Am Set der Horror-Thrillers von abgemeldet (Kyokos Traumurlaub?!) ================================================================================ Nachts auf dem Meer... ---------------------- So, das nächste Kap, ich hoffe euch gefällts bis jetzt und möchte mich auch gleich für die lieben Kommis bedanken! Und die Gedanken der Charaktere sind jetzt auch anders gekennzeichnet. ------------------------------------------------------------------------------- "Nun ja... Es ist folgendermaßen: Der nächste Drehort wird in einem kleinen Küstenort auf einer Insel sein. Der Regisseur bestand auf die reale Kulisse für sein Horror-Drama." Theatralisch hob der Präsident die Hände und seufzte herzzerreissend. "Ihr werdet einen mehrtägigen Aufenthalt in den Ferienwohnungen der Hotelkette "Meeresbrise" haben. Und du Mogami-san, wirst die beiden begleiten und dich um ihre Versorgung mit Essen und Trinken kümmern, da du dich während Rens Krankheit auf diesem Gebiet als sehr hilfreich erwiesen hast." Kyoko zuckte leicht zusammen, hatte aber ihre Miene unter Kontrolle. Natürlich war sie nicht sonderlich schockiert, dass man ihr ihre Pläne für eine "ruhige", "friedliche" und überaus "spannende" Love-Me-Woche während der strahlendsten Tage des Sommers vereitelte, sondern vielmehr beschäftigte sie eine andere Frage: Woher konnte der Präsident das mit dem Essen wissen? Hatte Ren ihm etwa erzählt, dass sie jeden Tag gekocht und eine Krankendiät zubereitet hatte? Aber eigentlich war es verständlich, immerhin war Takarada-san ja Rens Vorgesetzter... Dennoch war da im Gesichtsausdruck des Präsidenten etwas Beunruhigendes, ein winziges Funkeln, das sie warnte; sollte sie etwa noch aus einem anderen Grund mitfahren? Ihre Gedanken wurden abrupt unterbrochen von Rens Stimme, der wieder einmal mit einem honigsüßen Lächeln dastand. "Auf gute Zusammenarbeit." Seine Stimme war Zucker. Aber auch gleichzeitig etwas tiefer als sonst, wohlklingend und erwachsen, so reif... ganz wie man es von ihm erwartete. Und doch wusste Kyoko nicht genau, ob er diesmal nur spielte, oder nicht. Eine kleine Reinherzigkeit flüsterte ihr ein, dass es keine Rolle spielte, solange sie nur dieser Stimme lauschen könne, aber ihre Rachegeister stürzten sich mit lauten Kriegsgeheul auf die Reinherzigkeit und verbannten sie in einen dunklen Winkel ihrer Gedanken... bis zu dem Tag, an dem jemand den Schlüssel ins Schloss steckte... "Rahhhh!" -Dieser Mann macht mich fertig!- Wild den Kopf schüttelnd, verließ Kyoko fluchtartig das Zimmer. Ren sah ihr mit einem undefinierbaren Blick nach, den Rory Takarada neugierig studierte. Die Lawine... würde ins Rollen kommen... schon sehr bald! Daheim angekommen tobte Kyoko durchs Zimmer, inzwischen doch von der freudigen Erwartung auf Sonne, Strand und Meer gepackt, warf die wichtigsten Kleider und Waschzeug in eine große Reisetasche, die unglücklicherweise von der Agentur gestiftet worden war und neben der grellen rosa Farbe auch stolz das Love-Me- Label trug. Der Präsident schien ihre Rolle wirklich sehr genau festgelegt zu haben, aber das ging eindeutig zu weit! Jetzt musste sie diese Farbe auch noch als Tasche herumtragen und sich selbst in einem romantischen Ferienort, wo sie (noch) niemand kannte, gleich zum Deppen machen. "Ahhrrg!" Wütend pfefferte sie ihre Voodo-Püppchen und das Nähzeug in die Tasche, woraufhin ihre Dämonen begeistert über ein herausgefallenes "Shotaro- Modell: Verzeih-mir!" - Püppchen herfielen. Fehlte nur noch, dass es dort die ganze Zeit regnete, oder Ren wieder krank wurde... Oder dass alle Aufnahmen in der Nacht stattfinden würden, sodass sie tagsüber anstatt sich wenigstens zwischen den Aufnahmen ein bisschen zu vergnügen, schlafen musste... Sie ließ sich rückwärts aufs Bett fallen. Kyokos Blick verklärte sich vor Verzückung, als sie sich einen düsteren, in Schwarz getauchten Horizont vorstellte, im Vordergrund eine aufragende Klippe und dann stürzte sich mit einem markerschütternden Schrei Shotaro hinunter, nachdem er hilflos und vergebens bei ihr um Gnade gefleht hatte... Plötzlich tauchte jedoch eine andere Person aus dem Dunkel auf, die ihr mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchtete. Geblendet hielt sie sich die Hand vor die Augen und versuchte, zu erkennen, wer der andere war. "Da bist du ja, Kyoko-chan." Entsetzt sprang sie vom Bett auf und raste zu dem Beutel mit den Ren-Voodo- Püppchen. Das Sho-Figürchen, das herausgefallen war, stopfte sie achtlos zurück in die Tasche. "Was hast du in meinem idyllischen Ferienparadies zu suchen?!", herrschte sie ihn an. Mit einem Schulzerzucken ließ sie "Ren" sprechen: "Oh, ich dachte, du wärest als LOVE-ME- Praktikantin mitgekommen, also brauchst du dich nicht zu wundern, ich wollte dich holen, weil wir essen wollen. Tss, dass du immer meinst, es drehe sich alles nur um deine Person... Du kannst natürlich auch einfach hierbleiben, dann bestellen wir halt was, mir solls egal sein, also dann, tschüss!" Sie starrte das aufsässige Püppchen mit einem mörderischen Blick an und legte es dann energisch zurück. "Pah! Auch du wirst vor mir knien, Ren Tsuruga!" Mit einem letzten Seufzen, packte sie noch ein Erste-Hilfe-Paket ein, ein paar Medikamente gegen Grippe, Allergien etc und hängte sich den Tragriemen der Tasche über die Schulter. Sie fixierte noch einmal ihre Hass-Plakate, zückte einen Dartpfeil, den sie mit blitzender Spitze in Richtung Ren abfeuerte und warf dann, ohne sich noch einmal umzusehen hinter sich die Tür ins Schloss. Im Zimmer tanzte goldener Staub im warmen Abendlicht, das durch die Ritzen in den Rolläden hindurchsickerte und auf das Ren-Photo fiel. Seltsamerweise steckte der Pfeil einen halben Zentimeter neben dem Bild in der Wand. Kyoko hatte sich hastig von ihren "Gast-Eltern" verabschiedet, die ihr nur mit einem verschmitzten Schmunzeln nachsahen, als sie zum vereinbarten Zeitpunkt (Wie immer hatte der Präsident ihnen verschwiegen, dass es schon am selben Tag losgehen würde und sie erst im letzten Augenblick informiert) nach draußen auf die Straße stürzte und von Yashiro begrüßt wurde, der den Wagen schon vorgefahren hatte. Ren saß auf dem Beifahrersitz und schenkte ihr einen freundlichen Blick, den sie schwach erwiderte. -Ich frage mich, ob Kyoko-chan jemals einen jungen Mann mit nach Hause bringen wird...?- Ihre Gastmutter sah nachdenklich dem abfahrenden Auto hinter her, bis sie hinter einer Kurve verschwunden waren. Zwei Mädchen, die direkt am Fenster gesessen hatten, waren ebenfalls aufgesprungen, um dem Auto nachzusehen. "War das nicht eben Ren Tsuruga?" "Das kann doch nicht sein, wieso sollte ein solches Mädchen mit ihm wegfahren???" "Hmm ja schon... aber ähnlich sah er ihm schon." Kyoko würde langsam müde, so auf der Rücksitzbank, ans Fenster gelehnt. Verstohlen sah sie in den Innenspiegel, wendete den Blick aber gleich wieder ab, als sie Rens Blick begegnete. Ein Schaudern stahl sich über ihr Gesicht. Beobachtete er sie? Sie wendete sich wieder dem Fenster zu und betrachtete die Landschaft, die daran vorbeizog. So langsam fielen ihr die Augen zu... und es war so schön warm und gemütlich... das gleichmäßige Summen des Motors... sie hatte viel gearbeitet diese Woche, oft noch bis spät abends im Daruma-Ya ausgeholfen, weil sie tagsüber durch ihren Job bei LME voll ausgebucht war. Ihre Lider wurden schwer und schließlich fiel ihr der Kopf auf die Schulter und sie driftete ab ins Land der Träume, wo lauter kleine Shotaros um sie herumtanzten und sie anflehten, ihr dienen zu dürfen. Als Kyoko die Augen wieder aufschlug, waren sie zum Stehen gekommen. Es war inzwischen stockdunkel und sie wusste im ersten Moment nicht, wo sie sich befand. Als sie sich gerade aufsetzte, rutschte etwas von ihren Schultern und sie stellte erstaunt fest, dass jemand (na wer wohl?) sie mit Rens Jacke zugedeckt hatte. "Ähm... Entschuldigung? Wo sind wir?", fragte sie vorsichtig. Niemand antwortete und so rieb sie sich die Augen und öffnete die Wagentür, um sich selbst umzusehen. Nach einem Moment wurde ihr klar, dass sie auf einer Fähre sein mussten, die Motoren dröhnten jetzt lauter und das gelbe Licht eines Scheinwerfers streifte das Wasser um sie herum, doch außer ihnen standen nur noch ein paar müde Radfahrer auf dem Deck. Der Beifahrersitz war leer und Yashiro schien eingenickt zu sein, die Brille war verrutscht und sein Kopf ruhte auf dem Lenkrad, Kyoko schloss die Tür leise, um ihn nicht zu wecken und trat dann nach vorne an die Reling. Sie starrte gedankenverloren in das dunkle, schäumende Wasser. Sie würden wohl bald da sein. Sie hatte die Ärmel ihres Pullovers hochgekrempelt und fröstelte leicht im kühlen Nachtwind. Als sie Schritte hinter sich hörte, verharrte sie und sah sich um. Ren war neben sie getreten und sah nun ebenfalls ins Wasser. "Auch endlich aufgewacht?", fragte er, ohne sie anzusehen. "Ja... Yashiro scheint zu schlafen, wir sollten ihn nicht wecken." Ren nickte, blickte sie aber immer noch nicht an. Ein seltsames Verhalten, wie sie fand. "Wo sind wir?", versuchte sie, ein Gespräch in Gang zu bringen. "Wir sind auf der Fähre hinüber zu der Insel, wir werden schon bald anlegen." Seine Stimme klang müde und ungewöhnlich rauh. Sie betrachtete ihn vorsichtig aus dem Augenwinkel. Auch seine Augen waren dunkel und seine Haare fielen ihm ungeordnet in die Stirn. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Der Wind frischte auf und im selben Moment fixierte er sie plötzlich mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck, die Haare wehten ihm in die Augen, aber es schien ihn nicht zu stören und das silberne Licht der Sterne ließ die Hälfte seines Gesichts im Dunkel. Sie schnappte kaum hörbar nach Luft und starrte zurück, dieser magnetische Blick zog sie irgendwie in seinen Bann. Sie fühlte sich wehrlos. So wie er dastand, mit diesem ernsten, geheimnisvollen Ausdruck, das weiße Hemd zerknittert und der Kragen halb aufgestellt, kam es ihr plötzlich so vor, als sähe sie ihn zum allerersten Mal. Er wirkte noch viel größer als sonst. Keiner von beiden rührte sich, sie standen einfach da, starrten einander an, nicht mehr als eine Armeslänge voneinander entfernt. Yashiro blinzelte verschlafen, richtete seine Brille und stellte dann fest, dass sowohl der Beifahrersitz als auch die Rücksitzbank verlassen waren. Er wollte gerade aussteigen, als sein Blick die beiden vorne an der Reling streifte und nahm die Hand wieder vom Türgriff. Stattdessen lehnte er sich zurück und betrachtete die Szene nachdenklich. Er selbst hatte Ren noch nie in diesem Zustand gesehen, er wirkte völlig unverfälscht. Und dennoch schien er ihm so noch unnahbarer als sonst. Er seufzte tief. Eigentlich konnte es Ren nur gut tun, wenn er einmal ein paar Freunde im Showbiz fand, also sollte er sich keine Gedanken machen. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Kyokos Gedanken schienen wie weggewischt, ihr Kopf war vollkommen leergefegt, sie konnte nur dastehen und ihm in die Augen sehen, diese kühlen, dunklen Augen, die sie nicht mehr losließen. Ren betrachtete ihre Züge, sehr hübsch, ohne Zweifel, aber auch entschlossen und von dem Willen belebt, niemals aufgeben zu wollen und dann ließ er sich wieder von ihren Augen fesseln, diesen hellen, tiefen Wogen aus Gefühlen, die er nicht entschlüsseln konnte, so als müsste er noch endlos viel lernen, um die Sprache dieser unbekannten Tiefen zu verstehen. Er wirbelte mit einem Mal herum und stand dann direkt vor ihr. Kyoko unterdrückte einen erschreckten Schrei und stolperte ein par Schritte zurück, woraufhin sie das Gleichgewicht verlor und rückwärts gegen das Geländer fiel. Sie wusste nicht wieso, aber Ren packte praktisch im selben Augenblick ihren Arm und zog sie vom Geländer weg und ein Stück auf sich zu. Er hatte einen ziemlich verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht, den sie etwas beunruhigt registrierte. Sein Griff war nicht fest, aber auch nicht locker genug, den Arm einfach wegzuziehen, sie wusste auch nicht wieso, aber er benahm sich überaus seltsam, seit einiger Zeit. "Ähm.. ähm...", stotterte sie. Ren ließ plötzlich wieder los und trat zurück. "Ah... ich dachte nur... nur für den Fall, dass das Geländer nicht hält..." Kyoko fror plötzlich ein bisschen mehr. "Naja... ich geh dann Mal wieder zum Auto." Sie lächelte gekünstelt und verschwand dann in Richtung des Wagens. Ren stützte sich am Geländer ab und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht, er war nicht ganz sicher, ob er selbst wusste, was er gerade angefangen hatte. Yashiro hatte sich nicht erwehren können und hatte unter halb geschlossenen Lidern das Ganze beobachtet, seine Züge spiegelten Erstaunen. Als Kyoko jedoch näher kam, stellte er sich vorsichtshalber schlafend. Tatsächlich erreichten sie nur wenige Minuten später den Anlegesteg und während langsam aber sicher der Morgen heraufdämmerte, erreichten sie den Drehort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)