Folgenschwere Kindheit von Mondvogel (Inuyashas Zeit nach dem Tod seiner Mutter) ================================================================================ Kapitel 13: Blut als Waffe -------------------------- So. Viel Spaß mit dem neuen Kapitel. Inuyasha konnte es einfach nicht fassen. Da hatte er seit langer Zeit endlich wieder einen Freund gefunden und der hatte nichts anderes im Kopf als ihn zu hintergehen. Und er törichter Tropf hatte ihm vertraut! Er hätte doch wissen müssen, dass alle Dämonen gleich waren. Dass man sich auf sie nicht verlassen konnte und dass sie ohne zu zögern einen angeblichen Freund verrieten. Er war ja so ein Narr gewesen. Fast gewaltsam hielt Inuyasha die Tränen zurück. Er lief so lange, bis er Ku schon längst nicht mehr sah und roch. Schließlich knickten seine Beine vor Erschöpfung ein und er ließ sich schlaff auf die Knie fallen. Wütend krallte er die Hände in den Boden und riss das Gras in Büschel aus. Myoga sah ihm eine Weile schweigen zu, bevor er zögernd auf einen hohen Grashalm vor Inuyashas Gesicht sprang. "Inuyasha...", begann er langsam wurde aber grob unterbrochen. "Lass mich!" "Jetzt beruhige dich doch mal!" Aber es war, als ob Myoga gegen einen Felsen sprechen würde. Seine Worte drangen einfach nicht zu Inuyasha durch. Außerdem musste er sich schnell in Sicherheit bringen, da Inuyasha in seinem Zorn auch den Grashalm zerriss, an dem sich der Flohgeist niedergelassen hatte. Hastig sprang Myoga auf Inuyashas Nase und klammerte sich dort fest. "Jetzt reicht es!", rief er verärgert und stach Inuyasha mit seinem Rüssel in die Nasenspitze. Der Junge knurrte leise und klatschte auf die pieksende Stelle. In diesem Moment kam er aber auch wieder zu sich. Er blinzelte mehrmals und schaute sich etwas verwirrt um. Sein Blick blieb auf Myoga hängen, der, platt gequetscht, auf den Boden lag. Inuyasha hob ihn hoch. "Alles in Ordnung?" Ein ächzender Laut war zu hören, dann ein verärgertes Schnauben. "Das sollte ich eher dich fragen! Na ja, ich will mich ja nicht beschweren und ich danke dir auch, dass du mich vor diesem abgezehrten Dämon gerettet hast, aber gleich so auszurasten..." Inuyasha ließ den Kopf hängen. "Für einen kurzen Moment war er mein Freund. Ich habe ihm vertraut. Aber dann er hat mich hintergangen. Einfach so." Myoga bemerkte erstaunt, dass Inuyasha diese Tatsache wirklich sehr zu Herzen ging. "Er war halt ein Dämon. Denen kann man einfach nicht vertrauen.", erklärte er mit wissender Miene. Inuyasha funkelte ihn zornig an. "Ach ja? Und was ist mit dir? Du bist auch ein Youkai!" Der Flohgeist stutzte und sog protestierend die Luft ein. "Na hör mal! Ich bin da wohl die Ausnahme, schließlich war ich der persönliche Berater deines Herrn Vaters! Er hat mich hoch geschätzt!" Inuyashas Gesichtsausdruck wurde sofort etwas milder und er bereute augenblicklich was er dem Flohgeist gerade vorgeworfen hatte. Myoga mochte zwar ein Angsthase sein, aber er verriet seine Freunde bestimmt nicht. Langsam stand Inuyasha auf und setzte träge seinen Weg fort. Myoga machte es sich auf seiner Schulter bequem. "Wo gehst du jetzt hin?", fragte er. "Weiß nicht. Irgendwo..." Der Floh beschloss es, vorerst einmal dabei zu belassen und sagte nichts mehr. Er hoffte nur, dass dieser Tag nicht noch mehr unangenehme Überraschungen bereithielt. Ein rasender Zorn, vermischt mit blinder Wut und einem tiefen Hass- das war alles was er im Moment verspürte. Und er gierte danach sich zu rächen. Wie konnte ihn jemand nur derart beleidigen! Das lag außerhalb seiner Vorstellungskraft. Dass er, Sesshomaru, von so einem kleinen Dämonenmädchen lächerlich gemacht wurde war doch die Höhe! Hoffentlich würde das niemand erfahren und wenn doch, dann würde derjenige nicht mehr so lange überleben, um es groß weiterzuerzählen. Dafür würde Sesshomaru schon sorgen. Er flog gerade über ein hügeliges Land mit vereinzelten Baumgruppen hier und da. Als das Mädchen verschwunden war, hatte er sofort versucht ihre Witterung aufzunehmen, aber weit und breit konnte er ihre Fährte nicht wahrnehmen. Weit konnte sie jedoch nicht sein, dessen war sich Sesshomaru sicher. Und wenn er sie nicht fand, dann musste er eben nach den Ákumui Ausschau halten. Sie schienen immerhin für die Geschwister Hagéshii zu arbeiten, obwohl Sesshomaru immer noch nicht wusste, worin ihre Aufgabe bestand. Wie ein Falke inspizierte er die Landschaft unter ihm, seine Augen darauf ausgerichtet, kleine schwarze Punkte zu suchen. So schwer sollten diese Würmer doch nicht zu finden sein. Immerhin verströmten sie ja auch einen ziemlich unangenehmen Geruch. Und wenn er sie erst einmal gefunden hatte, dann würde er bestimmt zu dem Mädchen und ihrem Bruder finden. Die konnten sich schon mal warm anziehen. "Du kannst ja wiederkommen wenn du stärker geworden bist. Falls du dazu in der Lage bist, heißt das." Rasend vor Zorn ballte Sesshomaru seine Fäuste, sodass es fast wehtat. Ihre Worte klangen immer noch nach. Sie gingen ihm einfach nicht aus dem Kopf, spukten darin herum und tauchen immer dann auf, wenn er am wenigsten damit rechnete. Er konnte es kaum erwarten dieses unverschämte Ding zu zerreißen. Nie wieder sollte es jemand wagen ihn derart unverfroren anzusprechen. Nach einer Weile nahm Sesshomaru tatsächlich den stinkenden Geruch der Ákumui wahr. Aber da war auch noch die Witterung einer Dämonenleiche... Hatten sie wieder einen Youkai angegriffen und dessen Körper übernommen? Nun ja, das war Sesshomaru ziemlich egal, aber er brauchte jetzt unbedingt etwas, woran er seine Wut auslassen konnte. Da kam ihm so ein halbtoter Dämon gerade recht. Er legte noch an Tempo zu und steuerte so schnell er konnte zu den Ákumui und dem sterbenden Youkai zu. Sie beobachteten ihn. Gierigen Blicken musterten ihn und überlegten, ob es sich lohnte ihn anzugreifen. Viel Fleisch hatte er ja nicht mehr dran. Viel mehr bestand er aus Knochen und trockener bleicher Haut. Aber das war sowieso nicht das Entscheidende. Viel mehr zählte die Energie des Dämons. Und dieser hier besaß viel davon. In seinem Schwächezustand konnte er diese zudem nicht einsetzen- wehrlos würde er also auch sein. Ein leichteres Opfer würde man bestimmt nie wieder bekommen. Leise krochen sie, auf den im Gras knienden Dämon zu, und kreisten ihn ein, ohne, dass er etwas davon mitbekam. Wie auf ein stummes Kommando hin stürzten sich die Ákumui schließlich auf ihr ahnungsloses Opfer. Erst als sie schon über ihn hergefallen waren, bemerkte der Youkai die Gefahr. Erschrocken ruckte sein Kopf hoch und seine Kehle entrang ein entsetzter Schrei, als er die schwarzen Würmer auf seinen Armen erblickte. Er versuchte aufzustehen, aber es war zu spät. Die Ákumui waren eindeutig in der Überzahl und drückten den Dämon zu Boden. Verwirrt hielt Inuyasha an und blickte mit zusammengezogenen Augenbrauen zurück. Ihm war, als hätte er einen Schrei gehört... "Was ist denn?", fragte Myoga alarmiert und folgte Inuyashas Blick mit einem gewissen Unbehagen. Der Ausdruck in seinen Augen gefiel ihm gar nicht. Sie waren ernst und ein bisschen besorgt. Da bahnte sich bestimmt Gefahr zusammen. Das gefiel Myoga noch weniger. Hastig schlüpfte er hinter Inuyashas Kragen und versteckte sich im roten Stoff. "He, jetzt sag schon. Was ist denn los?" Aber Inuyasha gab ihm keine Antwort. Zögernd machte er einige Schritte zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Er war sich zwar nicht hundertprozentig sicher, aber hatte da nicht gerade Ku geschrieen? War ihm etwas zugestoßen? Inuyasha schüttelte energisch den Kopf und schnaubte abfällig. Das sollte ihm eigentlich egal sein. Er hatte mit Ku nichts mehr zu tun. Er wollte ihn nicht wieder sehen und wenn er Ärger am Hals hatte, dann war das sein Problem. Trotzdem ließ Inuyasha der Gedanke, dass Ku in Gefahr sein könnte, nicht in Ruhe. Eigentlich war er ja ein ganz netter Kerl gewesen. Irgendwie schräg, aber ein doch sehr angenehmer Genosse, für einen Dämon. Für einen ganz kleinen Augenblick hatte sich Inuyasha bei ihm sogar wohl gefühlt. Was, wenn er nun wirklich in Gefahr war? Er konnte sich in seinem Zustand ja kaum wehren. Er wäre vollkommen hilflos. All diese Argumente konnten Inuyashas Zorn trotzdem nicht ganz vertreiben. Er war immer noch wütend darüber, dass Ku ihn verraten hatte, aber den Tod hatte er nun doch nicht verdient. Plötzlich spürte Inuyasha, wie Myoga sachte an seinen Haaren zupfte. "Inuyasha... Komm ja nicht auf dumme Gedanken. Ich versteh zwar nicht warum du angehalten hast, aber es gefällt mir nicht wie du in die Gegend starrst. Gehen wir an einen sicheren Ort." Inuyasha schwieg weiterhin und ging auch nicht der Aufforderung des Flohgeistes nach. Aber er lächelte plötzlich. Ihm war gerade eine Idee gekommen. Ursprünglich war er doch losgezogen, um gegen einen Dämon zu kämpfen und Myoga zu beweisen, dass auch er als Halbdämon etwas drauf hatte. Falls Ku wirklich von einem Youkai angegriffen wurde, dann hätte Inuyasha ja seinen Gegner gefunden... Entschlossen sprang der Junge wie der Blitz zu Ku zurück. Myoga klammerte sich entsetzt an ihm fest und hatte gar keine Zeit zu protestieren, da ihm der Wind unangenehm ins Gesicht peitschte. Inuyasha erreichte den Ort des Geschehens schneller als vermutet. Und er erkannte mit einem Blick, dass er recht gehabt hatte: Ku war in Gefahr. Er lag am Boden und wurde gerade von dutzenden von Ákumui bedrängt. Ku hielt die Hände über sein Gesicht, um es zu schützen. Tragischerweise konnte er Bú nicht ebenso abdecken, sodass dieser den Attacken der kleinen Dämonenwürmer hilflos ausgeliefert war. Aber kein Laut kam über seine Lippen. Schweigend nahm er sein Schicksal hin, er blinzelte nicht einmal. Vielleicht war es genau das, was Inuyasha dazu antrieb sofort anzugreifen, ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken. Diese Leere und Gleichgültigkeit in Bús Augen konnte er einfach nicht ertragen. Mit einem lauten Schrei stürzte er sich auf die Ákumui und schlug sie mit den Händen von dem Körper des Youkai. Die getroffenen Gegner quietschten schrill auf, manch einer blieb reglos am Boden liegen. Verärgert über diese unerfreuliche Störung richteten einige der Ákumui ihr Augenmerk nun auf Inuyasha. Ihre Augen blitzten rötlich auf und aus ihren Fängen kamen kehlige Laute. Sie waren sichtlich verstimmt. Inuyasha ließ sich von den spitzen Zähnen nicht beeindrucken. Er hob ungerührt beide Klauen. "Sankontessou!" Seine scharfen Fänge zerfetzten die Luft mit einem zischenden Laut und töteten gleich mehrere Gegner. Doch diese waren nicht so leicht abzuschrecken. Sie ließen nun endgültig von Ku ab und beschlossen sich dem gefährlicheren Gegner zu widmen. Zu dreißig krabbelten sie sabbernd auf Inuyasha zu. "I- Inuyasha... Was tust du da? Lass uns weglaufen!", rief Myoga voller Entsetzen und sprang auf und ab. Als Inuyasha einfach nur weiter dastand und sich für den Angriff wappnete, beschloss der Flohgeist sein Leben nicht länger aufs Spiel zu setzen. Mit einem atemberaubenden Luftsprung versetzte er sich an einen anderen, seiner Meinung nach sicheren Ort: Auf einen Baum. Von dort betrachtete er sorgenvoll den Kampf. Inuyasha wollte es wirklich mit diesen scheußlichen Würmern aufnehmen... Wusste er nicht wie gefährlich sie sein konnten? Wenn er nicht vorsichtig war, würden sie seinen Körper einnehmen, ihn willenlos machen und von innen nach außen aufessen... Myoga schüttelte sich voller Abscheu. Ihm wäre es lieber, wenn Inuyasha nur dann kämpfen würde, wenn es unbedingt nötig sei. Aber einen Kampf freiwillig aufsuchen oder gar anzetteln... Das musste er ihm unbedingt abgewöhnen. Myoga schluckte seinen Ärger hinunter und beobachtete wie Inuyasha sich schlug. Gar nicht schlecht, dachte er unwillkürlich. Inuyasha hatte sofort gemerkt, dass er sehr aufpassen musste. Die Ákumui waren eindeutig in der Überzahl. Außerdem konnten sie sich jederzeit in die Erde eingraben und unter Inuyasha urplötzlich wieder auftauchen. In solchen Fällen war vor allem Beinarbeit angebracht, da Inuyasha es als das Beste fand einfach in die Höhe zu springen, um den gierig zuschnappenden Mäulern zu entgehen. Immer wieder setzte er sein Sankontessou ein, aber damit konnte er nicht mehr als vier Gegner erledigen. So würde er nie fertig werden. Nach einem erneuten Hechtsprung landete er keuchend auf dem weichen Boden und blickte sich hektisch nach den Angreifern um. Er hätte nicht gedacht, dass dieser Kampf, auch wenn er erst begonnen hatte, so anstrengend sein würde. Eines war jedoch sicher: Inuyasha würde bis zum bitteren Ende aushalten. Myoga sollte auf keinen Fall annehmen, dass er ein Schwächling sei. Auch Sesshomaru sollte ihn nicht verachten, nur weil er ein Halbdämon war. Außerdem hatte er es satt sich dauernd retten zu lassen. Er wollte auch selbst einmal klarkommen. War es nicht genau das, was Sesshomaru von ihm wollte? "Erwecke den Dämon in dir", hatte er ihm bei ihrer ersten Begegnung gesagt. Genau das wollte Inuyasha jetzt auch tun. Erschrocken schrie er auf, als wieder ein Ákumui aus dem Boden geschossen kam. Diesmal reagierte Inuyasha zu spät und der kleine Wurm biss sich in seinem Arm fest. Das Feuerrattenhaar schützte ihn zum Glück vor Verletzungen. Mit einem breiten Grinsen pflückte er den Ákumui von seinem Ärmel und schleuderte ihn in hohem Bogen davon. "Pah! Mit so einem lächerlichen Angriff kommt ihr nicht gegen mich an!", rief er seinen Gegnern zu, wobei er sich gar nicht sicher war, ob sie ihn überhaupt verstanden. Einige von ihnen hörten aber auf jeden Fall den neckischen Tonfall und sprangen ihn voller Zorn an. Da es weit mehr als zehn waren, konnte Inuyasha nicht allen ausweichen. Viele klammerten sich an seinen Armen und Beinen fest, versuchten ihn auf diese Wiese umzuwerfen. Nach wie vor erwies sich das Gewand aus Feuerrattenhaar als sehr resistent und robust. Kein einziger der Ákumui konnte es durchdringen, da mochten ihre Zähne noch so spitz sein. So dumm wie Inuyasha gedacht hatte, waren die Ákumui aber nun doch nicht. Sie merkten schnell, dass man den Körper ihres Gegners nicht so leicht verletzen konnte, aber sie hatten auch erkannt, dass einige Stellen nicht von dem seltsamen Stoff eingehüllt waren... Während Inuyasha sich wie wild schüttelte und sich die schwarzen Würmer vom Leib riss, bahnte sich einer von ihnen einen Weg zu seiner Hand. Inuyasha war so sehr darauf konzentriert viel mehr sein Gesicht zu schützen, als dass er darauf geachtet hätte. Außerdem brauchte er seine Hände, um Sankontessou einzusetzen, da war es unmöglich sie zu verbergen. Dass dies ein Fehler war, erkannte er erst daran, als der Ákumui ihm schmerzhaft in die Hand biss. Mit einem spitzen Schrei sprang er nach hinten und riss sich den Dämon von seinem Handrücken. Blut floss aus der Wunde und tröpfelte zu Boden. Die Verletzung brannte merkwürdig und löste ein taubes Gefühl in der Hand aus. Na prima, dachte Inuyasha zerknirscht, die kann ich jetzt nicht mehr benutzen... Sich eine neue Taktik zurechtlegen konnte er sich jedoch nicht mehr, da die Ákumui ihn nun wieder ansprangen. Die Übermacht war einfach zu groß und Inuyasha knickte in die Knie ein, die verletzte Hand an sich gepresst. Mit einem triumphierenden Schrei kamen noch mehr Ákumui herbei, bis Inuyasha fast vollkommen von ihnen verdeckt wurde. Mit schreckensweiten Augen starrte Myoga auf das Schauspiel unter ihm. Das war's. Inuyasha war erledigt. Er würde gegen so viele Gegner auf keinen Fall bestehen. Und was konnte Myoga schon tun, als nur stumm zuzuschauen wie der Sohn seines geliebten Herrn zugrunde ging? Er konnte ihm auf keinen Fall helfen. Die Ákumui würden ihn bei seiner Größe ja mit einem einzigen Happen verschlingen. Nein, es war endgültig aus... Myoga schüttelte sich heftig, um diese Gedanken loszuwerden. Auch wenn er keinen Ausweg sah- er musste Inuyasha helfen! Was würde nur Inu Taishou sagen, wenn Myoga, sein treuer Berater, den jüngsten Sohn solch einem Schicksal überlassen würde? Ganz zu schweigen von Sesshomaru... Sein Befehl an Myoga, sich um Inuyashas Ausbildung zu kümmern, war sehr nachdrücklich gewesen. Inuyashas Tod bedeutete infolgedessen, dass der Befehl nicht ausgeführt wurde und was das bedeutete konnte sich Myoga denken... Er schluckte unbehaglich. Aber was konnte er schon tun? Da kam ihm die glorreiche Idee! Na ja, ob sie wirklich so glorreich war, würde sich bald zeigen. Auf jeden Fall war es einen Versuch wert. "Inuyasha!", rief der kleine Flohgeist aus voller Kehle. "Inuyasha! Ich habe eine Idee, hör mir zu!" Das war jedoch unmöglich, denn unter dem Berg von Ákumui wurden jegliche Laute erstickt- Inuyasha hörte die Rufe von Myoga nicht. Der Flohgeist fluchte in Gedanken und sprang, in einem Akt reinen Mutes, vom sicheren Baum zu Inuyasha. Hastig suchte er sich einen Weg durch die ganzen schwarzen Körper und landete prompt neben Inuyashas Ohr. Besser hätte es gar nicht kommen können. "Inuyasha. Ich bin's, Myoga!" Inuyashas Ohren zuckten und er bewegte ein bisschen seinen Kopf, während er verbissen versuchte die Ákumui von seinem Gesicht fernzuhalten. "Myoga? Du traust dich her? Was tust du hier?" "Ich will dir helfen, du undankbarer Flegel! Und jetzt hör mir gut zu: Es gibt eine Technik, mit der du mehrere Gegner auf einer größeren Distanz angreifen kannst." "Wirklich? Was ist das für eine Attacke, sag schon!" Inuyasha hatte immer mehr Mühe die Würmer halbwegs von den ungeschützten Stellen seines Körpers fernzuhalten. Sie hatten verstanden, dass Hände, Füße und Gesicht verletzbar waren und konzentrierten sich darauf, diese anzugreifen. Lange würde sich Inuyasha nicht mehr schützen können. Myoga erkannte seine missliche Lage und beeilte sich, Inuyasha mit der neuen Attacke vertraut zu machen. "Also die Attacke heißt Hijinkessou- Blutklaue der fliegenden Klingen.", erklärte er gerade hastig. "Du nimmst dafür etwas von deinem Blut in deine Klauen auf und schleuderst es mit aller Kraft auf den Gegner. Los versuch es! Nimm Blut von deiner verletzten Hand!" "Aber wie..." "Mach!" Ohne noch weiter zu fragen befolgte Inuyasha Myogas Rat und hielt seine heile Hand an die Verletzung. Sofort spürte er, wie das Blut in die Fingerspitzen gezogen wurde. Langsam nahm er die blutbeschmierte Klaue wieder weg und machte sich bereit anzugreifen. Ob das auch klappen würde? "Hijinkessou!", rief er laut und schwang seine Klaue genau so wie bei Sankontessou. Aber diesmal wurden seine Gegner nicht von scharfen Krallen, sondern von fliegenden Blutklingen, zerrissen. Erstaunt weiteten sich Inuyashas Augen, als er sah, wie die Mehrzahl der Ákumui davon wirbelten und noch in der Luft von der Attacke zerfetzt wurden. Inuyasha konnte nun endlich wieder aufstehen und sich von den restlichen Würmchen befreien. "He, Myoga, das ist ja der Wahnsinn!", rief er begeistert aus und schaute sich nach dem Floh um, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. Er war bestimmt wieder in Sicherheit geflohen. "INUYASHA!", ertönte da ein erstickter Schrei. Erstaunt spitzte Inuyasha die Ohren. Das war ja Myoga! Hatte er es doch nicht rechtzeitig an einen geschützten Ort geschafft? Hektisch blickte sich Inuyasha um, bis er der Schrei nochmals hörte und somit auch den Standort des Flohgeistes ausmachen konnte. Er lag erstarrt am Boden, über ihm gebeugt ein heftig sabbernder Ákumui. Er öffnete sein riesiges Maul und verschlang Myoga mit einem Mal. Inuyasha keuchte entsetzt auf. "Myoga, nein!" Knurrend flitzte er auf den Ákumui zu, beseitigte mit Hijinkessou eine Gruppe, die ihm den Weg absperren wollte und bremste schließlich vor seinem Ziel ab. Grob packte er den kleinen Wurm und hielt ihn hoch. Zorn funkelnd starrte er ihn an. "Spuck ihn aus!" Natürlich ging der Dämon nicht dieser Forderung nach, aber Inuyasha hatte das auch nicht erwartet. Ungerührt hob er seine verletzte Hand und riss mit seinen Krallen den Bauch des Dämons auf. Das bedurfte einiger Anstrengung, da seine Hand immer noch betäubt war und er Mühe hatte sie zu führen. Nach dieser Aktion begann er hastig nach Myoga zu suchen. Das war nicht gerade leicht. Das Innenleben vom Youkai war trotz seiner kleinen Größe recht kompakt. Nach einigem hin und her wühlen spürte Inuyasha den Floh zwischen seinen Fingern. Schnell zog er ihn heraus und schüttelte ihn heftig. Myoga hustete und würgte etwas Blut hervor, aber er war noch am Leben. Nach kurzem Zögern setzte ihn sich Inuyasha auf den Kopf. "Halt dich fest!" Gleich darauf sprang er hoch in die Luft und fixierte die übrig gebliebenen Ákumui feindselig. Es waren nicht mehr viele. "Hijinkessou!" Gleich mehrere Blutklingen sausten auf die Feinde hinab. Gegen diese Attacke kam kein einziger an. Erschöpft landete Inuyasha wieder auf den Boden und schnappte nach Luft. Für heute hatte er eindeutig genug. Behutsam nahm er Myoga von seinem Kopf und legte ihn auf seine Handfläche. Der Flohgeist schien soweit in Ordnung zu sein, er richtete sich sogar etwas auf. Staunend ließ er seinen Blick durch die Gegend streifen. "Das... das war ja unglaublich! Du hast alle besiegt und bist selbst so gut wie unverletzt. Gut gemacht, Inuyasha- sama." Inuyasha stutzte. Hatte er da richtig gehört? Inuyasha- sama? Es irritierte ihn von einem Youkai, und sei es nur Myoga, so genannt zu werden. Das war ungewohnt, ja schon fast etwas unangenehm. "Wieso nennst du mich so?", fragte er unbehaglich. "Na, du hast meinen Respekt verdient, Inuyasha- sama. Schließlich hast du gegen so viele Gegner gekämpft, bist siegreich aus diesem Kampf hervorgegangen und hast mich schon zum zweiten Mal gerettet!" Ein glückliches Lächeln stahl sich auf Inuyashas Gesicht. "Danke, das... ist sehr nett von dir." Ein röchelndes Geräusch unterbrach das friedliche Gespräch der beiden. Inuyasha wandte alarmiert den Kopf, in der Annahme, dass da schon wieder Ákumui waren, aber sein Blick fiel nur auf einen mageren Youkai... Ku. Den hatte er beinahe vergessen. Er erhob sich und ging etwas zögernd zu ihm. Schweigend blickte er auf ihn hinab. Er sah gar nicht gut aus. Blut quoll aus mehreren Wunden und er schien kaum noch bei Bewusstsein zu sein. Was Inuyasha am meisten erschreckte, war der Zustand von Bú. Von ihm war beinahe nichts mehr zu erkennen, so schlimm hatten ihn die Ákumui zugerichtet. Schaudernd senkte Inuyasha den Blick. Er bückte sich und drehte den Körper herum, damit er in Kus Gesicht sehen konnte. Dieses war unversehrt, aber ein gequälter Ausdruck lag darauf. Stöhnend schlug der Dämon seine müden Augen auf. "Oh... du bist es. Du bist wirklich gekommen?" Glücklich rang sich Ku zu einem Lächeln ab, welches tatsächlich aufrichtig und echt war. Inuyasha wurde das Herz schwer. "Weißt du, Kleiner, ich wollte deinen winzigen Freund nicht fressen. Ich hätte es nie getan, aber in diesem Moment... Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist..." "Schon gut." Inuyasha schluckte schwer. "Du... solltest besser nicht zuviel reden, sonst..." "Sonst was?", fragte Ku, als Inuasha nicht weiter sprach. "Denkst du vielleicht ich werde sterben?" Inuyasha blickte ihn bekümmert an und nickte kaum merklich. Ku schnaubte ungläubig. "Jetzt mach aber mal halblang, ja? So schnell kratze ich nicht ab. Ich muss erst noch Ha suchen." Er stemmte sich mit einem ächzenden Laut in eine sitzende Position hoch, wobei er sich mit den Ellebogen abstützte. "He, Bú alles in Ordnung da hinten? Wir müssen jetzt unbedingt Ha finden, bevor diese Ekelpakete von Würmern wieder kommen." "Ähm... Ku..." Inuyasha wusste nicht so recht was er sagen sollte. "Äh, hör mal... Ich glaube Bú geht es nicht so gut..." "Hä? Inwiefern?" "Na ja, gar nicht gut. Ich... er... nun..." "Verstehe. Ich frag mal so: Was ist noch von ihm zu sehen?" "Fast... fast nichts." "Oh." Ku starrte Inuyasha mit großen Augen betroffen an. "Oh. Ist er abgefallen?" "Nein. Er ist noch da aber...Na ja, wie schon gesagt. Ich kann so gut wie nichts von ihm erkennen. Aber vielleicht bilde ich mir das ja nur ein.", meinte er zaghaft. "Oh." In diesem Moment schien Kú wohl nichts anderes einzufallen, was er hätte sagen können. "Tja, nun... dann... dann muss ich mich halt alleine auf die Suche begeben." Krächzend stand er auf und blieb gefährlich schwankend stehen. Er sah noch bemitleidenswerter aus als vorher. Inuyasha bereute es bereits ihn so stürmisch verlassen zu haben. Er senkte den Kopf. "Tut mir leid. Es ist alles meine Schuld." "Was? Nein, nein dich trifft keine Schuld. Weißt du, diese Würmer haben mich schon mal gejagt, aber ich bin ihnen entkommen. Jetzt wollten sie ihre begonnene Arbeit zu Ende bringen, das ist alles. Früher oder später hätten sie mich sowieso gefunden. Wenn nicht heute, dann eben an einem anderen Tag." "Na ja... Aber ich helfe dir auf jeden Fall suchen!", schlug Inuyasha vor, obwohl er insgeheim dachte, wie absurd und sinnlos die Suche nach Ha war. Aber das war er Ku schuldig. Überraschenderweise winkte dieser jedoch ab. "Nein, ich gehe alleine." "Aber ich..." "Nein, wirklich. Ich danke dir, aber ich will nicht, dass du mitkommst. Weißt du, das Leben von einem Dämon wie mir ist an den drei Gesichtern gebunden, mit denen er geboren wurde. Schon als Ha weg war, hatte sich das Leben von mir und Bú drastisch verkürzt und unser Körper ist stark abgemagert. Du hast hoffentlich nicht gedacht, dass er immer so dünn war, oder? Und jetzt, wo auch Bú weg ist... Ich weiß nicht wie lange ich durchhalten werde und ich will nicht, dass du dann meinen letzten Schwächezustand mit ansehen musst." In Inuyashas Hals bildete sich ein harter Kloß. Ihm wurde immer unbehaglicher zumute. "Das tut mir so leid.", flüsterte er mitfühlend. Ku blickte stumm zu ihm hinab und grinste ihn dann unerwartet freudig an. "Lass mal. Ich möchte nicht, dass du dich jetzt deswegen grämst. Noch geht es mir ja gut. Und vielleicht finde ich ja Ha, dann könnte ich noch etwas länger leben." Inuyasha legte zweifelnd die Stirn in Falten. Dass es ihm "gut" ging war eine recht fragwürdige Theorie, aber Inuyasha sagte nichts mehr. "Na dann werde ich mich aufmachen.", verkündete Ku nach einem kurzen Schweigen und kehrte Inuyasha postwendend den Rücken zu. "Da fällt mir ein..." Er drehte den Kopf. "Ich weiß gar nicht wie du heißt." "Inuyasha." "Nun denn, Inuyasha. Machs gut und pass auf dich auf." Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und setzte seinen Weg fort. Inuyasha blickte ihm stumm hinterher, beobachtete, wie sich die dünne Silhouette scharf am Himmel abzeichnete und allmählich hinter einem Hügel verschwand. Hm. Ich glaub für Ku hab ich noch eine Rolle, die er spielen kann. Er hat es zwar schwer, aber er wird noch nicht vollends aus dieser Geschichte verbannt. Das nächste Mal erfahrt ihr ausführlich was Sesshomaru in der Zwischenzeit erlebt hat und wen er trifft... ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)