Folgenschwere Kindheit von Mondvogel (Inuyashas Zeit nach dem Tod seiner Mutter) ================================================================================ Kapitel 5: Der Dämon in mir --------------------------- Die Geschwister treffen nun aufeinander. Wird Sesshomaru seinem kleinen Bruder helfen? Lest doch selbst: Myoga erwies sich schon bald ein ziemlich merkwürdiger Zeitgenosse. Inuyasha konnte ihn nicht recht einordnen. War er mutig und stark oder einfach nur ein elender Feigling? Unterwegs erzählte er Inuyasha Geschichten über seine tapferen Dienste, die er für Inutaisho gemacht hatte, aber der Junge hatte da seine Zweifel, dass er wirklich die Wahrheit sagte. "Sag mal Myoga, wie war denn mein Vater?" unterbrach er den Redeschwall seines Begleiters. Seine Mutter hatte ihm zwar schon allerhand über seinen Vater erzählt, aber er hörte immer wieder gern von ihm. Myoga hielt inne und kratzte sich am Kinn. Sein Gesicht hellte sich auf, als er an seinen alten Meister zurückdachte. "Oh, er war ein Hundeyoukai mit dem schmackhaftesten Blut weit und breit. Schade, dass deines nicht annähernd so saftig ist." Er seufzte bedauernd, näherte sich aber trotzdem Inuyashas Hals und stach unmerklich in seine Haut. "Hey!" Inuyasha quetschte ihn zwischen seinen Fingern. Der, so grob behandelte, Floh gab einen röchelnden Laut von sich und stammelte etwas von einer Entschuldigung. Inuyasha setzte ihn grimmig wieder auf seiner Schulter zurück. "Aber dein Blut hat dafür einen süßen Nachgeschmack." setzte der Floh sein Gespräch unbeirrt fort und schielte wieder zu Inuyasha. Dieser knurrte warnend. Schnell wandte sich Myoga wieder ab und tat so, als ob er in der Ferne etwas suchen würde. Obwohl er ein furchtbarer Angeber zu sein schien, freute sich der Junge doch über seine Gesellschaft. Zu sehr fürchtete er den Gedanken schon wieder alleine zu sein. Außerdem könnte dieser Floh ihn notdürftig vor anderen Youkai schützen. Wenn diese Geschichten, die er erzählt hatte, der Wahrheit entsprachen, dann musste er eigentlich richtig stark sein. Hinzu kam noch, dass sein Vater ihn anscheinend sehr geschätzt hatte. Myoga hatte sich stolz als seinen "Berater" bezeichnet. "Warum wollte mein Vater, dass du auf mich aufpasst?" fragte Inuyasha nach einer Weile. Seltsamerweise schien Myoga dieses Thema gar nicht zu behagen. Er lief etwas rot an und begann verlegen herumzudrucksen. "Äh... na ja... also..." Er hielt an und räusperte sich laut. "Nun, er befürchtete, dass du als Halbdämon... äh ein bisschen Hilfe gebrauchen könntest. Und falls deiner Mutter etwas passieren sollte, dann... äh..." Es war ihm sichtlich unangenehm darüber zu reden, wusste er doch wie frisch der Schmerz über ihren Tod noch war. Inuyasha schwieg. Er starrte gedankenverloren zu Boden und forderte Myoga auch nicht auf weiterzusprechen. Auch der Floh zog es lieber vor still zu sein. Er hätte gern etwas Tröstendes gesagt, aber er wusste nicht so recht, wie er mit so einer Situation umgehen sollte. Hinzu kam, dass er mit einem Vokabular für solche Gelegenheiten nicht gut genug ausgestattet war. So schwiegen beide und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Nach einer Weile hob Inuyasha mit einem Ruck den Kopf, sodass Myoga überrascht aufsprang. "Was ist?" fragte er alarmiert und versteckte sich vorsorglich hinter einer roten Kleiderfalte. Inuyasha hob die Nase in den Wind. "Ich rieche Sesshomaru." teilte er dem Floh mit. "Na wunderbar. Dann ... geh." Er klang nicht gerade erfreut. Im Gegenteil- er duckte sich noch tiefer und machte sich so klein wie möglich. "Wenn er nicht nach mir fragt, dann solltest du mich besser auch nicht erwähnen." schärfte er seinem jungen Begleiter ein. Inuyasha runzelte fragend die Stirn. "Warum?" "Äh.... aus Sicherheitsgründen." Der Junge zuckte lediglich mit den Schultern und setzt seinen Weg fort. Dieser Floh benahm sich ja seltsam. Aber auch Inuyasha war mulmig zumute. Würde sein Bruder ihm überhaupt zuhören? Würde er ihn aufnehmen? Würde er ihm helfen? Inuyasha schüttelte heftig den Kopf und drängte diese Sorgen zurück. Er durfte vor seinem großen Bruder auf keinen Fall als schwach dastehen, sonst würde er ihn sofort wieder wegjagen. Inuyasha wusste, dass er Schwäche nicht ausstehen konnte. Außerdem brauchte er nun wirklich keine Angst zu haben. Seine Eltern hätten ihn bestimmt nicht dazu aufgefordert zu seinem Bruder zu gehen, wenn er dann von ihm getötet wurde. Dieser Gedanke beruhigte den Jungen. Er sprach sich selbst Mut zu und trat entschlossen aus dem Wald heraus. Vor ihm erstreckten sich nun weite Hügel, die wie grüner Samt in der Sonne glänzten. Der Wind rauschte an ihm vorbei und bewegte die langen Gräser sachte hin und her. Auf einem entfernten Hügel stand eine große, erhabene Gestalt. Sesshomaru. Inuyasha erkannte ihn sofort wieder. Das Fell auf seiner Schulter, die edlen Kleider und die langen silbrig- weißen Haare. Er stand mit dem Rücken zu seinem kleinen Bruder und schien seine Anwesenheit noch nicht bemerkt zu haben. Inuyasha schluckte und ging schüchtern auf ihn zu. Da fiel ihm ein, dass er sich ja vorgenommen hatte nicht als Jammerlappen dazustehen und richtete sich sogleich selbstsicher auf. Myoga gab die ganze Zeit keinen Mucks von sich. Ob er doch nicht so mutig war? Inuyash beschloss auf jeden Fall nicht mit seiner Hilfe zu zählen, falls es hart auf hart kommen würde. Als er hinter seinem großen Bruder stand, regte sich der immer noch nicht. Inuyasha machte einige laute Geräusche, um auf sich aufmerksam zu machen, aber er wurde vollkommen ignoriert. Schließlich fasste er sich ein Herz und sprach seinen Gegenüber an. "Äh... Sesshomaru?" Das klang gar nicht so grimmig und gefährlich, wie er es vorgehabt hatte. In Gedanken fluchte er bereits. So würde ihn sein Bruder niemals aufnehmen, nicht wenn er sah, wie sehr er sich eigentlich fürchtete. Sesshomaru allerdings, schien jetzt endlich aufgetaut zu sein. Er bewegte sich leicht, drehte sich aber nicht um. "Myoga." sagte er tonlos. Inuyasha fröstelte, als er die Kälte in seiner Stimme wahrnahm. "Komm sofort her. Ich weiß, dass du da bist." Sofort wühlte sich der kleine Dämon unter dem Stoff hervor und blickte verschreckt zu dem großen Youkai. Er hatte ihn also doch bemerkt. Nach wie vor sehr aufmerksam, der ältere der Brüder. Myoga schluckte und hüpfte gehorsam von Inuyashas Schulter. Zögernd näherte er sich dem Youkai und sprang behände auf einen kleinen Felsen. "Sesshomaru- sama. Es ist mir eine Ehre Euch wiederzu..." "Was will ER hier?" wurde er scharf unterbrochen. Myoga begann leicht zu zittern. Er hatte doch gewusst, dass Sesshomaru erzürnt sein würde seinen Halbbruder hier zu sehen. Wie sehr wünschte sich der Floh, dass Inutaisho jetzt hier wäre. Er war der Einzige, vor dem Sesshomaru Respekt gehabt hatte. Da es nun mal nicht so war seufzte Myoga tief und legte sich eine gute Antwort parat. "Nun..." begann er unsicher. "Euer werter Herr Vater hat mir doch befohlen Inuyasha zu Euch zu bringen, falls es nötig sein sollte. Na ja... jetzt ist der Moment dazu." Er stieß die Luft gepresst aus und hielt gespannt den Atem an. Beunruhigt wartete er auf irgendeine Reaktion. Doch Sesshomaru schwieg. Nach einer Weile, die Myoga wie eine Ewigkeit vorkam, fing er an zu sprechen: "Und? Was will er?" Der Flohdämon entspannte sich wieder. Er hätte einen Wutausbruch erwartet, aber wie es aussah war Sesshomaru etwas reifer geworden und schien nicht mehr so schnell in Rage zu geraten. "Er braucht Eure Hilfe." erklärte er nun eifrig. "Er hat sonst niemanden mehr. Außerdem muss er lernen sich zu verteidigen." Sesshomaru schnaubte verächtlich. "Ich werde ihn nicht trainieren, falls du das meinst." Myoga blinzelte überrascht und sah enttäuscht aus. "Aber... aber was soll er tun, wenn er anderen Youkai begegnet?" "Das ist nicht mein Problem." Oh je. Myoga sackte sichtlich in sich zusammen. Niedergeschlagen schwieg er. Dieser Sesshomaru war nach wie vor unglaublich stur. Er würde seinen Bruder tatsächlich einfach im Stich lassen! Das würde er ohne weiteres fertig bringen. Aber Myoga hatte doch Inutaisho versprochen, dass er sich um Inuyasha kümmern würde. Beim Gedanken an seinen früheren Herren richtete sich der Floh wieder auf. Seine Augen funkelten nervös. "Sesshomaru- sama! Wollt Ihr den Befehl und den Wunsch Eures Vaters missachten?" Das saß. Sesshomaru zuckte merklich zusammen. Auf diese Frage konnte er nichts erwidern. Außerdem achtete er seinen Vater und es käme ihm nie in den Sinn ihn zu enttäuschen. Also gut. Wenn es unbedingt sein musste... Der große Youkai drehte sich betont langsam um. Zwei goldene und ausdruckslose Augen blickten auf Inuyasha hinab und musterten ihn aufmerksam. Der Kleine starrte zurück und versuchte ruhig zu bleiben. Trotz seiner Bemühungen bemerkte Sesshomaru sofort seine Unsicherheit und Nervosität. Missbilligend dachte er an die schwächliche menschliche Seite seines Bruders. Die Geschwister blickten sich lange an. Es war, als ob sie sich zum ersten Mal sehen würden. In gewisser Weise stimmte das auch. Sie waren sich noch nie so nahe gegenüber gestanden. Der Jüngere schluckte unbehaglich. Sollte er etwas sagen? Als er es versuchte brachte er jedoch kein Wort heraus. Zu seiner Erleichterung löste Sesshomaru, gleich darauf seinen unangenehmen Blick von ihm und wandte sich wieder um. Langsam ging er den Hügel hinunter, in der Annahme, dass sein Bruder ihm folgen würde. Inuyasha blickte zu Myoga, der ihm aufmunternd zunickte. "Geh mit ihm. Er wird dir nichts tun." versicherte er ihm erleichtert. Diese unangenehme Arbeit hatte er also erfolgreich hinter sich gebracht. "Und was ist mit dir?" fragte der Junge. "Mit mir? Äh... nun ja... ich muss leider gehen. Hab noch was zu erledigen." sagte der kleine Dämon hastig. Etwas zu hastig. Inuyasha kniff nachdenklich die Augen zusammen . "Hast du Angst vor Sesshomaru?" fragte er geradeheraus. Daraufhin wurde Myoga ein bisschen rot und hüpfte schnell von Felsen, damit Inuyasha seine Verlegenheit nicht sah. Mit großen Sprüngen eilte er davon. "Ich komm später noch mal zu dir!" rief er über die Schulter, dann war er schon nicht mehr zu sehen. Inuyasha sah ihm noch eine Weile nach, dann drehte er sich um und lief seinem Bruder hinterher, der sich bereits ein ganzes Stück entfernt hatte. Inuyasha ging vorsorglich einige Schritte hinter seinem großen Bruder. So ganz traute er sich noch nicht in seine Nähe. Bei Youkai wusste man nie, wie sie reagieren würden. Sesshomaru schien allerdings nichts vom ihm zu wollen. Überhaupt beachtete er ihn gar nicht. Inuyasha fühlte sich ziemlich unbehaglich in seiner Gesellschaft. Sein Bruder sprach nicht, scherzte nicht und sah Inuyasha kein einziges Mal an. Das einzige, das man spürte, war eine kribbelnde Kälte, die vom Youkai ausging. Was, wenn er seinen kleinen Halbbruder die ganze Zeit so behandelte? Inuyasha hatte schon jetzt keine Lust mehr bei ihm zu sein. Er wollte bereits von Anfang an nicht zu ihm gehen. Hätte er sich doch nur nicht von Myoga dazu überreden lassen. Am liebsten wäre er wieder mit ihm fortgegangen. Zumindest schien der kleine Flohgeist wenigstens Humor zu besitzen, das man von Sesshomaru nicht gerade behaupten konnte. Inuyasha blickte neugierig zu ihm auf und beobachtete das flauschige Fell auf seiner Schulter. Ob sein Vater auch so etwas gehabt hatte? Fast sah er sich in der Versuchung es anzufassen, hielt jedoch rechtzeitig inne und zog seine Hand hastig zurück. Er senkte den Blick wieder auf den Boden und stieß einen kleinen Seufzer aus. Wie weit wollten sie eigentlich noch gehen? Inuyasha war so müde. Er war ja schon lange nicht mehr zur Ruhe gekommen. Dauernd musste er davonlaufen. Jetzt nicht mehr. Das war wohl das einzige Positive an er Gesellschaft seines Bruders. Bei ihm war er wenigstens in Sicherheit. Inuyasha spürte die Macht, die von ihm ausging und war froh, dass diese auf seiner Seite war. Wenigstens musste er keine Angst mehr haben angegriffen zu werden. In diesem Punkt vertraute er seinem Bruder voll und ganz. Er würde nicht zulassen, dass ihm etwas passieren würde. "Man hat dich fortgejagt?" fragte Sesshomaru plötzlich. Dass er etwas sagte, kam für Inuyasha so plötzlich, dass es ihm für einen Moment die Sprache verschlug. "Was ist?" erkundigte der Youkai ungeduldig. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, dass man sich mit einer Antwort so viel Zeit ließ. Inuyasha fummelte nervös an seinem Ärmel herum. "Äh.... ja." antwortete er leise. Er wollte nicht unbedingt an diesen Abend zurückerinnert werden. Wieso sprach Sesshomaru überhaupt davon? "Und du hast dich nicht gewehrt." fuhr er nun fort. Er war mehr ein Feststellung, als eine Frage, trotzdem fühlte sich Inuyasha verpflichtet zu antworten. "Na ja... ich... wie hätte ich das denn machen sollen? Es waren so viele." stammelte er. "Es waren MENSCHEN." sagte Sesshomaru abfällig. "Schwaches Gesindel." Inuyasha schwieg. Er hatte nicht gewusst, dass sein Bruder Menschen so sehr verachtete. Er wusste offensichtlich nicht, dass nicht alle bösartig waren. Alina und Lin zum Beispiel waren herzensgut. "Nicht alle Menschen sind gemein." versuchte er seinem Bruder, nach einigem Zögern, zu erklären. Dieser schnaubte verärgert. "Ich sagte, sie sind schwach." wiederholte er knapp. Darauf wusste Inuyasha nichts mehr zu erwidern. Ihm kamen die Menschen jedoch nicht schwach vor. Sie hatten gute Waffen und zutreten konnten sie auch ganz gut, das hatte Inuyasha ja am eigenen Leib erfahren. Schweigend gingen die Brüder weiter. Sie hatten sich wohl nichts mehr zu erzählen. Sesshomaru konnte es immer noch nicht fassen. Er schleppte tatsächlich seinen kleinen Bruder mit herum! Dabei hätte er weitaus besseres zu tun, als sich um diesen Halbdämon zu kümmern. Als ihm vor sechs Jahren sein Vater befohlen hatte, auf seinen Bruder aufzupassen, hatte er schon geahnt, dass er ihn eines Tages am Hals hatte. Er wusste zudem nicht genau, was er nun mit ihm anstellen sollte. Er konnte nicht die ganze Zeit bei ihm sein. Schließlich musste sich Sesshomaru auch um andere Dinge kümmern. Dabei wollte er auf keinen Fall seinen Halbbruder dabeihaben, aber er konnte ihn auch nicht einfach abservieren. Sesshomaru hatte sofort bemerkt, dass der Kleine so gut wie nichts draufhatte. Er war unsicher und wusste wohl auch nicht, wie er sich verhalten sollte. Außerdem hatte er anscheinend keine Ahnung über seine verborgenen Kräfte. Wenn er nicht einmal darüber bescheid wusste, dann wunderte es Sesshomaru, wie er bis jetzt überleben konnte. Offensichtlich war er recht zäh. Wenigstens etwas. Die Menschen hatten ihn also fortgejagt. Diese Tatsache ärgerte Sesshomaru seltsamerweise. Obwohl sein Bruder ein Hanyou war, gehörte er doch zur Familie. Niemand sollte ein Familienmitglied derart behandeln. Diese elenden Menschen. Am späten Nachmittag hielt Sesshomaru an. "Wir bleiben vorerst mal hier." teilte er seinem Bruder mit, der sich sofort erleichtert ins Gras fallen ließ. Endlich konnte er mal rasten. Sie befanden sich an einem kleinen Weiher. Rundherum wuchsen einige Bäume, die kühlen Schatten spendeten. Inuyasha ging zum Wasser und trank gierig das erfrischende Nass. Dabei schielte er zu Sesshomaru, der plötzlich ziemlich angespannt wirkte. War vielleicht ein Dämon in der Nähe? Sofort sprang Inuyasha auf und trat neben ihm. Fragend blickte er zu ihm auf. "Was ist?" fragte er beunruhigt. "Nichts. Ich muss kurz weg." Inuyasha schnappte entsetzt nach Luft. "Du lässt mich hier allein?" Statt zu antworten entfernte sich der Youkai ein Stück und machte sich bereit in die Luft aufzusteigen. Da spürte er ein leichtes Zerren, an seiner Seite. Erstaunt blickte er an sich hinab und sah Inuyasha, der ihn am Hosenbein zurückhielt. Seine kleine Hand krallte sich im Stoff fest und große Augen schauten den Youkai bittend an. Sesshomaru starrte seinen Bruder konsterniert an. Was viel diesem Wicht eigentlich ein? "Du kannst mich doch nicht einfach hier zurücklassen." flehte Inuyasha inständig und zwang sich in die kalten Augen seines Bruders zu blicken. Sesshomaru zeigte kein Mitleid. "Hast du Angst, Inuyasha?" Die Tatsache, dass er ihn beim Namen nannte und ihn nicht verächtlich "Hanyou" nannte, überraschte den Jungen. Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch. "Angst? Äh... nein. Ich doch nicht." antwortete er etwas verspätet. Er ließ seinen Bruder jedoch nicht los. "Inuyasha." sagte Sesshomaru ernst. "Du bist ein Halbdämon." Inuyasha runzelte die Stirn. Fing er jetzt doch an ihn zu verschmähen? Traurigkeit und Verständnislosigkeit spiegelte sich in seinen Augen. Sesshomaru seufzte innerlich. Er versteht es nicht, dachte er. Man muss ihm wohl alles erklären. "Du bist Halbdämon. Das heißt es fließt zur Hälfte Dämonenblut in dir." erläuterte er seinem Bruder, der ihn verwirrt anstarrte. "Nutze dieses Blut. Erwecke den Dämon in dir." Damit hatte er genug gesagt. Er schüttelte die Hand seines Bruders ab. Widerwillig ließ Inuyasha los. "Der Dämon in mir?" wiederholte er zögernd. "Wie mache ich das? Wie erwecke ich ihn?" Sesshomaru schwieg und wandte sich von ihm ab. Aufmerksam blickte er in den Himmel. "Das musst du selbst herausfinden." sagte er. Ohne weitere Kommentare stieg er lautlos in die Luft auf. Inuyasha blickte ihn ungläubig an. Sein Bruder konnte ja fliegen! Da fiel ihm ein, dass er ihn ja allein lassen wollte. Verzweifelt rannte er ihm am Boden hinterher. "Sesshomaru!" rief er. "Wann kommst du wieder? Sind hier viele Youkai in der Nähe? Kannst du mir nicht einen Tipp geben, wie ich mich verteidigen soll?" Meine Güte. Sesshomaru sah schon schwere Zeiten auf sich zukommen. Er ersparte sich eine Antwort und flog stattdessen noch höher, bis er Inuyasha nicht mehr sah und hörte. Der sollte schon alleine klarkommen. Schließlich hatte Sesshomaru nicht vor ihn zu verhätscheln. Je früher sein kleiner Bruder lernte, Probleme eigenständig zu lösen und sich selbst Schwierigkeiten zu stellen, umso eher wäre er ihn wieder los. Er würde später nach ihm schauen. Wenn er dann noch leben würde, dann würde er ihn wohl noch etwas erdulden müssen. Und wenn er es nicht schafft, dachte Sesshomaru, dann war er halt zu schwach, um sich zu verteidigen. Das war eine einfache Tatsache. Ob Inuyasha überlebte oder nicht, lag ganz allein bei ihm. Auf jeden Fall hatte Sesshomaru jetzt eine andere Gelegenheit, um die er sich kümmern musste. Inuyasha stolperte noch einige Schritte, bevor er keuchend anhielt. Verärgert blickte er in den Himmel. Kaum war er bei seinem Bruder, verließ dieser ihn schon. Dabei hatte er ihm noch gar nichts gezeigt. Er wusste nicht, wie er kämpfen sollte, was er tun musste, wenn einer dieser mächtigen Youkai des Weges kam. Myoga war auch nicht da, um ihm zu helfen. "Der Dämon in mir." flüstere der Junge wieder. Er ließ diese Worte auf sich einwirken und dachte gründlich darüber nach. Als dieser Dämon Alina angegriffen hatte, da hatte er eine heiße Wut in sich gespürt. War er das gewesen? Der Dämon in ihm? Seine Sorge um Alina und seine Wut über diesen Dämon hatten ihn wohl in Rage versetzt. Er hatte es sogar geschafft seinen Gegner in die Luft zu schlagen. So etwas wollte er aber nicht mehr durchmachen. Es war fürchterlich gewesen, aber.... andererseits hatte es ihm auch gefallen. Es war ein schönes Gefühl gewesen, zu wissen, dass er stärker war, als jemand anderes. Das machte ihn selbstsicher und mutig. Er spürte, dass er das noch einmal sein wollte, aber er hatte auch Angst davor. Zweifel stiegen in ihm auf und er begann sich zu fragen, ob er das auch schaffen würde. Es könnte ja sein, dass sein Gegner ihn tötete, bevor er selbst überhaupt Zeit hatte sich auf den Kampf vorzubereiten. Er wusste, dass Youkai viel stärker waren als er. Trotzdem musste er irgendwie gegen sie ankommen können, sonst hätte ihn Sesshomaru nicht alleine gelassen. Inuyasha zog es jedoch vor, fürs erste einmal unauffällig zu bleiben und auf seinen Bruder zu warten. Ohne länger zu zögern ging er zurück zum Weiher, um sich dort zu verstecken. Bis sein Bruder zurückkommt, würde er sich irgendwo verkriechen und sich still verhalten. Das war das sicherste. Ob das wirklich sicher ist? Na, wir werden sehen. Wenigstens erduldet Sesshomaru seinen kleinen Bruder, aber es wäre ja auch wirklich gemein, wenn er ihn einfach wegjagen würde. Das nächste Kapitel heißt: "In Bedrängnis" Kommis sind immer willkommen! ^.^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)