf meinen Schamanenreisen war ich geistig schon dort. Diese Hölle, von der ich rede, ist eine Dimension, eine Ebene, in der die eigentlichen Höllendämonen zuhause sind. Vielleicht stellt ihr euch das so vor, dass sie zum Arbeiten in die Seelenhölle gehen, aber dort zuhause sind, wie Bauern aus den Dörfern auf ihre Felder gehen." "Wunderbar", sagte Miroku: "Also werden wir mit Sicherheit auf Höllendämonen stoßen?" "Ja." Kazutaka machte einen Moment eine Pause. Aber keiner seiner Besucher schien besonders erschrocken oder auch nur besorgt. Sie waren einfach neugierig. So fuhr er fort: "Ich weiß nicht genau, wie es dort aussieht. Aber ich weiß, dass ihr alle sieben Siegel der Hölle brechen müsst, um zu dem Schloss am Ende der Zeit zu gelangen. Dort, am Ende der Hölle und der Zeit, lebt Sayuki, die Tochter des Höllenfürsten." "Wie kann man sie töten?" fragte Inuyasha prompt. "Nun, das dürfte nicht so einfach sein. Sie lebt nur in der Hölle, sie ist ein Geschöpf dieser Umgebung..." "Also weißt du es nicht, alter Kröterich. Sonst noch etwas?" "Inuyasha!" zischte Kagome sofort. Der Schamane seufzte: "Du bist so ungeduldig. Wie willst du durch das Höllenreich gelangen? Nun gut. Ich kann euch nicht viel mehr sagen, als dass ihr sehr vorsichtig sein müsst. Das ist keine Gegend, in der sich Menschen- oder Hanyou- oder auch Youkai aufhalten sollten. Vertraut nichts und niemandem. Nur das könnte euch schützen." "Und was kannst du uns über Sayuki selbst erzählen?" erkundigte sich Miroku: "Ich hörte in den Legenden, dass sie starke Krieger überfällt und mit sich in die Hölle nimmt. Keiner kehrte je zurück." "Ja, starke Krieger der Menschen oder der Youkai. In der Legende heißt es, dass sich Sayuki als einzige Tochter des Höllenfürsten früher oft so einsam fühlte, da es niemanden gab, der ihr Leben teilte. Aber die Wesen, die sie entführte, verweigerten sich einem Geschöpf der Hölle. So soll sie eines Tages angefangen haben, ihre Gefangenen zu quälen. Es heißt, aber ich bitte zu beachten, dass es nur Legenden sind, sie misshandele sie so lange, bis ihr Wille gebrochen ist. Dann spiele sie mit ihnen, solange sie Spaß daran hat, ehe sie sie tötet. So oder so dürfte Euer Bruder in ernster Gefahr schweben." "Der ist ein Dickkopf", meinte Inuyasha prompt: "Den kriegt so schnell keiner klein." "So SCHNELL vielleicht nicht...." Kazutaka sagte es bedeutungsschwer. Der Hanyou schluckte etwas, als er das volle Ausmaß begriff, knurrte aber: "Ich werde ihn jedenfalls da rausholen. Niemand entführt einen Sohn meines Vaters und stopft ihn in seine Folterkammer, ohne das ich was dagegen unternehme. Selbst, wenn es Sesshoumaru ist. Ich werde diese Sayuki umbringen." "Viel Glück", entgegnete der Schamane bloß: "Ihr werdet es brauchen können." Sesshoumaru beobachtete die Höllenprinzessin genau. Weiterhin ließ sie ihn hier nur herumstehen, aber ihm war klar, dass allein die Ungewissheit, wann die angekündigten Grausamkeiten beginnen würden, an sich schon eine war. Aber er hoffte noch immer, dass sie einen Fehler machen würde, sich eine Gelegenheit für ihn ergeben würde, zu entkommen, obwohl ihm andererseits auch bewusst war, dass keines ihrer Opfer je wieder auf Erden gesehen worden war. Er war doch kein gewöhnlicher Youkai. So mochte es sein, dass er eine Chance bekam, die kein anderer hatte nutzen können. Etwas wie leichter Würgereiz erfasste ihn, als er zusah, wie Sayuki in eine Schüssel griff, eine gut dreißig Zentimeter lange, sich windende Assel fing und diese genüsslich in ihren Mund fallen ließ. Falls er noch einen Beweis gebraucht hätte, dass seine Gefangenenwärterin kein Mensch war, so hatte er ihn gerade bekommen. Sie bemerkte seinen Blick und stand auf. Instinktiv lehnte er sich fester an die Wand. Aber ihm war nur zu klar, dass er nicht weg konnte. Sie kam langsam heran, hob etwas die Hand. Er betrachtete unwillkürlich die langen Fingernägel, die seinen eigenen Krallen so ähnlich waren. "Dir scheint meine Mahlzeit zu missfallen, Sesshoumaru", sagte sie leise. "Nun, ich verstehe nicht, wie man überhaupt solche Nahrung zu sich nehmen muss." Er klang kühl. Um nichts auf der Welt wollte er ihr Recht geben. Sie lächelte wieder dieses süße, unangenehme Lächeln und er konnte nicht verhindern, dass ihn erneut ein Schauer überlief, als er die nadelspitzen Zähne erblickte. "Oh, ich verstehe. Du bist ein starker Youkai. - Aber auch ich muss keine Nahrung zu mir nehmen. Das schmeckt mir nur." Sie legte die Hand an seine Schulter, strich über seine Brust. Dort, wo ihre Finger seine Haut berührten, schien ein eiskalter Streifen zu folgen. Er rechnete mit dem, was kommen würde und so schaffte er es, nicht zusammenzuzucken, als sich ihre Nägel in seine Haut gruben, tiefe, rote Schrammen zogen. "Etwas anderes schmeckt mir auch." Sie nahm die Hand weg. Er starrte sie an. Erneut spürte er etwas wie einen Würgereiz, als eine schmale, gespaltete Zunge aus ihrem Mund kam, sicher gut dreißig Zentimeter lang, die sein Blut von seiner Brust ableckte. Wiederum schauderte er fast zusammen unter der Berührung. Für einen Moment überlegte er, wie er seine Energiepeitsche einsetzen könnte, aber er konnte spüren, dass sie gegenwärtig nicht funktionieren würde. Einige seiner Fähigkeiten schienen ihm hier entzogen zu sein, sei es durch Magie, sei es durch die Tatsache, dass sie eben in der anderen Welt, noch dazu in der Hölle waren. Er konnte nichts tun und das war fast das Schlimmste an dieser ganzen fatalen Situation. Er, Sesshoumaru, und war vollkommen hilflos! Sie zog ihre Zunge endlich zurück, leckte aber noch einmal rasch über ihre Lippen: "Dein Blut ist edel...das wird sicher viel Spaß machen. Mir natürlich nur. Für dich wird es eine Reise in ein dir bislang unbekanntes Reich der Qualen und der Angst." Sie ging wieder zu ihrem Sitz zurück. Und er wusste, was ihm in diesem Moment arg erschien, war nur der Anfang. Er hatte einmal von Menschen gehört, es gäbe Schicksale, die schlimmer als der Tod seien. Jetzt besaß er eine Ahnung davon, was sie gemeint haben könnten. Der Abend dämmerte, als sich eine buntgemischte Reisegruppe vor einem Wasserfall versammelte. "Da ist eine Barriere, in der Tat." Miroku blickte zu Inuyasha: "Du kannst doch?" "Klar." Der Hanyou hatte sein Schwert schon gezogen. Die breite Klinge leuchtete rot. Kazutaka war mitgekommen, sah ein wenig irritiert zu: "Was hast du vor? Ein Schwert nutzt doch nichts gegen einen Bannkreis?" "Na, dann guck mal zu." Inuyasha sprang vorwärts, schlug mit dem roten Tessaiga zu. "Lehrstunde für Schamanen..." Etwas in der Luft schien zu flirren, dann verschwand der Wasserfall, als sei ein Bild zerrissen worden. Dahinter zeigte sich ein schmales Tal, fast wie ein spitzes Dreieck. Und am hinteren Ende befand sich ein rechteckiges Loch, das eigentliche Höllentor. "Na, wer sagt´s denn." Er schob Tessaiga weg. "Also, los..." Er fasste nach Kagome, die in vertrautem Satz auf seinen Rücken sprang, zwei Kugeln in ihrem Arm. Sango wandte noch hastig den Kopf: "Danke, Kazutaka-sama. Pass bitte gut auf Kiara auf." Sie rannte hinterher, die anderen beiden Kugeln mit sich tragend. "Äh...Mönch..." meinte Jaken nervös, der dieser Bande zutraute, ihn schlicht zu vergessen: "Ich bin nicht so schnell...?" "Hm?" Aber dann verstand Miroku und bückte sich, hob den kleinen Youkai hoch: "Das meintest du?" "Ja. Danke. - Danke auch dir, Kazutaka. Und pass gut auf Ah-Un auf, den Drachen meines Herrn." Der Schamane sah ein wenig ungläubig zu, als die fünf in dem Tal verschwanden, sich dann um das Loch stellten. Offenkundig verschwendeten sie alle keine großen Gedanken daran, was für eine abenteuerliche Reise vor ihnen liegen würde, ein Trip in eine Welt, die sicher kein lebender Mensch oder Youkai je gesehen hatte. Und er begann sich zu fragen, wer derjenige sein mochte, den sie da rausholen wollten. Ihr König? Sie waren dann wirklich sehr loyal. Aber der eine, dieser Inuyasha, hatte ja gesagt, er sei sein Bruder. Dann mussten sich die Brüder wohl sehr gern haben, wenn einer für den anderen DAS tat. Auf die Idee, dass keiner der fünf auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, auf was sie sich einließen, weil es ihnen einfach egal war, kam Kazutaka nicht. Kagome und Sango platzierten die vier Kugeln in den Ecken des schwarzen Feldes. Es war ein rechteckiger Fleck, kein Loch, wie es aus der Distanz gewirkt hatte. Vermutlich würde sich der eigentliche Zugang nun erst öffnen. Abwartend blieben die fünf stehen. "Und?" fragte Inuyasha nach einer kleinen Weile: "Da passiert ja gar nichts..." Er stupste mit seinem Fuß einmal auf die Schwärze. "Autsch!" Er zog ihn hastig zurück. "Was ist?" erkundigte sich Kagome. "Keine Ahnung. Das tat nur höllisch weh..." Er merkte, was er da gerade gesagt hatte: "Na ja...sehr weh. Irgendetwas ist da." "Etwas passiert schon." Miroku nickte hinab: "Aber es dauert wohl ein bisschen. Seht nur." Er zeigte hinunter. Schwarze Strudel bildeten sich in dem Loch, formten langsam etwas, wie einen heftig wirbelnden Tornado. Ein scheinbar endloser, sich drehender, langsam wachsender Schlauch, der immer tiefer ins Nichts führte. "Nun, das Höllentor wird bestimmt noch irgendwie gesichert sein", meinte Sango und rückte ein wenig ihren Bumerang zurecht. "Ich würde mich nicht wundern, wenn am anderen Ende Wachen stehen würden." "Kaum." Kagome zuckte leicht die Schultern. "Ich meine, wer geht freiwillig in die Hölle?" "Auch wieder wahr." Die Dämonenjägerin blickte wieder hinunter, wo der Wirbel sich etwas verlangsamte. Ein Art runder Schacht war entstanden, der ins schwarze Unbekannte führte. Ein Ende war nicht abzusehen. Jaken schluckte etwas und umklammerte seinen Kopfstab. Das war also der Eingang zur Hölle. Aber er hatte keine Wahl. Er musste dort hinunter, wollte er sich nicht der Schande aussetzen, das einzige Lebewesen im Stich zu lassen, gegenüber dem er eine mehrfache Lebensschuld hatte. So sah er hinauf: "Äh...Miroku...könntest du mich mitnehmen, wenn ihr springt?" "Natürlich." Der Mönch fragte nicht einmal warum. Er nahm einfach an, dass der Krötenyoukai zu klein und zu langsam für irgendeine plötzliche Überraschung wäre, so ähnlich, wie er manchmal auch Shippou trug. Und er hatte zuvor schon bemerkt, dass Jaken sehr leicht war. Er würde ihn kaum behindern. "Das sieht doch jetzt schon stabil aus." Inuyasha hatte keine Lust mehr, groß abzuwarten. "Springen wir einfach hinein." "Warte." Kagome starrte in die Tiefe: "Vielleicht sollten wir uns an den Händen fassen, um uns nicht zu verlieren....." "Ich glaube nicht, dass das verschiedene Eingänge gibt." Der Hanyou sah sie an: "Ich meine, erinnre dich an das, was dieser Schamane sagte, das sei eine andere Ebene..." "Genau. Und wer weiß schon, wie es da ist. Stell dir nur vor, wenn wir jeder allein da..." Inuyasha musste nicht weiter überlegen. Dann könnte er seine Freunde nicht beschützen. Also fasste er nach Kagome, schob sie sich auf den Rücken: "Halt dich bloß gut fest." Miroku bückte sich und Jaken krallte sich in das Brusttuch des Mönchsgewandes, als sein Träger die Finger ausstreckte, nicht unbedingt nach der Hand seiner Nachbarin: "Sango?" "Nein, danke", fauchte die Dämonenjägerin postwendend: "Ich werde mich bei Kagome deutlich beruhigter fühlen." Sie ging seitwärts, um Kagomes Hand zu fassen. Inuyasha packte ohne weitere Nachfragen Mirokus Handgelenk: "Seid ihr endlich fertig?" Er sprang in den dunklen Schacht. Etwas wie die Strudel, die sie zuvor schon gesehen hatten, erfasste sie, zerrte an ihnen, und bald konnten sie sich nicht mehr aneinander festhalten. Unwillkürlich schrieen sie auf, als sie in heftigen Strömungen herumgewirbelt wurden, immer tiefer in die schwarze Nacht eines Nichts gezogen wurden, von dem sie nicht wussten, wo oder wann es enden würde. ********************************************* Auf in die Hölle. das nächste Kapitel ist schon mal eine kleine Einstimmung, auf das, was das selbsternannte Höllenrettungskommando - und euch- erwartet. Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine ENS, wenn das nächste Kapitel freigeschaltet ist. bye hotep Kapitel 4: Die sieben Siegel der Hölle -------------------------------------- Hallo, unser Rettungskommando bekommt also den ersten Eindruck von der Hölle. 4. Die sieben Siegel der Hölle Der Aufprall im Nirgendwo war hart - so hart, dass die fünf erst einmal liegen blieben. Inuyasha raffte sich als erster auf, und sah sich um. "Wie hübsch..." lautete sein Kommentar, der auch die anderen bewog, sich zumindest aufzusetzen. "Hübsch?" fragte Kagome entgeistert zurück. Sie befanden sich in einer hellen Sandfläche, wohl einer Wüste. Eine stechende Sonne brannte von einem unwahrscheinlich blauen Himmel. Direkt über ihnen war noch das Schwarze Loch, durch das sie gekommen waren, aber der Wirbel verkleinerte sich rasch und war bald verschwunden. "Hier können wir also nicht zurück", konstatierte Sango und erhob sich mühsam, nahm ihren Bumerang auf: "Aber das wäre ja auch zu einfach gewesen." "Zu einfach..." ächzte Jaken, der langsam begriff, warum Inuyasha und seine Bande doch recht erfolgreich bei der Jagd nach Naraku waren. Sie waren irgendwie keine normalen Menschen, soweit er das als Youkai feststellen konnte. "Wer weiß." Miroku stand auch schon: "Vielleicht gibt es hier auch die vier Kugeln und wir müssen sie nur suchen. Aber irgendwie werden wir schon noch jemanden treffen. Hoffen wir, dass dieser Jemand nett genug ist, uns Auskunft zu geben." "Das wird er müssen", knurrte der Hanyou prompt, während er Kagome die Hand bot, um ihr aufzuhelfen: "Aber wohin jetzt?" "Frag deine Nase", schlug das Mädchen aus der Neuzeit vor. "Oder hörst du etwas? Dieser Schamane sagte doch, Sayuki lebe am Ende der Zeit. In der tiefsten Hölle. Also müssen wir einfach bergab gehen." "An sich eine gute Idee, Kagome-chan." Sango blickte sich um: "Aber das sieht hier recht eben aus. Nur ein Fluss könnte es uns genauer verraten, oder ein Bach." "Stimmt." Kagome schob Köcher und Bogen zurecht: "Aber sonst eine Idee?" "Da ist ein Rauschen, ganz weit weg...", sagte Inuyasha plötzlich: "Aber es klingt nicht wie Wasser...aber was sollte es sonst sein?" "Ja, was wohl in einer Sandwüste..." murrte Jaken und wurde von allen Seiten mit finsteren Blicken bedacht. Hastig ergänzte er: "Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass es hier Wasser gibt. Es ist so heiß." Das stimmte. Die grellen Sonnenstrahlen wurden von dem Sand reflektiert und die Temperaturen erreichten sicher weit über sechzig Grad. Und die Menschen schworen sich, nie wieder in einem Sommer unter "höllischen Temperaturen" zu jammern. Der Hanyou drehte sich: "Also gehen wir." Seine Freunde folgten ihm. In keiner Himmelsrichtung war irgendetwas zu erkennen, was als Anhaltspunkt hätte dienen können. Ein entferntes Rauschen war da so gut, wie nur sonst was. Schweigend liefen die fünf durch den Sand. Die Hitze machte ihnen zu schaffen. Die Augen begannen in kürzester Zeit von dem ewigen Flimmern und Reflektieren zu brennen. Die Gegend sah stets völlig gleich aus, egal wie weit sie kamen, kein Leben, wohin man auch schaute. Es war als seien sie zu fünft allein auf der Welt. Die glühende Sonne blendete, die Zunge, der Mund wurde trocken. Reden hätte nur wehgetan, und zu trinken besaßen sie nichts. Worüber hätten sie sich auch unterhalten sollen. Allen war klar, dass dieses ferne Rauschen, dass Inuyasha gehört hatte, ihre einzige Richtungsangabe war, und sie konnten nur hoffen, da Wasser zu finden, einen Fluss oder was auch immer. Dieser hielt inzwischen die Augen geschlossen. Als einziger konnte er es sich leisten, waren Nase und Ohren doch hilfreich genug für ihn. Jaken taumelte schon mehr, als er ging. Er lief als letzter in der Reihe, die sie bildeten, und bemühte sich, im Schatten des Mönchs vor ihm zu bleiben. Er war aus der Familie der Kröten und die Hitze machte ihm mehr zu schaffen, als den Menschen, oder gar Inuyasha. Seine großen Augen litten umso mehr im grellen Licht. Und seine kurzen Beine versanken bei jedem Schritt tief im glühenden Sand. Aber er wollte, er musste doch durchhalten. Wie sonst hätte er Sesshoumaru-sama retten können? Er zwang sich, immer weiter zu gehen, Fuß um Fuß voran zu setzen. Miroku hörte plötzlich etwas wie ein Plumps hinter sich und blickte sich um. Als er erkannte, dass der kleine Youkai auf dem Boden lag, hob er ihn wortlos auf. Reden hätte ihm auch zu wehgetan. Immerhin liefen sie hier schon drei Stunden durch diese endlose Einöde. Was auch immer Inuyasha da gehört haben wollte - es sollte bald auftauchen. Er bemerkte besorgt, dass auch Sango und Kagome anfingen, immer häufiger mit den Ärmeln über die Stirn zu reiben, sich den Schweiß abzuwischen, der mittlerweile kam noch floss. Sie begannen, auszudörren. Unerwartet änderte sich vor ihnen etwas. Sanddünen tauchten auf, stiegen fast vierzig Meter steil empor, als sei von Riesenhand ein Wall aufgeschüttet worden. Und auch die Menschen hörten nun etwas wie ein Rauschen dahinter. Der Hanyou sprang hastig den Hang empor, über den heißen Sand. Hoffentlich war dort Wasser, denn er konnte wittern, wie erschöpft seine Freunde schon waren. Oben warf er sich zu Boden, als ob Kagome "Mach Platz" gesagt hätte. Etwas irritiert folgten ihm die anderen, waren aber vorsichtig genug, sich auch hinter dem Kamm der Düne zu verstecken. Erstaunt blickten sie auf das Bild, das sich ihnen bot. Auf der anderen Seite der Düne rauschte ein mächtiger Fluss mit starker Strömung dahin, von links nach rechts, in ihren Augen. Somit müsste es nach rechts in die Tiefen der Hölle gehen. Das war die gute Nachricht. Die schlechte bestand darin, dass dieser Fluss kein Wasser führte. Es war glühendes Gestein, Lava, das da mit hoher Geschwindigkeit durch die Sandebene floss. "Kein Wasser..." Kagome hörte selbst, dass ihre Stimme etwas krächzend klang. Inuyasha deutete wortlos nach rechts. Erst jetzt erkannten seine Freunde, dass sich dort jenseits des Flusses etwas befand, dass man am ehesten mit Bäumen beschreiben konnte. Ein weißes Haus stand da. Eine Oase in dieser Höllenwüste? "Vorsicht!" keuchte Miroku: "Das ist nicht gesagt, dass die nett sind." "Keh!" Inuyasha sah ihn nicht an: "Das weiß ich selbst. Aber diese Wüste scheint noch nicht aufzuhören. Und ohne Wasser..." "Stimmt." Der Mönch blickte zu Jaken, der mit heraushängender Zunge neben ihm im Sand lag. Auch die Mädchen waren schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogen und er selbst...allein das Wort Wasser erinnerte ihn an seinen Durst. Sie benötigten Wasser- und da war vermutlich eins. Noch schien wenigstens der Hanyou einigermaßen fit zu sein. Inuyasha stand auf: "Bleibt hier. Ich hole Wasser." "Inu..." brachte Kagome noch hervor, aber da lief er schon die Düne hinab. "Narr!" keuchte sie noch. Das war doch viel zu gefährlich. Aber um "Mach Platz" zu rufen, war ihre Kehle zu ausgedörrt. "Wir haben keine Wahl." Miroku setzte sich etwas auf: "Wir brauchen Wasser. Und ehrlich...er ist im Moment der einzige, der noch voll kämpfen kann." Seine Kehle schmerzte bereits bei dieser Anstrengung. Kagome wusste es auch, aber sie beobachtete besorgt, wie der Hanyou Anlauf nahm und mit einem gewaltigen Satz über den glühenden Fluss setzte, haarscharf am anderen Ufer aufkam, kurz um seine Balance kämpfte und weiterlief. Gut, das hätte keiner von ihnen gekonnt. Sein Gewand aus Feuerrattenhaaren schützte ihn vor der Hitze, die aus diesem Lavastrom aufstieg. Aber bei dem Haus war seine Ankunft bemerkt worden. Zwei Gestalten kamen unter den Bäumen hervor, eine kleine und eine große. Inuyasha hatte sie bereits gewittert, aber er konnte mit den Gerüchen nichts anfangen. So hielt er sich an das, was er sah. "Ihr habt Wasser hier?!" erkundigte er sich mit unbewusster Arroganz. "Ich brauche welches." "Wasser?" Die kleinere Gestalt musterte ihn überrascht. Es handelte sich um ein Wesen, das entfernt Jaken ähnlich sah, zumindest, was die Größe und Farbe betraf. Aber es hatte keine Kleidung an, die Augen waren viel kleiner und spitze Ohren hingen an seinen beiden Kopfseiten hinunter. Die Nase hätte auch von einem kleinen grünen Schweinchen stammen können."Du brauchst Wasser, lächerlich...und was macht eine Seele hier? Nein, du bist ja nicht einmal das! Du bist ein Menschenwesen, lebendig!" Ein deutlicher Unterton von Argwohn war plötzlich zu hören. "Keh! Ich bin doch kein Mensch. Also, krieg ich Wasser?" "Was willst du Nichtmensch denn lebend hier? Bist du ein Youkai? Und wie kommst du her?" Noch immer schwang in der Stimme etwas wie Misstrauen. "Und wer bist du?" knurrte der Hanyou zurück. Ihm reichte das Verhör langsam. "Warum willst du das wissen?" "Damit ich meinen Freunden erzählen kann, wer mir den halben Tag gestohlen hat." Allmählich wurde er ungeduldig. "Du bist unwissend oder sehr mutig." Der Kleine richtete sich auf: "Ich bin Ianna, der Höllendämon, der das Höllentor bewacht. Das liegt..." Er schien sich plötzlich zu verschlucken: "Moment. Bist du etwa da durch gekommen?" Der Grünling geriet eindeutig etwas in Panik. "Ja." "Wie hast du das denn geschafft? Und was willst du hier?" Die Aufregung war nun unverkennbar. "Kennst du Sayuki?" "Natürlich kenne ich Ihre Hoheit...Willst du etwa zu ihr???!!!"" So ein lebensmüder Irdischer war Ianna noch nie zu Ohren gekommen. "Ja. Sie hat meinen...meinen Bruder entführt." Das Zögern war fast unmerklich. "Oh." "Wo kann ich sie finden? Und wie war das jetzt mit Wasser?" Inuyasha legte die Hand an Tessaiga: "Los jetzt, bevor ich wirklich wütend werde." Ianna betrachtete ihn, versuchte, ihn abzuschätzen: "Nun, du willst Wasser und eine Auskunft. Und dafür bekomme ich auch etwas." Es wäre sicher besser, wenn dieser seltsame Besucher hier verschwand. "Was?" "Du sagst niemandem, dass du durch das Höllentor gekommen bist. Immerhin soll ich es bewachen. Und ich würde hart bestraft werden, wenn bekannt wird, dass da einer durch gekommen ist." "Ich bin nicht allein." "Auch das noch", entfuhr es Ianna, der sich schon mal vorstellte, wie seine Vorgesetzten reagieren würden: "Also, versprichst du es mir?" "Na ja. Gut. - Aber wie hätte ich sonst herkommen sollen?" "Egal. Es wird keiner fragen, glaub mir. - Ia, hol Wasser für ihn." Die große Gestalt, die fast wie Ianna aussah, nur drei Nummern größer, wandte sich schweigend ab. Dieser fuhr fort: "Also, Ihre Hoheit lebt im Schloss am Ende der Zeit. Weißt du das?" "Ja. Bloß wie finde ich dahin? Den Fluss entlang?" "Ja. - Du folgst...ihr folgt dem Feuerfluss. Dann kommt ein Bergmassiv, hoch und steil. Dort stürzt sich der Feuerfluss in die Tiefe. Daneben befindet sich ein Siegel." "Und was für eins? Rede endlich!" "Ungeduldig bist du...Also. Ein Siegel. Ich weiß nicht, wie es aussieht oder wie man es brechen kann. Aber wenn ihr das geschafft habt, seit ihr in der nächsten Ebene. Wenn ihr alle sieben Siegel gebrochen habt, seid ihr am Ende der Zeit. Und bei dem Schloss Ihrer Hoheit. - Sie hat deinen Bruder entführt, sagst du? Und du willst ihn wiederholen? Das wird kaum gehen. Dreh lieber um." "Nie. - Wieso sollte das schwierig sein? Ich leg sie um und hole ihn zurück." Ianna schüttelte leicht den Kopf: "Sie ist Sayuki, die Höllenprinzessin, die mächtigste Zauberin dieser Welt. - Aber selbst, wenn dein Bruder noch am Leben sein sollte, bis ihr dort ankommt...Ihre Hoheit spielt sehr...nun, sie spielt höllische Spiele mit ihren Opfern. Es mag sein, dass er noch lebt, aber nicht mehr bei Verstand ist." "Er ist stark. - Na, also." Inuyasha nahm die Beutel mit Wasser von dem Größeren: "Ich hoffe, das kann man trinken?" "Es ist Wasser, das auch Menschen trinken können, ja." Ianna seufzte leicht: "Irgendwie gefällst du mir, auch wenn du völlig verrückt bist. Du bist so...niedlich." "Häh?" Hätte er nicht in beiden Händen das Wasser gehabt, das seine Freunde so nötig brauchten, hätte er diesem dämlichen Höllenwächter eine übergezogen. "Und das außergewöhnlichste Wesen, das mir je begegnet ist, seit ich hierher strafversetzt wurde. Oder auch schon vorher. Gute Reise. Ich habe dich nie gesehen. Denk dran. Wir haben uns nie gesehen." Er verschwand mit seinem wortlosen Begleiter wieder im Haus. Inuyasha stand für einen Moment verwirrt da, ehe er sich umdrehte und hastig auf den Rückweg machte. Während die anderen drei erleichtert tranken, und sich auch Inuyasha einen Schluck genehmigte, berichtete er von der Unterhaltung. "Also, dieser Ianna war nicht ganz dicht, aber immerhin. Wenn wir dem Fluss folgen, erreichen wir eines der sieben Höllensiegel," schloss er. "Schon mal etwas." Kagome seufzte: "Hoffentlich ist das dann danach nicht auch so heiß." "Er wusste es ja auch nicht. Vermutlich darf jeder Höllendämon immer nur in einen bestimmten Bereich." Miroku reichte den Beutel zu Jaken weiter, der dankbar zum ersten Mal seit hundert Jahren einen Schluck Wasser zu sich nahm. Aber er war auch noch nie einer derartigen Hitze ausgesetzt gewesen. "Hoffentlich können wir das Siegel brechen", dachte Kagome laut: "Aber es gibt sicher eine Möglichkeit. Immerhin sind wir ja nicht ganz hilflos." "Das stimmt." Sango nickte leicht: "Aber, Inuyasha, du hättest ihn fragen sollen, wie wir von hier aus das Tor wieder öffnen können." "Das können wir auf dem Rückweg immer noch. Der scheint ja hier zu wohnen." Der Hanyou stand auf: "Wir sollten jedenfalls verschwinden. Das wird nicht gerade kälter." Das stimmte. Die Sonne stand mittlerweile fast im Zenit und sie wussten, wenn die Verhältnisse hier einigermaßen denen ihrer Welt entsprachen, standen die heißesten Stunden des Tages bevor. Niemand von ihnen war je in einer Wüste gewesen und so wussten sie auch nicht, dass es besser gewesen wäre, im Schatten die Dämmerung abzuwarten. Stattdessen marschierten sie parallel zu dem Feuerfluss weiter. Es ging unmerklich bergab und das erleichterte ihnen die Wanderung. Überdies hofften sie, dass es nicht zu weit bis zu diesem Bergmassiv sein würde, das das Ende der Reise in der Wüste sein sollte. Es waren drei Stunden vergangen, als Kagome stehen blieb. "Wir ..ich brauche eine Pause, " sagte sie nur, ehe sie sich einfach hinsetzte. Inuyasha sah zu ihr: "Was ist?" "Ich...ich habe Kopfweh...und Durst." "Ich auch." Sango setzte sich. In ihrem Kampfanzug war es noch wärmer, als mit Kagomes Schulkleidung. Immerhin schien diese Sonne hier keinen Sonnenbrand zu verursachen. "Hier." Miroku bot der Dämonenjägerin den Beutel: "Es ist noch etwas Wasser da." "Wasser..." krächzte Jaken und ließ sich neben den Menschenmädchen rücklings zu Boden fallen. Der Hanyou betrachtete ihn finster: "Reiß dich zusammen. Du bist ein Youkai!" "Aber eine Kröte." Kagome hatte einen großen Schluck genommen und fühlte sich deutlich besser: "Das sind doch Sumpfbewohner. Da ist Wüste sicher...hart..." Das war ja richtig nett. Jaken spürte, wie Feuchtigkeit auf sein Gesicht tropfte und streckte hastig die Zunge heraus, um alles abzuschlecken. Das Mädchen aus der Neuzeit bemerkte es und goss ihm einfach einen Schluck Wasser in den Mund, allerdings bemüht, Körperkontakt zu vermeiden. Sie teilte sich mit Inuyasha oder mit Sango eine Flasche, aber sie zog eine deutliche Grenze bei einer Kröte. "Keh", machte der Hanyou, drehte sich aber um. Sie mussten bald dieses Massiv erreichen oder Kagome und Sango - und Jaken- würden schlapp machen. Auch Miroku sah schon sehrsüchtig auf den Wasserbeutel, aber er trank nichts. Vermutlich wollte er es den Mädchen lassen. So versuchte Inuyasha zu wittern, Felsen zu riechen, auch, wenn er sie im Flirren der Wüste nicht sehen konnte. Und seine Nase verriet ihm, dass etwas vor ihnen lag. Nicht gerade um die Ecke. Das mochte noch einmal eine Stunde sein, aber immerhin. Er drehte sich um: "Das Massiv...ich kann es riechen." Wie elektrisiert starrten ihn alle an. "Wie lange?" fragte Kagome nur. "Ungefähr eine Stunde, wenn wir so weitergehen wie bisher." Er blickte ein wenig finster zu Jaken: "Manche haben eben so kurze Beine, dass wir langsam sind." "Ich trage ihn wieder." Miroku nickte leicht: "Wir brauchen alle dringend Schatten." "Kagome, Sango?" erkundigte sich der Hanyou: "Könnt ihr weiter?" Die Mädchen nickten. Ihnen war klar, dass sie hier in der Sonnenglut langsam aber sicher verdörrten. Sie mussten einfach hier weg. Und Inuyasha zu bitten, sie beide zu tragen- das empfanden sie doch als ziemlich unfair. Er zeigte es nicht, aber sie waren sich sicher, dass auch er unter der erbarmungslosen Hitze litt. Auch Miroku sah relativ mitgenommen aus. Je schneller sie hier weg waren, desto besser. Nur im Notfall würden sie sich tragen lassen. So marschierten die vier müde, aber tapfer auf den Berg zu, den sie nach einigen Minuten aus den Hitzeschleiern am Horizont auftauchen sehen konnten. Niemand hatte schließlich je behauptet, dass ein Höllentrip einfach wäre. Der Lavafluss schien in einer riesigen Höhle einfach zu verschwinden, aber sie nahmen aufgrund der Geräusche an, dass er in die nächstuntere Ebene stürzte. So sahen sie sich nach dem Siegel um, von dem Ianna gesprochen hatte. Der Weg, den der Fluss nahm, war ihnen verwehrt, denn in ihm hätten sie nicht schwimmen können. "Da!" Sango deutete hinauf. Gut hundert Meter über ihnen war ein doppelter Kreis in Rot in die Felswand geritzt worden. Er zeigte Zeichen, die kein Irdischer lesen konnte. "Und was jetzt?" fragte Jaken resigniert, der sich noch immer an Miroku festhielt: "Einen Bann, den man nicht kennt, zu lösen...?" "Abwarten", meinte der. Kagome hatte schon einen Pfeil zur Hand genommen: "Dann versuche ich es mal, oder?" "Tessaiga ist doch gegen Bannkreise." Inuyasha hatte sein Schwert aktiviert. Sie senkte den Pfeil: "Na schön, oben hat es ja auch funktioniert." Was auch immer noch kommen würde, sie war sicher, dass ein Bannkreis auch für sie dabei wäre - oder für beide. Und sie wusste, dass er da manchmal sehr empfindlich sein konnte. Zwar hätte sie ihn am liebsten zu Boden geschickt, aber das letzte Mal, als sie das getan hatte, war prompt ein Drache aufgekreuzt. Nein, sie musste sich ein wenig zusammenreißen. Immerhin waren sie hier nicht irgendwo an einem sehr friedlichen Plätzchen. Als Inuyasha hoch empor springend das rot leuchtende Tessaiga gegen das Höllensiegel schlug, reagierte dieses prompt. Das Rot des Bannkreises schien aufzuleuchten, in hellen Strahlen von dem Siegel auszugehen. Inuyasha starrte nach der Landung keuchend hin. Hatte er es geschafft? Oder war das jetzt Abwehr? Das Rot veränderte sich, bildete eine Art Strahl. "Ein Wegweiser!" Sango lief zu dem Punkt, auf den der rote Lichtstrahl deutete. Ein schwarzer, rechteckiger Fleck entstand, wie der, der schon das Höllentor gebildet hatte. Und sie erkannte, dass sich erneut solch ein Schacht auftat: "Kommt!" Das ließen sich ihre Freunde nicht zweimal sagen. Sie traten heran, betrachteten das dunkele Loch. "Also dann..." Kagome machte den Schritt ins Leere. "Kagome!" schimpfte Inuyasha unwillkürlich: "Du..." Er setzte hinterher. Sango und Miroku tauschten einen kurzen Blick, ehe sie ebenfalls sprangen. Jaken, auf dem Arm des Mönches, hatte keine Wahl. Aber alle fünf genossen die Kühle und den Schatten des Tunnels zwischen den beiden Höllenebenen. Wo auch immer das Siegel sie hingeleitet hatte, es konnte kaum schlimmer werden, als diese gnadenlose Wüste. Damit bewiesen sie nur, dass sie von der Hölle keine Ahnung hatten. ************************************************************* Noch immer sind sie recht ahnungslos. Aber immerhin haben sie schon mal eine Ebene hinter sich gebracht, sogar ein Treffen mit einem Höllendämon überstanden- oder der mit Inuyasha... Das nächste Kapitel heisst: die Nacht der Alpträume. Wer so nett ist, mir einen KOmmentar zu hinterlassen, dem schicke ich auich eine ENS, wenn ich sehe, dass es freigeschaltet worden ist, wie immer. bis dann hotep Kapitel 5: Die Nacht der Alpträume ---------------------------------- Ihr macht es mir schwer, wisst ihr das? Romantik, Sesshoumaru , action...und alles gleichzeitig. Ihr stellt Ansprüche. Na mal sehen, ob euch das hier gefällt: 5. Die Nacht der Alpträume Das selbsternannte Höllenrettungskommando rappelte sich mühsam auf. Das erste, was sie feststellten war, dass die Landung hier noch mehr wehgetan hatte als in der Wüste, aber es war nicht so heiß. Der zweite Blick zeigte die Ursache für beides. Sie waren in einem dichten Wald gelandet, scheinbar undurchdringlicher Urwald. Nur an der Stelle, an der sie waren, hatten ihre Körper die Pflanzen etwas niedergewalzt, soweit sie flacher waren. Die Äste der Bäume über ihnen hatten dagegen ihre Spuren an ihnen hinterlassen, als sie von oben durchgefallen waren. "Und jetzt?" Inuyasha sah sich um: "Wie wäre es mit Wegweisern?" "Ein bisschen viel Luxus, meinst du nicht?" Kagome kam zu ihm: "Wir sind hier ja nicht in meiner Zeit. Kannst du etwas wittern? Vielleicht Lebewesen?" "Nein. - Das ist komisch." "Was?" "Na, das hier in dem Wald niemand leben soll." "Vielleicht kannst du sie nur nicht riechen." "He!" "Nichts gegen deine Nase. - Aber es sind Höllendämonen. Vielleicht kannst du sie einfach nicht erkennen." "Nein. Diesen Ianna und Co konnte ich ja auch..." Er hob etwas den Kopf, prüfte wieder die Luft. "Etwas ist hier faul." Sango zog sich den Bumerang von der Schulter: "Seht nur. Obwohl wir in der Wüste am Nachmittag weg sind, ist hier schon dämmerig. Die Zeiten stimmen nicht." "Vielleicht hat jede Ebene eine andere Zeit? Es war ja auch Abenddämmerung, als wir aus unserer Welt gingen und Mittag, als wir in der Wüste waren." Miroku blickte sich um: "Aber ich fühle etwas wie Magie...unangenehme Magie." Er wandte den Kopf: "Kannst du sie auch spüren, Kagome-sama?" Jaken stellte etwas verwirrt fest, dass sich die Menschen untereinander anscheinend auch öfter mit dem ehrenden Suffix ansprachen, aber er schwieg. Auch er spürte eine Magie, eine sehr alte Magie, und er wollte nicht unbedingt wissen, was das wäre. Er hielt seinen Kopfstab fest umklammert, als er sich umsah. Immerhin war er hier nicht allein und er war etwas überrascht, wie locker sowohl dieses Halbblut als auch die Menschen diese feindliche Umgebung zu nehmen schienen. Das ließ Rückschlüsse auf ihre Fähigkeiten zu und er wagte zu hoffen, dass sie - und er natürlich - wirklich Sesshoumaru-sama retten könnten. Kagome verschränkte die Arme, als sei ihr kalt: "Ja. Es ist richtig gruselig...aber ich weiß nicht, was das ist. So etwas habe ich noch nie wahrgenommen." Ein Geräusch ließ sie sich umdrehen. Inuyasha war einfach umgefallen: "Inuyasha!" Sie warf sich neben ihm auf die Knie, als sie plötzlich zu gähnen begann. "Was ..." dann legte sie sich neben ihn. Jaken bemerkte es erschreckt. Hilfesuchend blickte er zu den anderen beiden Menschen. Aber auch die schienen auf einmal sehr müde zu sein, sich hinzusetzen. Ein Bann, eine Falle, dachte der kleine Youkai noch, ehe auch ihn der Schlaf übermannte. Jaken starrte entsetzt vor sich. Sesshoumaru-sama lag da, vollständig blutüberströmt, regungslos. Mit einem lauten Aufschrei rannte der Krötenyoukai zu dem starren Körper, wagte es sogar, ihn herumzuzerren: "Sesshoumaru-sama!" Aber der bewegte sich nicht mehr und Jaken erkannte rasch, dass er tot war. "Oh nein, " heulte er auf: "Ich habe versagt, mein Herr ist tot, nur, weil ich zu langsam war, ermordet, feige in der Hölle ermordet....Und alles ist nur meine Schuld!" Vernichtet blieb er neben der Leiche knien, große Tränen rollten über seine Wangen. Es dauerte einige Zeit, ehe er aus seiner Trauer durch ein metallisches Blinken geweckt wurde. Durch den Tränenschleier vor seinen Augen erkannte er, dass Sesshoumaru-sama ja immer noch seine Schwerter trug. Tensaiga. Damit hatte er ihm, Jaken, doch einmal das Leben zurückgegeben. Er hatte zwar keine Ahnung, wie man mit diesem Schwert das bewirken konnte, aber er musste es versuchen. Er war doch schuld, er war zu langsam gewesen...Er wischte sich die Tränen mit dem Ärmel ab und stand auf. Dann zog er Tensaiga. Ein wenig schniefend betrachtete er die Klinge. Und was jetzt? Er wedelte probehalber mit dem Schwert, aber nichts geschah. Dann fiel ihm ein, wie Sesshoumaru-sama ihm einmal damit gezeigt hatte, dass Tensaiga nicht töten könnte und er hob das Schwert hoch, ließ es niedersausen. Ein Licht leuchtete auf, und er schöpfte Hoffnung. Aber die Helligkeit erlosch, und nichts weiter geschah. Er war schuld, er allein...er war zu langsam gewesen, unfähig, Tensaiga einzusetzen...er hatte seine Schuld nicht begleichen könnten, schlimmer, er hatte auf der ganze Linie versagt...Wieder schluchzte er auf. Miroku spürte, wie ein jäher Schmerz seine Handfläche durchfuhr. Mit Entsetzen erkannte er, dass sich sein Schwarzes Loch erweiterte, rasch immer größer wurde. Er spürte den Sog schon, der an seiner Kleidung, seinen Haaren zerrte. Nein! Warum jetzt? Warum so plötzlich? Er hatte doch aufgepasst, nicht zuviel eingesaugt? Warum jetzt? "Hoshi-sama?" fragte Sango hinter ihm. "Geh weg!" schrie er: "Mein Kazaana macht sich selbstständig...ich...ich werde gleich..." Er brach ab. Der Wirbel zog ihn immer heftiger zu seiner eigenen Hand. Und dann schrie er auf, als er erkannte, dass sich Sango ihm besorgt näherte, ebenfalls in den Strudel geriet. Er konnte nichts anderes tun, als ein verzweifeltes "Nein!" zu brüllen, als sie in seinem Schwarzen Loch verschwand. Das durfte doch nicht wahr sein! Er war schuld, dass ihr das passiert war. Warum nur hatte er sie nicht schützen können? Er stemmte sich gegen den Sog, spürte aber, wie er selbst immer näher gezogen wurde. Nein! Sango! Er hatte gewusst, dass ihm dieses Schicksal blühte, aber warum sie? Sie hatte ihm nur helfen wollen? Das war so ungerecht...Er spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Sango....Das war der schlimmste Alptraum seines Lebens....Moment. Alptraum? Inuyasha spürte einen heftigen Schmerz. Er erkannte noch, dass es Sangos Bumerang gewesen sein musste, der ihn zurücktaumeln ließ. Miroku hatte Bannzettel in der Hand, die er auf ihn warf, ihn so an dem Baum festhielt. "Warum...?" fragte Inuyasha verwirrt: "Was ist...?" "Hast du wirklich gedacht, wir wären die Freunde eines Hanyou?" sagte eine bekannte Stimme kalt. Er erkannte Kagome, die mit einem Pfeil auf ihn zielte: "Du warst nützlich, das Juwel der vier Seelen zu suchen, aber deine Suche endet hier." " Kagome! Ich...ich dachte..." "Was?" Sie schoss den Pfeil ab: "Sag nicht, du dachtest, dass wir in dir etwas anderes als einen dämlichen Hund sehen..." Er spürte, wie sich der Pfeil in seine Schulter bohrte, fühlte die magische Macht, die ihn bannen würde. Und er sehnte sich plötzlich nach dem Zauberschlaf. Er würde ihn auch von seiner Enttäuschung, die ihn so schmerzte, der Verzweiflung, die ihm fast das Herz zerriss, von seiner Einsamkeit heilen. Einsam und verlassen, ja. Er spürte, wie ihm brennende Tränen in die Augen traten. Sango drehte sich überrascht um: "Kohaku?!" Aber der Blick seiner Augen war leer. Vor ihm erkannte sie ihren Vater, ihre Freunde. Er hatte sie alle getötet. "Jetzt bist du dran." Das kam so kalt. Sie versuchte es im Guten: "Kleiner Bruder...Komm zu dir. Weißt du nicht, wer du bist?" "Ich will es nicht wissen. Nur mein Herr ist wichtig, nichts anderes." Er warf seine Kettensichel. Instinktiv wollte sie zum Schwert greifen, aber das konnte sie doch nicht tun. Ein Schwert gegen ihren eigenen kleinen Bruder...nein: "Kohaku!" schrie sie auf. Es musste doch eine Möglichkeit geben, den Bann zu brechen. Aber sie sah, wie die Sichel in der Sonne aufglitzerte, spürte einen rasenden Schmerz am Rücken. Als sie zu Boden fiel, erkannte sie Naraku, der Kohaku fast liebevoll umarmte: "Komm, lass uns gehen..." Sie spürte Tränen über ihr Gesicht laufen, die der Trauer um ihren Bruder entsprangen. Sie war allein, er war allein und nichts würde sie je mehr zusammenbringen können... Kagome konnte nicht anders. Sie starrte regungslos zu dem Heiligen Baum. Hier hatte sie Inuyasha das erste Mal gesehen, an diesen Baum hatte Kikyou ihn fünfzig Jahre zuvor gebannt. Und jetzt stand sie da und konnte, musste zusehen, wie die beiden sich umarmten, sich küssten. "Endlich Inuyasha,..." sagte Kikyou: "Ich dachte schon, diese lächerliche Imitation hätte dich bezaubert." "Nie", gab Inuyasha zurück und verbarg sein Gesicht in dem dunkeln Haar der Priesterin: "Du bist immer meine einzige Liebe gewesen..." Kagome spürte einen brennenden Schmerz. Sie hatte das Gefühl, als ob es ihr das Herz zerreißen würde. Das durfte doch nicht wahr sein. Das...sie konnte es einfach nicht glauben, sie wollte es nicht glauben. Aber, dachte sie plötzlich: das habe ich doch schon einmal gesehen? Das habe ich doch schon einmal...Das war ein Alptraum. Bin ich hier jetzt auch in einem Alptraum gefangen? Plötzlich erinnerte sie sich. Sie waren in der Hölle, um Sesshoumaru zu retten, sie waren durch das Siegel gekommen... Ruckartig setzte sie sich auf. Um sie herum war es recht dunkel. Sie waren noch immer in diesem dichten Wald. Sie erkannte um sich die Schemen ihrer Begleiter. Alle schienen zu schlafen. Einer richtete sich allerdings gerade auf. "Miroku!" "Kagome-sama..." Er atmete durch: "Hast du auch solche Alpträume gehabt?" "Ja." Sie sah zu Inuyasha, der neben ihr lag. In der matten Helligkeit konnte sie Tränen glitzern sehen. Weinte er? "Ich fürchte, die anderen träumen immer noch. - Inuyasha! Inuyasha?" Sie rüttelte ihn, aber er bewegte sich nicht. "Es ist wohl ein Zauber." Der Mönch hatte versucht, Sango zu wecken: "Der diese Alpträume verursacht. Ich versuche, einen Schutzkreis zu errichten. Zieh Jaken etwas näher zu Inuyasha. Je kleiner der Bannkreis, umso weniger muss ich mich anstrengen. Und es scheint ein ganz schön starker Zauber zu sein." Er setzte sich hin und verschränkte die Finger ineinander, konzentrierte sich. Kagome zog den kleinen Youkai zwischen Inuyasha und Sango. Um die Gruppe erschien eine helle Halbkugel - der Bannkreis des Mönchs. Fast sofort wurden die Schläfer ruhiger, wie Kagome zuversichtlich feststellte: "Es scheint zu wirken, Miroku." "Fein", sagte der angestrengt. "Aber...aber da draußen ist etwas. Es hat mich und meinen Zauber bemerkt..." Er begann zu keuchen. "Das ist...heftig. Kagome, rasch, mach mit. Zu zweit haben wir bessere Chancen." "Äh...ich weiß nicht, wie ich so einen Bannkreis machen soll." "Schon klar...schnell, komm hinter mich, lehn dich an mich." "Miroku, wenn du jetzt auf solche Ideen kommst..." Aber sie bemerkte die Schweißperlen auf seiner Stirn. Und sie spürte jetzt ebenfalls von außerhalb des Bannkreises einen magischen Angriff. So stand sie hastig auf, kniete hinter dem Mönch nieder, umarmte ihn von hinten und legte den Kopf auf seine Schulter. "Ah..." Er atmete etwas auf, als er die Hilfe bekam. Das war das Bild, das Inuyasha als erstes erblickte, als er die Augen öffnete. Er sprang auf: "Miroku, was machst du da mit Kagome!" schrie er sofort, die Hand an Tessaiga. "DAS frage ich mich auch", erklärte Sango und setzte sich auf. "Wir erschaffen einen Bannkreis." Kagome hob den Kopf: "Stört ihn bloß nicht. Es ist sehr schwer..." Der Hanyou starrte erst sie an, dann um sich. Tatsächlich, da war ein Bannkreis. "Ich...ich habe wohl geschlafen", bekannte er dann. "Ich auch." Sango rieb sich die Augen: "Und ich habe nichts Gutes geträumt." "Vermutlich keiner von uns", erklärte Kagome: "Aber Miroku und ich wurden von allein wach." "Und warum habt ihr uns nicht geweckt?" Inuyasha beschloss, nichts von seinem Traum zu erzählen. Da kamen seine Freunde immerhin ziemlich mies bei weg. "Sag mir wie", gab sie zurück: "Ihr wart nicht zu wecken. Erst durch den Schutzzauber hier, werdet ihr wach. - Alle." "Oh...Jaken. Guten Morgen." "Gut?!" Verwirrt setzte sich der Krötenyoukai auf. Was war das für ein grässlicher Traum gewesen. Aber ihm war klar, dass der nur zu bald Wirklichkeit werden konnte, wenn sie nicht Sesshoumaru-sama rasch finden würden. Es wurde wirklich Zeit. Ob dieser Traum eine Warnung gewesen war? "Ist schon Morgen?" "Nein. Aber sobald es hier hell ist, sollten wir zusehen, dass wir aus diesem Wald verschwinden." Der Hanyou setzte sich wieder. Er erinnerte sich an seine Gefühle im Traum, diese Verlassenheit, Einsamkeit. Plötzlich musste er an seinen Halbbruder denken. Schön, er mochte ihn nicht sonderlich und sie waren oft genug schon aneinander geraten, aber vermutlich fühlte der sich gerade genau so. Er wusste sicher, dass ihn Sayuki gekidnapped hatte, und er rechnete ebenso sicher nicht damit, dass ihm jemand in der Hölle zu Hilfe kommen würde. Sie mussten sich beeilen, das wurde Inuyasha klar. Es bestand eine gute Chance, dass Sesshoumaru versuchen würde, Selbstmord zu begehen - auch, wenn die Höllenprinzessin ihm das bestimmt schwer machen würde. Miroku und Kagome schafften es, den Bannkreis aufrecht zu erhalten, auch, wenn das mit der Fortdauer der Nacht immer schwieriger wurde. Aber als der Morgen dämmerte, spürten sie, wie sich die fremde Magie zurückzog. Erleichtert ließ das Mädchen aus der Neuzeit Miroku los und seufzte tief durch. Der öffnete die Augen: "Das war anstrengend...Aber es scheint vorbei zu sein. Dieser Alptraumzauber wirkt wohl nur, wenn es hier Nacht ist." Er streckte sich ein wenig. "Sehr nur!" Sango deutete um sich. Sie waren gestern Abend in einem scheinbar undurchdringlichen Wald gelandet gewesen. Jetzt war da immer noch ein Wald, ja. Aber er besaß ein einziges Blatt mehr. Sie waren von lauter toten Bäumen umgeben, alte, schwarze, knorrige Eichen, die schon vor langer Zeit abgestorben sein mussten. Kniehoch wallten Nebelschwaden dazwischen. Aber es wäre sicher kein Problem, loszugehen. Nur - in welche Richtung? Inuyasha sprang auf einen Ast über ihnen, weiter empor, um Ausschau zu halten. Er blickte hinunter: "In der Richtung hört der Wald auf. Da scheint eine Art Ebene zu sein, jedenfalls ist da kein Baum. Aber viel Nebel." "Dann gehen wir erst einmal dahin." Kagome drehte sich leicht: "Ich habe das Gefühl, als ob der Wald selbst uns gestern mit diesen Alpträumen versorgt hat. In dem Fall sind diese Bäume sicher nicht sehr gastfreundlich." "Ja, das denke ich auch." Der Mönch sah sich um: "Es war alte Magie und ich kannte sie nicht. Aber diese Eichen scheinen uns anzusehen. Sie mögen wohl keine Besucher." "Na, dann verschwinden wir." Inuyasha war wieder bei ihnen und sah kein Problem. "Also, da lang." Er marschierte los und die anderen folgten ihm. Je näher sie den Ebenen kamen, umso klarer wurde die Witterung, die der Hanyou bekam. Aber auch die anderen fühlten eine immer höhere Luftfeuchtigkeit, die nicht nur vom Nebel herrührte. Ihre Kleidung war bald klamm. Die Temperaturen waren auch nicht so besonders hoch und sie begannen zu frieren. Nur Jaken fühlte sich hier deutlich wohl. Er war ein Krötenverwandter und solch eine Luft tat ihm einfach nur gut. Inuyasha drehte ein wenig den Kopf: "Vor uns scheint ein riesiger Sumpf zu liegen." "Mist", entfuhr es Kagome: "Aber wir dürfen auch gar keinen Fall noch eine Nacht in diesem Zauberwald verbringen. Die Bäume sind gefährlich." "Das weiß ich auch. Aber was machen wir?" Er blieb stehen, denn sie hatten den Waldrand erreicht. Die schwarzen Eichen hinter ihnen und der Nebel dazwischen hatten sie schon etwas vorbereitet auf den Anblick, der sich ihnen hier bot. Vor ihnen dehnte sich ein Sumpf, das spürten sie, rochen sie. Es stank faulig. Aber zu sehen war nichts. Alles wurde von einem Nebel verschluckt, der undurchdringlich wirkte. Und er besaß eine Eigenschaft, die ihn von jedem Nebel unterschied, den sie je gesehen hatten. Er wirkte fest. Wie Watte, dachte Kagome. "Gehen wir nach rechts, zwischen dem Wald und dem Sumpf entlang." Sango hatte die Richtungen gemustert. "Ach, und warum?" erkundigte sich Inuyasha prompt. "Wir sind bislang auch immer in diese Richtung gegangen, und kamen immer tiefer in die Hölle." "Woher willst du das denn wissen? Das sind verschiedene Ebenen und Welten und wir ..." "Mach Platz!" Kagome sah zu Sango: "Kannst du dich so gut orientieren?" "Ja. Ich kann es nicht erklären, aber ich weiß es eben." "Dann gehen wir. Wir haben ja nur die beiden Richtungen rechts und links zur Auswahl..." Das stimmte. Durch den Wald wollte niemand mehr und der Sumpf sah auch nicht sonderlich anheimelnd oder gar sicher aus. Inuyasha rappelte sich auf: "He, wofür war das denn gerade schon wieder?!" "Du solltest ein bisschen Vertrauen in Sango haben." Da die anderen drei nach rechts abbogen folgten ihnen ein grummelnder Hanyou - und ein etwas verwirrter Jaken. Diese Gruppe hatte eine sehr eigene Art miteinander umzugehen. Es war nicht gerade eine ideale Gegend für einen Spaziergang. Auf der einen Seite kamen immer wieder glitschige Sumpfausläufer ihnen in die Quere, auf der anderen Seite dicke Wurzeln von den Bäumen, manchmal sogar beides. Sango ging voran, dann Miroku, gefolgt von Kagome und Jaken. Inuyasha machte den Schluss. Sie mochten gut eine Stunde gewandert sein, als Miroku ein seltsames Gefühl bekam. Er drehte den Kopf. Irgendetwas war dort im Sumpf, aber der Nebel machte es unmöglich, etwas zu erkennen. Er spürte nur, dass dort etwas war. Es war eine Art siebenter Sinn, der ihn warnte. "Sango..." Er flüsterte es nur, aber die Dämonenjägerin blieb sofort stehen, drehte sich um: "Was ist, hoshi-sama?" Auch die Folgenden schlossen auf. Er nickte zum Sumpf: "Ich weiß nicht genau, was es ist, aber ich fühle dort etwas", erklärte er leise. Die Gruppe starrte in den Nebel. Aber ihre Augen und Ohren verrieten ihnen nichts. Inuyasha witterte. Aber der Gestank des Sumpfes, verbunden mit der Feuchtigkeit des Nebels verwischte Gerüche. Nach einer endlosen Weile meinte der Hanyou: "Du hast dich geirrt, Miroku. Da ist nichts. Und hier wirkt sowieso alles so tot und ohne Leben, warum sollte ausgerechnet in diesem Dreckloch jemand sein." Das stimmte. Sie hatten, seit sie hier in diese Ebene gekommen waren, noch kein Anzeichen eines Lebewesens in dem Sinn feststellen können. So gingen sie weiter. Für die nächste Zeit achteten sie aber sehr auf alles Außergewöhnliche. Miroku hatte sich eben eingeredet, dass er sich wirklich getäuscht hatte, als hinter ihm jemand aufschrie. "Kagome!" brüllte Inuyasha und der Mönch fuhr herum. Das Mädchen aus der Neuzeit schien im Nebel zu schweben. Um ihre Taille lag ein Greifarm. Etwas flirrte an ihm vorbei und er erkannte, dass Sango ihren Bumerang gegen die Tentakel hatte schwirren lassen. Fast gleichzeitig schlug Inuyasha mit dem kaze no kizu zu, ebenfalls gegen den Teil des Greifarms, den man sehen konnte. Was auch immer es war, es mochte die Gefahr spüren, in der es sich befand, denn es warf mehr oder weniger Kagome zu den anderen zurück. Inuyasha sprang hin, fing sie auf: "Alles in Ordnung?" "Ja..." brachte sie hervor, noch zitternd im Schreck. "Vorsicht!" warnte Jaken und der Rest der Gruppe fuhr herum. Mehrere grünlich leuchtende Tentakel kamen aus dem Nichts des Nebels geschossen. Ein Greifarm stieß die erschreckte Kagome beiseite und legte sich um den linken Arm des Hanyou, der sie so gehalten hatte. Er spürte, wie er zum Sumpf gezogen wurde und schlug mit Tessaiga wild auf das schleimige Glied ein. "Kagome!" schrie er unwillkürlich auf, als er mitbekam, dass zwei andere Tentakel sie wieder gepackt hatten. Das durfte doch nicht wahr sein! Mit neuer Kraft schaffte er es, den ihn haltenden Greifarm durchzuhauen. Sango hatte unterdessen wieder ihren Bumerang losgeschickt, um ihre Freundin aus dem Griff des unsichtbaren Gegners zu befreien. Irgendwo dort im Sumpf musste der Besitzer dieser Tentakel stecken, aber solange sie ihn nicht zu Gesicht bekamen, konnten sie nur gegen seine Körperteile kämpfen. Aber für jeden Greifarm, den sie so zertrennte, schienen aus dem Weißen des Nebels zwei neue zu kommen, auf die Gruppe loszugehen, und so sah sie sich rasch gezwungen, sich selbst zu verteidigen. Inuyasha sprang zu Kagome, die sich verzweifelt in dem Griff wand, den sie als ekelig empfand, und hackte sich buchstäblich einen Weg durch die Fangarme. Mit raschem Griff zerrte er seine Freundin zu sich, schob sie hinter sich. "Wir müssen hier weg!" rief Miroku, der sich mit seinem Mönchstab gegen Tentakelangriffe verteidigen musste, ebenso wie Jaken das Feuer des Kopfstabes aktiviert hatte: "Das nimmt ja kein Ende!" "Fliehen? Keh!" machte der Hanyou, rief aber: "Kagome, auf was wartest du? Schieß dem Mistvieh einen Pfeil irgendwohin." Irgendetwas sagte ihm, das dieser Gegner von der Magie einer miko beeindruckter sein würde. "Und wie?" erkundigte sie sich: "Einfach ins Nichts?" "Mach schon." Sie hatte bereits einen Pfeil in der Hand, schoss jetzt in den Nebel, an die Stelle, vor der aus die Tentakel zu kommen schienen. Der magische Pfeil leuchtete auf, erhellte den Dunst. Für einen Augenblick hatte die Gruppe das Gefühl etwas Riesiges zu sehen, aber dann war wieder nur Nebel zu erkennen. Die Greifarme fielen schlaff in den Sumpf. Inuyasha schob sich Kagome auf den Rücken: "Los!" Ohne weitere Fragen griff Miroku zu Jaken, der sicher am langsamsten wäre. Sango hatte sich schon umgedreht. Der Pfeil hatte ihnen eine kurze Atempause von den permanenten Tentakelangriffen verschafft, aber keiner wollte abwarten, ob der Besitzer der Greifarme getötet oder verletzt worden war oder noch immer kampffähig wäre. So hasteten sie auf dem unsicheren Untergrund weiter. Sesshomaru belastete vorsichtig sein anderes Bein und lehnte sich mit dieser Körperseite an die Wand. Langsam wurde es selbst für ihn schwer, hier dauernd stehen zu müssen. Er benötigte auch Energie für die Regenerierung, das Heilen seiner Verletzungen, und er zwang sich, seine Gedanken wieder von seinem Körper abzulenken. So blickte er zu dem Sitz, auf den sich gewöhnlich die Höllenprinzessin niederließ. Sie war im Augenblick nicht in ihrem Thronsaal und er ertappte sich bei dem Gedanken, froh darum zu sein. Sie hatte gesagt, sie würde ihm die wahre Hölle zeigen, und er musste sich zugeben, dass sie damit schon einmal gut angefangen hatte. Wenn sie mit diesem unheimlichen Lächeln auf ihn zukam, konnte er nie sagen, ob sie ein höfliches Gespräch über Nebensächlichkeiten mit ihm führen wollte, ihn eigenhändig verletzte, oder ihren Wachen befehlen würde, ihn in die eigentliche Hölle zu schicken, ihn dort verschiedene Qualen erleiden zu lassen. Diese Ungewissheit führte dazu, dass er jedes Mal spüren konnte, wie sich sein Magen zusammenzog, wenn sie sich ihm näherte. Aber er wusste, dass sie genau das beabsichtigte. Das war wohl der erste Schritt auf dem Weg, seinen Willen brechen zu wollen. Er presste ein wenig die Lippen zusammen. Irgendwann würde sie ihr Ziel erreicht haben, er keinen Widerstand mehr leisten können. Und dann wäre er, wäre sein Verstand, zerstört für immer. Er hatte nur eine einzige Waffe: möglichst lange durchzuhalten. Das ärgerte Sayuki. Und dies war die einzige Genugtuung, die er noch hatte. Vierzig Tage, dachte er. Ich will vierzig Tage durchhalten, so lange, wie es ein anderes Opfer vor mir auch geschafft hat. Immerhin bin ich kein irgendwer. Ich bin Sesshoumaru und ich werde es schaffen. Niemand zwingt mich zu Sachen, die ich nicht will. Aber er wusste, es würde schwer werden. Wenn er sich auf das Heilen seiner Wunden verlassen konnte, war er erst circa fünf Tage hier. Und es würde mit Sicherheit noch viel schlimmer werden. ************************************************* Nun ja, der Hundefürst kam nur kurz vor, im nächsten wird es ein bisschen länger. Aber er ist hier eben nicht die Hauptperson. Wie imemr: wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine ENS, wenn es weitergeht. bye hotep Kapitel 6: In Schwierigkeiten ----------------------------- Hallo, Ja, ich weiß, dass die Alpträume einigermassen bekannt waren...bis auf den von Jaken und Inyuasha, aber das sind eben ihre Schwachpunkte und ich versuche doch am Charakter zu bleiben. Das nächste Kapitel ist relativ kurz, aber am Ende werdet ihr wissen, warum.... 6. In Schwierigkeiten Die Höllenprinzessin lehnte nachlässig auf ihrem Bett, während eine Dienerin ihre langen Haare bürstete. "Er gefällt mir auch, Hoheit", sagte sie: "Aber ich glaube, Ihr werdet diesmal lange brauchen, um ihn zu knacken." "Ja, ich denke auch, dass er es mir so schwer wie möglich machen will. Immerhin ist er ein sturer Hundeyoukai." Sayuki lächelte ein wenig: "Fünf Tage...die schwächeren hatten da schon aufgegeben, zumindest haben sie gewinselt, gefleht...Aber er...er ist stark und mutig. Ich werde mit Vergnügen seinen Kampfgeist brechen." "Er wird doch auch Angst haben?" "Natürlich. Er wäre ein Narr, hätte er keine. Und er ist sicher kein Narr. - Er kann sich nur bis zu einem gewissen Grad gegen mich zur Wehr setzen. Und das weiß er. Er weiß, dass jeder Widerstand zwecklos ist. Aber er versucht es natürlich trotzdem." "Was ist Euer nächster Schritt, Hoheit?" "Er wird lernen müssen, dass jeder Gehorsam mir gegenüber sofort belohnt wird. Zuckerbrot und Peitsche. Ich werde ihm anbieten, dass er sich hinlegen darf...oder setzen." Sayuki leckte mit ihrer Eidechsenzunge rasch sich über die Lippen: "Ja. Ich denke, er wird gehorchen, denn er will sich seine Kräfte für das Wesentliche aufsparen. Und wird gar nicht wissen, dass jeder meiner Schritte ihn näher in den Untergang führen wird." Ihr Lachen klang seltsam schrill: "Lass. Ich werde mich ein wenig amüsieren gehen." Die Dienerin zog sich zurück und die Höllenprinzessin stand auf, ging hinüber in den Thronsaal. Amüsieren, hatte sie gesagt. Ja, sie schaffte es immer wieder, sich einzureden, dass sie das selbst gut fand, was sie da tat. Es war ihre Rache an allen, die sie nicht mochten, allen, die sie zurückwiesen, nur weil sie die Tochter ihres Vaters war. Rache für Jahrtausende Einsamkeit, Verlassenheit, die sich irgendwann in Wut und Hass verwandelt hatten. Was zählten da schon die Tage, die ihre unfreiwilligen Gäste hier waren. Zuerst hatte sie immer gehofft, jemanden gefunden zu haben, der sie mögen würde. Aber die Entführten hatten stets versucht, zu fliehen, sich gegen ihren Aufenthalt in der Hölle zu wehren. Keiner wollte mit ihr reden, keiner wollte mit ihr spielen, keiner wollte sie heiraten. So hatte sie beschlossen, ihnen den Willen zu nehmen. So hatte sie immer noch ein wenig die Illusion, sie seien freiwillig nett zu ihr. Sie betrat den Saal. Dieser Sesshoumaru war ein wirklich interessanter Fall ... Obwohl sie ihren Gefangenen genau betrachtete, konnte sie keine Furcht in seinen Augen erkennen. Er hielt sich wirklich gut, trotzdem sie sicher war, dass er angespannt, ängstlich sein musste. Mit einem Lächeln blieb sie knapp vor ihm stehen: "Nun, wie geht es meinem Haustier heute? - Ich mache dir ein Angebot. Du nennst mich ab sofort Sayuki hime, Prinzessin Sayuki, oder Sayuki-sama. Dafür lasse ich deine Ketten länger, so dass du dich hinsetzen kannst." Sesshoumaru schloss für einen Moment die Augen. Die Versuchung war groß, fast übermächtig. Er spürte, dass sein Körper erschöpft war, dass es gut wäre, sich zu sammeln, die eigene Energie wieder anwachsen zu lassen. Ohne Regeneration hatte er weniger Chancen, seinen Geist klar zu behalten, ihr Widerstand leisten zu können. Aber sie so anzureden? Sein Stolz bäumte sich auf. Er benötigte jedoch ein bisschen Erholung, das war klar. Seine seelischen Schutzmauern gerieten langsam ins Wanken. Den Höllendämonen, denen er ausgeliefert wurde, war es völlig gleichgültig, wie viel Schmerzen er ertragen konnte. Sie waren gewohnt, Seelen zu quälen, deren Schmerz nur in der Erinnerung, der Einbildung stattfand. Er war dagegen in seinem Körper da und musste so wahrhaft Höllenqualen leiden. Aber diese da so höflich anreden? Diese...Ihm fiel kein passendes Schimpfwort ein. Allerdings wusste er, er wiederholte es sich immer wieder, dass er Erholung brauchte. Allein die Tatsache, dass er so lange überlegte, warnte sein Innerstes, dass sein Geist müde wurde. Und von Müdigkeit zu Manipulation war es sicher nicht weit. Er sah auf. "Sayuki hime, also." Das war die offizielle Anrede, auf die sie wohl Anspruch hatte. Prinzessin Sayuki. Das war deutlich neutraler, als es das ehrende " sama" gewesen wäre. Wieder glitt ein Lächeln um den Mund der Höllenprinzessin: "So ist es brav." Sie bewegte ein wenig die Finger. Sofort wuchsen die Ketten, wurden länger, die seinen Arm an der Wand hielten. Sie ging zu ihrem Thron, schien sich nicht mehr um ihn zu kümmern. Sesshoumaru zögerte einen Augenblick, ehe er sich hinsetzte, mit gewisser Verachtung sich selbst gegenüber. Die Reisegruppe atmete auf. Sie hatten zu guter Letzt den Rand des scheinbar endlosen Sumpfgebietes erreicht. Auch der unheimliche Eichenwald lag hinter ihnen. Inuyasha ließ Kagome zu Boden, Miroku setzte Jaken ab. Sango blickte über die grasige Ebene vor ihnen. "Dort scheint ein Bach zu fließen. Mit Wasser. Trinken wir erst einmal etwas." "Ja, gern." Das Mädchen aus der Neuzeit atmete durch: "Eine Pause haben wir uns wirklich verdient. - Und dann folgen wir dem Wasser wieder tiefer in die Hölle." "Ja. Ich bin neugierig, was noch alles auf uns wartet." Die beiden gingen schon einmal zu dem Bach, die anderen folgten. Während sie tranken und sich erholten, meinte Sango: "Ich frage mich nur, wann wir auf die eigentlichen Höllendämonen stoßen werden. Der Schamane sagte doch, sie würden hier leben." "Sehnsucht danach?" fragte Kagome erstaunt: "Ich bitte dich, sei froh, wenn wir sie nicht treffen." "Nicht gerade Sehnsucht. Aber es würde mich beruhigen. So rechne ich dauernd damit, aber nichts passiert. Und ich fürchte, wenn sie dann auftauchen, rechne ich nicht mehr mit ihnen." Kagome verstand so deutlich nicht, dass Miroku erklärte: "Wenn man dauernd auf etwas wartet, das nicht eintrifft, wird man nachlässig. Das meintest du, Sango, oder?" "Ja." Sie holte aus und er zog hastig seine Hand zurück. So meinte sie nur: "Hoshi-sama..." Und es klang fast wie ein Seufzen. Nicht einmal in der Hölle konnte der Kerl seine Finger bei sich lassen. "Wir müssen uns jedenfalls beeilen", erklärte Jaken: "Sesshoumaru-sama hat es sicher nicht leicht." "Hast du etwa den Eindruck, wir bummeln?" fauchte Kagome sofort: "Wir wissen ja alle, dass er in einer ziemlichen Klemme steckt, aber schneller geht es eben nicht. Und solche Viecher, wie das da im Sumpf, werden uns sicher noch öfter begegnen." "Das meinte ich nicht", beruhigte der Krötenyoukai hastig. Er wollte und konnte es sich nicht leisten, die Leute zu verärgern, auf die er so angewiesen war. "Ich wollte damit nur andeuten, dass...na ja...dass wir keine überflüssigen Pausen machen sollten, keine zu langen... Oder so." Er wusste nicht weiter. "Da ist ein Felsen." Die Aussage kam so plötzlich und unpassend, dass sich alle umsahen. Inuyasha stand neben ihnen, schien zu wittern. "Was meinst du?" fragte Kagome denn auch. "Da..." er deutete den Bach entlang. "Da riecht es wieder so...wie dieses Massiv, in das der Feuerfluss stürzte. Vielleicht ist dort das nächste Portal." "Das wäre schön. Wie weit?" "Kann ich nicht sagen. Aber ich rieche keinen Feuerfluss. Vielleicht ist es dieser Bach?" "Vielleicht." Miroku stand auf: "Aber wir sollten gehen. Es wird hier wieder langsam Abend, und wenn ich überlege, was uns letzte Nacht passiert ist..." Er brauchte nicht weiter zu reden. Alle standen auf. Sango nickte: "Aber wenn wir dann in der anderen Ebene sind, müssen wir uns einen Platz zum Schlafen suchen. Durch die dauernden Zeitwechsel haben wir es wohl nicht bemerkt, aber wir dürften schon lange ohne Schlaf sein. Und wer weiß, was noch kommt." Menschen, dachte Jaken. Stimmt. Sie müssen ja schlafen. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass sie bei der gesamten Höllenreise noch keinen Schlaf gehabt hatten, sah man von dem Zauberschlaf in dem Alptraumwald ab. Und der war sicher für niemanden erholsam gewesen. Sie folgten dem Bach durch das Grasland. Er schlängelte sich ein wenig hin und her, aber kein Leben war zu sehen, keine Gefahr. Sie blieben indes wohl auf der Hut. Der Kampf gegen dieses seltsame Krakenungeheuer im Sumpf steckte ihnen allen noch in den Knochen und sie konnten auf eine Neuauflage gut verzichten. Hier gab es zwar keinen Nebel, aber wer wusste schon, was noch kam. Fast zwei Stunden waren sie unterwegs, als vor ihnen ein Felsblock aus der Prärie aufstieg, schroff, steil und schwarz. Er sah dem Felsmassiv, an dem das andere Siegel gewesen war, so ähnlich, dass sie nicht weiter nachdachten. Das war mit Sicherheit der Berg des nächsten Portals, das sie in die nächste Ebene bringen würde, das zweite der Höllensiegel. Wie schon zuvor war tatsächlich ein rot leuchtendes Siegel an die Felswand gemalt. "Na also", sagte Inuyasha, und zog sein Schwert. Tessaiga verbreiterte sich rasch, strahlte in dem Rot, das es immer zeigte, wenn es einen Bannkreis brechen sollte. Er sprang hoch, schlug mit aller Kraft gegen das Siegel. Ein grelles Licht flammte auf, aber das war auch alles. Sonst geschah nichts, und so sehr sie sich auch umsahen, kein rechteckiges schwarzes Loch erschien. "Mist", knirschte er, war aber noch lange nicht bereit, aufzugeben. Diesmal sprang er auf den Felsen, von Vorsprung zu Vorsprung, um möglichst nahe an das Siegel zu gelangen. Für einen Moment atmete er tief durch, ehe er erneut, mit aller Kraft zuschlug. Der rote Kreis schien aufzuflammen. Ein greller purpurroter Strahl erschien, der den Hanyou förmlich von dem Felsen fegte. Er prallte hart auf dem Boden auf, "Inuyasha!" schrie Kagome erschreckt auf, als sie sah, dass er regungslos liegen blieb und rannte zu ihm. "Keh", machte er leise, raffte sich aber auf. "Alles in Ordnung mit dir?" Sie betrachtete ihn misstrauisch. "Ja, ja....wofür hältst du mich? Ich bin nicht so schwächlich wie du." "Inu...." Begann sie empört: "Mach Platz!" Prompt knallte er wieder auf den Boden. Da er die Prellungen und Verletzungen vom ersten Fall noch hatte, stöhnte er nur auf. Sie hatte es gehört, sah jetzt erst die verräterischen Blutflecken am Rücken: "Oh, du verdammter Idiot", schimpfte sie: "Warum sagst du denn nicht, dass du dich verletzt hast? Dann hätte ich doch nie...." "Kagome-sama...Inuyasha..." schrie Miroku: "Kommt her, schnell...!" Etwas in seiner Stimme duldete keinen Aufschub. Die beiden drehten sich um. Ihre Freunde und Jaken standen um ein rechteckiges schwarzes Loch herum, wie sie es schon als Portal kennen gelernt hatten. So standen sie hastig auf, liefen hinüber. Der Eingang pflegte ja wieder zu verschwinden. Aber diesmal war es anders. Statt des schwarzen Tornados, der bisher entstanden war, der scheinbar ins Nichts führte, hatte sich etwas gebildet, das eher wie ein Fernrohr wirkte. Und es zeigte am anderen Ende eine bizarre, unbekannte Welt, in schwarz und rot. "Ist das die nächste Ebene?" Inuyasha wollte schon springen, aber Miroku fasste ihn schnell: "Guck lieber mal genauer hin." Das tat der Hanyou. Und schluckte. Was dort unten zu erkennen war, waren eindeutig Dämonen, genauer, Höllendämonen bei der Arbeit. Die weißen Gebilde, die sie dort "betreuten" mussten die Seelen sein. Und was sie mit denen anstellten, ließ Inuyasha nach Luft schnappen. "Das...das ist die Hölle??" brachte er hervor. Das Bild wechselte wieder in einen anderen Höllenbereich. "Anscheinend, ja." Sango starrte hinunter: "Aber nicht diese Hölle, in der wir uns befinden, sondern die richtige...Wenn ihr wisst was ich meine." Sie umklammerte unbewusst den Griff ihres Bumerangs. "Sesshoumaru-sama!" stöhnte Jaken auf. Seine Gefährten starrten ihn an, unsicher, ob das jetzt ein Ausruf wie "Ach du liebe Güte" gewesen sein sollte. "Was ist los?" fragte Inuyasha dann doch. Jaken starrte hinab: "Ich bin sicher...Jetzt ist es ein anderes Bild, aber ich bin sicher, ich habe da Sesshoumaru-sama gesehen!" "Kaum. Diese Sayuki lebt doch hier." Für den Hanyou war das Thema damit erledigt: "Aber wieso sehen wir das? Ist das doch nicht das Portal?" "Doch, ich denke schon." Kagome konnte den Blick nicht von den verschiedenen Foltern abwenden. Sie hoffte nur inständig, dass sie nie da landen würde: "Aber irgendetwas ist anders. Vielleicht ein...ein falscher Verbindungsaufbau. So, als ob wir uns verwählt hätten." Und da sie bemerkte, dass sie die anderen vier etwas verständnislos ansahen: "Egal. Das sagt man so in meiner Epoche. - Jaken, bist du dir sicher, dass du ihn gesehen hast?" "Ja, da war ein Rad, wie ein großes Mühlrad. Darauf war er gefesselt. Und oben drehte es sich durch loderndes Feuer, unten durch Eiswasser..." Er konnte es kaum aussprechen. "Dann ist das vielleicht ein Hinweis, dass wir doch in diese andere Hölle sollen?" fragte sie niemand bestimmten. "Keh!" Inuyasha schüttelte den Kopf: "Alle sagen, Sayuki ist hier. Und die schnapp ich mir. Sie wird ja auch wohl wissen, wo wir Sesshoumaru finden können. Oder ihn wieder herholen können." "Auch wieder wahr." Miroku blickte in den Schacht: "Jetzt...es verändert sich. Da entstehen wieder diese schwarzen Wirbel..." Tatsächlich war im Schacht wieder der rotierende Nebel, den sie schon kannten. Zuerst drehte er sich immer schneller, dann wuchs er langsam in die Tiefe, in scheinbar endlose Schwärze. Es dauerte einige Minuten, ehe sich feste Wände gebildet hatten, die dennoch hin und her schwangen, als pulsierten sie. "Dann springen wir." Sango machte den Anfang, gefolgt von Miroku. Kagome setzte hinterher. Inuyasha versuchte, sie noch festzuhalten, griff aber daneben. Er hasste es, wenn er sie bei solchen Aktionen nicht festhielt, nicht beschützen konnte. So sprang er auch. Jaken hüpfte hastig hinterher. Bei dem Sprung im Nichts drehte sich wieder alles um die fünf. Es gab kein Links, kein Rechts, kein Oben, kein Unten, hilflos wurden sie herumgewirbelt. Aber alle spürten etwas wie einen Sog, der nicht nur aus einer Richtung zu kommen schien. Es war ein Empfinden, dass sie am besten damit beschreiben konnten, sie würde durch Stromschnellen getrieben. Und so manchem von ihnen wurde durch das Im- Kreis- Gewirbelt- Werden fast schlecht. Der Aufprall in der nächsten Ebene war hart, wie sie es schon fast gewohnt waren. Kagome setzte sich ächzend auf, blickte sich um. Die Landschaft um sie baute sie nicht gerade auf. Es war wieder ein Wald, aber immerhin licht und hell. Allerdings gab es, fast logischerweise, einen Haken: die Sonne war schon bald am Untergehen. Es würde erneut Nacht werden, und nach allem, was sie an Höllennächten kennen gelernt hatte, verhieß das Ärger. Sie drehte sich zu ihren Gefährten. Und plötzlich wurde ihr eiskalt. Da waren nur Sango und Miroku. Sie sprang auf, blickte sich hastig um. Keine Spur von ihrem Hanyou oder Jaken. "Inuyasha!" schrie sie. "Was ist?" Der Mönch und die Dämonenjägerin fragten es gleichzeitig, blickten sich dann um. Und waren im selben Moment auf den Beinen. "Oh nein, " sagte Sango: "Da waren so seltsame Wirbel...aber..." "Inuyasha!" rief Kagome noch mal. "Inuyasha!" Die drei suchten den Wald um sich ab, für den Fall, dass ihre beiden vermissten Gefährten irgendwo hilflos, bewusstlos liegen würden. Aber sie konnten nichts finden. Der Wind schien aufzufrischen, als Kagome verzweifelt nach Inuyasha rief, und nur ihre eigene Stimme hörte. Sie schrie, bis Miroku ihr die Hand auf die Schulter legte: "Es hilf nichts, Kagome-sama. Wir müssen es akzeptieren. Gleich wie, und was immer draus werden mag: wir sind getrennt worden. Aber die beiden werden sich schon zurechtfinden. Und wenn wir alle so wie bisher immer tiefer gehen, werden wir uns gewiss am nächsten Portal treffen." "Zurechtfinden..." stöhnte Kagome: "Wir reden von Inuyasha und Jaken!" Aber sie wusste, der Mönch hatte Recht. Sie konnten nur hoffen, sich am nächsten Portal wieder zu treffen. Ansonsten hatte sie Inuyasha ausgerechnet in der Hölle verloren. ***************************************** Jetzt ist es also passiert. Drei Menschen bzw. ein Hanyou und ein kleiner Youkai irren getrennt durch höllische Gegenden. Das nächste Kapitel heisst: Am Lichtersumpf und jede Gruppe lernt eine ganz andere Seite der Hölle kennen... Wie immer gilt: wer so nett ist, und mir einen Kommentar hinterlässt, dem schicke ich auch eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 7: Am Lichtersumpf -------------------------- Ja, jetzt dürfen sich zwei Teams durch die Hölle bewegen... Sie tun das auf recht unterschiedliche Weise, wie ihr euch denken könnt. Viel Spass beim Lesen! 7. Am Lichtersumpf Sie hatten gesucht, gerufen, nur um schließlich akzeptieren zu müssen, dass Inuyasha und Jaken irgendwie weg waren. Sie konnten nur hoffen, dass es den beiden gut ging, dass sie überhaupt noch am Leben waren. Immerhin war die Hölle nicht gerade der passendste Ort, um sich zu verlaufen. Dagegen waren sie drei, Kagome, Sango und Miroku, in einem scheinbar friedlichen Landstrich gelandet. Es war ein heller, freundlicher Wald, fast ein Hain, so weit standen die Bäume auseinander. Nichts verriet irgendeine Gefahr, aber das Trio blieb indes wohl auf der Hut. Als sie einen Bach fanden, folgten sie ihm, wie sie es immer getan hatten, bachabwärts, um immer tiefer in die Hölle vorzudringen, immer näher zu Sayukis Schloss zu kommen. Sie hofften, dass Inuyasha ähnlich vorgehen würde, sie ihn - und Jaken - dann treffen würden, wenn sie das nächste der Höllensiegel, das nächste Portal erreicht haben würden. "Wir müssen bald eine Pause machen", sagte Sango nachdenklich: "Ich weiß nicht, wie lange wir nicht geschlafen haben, aber wenn man müde ist, macht man Fehler." "Ja." Kagome seufzte: "Ein wenig Schlaf täte uns sicher gut. - Und sieh nur, die Sonne geht hier auch bald unter." Wie immer war in einer anderen Höllenebene auch eine andere Tageszeit. Sie gewöhnten sich zwar langsam an diese Irritation, aber ihre Körper verlangten dennoch nach Erholung. Trotzdem meinte Miroku: "Diese Zeitverschiebungen...ob sie eine Falle sind? Abwehr gegen Eindringlinge? Oder ist das einfach so?" "Möglich. Vielleicht gibt es hier Herrscher und jeder hat sich seinen eigenen Tagesablauf zurechtgelegt?" Kagome dachte laut nach, ergänzte dann: "Ich hoffe bloß, dass Inuyasha..." Sie brauchte nicht weiterreden. "Er hat Jaken dabei", tröstete Sango und kassierte einen giftigen Blick: "DAS ist mein Problem. Okay, ich weiß, dass er, also Jaken, nicht so...so dumm ist, wie wir alle immer dachten, aber ich bitte dich! Diese beiden irgendwo allein in der Hölle??!" Die drei Menschen sahen sich besorgt an. Sie alle wussten, wie naiv und ahnungslos sich Inuyasha des Öfteren anstellte, Sachen im Hauruck-Verfahren in Angriff nahm. Dass Jaken ihn dabei stoppen könnte, wäre reines Wunschdenken. Der Mönch seufzte: "Wir können es nicht ändern, leider. - Seht nur, dort scheint der Wald aufzuhören. Da am Waldrand machen wir Pause, denke ich. Dann schlafen wir abwechselnd." Die Mädchen waren seiner Meinung. Etwas Schlaf würde ihnen gut tun, aber ohne Wache schlafen, war sicher auch in der Hölle keine gute Idee. Für gewöhnlich wachte meist Inuyasha über seine Gefährten, aber der war nicht da, und wer wusste schon, was ihm und Jaken alles über den Weg lief. So blieben sie unter den letzten Bäumen stehen. "Oh nein, " murmelte Kagome: "Nicht noch ein Sumpf..." Der Bachlauf, dem sie bislang gefolgt waren, versickerte hier in einer großen Wiese, die nass glitzerte. "Immerhin ist es kein Nebel." Sango drehte sich suchend um: "Und es scheint hier auch kein Leben zu geben." "Im Nebelsumpf haben wir das Tentakelmonster auch ziemlich spät bemerkt..." gab das Mädchen aus der Neuzeit zurück, setzte sich aber. Sie brauchten alle Schlaf und eine Pause. Überdies senkte sich langsam die Dämmerung über diesen Höllensektor. Sie müssten eben gut aufpassen. "Schlaft nur", sagte Miroku: "Ich übernehme die erste Wache." Er ließ sich an einem Baum nieder: "Und wen soll ich dann wecken?" "Mich, hoshi-sama." Die Dämonenjägerin legte ihren Bumerang zu Boden: "Sagen wir in vier Stunden." "Gut." Er sah zu den beiden Mädchen, betrachtete dann aber die feuchte Ebene vor sich. Es schien kein solch tiefer Sumpf zu sein, wie der, an dem sie den Kampf mit dem Monster gehabt hatten, aber er versuchte, jedes Geräusch auch im Wald hinter sich wahrzunehmen, jede sich möglicherweise nähernde Energie zu spüren. Als die Nacht hereinbrach, schienen über dem Morast kleine Lichter zu entstehen, wie Fackeln, die scheinbar in der Luft schwebten. Der Mönch war zuerst alarmiert, aber er konnte keine Lebensform wahrnehmen. Überdies blieben die Flammen über der Wiese, näherten sich nicht. Er kannte solch ein Phänomen von einer Gegend, in der unsichtbares Gas aus dem Boden kam, das man nur riechen konnte, und sich an der normalen Luft entzündete. Ob das hier wohl auch der Fall war? Aber das war egal. Solange diese Flämmchen über dem Sumpf blieben, ging ihn das nichts an. Er hätte niemandem sagen können, wie lange er mit seltsamer Faszination dem Tanz der Lichter zugesehen hatte, als ihm eine Bewegung rechts von ihnen auffiel. Unwillkürlich fasste er seinen Mönchsstab fester, starrte dann aber ungläubig hin. Aus der Dunkelheit näherte sich eine junge, menschlich aussehende Frau dem Sumpf, in schönen Kleidern. Sie war sicher eine Prinzessin. Ob das Sayuki war? Er hielt etwas den Atem an. Die Frau drehte sich zu ihnen, lächelte ihn an. Als er ihren Augen begegnete, stand er auf. Sie war so schön...sie war sicher keine Feindin. Und ihr Lächeln.... Er ging hinüber zu ihr, unfähig, weiter nachzudenken. Sie war eine Schönheit und er musste sie aus der Nähe sehen, musste mit ihr reden, musste sie berühren. "Wie ungewohnt, Fremden hier zu begegnen", sagte sie mit einer angenehmen, dunkeln Stimme. "Wir sind einfache Reisende." Miroku hörte selbst, dass seine Stimme fast heiser klang: "Wer bist du, Schönste? Und was treibst du allein an diesem Sumpf?" "Es ist der Lichtersumpf." Ihr Blick glitt abschätzend über ihn: "Und ich liebe diese Lichter, jedes einzelne von ihnen." Wieder ein Lächeln: "Du bist ein Mönch... wie amüsant, hier einen Mönch zu treffen." Sie hob den Kopf, suchte seinen Blick: "Dann besitzt du auch die Kräfte Buddhas?" "Äh...ja..." Er konnte nicht anders. Diese dunkeln Augen schienen ihn einzuladen, anzuziehen. So machte er noch einen Schritt näher zu ihr, stand nun direkt vor ihr: "Sag, wie heißt du?" "Mein Name? Ich habe keinen." Sie fasste nach seiner linken Hand: "Aber ich benötige auch keinen. Ich bin die Königin dieses Lichtersumpfes. Und du wirst mir Gesellschaft leisten." Sie umklammerte plötzlich mit unerwarteter Kraft sein Handgelenk. Miroku spürte es, aber er konnte seinen Blick nicht von ihren Augen lösen. Es war, als habe sie ihn hypnotisiert. Er fühlte, wie seine Wärme, seine Kraft scheinbar aus ihm gesogen wurde, wie eisige Kälte begann, seinen Arm empor zu wandern. Sein Instinkt schrie ihm zu, dass er weg sollte, dass das eine Falle war, aber er konnte sich nicht bewegen, gefangen im Bann der Sumpfkönigin. Er starrte wehrlos in ihre Augen, selbst, als er spürte, wie ihn mit seiner Wärme auch seine Kraft, sein Leben verließ. Etwas flirrte knapp an ihm vorbei. Er war zu sehr im Zauber, als dass er erkannt hätte, dass es Sangos Bumerang war. Sie hatte daneben gezielt, um ihn nicht zu verletzen, aber in der Hoffnung, diese fremde Frau dazu zu bekommen, ihn loszulassen. Ihr und Kagome war klar, dass der Mönch unter einem Bann stand. Die Dämonenjägerin hätte nicht sagen können, was sie geweckt hatte. Ihr war gewesen, als hätte sie ein seltsames Lied gehört, das sie jetzt wieder vergessen hatte. Irgendwie war der Refrain gewesen: "im Lichtersumpf ertrunken, im Lichtersumpf versunken..." Aber sie wusste nichts mehr weiter, oder wer es gesungen hatte. Sie fing ihren Bumerang wieder auf. "Lass ihn sofort los, Hexe!" schrie Kagome inzwischen, die Sehne ihres Bogens bereits gespannt: "Wenn du keinen Pfeil willst." "Törichtes Menschenmädchen!" Die Sumpfkönigin drehte nicht einmal den Kopf: "Was glaubst du, wer ich bin? Kein Pfeil eines Sterblichen kann mir etwas anhaben. Und dieser Mönch hier wird eine hübsche neue Flamme abgeben..." "Ach ja?" fauchte Kagome prompt: "Dann viel Spaß hiermit!" Sie schoss. Der läuternde Pfeil flammte unter ihrer Energie auf, zumal sie etwas wütend über die Unterbrechung ihrer Nachtruhe war. "Was?!" Die Sumpfkönigin spürte die heranfliegende Gefahr, ließ Miroku los und fuhr herum. Aber es war zu spät. Sango war im gleichen Moment schon bei dem Mönch. Er wirkte noch immer ein wenig geistesabwesend, hatte wohl noch nicht einmal mitbekommen, dass er bis zu den Knien im Sumpf stand. Sie packte ihn am Arm, zerrte ihn zurück auf das trockene Ufer. Dort erst schüttelte er sich, als überlaufe ihn ein Schauder: "Mir ist kalt...Danke, Sango, danke, Kagome-sama...Das hätte böse ausgehen können." "Oh ja!" Sango stemmte die Arme in die Seiten: "Kaum siehst du ein weibliches Wesen, schon schaltet dein Verstand komplett aus. Hör endlich mal auf, mit deinem Unterleib zu denken, Mönch! Aber wie konntest du nur so nahe zu ihr hingehen? Wie so bodenlos leichtsinnig sein?" "Sie war so schön..." "Dein Geschmack scheint abzusinken", meinte Kagome trocken. Er drehte sich erstaunt um: "Wieso? So eine schöne junge Dame...?" Jetzt fiel sein Blick auf das, was hinter ihr im Sumpf lag und er schluckte. Diese vertrocknete Mumie mit nadelspitzen Zähnen hatte er hübsch gefunden? Und sie löste sich langsam auf. "Äh, sie hat mich gebannt..." versuchte er zu erklären. "Was für ein toller Wächter!" knurrte Sango, noch immer erbost, dass er sich so hatte bezirzen lassen: "Da kommt tatsächlich ein Monster vorbei und er fängt das Flirten an!" "Ich war gebannt. Sie hatte mich verhext, ehrlich, Sango. Ich ...ich weiß nicht, wieso ich zu ihr ging, ich weiß nur, dass ich plötzlich mitbekam, dass es gefährlich wäre und trotzdem nichts machen konnte." Er sah von einer der deutlich wütenden Damen zur anderen: "In jedem Fall danke ich euch." Das war alles, was er sagen konnte. Er hatte die bissigen Bemerkungen verdient. "Du kannst wirklich von Glück sagen, dass ich aufgewacht bin." Die Dämonenjägerin funkelte ihn an: "Und du hältst jetzt wieder Wache, während ich noch ein bisschen schlafe." "Ja, natürlich." Sie hatte ja Recht, das wusste er. Er war einfach zu leichtsinnig gewesen, Bann hin oder her. Er hätte sich nie nahe zu einer Fremden begeben dürfen, gleich schon, als er sie sah, erkennen müssen, dass sie nur eine menschliche Gestalt vortäuschte. Wären die Mädchen nicht aufgewacht, hätte auch er eines dieser Lichter über dem Morast abgegeben. "Es tut mir leid. Und es wird nicht wieder vorkommen." Er setzte sich wieder an den Baum. "Hoffentlich", murrte Sango, legte sich aber wieder hin. Sie wusste nicht mehr, was sie wach gemacht hatte, aber sie hatte sofort begriffen, dass da etwas gar nicht stimmte und hastig auch Kagome geweckt. Hoffentlich war das die letzte Störung gewesen. Inuyasha setzte sich maulend auf. Wieso musste die Landung in einer neuen Ebene immer so hart sein. Im nächsten Moment vergaß er jedoch seine Prellungen und war mit einem Satz auf den Beinen. "Kagome?!" schrie er: "Miroku? Sango?" Nur Jaken war bei ihm, der sich gerade aufraffte: "Was ist, Inuyasha-sama?" "Frag deine Augen, Dummkopf. Sie sind weg! Kagome!" Der Hanyou drehte sich um die eigene Achse. Sie befanden sich in einem Hügelland, in einem weiten Tal. Aber weder seine Augen noch seine Nase konnte seine Freunde finden. "Oh nein, " stöhnte er: "Wir sind getrennt worden! Wo können sie nur sein?" In welcher Richtung müsste er sie suchen? Der Wind trieb ihm keine Witterung zu. "Sie sind sicher auch hier in dieser Ebene der Hölle." Jaken sah sich um: "Aber vielleicht war dieser Schacht gestört, hat sich irgendwo geteilt." "Vielleicht..." Das war ihm eigentlich vollkommen egal. " Wir müssen sie finden! Das klappt doch nie, die drei allein, irgendwo." Er wollte schon blindlings losrennen, als ihn etwas an der Hose festhielt. "Wartet bitte, nur einen Moment, Inuyasha-sama." Jaken seufzte etwas: "Hört Ihr mir zu?" Er rechnete schon fast mit einem Schlag, einer neuen Beule. "Was ist?" knurrte sein augenblicklicher Gebieter aber nur. "Ihr solltet Vertrauen zu Euren Freunden haben. Sie werden sicher auch tiefer in die Hölle gehen, so, wie wir es bislang stets getan haben. Am nächsten Siegel werden wir sie gewiss treffen. Das ist schneller, als hier die gesamte Ebene abzusuchen." Inuyasha betrachtete den kleinen Youkai etwas zweifelnd: "Meinst du?" fragte er dann. Doch, dieser Kröterich könnte Recht haben. Und wenn sie alle rasch Richtung des Siegels gehen würden, bestünde auch eine gute Chance, dass sie sich schon vorher treffen könnten. Er musste die drei so schnell es ging wieder finden. Nicht, dass er ihnen nichts zutraute, aber trotz all ihrer Fähigkeiten: sie waren reine Menschen. Und Menschen in der Hölle war nicht unbedingt das Ideale. Jaken war ein wenig erleichtert, dass der verrückte Hanyou ihm zuhörte: "Ja", beteuerte er hastig: "Ich bin sicher, dass sie auch zum nächsten Siegel gehen werden, so rasch es geht." Soweit er mitbekommen hatte, waren die Menschen der oftmals vernünftigere Teil von Inuyashas Truppe. "Na schön. - Dann gehen wir da lang." "Äh...warum das?" "Na, weil ich es sage." Inuyasha setzte sich in Bewegung. Jaken schulterte mit innerlichem Seufzen seinen Kopfstab und marschierte hinterher. Sie wanderten durch das Hügelland und Jaken erkannte bald den Grund, warum Inuyasha in diese Richtung hatte gehen wollen. Hier floss ein Bach, dem sie abwärts folgen konnten, immer tiefer in die Hölle hinein, immer näher zum Schloss der Höllenprinzessin. Immerhin schien er sich doch etwas zu denken, woran der Krötenyoukai manchmal schon ein wenig gezweifelt hatte. Sie bogen an Bachufer um eine Ecke in ein schmales Tal - und erstarrten. Es war die Frage, auf welcher Seite die Überraschung größer war. Der Trupp bewaffneter Höllendämonen starrte die rot gekleidete weißhaarige Gestalt, gefolgt von einer kleinen grünen, volle sechzig Sekunden sprachlos an. Inuyasha beschloss, das auszunutzen. Er zog Tessaiga, das sich rasch verbreiterte und rannte auf die gut fünfzig Höllendämonen los, um sie anzugreifen. Jaken entglitt nur ein ächzendes "Inuyasha-sama...." als er fassungslos die Szene betrachtete. In der fälschlichen Annahme, der Fremde wisse, was er da tue, drehten sich die Höllenwächter um und rannten los, verfolgt von einem schwertschwingenden Hanyou. Jaken lief hinterher, so rasch er konnte. Er musste sich doch getäuscht haben. Inuyasha war anscheinend mutig, und viel stärker, als er angenommen hatte. Nur ein sehr starker Krieger würde eine solche Überzahl so gelassen angreifen, ja, verfolgen. Irgendwann dämmerte es allerdings Inuyasha, dass er da allein gerade fünfzig Leute verfolgte, und dass ein Kampf gegen sie alle vielleicht doch ein klein wenig schwierig werden würde. Er blieb stehen, was die Höllendämonen mit gewisser Erleichterung weiterrennen ließ. Wer auch immer dieser Unbekannte war, er musste ein gewaltiger Krieger sein, dass er es wagen konnte, sie alle einfach anzugreifen. Wer das wohl war? Ein Höllendämon sicher nicht. Als sie nach längerer Zeit außer Atem stehen blieben, beschlossen sie, ihrem Vorgesetzten Meldung zu machen. Vielleicht wusste der etwas über den Fremden. Vielleicht war das ein neuer Leibwächter für Prinzessin Sayuki oder gar einer, den der Höllenfürst persönlich bei sich hatte? In jedem Fall waren sie froh, noch am Leben zu sein. Er hatte so gefährlich ausgesehen....Und dieses eigentümliche Schwert war gewiss eine Maßanfertigung... Sesshoumaru lehnte matt an der Wand. Er versuchte, sich zu fangen, aber es war schwer. Sie hatte begonnen, den Druck zu erhöhen...heute, gestern? Er hatte langsam Schwierigkeiten mit seinem Zeitgefühl. Freundlich plaudernd erzählte sie ihm von Dingen, die sie mit anderen Opfern angestellt hatte, was auf ihn warten würde. Er konnte sich nicht damit beruhigen, dass sie ihm das nicht antun würde, hatte er doch schon nur zu gute Bekanntschaft mit Höllenstrafen gemacht. Er wusste nicht, was schlimmer war: der körperliche Schmerz, die Demütigungen oder dieses Ausgeliefertsein. Dabei wäre es so einfach. Reiner Überlebenswille empfahl ihm, dem Druck nachzugeben. Alle seine bisherigen Überzeugungen bedeuteten nur Leid für ihn. Und da war die nette, freundliche Prinzessin, die ihm für jedes Entgegenkommen Erholung, schmerzfreie Stunden, zubilligte. Wozu kämpfen? Wozu Widerstand leisten? Sie würde gewinnen, das war klar. Was tat es, ob es sofort oder in vierzig Tagen war. Er riss sich zusammen. Was sollte das? Er, Sesshoumaru, verfiel in Selbstmitleid? Nein. Sie sollte nicht das Vergnügen haben, ihn so leicht unterzukriegen. Nicht in so kurzer Zeit. Er blickte auf, sah zu der Höllenprinzessin, die erstaunt zum Eingang ihres Saales guckte. So wandte er auch den Kopf. Ein Höllenwächter war hereingekommen, kniete höflich nieder. "Was ist?" fragte Sayuki. Sie mochte es nicht sonderlich, während ihrer Spiele gestört zu werden. Aber vielleicht war es wichtig. "Wir haben eine Nachricht bekommen. Die Königin des Lichtersumpfes wurde seit letzter Nacht nicht mehr gesehen. Sie scheint verschwunden zu sein." "Na und? Vielleicht ist sie irgendwohin gegangen, an einen anderen Sumpf. Was interessiert mich das?" "Verzeiht, Hoheit, aber mein Herr war der Meinung, Ihr solltet es wissen. Und er vermutet, dass ihr Verschwinden mit einem starken Krieger zusammenhängen könnte, dem ein Trupp Wachen begegnete. Wie Ihr wisst, mag sie...mochte sie starke Krieger." "Ein starker Krieger?" Sayuki wurde hellhörig. Sie warf einen Blick auf ihren Gefangenen. Vielleicht hätte sie bald zwei Spielzeuge? "Wer ist er?" "Das wussten wir nicht. Er gehört nicht zu Euch?" "Hm. Wohl nicht. - Beschreibe ihn." Sesshoumaru atmete tief durch. Ärger für die Höllenprinzessin? Das bedeutete für ihn vielleicht eine Frist, eine Erholungspause. Und immerhin, wenn da jemand in der Hölle herumlief und eine Sumpfkönigin erledigt hatte... Er hörte mit frisch gewecktem Interesse zu. Der Bote fuhr fort: "Nun, er scheint jedenfalls sehr stark zu sein, er hat fünfzig Höllenwächter geschlagen. Sie beschrieben ihn als rote Gestalt, mit gelben, leuchtenden Augen. Und er soll eine Art weißen Umhang getragen haben, der beim Rennen hinter ihm herwehte." "Gelbe Augen, rote Gestalt, weißer Umhang?" Sayuki dachte nach: "Keiner von meinen Leuten. Und auch wohl keiner von meines Vaters Seite. Aber wer sollte es schon sein? Und wo sollte er denn herkommen? Seltsam ist das schon ein wenig. - Egal. Geh zurück. Falls der Kerl Unruhe stiftet, tötet ihn." Sie lehnte sich zurück: "Und wenn er fünfzig Wachen schlagen konnte, nehmt eben hundert. Wer hier Ärger macht, stirbt." Der Wächter verneigte sich und stand auf, verließ den Saal. Sesshoumaru schloss die Augen. Einige Zeit würde er sicher noch durchhalten. Mal sehen, ob dieser unbekannte Krieger tatsächlich Unruhe stiftete. Das wäre schön, denn dann müsste Sayuki sich um die Sache kümmern und ihn in Ruhe lassen. Wer der Fremde wohl war? Sicher auch ein Höllenwächter, natürlich. Niemand außer diesen Geschöpfen oder Seelen kam ja hier in die Hölle. Aber für ihn war das etwas wie ein Strohhalm, an den er sich klammern konnte. ************************************************* Mit der Pesonenbeschreibung erkennt ihn nicht mal sein eigener Bruder. Das nächste Kapitel heisst: Das Schlachtfeld der Untoten. Dort wartet eine unangenehme Überraschung. Und Jaken lernt, dass man nichts gegen Inuyashas Einfälle tun kann. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. Leider sind anscheinend beim letzten Kapitel einige ENS mit Verzögerung angekommen. bye hotep Kapitel 8: Schlachtfeld der Untoten ----------------------------------- Und weiter geht das höllische Abenteuer... Und trotz meiner guten Vorsätze: armer Jaken. Viel Spass beim Lesen. 8. Schlachtfeld der Untoten Kagome, Sango und Miroku wanderten über eine leicht wellige Ebene. Sie hatten alle drei Hunger, aber hier gab es weit und breit nichts zu essen. Wasser konnten sie immerhin aus dem Bach nehmen, der neben ihnen floss, aber ohne Nahrung würden sie nicht allzu weit kommen. Es war leichtsinnig gewesen, sich ohne genügend Marschgepäck auf diesen Höllentrip zu begeben. Zudem wusste niemand, was oder wer ihnen sonst so alles begegnen würde. Sie blieben daher alle drei vorsichtig, blickten sich immer wieder um. Sie waren hier noch keinem Lebewesen begegnet, das nett gewesen wäre - sah man von Ianna ab, der sie immerhin mit Wasser versorgt hatte. Und da wusste auch Inuyasha allein, wie er ihn dazu gebracht hatte. Langsam stieg die Sonne immer höher und es wurde unangenehm warm. Nicht so heiß, wie es in der Wüste gewesen war, aber hier in der schattenlosen Ebene war es auch ermüdend. Keiner der drei beklagte sich jedoch. Sie waren immerhin freiwillig hier und ihnen war nur zu bewusst, dass sie rasch das nächste Siegel finden mussten, wollten sie Inuyasha und Jaken wieder auflesen - und auch Sesshoumaru rechtzeitig entdecken. So marschierten sie stumm immer weiter. Bei jeder Bodenwelle blieben sie stehen, suchten, ob sie irgendwo eine Bewegung wahrnehmen konnten, vielleicht sogar eine vertraute, rote Gestalt erkennen könnten. Aber nichts passierte. Die nächste Bodenwelle vor ihnen war schon eher ein Hügel. Aber sie zog sich so lang hin, dass sie sich das außen Herumgehen sparten, direkt emporstiegen. Miroku, der voranging, erstarrte oben. Die Mädchen blieben neben ihm stehen. Alle drei hielten unwillkürlich den Atem an. Vor ihnen dehnte sich eine gerade Fläche, ohne jede Erhöhung, wie sie sie bislang hier gefunden hatten. Auf dieser Ebene lagen die Überreste von Kriegern, die im Kampf gefallen waren. Sie sahen einigermaßen menschlich aus. Die verfaulenden Körper lagen noch so, wie sie wohl gestorben waren, weit über das gesamte Flachland verstreut. Alle drei hatten in der Epoche der Kriegerischen Staaten schon solche Felder gesehen, aber das Ausmaß dieser Schlacht war ein so gewaltiges, wie sie es sich kaum hatten vorstellen können. Kagome schlug die Hand unwillkürlich vor den Mund. "Wie schlimm..." brachte sie hervor: "Was ist hier nur passiert? Gibt es hier auch Kriege?" "Sieht so aus." Miroku blickte sich um: "Wir müssen da durch. Wenn wir dem Schlachtfeld ausweichen wollen, müssen wir einen Riesenumweg machen, oder?" "Ja, das sehe ich auch so." Sango schüttelte leicht den Kopf: "Aber das gefällt mir nicht, hoshi-sama. Gar nicht.." "Ihr wollt da durch?" Kagome genügte der Geruch, der von dem Feld zu ihnen geweht kam, völlig. Sie blickte nach rechts und links. Aber es stimmte. Scheinbar bis zum Horizont dehnte sich das schreckliche Schlachtfeld. Jetzt war es Mittag. Mit ein bisschen Glück wären sie da durch, wenn sie die direkte Linie nehmen würden, ehe der Abend kam. Eine Nacht unter den ganzen Toten wollte sie sicher nicht verbringen. "Ja, es muss wohl sein." So stiegen die drei den Hügel hinab. Kagome zog sich das Tuch ihrer Schuluniform ab, und band es sich vor Mund und Nase, aber das schützte nur wenig gegen den Gestank nach faulendem Fleisch. Der Mönch ging voran, dann das Mädchen aus der Neuzeit, während die Dämonenjägerin den Abschluss machte. Sie versuchten eine Linie zu finden, die möglichst direkt zum anderen Ende führte, aber dennoch sie nicht zwang, zu nahe an die Toten zu gehen. Kagome kämpfte gegen ihre Übelkeit an. So oft sie in der Epoche der Kriegerischen Staaten auch solchen Feldern begegnet war - sie konnte sich nicht an den Anblick oder den Geruch des Todes gewöhnen. Ihren Begleitern machte das weniger aus, das wusste sie, und so versuchte sie, ihren Blick vor sich auf dem Boden zu halten, nicht zu den Toten zu blicken, zu vergessen, dass sie überhaupt da waren. Die Sonne wanderte über den Himmel, ohne dass das Trio es wagte, Pause zu machen. Sie waren müde, erschöpft, aber keiner von ihnen verspürte Lust, die Nacht zwischen den Toten zu verbringen. Endlich blieb der Mönch stehen: "Dort vorn...da kommen wieder Hügel. Ich hoffe, dass wir dann das hier hinter uns haben." "Das hoffe ich auch..." Kagome seufzte nur. Sie war müde und sehnte sich nach einer Pause, etwas zu trinken, etwas zu essen, aber ihr war klar, dass alles drei im Augenblick nicht ging. Sie brauchte nur einen Blick auf den Himmel zu werfen. Die Sonne näherte sich schon deutlich dem Horizont: "Gehen wir rasch weiter. Ich will gar nicht wissen, was hier im Dunkeln passiert..." "Glaubst du etwa, sie erwachen?" erkundigte sich Miroku, ging aber weiter: "Hm. Irgendwie weiß ich, wo wir hier sind, aber mir fällt es im Augenblick nicht ein." Er wurde schneller. Denn sie hatte Recht. Die Abenddämmerung in dieser Ebene hatte eingesetzt und sie sollten zusehen, dass sie das Schlachtfeld hinter sich gelassen hatten, wenn es Nacht war. Zum Glück schienen die Hügel dort eine gewisse Sicherheit zu versprechen. Kagome hielt wieder den Blick krampfhaft zu Boden gerichtet. Nicht mehr weit, dachte sie, nur noch vielleicht fünfhundert Meter...nur noch fünfhundert Schritte...Eine Bewegung irritierte sie und sie guckte rasch seitwärts. Täuschte ihr übermüdetes Gehirn sie? War sie schon so erschöpft, dass sie Halluzinationen bekam? Irgendwie hatte sie sich gerade eingebildet, dass die Hand des Toten neben ihr gezuckt hätte. Aber da war keine Bewegung mehr und so folgte sie hastig weiter dem Mönch. Aber etwas war jetzt anders. Sie guckte zu dem nächsten Toten- und erschrak zutiefst, als der zurückguckte. Sie riss hastig ihren Bogen von der Schulter: "Zombies!" schrie sie. Ihre Freunde erstarrten. Sango hatte den Bumerang schon in der Hand, ehe sie um sich sah, erkannte, dass die Toten alle am Aufwachen waren. "Weg hier, zu dem Hügel!" rief Miroku: "Da sind wir in Sicherheit." Die Mädchen glaubten ihm das nur zu gern und die drei rannten los. Um sie erhoben sich langsam die ganzen Toten, schienen ihre Knochen, ihre Waffen zusammenzusuchen. Miroku stieß die, die in ihrem Weg waren, mit seinem Mönchsstab beiseite, so lange es ging. Dann jedoch waren sie von der Menge umschlossen. Und die Krieger schienen nicht sehr freundlich zu sein. Kagome dachte nicht lange nach. Sie nahm Pfeil und Bogen in beide Hände und schoss an Miroku knapp vorbei. Dort, wo der magische Pfeil die Zombies berührte, lösten sie sich prompt auf. Der Mönch nutzte das und rannte weiter, gefolgt von den anderen beiden. Aber sie erkannten noch während der nächsten Schritte, dass sich die Getroffenen schon wieder regenerierten. Die Pfeile könnten ihnen bestenfalls eine Atempause verschaffen. Sango schlug mit ihren Bumerang um sich, wehrte damit die ersten der untoten Krieger ab, die von hinten kamen. "Wie weit ist es noch bis zum Hügel?" erkundigte sie sich, da sie nun mit dem Rücken zu den anderen stand. "Vielleicht fünfzig Schritte." Miroku sah sich hastig um, schlug ebenfalls zu: "Kagome...noch einen Pfeil. Dann lauft ihr los. Und ich halte die anderen mit meinem Schwarzen Loch auf. Das dürfte sie stoppen. ..." "Und du?" Aber Kagome schoss bereits. Wieder entstand eine Gasse und sie rannte hinein, schlug blindlings nach rechts und links mit ihrem Bogen nach den Zombies, die ihr zu nahe kamen. Das hätte ihr noch gefehlt, dass irgendsoein verfaulter Typ sie anfasste. Sango folgte ihr, ihren Bumerang buchstäblich um sich kreisen lassend. Miroku blieb stehen, zog sich die Gebetskette von der Hand, öffnete so das kazaana. In dem Wirbel des Schwarzen Loches verschwanden die ersten Krieger, ehe die anderen begriffen, dass sie es hier mit einer Waffe zu tun hatten, die ihnen auch gefährlich werden konnte und etwas zurückwichen. Er hielt seinen Arm mit der Linken fest, wollte nicht nachlassen, ehe die anderen beiden in Sicherheit wären. "Miroku!" schrie Kagome: "Komm!" Er schloss hastig das Schwarze Loch wieder, das ihnen zumindest eine kurze Atempause verschafft hatte und drehte sich um. Die beiden standen auf halber Strecke den Hügel hoch, wohin ihnen keiner der Untoten gefolgt war. Das Mädchen aus der Neuzeit schoss einen Pfeil ab, der die Zombies vernichtete, die zwischen ihm und ihr waren. Eilig rannte der Mönch los, bemüht, ebenfalls die Sicherheit des Hügels zu erreichen. Dennoch musste er mit seinem Stab noch einige der Krieger zurückwerfen, die versuchten, ihn aufzuhalten. Aber sobald er die Steigung erreicht hatte, blieben die Angreifer zurück. "Du hast es geschafft", meinte Kagome erleichtert und Sango ergänzte: "Bin ich froh..." "Ich auch." Er drehte sich um. Wie er vermutet hatte, begannen die Krieger auf der Ebene nun, gegeneinander zu kämpfen. Und es wurde immer dunkler. "Gehen wir lieber noch ein bisschen", sagte Kagome: "Ich möchte in der Nacht gern weg, ganz weit weg, sein." "Sie greifen uns nicht mehr an." Aber Miroku folgte ihr: "Wenn ich mich recht erinnere, ist das das Feld, wo die toten Krieger hinkommen, die in einer Schlacht versagt haben, feig waren. Sie müssen nun immer wieder gegeneinander kämpfen. Ich denke mal, sie haben uns nur darum angegriffen, weil wir auf dem Schlachtfeld waren. Nicht, weil sie etwas gegen uns hatten." "Mir ist es völlig egal, warum sie uns angegriffen haben", fauchte Kagome, blieb aber stehen, da sie erkannte, was hinter dem Hügel war: "Wasser!" Sie war mehr als erleichtert. Den anderen beiden ging es genauso, als sie in der beginnenden Nacht vor sich einen Fluss entdeckten, der langsam, in breiten Biegungen durch die Ebene kam. Sie waren müde und hatten Hunger, aber wenigstens konnten sie nun ihren Durst stillen, vielleicht sogar wagen, abwechselnd zu schlafen. Das Abendessen würde sich eben wieder einmal verschieben. Inuyasha und Jaken zogen ebenfalls durch eine Ebene. Hier standen einzelne Bäume herum, manchmal sogar Wäldchen. Es wirkte recht friedlich. Der kleine Youkai war es gewohnt, tagelang hinter einem sehr schweigsamen weißhaarigen Herrn herzulaufen und fühlte sich an seinen Sesshoumaru-sama erinnert. Nur hätte der sicher kaum dauernd gewittert, ob er nicht doch irgendwo seine Freunde auftreiben könnte. Aber Jaken sparte sich den Kommentar, der ihm bestimmt nur eine Beule eingebracht hätte. Sie spazierten an einem kleinen Wald vorbei. "Langsam hab ich Hunger", murrte Inuyasha: "Wieso gibt es hier nichts?" "Weil das die Hölle ist." Jaken hob schon abwehrend seinen Kopfstab, als der Hanyou herumfuhr. "Verzeiht, Inuyasha-sama...Ich meinte damit nur, dass Ihr wohl Euch noch ein wenig gedulden müsst...ich meinte..." "Keh. - Wenn ich Hunger habe, bin ich sehr reizbar." Inuyasha drehte sich wieder um, zufrieden, Jaken eingeschüchtert zu haben. So langsam wollte er wirklich mal was essen. Aber selbst Kagome hatte keinen Rucksack dabei. Er würde wohl irgendetwas anderes finden müssen. Ein Schrei ließ ihn loslaufen. Das klang, als sei jemand in Gefahr. Kagome, Sango, vielleicht? Er erreichte den Waldrand und blieb stehen, betrachtete das seltsame Bild. Ein riesiger Schmetterling, mit vier Flügeln flatterte recht mühsam über die Wiese. Aber er besaß etwas, das kein Schmetterling hatte, den der Hanyou je gesehen hatte: Beine mit scharfen Klauen daran. Und in den Klauen hing ein kleines Kind, das schrie. Inuyasha dachte nicht weiter nach, als er weiter rannte, absprang. Sein Klauenangriff zerfetzte die Flügel des Entführers. Noch während der zu Boden taumelte, hatte der Hanyou das Kind aufgefangen, landete damit ein Stück entfernt. Erst jetzt betrachtete er es genauer. "Oh..." machte er. Er hatte einen kleinen Höllendämon gerettet. Jetzt fiel ihm auch ein, dass dieser Schamane etwas davon erzählt hatte, dass die Wächter der Hölle hier wohnen würden. Der Kleine starrte ihn an, mindestens genau so überrascht von der unerwarteten Rettung wie der Tatsache, hier im Arm von jemandem zu sein, den er noch nie gesehen hatte. "Wer...wer bist du?" "Inuyasha. - Wo wohnst du denn, Kleiner?" Das Dämonenkind deutete geradeaus. "Gut, dann bringe ich dich da mal hin." Vielleicht war das ein Dorf? Vielleicht könnte er da was zu essen bekommen? Immerhin schob er schon geraume Zeit Hunger. Er drehte den Kopf: "He, Jaken?" Der eilte heran. Eins musste er dem Hanyou lassen: stark war er. Der Krötenyoukai wagte nur zu bezweifeln, ob diese Aktion irgendeinen Sinn gemacht hatte - außer, auf sich aufmerksam zu machen. Bei einer Befreiungsaktion sollte man doch nicht ausposaunen, dass man da sei. "Inuyasha-sama?" "Wir gehen in das Dorf von dem hier." "Äh.." Jaken blieb der Mund offen stehen, zumal, als ihn der kleine Höllendämon ansah: "Wer bist du denn?" Was war denn hier los? Wieso benahm sich ein Höllenwächterkind so nett? Er hätte gedacht, dass sie auf Monster treffen würden, nicht zuletzt darum hatte er ja den Hanyou und vor allem dessen Tessaiga, dabei haben wollen. Und jetzt das? Ging es Sesshoumaru-sama vielleicht doch nicht schlecht? Das hier war doch die Hölle? Hatten sie sich etwa komplett verlaufen durch diese seltsame Störung da im Schacht zu dieser Ebene? Aber da Inuyasha schon losging, folgte er ihm einfach. Das Dorf der Höllendämonen sah aus wie jedes andere Dorf, befand Inuyasha, der den Kleinen zu Boden ließ. Während der voran lief, kamen die ersten Höllendämonen aus ihren Häusern, starrten den Besuch an. Sie waren nicht bewaffnet, und das erste, was dem Hanyou auffiel war, dass sie anscheinend weder männlich noch weiblich waren. Wie sie das dann mit dem Kinderkriegen hinbekamen? Aber selbst Inuyasha war klar, dass er das besser nicht zur Begrüßung fragen sollte. Der Kleine kehrte mit jemandem zurück, der wohl seine Mutter und /oder sein Vater war. Der Höllendämon nickte: "Kino sagt, dass du ihn gerettet hast, Fremder. Ich danke dir." Er war sehr höflich. Solch einen starken Fremden hatten sie hier noch nie gesehen, außer, wenn es Leibwächter von Prinzessin Sayuki oder gar des Höllenfürsten gewesen waren. Diese neigten zwar nicht zu Rettungsaktionen, aber das machte das Ganze in dem Fall nur umso besser. "Schon gut. - Sag mal, kann ich bei euch etwas zu Essen bekommen?" Jaken hätte sich fast hingesetzt. Sie waren hier in der Hölle, und dieser verrückte Hanyou sprach mit Höllendämonen genauso, wie er es mit Menschen gemacht hätte. "Natürlich. - Komm." Der Höllendämon schien nicht einmal überrascht zu sein. Er drehte sich um und so folgte ihm Inuyasha, froh, dass er Aussichten auf eine Mahlzeit hatte. Jaken schloss sich mit einem sehr unguten Gefühl im Bauch an, seinen Kopfstab fest umklammernd. Aber allein hier stehen bleiben wollte er auch nicht. So saßen die Besucher bald vor dampfenden Tellern Suppe. Da Jaken nichts aß, verdrückte Inuyasha auch diese Portion. "Äh, wenn ich so fragen darf: wo willst du...wo wollt ihr eigentlich hin?" erkundigte sich der Höllendämon, der sich als Suke vorgestellt hatte. "Zu Sayuki." "Zu Prinzessin Sayuki?" Hm, ein starker Krieger, der freiwillig zu ihr wollte? Komisch. "Äh...warum?" "Ich hab da was zu erledigen." Der Hanyou beschloss, lieber nichts davon zu sagen, dass er seinen Halbbruder da wegholen wollte. "Ahja." Suke nahm an, dass das ein Diener des Höllenfürsten persönlich war. Nun, umso besser, wenn man sich mit ihm unterhalten konnte, er nicht das Dorf zerlegte. Die höherrangigen, starken Dämonen hatten manchmal solche Anwandlungen. "Magst du noch etwas essen?" "Gern." Inuyasha reichte den Teller rüber: "Das schmeckt mir gut." "Das freut mich." "Arbeitest du drüben in der Hölle?" "Ja. Ich bin in dem Bereich, in den die Verleumder kommen. Ich mache da die Neuzugänge." "Hm." Der Hanyou aß den nächsten Teller, ehe er aufsah: "Danke, Suke. Das war wirklich gut. - Sag mal, kannst du mir noch etwas zu essen einpacken für unterwegs?" Jaken schloss die Augen. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Er hatte ja mit verrückten Situationen gerechnet, wenn er mit Inuyasha seinen Herrn suchte, aber an die Verfressenheit eines Hanyou hatte er dabei nicht gedacht. "Natürlich. Immerhin hast du Kino gerettet." "Ach ja: wo ist das nächste Siegel?" "Das zur vierten Ebene?" "Ja." "Nicht sehr weit weg. Ich zeige dir die Richtung, in die ihr gehen müsst." So zogen Inuyasha und Jaken nach einer erholsamen und stärkenden Pause, wohlversehen mit Lebensmitteln weiter. Der Hanyou trug den Beutel nachlässig über der Schulter. "Äh...Inuyasha-sama..." Das klang sehr vorsichtig. Jaken wusste, was ihm Kritik leicht einbringen konnte. "Was ist denn?" Der war deutlich friedlicher, da er satt war. "Warum habt Ihr denn soviel zu Essen mitgenommen? Ich esse nichts...nun, sicher nicht viel...und Ihr ...Ihr müsst doch satt sein." "Ja, im Moment schon. Aber ich weiß doch nicht, ob es die anderen sind." Oh, dachte Jaken. Natürlich. Er hat schon wieder an seine Menschenfreunde gedacht. Die hatte ich natürlich vergessen. Stimmt, die werden kaum so verrückt sein und in einem Höllendämonendorf um Nahrung bitten. So einen Irren gibt es nur einmal. Wie kann er nur der Halbbruder von Sesshoumaru-sama sein? Hat er denn alles von seiner Mutter abbekommen? Irgendwie hatte Jaken plötzlich den Wunsch, einmal den Vater der Halbbrüder kennen zu lernen. Wieder stieg vor ihnen der Felsen auf, den sie mittlerweile als Träger des Siegels erkannten. Inuyasha blickte sich um, konnte aber rings um sich nichts feststellen, was nach seinen Freunden roch. So ging er näher, betrachtete das rote Siegel an der Wand. "Mist..." "Was meint Ihr, Inuyasha-sama?" erkundigte sich Jaken prompt. "Sie sind nicht da...und wir sind am Siegel. Was machen wir jetzt? Sind sie vielleicht schon in der nächsten Ebene? Waren sie gar nicht hier? Wenn wir hier warten und sie kommen nicht, verschwenden wir Zeit." Der Hanyou dachte angestrengt nach, was er meist nicht gerade wollte. "Wir müssen uns beeilen", sagte Jaken sofort: "Sesshoumaru-sama braucht unsere Hilfe." Was dagegen aus den Menschen wurde, war ihm ziemlich egal. Wäre sein Herr erst gerettet, könnte Inuyasha sich ja um seine Freunde kümmern. Immerhin waren diese Menschen freiwillig in der Hölle. Sesshoumaru, ja...Inuyasha drehte sich noch einmal um die eigene Achse. Aber rings um ihn war niemand, er konnte nichts wittern. Hatte das letzte Siegel die anderen drei wirklich aus Versehen eine Ebene zu tief abgesetzt? War das möglich? Hatten sie ein Siegel übersprungen? Aber was wäre, wenn sie doch hier wären? Hierher kommen würden? Woher sollte er das denn wissen? Er ließ den Beutel mit dem Essen zu Boden: "Halt mal." "Was...was habt Ihr jetzt vor?" "Wir gehen weiter. Spätestens bei dem Schloss von dieser Sayuki treffen wir uns dann." Jaken war das sehr recht. Inuyasha zog Tessaiga, dessen breite Klinge rot aufleuchtete. Die Zeit drängte, wenn er sich an den Blick erinnerte, den er in die eigentliche Hölle geworfen hatte. Und falls dieser Kröterich recht gesehen hatte und Sesshoumaru von Sayuki buchstäblich Höllenqualen ausgesetzt wurde, war es wichtig, ihn da rasch rauszuholen. Er konnte nur hoffen, dass er richtig vermutete und Kagome, Sango und Miroku wirklich einfach aus Versehen ein bisschen zu tief in die Hölle gerutscht waren. Sonst müsste er sie dann eben zusammen mit seinem Halbbruder suchen. Sesshoumaru würde sich doch kaum einer Dankesschuld entziehen, wenn man seinen Stolz bedachte. ********************************** Also sind die beiden schon wieder eine Etage tiefer... Das nächste Kapitel handelt von Gräbern in der Unterwelt und ihr lernt den Chef der Höllenwächter kennen. Kommentare sind wie immer gern gesehen. bye hotep Kapitel 9: Gräber in der Unterwelt ---------------------------------- Man kann nicht durch die Gegend spazieren, ohne dass das doch mal jemandem auffällt... Ich habe in der Chara-beschreibung eine neue Person, den Herrn der höllischen Heerscharen. Viel Spass beim Lesen. 9. Gräber in der Unterwelt Kagome und Sango gingen nebeneinander, Miroku folgte ihnen. Sie wanderten schon den gesamten Vormittag, immer am Flussufer entlang, tiefer in die Hölle. Immerhin hatten sie ausgeschlafen und mussten keinen Durst leiden. Aber sie waren schon gewiss vier Tage ohne jede Nahrung und das machte sich bemerkbar. Ihre Pausen wurden häufiger. Kagome ließ sich zu Boden fallen: "Ich weiß nicht, gehen wir noch in die richtige Richtung?" "Wir gehen abwärts." Sango setzte sich neben sie: "Bislang führte uns das immer zum nächsten Siegel." Miroku nahm ebenfalls Platz: "Wir können nur hoffen, dass wir bald da sind. Oder etwas zu essen finden. Aber ich habe bislang keine Früchte oder Beeren gesehen, nichts, was wir essen könnten." "Ich mache mir solche Sorgen." Kagome atmete tief durch. Sango kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie sich weniger Sorgen darum machte, wo sie etwas zu essen herbekäme oder je wieder die Hölle verlassen könnte: "Inuyasha schlägt sich schon durch. Er ist stark. - Und Jaken ist doch immerhin auch Berater von Sesshoumaru, wenn ich das so richtig sehe. Er muss doch zu etwas nütze sein, wenn der ihn bei sich duldet." "Das hoffe ich ja, aber..." Sie seufzte: "Du weißt es doch selbst, auf was für verrückte Ideen Inuyasha kommen kann." Dem konnte keiner widersprechen. Nach einer Viertelstunde rafften sie sich wieder auf. Der Nahrungsentzug machte ihnen zu schaffen, obwohl sie alle unregelmäßige Mahlzeiten gewohnt waren. Aber sie mussten irgendwie das nächste Höllensiegel entdecken, wollten sie auch nur eine Chance haben, die Vermissten wieder zu finden. Das war eine Notwendigkeit und so liefen sie weiter, ignorierten ihre knurrenden Mägen. Kurz nach Mittag erreichten sie eine Gegend mit seltsamen Felsformationen. Da sie aus Erfahrung wussten, dass sich hier gerne Monster verbergen konnten, waren sie äußerst vorsichtig. Aber lange geschah nichts. An einer Biegung des Flusses öffnete sich eine weite Fläche zwischen den Felsen. Hier befanden sich seltsame Gebilde zu Hunderten, Steinhaufen, die sie alle an Gräber erinnerten. Aber Gräber in der Hölle? Gräber in der Unterwelt? Vorsichtig gingen sie näher. "Da stehen Gedenksteine darauf..." Miroku hob unwillkürlich die Hand zu einer segnenden Geste: "Das sind tatsächlich Gräber." "Aber wie können Wesen der Hölle sterben?" fragte Kagome: "Das ist doch unmöglich!" "Denke ich auch." Sango drehte sich etwas, musterte misstrauisch die Gegend: "Aber das hier sind eindeutig Gräber, obwohl ich bislang immer gedacht habe, etwas, das nicht geboren ist, kann auch nicht sterben." "Da hast du Recht, Fremde." Die drei fuhren erschrocken herum. Vor ihnen landete ein Höllendämon, faltete die Flügel zusammen. Er war bewaffnet und so gingen sie unwillkürlich in Kampfposition. Er verschränkte die Arme: "Ihr scheint nicht in diese Ebene zu gehören. Euch habe ich noch nie hier gesehen." "Das stimmt", sagte Kagome und senkte ihren Bogen etwas: "Kannst du uns sagen, was das für Gräber sind? Und wie Wesen der Hölle sterben können?" Er schien sie nicht angreifen zu wollen. "Wohin wollt ihr denn?" kam die Gegenfrage. "Wir wollen zum nächsten Siegel, in die nächste Ebene. Und zum Schloss am Ende der Zeit. Wir haben...ein Treffen mit Prinzessin Sayuki." Das war nicht gelogen. "Ah... diese Gräber gehören Eurer neuen Herrin. Braucht sie mal wieder neues Personal? - Nun, keine Sorge, das sind nicht Gräber von ihren Leuten. Aber von Zeit zu Zeit liebt Ihre Hoheit Abwechslung. Sie holt sich dann starke Krieger von der anderen Welt, also Lebende, Youkai oder Menschen. Wenn sie mit ihnen fertig ist, lässt sie sie hier begraben." Die drei Menschen starrten auf die langen Reihen der Steinhaufen, ehe Sango etwas entgeistert fragte: "Sie hat sie alle umgebracht?" "Nun, was soll sie mit zerbrochenem Spielzeug." "Hat sie denn im Augenblick auch ...jemanden da?" Sie mussten doch wenigstens wissen, ob Sesshoumaru noch am Leben war. Keiner von ihnen hätte genau sagen können, wie viele Tage sie schon in der Hölle unterwegs waren, da sich die Tageszeiten immer wieder verschoben, aber sie tippten auf vier oder fünf, wenn sie nach ihrem Hungergefühl gingen. "Ja, soweit ich von den Kollegen hörte, die ihn drüben bearbeitet haben." Kagome schluckte etwas, meinte aber höflich: "Du kennst dich gut aus, denke ich. Kannst du uns den kürzesten Weg zum nächsten Siegel sagen?" "Natürlich." Der Höllendämon schien zu grinsen: "So eilig, zu eurer neuen Arbeitsstelle zu kommen? Aber ihr habt schon Recht. Ihre Hoheit mag es nicht, zu warten. - Folgt dem Fluss. Dann kommen Berge. Ihr folgt ihm aber immer weiter, bis ihr zu einer Höhle kommt, in der er verschwindet. Dort ist das Siegel. Wenn ihr hier weitergeht, könnt ihr die Berge schon sehen." "Danke." Das war ja wenigstens mal eine gute Nachricht. Hoffentlich würden sie an diesem Siegel dann auch Inuyasha und Jaken treffen. Kagome seufzte unwillkürlich. Konnte es sein, dass die beiden gar nicht in dieser Ebene waren? Wenn das zutraf, hatten sie alle ein ernstes Problem am Hals. Auf diese Idee waren sie noch nicht gekommen, aber, wenn sie es sich so recht überlegte....Hm. Inuyasha suchte sie sicher. Und seine gute Nase hätte ihm schon längst zeigen müssen, wo sie wären. Als sie am Flussufer weitergingen, erzählte sie ihren Gedankengang laut. "Du könntest recht haben", meinte Miroku: "Darum hat er uns auch noch nicht gefunden. Aber dann fragt sich, wer zu tief in der Hölle ist: wir oder er?" "Wir." Sango klang sicher. Da sie die anderen beiden anstarrten, fuhr sie fort: "Wir sind als erste gesprungen, Inuyasha und Jaken nach uns. Und trotz dieser ganzen Wirbelei: wir hätten doch gemerkt, wenn sie an uns vorbei geflogen wären. Also müssen wir mindestens eine Ebene tiefer sein als sie." "Klingt logisch." Mirokus Finger streichelten rasch über das Hinterteil seiner Begleiterin, die postwendend eine handfeste Antwort darauf hatte. "Hoshi-sama!" Er hielt sich die Wange: "Schon gut..." Das Risiko war es ihm jederzeit wert. Kagome hätte fast den Kopf geschüttelt, sagte aber nur: "Dann hoffen wir mal, dass er nicht an dem Siegel in seiner Ebene auf uns wartet." "Inuyasha?" Sango hob die Brauen. "Im Notfall nimmt er an, dass er uns auf dem Rückweg wieder einsammeln kann. Er und warten? Eher spielt er den einsamen Rächer." Das stimmte auch wieder, verkleinerte Kagomes Sorgen allerdings nicht. Inuyasha und Jaken kletterten mühsam über ein Hochgebirge. Diese ganze Höllenebene schien ein einziges Gebirge zu sein. Aber sie hatten Wasser gefunden, und so folgten sie ihm immer tiefer in die Berge, flussabwärts, in der Hoffnung, da das nächste Siegel zu entdecken. Der Hanyou hatte seinem kleinen Begleiter wieder den Beutel mit der Nahrung abgenommen, eine nette Geste, die der Krötenyoukai zu schätzen wusste, war der Sack doch so groß wie er selbst. Seine kurzen Beine machten es ihm schwer, über die größeren Brocken zu kommen, aber immerhin wartete Inuyasha immer wieder auf ihn, während er die Zeit nutzte, sich umzusehen, zu wittern. Anscheinend hoffte er doch noch, seine Freunde zu finden. War das jetzt Treue oder Idiotie? Treue, beschloss Jaken, immerhin kletterte er hier auch über ein Höllengebirge, um seinen Herrn zu finden. Sie erreichten eine große Biegung des Flusses, in der sich viel Schwemmsand angespült hatte. Inuyasha blieb stehen, blickte sich wieder um. Das konnte sich noch hinziehen, bis sie dieses Siegel gefunden haben würden. Nichts war davon zu erkennen. Und leider machte es das nahe Wasser hier auch schwer, irgendetwas zu riechen. Kagome konnte im nächsten Tal sein, und er würde sie nicht wittern können. Etwas wie Magie ließ ihn herumfahren. Ein wenig überrascht starrte er auf die Gestalt, die da aufgetaucht war. Es handelte sich eindeutig um einen Mann, einen Krieger. Er trug Schuhe, eng anliegende Hosen, einen Ledergürtel, in den er ein Schwert geschoben hatte. Sein Oberkörper war unbekleidet. Nur um den Hals lag ein breiter, mit Metallbeschlägen verzierter Lederkragen, wie er auch um die Handgelenke solche Schutzmanschetten trug. Aber dort, wo bei einem Menschen der Kopf gesessen hätte, trug dieses Wesen einen schwarzen Hundekopf. "Bist du der Fremde?" erkundigte sich der Neuankömmling. "Das hängt davon ab, wer das wissen will." Inuyasha ließ den Beutel mit dem Essen fallen und fasste nach seinem Schwert. "Ich bin Anubis, der Herr der Heerscharen. - Hast du fünfzig Höllenwächter geschlagen?" "Geschlagen? Keh...ich kam ja nicht mal zum kämpfen, so schnell rannten die weg." "Ich werde nicht wegrennen." Anubis legte die Hand an sein Schwert: "Aber sag, wer bist du, der sich als lebendiges Wesen in die Hölle wagt? Und fünf Siegel gebrochen hat?" "Inuyasha-sama..." keuchte Jaken, der endlich auch heran war. Als er die Szene entdeckte, erstarrte er. Das sah irgendwie nicht so aus, als kämen sie hier ohne weiteres an dem Kerl vorbei. "Inuyasha, also?" Anubis zog sein Schwert mit einer Bewegung, die den geübten Kämpfer verriet: "Gut. Dann weiß ich, wen ich getötet habe." "Sei dir da nicht so sicher!" Der Hanyou riss Tessaiga heraus: "Der letzte, der das zu mir sagte, liegt schon längst unter dem Rasen." Er drehte ein wenig den Kopf: "He, Jaken!" "Ja...ja?" "Nimm den Beutel und hör auf, mir da im Weg zu stehen." Der Krötenyoukai gehorchte hastig, zog sich ans Flussufer zurück. Anubis schien fast zu lächeln, als er die Zähne zeigte: "Dann sehen wir mal, was du bist, Mensch oder Youkai. In jedem Fall hast du gegen mich keine Chance." Seine Klinge schien aufzuglühen. Eine Art Youki, begriff Inuyasha und wartete ab, bis die Energiewelle in seine Richtung lief. Während er ausweichend empor sprang, versuchte er den Punkt zu erkennen, an dem sich sein eigenes Youki und das seines Gegners rieben, die Windnarbe. Auf dieser Bahn schlug er zu. "Kaze no kizu!" Er landete. Zu seinem gewissen Ärger wich dieser komische Höllenhund mit einem Überschlag aus. Anubis landete: "Nicht schlecht. Also, ein Mensch bist du schon einmal nicht." "Hat das wer behauptet? Was bist du? Ein Mensch auch nicht." "Ich bin der Herr der höllischen Heerscharen. Der Schützer dieser Welt." "Der Herr von Leuten, die wegrennen. Keh!" Der Hanyou beobachtete genau die Klinge seines Gegners. Würde der noch einmal seine Energie einsetzten, würde er sie ihm einfach zurückdrücken. Tessaiga hatte schon seine guten Seiten, das war ihm nur zu bewusst. Ohne weitere Vorwarnung leuchtete der Stahl auf, als Anubis eine harte Armbewegung machte. Diesmal fauchte ein Energiestrahl direkt über den Boden, trieb Sand mit auf. Inuyasha war vorbereitet. Sein Bakaryuha wirbelte ebenfalls Sand auf, als er die Energie zurückpresste, sie zu seinem Gegner zurückschickte. Ein wenig verblüfft erkannte er, dass Anubis seinerseits drauf reagierte. Beide stemmten sich gegeneinander, versuchten, den Angriff zu dem jeweiligen Kontrahenten zu schicken. Jaken konnte in dem aufgewirbelten Sand nichts mehr erkennen. Hoffentlich gewann Inuyasha...dieser Anubis hatte nicht sehr freundlich gewirkt. Und es durfte nicht sein, dass es ihnen nicht gelang, zu dem Schloss am Ende der Zeit vorzudringen. Er musste doch Sesshoumaru-sama helfen.... Er starrte hin, als der fliegende Sand weniger wurde, langsam zu Boden sank. Die beiden Gegner lagen jeweils rücklings am Boden, beide keuchend. Besorgt erkannte er, dass sich auf Inyuashas Oberteil Blutflecken zeigten. Aber auch dieser Anubis war verletzt. Sein bloßer Oberkörper zeigte tiefe Schrammen. Beide Widersacher sprangen auf, bereit, weiter zu machen. Anubis hob plötzlich witternd seinen Hundekopf: "Dein Blut..." sagte er fast nachdenklich. "Ich bin ein Hanyou, ja", knurrte Inuyasha, dem dieses Gerede seiner Gegner langsam zu den Ohren herauskam. "Das meinte ich nicht. - Hanyou...halb Youkai, halb Mensch, oder? Hundeyoukai." "Ja, und?" "Ich kämpfe nicht gegen einen Verwandten." Anubis wich zurück: "Friede innerhalb der Familie." Das sollte Sesshoumaru mal hören, dachte Inuyasha. Oder war das eine Falle? Er senkte allerdings Tessaiga: "Du bist ein Hundeyoukai?" fragte er aber doch. "Nein. Kein Inuyoukai. Ich bin das, was du einen Inugami nennen würdest. Ein Hundegott." "Gami? Aber du bist hier in der Hölle?" Der Hanyou überlegte hastig, ob sie sich nicht wirklich zu sehr verlaufen hatten. "Ja. Aber das ist eine lange Geschichte." Anubis ließ sein Schwert zu Boden deuten, um zu zeigen, dass er nicht mehr kämpfen wollte. "Na schön. - Keinen Kampf in der Familie." Er schob Tessaiga zurück. Vielleicht könnte der Typ ihm weiterhelfen, vielleicht sogar, seine Freunde finden. Er sollte sich hier doch auskennen, wenn er anscheinend der Chef der Höllenwächter war. Sofort tat Anubis das auch: "Nun, Inuyasha, sag, was du so tief in der Hölle willst." "Ich will zu Sayuki." Die Schnauze des Hundegottes blieb offen: "Wie bitte? Du weißt, das unsere Prinzessin auf solche Krieger wie dich, aus der anderen Welt, steht?" "Ja....deswegen ja." "Verzeih...aber das kann ich kaum glauben. Ich meine, Sayuki ist wunderschön und sie kann reizend sein. Aber ganz sicher nicht zu jungen Kriegern, die noch leben." "Das habe ich gehört." Wie sollte er das sagen, ohne zu verraten, dass sie jemanden zurückholen wollten? Immerhin war der Kerl der Anführer der Höllenwächter. "Und außerdem suche ich meine Freunde." "Deine..?" "Ja, wir wurden da irgendwie zwischen zwei Höllenebenen getrennt. Es sind drei lebendige Menschen...?" "Lebendige...?" Wieder blieb die Schnauze zu weit offen, um elegant auszusehen. "Ja, sie sind zu dritt. Könntest du sie suchen lassen?" "Und ihr...ihr beide und die drei wollt zu Prinzessin Sayuki???" "Ja. Du kennst sie?" "Ja. Aber ich würde dir nicht raten, hinzugehen. - Obwohl, verstehen kann ich dich schon. Ich wäre gern in ihrer Nähe. Aber sie ist so eiskalt." Anubis seufzte: "Nun ja, ihre Kindheit war auch nicht sehr schön. Die Ärmste war immer ganz allein." "Oh..." machte Inuyasha: "Du magst sie wohl?" Täuschte er sich und färbten sich die Wangen des schwarzen Hundegesichts rot? "Nun...ich finde sie entzückend", gestand der Hundegott: "Nur ihre Methoden, ein männliches Wesen in ihr Bett zu bekommen, gefallen mir nicht." "Hast du dich denn schon mal mit ihr verabredet? Kagome nannte so etwas ein Date haben?" "Ein Date? Was ist das?" "Na ja, wenn man zusammen was isst, denke ich." "Nein." "Solltest du mal. Vielleicht mag sie dich. - Oh, kannst du uns das nächste Siegel hier zeigen?" "Gut. Und während wir dorthin gehen, beantwortest du mir ein paar Fragen, ja?" "Einverstanden. - He, Jaken, komm, wir gehen." Der ungläubige Krötenyoukai kam heran, schleppte mühsam den Sack mit Essen: "Äh, Inuyasha-sama...seid Ihr sicher, dass wir ihm vertrauen können?" "Klar. Einem Familienmitglied?" Inuyasha nahm den Sack. Das konnte man ja nicht mit ansehen, wie der Gnom das über den Boden schleifte. Nachher ging noch das Essen kaputt. "Also, Anubis?" "Folgt mir." Er drehte sich um, ging weiter den Fluss entlang: "Du bist also ein Halbblut, eine Mischung aus Mensch und Hund. Wieso siehst du dann nicht aus, wie ich? Kannst du dich verwandeln?" "Nicht, wie du denkst. Ich meine, wenn ich mich verwandele werde ich zu einem reinen Menschen." "Hm....Sag mal, Inuyasha..." Anubis blickte rasch zurück, wo der kleine Youkai hinterherlief, ehe er leise sagte: "Hast du manchmal auch das Bedürfnis, ein Bein heben zu sollen, beim, na, du weißt schon was... ehe dir einfällt, dass du nur zwei hast?" "Nein", antwortete der Hanyou verwirrt: "Ich weiß auch nicht so genau, was du da meinst." "Schon gut. - Und wie läuft so ein Date ab? Was macht man da?" Keine Ahnung, dachte Inuyasha, ehe er sich bemühte, sich an alles zu erinnern, was Kagome ihm je gesagt hatte. "Also da war was mit Essen gehen...und Blumen sollte man mitbringen...oder etwas anderes. Kagome sagte mal, der andere habe ihr eine Wärmflasche geschenkt." "Was ist das?" "Das nehmen Menschen wohl her, wenn ihnen kalt ist, im Winter." "Nichts für eine Höllenprinzessin. Aber Blumen...hm. Die gibt es nur in der anderen Welt." "Na, das wäre doch was." Jaken dachte, er höre nicht richtig. Sesshoumaru blickte geradeaus, ohne etwas wahrzunehmen. Er war völlig erschöpft. Die letzten Stunden waren wieder wahrhaft höllisch gewesen. Er bemerkte nicht, wie sich eine schwarze Kugel mitten im Raum bildete, eine Art dunklen Spiegel bildete. Erst als er hörte, wie Sayuki meinte: "Vater?" sah er auf. Aus dem Spiegel drang eine tiefe Stimme: "Sag mal, was ist bei dir eigentlich los?" "Was meint Ihr? Diese verschwundene Sumpfkönigin? Ach, die ist sicher nur zu einem anderen Teich gewandert. Haben sie es Euch gemeldet? Diese Idioten machen aus allem eine Katastrophe." "Und dieser Unbekannte, der Höllenwächter schlug?" "Ich habe gesagt, wenn er Ärger macht, sollen sie ihn töten." Die Prinzessin klang ein wenig besorgt. Sie setzte sich aufrecht hin: "Das ist doch nichts Tragisches, Vater. Glaubt mir." Sie wurde nervös, stellte Sesshoumaru fest. Das weckte ihn aus seiner Apathie. Ärger für Sayuki war seine einzige Befriedigung, die er noch hatte. Und Scherereien mit dem Höllenfürsten gleich zweimal. "Nichts Tragisches? Dann erkläre mir doch bitte einmal, wo Anubis ist?" "Anubis? - Ich weiß es nicht, warum?" "Er sagte, er wolle gegen den unbekannten, starken Krieger kämpfen und dann zu dir kommen. Seither habe ich nichts mehr gehört." "Aber Anubis ist der Herr der Heerscharen, der stärkste Kämpfer, den ich kenne." Sayuki starrte in den dunklen Spiegel: "Vielleicht kämpft er noch. Ganz sicher wird er eben noch kämpfen." "Das hoffe ich. Denn ansonsten, meine Tochter, solltest du dich besser um den Fremden kümmern." Der Spiegel verschwand. Sesshoumaru spürte, wie sein Herz rascher schlug. Wer auch immer dieser Fremde war: Er hatte eine Sumpfkönigin getötet, Höllenwächter geschlagen und jetzt war anscheinend der Heerführer der Hölle dran gewesen. Er schien stark zu sein - und nicht gerade Freund der Hölle zu sein. Der Feind seines Feindes...Er spürte, wie sich die dumpfe Verzweiflung, die sich immer wieder um ihn legte, diesmal wie von allein hob. Ja, der Feind seines Feindes konnte doch sein Verbündeter sein. ********************************************** Da hat er wohl recht. Das nächste Kapitel heisst: Der Flammengeist und hat ein paar unerwartete Begegnungen parat. Wer so nett ist und mir einen Kommentar hinterlässt, dem schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel oben ist. bye hotep Kapitel 10: Der Flammengeist ---------------------------- Anubis gefällt euch sehr, wie mir scheint. Er ist ja auch ein netter Kerl, trotz seines eigenwilligen Frauengeschmacks.Aber nicht alle Höllenbewohner sind so nett.... 10. Der Flammengeist Kagome, Sango und Miroku erreichten völlig erschöpft den Ort, an dem hoch über ihnen an der Wand das nächste Siegel an der Felswand gemeißelt war. Sie hatten noch immer nichts zu essen gefunden und waren sich nur zu bewusst, dass sich daran schleunigst etwas ändern musste, da sie sonst verhungern würden. Kampffähig waren sie auch kaum mehr. Das nächste Monster, dem sie begegneten, sollte nicht zu stark sein. Kagome lehnte sich müde an den Felsen, ließ Bogen und Köcher aber neben sich. Sechs Pfeile besaß sie noch und es mochte gut sein, dass sie jeden einzelnen davon brauchen würde. Sango setzte sich neben sie: "Wir müssen hier auf Inuyasha warten." "Ja", murmelte Kagome: "Und ich schlafe ein bisschen." "Vorsicht!" Miroku sprang auf. Die Mädchen folgten hastig seinem Beispiel. Alle drei griffen zu den Waffen, starrten den jungen Mann mit dem schwarzen Hundekopf an, der plötzlich bei ihnen aufgetaucht war. Anubis bemerkte die Kampfbereitschaft ein wenig amüsiert, drehte aber den Kopf: "He, Inuyasha!" schrie er: "Ich glaube, ich habe gerade deine Freunde gefunden!" "Inuyasha?" wiederholten die drei im Chor, entspannten sich etwas. Hatte der Hanyou etwa eine Verbrüderung mit einem Höllenbewohner geschafft? Anubis wandte sich wieder dem Trio zu, als um die Felsen eine rot gekleidete Gestalt schoss: "Kagome! Geht es dir gut? Sango..Miroku...schön, euch zu sehen!" "Inuyasha", war alles, was Kagome hervorbrachte. Sie war müde, erschöpft, hatte gegen Monster gekämpft - und gegen den Hanyou hätte die berühmte taufrische Rose verblüht gewirkt. Selbst Jaken, der gerade eintrudelte, sah nicht matt aus. Inuyasha ließ seinen Sack fallen: "Habt ihr Hunger? Da ist was zum Essen drin. Habe ich in einem Dorf geschenkt bekommen." "In einem Dorf?" wiederholte Sango ungläubig. "Geschenkt bekommen?" echote Miroku auch nicht intelligenter. "Äh, Inuyasha", meinte Anubis: "Ihr solltet erst in der nächsten Ebene eine Pause machen, ehe ihr weitergeht. Da solltest du fit sein, falls du Fuego triffst." "Ach, und wer ist Fuego? Wieder einer von deinen weglaufenden Höllenwächtern?" erkundigte sich der Hanyou, was seine Freunde zu der Erkenntnis brachte, dass der Unbekannte wohl ein höherrangiger Höllendämon war. "Der Wächter am vorletzten Siegel, bevor ihr das Schloss am Ende der Zeit erreicht." Anubis blickte empor. Das Siegel begann sofort zu leuchten, und die Gruppe erkannte, dass sich vor ihnen wieder ein Schacht öffnete. "Er ist stark und gefährlich, Inuyasha." "Wenn ich ihn erledigt habe, werde ich Sayuki von dir grüßen, ja?" Der Hanyou nahm den Beutel mit den Vorräten wieder auf. "Falls sie dir zuhört und dich nicht einsperrt. Du kennst dein Risiko." "Keh!" machte Inuyasha: "Das sehen wir schon. Du hast doch gesagt, sie sei bis auf ihre komische Foltertour nett." Seine Freunde hörten nur noch kopfschüttelnd zu. Auf den Bericht, was Inuyasha in der letzten Zeit erlebt hatte, waren sie neugierig. "Springt, Sterbliche!" befahl Anubis: "Spring, Hundejunge. Viel Glück." Die Menschen ließen sich das nicht zweimal sagen, und Jaken folgte. Er hatte seine Sprache in den Tagen allein mit Inuyasha kaum mehr wieder gefunden. Der Aufprall in der nächsten Höllenebene war fast schon wie erwartet hart. Inuyasha sprang auf, sah sich besorgt um, atmete dann auf. "Alle da!" Erst sein zweiter Blick galt der Umgebung. Sie waren auf einer kreisförmigen Ebene gelandet. Rings um sie stiegen steile, schroffe Berge auf. "Du sagtest was von essen?" Kagome richtete sich auf. Allein das Wort erinnerte sie an ihren Hunger. "Ja, hier, such dir was aus." Sango und Miroku setzten sich ebenfalls dazu. Während sie angenehm überrascht auf das Brot und die Zutaten - sushi? - starrten, sagte der Mönch: "Vielleicht solltest du uns erzählen, wie es euch seit unserer Trennung ergangen ist?" "Wie? Oh, das war nicht viel los. Wir haben erst euch gesucht, aber dann gedacht, wir gehen zum Siegel, da müssten wir uns ja treffen. Das war so eine Ebene mit Hügeln dazwischen. Als wir um ein Eck bogen, standen wir plötzlich vor fünfzig Höllenwächtern. Die rannten weg, als sie mich gesehen haben. Tja. Dann trafen wir eine Art von Schmetterling, der gerade ein Kind entführte. Ich hab ihn erledigt und den Kleinen in sein Dorf gebracht. Die hatten da eine tolle Suppe, sag ich euch. Ja, dann dachte ich, dass ihr vielleicht Hunger haben könntet und ließ euch noch den Beutel hier einpacken. Dann sind wir durch das Siegel in die nächste Ebene gesprungen. Das war die letzte. Da war auch nichts los, bis wir Anubis trafen. Der ist der Anführer der Höllendämonen. Zuerst wollte er mit mir kämpfen, aber dann merkte er, dass ich ein halber Hundeyoukai bin, und meinte, wir seien ja verwandt. Und dann führte er mich zu dem nächsten Siegel." Inuyasha griff jetzt auch zu: "Also, eigentlich war es recht langweilig. Ich hätte mir die Hölle anstrengender vorgestellt. Aber hier leben wirklich nette Typen." "Inuyasha..." ächzte Kagome: "Nette Typen?" "Ja. War es bei euch denn anders?" "Ein wenig." Sie versuchte nicht sarkastisch zu klingen: "An einem Sumpf versuchte die Königin, Miroku in ein Geisterflämmchen zu verwandeln. Wir konnten sie erledigen. Dann mussten wir über ein Schlachtfeld voller Toter gehen, die sich bei Einbruch der Nacht alle in Zombies verwandelten und uns angriffen. Zu allem Überfluss hatten wir seit Tagen nichts zu Essen." "Wir haben Gräber gefunden", ergänzte Sango und biss noch einmal ab. "Gräber?" wiederholte Inuyasha irritiert: "Hier?" "Ja, Sayukis Privatfriedhof für ihre Opfer." Miroku sah zu ihm: "Und ein Höllenwächter, der uns für ihre Diener hielt, erzählte uns, dass Sesshoumaru noch bei ihr sei." "Sesshoumaru-sama..." stöhnte Jaken dankbar auf: "Er lebt noch!" "Ja. Wobei das ziemlich hart sein dürfte." Der Mönch betrachtete fast ein wenig mitleidig, wie sich Tränen der Erleichterung in den Augen den kleinen Youkai sammelten: "Der Höllendämon sagte uns auch, dass er gehört habe, sie lasse Sesshoumaru drüben, also in der eigentlichen Hölle, foltern." "Sesshoumaru-sama..." murmelte Jaken wieder und senkte den Kopf. Immerhin lebte er noch. Das war schon einmal das wichtigste. Nach der Pause fühlten sich die Menschen deutlich besser als die letzten Tage, auch, wenn sie nicht allzu viel gegessen hatten. Ihre Mägen vertrugen nach der Fastenkur noch nicht sehr viel Essen. Aber da sie ja den Beutel mit der Nahrung hatten, waren sie sicher, jetzt jederzeit wieder etwas zu sich nehmen zu können. Die Gruppe stand auf. "Wohin jetzt?" erkundigte sich Kagome: "Das hier ist nur Kies, und die Berge sehen auch alle gleich aus. In welche Richtung geht es zum nächsten Siegel?" "Dort entlang." Sango deutete nach links: "Dort scheint ein Tal zu sein, in jedem Fall ein Einschnitt im Gebirge. Und dort könnte ein Fluss sein." "Dem wir dann folgen können, ja." Miroku schob sich unauffällig näher zu der Dämonenjägerin, streichelte über ihre Hüfte. Ein promptes "Hoshi-sama!" und eine ebenso prompte Ohrfeige waren die Antwort. Inuyasha drehte leicht den Kopf: "Kagome? Geht's dir jetzt besser?" "Ja, deutlich. Wir hatten ja gar nichts zu essen bekommen, weißt du." Sie reckte sich ein wenig: "Also, gehen wir." "Gut. Und dann sehen wir mal, wer dieser Fuego ist und was er so draufhat." Der Hanyou setzte sich in Bewegung und seine Freunde und Jaken folgten ihm, diese allerdings weniger erfreut von der Aussicht, einem starken Höllenwächter zu begegnen. Aber sie erreichten den Fuß des Ringgebirges, ohne auf irgendeine Lebensform gestoßen zu sein. Vor ihnen erhoben sich nur steile Berge. Aber der Einschnitt, den sie zuvor bemerkt hatten, entpuppte sich als breites Tal. Wie sie erhofft hatten, floss hier Wasser, das sich schäumend und gurgelnd einen Weg gebahnt hatte. Früher oder zu anderen Zeiten musste der Fluss viel breiter gewesen sein, da das Tal so weit war, aber nun konnte man am Ufer des Wassers bequem entlanggehen. Das taten die fünf auch. Inuyasha blickte neben sich: "Hast du noch Hunger, Kagome?" "Nein, danke." Sie war angetan, dass er sich um ihr Befinden kümmerte. Genau fünf Sekunden lang, ehe sie realisierte, dass er sich den Sack mit dem Essen geschnappt hatte, und selbst begann, zu essen: "He!" "Du hast doch gesagt, du willst nicht mehr..." kaute er "Oh...mach Platz!" Während er zu Boden ging, fuhr sie fort: "Ich kann im Augenblick nichts mehr essen, weil ich schon halb verhungert war, da muss man vorsichtiger sein. Aber nachher brauche ich sicher wieder was, du verfressener Kerl. - Jaken, hat er etwa die ganze Zeit ans Essen gedacht?" "Er hat die ganze Zeit an euch gedacht, " gab der wahrheitsgemäß an: "Ans Essen nur, als er Hunger hatte." "Also..." Inuyasha hatte sich wieder aufgerappelt: "Was soll das? Nur, weil du nicht weißt, ob du jetzt etwas essen willst, oder nicht?" "Das weiß ich schon. Später eben." Sie war durch die Aussage des Krötenyoukai doch etwas beruhigter. "Komisch..." Inuyasha war schon im Begriff gewesen, sich weiter zu streiten, aber ihm stieg eine äußerst seltsame Witterung in die Nase und so drehte er sich um. Seine Freunde folgten seiner Blickrichtung, wussten sie doch aus Erfahrung, dass er etwas bemerkt hatte, das ihnen entgangen war. "Was ist?" erkundigte sich Kagome und fasste schon nach ihrem Bogen. "Da kommt wer und der Kerl stinkt wie die Hölle...na ja...sehr." Der Hanyou rieb sich mit dem Ärmel über die Nase, sprang aber ein bisschen vor, die Hand schon an Tessaiga. War das vielleicht dieser Fuego? Etwas wie eine Rauchsäule war nun zu sehen, die sich am Fluss entlang rasch auf sie zu bewegte. Als sie kurz vor der Gruppe innehielt, konnten selbst die Menschen den Geruch wahrnehmen, beißend und nach heißem Feuer. Kagome fühlte sich fast an Benzin erinnert, aber das wäre denn doch unmöglich. Der Rauch verflog ein bisschen und sie erkannten eine fast menschliche Gestalt, die allerdings in Flammen stand. Alles an ihr brannte, die Haare, die Haut, aber es schien den Unbekannten nicht zu stören. "Du bist Fuego, nehme ich an?" erkundigte sich Inuyasha. "Oh, da hat jemand seine Hausaufgaben gemacht. Ja, ich bin Fuego, der Flammengeist, der Wächter des sechsten Siegels. Und wer bist du? Der du mit lebendigen Menschen durch die Hölle gehst?" "Ich heiße Inuyasha. Lässt du uns vorbei oder willst du sterben?" "Inuyasha, hm? Schutzgeist der Hunde...? Und dann beschützt du Menschen? Komisch." Der Flammengeist streckte etwas die Hand aus. Scheinbar aus dem Nichts entstand in seiner Hand ein Schwert, dessen rotglühende Klinge von Flammen umlodert wurde: "Aber sterben?" Fuego klang amüsiert. "Das dürfte euer Schicksal sein." "Keh!" Der Hanyou zog sein Schwert: "Ich habe ehrlich gesagt hier in der Hölle noch kaum einen getroffen, der kämpfen konnte. Zum letzten Mal. Lass uns vorbei oder du wirst herausfinden, was mit Flammengeistern nach ihrem Tod passiert." "Du hast schon gekämpft? Ah, warst du der Krieger der die fünfzig Höllenwächter schlug?" "Das scheint ja schnell die Runde zu machen. - Geh zurück, Kagome!" Diese gehorchte eilig, ebenso die anderen drei. Sie zogen sich auf die Seite zurück, kletterten ein wenig die Steigung empor. Inuyasha würde sicher die Windnarbe einsetzen und da wäre es klüger, abseits zu stehen. "Nicht schlecht", gab der Flammengeist zu und hielt seine Feuerklinge schräg vor sich: "Daher dein Selbstvertrauen. Aber ich bin besser." "So gut wie Anubis?" Inuyasha suchte die Energie seines Gegners, seine eigene, um den unsichtbaren Pfad zu finden, den die Windnarbe bildete. "Anubis? Du hast ihn getroffen und lebst noch?" Jetzt klang Fuego doch ein wenig eigentümlich. Aber er bewegte rasch den Schwertarm. Eine helle, heiße Linie aus Feuer lief über den Boden, direkt auf den Hanyou zu, der schleunigst empor sprang. Einige Flammen erwischten seine Kleidung, aber das rote Haar der Feuerratten konnte nicht brennen. So landete er. Damit hatte er rechnen müssen, dass dieser Kerl mit Feuer angriff. Dafür hatte er jetzt, was er brauchte: "Kaze no kizu!" Er schlug auf der Linie zu. Der Flammengeist erkannte, dass da eine ungewöhnliche Energie auf ihn zulief und wich aus. Der Druck des Windes war groß genug, um seine Flamen kurzfristig ausgehen zu lassen, als Tessaigas Macht an ihm vorbei lief. Aber er war nicht umsonst Fuego, der Wächter, und so brannte er sofort wieder. "Nicht schlecht, Kleiner", sagte er. "Aber nicht gut genug." Er schien sein Schwert einfach in der Gegend herumzuwirbeln, aber eine Art Tunnel aus schierem Feuer entstand, der sich rasch auf Inuyasha zu bewegte. Dieser wollte Tessaigas andere Technik einsetzten, das Feuer einfach zurück zu diesem Flammengeist schicken, als der Feuertunnel plötzlich einen scharfen Knick machte und nicht mehr auf ihn, sondern auf die Zuschauer zulief. "Verdammter Mistkerl!" schrie Inuyasha auf, während er schon einen gewaltigen Satz zur Seite machte, erneut auf der Windnarbe zuschlug. Es war nicht optimal, aber er schaffte es, den Feuertunnel abzuleiten. Die drei Menschen und der kleine Youkai atmeten auf. "He! Ich bin dein Gegner!" fauchte der Hanyou den Flammengeist an: "Was sollte das denn?" "Wie amüsant. Du beschützt sie tatsächlich. Und du bist schnell, das muss man dir lassen." Fuego jagte erneut Flammen los, diesmal wieder auf seinen Widersacher. Inuyasha wehrte ab. So konnte das nicht weitergehen. Er bekam Feuer auf den Hals gehetzt und konnte nur abwehren? So würde er nicht gewinnen. Und falls dieser Mistkerl noch einmal Kagome angriff, wäre er vielleicht zu langsam, sie zu schützen. Sie hatte kein Feuerrattenhaar, das ihr helfen würde. Ihm musste etwas einfallen. Aber was? Sie kämpften hier zwischen der Anhöhe und dem Fluss, da war nicht viel Platz für irgendwelche Spielereien. Wieder wehrte er einen Angriff ab, jagte das Feuer diesmal zu Fuego zurück. Der Flammengeist nahm es ungerührt wieder in sich auf. So ging das also auch nicht. Mist, dachte der Hanyou, setzte aber sofort noch eine Attacke nach, um seinen Gegner zu beschäftigen. Das sah nicht gerade gut aus. Aber sie mussten an diesem Wächter vorbei und da der sie nicht durchlassen wollte, musste er eben dazu gebracht werden. Aber wie? Er musterte die Gegend. Direkt neben Fuego zeigte sich ein tiefer Riss im Boden, wo sein letzter Angriff mit der Windnarbe die Erde getroffen hatte. Ein Riss und Feuer...Inuyasha grinste plötzlich. Klar, einen Versuch war es wert. "Was erheitert dich so?" erkundigte sich der Flammengeist: "Hast du erkannt, dass du sterben wirst?" "Keh! Halt dich bloß nicht für die große Nummer hier..." Der Hanyou sprang hoch, zum einen, um einem erneuten Feuerstoß auszuweichen, zum anderen, um Schwung zu holen. Mit aller Kraft schlug er zu. Die Macht der Windnarbe raste los, vorbei an Fuego. Der schüttelte etwas seinen brennenden Kopf: "Wo zielst du denn hin?" "Genau ins Schwarze!" Inuyasha landete. Der Flammengeist war für einen Moment verwirrt, ehe er das Rauschen hörte und herumfuhr. Der letzte Angriff Tessaigas hatte Felsbrocken von der gegenüberliegenden Talseite losgerissen, in den kleinen Fluss befördert. Das Wasser wurde dadurch abgelenkt und eine Welle schoss nun auf ihn zu. "Wasser!" keuchte er auf, ehe der Fluss über ihn schwappte. Für einen Moment hörten selbst die Menschen ein Zischen, das rasch verwand. Das Wasser kehrte wieder in sein eigentliches Bett zurück. Inuyasha musterte aufmerksam seinen Gegner. Dessen Flammen waren erloschen, er stand nun patschnass, kohlrabenschwarz und sehr verwirrt da. "Na?" erkundigte sich der Hanyou: "Lässt du uns jetzt vorbei? Oder soll ich dich doch noch umbringen?" "Du...." keuchte Fuego, riss sich dann aber zusammen. Mit sichtlicher Mühe flammte sein Feuer wieder auf: "Das...das hat noch keiner gewagt...!" "Inuyasha-sama kommt auf verrückte Ideen", murmelte Jaken. Die Menschen widersprachen nicht. "Aber der Kampf ist noch nicht zu Ende", meinte Kagome besorgt. "Pass auf", sagte Inuyasha: "Ich habe es eilig, zu Sayuki zu kommen. Gehst du jetzt hier weg oder soll ich dich umbringen? Du hast die Wahl. Mir ist beides recht." "Du willst zu der Prinzessin? Du, ein starker, lebender Krieger? Und nimmst auch noch Menschen mit???" Der Flammengeist zeigte die gleiche Reaktion wie noch jeder Höllenbewohner, wenn er das erfahren hatte. Aber er brauchte nicht nachzudenken. Sayuki würde aus diesem Idioten sicher Kleinholz machen. Und wenn der Kerl so gut war, dass er selbst ein Treffen mit Anubis überlebt hatte, wäre es besser, auf sein Angebot einzugehen. "Ich lasse dich vorbei", sagte er daher: "Das Siegel befindet sich tausend Schritte von hier. Aber ich werde es nicht öffnen. Das musst du schon selbst tun." "Klar." Der Hanyou senkte ein wenig sein Schwert, um anzudeuten, dass er nicht mehr kämpfen wollte. Der Flammengeist ließ sein Feuer auflodern. In der plötzlichen Helligkeit war er verschwunden. "Keh", machte Inuyasha und schob Tessaiga zurück. Seine Freunde kamen zu ihm. "Das mit dem Wasser war eine tolle Idee", sagte Kagome: "Es hat ihn ganz schön überrascht." "Öh..ja..." Er sah sie etwas verwirrt an. Normalerweise lobte sie ihn nicht. "Dann gehen wir zu dem Siegel." "Ja." Die fünf machten sich wieder auf den Weg. Nach tausend Schritten erreichten sie eine hohe Felswand, in der das vorletzte Siegel angebracht war, das sie in die nächste Ebene führen würde. Inuyasha zog sein Schwert, dessen rote Klinge aufleuchtete. Wie schon die vergangenen Male schlug er gegen das Bannsiegel. Aber diesmal geschah nichts. Auch ein zweiter und dritter Versuch blieb ohne Wirkung. "Was soll das?" keuchte er: "Das hat doch bis jetzt immer geklappt..." "Es ist das vorletzte Siegel. Sie sind sicher immer härter geworden, aber bislang konntest du sie eben mit Tessaiga noch brechen." Sango sah hinauf: "Und das ist jetzt eben zu hart." "He, du könntest mir auch etwas zutrauen." "Vielleicht solltest du es noch einmal versuchen und Kagome gleichzeitig einen Pfeil darauf schießen. Ihr Pfeil könnte den Bann weit genug reinigen, dass Tessaiga wirkt." Der Vorschlag der Dämonenjägerin war mehr als vernünftig. Und ein Versuch war es alle mal wert. Schließlich wollten und mussten sie tiefer in die Hölle. Sie waren schon zu weit gekommen, um jetzt ohne Ergebnis umzudrehen. Kagome fasste Pfeil und Bogen, zielte auf die Mitte des Bannsiegels: "Alles klar, Inuyasha?" "Ja, mach schon." Sie ließ los und der Pfeil leuchtete hell auf. Als er die Mitte des Siegels traf, schien es für einen Augenblick dunkler zu werden, weniger hell in Rot zu leuchten. Im gleichen Moment schlug Inuyasha mit Tessaiga zu. Das oft erprobte Teamwork tat seine Wirkung. Wie sie es kannten, löste sich ein heller Strahl aus dem Siegel, wies ihnen einen Punkt. Hastig gingen die fünf dorthin. Während sie ihre Waffen wieder wegschoben, beobachteten sie, wie sich erneut dieser seltsame Schacht bildete, der das Reisen von einer Ebene zu der anderen ermöglichte. "Jetzt liegt nur noch ein Siegel vor uns", murmelte Miroku fast nachdenklich: "Und dann treffen wir die Höllenprinzessin. Sie soll ja recht schön sein..." "Hoshi-sama", fauchte Sango sofort: "Wenn sie dich auch einsperrt, werde ich dich da lassen!" "Lieber nicht!" Er grinste etwas: "Ich frage sie garantiert nicht, ob sie mein Kind zur Welt bringen will. Frauen ohne hauseigene Folterkammer sind mir lieber." Sie schnaubte ein bisschen, aber das glaubte sie ihm sogar. "Los!" sagte Kagome, da der Schacht stabil geworden war und sprang auch sofort in die unbekannte Tiefe. Der Rest folgte schleunigst. ************************************* Im nächsten Kapitel erfährt der Höllenfürst, dass ein obskurer "Inuyasha" seine Leute durcheinanderbringt. Und unser lieber Hanyou hat eine absolut geniale Idee, an deren Umsetzung ihn weder Mensch noch Youkai noch Höllenwächter hindern können. Wie immer gilt: wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 11: Die Höllenstadt --------------------------- Ich hoffe, dieseer Hochladeversuch klappt. Irgendwann fällt jedem einmal auf, wenn ein Unbekannter durch seinen Vorgarten läuft.... Viel Spass beim Lesen! 11. Die Höllenstadt In seinem Palast lehnte der Höllenfürst bequem in seinem Sessel. Er langweilte sich wie meistens. Obwohl, ein wenig machte er sich Sorgen. Diese Gerüchte von einem starken Unbekannten...Aber da der offenkundig sich immer weiter in Richtung Sayuki bewegte, nahm er an, dass spätestens dort dieser Kerl ein Ende finden würde, ohne dass er sich selbst drum kümmern müsste. Er blickte ein wenig erstaunt auf, als ein Diener hereinkam: "Verzeiht, Herr. Ein Höllenwächter möchte Euch sprechen..." "Schon gut. Mir ist sowieso langweilig. Schickt die nächsten Audienzsucher auch gleich rein..." Kurz darauf kniete ein Höllenwächter vor ihm: "Ich möchte Euch nur gratulieren, Herr..." "Ach ja...äh...danke...zu was?" "Eure Genialität, diese neue Sorte Höllenwächter zu erschaffen. Eure Tochter wird sich sicher glücklich schätzen..." "Welche neue Sorte Höllenwächter?" "Nun, dieser rotweiße, der uns in unserem Dorf besuchte, unser Gast war. Er hat auch ein Kind aus unserem Dorf gerettet. Er sagte, sein Name wäre Inuyasha." "Inuyasha?" Gab sich dieser Unbekannte etwa als Höllenwächter aus? War das der Name? "Und ich habe keine neue Sorte Höllenwächter erschaffen. Hat der Kerl das behauptet?!" "Nun, eigentlich nicht. Aber wer war er denn sonst...?" Gute Frage, dachte der Höllenfürst. Eine sehr gute Frage. Eine Bewegung an der Saaltür ließ ihn aufblicken: "Ah, Anubis, ich dachte, du willst zu Sayuki. - Hast du den Störenfried beseitigt?" "Nein, Herr." "Bitte?" "Er war ein Hundeverwandter. Und ich töte kein Familienmitglied." Der Anführer der höllischen Scharen ließ sich auf ein Knie nieder: "Ehe ich zur Prinzessin gehe, wollte ich Euch um Erlaubnis bitten, sie zu einem Date einzuladen." "Was ist ein Date? Und wieso ein Hundeverwandter? Das sollte dich nicht stören." Er hätte es sich doch überlegen sollen, ehe er einen Götterverwandten zum Truppenchef machte. Aber als Anubis nach dem Untergang der ägyptischen Götterwelt zu ihm gekommen war, war er von seinen Kampffähigkeiten beeindruckt gewesen. "Er hat das Blut von Hundeyoukai in sich. - Er sagte, ein Date sei etwas, bei dem man sich trifft und etwas zusammen isst." "ER sagte? - War sein Name etwa Inuyasha?" "Ja, Herr. Kennt Ihr ihn etwa?" Der Höllenfürst schloss kurz die Augen. Eine Art Hundeyoukai, offenkundig lebendig, spazierte durch die Hölle? In Richtung auf Sayuki? Wollte der Selbstmord begehen? Und zuvor die Hölle in Aufruhr bringen? Na schön. Dann musste er retten, was zu retten war: "Tu, was du meinst, Anubis. - Du gehst in dein Dorf zurück. Und an deine Arbeit." Er blickte ein wenig unwirsch auf, als jemand hastig den Saal betrat. Aber er hatte ja gesagt, dass heute jeder rein könne. "Fuego? Was willst du denn hier?" "Äh, Herr, verzeiht...ich habe nur eine Frage." Anubis drehte sich ein wenig amüsiert um. Fuego lebte noch, war aber nicht auf seinem Posten? Dann hatte er wohl Inuyasha getroffen - und gegen ihn verloren. "Und was willst du fragen?" erkundigte sich der Höllenfürst. "Äh...was passiert mit einem Flammengeist nach dem Tod?" "Wie bitte? Du bist ein Flammengeist. Du kannst nicht sterben. Wie kommst du denn auf diese dämliche Idee?" "Nun, ich kämpfte da gegen jemanden, der mich das fragte", gestand Fuego. "Hieß er etwa Inuyasha?" Langsam setzte sich der Höllenfürst auf. "Ja, Herr." "Und ist er jetzt tot?" "Nein, Herr." "Warum nicht?" Das wurde mühsam. "Er hat mich gelöscht." Hm. "Gut. Ihr könnt alle gehen." Das klang sehr interessant. Und irgendwie hatte er seine Tochter doch wohl die letzten tausend Jahren ein wenig aus den Augen verloren. Das selbsternannte Höllenrettungskommando richtete sich mühsam auf. Das Siegel hatte sie in die sechste Ebene gebracht. Ein wenig verwirrt blickten sie sich um. Ganz eindeutig waren sie unter der Erde gelandet. Es waren Höhlengänge, die sich vor ihnen auftaten, leicht rötlich leuchtend. In dem mageren Licht war nichts weiter zuerkennen. Aber Inuyasha hob ein wenig den Kopf: "Das riecht gut.....da scheint jemand etwas zu kochen." "Dann sollten wir da wohl kaum hingehen." Kagome bückte sich und nahm den Sack mit dem restlichen Essen. Während sie es an Sango und Miroku verteilte, meinte der Hanyou: "Wieso nicht? Das ist das letzte Essen, dann ist alles weg. Und wenn ich an diese Suppe denke...die war echt lecker!" "Inuyasha!" Sie starrte ihn an: "Ich habe keine Ahnung, warum dich die Höllendämonen in diesem Dorf durchgefüttert haben, statt dich anzugreifen. Vielleicht, weil du dieses Kind gerettet hast. Aber so ein Glück hat man nicht zweimal." "Woher willst du das wissen? Außerdem: die Schlappschwänze können hier doch alle nicht richtig kämpfen, na ja, von Anubis vielleicht abgesehen. Also. Ansonsten müssen wir sowieso da lang, da geht's nämlich runter. Und wir müssen zum nächsten Siegel." Kagome stöhnte leise, sah etwas hilfesuchend zu Sango. Die Dämonenjägerin betrachtete den Höhlenboden: "Ja...er scheint recht zu haben. Da geht es bergab." "Wir dürfen nicht zögern!" Jaken meldete sich unerwartet zu Wort: "Sesshoumaru-sama ist sicher in großer Gefahr! - Und ich weiß nicht, wie Inuyasha-sama das macht, aber er hat irgendwie immer Glück..." fügte er bedeutend leiser hinzu, auch, wenn ihm klar war, dass der Hanyou das hören konnte. "Tja, wir haben wohl keine Wahl", ergänzte Miroku: "Umdrehen geht schlecht, also müssen wir zum nächsten Siegel. Egal, wo es ist, egal, was dazwischen auf uns wartet." "Na toll, " murmelte Kagome, aber da sie sah, dass sich Inuyasha in Bewegung setzte, meinte sie nur: "Aber stürm nicht gleich in das Dorf oder was auch immer das ist. Wir müssen uns umsehen. Nicht, dass das Feinde von deinem Freund Anubis sind." "Ja, ja. Jetzt kommt schon." Der Essensduft, der ihm in die Nase stieg, war einfach zu verlockend. So folgten sie dem Suppengeruch durch das Höhlen- oder Höllenlabyrinth. Dabei trafen sie niemanden, worüber nur einer der Gruppe nicht sonderlich glücklich war. Der Hanyou ging voran, durch die letzten Tage an ein so gemächliches Tempo gewohnt, dass auch Jaken mithalten konnte. Ein wenig überrascht blieb er stehen. Die anderen bauten sich neben ihm auf und betrachteten die vor ihnen liegende Gegend. Hier hörte der Gang auf. Vor ihnen war allerdings nicht offene Landschaft, sondern eine riesige Höhle schien sich ins Unermessliche zu dehnen. Das rötliche Leuchten, das die Gänge bislang erhellt hatte, war auch hier, deutete wohl den Himmel an. Und direkt vor ihnen lag etwas, das man kaum noch als Dorf bezeichnen konnte. Das war eher schon eine Stadt. Die Häuser waren eng aneinander gebaut und die Betrachter erkannten Höllendämonen auf den Strassen. Wege führten auch von der Stadt weg, etwas, das offenbar die Hauptverkehrsstrasse war, wies nach rechts. Sie vermuteten zu Recht, dass es dort in die eigentliche Hölle gehen würde und beschlossen in seltener Einmütigkeit, diesen Weg zu meiden. Inuyasha hob prüfend den Kopf: "Ja, die scheinen hier auch gerade zu kochen, Mittagspause oder so." "Das würde erklären, warum so viele Höllendämonen nach rechts in eigentliche Hölle gehen und gleichzeitig so viele auch von da kommen." Sango nickte hinüber. "Schichtwechsel?" erkundigte sich Kagome. Die Dämonenjägerin sah zu ihr: "Ich weiß nicht, was das ist." "Äh...Sie wechseln sich bei der Arbeit ab?" "Ja, denke ich mal." "Na, fein." Der Hanyou sah kein größeres Problem als seinen Magen: "Dann mal los." "Inu..." begann Kagome, aber er winkte ab: "Jaja...ich sag schon nichts von Anubis. Aber der meinte, er sei der Boss aller Höllenwächter. Also eigentlich müssten das hier seine Leute sein..." "Lieber vorsichtig", mahnte Miroku: "Ich jedenfalls habe keine Lust in der eigentlichen Hölle zu landen." Das hatte wirklich keiner von ihnen. Ihre Blicke dorthin hatten allen vollkommen gereicht. Die ersten Höllenwächter hatten die Fremden bemerkt. Etwas wie fassungsloses Staunen war da, dann wurden sie hektisch. Inuyasha ging selbstsicher voran, gefolgt von seinen Freunden, die sich doch ein wenig seltsam fühlten und ihre Waffen griffbereit hielten und einem kleinen Youkai mit Kopfstab über der Schulter, den eine Art Kamikazestimmung erfasst hatte. Falls der Hanyou ihn aufgefordert hätte, bei Sayuki auf den Schoss zu klettern - er hätte es getan. Aber er glaubte inzwischen, dass das, was bei dem älteren Halbbruder Können war, bei dem jüngeren eine Glückssträhne war, von der keiner wusste, woher sie kam und wann sie je aufhören sollte. Die Höllenwächter bildeten eine Art Halbkreis. Einer drängte sich durch, wohl der Anführer, da er ein Halsband aus Gold trug. Der Hanyou blieb stehen: "Hallo, kennt einer von euch vielleicht Suke vom Verleumdersumpf?" Vielleicht hatte Kagome Recht und er erwähnte hier Anubis besser erstmal nicht. "Äh..ja..." sagte ein Höllendämon aus der Menge: "Warum? Er arbeitet bei mir...?" "Ah, fein. Kennst du sein Kochrezept? Die Suppe da in dem Dorf hat echt lecker geschmeckt?" Inuyasha strahlte, in der Aussicht hier wieder so etwas Gutes bekommen zu können. Kagome holte tief Luft, spürte eine Hand auf der Schulter: "Lass", flüsterte Miroku: "Wenn er das immer so macht und bislang damit durchgekommen ist....Vielleicht haben wir uns falsch verhalten." Das wagte das Mädchen aus der Neuzeit zwar zu bezweifeln, aber sie schloss den Mund wieder. Stattdessen umklammerte sie ihren Bogen fester. Für sie waren das Dämonen der Hölle und die Aussicht, dass ein paar hundert von der Sorte über sie herfallen würden, behagte ihr nicht so sonderlich. Ein rascher Seitenblick zu Sango bestätigte ihr, dass auch die Dämonenjägerin nicht so recht wusste, was sie von der Lage halten sollte. So sah sie hinab zu Jaken. Erstaunt bemerkte sie, dass der kleine Youkai seinen Kopfstab in die Erde gesteckt hatte, fast entspannt daran lehnte. War er so sicher, dass Inuyasha hier Herr der Lage war? Was war nur in der Zeit geschehen, als sie getrennt waren? Die Erzählung ihres Hanyou war ja mehr als eigenartig gewesen. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit lieber wieder auf diesen. "Suppe in dem Dorf?" hatte der Höllenwächter etwas irritiert zurückgefragt, sich dann fast verschluckt: "Oh, bist du etwa der Krieger, der den Kleinen rettete?" Suke hatte da etwas von erzählt. Und der Bürgermeister ergänzte atemlos: "Der Krieger, der über fünfzig Höllenwächter geschlagen hat?" "Nun...äh...ja. Aber ich habe ihnen nichts getan, " erklärte Inuyasha etwas hastig, bemüht, keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. "Also, sie leben alle noch..." Er wusste nicht, dass das der Befehlshaber der Stadt als deutlichen Hinweis empfand, sie sollten ihm Suppe geben, wenn sie das auch wollten. "Und du möchtest Suppe haben?" erkundigte sich dieser daher nur. "Ja, ich und meine Freunde haben Hunger." "Äh...das sind doch Menschen? Einfache, aber lebende Menschen?" Erst jetzt richtete der Bürgermeister seinen Blick auf die Begleitung. "Ja, und?" "Wohin willst du denn mit denen?" "Na, zu Sayuki." "Oh...äh..." Der Chef der Stadt schluckte ein wenig. Daran war nicht nur die respektlose Anrede schuld: "Nun, dann...dann kommt. Ihr seid unsere Gäste." Das musste ein sehr hochrangiger Krieger des Höllenfürsten sein, so wie der sich benahm. Und warum auch immer der Herr der Hölle lebendige Menschen zu seiner Tochter schickte...das ging einen harmlosen Höllenwächter sicher nichts an. Immerhin schien der Krieger nur essen und nicht Terror in der Stadt verbreiten zu wollen. Die hochrangigen Boten, die der Herr manchmal zur Prinzessin schickte, hatten schon ganz andere Sachen verlangt. So ging der buntgemischte Trupp hinter dem Bürgermeister her in die Stadt. Die Menschen betrachteten ein wenig unbehaglich die hunderte von Höllendämonen. Sie konnten durchaus nicht vergessen, dass sie mit eigenen Augen gesehen hatten, was diese Typen den Seelen dort in der eigentlichen Hölle antaten. Und keiner der drei verspürte auch nur die mindeste Lust, denen je in die Finger zu geraten. Immerhin sollten sie hier jetzt Gäste sein, etwas zu essen bekommen. Das war sehr nett, und, auch, wenn keiner von ihnen begriff, warum oder wie Inuyasha hier einen derart guten Ruf erworben hatte, so beschlossen alle drei im Stillen, sich damit zufrieden zu geben. Immerhin hatten sie nun schon die vorletzte Ebene erreicht. Nur noch ein Siegel und sie würden der Höllenprinzessin selbst gegenüber stehen. Und keiner der Menschen rechnete damit, dass sie Sesshoumaru ohne Kampf herausgeben würde. Die Frage wäre dann sowieso, wie sich Anubis zu der Sache stellen würde - und ob er ihnen helfen würde, hier wieder zu verschwinden. Die Suppe war die gleiche wie bei Suke und Inuyasha war nach dem dritten Teller sehr zufrieden: "Sag mal, Bürgermeister", unterbrach er das Schweigen:"Gibt es bei euch eigentlich auch mal ein Fest?" Nicht nur dem Angesprochenen blieb der Mund offen: "Ein...Fest?" "Ja...so ein Fest. Alle kochen gemeinsam, essen, tanzen...?" "Nun, eigentlich nicht. Wie kommst du auf diesen Einfall?" Das fragte sich allerdings auch die komplette Begleitung des Hanyou. Der erklärte seine Idee: "Nun, ich hab da mit Anubis geredet." "Anubis?" Das wurde ja immer schöner, dachte der arme Bürgermeister: "Und was wünscht der Herr der Heerscharen?" "Na ja.... Er wollte ein Date arrangieren." "Ein Date?" entfuhr es Kagome. Sie hatte den Anführer der höllischen Scharen immerhin mal kurz gesehen. Schön, er war sehr nett zu Inuyasha gewesen - aber eine Verabredung? Mit wem denn? Und ausgerechnet der Hanyou hatte sich mit ihm darüber unterhalten? Dessen Talent in Punkto Frauengeschichten kannte sie zu genüge. "Ja." Inuyasha sah zu ihr: "Weißt du, er möchte unbedingt mit Sayuki essen gehen. Ich meine, wenn hier in der Stadt ein Fest wäre, eine, wie heißt das bei dir...eine Party, könnte er sie doch unauffällig herbringen." Er strahlte. Das wäre doch eine tolle Idee. Der arme Anubis wäre sicher froh, seine Angebetete mal auf neutralem Boden einladen zu können. "Eine Party..." stöhnte Kagome auf: "Inuyasha, das hier ist eine Stadt in der Hölle!" "Ja, und?" "Nein, nein, Menschenmädchen, " erklärte der Bürgermeister hastig: "Wenn der Herr der Heerscharen eine Feier wünscht...und natürlich erst recht Ihre Hoheit, dann sollen sie ein Fest bekommen. Selbstverständlich." Wieso auch immer ein hochrangiger Krieger sich mit Anubis und Sayuki treffen wollte, oder die sich treffen wollten, oder was zur Hölle hier auch immer auf einmal los war. Nein. Da würde er sich sicher nicht einmischen. Was zu etwas anderem führte: wenn diese alle ein Fest wollten....hm. Seinen eigenen Leuten würde so eine groß angelegte Feier sicher auch Spaß machen. Das könnte ja mal richtig lustig werden, eine Abwechslung sein. Das hatte es bestimmt seit zehntausend Jahren nicht mehr gegeben. Ja. Er müsste vielleicht den Herrn fragen, ob er auch daran teilnehmen wollte. Das könnte wirklich dann einen Höllenspaß machen. "Na also." Inuyasha war zufrieden. "Dann sag ich Sayuki, dass sie hier auf eine Party eingeladen wird. - Ach ja. Kannst du uns sagen, wo wir das letzte Siegel finden?" "Ja, natürlich. Ich werde euch hinbringen. - Äh, soll ich auch Anubis von dem Fest berichten?" "Ja, klar. Sag ihm, er könne da sicher sein Date haben. Er weiß dann schon, was er noch besorgen muss." "Und was?" erkundigte sich Kagome prompt. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Inuyasha oder dieser Anubis auch nur die geringste Ahnung vom Flirten haben würden. "Eine Wärmflasche oder Blumen", erklärte Jaken hilfsbereit. Sie starrte ihn an: "Eine...?" Wollte diese Kröte sich etwa über sie lustig machen? "Ich denke, sie haben sich dann auf Blumen geeinigt", ergänzte der kleine Youkai daher. Kagome rang leicht nach Atem, als ihr klar wurde, dass ihr lieber Hanyou alle ihre Erzählungen über ihre Treffen mit Hojo an Anubis weitergegeben hatte. Wenn der versuchen sollte, so mit der Höllenprinzessin umzugehen...Nun, in jedem Fall wollte sie dann ganz weit weg sein. Was musste dieser Idiot auch anstellen? Sie hatte es doch gewusst. Kaum ließ sie Inuyasha mal aus den Augen...Am liebsten hätte sie ihn zu Boden geschickt. Aber die gewisse Ehrfurcht, mit der die gesamte Schar der Höllendämonen ihn hier behandelte, die Tatsache, dass offenkundig dieser Anubis sich als seinen Freund betrachtete - und die schlichte Tatsache, hier in der sechsten Höllenebene zu sein, hielten sie im letzten Moment davon ab. Sie wollte schließlich mal wieder nach Hause kommen. Und immerhin: so hatten sie zum ersten Mal seit Tagen eine warme Mahlzeit im Bauch. Infolgedessen schüttelte sie nur den Kopf: "Ich hoffe, das mit den Blumen klappt", brachte sie hervor. Ihr Keuchen kam daher, dass sie sich nicht so recht entscheiden konnte, ob sie lachen oder weinen sollte. Was für eine irrwitzige Situation, in die sie Inuyasha wieder einmal gebracht hatte. Der hatte inzwischen seinen vierten Teller leer: "Also, dieses Rezept schmeckt wirklich ganz lecker, nicht wahr?" Er sah auffordernd zu Miroku. Der Mönch nickte: "Ja, danke. Mein Kompliment an die Küche." "Gern geschehen", murmelte der Bürgermeister: "Aber...ich meine, was braucht man alles für eine Party? Essen, sagtest du?" "Oh, Kagome, magst du ihm helfen? Du weißt doch sicher, was man machen muss...?" Der Hanyou sah zu ihr. "Und es soll doch ein romantisches Date werden..." Jetzt blieb ihr endgültig die Luft weg. Mit allen möglichen Situationen hatte sie gerechnet, als sie Inuyasha in die Hölle folgen wollte: eine Party für den Boss der Höllenwächter und die Höllenprinzessin auszurichten war sicher nicht dabei gewesen. So meinte sie endlich: "Inuyasha...du willst Sayuki zu der Party hier...?" Immerhin war da doch was mit Sesshoumaru gewesen? Oder hoffte Inuyasha, ihn dann befreien zu können, wenn die offenbar mächtige Zauberin abgelenkt war? Genau, beschloss sie. Das musste es sein. So sagte sie langsam: "Nun, gibt es hier Laternen, die man in Bäume hängen könnte?" "Bäume?" erkundigte sich der Bürgermeister: "Was meinst du? Feuer, Laternen gibt es...Nun gut, Menschenmädchen...hilft du uns bei den Vorbereitungen?" "Äh..." "Ich bleibe bei dir, Kagome", bot Sango an. "Dann können Inuyasha und Hoshi-sama...und Jaken...zu Ihrer Hoheit gehen und alles erledigen." Sie wollte nicht deutlicher werden. Kagome nickte etwas. Na, hoffentlich ging das gut. Aber immerhin hatte Inuyasha wohl einen Plan. Und das war besser als ein direkter Kampf mit allen möglichen Höllenwächtern. Der Hanyou war erfreut: "Super. Dann macht ihr schon mal die Party und ich rede mit der guten Sayuki. Kommt, Miroku, Jaken, wir gehen. - Bürgermeister, du wolltest uns doch das Siegel zeigen?" "Natürlich. Natürlich. Sekunde, Menschenmädchen, ich bin gleich wieder da..." Der Höllenwächter erhob sich hastig. Kagome sah zu Sango: "Hat er wirklich einen Plan?" Sie kannte ihn doch schon einige Zeit. "Ich denke mal. Ich meine, er ist impulsiv und hilfsbereit und meint, dieser Anubis sei sein Freund und er mag offenkundig die Höllendämonen..." "Kommst du jetzt endlich mal zum aber?" Die Dämonenjägerin seufzte: "Ich dachte, da bin ich schon..." "Nun, dann planen wir eine Höllenparty. Hoffentlich hat er wirklich einen Plan, wie er Sesshoumaru da rausholen kann." Sie hatten wohl keine andere Wahl. ******************************************************* Einen Plan? Inuyasha hat einen Plan? Nun, das wird sich noch herausstellen. Im nächsten Kapitel kommt dann auch Sesshoumaru wieder vor, den ihr ja schon etwas vermisst habt. Und es kommt zu ein paar interessanten begegnungen. Wer so nett ist, mir einen Komemntar zu hinterlassen, dem schriebe ich auch eine ENS, wenn ich sehe, dass das nächste Kapitel freigescahltet wurde. bye hotep Kapitel 12: Wahre Halluzinationen --------------------------------- In der tiefsten Hölle gibt es ein paar interessante Begegnungen.... Viel Spass beim Lesen! 12. Wahre Halluzinationen Das siebente Siegel der Hölle wurde vom Bürgermeister eigenhändig für Inuyasha, Jaken und Miroku geöffnet. Sie sprangen in den nur zu bekannten Schacht. Als sie gelandet waren, sahen sie sich irritiert um. Die Luft hier war dick, anders war das kaum zu benennen, drückte auf ihre Schultern und machte das Atmen schwer. "Was ist denn hier los?" Der Hanyou sprang auf, die Hand vorsorglich an Tessaiga. Um sie lag eine leere Ebene, die sich bis zum Horizont dehnte. Keine Bäume, keine Berge, nichts. Jaken drehte sich um die eigene Achse, ehe er besorgt meinte: "Inuyasha-sama...ich fürchte, es gibt hier ein Problem." "Ach. Und welches?" "Hier ist eine eigene Magie am Werk, soweit ich das mitbekomme. Bestimmte Sachen gehen nicht. Ich bin sicher, ich kann den Kopfstab nicht aktivieren." "Er hat Recht." Miroku trat zu ihnen: "Hier ist ein Zauber am Werk, der verhindert, dass man bestimmte Fähigkeiten einsetzen kann. Darum hat wohl auch Sesshoumaru Probleme gehabt. Vielleicht auch, weil wir hier wirklich am Ende der Zeit sind. - Funktioniert Tessaiga wenigstens?" Gute Frage, dachte Inuyasha und zog sein Schwert. Die Klinge verbreiterte sich: "Sieht so aus. Aber wo wohnt jetzt diese Sayuki?" "Dort." Jaken deutete seitwärts. Tatsächlich flimmerte in dieser Richtung die Luft. "Was soll das denn? Wie kommst du auf die Idee?" "Ein Bannkreis, ein Schutz", erklärte der Mönch, der wusste, dass der Hanyou nicht gerade viel von Magie verstand: "Wie sieht jetzt dein Plan aus?" "Plan?" fragte Inuyasha irritiert zurück. "Nun, ich dachte, du hast Kagome und Sango mit der Party beauftragt, um Sayuki abzulenken? Willst du dich als Bote ausgeben, oder..." Miroku brach entgeistert ab: "Du hattest gar keinen Plan." "Doch schon." Der Hanyou hätte nie zugegeben, keinen zu haben. "Jetzt gehen wir mal." Auch dem Mönch war nun klar, dass es kein zurück mehr gab. Warum musste ausgerechnet er mit einem höllenliebenden Hanyou unterwegs sein? Als sie näher kamen, wich der Bannkreis vor ihnen zurück. Er war nur erschaffen worden, um zu verhindern, dass jemand sich aus dem Schloss entfernte, nicht, dass Besucher kamen. Vor ihnen erhob sich nun deutlich ein großes Gebäude. Auf der ihnen zugewandten Seite befand sich ein Tor, das offenkundig in eine Halle führte, sicher die Haupthalle des Schlosses. Inuyasha dachte nicht weiter nach. Da musste Sayuki drin sein. So blieb er knapp vor dem Tor stehen. "Was jetzt?" erkundigte sich Jaken aufgeregt. Irgendwo dort musste doch Sesshoumaru-sama zu finden sein. Hoffentlich lebte er noch. Hoffentlich hatte der Hanyou einen guten Plan, hoffentlich... "Na, was schon." Inuyasha zog Tessaiga: "Wir klopfen mal an." Sowohl Sayuki als auch Sesshoumaru zuckten unwillkürlich zusammen, als die gesamte Vorderfront der Halle mit lautem Krachen einstürzte. Beide starrten fassungslos in die Staubwolken, aus denen sich zwei Gestalten lösten, eine kleine grüne und eine größere rot-weiße. Sesshoumaru schloss die Augen. Jetzt hatte es Sayuki also geschafft. Jetzt war er wahnsinnig geworden. Er blickte wieder hin, aber die Vision war noch immer da. Der Staub legte sich langsam. Jaken, dass er sich diesen vorstellte, konnte er ja irgendwo noch verstehen, seinen loyalen Begleiter der letzten Jahrhunderte. Aber warum musste er an seinen Halbbruder denken? Immerhin schien diese Sinnestäuschung sich ein wenig an die Realität zu halten, denn die kleine grüne Ausgeburt seiner Phantasie raste mit Tränen in den Augen auf ihn zu. "Sesshoumaru-sama, Ihr lebt....." Dieser Jaken wirkte fast wie greifbar. Sesshoumaru betrachtete ihn kurz, ehe er zu der rot-weißen Gestalt sah, die gerade Tessaiga lässig über die Schulter legte, ihm einen Blick zuwarf. "Na, du siehst vielleicht aus, Sesshoumaru. - Du bist also Sayuki, die Höllenprinzessin? Ich soll dir was ausrichten, von Anubis." Auch Sayuki war sich nicht ganz so sicher, was hier Einbildung und was Realität war. So brachte sie hervor: "Bist du der Fremde, von dem mir berichtet wurde? Was willst du hier? Und was war mit Anubis...und wieso bist du hier...?" Also sah sie das gleiche, was er sah. Sesshoumaru schloss noch einmal kurz die Augen, ehe er erneut hinüber zu seinem Halbbruder blickte. Das war dann also wirklich? Jaken und Inuyasha und das auch noch gemeinsam hier in der Hölle? Dieser nickte: "Ja, in der Höllenstadt in der Ebene hier drüber findet demnächst eine Party statt und er würde sich gern da mit dir treffen. - Ach ja. Und ich bin eigentlich gekommen, weil ich Sesshoumaru wieder mitnehmen will." "Sesshoumaru?" Die Prinzessin war noch immer mehr als verwirrt: "Wieso denn das?" Dann beschloss sie sich erst einmal daran zu halten. Das mit der Party und Anubis musste sie überdenken: "Oh, ich verstehe. Du bist sein Bruder. Erstaunlich, dass du bis hierher gekommen bist. Aber diese Ketten kannst du ihm nicht lösen. Das heißt, nur unter einer Bedingung. Du musst dich als Austausch anbieten. Wenn sich jemand vor ihn stellt, und ihn gern genug hat, um sich für ihn zu opfern, wird der magische Austausch erfolgen." Sie betrachtete ihn: "Und du bist stark...ich wäre damit schon einverstanden...oh, ein Mönch ist ja auch dabei..." Miroku, der nun zum ersten Mal Beachtung fand, fühlte sich nicht sonderlich wohl unter ihrem abschätzenden Blick. Sesshoumaru stellte fest, dass er bislang zwar noch nicht verrückt geworden war, das in dieser Situation aber leicht werden konnte. Er hatte Inuyasha immer schon für etwas verdreht gehalten, aber was redete der da? Er war in die Hölle gekommen, um ihn, seinen ungeliebten Halbbruder herauszuholen? Mit seiner gesamten Menschenbande? Aber warum nur? Und was sollte das Gerede von einer Party? In der Hölle? "Sesshoumaru-sama..." Das ließ ihn nach unten blicken. Jaken. Auch er war durch die Hölle gekommen? Hatte er es etwa geschafft, Inuyasha zu überreden? Der kleine Krötenyoukai dachte nicht weiter nach. Die Höllenprinzessin hatte ihm den Weg gewiesen und er würde ihn nutzen. "Ich biete mich für Euch an!" sagte er in wildem Heldenmut. Im gleichen Moment erleuchtete ein helles Licht den Saal. Sayuki fuhr herum, ebenso wie Inuyasha. "Was...?" brachte die Höllenprinzessin hervor, ehe sie erkannte, dass ihr Gefangener ohne Ketten stand, während ein kleiner grüner Frosch an der Wand hing. Eine Kröte, um genau zu sein. Sie quietschte unwillkürlich. Ihre Vorstellungen von starken, gut aussehenden Kriegern schlossen solche Youkai nicht ein. "Bist du verrückt geworden?!" schrie sie auf. Woher kam denn diese Kröte auf einmal? Und wieso konnte der magische Austausch stattfinden? Inuyasha sah seitwärts. Jaken. Klar: er hatte ja schon gesagt, er würde für Sesshoumaru alles tun. Wobei der Himmel wissen mochte, wieso der Typ solche Ergebenheit auslöste. Der ältere Halbbruder betrachtete den kleinen Krötenyoukai. Jaken, dachte er. Ich hatte nicht geglaubt, dass du dazu fähig wärst. "Jaken..." Das klang fast sanft. Er wandte sich ab, um sich rasch anzuziehen, die Schwerter aufzunehmen. Jetzt war er die magischen Fesseln los, und die einzige Art, wie ihn Sayuki noch einmal in ihre Gewalt bekommen würde, wäre in Stücken. "Verzeiht, Hoheit..." Miroku fand es an der Zeit hier mal ein Wort der Vernunft anzubringen: "Wenn ich die Lage so recht betrachte, könnt Ihr Euch nun mit Jaken als Gefangenem vergnügen, oder mit dem Anführer der Höllendämonen auf einer Party, die zu Euren Ehren arrangiert wird. Wäre es nicht in Eurem Sinn, diesen harmlosen Youkai freizugeben?" Die Höllenprinzessin setzte sich. Irgendwie hatte sie in ihrem ganzen Leben noch keine solch chaotische Lage erlebt und sie musste ihre Gedanken erst einmal ordnen. Aber dieser Mensch hatte Recht, das konnte sie nicht leugnen. Sesshoumaru war ohne Ketten und sein Bruder würde ihm sicher helfen. Wenn der bis hierher gelangen konnte, wäre er sicher ebenso stark wie der Hundeyoukai. Kampf würde Ärger bringen. Und ihren Vater auf den Plan rufen. Dieser wäre sicher nicht sonderlich glücklich über ihr Verhalten, vor allem, dass sie die Höllenwächter für ihre privaten Spiele eingesetzt hatte. Er würde sie bestimmt bestrafen. Das wäre also schlecht. Diese Kröte da war auch keine hübsche Wanddekoration und die schiere Vorstellung, ihn überhaupt berühren zu sollen...Sie schauderte. Und wie war das mit Anubis? Der Herr der Heerscharen hatte für sie eine Party arrangiert, weil er sich mit ihr treffen wollte? Sie starrte Inuyasha an: "Anubis will sich mit mir treffen? Warum?" "Nun, er mag dich und findet einmal zusammen essen, tanzen und so nett." "Er...er mag mich?" "Er sagte, er findet dich entzückend, bis auf das Folterhobby." "Entzückend?" Sayuki fasste es nicht. Es gab jemanden, der sie mochte? Noch dazu, aus der Hölle? "Aber...er hat nie was gesagt..." "Er wollte wohl nicht an der Wand landen", erwiderte Miroku höflich und deutete vage auf Jaken. Die Höllenprinzessin seufzte ein wenig, blickte zu Sesshoumaru. Dieser war wieder vollkommen angekleidet und bewaffnet, offenbar wieder fit. Schade, dachte sie, dass ich ihn wohl nicht behalten kann. Aber Anubis...Sie hob die Hand, bewegte die Finger. Die magischen Ketten öffneten sich sofort und Jaken fiel zu Boden, sprang aber hastig auf, um sich vor seinem Herrn niederzuwerfen: "Sesshoumaru-sama! Seid Ihr in Ordnung?" "Natürlich." Er sah zu Inuyasha. Was auch immer dieser verrückte Hanyou da ausgebrütet hatte: immerhin war er jetzt ohne Ketten und bewaffnet. Wer war dieser Anubis? Doch, ja, er erinnerte sich, der Anführer der Höllenwächter. Er würde sicher gut zu diesem...dieser Prinzessin passen. Sayuki atmete tief durch. Ihr gesamtes Weltbild, eher Höllenbild, war gerade auf den Kopf gestellt worden: "Noch einmal, Fremder. In der Stadt findet eine Feier statt, weil Anubis sie für mich möchte?" "Ja. Und zwei Menschenmädchen sorgen gerade dafür, dass das ein sehr romantisches Treffen wird. Und dafür lässt du uns dann alle nach Hause gehen, in Ordnung?" Inuyasha betrachtete sie. Doch, Anubis hatte Recht, sie sah eigentlich ganz nett aus. Aber als er hereingekommen war, hatte er Sesshoumaru entdeckt - und er gab sich zu, dass er seinen arroganten, stolzen Halbruder noch nie so derangiert gesehen hatte. Was sie wohl mit ihm angestellt hatte? Jetzt stand er allerdings kühl wie immer in der Gegend rum, ignorierte den armen Jaken, der neben ihm war und ihn anstrahlte. Sayuki schüttelte leicht den Kopf: "Romantisches Treffen? Mit Anubis..?" "Ja, und du solltest hingehen, Tochter." "Vater?!!" Sie fuhr herum. Auch ihre Gäste entdeckten mit gewissem Erschrecken die große schwarze Gestalt, die aus den Schatten des hinteren Saales trat: "Eine gute Idee, eine solche Party. Das hatten wir schon lange nicht mehr. - Du bist also Inuyasha." "Äh, ja..." Der Hanyou nahm sein Schwert mal vorsorglich von der Schulter. Der Höllenfürst nickte: "Von dir hört man ja Sachen. Wirklich unterhaltsam. Also schön. Gehen wir in die Stadt." Er schien nur in die Hände zu klatschen, aber im nächsten Augenblick befanden sie sich auf dem Marktplatz der Stadt. Die dortigen Höllenwächter warfen sich hastig zu Boden, als sie ihren Herrn und dessen Tochter erkannten. "Inuyasha!" Kagome kam heran: "Gott sei..." Sie verschluckte den Satz hastig: "Ich freue mich dich zu sehen. - Oh, Sesshoumaru ist auch dabei." Dieser betrachtete mit ausdruckslosem Gesicht die Laternen, die Girlanden an den Häusern und die Höllenwächter. Er hatte im Stillen beschlossen, sich hier und heute über überhaupt nichts mehr zu wundern. Vielleicht würde er in hundert Jahren verstehen, was abgelaufen war. Im Moment war sein Geist zu müde. "Inuyasha." Sein Name ließ den zum Höllenfürsten blicken: "Was ist?" "Sind das alle deine Leute?" "Ja." "Dann schicke ich euch nach Hause. Aber sei gewiss, dass dein Name mir bekannt ist. Wenn du mal wieder vorbeikommst, besuche mich. So eine kurzweilige Zeit wie mit den Berichten über dich und deinen Ideen hatte ich seit Jahrtausenden nicht." "Äh, danke." Selbst der Hanyou hatte ein etwas eigentümliches Gefühl bei dieser Einladung. Aber er meinte: "Ich habe ja auch nette Leute hier getroffen." Seine Freunde und sein Halbbruder bewahrten mit Mühe die gleichen Gesichter. Der Höllenfürst nickte: "Und dein Bruder..." Sesshoumaru wandte ihm die Augen zu. "Ich überlasse es dir. Soll ich meine Tochter für ihre, hm, Hobbys bestrafen?" Der Hundeyoukai brauchte nicht nachzudenken. "Natürlich nicht. Sie hat ja nichts getan." Soweit würde es noch kommen, dass er öffentlich zugeben würde, in Bedrängnis gewesen zu sein. Soviel Stolz besaß er doch noch. Sayuki atmete etwas auf, was keinem der Lebenden entging. Aber sie konnten das alle verstehen. Vom Höllenfürsten persönlich bestraft zu werden, war sicher alles andere als eine reine Freude. Um abzulenken meinte die Höllenprinzessin: "Das hier wird also eine ...Party? Das ist ein Fest?" "Ja, Hoheit." Der Bürgermeister raffte sich ein wenig auf: "Und der Herr der Heerscharen will auch kommen. - Diese Menschenmädchen haben für Eure Hoheit und ihn dort hinten eine Taube angerichtet." "Eine Laube, du Vollidiot," fauchte Kagome, sah hastig zum Höllenfürsten. Hoffentlich war der jetzt nicht ärgerlich auf sie. Sie sollte sich wirklich ein wenig besser unter Kontrolle halten. Aber dieser nickte nur: "Eine Laube ist sehr romantisch, Sayuki. Und ich sehe, ihr habt sogar Kirschblütenzweige besorgt. - War das auch deine Idee, Menschenmädchen?" "Ja, Herr." Wie sprach man den wohl richtig an? "Das erinnert mich an deine Mutter, Sayuki..." Der Höllenfürst betrachtete ein wenig nachdenklich den Zweig, nahm sich dann aber zusammen: "Inuyasha." "Ja?" "Fasst euch nun alle bei den Händen." Der Hanyou ergriff sofort die Finger seines Halbbruders, da er keinen Augenblick annahm, dieser würde mit einem Menschen oder Jaken Händchen halten wollen. Sesshoumaru warf ihm einen eigentümlichen Blick zu, schwieg jedoch weiterhin. Mit der anderen Hand fasste Inuyasha nach Kagome, diese Sango. Miroku hatte sich schon Jaken buchstäblich zur Brust genommen, ergriff nun die Hand der Dämonenjägerin. Sie hörten noch, wie jemand sagte: "Gute Reise", dann wurde es dunkel um sie. Vielleicht konnte nur der Hundeyoukai etwas von diesem Trip erfassen. Kurz darauf befanden sie sich neben dem Höllentor, durch das sie vor sechs Tagen gesprungen waren. Inuyasha ließ seinen Halbbruder hastig los. Sesshoumaru schloss für einen Moment die Augen. Er hatte nicht mehr damit gerechnet, das hier je wieder zu sehen, je wieder diese Witterungen in die Nase zu bekommen. Aber er sah sich um: "Jaken?" Der befreite sich hastig aus Mirokus Arm und kam herangeeilt: "Sesshoumaru-sama?" "Wo ist Rin?" "In dem Dorf, in dem Inuyasha für gewöhnlich lebt. Sie ist da in Sicherheit, ich wollte sie doch nicht mit in die Hölle..." "Wo ist Ah-Un?" wurde er unterbrochen. "Äh, hier im Dorf, gleich in der Nähe." "Hol ihn und flieg zu Rin." "Äh...ja, Sesshoumaru-sama." Das bedeutete, dass dieser erst einmal nicht mitkommen würde. "Wir gehen dann auch", sagte Sango, die nicht einen Moment annahm, der Hundeyoukai würde sich bei ihnen bedanken: "Kiara ist ja ebenfalls dort." Auch Miroku und Kagome wandten sich ab, da sie glaubten, falls Sesshoumaru sich bedanken würde, wäre das erstens das achte Weltwunder und zweitens würde er das höchstens bei seinem Halbbruder tun. Inuyasha sah kurz zu seinem älteren Bruder: "Alles in Ordnung mit dir", sagte er und darin lag keine Frage. "Natürlich." Der Hanyou wollte seinen Freunden hinterher gehen. Was hatte er auch erwartet? Dass sein Halbbruder ihm um den Hals fallen würde? "Inuyasha." "Ja?" Er drehte doch noch den Kopf. "Wenn du der Einladung des Höllenfürsten Folge leisten willst, solltest du zuvor mich fragen." Der Hanyou starrte ihn kurz an, begriff dann, dass das eine Art von Lob oder Danke war, sein Halbbruder bereit wäre, mit ihm da hinzugehen. So sagte er: "Ich habe nicht die Absicht. Einmal Hölle und zurück langt." Und sprang seinen Freunden hinterher. Sesshoumaru blickte ihm nach: "Mein kleiner Bruder Inuyasha..." dachte er, ehe er sich abwandte. Die vergangenen Tage waren ermüdend gewesen und er würde ein wenig Ruhe benötigen. Falls ihn jemand dabei stören würde, wäre das mit Sicherheit dessen letzte Tat. "Ich hasse dich!" fauchte Sayuki die Seele an, die neben ihr stand. Diese zuckte bedauernd die Schultern: "Wie Ihr wisst, Hoheit, soll ich Euch auf Befehl des Höllenfürsten beibringen, wie man den schendit bügelt. Euer zukünftiger Gemahl Anubis ist nun einmal aus der ägyptischen Götterwelt und trägt diesen Schurz sehr gern." "Aber warum ist dieser dämliche Schurz in so viele Falten gelegt! Das ist ja eine Qual, das zu bügeln!" "So lautet mein Befehl. Ihr wollt Euch doch nicht dem Befehl des Höllenfürsten und dem Wunsch Eures zukünftigen Gemahls widersetzen?" "Natürlich nicht." Sayuki bückte sich und fasste erneut ein Stück Stoff: "Aber warum nur ausrechnet so viele Falten!" Sie warf einen Blick in die Ecke, wo bereits ihre vergeblichen Versuche aufgetürmt lagen. Aber laut ihrem Vater durfte sie Anubis erst heiraten, wenn ihr das Bügeln des engplissierten schendit perfekt gelungen war. Seufzend startete sie einen neuen Versuch. Warum nur trug dieser Idiot keinen Kimono wie jeder normale Japaner. Das konnte noch Jahrzehnte dauern. Eine wirklich fiese Idee ihres Vaters....Nun ja, was hätte sie auch erwarten sollen. Das war ebenso wie mit dem Bierbrauen nach ägyptischer Art und dem Kochunterricht. Dies alles war seine Retourkutsche für ihre Entführungen von lebendigen Kriegern und der unerlaubten Beschäftigung der Höllenwächter. Bei all dem war sie so noch gut davon gekommen und sie wusste, dass sie sich nicht beklagen durfte. Aber bei der Hölle, sie hasste es!!! ************************************************* Die nächsten Jahrzehnte ist sie sicher beschäftigt....*g* Ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Mörder frei Haus hat noch drei Kapitel. In der Woche zwischen dem dritten und vierten Advent werde ich anfangen, die dritte Staffel von Hundeyoukai hochzuladen. Sie trägt den Titel "Hundeyoukai jenseits des Meeres - Sesshoumaru, Shiro und der Hundeclan in neuen Abenteuern." Bis dann hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)