Am Set der Horror-Thrillers von abgemeldet (Kyokos Traumurlaub?!) ================================================================================ Kein Zurück ----------- Ich glaube, dieses Kap wird immer mein Lieblingskap bleiben... Ich hätte nie gedacht, dass ich so viele Kommis bekomme, also vielen Dank (besonders an alle, die regelmäßig schreiben!)!!! Kyo_Soma -------------------------------------------------------------------------------- Yashiro wurde von dem leisen Vibrieren seines Mobiltelefons aufgeschreckt, das neben seinem Handtuch auf seiner Tasche lag. Er ließ sich in den Sand fallen, griff danach und nahm ab. Weder Ren noch Kyoko nahmen Notiz von ihm. "Yashiro?" Die Stimme am anderen Ende der Leitung ließ Yashiro innerlich fluchen. Es war der Präsident, Rory Takarada. Warum muss der gerade jetzt anrufen? Er hat echt ein Händchen dafür, immer in diesen Momenten anzurufen und zu stören. Dabei hat er schon letztes Mal genau dann angerufen, als die zwei gerade weg waren... "Hallo, Yashiro, seien sie gegrüßt! Wo sind sie gerade, am Meer?" "Nun ja, schon aber, was wollen sie? Gibt es ein Problem?" "Nein, nein, ich wollte nur fragen, ob alles glatt läuft? Ich meine auch wegen diesem Fuwa... Kyoko-chan hat ja dieses Problem mit ihm..." "Ich habe nichts bemerkt. Wenn das alles war, dann tschüss." "Haaaalt! Warum so eilig? Oder sollte ich gerade einen ungünstigen Moment erwischt haben?" "Nun ja..." druckste Yashiro herum. "Was?" "Eigentlich nicht, aber doch." "Ich weiß zwar nicht, was sie meinen, aber ich möchte gerne noch Mal meine Schützlinge sprechen! Kann ich Kyoko-chan ans Telefon haben?" "Ahaha... Sie ist gerade... nicht verfügbar... um es mal so auszudrücken..." Er spähte zu Ren und Kyoko hinüber, aber sie schienen gerade etwas entrückt. Inzwischen hatte Ren einen kleinen Schritt auf sie zu gemacht... Wer hätte gedacht, dass der selbstsichere Ren so unglaublich zurückhaltend war... Am liebsten hätte er ihm einen kleinen Schubs gegeben, aber andererseits war das vielleicht nicht der richtige Augenblick. Immerhin schien wenigstens die letzte Szene nun gesichert zu sein. Er seufzte erleichtert. "Yashiro! Was ist hier los! Dasselbe haben sie mir schon beim letzten Mal gesagt, da stimmt doch was nicht! Dann will ich wenigstens Ren noch mal sprechen!" "Nun ja..." "Sagen sies nicht. Er ist gerade nicht verfügbar, stimmts? *grummel*" "Nun ja..." "Und wo sind die beiden, wenn ich fragen darf, und keine Ausflüchte bitte!" "Um ehrlich zu sein... sollten sie sich das vielleicht besser selbst ansehen." Er legte auf und photographierte die Szene mit seinem Photohandy, um gleich darauf das Bild an den Präsidenten zu verschicken. Exakt zehn Sekunden später klingelte sein Handy wieder. "Warum haben sie das nicht gleich gesagt!? Jetzt wird mir alles klar, Yashiro-san!" "J-ja?" "Ich will alles wissen! Jetzt!" "Wa... wie bitte?" "Sie haben richtig gehört." "Aber..." "Kein "Aber"! Ich will jetzt wissen, was das zu bedeuten hat!" Der Präsident lief aufgeregt in seinem Büro auf und ab, während Yashiro zögerlich zu berichten begann. Plötzlich öffnete sich die Tür und seine Enkelin Maria platzte herein. Das hat mir gerade noch gefehlt! "Hallo, Maria-chan...Nein, ich meine nicht sie, es ist nur gerade meine Enkelin hereingeschneit. Also?" "Lassen sie sie das bloß nicht wissen!!!" "Was soll ich nicht wissen?" (Ren-Fan) "Nichts meine Kleine, nichts... also wie geht's weiter?" Maria sah ihren Großvater beleidigt von unten an, dann lief sie um den Schreibtisch herum und aktivierte mit einem triumphierenden Lächeln die Lautsprechertaste. "...und jetzt stehen sie schon seit einer Viertelstunde im knietiefen Wasser und träumen vor sich hin... So habe ich Ren wirklich noch nie gesehen..." Maria sprang entsetzt auf und versuchte dann, ihrem Großvater den Telefonhörer aus der Hand zu reißen. "Was? Was ist mit Ren, was macht er mit einer fremden Frau!? Oh nein, mein geliebter Ren! Großvater, was geht da vor sich!?" "...ich glaube, Ren weiß selber nicht, was er will... Ich bin ja Mal gespannt, was sie in der letzten Szene anstellen werden..." "Großvaaaateeeeeeer!" "Sei still, Maria-chan, ich erzähl dir ja gleich alles!" "Hallo?" "Jaja, ich bin noch dran, aber Maria-chan hat mitgehört... Also dann, auf wiederhörn..." Yashiro steckte das Handy erleichtert in die Tasche seiner inzwischen trockenen Shorts und seufzte. Was hatte er bloß getan. Und was würde der Präsident jetzt anstellen, bestimmt nichts Gutes... Noch dazu hatte Maria-chan, die Ren über alles verehrte, mitgekriegt, dass er ganz offensichtlich gerade mit einer anderen Frau flirtete. Yashiro grinste. Da würde sich die Kleine wohl entscheiden müssen. Immerhin war die "fremde Frau" ihre Lieblings-onee-chan Kyoko... Ren war ratlos. Er hatte schon unendlich viele Filmszenen gedreht, bei denen er mit irgendwelchen Frauen an irgendwelchen romantischen Orten stand und meistens endete der Film kurz darauf. Er hatte nicht vor, irgendeine dieser Filmszenen in die Realität umzusetzen, aber er musste feststellen, dass es ihm ohne Drehbuch wohl irgendwie an Erfahrung mangelte... Ich weiß, dass ich mich jetzt entscheiden muss. Wenn wir erst wieder auf dem Weg nach oben sind, oder wenn Yashiro uns daran erinnert, dass es Zeit für die Besprechung ist, wird es zu spät sein. Aber ich weiß einfach nicht, was ich will... Ich will gerne in ihrer Nähe sein... und je länger ich hier stehe, desto stärker wird dieser Wunsch, aber... wie wird sie reagieren... nach allem was passiert ist... Ich weiß nicht mehr, wie ich zu ihr stehe. Sie ist meine Schauspielpartnerin. Die beste, an die ich mich erinnern kann... aber sie ist gleichzeitig ein fester Bestandteil meines realen Lebens... Sie ist diejenige, die sich um mich kümmert. Jeden Morgen, wenn ich die Augen öffne, weiß ich, dass sie gerade in der Küche steht und Frühstück macht. Und ich weiß, dass ich seit diesem einen Abend an nichts anderes mehr denken kann als an ihre Hand, die meine festgehalten hat... aber ist es richtig? Er konnte im Augenwinkel sehen, dass sie Sonne fast untergegangen war. Kyoko wusste nicht, was mit ihr geschah. Sie war unsicher, so vollkommen verunsichert, dass sie am liebsten endlich diese stille Erwartung gebrochen hätte. Sie musste entscheiden, ob sie lieber einen Schritt nach vorne oder einen Schritt zurück gehen wollte. Seit wann war es schon so? Seit wann schon... dachte sie jede Sekunde über diese Frage nach? Egal, was sie tat, unterschwellig überlegte sie, was sie in genau dieser Situation tun würde. Es war ein balancieren auf Messers Schneide. Er war ihr Spielpartner. Er war ihr Vorbild. Ihr Konkurrent. Und derjenige, der sie auffangen würde, wenn sie fiel. Aber war er noch mehr? Sie wusste, dass der Augenblick gekommen war, sich diese Frage zu stellen und konnte doch keine Antwort finden. Sie dachte an das aufregende Gefühl, das sie erfüllt hatte, als sie mit ihm Hand in Hand durch die Dunkelheit gelaufen war. Sie dachte an die Wärme, die schon wieder von ihr Besitz ergriffen hatte. Aber sie zuckte trotzdem zurück. Er war der beste Schauspieler Japans. Er war erwachsen. Und trotzdem war in diesem Moment nur er selbst, das spürte sie. Sie konnte sehen, dass in seinem Innern ein Kampf tobte, dessen Ausgang noch ungewiss war. Er trat noch ein Stückchen näher. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um in sein Gesicht zu sehen. Yashiro sah auf die Uhr, stellte fest, dass es langsam Zeit wurde, sich auf den Weg nach oben zu machen, wenn sie nicht zu spät zu der Besprechung kommen wollten und packte seinen Laptop ein. Dann schüttelte er sein Handtuch aus und legte es sorgfältig zusammen. Als er sich sein T-Shirt übergezogen hatte, drehte er sich um. Kein Zurück. Ren schloss die Augen und zog sie an sich. Es war wie ein Sturz ins Bodenlose. Alle Anspannung war verschwunden, er fühlte nur noch ihre Wärme und ihre Nähe, sodass alles andere unscharf wurde und verschwand. Er konnte nicht loslassen und spürte, wie sie die Umarmung erwiderte. Sie konnte ganz deutlich seinen Herzschlag hören, seinen Atem spüren. Alles war in Aufruhr. Sie hatte die Augen geschlossen und ließ sich fallen. Ganz einfach. Unendlich schwer. Sie war nicht zurückgewichen... Alles war anders gekommen, als sie geplant hatte und doch... fühlte es sich so richtig an... Wie etwas, das sie schon zu lange vergessen hatte. Er hielt sie fest, ohne Fragen, ohne Worte. So fest, dass sie das Gefühl hatte, er würde nie wieder loslassen. Und doch kam es ihr viel zu kurz vor, als plötzlich der Blitz eines Photoapparates durch die aufkommende Dunkelheit schnitt und sie wieder in die Gegenwart zurückkatapultierte. Er trat einen Schritt von ihr weg und zog seine Arme zurück, mit einem Mal erinnerte sie sich daran, dass sie immer noch im Wasser stand, dass Yashiro am Strand auf sie wartete. Dass sie zu spät zur Besprechung im Haus des Regisseurs kommen würden. Sie blickte Ren fest in die Augen. "Ich bin gespannt, was uns gleich erwartet. Was uns in der letzten Szene erwartet. Ich werde mein bestes geben. Egal, was es ist... Weil ich jetzt weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann." Ren streckte wie zur Antwort die Hand aus - und sie schlug ein. Allerdings ließ sie auch nicht los, als sie zum Ufer zurückrannten, von dem aus Yashiro ihnen schon hektisch zuwinkte und ihnen zurief, dass sie sich doch endlich Mal beeilen sollten. "Ich lauf schon Mal los und denk mir eine Ausrede für eure Verspätung aus, aber kommt bitte schnellstens nach!" Mit diesen Worten rannte Yashiro davon und verschwand hinter dem Felsen. Kyoko stopfte einfach all ihren Kram in die Tasche und wickelte sich nur noch schnell den Rock um die Hüften, dann lief sie Ren hinterher, der in einiger Entfernung auf sie wartete und die linke Hand ausstreckte. Sie griff zu und dann rannten sie Hand in Hand den Strand entlang, nur ihre Fußstapfen zurücklassend. Ren konnte wesentlich schneller laufen und so war sie froh, von ihm mitgezogen zu werden, ansonsten hätte sie schon auf halber Strecke schlapp gemacht. Sie fühlte sich wie eine Teenagerin (ist sie ja auch!), die gerade etwas völlig Verrücktes ausgefressen hatte. Und plötzlich brach ein Lachen aus ihr hervor, das so befreiend wirkte, dass auch Ren angesteckt wurde und sie völlig atemlos schließlich die Ansiedlung erreichten. Im Haus des Regisseurs brannte Licht und laute Stimmen drangen durch die offene Tür in die Nacht hinaus. Sie waren zu spät. Kyoko zog sich im Laufen noch ihr T-Shirt über, Ren hatte sich schon seine langen Sachen wieder angezogen als sie noch mit ihrem Zeug am Strand beschäftigt gewesen war. Sie bereitete sich innerlich schon auf eine Standpauke vor, als Ren ihre Hand losließ und sie völlig außer Atem versuchten, einigermaßen gesittet einzutreten. Als Ren mit einem entschuldigenden Gentleman-Lächeln eintrat, ein bisschen abgehetzt sah er schon aus und das Hemd klebte ihm am Körper, was die weibliche Hälfte der Anwesenden ungemein zu faszinieren schien und Kyoko mit einem ebenso bedauernden Lächeln ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich, wurde es plötzlich still in dem großen Raum, der trotzdem ziemlich überfüllt war. Der Regisseur löste sich aus der Menge und musterte sie eingehend. Dann musterte er Yashiro. "Yashiro-san!" Yashiro trat verlegen nach vorne. Der Regisseur betrachtete die wirklich sehr lockere Freizeitkleidung Yashiros abschätzend, dann musterte er Kyoko, deren Frisur nicht vorhanden war und die nur langsam wieder zu Atem kam, zum Schluss studierte er Ren eingehend, der inzwischen wieder vollkommen ruhig dastand, in seinem schweißnassen Hemd. "Yashiro-san, sind sie sicher, dass sie nur eben 50 Meter von ihrer Wohnung zu dieser hier gelaufen sind?" Yashiro warf den beiden einen hilfesuchenden Blick zu. Für was waren die denn Schauspieler? Ren lächelte freundlich und begann, zu erklären. "Nun ja, vielleicht hat Yashiro es ja falsch erklärt, aber ja, wir waren bis vor zehn Minuten noch Daheim. Allerdings wurden wir durch einen wichtigen Anruf davon abgehalten, schneller hier zu sein. Deshalb haben wir Yashiro-san vorausgeschickt, der uns entschuldigen sollte. Es gibt keine Kleidervorschrift, also haben wir uns nichts dabei gedacht, so zu erscheinen." Koenji Sato war schon zu lange als Regisseur tätig, um diese fadenscheinige Ausrede selbst einem so guten Schauspieler wie Ren abzukaufen. Da sie jedoch mit der Ankunft der beiden Hauptdarsteller endlich komplett waren, und er endlich die letzte Szene offenbaren wollte, beließ er es dabei, obwohl er nur zu gerne gewusst hätte, wo sie wirklich gesteckt hatten. Vermutlich am Strand, zumindest ihren sandigen und noch dazu bloßen Füßen und den unordentlichen, verwuschelten Haaren nach zu urteilen. Dabei wirkte Ren Tsuruga wie jemand, der niemals zu einem wichtigen Termin zu spät kam... Aber wer konnte es ihm schon verdenken? Mit seinem Manager und seiner hübschen Mitbewohnerin, die noch dazu seine Schauspielpartnerin war, an den Strand zu gehen und die Zeit zu vergessen... Es sei ihm verziehen... "Also gut, meine Herrschaften. Dann bitte ich sie um Aufmerksamkeit, denn jetzt wird endlich die lang ersehnte letzte Szene dieses Films enthüllt werden. Zu diesem Anlass habe ich ein kleines Special von unserem Storyline-Team entwickeln lassen. In der Animation, die sie gleich auf der großen Leinwand dort drüben sehen werden, wird die letzte Szene genau so dargestellt, wie sie nach Drehbuch geplant ist. Nun denn..." Er drückte auf eine Taste an der Fernbedienung, die er aus der Tasche gezogen hatte und gespannte Stille legte sich über die Versammlung. Yashiro drückte ihnen jeweils ein Glas eisgekühlte Cola in die Hand und gesellte sich zu ihnen als der Bildschirm zum Leben erwachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)