Am Set der Horror-Thrillers von abgemeldet (Kyokos Traumurlaub?!) ================================================================================ Die Geschichte vom Fliegen -------------------------- So, eins meiner Lieblingskaps... Ich liebe eine solche Atmosphäre... fast wie ein Traum... Ich freue mich so sehr über die vielen Kommis, dass ich ständig am hochladen bin, denn geschrieben hab ich schon noch ein bisschen mehr (*verlegen grins*)! Also vielen vielen Dank und schreibt ruhig weiter! Viel Spass mit Kap 12, Eure Kyo_Soma ------------------------------------------------------------------------------- Kyoko setzte sich auf den Boden und ließ die Beine baumeln. Ren starrte sie einen Moment fassungslos an, dann setzte er sich stumm neben sie. Er hätte nie gedacht, dass er so schnell die Antworten auf seine Fragen bekommen würde. "Als ich klein war, habe ich in einem Ryokan gelebt, in der Nähe von Kyoto, die Mutter meines besten Freundes brachte mir alles bei, Kochen, Haushaltsdinge, alles, was die Leiterin eines Ryokan so wissen muss. Denn damals war es so geplant, dass ich Shotaro heirate und das Ryokan übernehme. Ich hätte damals nichts lieber getan, doch nach der Mittelschule beschloss er plötzlich, nach Tokyo zu gehen, um dort eine Karriere als Pop-Sänger zu machen. Und nur zu gerne warf ich alles hin und habe ihn begleitet." Sie schwieg einen Moment und Ren versuchte, diese Informationen mit den Erinnerungen zu verbinden, die er noch aus dieser Zeit hatte. Er hatte von all dem nichts gewusst. Er hatte nur gewusst, dass Kyokos Traumprinz Shotaro war. "Nun ja... es ist geradezu lächerlich, was ich tat. Ich habe Tag und Nacht für ihn geschuftet, während er heimlich die Highschool besuchte und seine Ausbildung im Showbiz genoss. Dabei hat er selbst genug verdient..." Sie lachte, doch Ren konnte den schmerzhaften Unterton heraushören. Er musste ihr viel bedeutet haben. "Und schließlich habe ich ihn aus Versehen gehört, wie er seiner Managerin erzählt hat..." Sie brach ab und schluckte. Ren spürte, dass es schwer war für sie, ihm das zu erzählen. Er wünschte, er hätte gewusst, wie man sich in so einer Situation verhielt, aber er wusste es nicht. Das letzte Mal, dass er einen Freund getröstet hatte lag schon Jahre zurück und er erinnerte sich nicht mehr daran. Ihre Stimme klang hohl als sie weitersprach. "Er sagte, ich sei nur ein langweiliges Mauerblümchen, das er als Dienstmädchen mitgenommen hat." Kyoko konnte nun die Tränen nicht länger unterdrücken. Sie wusste nicht, wieso es so schwer war, diese Geschichte jemandem zu erzählen. Ren fühlte, wie die Erkenntnis sich langsam in seinem Kopf ausbreitete. Rache. Er verstand mit einem Mal, warum Kyoko niemals aufgegeben hatte. Er verstand plötzlich, weshalb es ihr so wehtat, obwohl sie immer so tat als sei sie darüber hinweg gekommen. Derjenige, dem sie ihr Leben zu Füßen gelegt hatte, hatte sie fallen lassen wie ein Instrument, das seine Brauchbarkeit verloren hatte. Er hatte das Gefühl, zum ersten Mal einen Blick in Kyokos wahre Gefühle werfen zu können. Sie hatte geschauspielert, sie hatte es gehasst, neben diesem Menschen herlaufen zu müssen und dennoch hatte sie so getan, als wäre sie die freundlichste Person der Welt, nur um sich fair rächen zu können, nur um auf den richtigen Augenblick warten zu können. Natürlich war sie nicht auf ihn losgegangen. Er selbst fühlte sich plötzlich dumm und schwach, weil er sich so hatte gehen lassen, während sie standhaft blieb. Kyoko konnte die Tränen nicht stoppen. Sie liefen ungehindert ihre Wangen hinunter und tropften leise auf den Felsen, im nächsten Moment waren sie verschwunden und hinterließen nichts als Schmerz in ihrem Herzen. Sie spürte ganz deutlich seine Gegenwart und trotzdem konnte sie nicht aufhören, obwohl er jetzt sah, wie schwach und hilflos sie manchmal war. Was würde er jetzt denken? War es die richtige Entscheidung gewesen, ihm diese alte Geschichte anzuvertrauen. Er war der erste, dem sie so vertraut hatte, aber war es richtig gewesen? Sie wischte sich über die Augen, doch es war zwecklos. Sie starrte ins Wasser, das unverändert weit unter ihren Füßen rauschte. "Manchmal hat man das Gefühl, es wäre viel leichter, sich einfach fallen zu lassen, nicht wahr?" Seine Stimme klang ungewöhnlich warm und sie grub ihre Fingerspitzen in den Staub. "Dabei ist es viel leichter, einfach davonzufliegen. Denn wenn man vor dem Abgrund steht, kann man sich nur noch an all das Schreckliche und Schmerzhafte erinnern, was einem zugestoßen ist. An all die Rückschläge und zerbrochenen Freundschaften. Und das Vertrauen, das man in die falsche Person gesteckt hat. An all die Täuschungen." Yashiro trat hinaus auf die Veranda. Er wusste nicht, was gerade geschah, er wusste nicht einmal, wo Ren gerade war. Doch er spürte sehr genau, dass Kyoko ihn gefunden hatte. Er trat zurück in die Wohnung und ließ sich in einem Sessel sinken. Er nahm das Drehbuch vom Tisch und begann gedankenverloren, darin zu lesen. "Aber wenn du dich vor den Abgrund stellst und dir vornimmst, auf die andere Seite zu gelangen, ganz egal, wie weit sie entfernt sein mag, dann wird jemand kommen und dir seine Flügel leihen, damit du für ihn auf die andere Seite fliegst und ihm von dort drüben zuwinken kannst." Kyoko lauschte seinen Worten. Es klang so fremd, so garnicht nach dem Ren Tsuruga, den sie kannte. Es klang eher wie jemand anderes, den sie einmal gekannt hatte, wie eine ferne Erinnerung, doch der Gedanke verschwand wieder, bevor sie ihn fassen konnte. Er sah sie an. Die ganze Zeit hatte er den Blick zum Horizont gewandt, doch jetzt sah er sie von der Seite an. Ihre Tränen glitzerten, während sie ihr Gesicht hinunter rannen. Wie damals. Nur dass sie jetzt erwachsen war. "Du musst dich entscheiden, was du möchtest. Wenn du lieber fallen möchtest, werde ich dich nicht aufhalten. Ich weiß nur noch nicht, ob ich dich nicht im Fall abfangen werde." Er blickte wieder zum Horizont zurück und irgendwie schien sein Selbst gerade dort hinten zu schweben, das was zurückblieb war ein Junge. Ein junger Mann, der gerade mehr fand als nur ein kleines Märchen, das er einer Bekannten erzählte. Er fand gleichzeitig ein Stück von sich selbst, das er noch nicht entdeckt hatte. Oder vielleicht hatte er es nur verdrängt? Sein Blick wanderte wieder zurück zu ihr. Sie hatte die Knie angezogen und weinte immer noch. Ihre hellen Haare wehten ihr ins Gesicht. Sie war zum Fliegen geboren. "Wenn du aber fliegen willst... dann werde ich dir meine Flügel leihen... damit du mir von drüben zuwinken kannst. Damit ich selbst ein bisschen fliegen lerne, genauso wie heute Morgen, als du über uns alle hinweg geflogen bist und mich mitgerissen hast. Jetzt möchte ich dieses Gefühl nicht mehr verlieren... Du hast mir die Freiheit gezeigt... und ich nehme dieses Geschenk dankend an." Kyoko hatte vergessen zu atmen. Diese Worte hatten sie so überrascht, dass sie sich noch nicht sicher war, ob sie träumte oder wach war. Ihre Augen wurden klar und langsam verebbten ihre Tränen. Jemand hatte sie nur durch seine Stimme weggewischt. Sie sah auf und sah dieser Person endlich in die Augen. Ren erwiderte den Blick, ungewiss, was als nächstes passieren würde. Er konnte nur diese Augen sehen, diese klaren Augen, in denen ein kleiner Funken Lebendigkeit aufleuchtete. Und er war unendlich erleichtert zu sehen, dass in diesen Augen auch wieder eine kleine Entschlossenheit stand, die für einen schrecklichen Moment verschwunden war. Kyoko lächelte. Vorsichtig, wie als hätte sie ihr Gegenüber gerade erst kennengelernt. Schüchtern. Ren lächelte ebenfalls, dieses warme Gefühl stahl sich ganz unbemerkt in seine Augen und in seine Seele. Er fühlte sich ein bisschen verwirrt. Zum einen irgendwie traurig, so traurig, dass er am liebsten das Gesicht in den Händen vergraben würde um seine Tränen zu verstecken. Und zum andern so glücklich, dass er sich wünschte, dass die Zeit stehen bleiben würde. In Kyokos Erinnerungen war ein Bild dazu gekommen. Dieses Bild zeigte einen Ren, der glücklich aussah. Sein warmes Lächeln hatte sich ganz fest in ihren Kopf eingegraben und strahlte dort vor sich hin. Es strahlte so sehr, dass ihr ganz warm und hibbelig zumute wurde. Sie sah hinauf in den Sternenhimmel, sie hätte sie am liebsten alle gezählt, all diese silbernen funkelnden Lichter, die auf sie hinabsahen. Und dann stand sie auf und ging ein paar Schritte weg von der Klippe. So als wollte sie Anlauf nehmen, um abzuspringen und davonzufliegen. Aber sie blieb stehen. Sie hatte den Blickkontakt nicht gebrochen. Ren stand langsam auf. Er ging unsicher ein kleines Stück auf sie zu, Kyoko tappte von einem Fuß auf den anderen. Plötzlich stolperte sie über einen Stein, Ren trat einen Schritt vor. Und dann hielt er sie plötzlich an beiden Armen fest. Sie hatte automatisch die Hände ausgestreckt, um den Sturz abzufangen und stand nun direkt vor ihm. Sie spürte, dass sie rot wurde und legte ihre Hände vorsichtig auf seine Arme. Er starrte sie nur an und Kyoko starrte zurück, immer noch mit diesem Lächeln auf den Lippen. Ren konnte nicht mehr klar denken, in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, seine natürliche Ruhe schien irgendwo verloren gegangen zu sein und so stand er nur da, rührte sich nicht. "Ich möchte gerne fliegen..." Er schwieg, innerlich in Aufruhr. Er hatte sich schon einmal verloren. Und diesmal brauchte sie nicht einmal zu spielen, er versank wie von selbst in ihrem Blick und versuchte, sie festzuhalten und sich selbst wieder unter Kontrolle zu bekommen. Der Wind frischte auf. "Danke... Ren..." Ihre Worte hallten in seinem Kopf wieder. Sie hatte ihn beim Vornamen genannt. Er klang so warm aus ihrem Mund. Er spürte, wie jeder Widerstand zu brechen drohte. Wenn er nicht gleich loslassen würde, wusste er nicht, was passieren würde. Er konnte nichts sagen... kein einziges klares Wort formte sich in seinem Kopf. Kyoko ließ plötzlich los, fasste ihn bei der Hand und begann zu rennen, sie rannte zurück in Richtung des Hauses, ihres Zuhauses und zog ihn mit sich. Ren ließ sich einfach führen und bemerkte, dass er sich in diesem Moment vorstellte, dass es sich genau so anfühlen musste, zu fliegen. Die Bilder seiner Umgebung zogen an ihm vorbei, während er sich von seinen Füßen tragen ließ. Der Wald schloss das Sternenlicht aus und ließ sie im völligen Dunkel. Wir folgen einer dunklen Straße. In diesem Augenblick fällt kein Licht auf den Weg, deshalb wissen wir nicht, wohin wir gehen, und wo wir herauskommen werden. Aber solange sie mich führt fürchte ich nicht, vom Weg abzukommen. Denn solange sie da ist werde ich immer lachen können. Ich weiß nicht, was morgen passieren wird. Niemand weiß es... aber ich freue mich darauf. Und dann endete der Wald und die dunklen Häuser tauchten vor ihnen auf. Es brannte kein Licht mehr, es war zu spät in der Nacht. Als sie den Platz überquerten, auf dem nur ein paar Stunden zuvor gedreht worden war, überkam ihn ein Gefühl der Vorfreude. Vorfreude auf den nächsten Tag und die nächste Szene in einer Geschichte, von der er noch nicht wusste, wie sie enden würde. Kyoko hatte ihre Sandalen ausgezogen und lief barfuß, die Schuhe trug sie in der freien Hand. Als sie sich ihrem Haus näherten, fiel gelbes, warmes Licht auf den sandigen Weg. Ein einladendes Leuchten, das ihnen zeigte, dass jemand auf sie wartete. Wie ein Freund, der die ganze Nacht wachblieb, um die Rückkehr seiner Kameraden zu erwarten. Tatsächlich hatte Yashiro nicht geschlafen, er stand am Fenster und blickte hinaus auf den Weg. Als er Ren und Kyoko erkannte, konnte er nichts tun als einfach in ein breites Grinsen auszubrechen. Vor Freude vielleicht, aber noch eher, weil einer seiner Wünsche in Erfüllung gegangen war. Es war seltsam, zu sehen, wie Ren von jemand anderem mitgezogen wurde, sich führen ließ. Aber noch seltsamer war es, dass gerade diese beiden, die so gegensätzlich, noch dazu Konkurrenten waren, Hand in Hand durch die Nacht rannten wie kleine Kinder. Auf Shos Gesicht spiegelte sich blankes Entsetzen. Er war aufgewacht und auf den Balkon getreten um etwas Wasser zu trinken und dabei frische Luft zu schnappen, als er Schritte hörte. Doch er hätte niemals damit gerechnet, wen er sehen würde. Ren Tsuruga lief mit dem Mädchen von heute Abend rum als wären sie zusammen. Das konnte nicht sein. Das konnte nicht sein! Es musste eine andere Erklärung geben! Sie waren Schauspiel-Kollegen, nichts weiter! Es konnte nicht sein, dass er so schnell verloren hatte. Nein. Er merkte gar nicht, dass er sich Wasser überkippte, als er sich nach vorne lehnte, um ihnen nachzusehen. Als er an sich herunter sah, begann er zu fluchen und stürmte wütend zurück in sein Zimmer. Kyoko stieg die Stufen zur Veranda hoch und wartete bis Ren auch oben angekommen war. Dann ließ sie seine Hand ganz langsam los, öffnete die Tür, doch bevor sie ins Wohnzimmer trat, sagte sie ganz leise: "Danke... Tsuruga-san. Gute Nacht." Mit diesen Worten ließ sie die Tür hinter sich zufallen und lief an Yashiro, dem sie auch noch ein "Gute Nacht" zurief vorbei nach oben in ihr Zimmer. Dort angekommen ließ sie sich aufs Bett fallen und schlief sofort ein. Ren lehnte sich gegen die Tür und starrte seine Hand an. Seit wann konnte ihn dieses Mädchen so verwirren? Seit sie so fesselnd gespielt hatte? Oder erst seit er sie hatte weinen sehen? Er wusste es nicht. Im Moment wusste er nicht einmal, was er überhaupt dachte. Nein... er wusste nicht, was er fühlte. Er konnte die Wärme fühlen, die durch seinen ganzen Körper floss und ihn ausfüllte wie reine Energie, sodass er fast das Gefühl hatte, gleich überzulaufen vor lauter Durcheinander. Es war als hätte sie einen Schalter umgelegt und er wusste nicht, wie er ihn wieder zurückstellen sollte. Er sah ihre tränenüberströmten Züge, sah ihr Lächeln, ihren Blick, alles auf einmal... Verdammt. Verdammt. Was soll ich machen? Er rieb sich die Augen, versuchte seine Fassung zurückzuerlangen und öffnete dann die Tür. Yashiro lehnte an der Wand und reichte ihm ein Glas Wasser. "Es ist ziemlich spät... Morgen werden wir alle verdammt müde sein... Du solltest wirklich nicht so lange wegbleiben, Ren. Sonst kannst du morgen nicht richtig spielen." Ren sah auf die Uhr, an der gegenüberliegenden Wand hing. Halb drei. Am nächsten Morgen würden sie um sechs Uhr aufstehen müssen. "Ja... vielleicht hast du Recht. Wir sollten wirklich schlafen gehen. Es tut mir Leid, dass du wegen mir so lange nicht schlafen gehen konntest. Das wäre nicht nötig gewesen." "Die Neugierde hat mich wachgehalten..." Ren spürte, dass sich eine leichte Röte über sein Gesicht stahl. Schon wieder keine Kontrolle, er versuchte krampfhaft, sich abzukühlen, aber irgendwie gelang es ihm nicht, wenn er an ihre Hände dachte. "So ist es nun auch wieder nicht. Es ist rein gar nichts vorgefallen." Und mit einem reizenden Gentleman-Lächeln verschwand er im Bad. Yashiro trug die Wassergläser in die Küche und spülte sie aus. Er summte leise vor sich hin. that sweet taste remains in my soul and worn out in the depths of my mind Get the true thing again s my goal so hold me tight, so soft and kind like you used to when I was a child ... Ren lag noch lange wach in dieser Nacht. Es hat sich etwas bewegt. Wir alle bewegen uns in diesem zeitlosen Sommer nach vorne. Die Zukunft ist ungewiss, doch ich habe das Gefühl, dass jemand ein kleines Licht für mich ans Ziel gestellt hat, sodass ich den Weg nicht verliere. Und so kann ich mein Ziel immer sehen, auch wenn es noch so dunkel ist. Dieses Licht hältst du in den Händen, während du auf der anderen Seite stehst und winkst. Ich frage mich, ob ich jemals den Mut finden werde, selbst zu fliegen... Ich habe es bis heute nicht erkannt. Warum ich mich so sehr auf den nächsten Tag freue... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)