last hope... von abgemeldet (...die macht die in uns wohnt kann alles besiegen...) ================================================================================ I - Leben und Leiden -------------------- I Leben und Leiden Es war wie ein Feuer, das sie verbrennen wollte. Wie ein Feuer das ihr langsam das Leben aussaugte, doch es war kein Feuer. Sie versuchte zu atmen, doch es brannte in ihren Lungen. Jeder Teil ihres Körpers schmerzte. Warum nur, warum ausgerechnet sie? Langsam nahm der Schmerz ab... Sie fühlte eine unendliche Kälte. Sie wünschte sich nichts mehr als das es endlich aufhörte und dann plötzlich. Ein Lichtblitz. Eine Bewegung. Wasser! Sie schluckte Wasser. Sie schlug mit den Armen und spürte wie es sie herumriss. Ruhig bleiben... Sie wurde gegen etwas hartes gedrückt. Ein Stein vielleicht, sie war sich nicht sicher. Mit letzter Kraft zog sie sich hoch und konnte endlich wieder einatmen. Die plötzliche Sauerstoffzufuhr war zuviel für ihren schwachen Körper. Sie verlor langsam das Bewusstsein... * Freiheit Stunden vergingen, ehe sie wieder zu Bewusstsein kam. Es war als erwache sie aus einem langen Alptraum, doch es war alles kein Traum gewesen. Langsam schlug sie die Augen auf. Das Sonnenlicht blendete sie und erst Minuten später war es ihr möglich ihre Umwelt zu erkennen. Sie sah Blumen, Bäume und Vögel ums ich herum. Unverzüglich musste sie lächeln. Erinnerungen flaggten auf. Bilder von Bergen und Wäldern. Ach es war damals so schön gewesen. Sie versuchte vorsichtig aufzustehen, doch ihre Beine schienen noch zu schwach zu sein. Sie drückte sich mit den Armen hoch und drehte sich, so das sie wenigstens aufrecht sitzen konnte. Unter ihr breitete sich ein schneller Strom aus. Sie konnte sich noch schwach daran erinnern wie sie gegen einen Stein oder etwas ähnliches geschlagen war. Sie spüre einen pulsierenden Schmerz an ihrem Kopf. Etwas kaltes bewegte sich an ihrer Schläfe entlang. Ihre Hand fuhr hoch und schon spürte sie etwas glitschiges an ihrem Kopf. Sie zog die Hand ruckartig zurück und betrachtete sie in der Sonne. Ihre Hände waren blutrot, nein sie waren nicht nur blutrot, sie waren voller Blut. Sogleich wurde ihr wieder schwindlig und obwohl sie saß schwankte sie leicht. Mensch reiß dich doch zusammen... Da bist du jahrelang Folter ausgesetzt und kommst frei und schwächelst wegen einer Kopfverletzung! Du bist immer noch Ayana van Avasi, also beweg endlich deinen Hintern hoch und such diejenigen, dank denen du diese Qual durchstehen musstest! Neue Kraft schien sie zu durchströmen. Sie stützte sich mit den Armen ab und erhob sich langsam. Fast wäre sie wieder auf de Bode gefallen, aber sie zwang sich weiterzumachen. Sie wollte keine Schwäche zeigen! Schließlich stand sie auf beiden Beinen, sie sah an sich herunter, sie war halb nackt. Nur ein dünnes Tuch umhüllte ihren Körper. Sie zuckte die Schulter und schaute sich genauer um und konnte die Aussicht genießen. Sie wusste nun endlich wo sie war. Sie befand sich nicht unweit von Atilée, der legendären Hafenstadt. Einmal war sie hier gewesen, aber das war viele Jahre her. Damals hatte die Stadt in voller Blüte gestrahlt, aber das was sie von ihr sah und das was sie spürte war nicht das Atilée, das sie kannte, es war eine Stadt ohne Leben und ohne Schönheit. Alles was sie spüren konnte waren negative Auren. Viele waren in dieser Stadt, aber sie war sich nicht sicher von was. Vielleicht waren es Menschen, vielleicht Dämonen oder vielleicht auch Mitglieder ihrer eigenen Rasse, den Myr. * Die Myr Eine gewaltige Explosion ging allem Leben voraus. Eine Explosion die alles vorhergehende zerfetzt hatte. Dann entstanden nach und nach die sonnen und um se herum die Planeten. Einer davon war Aio, ein mittelgroßer Planet mit einem relativ feuchten Klima. Lange hatte es gedauert bis Leben auf ihm entstand, aber es entstand! Viele Millionen Jahre nach den ersten Lebewesen entwickelten sich die ersten intelligenten Wesen. Sie waren groß, liefen aufrecht und konnten laute von sich geben. Mit der Zeit entwickelte sich eine Sprache. Sie lernten sich untereinander zu verständigen. Es dauerte nicht lange und eine Schrift entstand, doch dann geschah es. Die ersten von ihnen wurden sesshaft, die anderen wiederum zogen weiter. So kam es das sich beide Gruppen unterschiedlich entwickelten. Die Gruppe der Sesshaften entwickelte sich zu den Menschen. Sie waren geprägt durch einen Familiensinn, sie waren gerne zusammen. Die andere Gruppe entwickelte sich zu den Myr. Sie waren Einzelgänger, die meist nur zusammentrafen um sich zu paaren. Viele Jahre vergingen und beide Völker vergaßen ihre gemeinsame Herkunft. Die Menschen beneideten die Myr für ihre außergewöhnliche Wahrnehmung. Sie bekamen Angst vor ihnen, denn die Myr waren in der Lage auf weite Entfernung die Anwesenheit von Tieren oder Feinden zu spüren. Diese Eigenschaft verdanken sie ihrem Leben als Jäger. Es dauerte nicht lange und die Menschen rüsteten sich für einen Krieg gegen die Myr. Es war eine grausige Schlacht gewesen. Die Myr waren eindeutig in der Unterzahl gewesen und auch, wenn sie noch so gut waren, während der großen Schlachten kam auf einen Myr rund einhundert Menschen. Es sah schlecht aus für die Myr, daher zogen sie sich zurück. Viele hundert Jahre vergingen in denen sie sich tief unter der Erde verkrochen. Noch immer zehrten sie von dem Hass auf die Menschen. Nun endlich brach das 9. Jahrtausend heran. Sie kamen wieder an die Oberfläche, denn die Menschen hatten sie längst vergessen, nur die Myr hatten nie vergessen, sie konnten es einfach nicht vergessen! * Atilée Sie war schon sehr nahe an der Stadt und sie konnte den Tod förmlich riechen. Für sie gab es keinen anderen Weg, sie brauchte dringend frische Kleidung. Vom Meer wehte eine kalte Brise und sie konnte das Salz schmecken. Es weckte ihren Durst. In der Stadt wirst du sicher etwas finden... sagte sie sich immer wieder. Hoffentlich lief ihr kein Dämon über den Weg oder gar ein Schattenwesen. Es würde schwer werden sich so zu wehren, denn sie musste mit den Händen kämpfen. Einen Menschen zu töten war da wesentlich einfacher. Endlich passierte sie das Stadttor. Es war einfach riesig. Mindestens fünfzehn Meter ging es in die Höhe und es stand offen. Vor ihr lag nun ein gigantischer Platz, ihrer Erinnerung nach, war dies einst der Marktplatz gewesen, aber daran erinnerten nur noch einige halb zerfetzte Stände deren Stoffverdeckung lose vom Holz hinunter hing. Eine plötzliche Unruhe überkam sie. Wie lange war sie weg gewesen? Alles sah so alt aus. Sie musste mindestens fünfzig Jahre gefangen gewesen sein, aber vermutlich bildete sie sich das nur ein. Kurz schloss sie die Augen, denn ihre inne sagten ihr, dass Gefahr nahte. Sie konnte zwei Gestalten ausmachen, wahrscheinlich Menschen, aber eventuell auch nur Elfen. Na dann! Sie wartete bis der Feind in Sichtweite war, dann ging sie in Angriffsstellung. Sie kauerte sich auf den Boden. Aus den Augenwinkeln erkannte sie das es zwei Menschen waren. Sie rannten auf sie zu, mit gezogenen Schwertern. Ayana musste augenblicklich lachen. Sie schloss wieder die Augen, doch diesmal konzentrierte sie sic auf die Energie ihrer Umgebung. Früh schon hatte sie gelernt, einen Teil der für Attacken nötigen Energie aus der Umgebung abzuziehen. Nur noch drei Meter... Sie atmete tief ein. Noch zwei... Langsam erhob sie sich. Noch ein Meter... Sie breitete die Arme aus. Blitzschnell packte sie die Köpfe der Gegner und schmetterte sie aneinander. Einer der Menschen lies sein Schwert los und noch ehe es den Boden berührt hatte, hatte die Myr es in der Hand. Ihre Umgebung bewegte sich nur noch langsam. Das war ihr Geheimnis, die Möglichkeit die Zeit zu verlangsamen. Sie wirbelte herum und schlug dem ersten Menschen den Kopf ab, sie fing den Schwung ab. Den zweiten brauchte sie lebend. Die Zeit lief wieder normal. Der Mensch schaute sich verdutzt um, dann sah er seinen Kameraden neben ihm auf dem Boden, seinen Kopf nicht unweit entfernt. Bloße Angst spiegelte sich in seinen Augen wieder. "Bitte lasst mich am Leben!", wimmerte er. Sie konnte seien Panik förmlich spüren, aber egal wie stark sie in Versuchung gerat auch ihn zu töten, sie würde ihn noch brauchen. "Welches Datum haben wir?", das war die erste Frage die ihr einfiel. Er wirkte sehr verdutzt, daher antwortete er verdutzt: "Den ersten Tag des zehnten Jahrtausends." Wahrscheinlich hatte er zu viel Angst um sie zu fragen, wie sie auf solch eine Frage kam. Unwillkürlich klappte ihr Kiefer hinunter. Über achtzig Jahre... das konnte einfach nicht möglich sein, aber warum sollte der Mensch lügen? Weil er ein Mensch ist? Nein er hatte zu viel Angst vor ihr. Er hatte nicht gelogen. So viel wusste sie und genauso wusste sie was mit Atilée passiert war. Der Krieg hatte es vernichtet. Sie lies das Schwert sinken und gerade als der Mensch erleichtert ausatmete, er dachte sie wollte es fallen lassen, ließ sie es hochschnellen und durchbohrte ihn mit einem Schlag. Blut spritzte nach allen Seiten als er schließlich zu Boden ging. Plötzlich spürte sie eine schwarze Aura. Sie vergaß den Sterbenden und schaute gen Himmel. Was? Es war kaum zu glauben, Drachen flogen über der Stadt. Schwarze Feuerdrachen. Sie musste weg und zwar so schnell sie konnte. Schnell hob sie noch das zweite Schwert auf und rannte über den Marktplatz. Es war zu spät. Die Drachen hatten sie bemerkt. Es war ein ganzer Schwarm, ein gutes Dutzend. Vier ausgewachsene Tiere und der Rest Jungtiere. Sie sprintete auf eine Reihe Häuser zu, doch plötzlich tauchte ein dunkles Wesen vor ihr auf. Ayana war entsetzt. Ein Schattenwesen. Nun machte sich Panik in ihr breit. Das Wesen starrte sie an. Bitte lass mich am Leben! Plötzlich durchzuckte sie etwas. Die Schmerzen. Es waren die selben wie in ihrem Gefängnis. Feuer, das kein Feuer war. Gerade noch rechtzeitig begriff sie das es eine Vorahnung war. Sie sprang zur Seite und entging so knapp einer riesigen dunklen Flamme. Sie sah wie das Wesen sich im nächstem Moment in Staub verwandelte, dann flog der Größte der Drachen vorbei. Mensch Mädchen, LAUF! Sie lief so schnell sie konnte die Straße entlang, schlug einen hacken nach rechts und stand plötzlich vor einer Wand. Sie kniff die Augen zusammen. Nun ja... Was kommen muss, kommt... Plötzlich riss sie etwas zur Seite. "Sag mal, Mädchen, spinnst du?", schrie ihr jemand ins Ohr. Erschrocken riss sie die Augen auf. Um sie herum war es dunkel. Sie spürte nur wie jemand ihr Handgelenk umfasste, aber was sie mehr ängstigte war, dass sie nichts spürte. Nur die Drachen die sich wieder entfernten. Sie wollte sich losreißen, doch der Druck auf ihre Hand wurde größer. Wer auch immer ihr sozusagen das Leben gerettet hatte, er zog sie durch die Dunkelheit. Aber warum war es überhaupt plötzlich so dunkel geworden? In der Ferne schien es wieder heller zu werden. Sie befanden sich unter der Stadt, das wurde ihr nun schlagartig klar. Aber wie? Sie verstand es nicht. Ihr Retter, sie war sich ziemlich sicher das es sich um einen Mann handelte, zog sie weiter, bis er schließlich an einer Art Brunnen stehen blieb. Er ließ ihre Hand los und schaute sie eingehend an wie sie ihn. Er hatte eindeutig die Augen eines Menschen, aber den Körperbau eines Myr und scheinbar auch seine Fähigkeiten. Jetzt wusste Ayana was er war. Einer der wenigen Mischlinge zwischen Myr und Mensch. * Kreaturen Drachen, Schattenwesen und Dämonen waren nur einige der Kreaturen auf Aio. Drachen waren lange vor den Menschen und Myr entstanden, früher dienten sie beiden Rassen als Reittier, doch als im erstem Krieg viele Drachen wegen ihnen starben, wurden sie zum Feind. Die meisten griffen jedes Lebewesen an und nur wenige Drachenarten lebten noch mit den Myr. Die Evolution hatte viel Drachensorten zur Welt gebracht: - Schwarze, Rote und Bronzene Feuerdrachen - Silberne, Grüne und Blaue Himmelsdrachen - Blaue Wasserdrachen - Goldene und Braune Erddrachen Jede Art in ihrem zugehörigen Gebiet, doch manchmal geschah es das einige Feuerdrachen ihre Vulkane und Berge verließen und in den Wäldern nach Futter suchten, doch meist blieben sie in ihrem Gebiet. Nach den Drachen waren die Schattenwesen entstanden. Sie lebten vom Elend der Tiere und später vom Elend der Menschen und Myr. Sie waren kaum zu bekämpfen, aber meist war man sicher vor ihnen, denn sie versteckten sich zumeist im Untergrund. Töten konnte man sie nur durch ein geweihtes Schwert. Irgendwann waren schließlich die Vormenschen entstanden. Einige wurden von Schattenwesen entführt und so entstanden die Dämonen und Orks. Schreckliche entstellte Kreaturen, fähig sich fortzupflanzen, aber sterblich. Um ihnen das Leben auszuhauchen musste man ihnen nur den Kopf abschlagen. Mit den Dämonen tat sich eine weitere Rasse auf. Einige von ihnen kamen rein auf die Welt. Sie wurden von ihrem Volk verstoßen. Sie wuchsen heran zu einer reinen Rasse, den Elfen. Eigentlich Missgeburten und dennoch von ungesagter Schönheit und Anmut. Alten Legenden zufolge entstanden zur gleichen Zeit auch die Zwerge und Gnome, auch Missgeburten, doch die Natur wollte nicht ihren Tod und ließ auch sie zu einem Volk der Handwerker anwachsen. Und so entstanden durch innere Fehler immer wieder neue Rasse und Kreaturen! * Atilée: Untergrund "Ihr seid ein Mischling!?", eigentlich war es ja ehr eine Feststellung ihrerseits gewesen, doch er musste es als Frage aufgefasst haben, denn er entgegnete ihr verhältnismäßig aggressiv: "Ja, und! Problem?" Sie war sich nicht schlüssig was sie antworten solle. In ihrer Kindheit hatte man ihr neben Kampftechniken auch beigebracht, das Mischlinge Verbrecher waren, böse, wie die Menschen! Dennoch dieser Mischling hatte ihr das Leben gerettet, dessen wurde sie sich immer bewusster. "Nein... Nein natürlich nicht.", entgegnete sie daher zögerlich, "und Danke. Sie haben mir..." Er packte jäh wieder ihre Hand: "Woher willst du wissen das ich dir dein erbärmliches Leben gerettet habe? Vielleicht will ich ja auch nur meinen Spaß mit dir haben!" Sie wusste zwar nicht warum er das gesagt hatte, aber dennoch: "Wollt ihr nicht, das habt ihr doch gerade bewiesen und selbst wenn ihr es versucht hättet. Ihr wärt schneller tot als..." Wieder unterbrach er sie: "Dennoch hattest du vorhin Angst! Du konntest meine Aura nicht spüren, hab ich Recht? Erst als du bemerkt hast, dass ich ein Mischling bin, ist deine Angst verflogen. Ihr Myr seid ja so durchschaubar, was eure Angst angeht. Was ihr nicht erkennen könnt ist das was euch in Panik versetzt." Es war ein Schlag in die Grundfesten ihrer Erziehung. "Das ist nicht wahr!", schrie sie. "Ach wirklich? Eure Rasse ist mehr als ignorant. Menschen bekämpft ihr. Mischlinge nennt ihr schmutzig und andere Rassen gibt es für euch gar nicht. So lernt ihr es doch?" Sie spürte die Wut deutlich in sich aufsteigen, aber sie wusste auch das er Recht hatte. Immerhin war das einer der Gründe gewesen, weshalb sie ihre Familie verlassen hatte, aber dass gerade er als Außenstehender das sagte? Unglaublich. "Ja ihr habt ja Recht, aber nicht alle von uns sind so!", und sie wusste nur zu gut, dass dies der Wahrheit entsprach. Sie wusste es von sich selbst. Sie kannte die Ideale ihrer Rasse, doch viele hatte sie abgelegt. Er schien diese Antwort nicht erwartet zu haben. Er bemerkte das er ihre Hand noch immer festhielt und lies sie abrupt los. "Ihr seid eine der...", er schien ein passendes Wort zu suchen, "Verlorengegangen?" Dies war eindeutig eine Frage. Die Verlorengegangenen war die Bezeichnung für die Gruppe der Myr, die gegen den Krieg war. Zwar hassten sie die Menschen meist genauso, aber sie akzeptierten andere Rassen und hatten nicht die Überheblichkeit der meisten Myr. Ayana nickte und plötzlich musste sie schmunzeln. "Wir sollten das Thema ändern. Ihr habt mir das Leben gerettet, aber ich kenne euren Namen immer noch nicht.", alle Wut war nun wieder verschwunden. "Ich heiße S'Lah und du?" "Ayana." Die Reaktion auf ihren Namen hatte sie sich sichtlich anders vorgestellt. Er schaute sie leicht erschrocken an. "Aber nicht Ayana van Avasi, oder?" Wieder nickte sie bloß. "Aber du müsstest seit gut achtzig Jahren tot sein. Mein Urgroßvater, auch ein Verlorengegangener, hatte mir in meiner Jugend von dir erzählt. Einer Myr-Kriegerin, die zwischen den Fronten stand. Du sollst vor den Augen aller in Flammen aufgegangen sei, kurz nachdem du von einem Menschen verletzt worden bist." Sie kratzte sic an der Stirn, sicher war es s gewesen. Doch sie lebte! "Ich weiß leider nichts von einer Flamme, ich weiß nur das ich sehr lange starke Schmerzen aushalten musste, aber das ist egal, denn seid heute Nacht bin ich frei!" Ihr Blick wanderte nach oben zu dem Licht, welches von oben hineinschien. Es war einfach wunderschön. "Nun ja du lebst, dass ist doch die Hauptsache. Wahrscheinlich war jemand nicht sehr glücklich über eure Weltansicht oder jemand hat euch am Leben gehalten. Sicher gibt es einen Grund warum ihr ausgerechnet Heute wieder aufgetaucht seid, vor allem hier." * Die Verlorengegangenen Die Weltansicht eines Myr war ziemlich einfach. Sie an aller erster Stelle und dann die restlichen Lebewesen, an letzter Stelle der Mensch. Und dies wurde jedem Myr von frühster Jugend her eingebläut! Wer es nicht akzeptierte wurde verstoßen oder verschwand von selbst. Einige von ihnen verschwanden gemeinsam. Sie gründeten einen Bund, den Bund der Verlorengegangenen. So genannt, weil sie so schnell verschwunden waren, dass man dachte sie seinen für immer weg. Also verlorengegangen. Eine der führenden Mitglieder war Ayana van Avasi gewesen. Eine Frau die zwischen der Welt der Menschen und der Myr regelrecht hingerissen war. Kaum einer wusste um ihre Familiengeschichte. Die meisten der Myr waren nicht nur strenge Eltern, sie waren auch nie für ihre Kinder da. Es war interessant wie das den Hass der Kinder auf die Menschen nur verstärkte, dabei waren sie doch nicht Schuld an der schlechten Erziehung. * Atilée: Untergrund Ayana hatte sich an den Rand des Brunnens gesetzt. Sie ließ sich S'Lahs Worte noch mal durch den Kopf gehen. Er hatte Recht. Warum war sie heute zurückgekehrt? "Warum bist du eigentlich in Atilée," fragte sie ihn plötzlich. Eigentlich war es nur ein Gedanke gewesen, den sie aus Versehen laut aussprach. "War mir schon klar das die Frage noch kommt. Nun ja, da sich die großen Kaiser- und Königreiche nach dem letzten Krieg auflösten, herrscht Anarchie. Myr werden getötet ebenso wie Menschen, Elfen, und alle anderen Wesen. Die Ordnung geriet aus dem Gleichgewicht. Die herkömmliche Ordnung fehlt. Deshalb ist diese Stadt auch so zerstört, nachdem die Kaiserfamilie geflohen war, kamen Plünderer und Räuber und noch mehr von diesem Abschaum. Irgendwie bin ich hierher geraten. Ein Vater wurde vor einigen Jahren von einem Troll erschlagen, na ja ich habe dieses Miststück bis hier her verfolgt und dann tauchten die Drachen auf. Man komm vielleicht leicht in die Stadt aber die Drachen bewachen sie aufmerksam am Tag wie auch in der Nacht. Wir alle sind hier gefangen den raus geht es nur..." Sie wusste was er meinte, dafür brauchte er keine großen Worte, aber sie hatte damals eines über diese Stadt gelernt. Es gab geheime Gänge unter den Mauern hindurch. Gänge die von Schmugglern angelegt worden waren. "Es gibt noch ein paar andere Wege. Schmuggler haben sie vor viele Jahren angelegt." "Und woher weißt du das? Myr meiden doch meist große Städte." "Nun ja, ich hab mich immer für die Menschen interessiert und so bin ich einem Händler mal gefolgt. Sein Tunnel befand sich im Osten der Stadt, ich schätze irgendwo hier in der Nähe. Wir müssen uns nur genau umschauen, dann kommen wir schon hier raus." "Deinen Optimismus würde ich gerne haben, aber okay wir können es ja versuchen. Also gehen wir doch einfach an der Mauer entlang." Er deutete auf eine sichtlich verschmutzte Wand, die sich gut zwanzig Meter in die Höhe erstreckte. Eindeutig die Stadtmauer, "Aber vergiss die Schwerter nicht, hier tummelt sich so einiges rum." Er hatte Recht, beinahe hätte sie die beiden Schwerter vergessen, die sie vorhin unachtsam hatte fallen lassen. Sie stand auf und hob die Schwerter wieder auf. Dabei fiel ihr Blick wieder auf ihre Kleidung. Sie brauchte etwas richtiges zum anziehen. Er schien ihren Gedanken erraten zu haben. "Wenn du kurz wartest bringe ich dir was, oder nein besser, komm am besten gleich selbst mit." Er schaute sic kurz um und ging dann einen der vielen dunklen Gänge entlang, vorsichtig folgte sie ihm, bis er plötzlich vor einer Tür stehen blieb. "Eins mag ich ja an Atilée, die Geschäfte haben auch unterirdische Eingänge." Er drückte die Klinke hinunter, aber die Tür bewegte sich nicht vom Fleck. Dann halt doch mit Gewalt. Er machte einen Schritt von der Tür weg und stürzte sich dann auf sie. Die Tür gab nach und er krachte mit ihr zusammen auf den Boden. Ayana trat vorsichtig ein und half ihm hoch. Eines war klar, hier war schon seit Monaten niemand gewesen. Sie schaute in dem Dämmerlicht um und sah schließlich etwas am andere Ende des Raumes glitzern. Wie sie sich gedacht hatte. Ein Brustharnisch und er war wie für sie gemacht. Der Laden besaß alleine schon im unteren Teil eine Menge, überwiegend Waffen. Sie warf S'Lah nacheinander alle möglichen Schwerter, Dolche und sonstige Sachen vor die Füße. "Warte kurz hier ich geh nach oben, Waffen haben wir erst mal genug, aber ich habe immer noch nichts zum anziehen." Er musste unwillkürlich grinsen. Frauen, schoss es ihm kurz durch den Kopf, egal welche Rasse... Es dauerte nicht lange und Ayana tauchte frisch eingekleidet wieder auf. Sie schien auch irgendwo eine Bürste gefunden zu haben, denn ihr Haar hing nicht ehr in wilden Strähnen hinunter, sondern es fiel leicht über ihre Schultern. Nur das trockene Blut war immer noch an ihrer Schläfe zu sehen. Überhaupt sah sie jetzt ganz anders aus. Sie trug eine lange, dunkle Reiterhose, darüber einen Waffengurt. Obenrum trug sie nun ein langärmliges schwarzes Oberteil und den Harnisch hatte sie sich auch umgebunden und auf ihren Schulten lag ein langer schwarzer Umhang. Und wie es aussah hatte sie auch Stiefel gefunden. Wieder schwarz. Ob sie eine bestimme Schwäche für diese Farbe hatte? Vor ihm kniete sie sich hin und durchschaute den Waffenstapel genauer. "Wie konntest du da oben überhaupt etwas sehen?" "Na ja ein simpler Lichtzauber. Ungefähr so: Lumeare!" Plötzlich tauchte eine kleine Lichtkugel vor ihr auf. S'Lah wich überrascht zurück. Ein Myr der Magie beherrschte, davon hatte er noch nie gehört. Sie ließ die Kugel mit einer Berührung erlöschen und sah den Stapel weiter durch. Die zwei Menschenschwerter warf sie weg und nahm statt dessen ein Langschwert an sich, wie auch zwei Kurzschwerter. Eines davon ein geweihtes Drachenschwert, das andere ein gesegnetes Feuerschwert. Die Kurzschwerter steckte sie in die Schwertscheiden am Gürtel und dazu steckte sie noch zwei Dolche dazu. Das würde gegen jeden Gegner reichen. Sie sah kurz auf zu S'Lah, der etwas unsicher wirkte. Sie spürte die Frage die ihm durch den Kopf huschte... Wofür das alles? "Weil da noch einiges auf uns zu kommt. Vorahnung." Woher hatte sie seine Frage gekannt!? "Willst du es wirklich wissen? Ich kann manchmal Gedanken lesen oder auch nur erahnen. Ich weiß nicht gerade normal für einen Myr, aber es gibt immer Sonderlinge. Wir sollten los." Er schaute ihr tief in die Augen, dann wand er sich um. Sie gingen den Weg zurück zum Brunnen und liefen auf die Wand zu. An der Wand bog er dann nach links ab. Der Weg war nur schwach zu erkennen, aber man erkannte etwas. * Flucht Es dauerte nicht lange und Ayana blieb stehen. "S'Lah hier muss es sein." Ihr Hände fuhren über den Stein. Wo war der Ausgang denn nur? Plötzlich vernahm sie ein mechanisches Geräusch. Einer der Steine unter ihren Händen gab nach. Beide sahen, wie die Steine zur Seite gezogen wurden und den Weg und en Wald freigaben. S'Lah drängte sich an ihr vorbei. Ayanas Blick folgte ihm dabei dicht. Wo war eigentlich seine Waffe? Ihr waren schon seit der ganzen Zeit keine Waffen bei ihm aufgefallen. Nun stand er im Wald. Ayana kam schnell nach und sogleich verschloss sich der geheime Eingang wieder. "Und wo lang jetzt?," fragte sie etwas zögerlich. "Ich denke am besten wir...", er brach ab und starrte sie an, nein nicht sie, hinter sie. Schon spürte sie einen heißen Atem im Nacken. Sie hätte den Drachen eigentlich spüren müssen, aber sie war unachtsam gewesen. Dafür spürte sie ihn nun umso deutlicher. Ein Jungtier, knapp fünf Meter Flügelspannweite. Plötzlich sah sie S'Lah in die Luft springen. Etwas blitzte in seiner Hand auf. Ein Schwert. Ein Seelenschwert, daher also hatte sie an ihm kein Schwert bemerkt. Seelenschwerter trug man mit der Seele. Sie tauchten nur auf Wusch des Besitzers auf. Warum dauerte es so lange? Die Zeit, sie lief langsamer als sonst. Mischlinge beherrschten diese Attacke also auch. Instinktiv rollte sie sich nach vorne und sprang mit einer halben Drehung auf. S'Lahs hob das Schwert üben den Kopf und ließ es dann hinuntersausen. Die Zeit lief wieder normal und der Kopf des Drachen rutschte langsam ab, bis er den Halt verlor und nach unten fiel. Daraufhin sackte der Körper zusammen. Das Schwert verschwand und S'Lah winkte sie zu sich. "Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du ein Seelenschwert besitzt?" Ihre Stimme klang vorwurfsvoll. "Du hast doch nicht gefragt, oder?" Es ärgerte sie, dass sie so dumm gefragt hatte. Sie waren nicht mal Freunde. Sie schüttelte nur kurz den Kopf. "Wir sollten weiter. Am besten in Richtung Osten durch den Wald, aber wohin?" Sie wirkte ratlos. Sie hatte keine Familie und keine Freunde zu denen sie konnte und sie spürte das es ihm nicht viel anders ging. "Eine Möglichkeit wäre Telan. Die Stadt ist eine der wenigen die noch steht." Ayana verzog das Gesicht, wenn die Stadt noch stand, war sie sicher dicht bewohnt. Das würde heißen Menschen. Nein, es musste noch eine andere Möglichkeit geben. Angestrengt dachte sie nach, schließlich hatte sie eine Idee: "Ría in Scelus. Zu meiner Zeit war die Insel nahezu unbewohnt, das kann sich nicht stark verändert haben." "Nun ja und wie kommen wir da hin? Mit einem Segelboot?" "Nein nicht doch, aber durch ein magisches Portal, falls der Krieg das hier in der Nähe nicht zerstört hat. Es müsste nicht weit von hier entfernt ziemlich im Osten liegen. Wir wären in weniger als drei Tagen in Ría." "Na gut." Mehr als die Idee zu akzeptieren blieb ihm nicht, auch wenn er die Idee nicht wirklich guthieß. Immerhin teilten sich Scelus und Igneata diese Insel, ob sie das wohl wusste? Igneata hatte einen Teil von Scelus nach dem Krieg an sich gebunden. Leider blieb ihm keine Wahl. "Worauf wartest du noch?", sie stieß ihm leicht in die Seite, "da müssen wir lang." Sie deutete auf einen dunklen Waldpfad. Er schaute noch mal zu dem Drachen und dann sah er etwas was ihn leicht beunruhigte. "Geh schon mal vor." Sagte er abwesend zu ihr, dann schritt er zu dem toten Tier. Er stieß den Kopf zur Seite und besah seinen Nacken genauer. Dort war ein großes handgroßes Zeichen eingebrannt. Unerwarteter Weise tauchte Ayana neben ihm auf. Ihr Blick verriet das sie das Symbol richtig deutete oder gar kannte. Kurz sah es aus, als wolle sie etwas sagen, doch schon drehte sie sich weg und ging auf den Pfad zu. S'Lah überlegte kurz ob er etwas sagen sollte, entschied sich aber es sein zu lassen. Wahrscheinlich war es besser so. Er rannte ihr nach und wurde kurz hinter ihr wieder langsamer. Der Weg war dicht mit jeglichen Gesträuch bewachsen und man tat sich schwer halbwegs schnell hindurchzukommen, aber irgendwie schaffte man es doch. Am Himmel sank die Sonne immer tiefer... * Erinnerungen Während sie so den Weg entlang lief, waren ihre Gedanken auf eine Reise zurück in der Zeit... "Dieser Krieg wird uns nichts bringen und auch sonst niemandem!" Wütend schlug Ayana auf den Tisch. Ihr gegenüber ein hochgewachsener Krieger. "Und wieso sollte er uns nichts bringen? Wir brauchen weder die Menschen noch die anderen Myr und das weißt du doch auch!" Sie sah die Wut in seinen Augen aufblitzen, aber das war ihr egal. "Denk doch nicht so radikal, dass hast du früher auch nicht getan!" "Ja eben früher, Ayana, früher... Aber das ist lange her! Die Welt hat sich verändert! Wir sind verstoßen von unserer Rasse und die Menschen jagen uns!" Niedergeschlagen schaute sie auf den Boden und lies sich auf einen der freien Stühle fallen. Sie fühlte sich schwach. Kein Wunder sie hatte seit drei Tagen nicht geschlafen. Sie schaute auf: "Du hast dich auch verändert." "Menschen verändern sich!" Seine Antwort war so kalt gewesen. Sie ballte die Faust. "Du bist aber kein Mensch, du bist ein Myr! Ob du willst oder nicht!" Beide hatten schwer damit zu kämpfen, nicht die Beherrschung zu verlieren. "Ich weiß wer ich bin, aber manchmal mache ich mir Gedanken, ob du weißt, wer du bist." Er hatte ja Recht. Sie hatte es nie geschafft sich jemandem zugehörig zu fühlen, dennoch verletzte es sie, dass ausgerechnet er das zu ihr sagte. Er hatte gewonnen. Dieses Mal! Tränen stiegen ihr in die Augen. Er sah wie seien Aussage sie mitnahm. Er zog einen Stuhl heran und setzte sich vor sie. Behutsam umfasste er ihre Hände... * Portal Jäh wurde sie aus der Erinnerung gerissen. S'Lah hatte etwas gesagt. Fragend schaute sie ihn an. "Was?" Er bemerkte schnell, dass sie ihn nicht verstanden hatte. "Ist das," er deutete auf eine kleine Ebene unter ihnen, "dein Portal?" Jetzt erkannte sie warum er fragte. Da unten waren riesige Gruppen von Kriegern. Leider waren sie zu weit weg um das Symbol auf dem Banner zu erkennen. Sie sah wie nach einander die Männer in dem Portal verschwanden. "Ich hätte nicht gedacht, dass Igneatas Truppen hier sind.", erwähnte S'Lah plötzlich. Igneatas Truppen? "Ich dachte die Mächte haben sich aufgelöst?" "Nun ja überwiegend, aber Igneata scheint wieder an Kraft und Macht zu gewinnen." "Woher weißt du das?" "Der Drache, Igneata hat es geschafft einige Feuerdrachen unter Kontrolle zu kriegen. Sie werden meist als Späher verwendet. Mit den Zeichen kennzeichnen sie die Drachen." Ayana drückte sich die Hand vor den Mund. Sie hatte das Zeichen erkannt, aber in einem anderen Zusammenhang. Es war sein Zeichen. Er hatte es verwendet. Ein Ring mit den altaionischen Zeichen für "Et comerea au telis dec lesivat geneo celis" (Und der Tag wird kommen, an dem die Götter uns den Sieg schenken.) Im Inneren des Ringes war der heilige Berg mit dem ewigen Feuer abgebildet zusammen mit einem Drachen und der Sonne. Vielleicht hatte er einen Weg gefunden den Krieg zu überleben. Sie nahm die Hand vom Mund und suchte einen Weg, auf dem sie zu der Ebene gelangen konnten. Bis zur Ebene waren es nur knapp zwanzig Meter, aber sie würde das Risiko eines Sprunges nicht eingehen. Es musste doch noch einen Weg geben. "Wir könnten ja ins Wasser springen," schlug ihr Begleiter vor. Ayana wusste was er meinte. Nicht weit weg war ein Wasserfall der in einem größerem See endete. "Warum nicht," dachte sie laut. Immer noch besser als nichts. Zusammen gingen sie langsam bis zu dem Fluss, der sich in die Tiefe ergoss. Achtsam schaute sie in die Tiefe. Eigentlich war so ein Sprung nicht gefährlich, vor allem nicht für sie, aber der Gedanke, dass er noch leben könnte, machte sie unruhig. Er kann nicht mehr leben... Achtzig Jahre waren zu viel, er müsste uralt sein, aber wer wusste das schon bei ihm so genau. Ohne lange zu warten stellte sie sich an eine Stelle neben dem Fluss, weit unter das schäumendes Wasser. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, weitete sie die Arme und ließ sich fallen. Sie genoss die Luft, die sie sanft umströmte und dann das kaltes Nass. Sie tauchte tief und begann schnell den Druck auf den Ohren zu spüren. Sie öffnete die Augen, dicht neben ihr tauchte S'Lah auf. Sie schloss wieder die Augen und lies die Umgebung auf sich wirken. Langsam wurde ihre Luft knapp, doch sie wollte noch nicht nach oben. Es war so schön, sie fühlte sich frei. Frei schwebte sie durch eine unbekannte Welt. Es war so schön. Am liebsten würde sie für immer hier bleiben. Der Druck wurde größer. Sie war zu schwer. Sie öffnete den umhang und ließ ihn fallen, dann lies sie das Schwert, dass sie immer noch hielt, los. Sie stieg wieder, aber zu langsam. Wenige Züge reichten aus um sie zu retten. Kaum durchbrach ihr Kopf die Wasseroberfläche, atmete sie tief ein. Über ihr verschwanden die letzten Sonnenstrahlen. Nicht mehr lang und die Dunkelheit würde sie verschlingen. Sie sah sich nach S'Lah um, der jäh neben ihr auftauchte. Sie gab ihm ein Zeichen und beide schwammen aufs Ufer zu. Sie waren nun nicht mehr weit von den Kriegern entfernt. Sie mühten sich aus dem Wasser und das so leise wie nur möglich. Zwar war beiden klar, dass sie mehr als gut kämpfen konnten, aber man sollte sein Schicksal nie herausfordern. Ayana überkam ein leichtes frösteln. Sie war sich nichts sicher ob sie einfach nur Angst hatte oder ob es der kalte Wind war. Achtsam krochen sie regelrecht durch das Unterholz bis zwischen ihnen und dem Tor nur noch gut zehn Meter lagen. Ratlos schaute S'Lah sie an. Was nun? Sie konnten es versuchen, immerhin kannte sie die Formel für die Aktivierung des Portals, aber was wenn man ihnen folgen sollte? Irrsinn, warum sollten sie uns folgen? Sie musste da durch. Vorbei an mindestens drei Dutzend Kämpfern und das waren nur die, die zwischen ihnen und dem Portal waren. Eine gute Hundertschaft war um das Portal verteilt. Es war machbar, aber sie war unschlüssig. Sie ließ das Sichtbare hinter sich und konzentrierte sich nur noch auf die Energie der Welt. Augenblicklich drehte sie den Kopf zu ihrem Gefährten und flüsterte ihm leise ins Ohr: "Es sind überwiegend Myr und Mischlinge, wir könnten es schaffen, aber ich kann für nichts garantieren." Er legte seien rechte Hand auf ihre Schulter. "Wir werden das schaffen!", sprach er leise zu ihr, dann lies er sein Schwert erscheinen. Sie nickte bloß zog die beiden Schwerter, wenn auch zögerlich, tief im Inneren wusste sie, dass das eine schlechte Idee war. Er verließ als Erster den schützenden Dickicht und schlich hinter einigen der Myr entlang. Ayana folgte ihm lautlos... Sie tötete die Gegner so wie es ihr vor vielen Jahren beigebracht worden war. Anschleichen, schnell und lautlos töten. Die Dunkelheit kam ihr dabei zu gute, aber ebenso, dass die Myr und Mischlinge sich sicher fühlten. Langsam wurde ihr bewusst, dass es einfach zu einfach ging. Myr spürten den Tod. Normalerweise... Irgendetwas ging hier vor. Nur was? Sie hatte schon einmal einige Myr überfallen und damals war sie nur knapp wieder entkommen, denn die Myr hatten gemerkt, dass ihre Leute umgebracht wurden. Ehe sie sich dann versah war sie von gut zehn Myr umzingelt gewesen, doch diese hier schienen das entweder nicht zu spüren oder sie... Ayana dachte angestrengt nach. Die einzige Möglichkeit war letztlich, die Einfachste. Man wusste die ganze Zeit schon, dass sie da waren, sollte das stimmen, warum griff man sie nicht an. Vielleicht ist das ja eine Falle? Aber niemand weis, dass du hier bist! Sie halten dich für tot! Sie machte S'Lah ein Zeichen zum Sturm nach vorne. Sie rannten geradewegs auf das magische Portal zu und keiner schien sie aufhalten zu wollen. Die Gegner ignorierten sie. Keiner von ihnen rührte sich, obwohl sie gut sichtbar waren. Sie waren da, mitten im Portal. Man konnte die magische Aura spüren. "Lymirium portis gerea Scelus oc!", schrie sie und schon verschwanden sie in einem Wirbel. Im ersten Moment spürte sie die eisige Kälte des Strudels, aber dies war normal. Es dauerte einen Augenblick, dann waren sie da... * Scelus Sie sah sich langsam um. Tatsächlich das Land sah immer noch so aus wie beim letzten Mal. Ihr Gefährte trat an sie heran: "Das ist also Scelus. Schön." Doch sie nahm seine Worte kaum wahr. Sie vertrieb jede Erinnerung die mit diesem Land verbunden war. Schließlich seufzte sie auf: "Wir sollten weiterziehen. Je eher wir in Ría sind, desto besser." "Ähm, Ayana?" Sie drehte sich zu ihm um und schaute ihm fragend entgegen. "In ein paar Stunden wird es hier dunkel werden. Wir sollten einen Quelle oder zu mindestens einen Bach suchen. Und du hast sicher Hunger, oder?" Sofort musste sie grinsen, ja er hatte Recht. Sie konnte sich nicht daran erinnern seit damals etwas gegessen zu haben und jetzt merkte sie auch das unangenehme grummeln ihres Magens. "Du hast Recht." Sie sah sich kurz noch mal genauer um. "Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es da hinten in dem Wald ein See und sicher auch einige Fische." Der Wald, den sie meinte, lag vielleicht gut zwei Meilen entfernt. "Gut das du dich hier auskennst, also los." Die Hälfte der Strecke gingen sie ohne ein Wort zu wechseln, bis S'Lah es schließlich nicht mehr aushielt. "Das Zeichen auf dem Nacken des Drachenkopfes. Du hast mir noch nicht gesagt woher du es kennst?" Ayana blieb kurz stehen. Mit einem Mal war ihr Blick eiskalt: "Nur zu gut." "Was soll das denn jetzt heißen?" Sie ging wieder weiter. "Ich kenne den Erfinder dieses Zeichens. Es stammte aus der Zeit vor dem Krieg." "Du kennst den Erfinden?" Seine Stimme drückte bestürzen aus. Er kannte die Geschichte dieses Zeichens leider nicht ausreichend. Bis jetzt hatte er gedacht, dass dieses Symbol nach dem Krieg erdacht wurde, als Sinnbild für das Reich Igneatas. Sie fasste sich mit der rechten Hand an die Stirn. "Nun ja, ja! Wieso fragst du mich eigentlich so was?" "Weißt du wer Igneata regiert?" Sie schüttelte den Kopf:"Nein aber ich weiß wer es vor dem Krieg darüber geherrscht hat, also wird es wahrscheinlich einer seiner Nachkommen sein." Sie bekam es nicht übers Herz seinen Namen auszusprechen. Er schmunzelte: "Dann scheine ich mal mehr zu wissen als du. Sein Name ist Leas van..." "...Generes," vervollständigte sie ihn. Dann schlug sie die Hände vor den Kopf. "Nein," rief sie laut aus, "das darf doch nicht wahr sein." "Ayana?" S'Lah sah sie besorgt an: "Du kennst ihn also wirklich?" Sie beruhigte sich langsam wieder: "Natürlich, aber er müsste doch längst tot sein! Selbst wenn er den Tod nicht im Krieg gefunden hat." "Er ist ja jetzt auch schon seit bald einhundert Jahren auf dem Thron. Gerüchte sagen es ist ein Zauber, der ihn nicht altern lässt. Aber was auch immer er sieht nicht älter als 30 aus und er soll äußerst stark sein." Die Kriegerin starrte in den Himmel. Er lebt... Ich kann ihn rufen... Schnell verschlug sie diese Idee. "Du scheinst ihn mehr als zu kennen!", riss S'Lah sie aus ihren Gedanken. Ayana spürte eine plötzliche Hitze in ihrem Gesicht. "Nein, nein.", antwortete sie schnell. Es war wie eine kleine Rettung das sie den Wald erreicht hatten. Hinter ihnen lag die Ebene auf der sie angekommen waren und vor ihnen die Finsternis des Waldes. Die Sonne sank immer weiter gen Horizont. Nicht mehr lange und die Dunkelheit würde sich breit machen. Sie eilten einen kleinen Trampelpfad entlang bis sie vor einem See stehen blieb. "Warum hast du mich gerade angelogen?" Woher... "Ich habe dich nicht angelogen!" "Ach ja? Komm, deine Gestik und Mimik vorhin hat gezeigt das du ihn mehr als nur kennst, also erzähl schon." Sie ließ die Schultern hängen. War es wirklich so offensichtlich?? "Gut du hast gewonnen, ich werde es dir erzählen, versprochen , aber erst mal sollten wir einen Schlafplatz suchen und etwas zu essen besorgen. Am besten du übernimmst das mit dem essen ich such den Schlafplatz und mach ein Feuer." Nachdem sie S'Lah so vorgeschickt hatte, schaute sie sich nach einem guten Schlafplatz um. Sie schaute nach oben. Die Bäume waren voll belaubt und weit verzweigt. Sie wären ein gutes Versteck. Ihr war es egal wo sie schlief, Hauptsache es war sicher. Sie suchte nach einem geeignetem Baum und fand ihn auch bald. Vorsichtig kletterte sie nach oben. Ja sie hatte eine gute Wahl getroffen, in gut 20 Fuß Höhe fand sie ein großes Loch im Baum. Der Platz würde für ihn und sie reichen. Der Baum war ziemlich groß, er maß mindestens 14 Fuß im Durchmesser und war gut 200 Fuß hoch. Einfach riesig. Sicher war dieser Baum sehr, sehr alt. Sie sprang nach unten und landete weich auf dem Boden. Sie machte sich daran möglichst frisches Holz für ein Feuer zu suchen und es dauert nicht lange bis sie einen kleinen Stapel zusammen hatte. Zur gleichen Zeit kam auch S'lah zurück. "Und wo werden wir schlafen?" Sie deutete zu dem Baum: "Nicht weit oben ist ein Loch im Stamm, es wird für uns reichen. Es wird zwar nicht sonderlich bequem aber es ist sehr sicher und hast du was zum Essen?" Er hielt ihr zwei mittelgroße Fische vors Gesicht. "Nun das wird reichen." Sie schichtete ihr Holz auf und entzündete es mit einem Feuerzauber. S'Lah spießte die Fische auf zwei Stöcke und reichte einen Ayana um ihn über dem Feuer zu grillen. "Du wolltest mir doch was erzählen!", bemerkte er als sie gerade schaute ob ihr Fisch schon gar sei. Sie seufzte: "nun ja ich habe es dir ja versprochen... * Vergangenheit Es begann zu meinem fünfzehnten Geburtstag. Ich verließ über Nacht mein Dorf, ich hatte meine Familie und ihre Ideale satt. Wochenlang zog ich durchs Land, getrieben von Neugier. In dieser Zeit habe ich mir jegliches Wissen um die Menschen erworben. Ich fand sie interessant und verstand nicht ganz warum man sie so hasste. Ich erkundete ihre Städte und die alten Ruinen im Süden. So vergangen einige Jahre und schließlich gelangte ich nach Igneata. Es zog mich zurück zu meiner Rasse. Ich hatte gemerkt wie intolerant die Menschen doch waren. In mir wuchs der gleiche Hass für sie heran wie bei jedem Myr, doch ich kämpfte dagegen. Mit achtzehn erreichte ich Ignea, mein Wissensdurst hatte mich da hin getrieben. Die Stadt war bekannt als Hochburg des Bösen. Gemieden von den meisten Myr und allen Menschen, dafür tummelten sich da massenweise Dämonen und Schattenwesen, aber natürlich auch einige Myr und Mischlinge. Ich schaffte es mich bis in das Schloss zu schleichen, dann lief ich dummerweise einem Schattenwesen über den Weg. Ich hatte nur ein normales Kurzschwert, also keine Chance. Ich war noch so jung und so voller Angst. Ich lief schreiend davon und sozusagen Leas in die Arme. Die Wesen wagten es nicht ihm zu nahe zu kommen. Er wirkte keineswegs verwundert oder so, es war als wüsste er wer ich bin. Ich war mehr als verwirrt und gleichzeitig gefesselt von der Aura die ihn umgab. Er war ein Myr, aber noch etwas war da, dass spürte ich. Es dauerte einen Moment bis ich meine Fassung wieder erlangte, doch schon in dem Moment kam ein Trupp Dämonen an. Sperrt sie in den Kerker befahl er ihnen und drehte sich weg. Diese Scheusale schleiften mich durch das ganze Gemäuer und warfen mich am Ende in eine kleine stinkende Zelle. Die ersten Tage waren der reinste Horror. Mir war kalt und ich hatte Hunger. Jeden Morgen, kam ein junger Myr vorbei und brachte mir einen Krug Wasser. Nun ja es war wenigstens etwas. Ich war schon dicht am aufgeben. Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten und wurde zeitweise ohnmächtig. Nach gut zwölf Tagen hörte ich mitten in der Nacht Schritte. Ich drehte mich zu der Tür. Draußen war ein Grunzen zu vernehmen. Wieder Dämonen, aber noch etwas. Diese Aura. Ich konnte mich kaum noch konzentrieren. Ich merkte wie die Tür geöffnet wurde und dann stand er plötzlich vor mir. Er warf mir ein Stück Brot zu. Ich hob es auf und schaute es nachdenklich an. Es ist nicht vergiftet, aber iss es langsam. Ich dachte erst ich hätte mir das eingebildet, doch ich vertraute darauf. Ich habe sicher über eine Stunde Lang an dem Brot gegessen, dann spürte ich wieder langsam Kraft in meinen Gliedern. Warum bin ich hier eingesperrt? Es war die erste Frage die mir in den Kopf kam und noch bevor ich sie aussprach, hörte ich seine, inzwischen bin ich mir sicher das es seien Stimme war, Antwort in meinem Kopf. Du bist einfach in meinem Schloss rumgeschlichen, aber vielleicht waren die Tage hier unten einem kleinen Mädchen wie dir eine Lehre. Ich spürte die Wut in mir aufsteigen und schon hatte ich meinen Dolch, man hatte nicht einmal versucht mir die Waffen abzunehmen, in der Hand. Ich schleuderte ihn auf den Mann der mich eben beleidigt hatte und er hätte ihn auch getroffen, wenn Leas nicht plötzlich die hand erhoben hätte. Der Dolch prallte einfach an seiner Hand ab und fiel klirrend zu Boden. Ich war bereit mein Schwert zu ziehen, doch dann lachte er plötzlich. Das kleine Mädchen scheint ja Mut zu haben, aber denk lieber nicht einmal daran dein Schwert zu benutzen, du wärst... Ich konnte mir das einfach nicht gefallen lassen und schrie ihn an "Ich bin kein kleines Mädchen! Schon lange nicht mehr! Und wenn ich weiterhin hier gefangen sein soll dann such ich lieber den Kampf, auch wenn ich dabei sterben sollte!" Seltsamerweise schien ihn das beeindruckt zu haben. Noch am gleichen Tag kam ich frei, doch schon eine halbe Tagesreise von Ignea entfernt, zog es mich wieder dahin zurück. Ich wusste nicht was ich machen sollte. So beschloss ich weiter zu üben um eines Tages dem damals für mich Unbekannten entgegen zutreten. So vergingen weitere vier Jahre und ich erreichte meine Volljährigkeit und somit die letzten Kräfte meiner Rasse. Zusammen mit dem magischen Grundwissen, welches ich mir zudem aneignete. Fast einen Monat darauf stand ich wieder vor Igneas Stadttor. Da ich auch gelernt hatte meine Gedanken gezielt an eine Person zu richten, rief ich ihn. Ich musste glücklicherweise nicht lange warten und er stand wieder vor mir. "Aus dem kleinen Mädchen ist ja eine richtige Frau geworden!", stellte er überrascht fest. Es war das erstemal das er mit mir auf die normale Weise sprach. "Und was willst du hier?" "Ich weiß es nicht." Zu dieser zeit wusste ich es wirklich nicht, ich war einfach meinem Gefühl gefolgt. Ich zog mein Schwert. "Du willst also kämpfen. Willst du deinem Leben wirklich schon so früh ein Ende setzen?" In diesem Moment war es mir nicht möglich etwas zu antworten, ich war wie gelähmt. Ich nahm nur noch die Energie um mich wahr. Die Energie die ich zu mir zog. Er wirkte in diesem Moment sehr verwirrt, doch schließlich erschien ein schwarzes Schwert ins seinen Händen. Er schüttelte den Kopf, doch genau das war der Moment der Unachtsamkeit auf den ich gewartet hatte. Ich sprang in die Luft und ließ einen kleinen Teil der Energie in mein Schwert fließen. Die Wucht des Schlages hätte sicher gereicht um einen Stein zu spalten, doch er hatte schnell reagiert und mir seinem Schwert abgeblockt. "Flamera!", murmelte ich und schon schossen Feuerbälle auf ihn zu, doch wieder half ihm sein Schwert. Es war als würde es das Feuer einfach absorbieren. Noch wollte ich nicht den Rest der Energie freisetzen. Er hätte sie vielleicht selbst aufgenommen, immerhin ist er auch ein Myr, oder aber er hätte sie einfach abgeschmettert. Ich musste auf den richtigen Moment warten. Ich schmetterte noch einige Zauber auf ihn, doch er schien davon ziemlich unbeeindruckt. Ich habe einmal gelernt, wenn du gewinnen willst, muss dein Feind dich unterschätzen. Irgendwann schien es ihm zu reichen und er schlug zu Gegenangriff. Ich konnte seinem Schwert einige Male nur knapp ausweichen, doch dann kamen auch noch Schockzauber dazu, dann merkte ich das er die Umgebungsenergie zu sich zog. Das war der richtige Zeitpunkt. Ich ließ die Energie mit einem Mal frei. Sogar die Schlossmauern schienen zu erzittern und ihn haute es um. Ich hatte fast alles hergegeben und war kaum noch in der Lage gerade zu stehen. Ich schleppte mich bis zu dem Fleck an dem er lag. Scheinbar ohnmächtig. Ich beugte mich über ihn um zu sehen ob er überhaupt noch lebte, dann riss er plötzlich die Augen auf, trat mit seinem Fuß gegen mein Bein und schon lag ich auf dem Boden. Es dauerte keinen Augenblick und er war über mir. "Ich schlage vor wir lassen das als unentschieden durchgehen," sagte er schließlich und half mir beim aufstehen. Gleich darauf bot er mir den Posten eines Generals an. Die Zeit verging und wir kamen uns Zeitweise näher. Ob ich wollte oder nicht ich hatte mich in ihn verliebt. Durch die Stelle als General, sah ich ihn sehr oft und eines schönen Tages kam er zu mir und erzählte mir von seiner Idee, einen Krieg gegen Menschen und Myr zu führen. Ich war sprachlos. Immer wieder versuchte ich ihn davon abzubringen, aber es half nichts. Schließlich konnte ich nicht mehr, ich musste gehen. Ich verschwand Mitten zu den Vorbereitungen für die Schlacht. Ich wusste nicht wen ich um Hilfe bitten sollte, doch schließlich traf ich auf die Verlorengegangenen. Ich flehte sie an mir zu helfen und das taten sie auch. Zusammen griffen wir einige seiner Stellungen an. Meiner Meinung nach waren wir sogar ganz gut. Leas schien uns allerdings nicht als Gefahr wahrzunehmen, denn er schickte nie einen Trupp los. Ich merkte das die erste große Schlacht auf die er abzielte vor uns lag. Dann war dieser Tag plötzlich da. Wir fanden uns alle in der Ebene von Telan ein, doch obwohl wir den Menschen dort eigentlich helfen wollten, bekämpften sie uns. Die meisten konnten fliehen, doch einige wurden gefangengenommen, darunter leider auch ich. Man wollte mich köpfen, die Menschen dachten ich sei einer der Verantwortlichen für die Angriffe auf sie und ihre Städte. Ich wurde vor die Menschen geführt und schon erkannte ich eine vermummte Gestalt in mitten der Masse. Ich wusste nicht wieso er da war, aber ich würde ihm nicht die Gelegenheit geben bei meinem Tod zu zuschauen oder mein Leben retten zu lassen. Ich schloss die Augen und zog die Energie aus meiner Umgebung ab, dann ließ ich die gesamte Energie frei. Der Mann der mir den Kopf abschlagen wollte wurde regelrecht zerfetzt. Dann spürte ich einen Befehl in meinem Kopf "Los" und schon kamen mehrere Krieger herbei. Seine Männer. Ich schnappte mir von einer der ohnmächtigen Wachen das Schwert und sprang in die Menschenmenge. Mein Ziel war es mich zu Leas vorzukämpfen und dem ein Ende zu setzen. Und ehe ich mich versah stand ich vor ihm. Er grinste. "Ich habe dich erwartet," hatte er gesagt. Doch dann machte sich entsetzen auf seinem Gesicht breit. Ich spürte nur diesen höllischen Schmerz in meinem Bauch. Mit letzter Kraft sah ich noch einmal kurz zu ihm auf. Er murmelte etwas und ab da habe ich keine Erinnerung." Bedrückt senkte sie den Kopf. Er schaute sie mit einer Mischung aus Mitleid und Bedrücken an. Er kam zu ihr hinüber und legte seinen Arm um ihre Schultern. "es ist wie als wäre es gestern gewesen, ich verstehe nicht was mich da so lange gefangen hat." S'Lah dachte angestrengt über eine Möglichkeit nach: "Wäre es möglich das er dich dahin verbannt hat, weil du ihm im Weg warst?" * Gefahr Ayana schüttelte den Kopf. "Nein das wäre nicht seine Art." Sie nahm ihren Fisch, der schon leicht angebrannt war und biss hinein. "Und warum hasst er die Myr und die Menschen?" Sie seufzte: "Sein Stamm hat ihn verstoßen, weil er anders war. Sie hatten Angst vor ihm. Der alte Herr von Igneata hat ihn dann weiter aufgezogen. Und später kam dann in ihm der Hass auf die, die ihn verstoßen hatten. Die Menschen hasste er einfach so. Er ist auch nur ein Myr." "Klingt logisch, aber warum ein Krieg?" "Es ging weniger um die Vernichtung von Mensch und Myr, eher ging es um Macht. Davon war er schon immer besessen gewesen." Sie verspeiste ihren Fisch zu ende und warf die Gräten ins Feuer, wo sie unter der Hitze zerfielen. Inzwischen war der Himmel nahezu schwarz und nur die Sicheln der zwei Monde boten etwas Licht. "Wir sollten zu Bett. Ich werde die erste Wache übernehmen, dass erscheint mir sicherer." Beide kletterten auf den Baum und S'Lah legte sich in die Baumhöhle, während Ayana etwas höher kletterte und sich auf einen dicken Ast setzte. Von hier aus hatte sie einen mehr als guten Blick auf den See und die Pfade die hier her führten. Es dauerte nicht lange und schon erschienen die anderen zwei Gestirne am Himmel und tauchten die Umgebung in ein sanftes Licht. Es war so ruhig. Sie merkte wie die Müdigkeit sie langsam überkam. Und schon war sie gefangen von ihren Träumen, aber es währte nicht lange, denn etwas weckte sie. Sie schaute sich genaustens um. Der erste Mond war inzwischen schon wieder verschwunden, aber die anderen drei spendeten genügend Licht. Sie suchte alles ab, auch mit ihren Kräften, aber es war nichts da. Sie schaute zu S'Lah. Sie würde ihn für seine wache wecken und dann richtig schlafen können. Sie kletterte hinunter und weckte ihn vorsichtig: "S'Lah, du bist dran." Er gähnte leicht und schon war er zu ihrem Beobachtungsposten emporgeklettert. Ayana legte sie in die kleine Höhle und schon war sie wieder eingeschlafen. Nicht ihr Gefährte sondern das zwitschern der Vögel weckte sie. Sie gähnte herzhaft und setzte sich erst mal hin. Die ersten Sonnenstrahlen waren am Himmel zu sehen. S'Lah war nicht mehr an seinem Platz, vielleicht war er auf der Suche nach Nahrungsmitteln, aber sie war sich nicht sicher. Ich sollte mich erst mal baden gehen. Sie kletterte vom Baum hinab und schritt auf den kleinen See zu. Sie suchte nach einer halbwegs geschützten Stelle und entledigte sich dort ihrer Kleidung. Anschließend sprang sie in das kalte Nass. Sie schwamm ungefähr bis zur Mitte des Sees und schaute gen Himmel. Inzwischen hatte dieser ein intensives Morgenrot angenommen und vereinzelt hingen Nebelschwaden über dem Wald. Es war ein bezaubernder Anblick. Sie schwamm wieder zurück ans Ufer und wusch sich mit Hilfe einiger Gräser, die am Ufer wuchsen, den Dreck vom Körper. Als sie sich schließlich halbwegs sauber fühlte stieg sie aus dem Wasser. Ein plötzlicher Windstoß lies sie erschaudern und schnell sammelte sie ihre Sachen auf. Es war nicht wirklich einfach glitschnass in die Hose zu kommen, aber irgendwie schaffte sie es schließlich. Sie hatte sich gerade ihr Oberteil übergestreift und die Stiefel zugebunden, als wieder das seltsame Gefühl, welches sie schon in der Nacht gehabt hatte, sie überfiel. Es blieb ihr keine Zeit mehr den Harnisch umzulegen, sie konnte gerade noch den Waffengurt um die Hüften legen, dann spürte sie das was ihr Angst machte. Es waren mindestens zwanzig Drachen und jede Menge Orks. Sie fluchte leise in sich hinein. Es war ja klar gewesen, man war ihnen gefolgt. Und wo war S'Lah. Sie schickte eine Gedankenbotschaft an ihn, aber es gab keine Antwort. Sie sah wie der erste Drache über dem Wald auftauchte. Er war schwarz und gut fünfzig Fuß lang. Und er war nur gut eine viertel Meile entfernt. Sie war zwar halbwegs bewandert was Drachen anging, aber sie hatte nie gegen einen kämpfen müssen. "Ayana, was?", S'Lah kam aus dem Gebüsch zu ihrer rechten hinausgerannt. Er schaute auf zu dem Drachen, der für einen Moment in der Luft zu schweben schien. Sie sahen wie sich sein Bauch blähte. Ihnen blieb nichts weiter übrig, als sich auf die Seite zu werfen, zum Wasser war es zu weit. "Protecta!", schrie die Kriegerin, um wenigstens ein schwaches Schutzschild aufzubauen. Im nächsten Moment waren sie von Flammen umgeben und knallte auf den Boden, sie spürten zwar die Hitze, aber sie wurden nicht verletzt. "S'Lah, wir müssen in den Wald!", rief sie und sprintete regelrecht zur retteten Baumgrenze. "Du weißt das hier auch noch Orks rumstreifen, oder?" "Ja, aber die kommen aus der Richtung des Portals, wir sind...", sie schnaufte, "auf dem direkten Weg nach Ría." Sie spürte das die Drachen ziemlich nah hinter ihnen waren, aber sie griffen nicht an und versuchten auch nicht sie zu überholen. "Diese Monster warten wahrscheinlich darauf, dass wir wieder zu der Ebene gelangen.", rief sie und stolperte im gleichen Moment fast über eine Wurzel, die sich über den Boden schlängelte. Obgleich sie ziemlich ausdauernd war, merkte sie das dieses rennen ihr langsam auf die Lungen schlug. Jeder Atemzug brannte. Vor ihnen wurde es heller. Was jetzt? Kurz bevor sie den Dickicht durchbrachen, kam Ayana die rettende Idee. S'Lah einige Meter weiter links gibt es einen Fluss. Wenn wir ihn erreichen können wir so vielleicht den Drachen entkommen. Sie sprach ihn mit Absicht nur gedanklich an, für den Fall das jemand sie belauschte. Sie machten einen Hacken nach links und liefen weiter. Die Drachen folgten ihnen weiter. Dann hörten sie es, das Tosen des Flusses. Gleich darauf sahen sie ihn, gut fünfunddreißig Fuß breit. "Jetzt!" Beide sprangen und wurden mitgerissen. Die Drachen schienen erst einmal irritiert und spuckten Feuer auf die Stelle, and er sie ins Wasser gesprungen waren. Das Wasser war weitaus kälter als das am See und die Strömung war so stark, dass sie kaum über Wasser bleiben konnte. Wieder und wieder schluckte sie Wasser und spuckte es dann hustend wieder aus. So ging das eine Weile, bis plötzlich eine starke Hand nach ihr fasste und sie aus dem Wasser zog. Ein starker Husten überkam sie. Langsam bekam sie wieder richtig Luft. Sie ließ sich auf den Rücken rollen und erst jetzt wurde sie sich der neuen Gefahr bewusst. Ein Ork hatte sie aus dem Wasser gezogen. Noch ehe dieser reagieren konnte, hatte sie ihr Schwert erhoben und ihm den Hals aufgeschlitzt. Sein Blut spritzte auf sie und tränkte den Boden. Sie sprang auf und schaute sich um. Wo war nur S'Lah? Sie suchte die Umgebung ab, aber fand nichts, nur einige Orks und zwei Myr. Diese waren allerdings weit genug entfernt. Weit entfernt konnte sie die Umrisse von Ría sehen, der Fluss hatte ihr mindestens einen Tag erspart. Hätte ich doch bloß ein Boot. Wieder musste sie an S'Lah denken, wahrscheinlich hat die Strömung ihn noch nicht freigegeben oder... Nein diesen Gedanken konnte sie nicht zu Ende führen. Sie schaute sich die Leiche des Orks genauer an. Sie drehte ihn um und betrachtete den Nacken. Wieder sein Zeichen... Sie schüttelte den Kopf. Sie musste weiter, sie könnte bis zum nächsten Morgen in Ría sein, wenn sie sich beeilen würde. Nach einer stundenlanger Wanderung, die Sonne hatte schon längst ihren Höchststand hinter sich gelassen, erreichte sie einen Abhang. Das hab ich ja ganz vergessen. Vor ihr fiel der Boden gut hundert Fuß ab, nicht ganz steil, aber trotz allem gefährlich, und auf der anderen Seite führte die Steinwand wieder nach oben. Dazwischen lag ein ausgetrocknetes Flussbecken. Sie erinnerte sich an eine Brücke, aber sie war sich nichts sicher ob diese überhaupt noch existierte. Es war einen Versuch wert. Sie lief am Abhang entlang weiter in Richtung Westen. Inzwischen verflog die Zeit wie im Flug. Es war als würden ihre Beine laufen ohne das sie wussten wohin. Der Himmel nahm wieder seine rote Färbung an und das erste der vier Gestirne ging auf. In regelmäßigen Abständen hatte sie einen Ruf nach ihrem Gefährten gesandt, aber bis her war nichts zurückgekommen. Ihre Hoffnung, dass er noch lebte, sank immer weiter. Wäre er tot gewesen, wäre es ihre Schuld gewesen, redete sie sich ein. Es war ihre Idee gewesen hier her zu kommen. Hör endlich auf mit diesem Selbstmitleid, sagte sie sich endlich und versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Nur wenn sie ihre Sinne nicht blockierte, hatte sie eine Chance zu überleben. Da sie inzwischen die Brücke im Blickfeld hatte musste sie extrem vorsichtig sein. Sie wusste das mehrere Myr und Mischlinge hier waren, sie konnte es förmlich riechen, genauso wie deren Reittiere. Was wollen die nur alle hier, die sind doch sicher nicht wegen unserem kleinen Angriff gestern hier, oder? Wenn sie doch bloß einen Tarnzauber beherrschen würde oder wenigstens einen Betäubungszauber. Sie zog schon einmal vorsichtig ihr Schwert um jederzeit angreifen zu können. Sie verlangsamte ihr Tempo und versuchte Deckung hinter vereinzelten Büschen zu finden. Es war nur eine Frage der Zeit bis man sie entdecken würde, dessen war sie sich bewusst und kaum hatte sie dies Gedacht, bemerkte sie das sich zwei Reiter schnell näherten, wenn sie es gegen die beiden schaffen würde, könnte sie sich ein Pferd nehmen. Jetzt konnte sie die Reiter sehen, ein Myr und ein Mensch, bewaffnet bis an die Zähne. Sie trugen jeweils zwei Schwerter, eine Armbrust und einen Sperr mit sich. Ayana brauchte noch etwas Zeit, sie brauchte genügend Energie um die Zeit nahezu stehen zu lassen. Die Reiter kamen immer näher. Die Kriegerin blieb stehen und zog auch noch das zweite Schwert. Sie war mehr als bereit für einen Kampf. Kaum eine Armspanne von ihr entfernt blieben die Reiter stehen. "Na los, greift mich schon an!", sie wollte nicht länger warten. Ehe sie sich versah standen die beiden vor ihr. Einer von ihnen nahm seinen Helm ab. Ayana ließ die Schwerter fallen und schlug sich die Hände vor den Mund. Das konnte nicht wahr sein. "Jonar, ihr lebt?", sie starrte ihn an. Der Mann ihr gegen lächelte. "Ayana van Avasi, es ist schön euch gesund zu sehen! Wir suchen euch schon seit eurer Wiederkehr." Stand wirklich der Anführer des hohen Rates vor ihr? Er sah aus wie beim letzten Mal. Sie war skeptisch: "Woher soll ich wissen, dass es wirklich ihr seid?" Er sah immer noch recht fröhlich aus: "Ayana, wer denn sonst? Leas weis nicht das ihr frei seid und ohne uns wärt ihr nicht frei gekommen. Ein mächtiger Zauber hat euch in der Zwischenwelt festgehalten." "Eine Zauber? Zwischenwelt?" Sie verstand nicht was er meinte. "Ich bitte euch mitzukommen, wir werden euch alles erklären. Bitte!" Sie merkt deutlich, dass er die Wahrheit sprach. Sie nickte. "Aber wohin?" "In unser Reich." "Das Reich des Himmels?" Nun nahm auch der Zweite Mann seinen Helm ab. "Herr, feindliche Truppen nähern sich aus Nordosten und Westen. Wir müssen los." "Ayana, seid ihr beriet?" Wieder nickte sie und lauschte den Worten. Schnell fasste er nach ihrer Hand. ...imeamus es... Blendend helles Licht umgab sie und im nächsten Moment stand sie auf einem Platz. Der Boden bestand aus weißem Marmor und über ihnen strahlte ein blauer Himmel. In der Luft lag der süße Duft von Blumen. Sie war noch nie hier gewesen, dennoch kannte sie diesen Ort. Vor vielen Jahren hatte sie ein buch gelesen, in dem viel über den legendären hohen Rat stand. Dieser Rat lenkte seit Urzeiten das Zeitgeschehen auf ihrer Heimat. Jonar kannte sie noch aus ihrer Jugend, sie waren Freunde gewesen, doch dann verschwand er. Später erfuhr sie, dass er in den Rat gewählt worden war. Der Rat war zusammengewürfelt aus den klügsten Menschen der Welt. Die Mitglieder wählten alle fünfzig Jahre neue Mitglieder. Es war ein einfaches system und mehr als nur genial, aber warum hatte man sie hierher gebracht. Dies war eigentlich nicht erlaubt, soweit sie wusste. Es musste also wichtig sein. Hatte man sie gewählt? Nein sicher nicht. "Ayana, folgt mir bitte. Ihr werdet dann gleich den Grund für eure Befreiung erfahren." Jonar, der bis dahin ihre Hand gehalten hatte (wahrscheinlich, weil er sie sonst nicht hierher hätte bringen könne.) wies auf ein großes Gebäude, welches von Säulen umgeben war. Es ähnelte stark einem Tempel war allerdings um ein weites größer. Der andere Mann schritt ihr voraus und sie mit Jonar folgten ihm, wobei Jonar immer noch ihre hand hielt. "Jonar, ihr könnt meine hand getrost loslassen, ich lauf schon nicht weg." "Ayana, verzeiht mir, aber der Schutzzauber hier würde euch vermutlich töten, wenn ich euch hier auf dem Platz loslassen würde. In dem Gebäude wurde er extra für euch und einige andere aufgehoben. Habt vertrauen in uns." Andere? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)