Lebenslinien von Herzfinster ================================================================================ Kapitel 133: Der weiße Fleck ---------------------------- Lebenslinien Kapitel 133 Autor: Herzfinster Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu Lebenden und Toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors. ~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~ "Denkst du, das ist eine Falle?", fragte Naruto und deutete auf das Gebäude, "Ziemlich offensichtlich, oder nicht?" Sasuke wog den Kopf nach links und rechts. "Wenn es eine ist, dann hält der Fallensteller seine Opfer für ziemlich blöd." Er konnte sich allerdings nicht vorstellen, wer an so einem abgelegenen Ort wem eine Falle stellen wollte. Naruto zuckte mit den Schultern. "Lass uns nachsehen", meinte er und marschierte los. An der Grenze zwischen Wald und Schotterfeld blieb er dann allerdings stehen und blickte nach unten. Wenn sie jetzt zu diesem Haus hinüber liefen, gaben sie das perfekte Ziel für Angreifer ab. Sasuke trat neben ihn. "Wir müssen ohnehin in diese Richtung weitergehen", meinte er und Naruto nickte. "Stimmt wohl." Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass ihm dieser Wald sehr suspekt vor kam. Bei ihrem Glück hauste dort wahrscheinlich ein ausgestoßener Serienkiller, der sie bereits beobachtete und für das Abendessen mit einplante. So sah Naruto sich auf dem Weg bis hin zu dem kleinen Haus immer wieder sehr aufmerksam um, doch außer ihnen konnte er kein anderes Lebewesen in ihrer Umgebung ausmachen. Nicht einmal mehr einen Vogel auf der anderen Seite des Flusses. Ihre Schritte auf dem unebenen Boden waren das Einzige, was er hören konnte. "Verfluchte Steine... Das Knirschen hört man sicher Kilometer weit..." "Wir aber auch, wenn uns etwas folgen sollte..." Das war ein Argument. Doch nichts folgte ihnen. Beide Jungen blieben vor dem Haus, welches aus der Nähe viel größer wirkte, stehen. Naruto beäugte es sehr misstrauisch. Das Gebäude sah aus, als hätte ein wahnsinniger Zimmermann in einem Anfall unzähmbarer Bastelfreude wahllos Bretter zusammengenagelt bis keine Lücke mehr übrig geblieben war. Die Fenster waren allesamt schief in jeder Dimension, bis zur Undurchsichtigkeit verschmutzt und teilweise eingerissen. Die Fassade machte den Eindruck, als wolle sich das Haus jeden Moment auf den Besucher vor seiner Tür stürzen, so sehr neigte sie sich nach vorn. Sasukes Blick fiel auf ein verwittertes Schild über der Eingangstür. Zur Wolfsschlucht. "Wer baut denn hier eine Gaststätte...?" Naruto legte den Kopf in den Nacken um das Schild besser sehen zu können. Die Farbe war fast gänzlich abgeblättert und er hätte nicht sagen können, welches Bild einmal darauf zu sehen gewesen war. "Hast du noch Geld?", fragte er und kramte in seinen Hosentaschen. "Was?" "Ob du noch Geld hast. Wir müssen den Wirt doch wohl bezahlen, oder?" Jetzt begriff Sasuke, was sein Freund vor hatte und seufzte hörbar. "So, wie diese Hütte aussieht, gibt es hier schon lange keinen Wirt mehr – und wenn, dann ist er ein ziemlicher Idiot, hier zu bleiben..." Naruto fand noch ein paar Münzen in seiner Tasche und zählte sie. "Wie sagt man noch mal? Wer nichts wird, wird Wirt..." Noch bevor Sasuke irgendetwas erwidern konnte, hatte er die Tür geöffnet und trat über die Schwelle. Eine Welle aus abgestandener Luft, Staub und Pfeifenrauch wehte ihnen entgegen und ließ Sasuke husten. Augenblicklich wusste er, dass dies keine Lokalität war, in die sie ihr Meister hätte gehen lassen, wenn sie sich auf einer Mission befunden und Unterkunft gesucht hätten. Narutos Augen brauchten einen Moment, um sich an das schummerige Licht im Innern zu gewöhnen, welches ausschließlich von einer Reihe völlig verrußter Öllampen herrührte, die in regelmäßigen Abständen von der Decke baumelten. "Wollt ihr da stehen bleiben?", fragte ein Mann, "Hinsetzen kostet hier dasselbe." Er lachte auf, was sich anhörte, als schlüge jemand zwei Kiesel gegen einander. Sasuke trat hinter Naruto ein und schob mit einer Hand die Tür zu. Hier gab es ja tatsächlich einen Wirt. Der Wirt war ein untersetzter Mann – oder zumindest sah er sehr maskulin aus, denn er konnte sehr deutlich zwei spitze Ohren auf seinem Kopf erkennen, die kein bisschen menschlich waren. In seinen prankenartigen Händen, die von einem dichten, roten Flaum überzogen waren, hielt er einen Steingutbecher und wischte eifrig mit einem Tuch daran herum. Sein Gesicht erinnerte Naruto an ein Wildschwein. Oder vielleicht doch eher an eine Bulldogge. Er könnte aber auch, bei genauerer Betrachtung, eine Fledermaus sein. Über seine breite Brust spannte sich ein Leinenhemd, welches so fleckig war, dass es unmöglich war, seine ursprüngliche Farbe noch zu bestimmen. Er musterte die beiden Jungen und erst jetzt bemerkte Sasuke, dass er ja noch den Wolfsschwanz trug, aber weder Maske noch Handschuhe mehr hatte, weshalb dies wenig Sinn ergab. "Was seid ihr denn für Gestalten?", fragte der Wirt als sie schließlich näher traten. Naruto setzte sich und sofort fiel der Blick des Wirtes auf den roten Fuchsschwanz, welche neben ihm herunterhing. Er sah den beiden Jungen nach einander ins Gesicht. "Menschen sind hier selten", meinte er und stellte den Becher vor Sasuke etwas zu heftig ab. "Ähm... Wir sind auf der Durchreise", erwiderte Naruto und der Wirt brummte zur Antwort. "Was wollt ihr trinken?", fragte er. Die Shinobi sahen einander an. Der Kerl sah nicht so aus, als würde er auch Tee ausschenken. "Was kannst du empfehlen?", fragte Sasuke zurück und sah dem Wirt selbstsicher in die Augen, faltete die Hände auf dem Tresen und spürte, wie sein Hemd irgendetwas Klebriges aufsog. "Empfehlen? Du bist der Erste, der mich sowas fragt, Mensch..." Der Wirt nahm einige eingestaubte Flaschen vom Regal hinter sich. "Die Leute hier trinken Witwenmacher, Blauen Mondschein, Jungferntraum oder Göttergroll." Zu jedem Namen stellte er eine der Flaschen vor ihnen ab. "Also? Was wollt ihr?" Naruto fragte sich, woher der Kerl wusste, welches Getränk er ausschenkte. Die Flaschen sahen für ihn alle gleich aus: braun, schmutzig und mit unlesbarem Etikett. Sasuke hingegen fragte sich, ob sich der Wirt im Klaren darüber war, dass er im Grunde Kinder vor sich hatte, doch dieser Mann machte nicht den Eindruck, als hätte er in seinem Leben schon viele Menschen gesehen. Vielleicht war es ihm deshalb nicht klar. Wahllos deutete er auf eine der Flaschen. Der Wirt entkorkte sie geräuschvoll und füllte zwei Becher mit einer bräunlichen Substanz. Naruto warf einen misstrauischen Blick hinein, legte aber dennoch zwei Münzen auf den Tresen und schob sie dem Wirt hin. Sasuke schwenkte den Becher in seiner Hand. Das Zeug machte auf ihn den Eindruck von stark verdünntem Flussschlamm. Naruto nahm einen Schluck. Es war cremig und süßlich, fast wie Schokolade, doch als er es hinunterschluckte, brannte es fürchterlich in seinem Rachen. Er schnappte nach Luft. Der Wirt lachte brüllend und schlug Naruto so fest auf die Schulter, dass dieser sich die Nase am Becherrand stieß. "Zwei Banditen, die nichts vertragen! Das habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen!" Sasuke horchte auf. "Banditen?" "So, wie ihr ausseht, seid ihr entweder Banditen, oder gerade von welchen Überfallen worden. Doch da ihr Geld habt..." Der Wirt grinste ihn an und zeigte dabei viel zu viele kleine, gelbliche Zähne. Sasuke nahm einen großen Schluck, stellte den Becher aber ziemlich schnell wieder ab. "Wie kommt es, dass hier ein Gasthaus steht?", fragte er, "So weit ab vom Weg? Ist es für dich überhaupt lohnenswert?" Der Mann sortierte seine Flaschen wieder in das Regal ein. "Sicher lohnt es sich. Sonst würdet ihr ja wohl kaum hier sitzen." Naruto goss sein Getränk unbemerkt in einen kleinen Bronzenapf neben ihm auf dem Boden. "Tatsächlich? Wieso denn?", fragte er. "Weil es so weit ab vom Weg steht", erwiderte der Wirt nur und nickte mürrisch, "Euresgleichen fühlt sich hier sicherer. Ihr seid noch nicht so lange im Geschäft, nehme ich an?" Er musterte die Jungen. Sasuke wollte gar nicht wissen, welche Art von Leuten hier sonst verkehrte. Doch dieser Mann kannte sich hier aus. Vielleicht wusste er ja, was sich hinter dem weißen Fleck auf der Karte verbarg. So zog er diese aus seiner Tasche und legte sie auf den Tresen. "Herr Wirt, weißt du vielleicht, was sich hier befindet?" Sasuke deutete auf die Stelle zwischen dem Gasthaus und der Brücke. Der Wirt stützte sich mit beiden Händen an der Theke ab und beugte sich tief über die Karte. "Wieso willst du das wissen?" Seine Stimme klang jetzt weniger leutselig. "Wir müssen zu dieser Brücke", erklärte Naruto. Die grauen Wolfsohren des Wirtes zuckten unruhig. "Da geht keiner je hin", knurrte er und schlug mit der Faust auf die Karte, "Dort gehen ungeheuerliche Dinge vor sich!" "Das sagte man uns auch über diesen Wald", erwiderte Sasuke ruhig, "Geht es auch ein wenig präziser?" Plötzlich packte der Wirt Sasuke am Kragen und hob ihn ohne jede Anstrengung hoch. "Da drüben herrschen übernatürliche Kräfte! Hexen leben da und noch ganz andere Sachen! Geht lieber den langen Weg durch den Wald. Das ist gesünder." Er ließ den Jungen los und fuhr damit fort, seine Becher zu spülen. "Ich denke, wir müssen dann auch los...", meinte Naruto und stand auf. Dieser Typ hatte für ihn eindeutig einen Schatten. Sasuke nickte und so schnell sie konnten, verließen sie das Gasthaus Zur Wolfsschlucht. Eilig liefen sie die wenigen Meter bis zum Flussufer. "Der Typ hat wohl nicht mehr alle Latten am Zaun!", meinte Naruto und trank erst einmal eine ganze Menge Wasser um den Geschmack von diesem widerlichen Gebräu loszuwerden. Sasuke kniete neben ihm und wusch sich ausgiebig die Hände. "Na ja, was kann man vom Wirt einer Räuberspielunke auch anderes erwarten? Hexen... wahrscheinlich auch Geister oder so etwas!" Naruto lachte auf. "Oh ja, die werden uns fressen, sobald wir ihr Reich betreten..." "Bestimmt..." Naruto ließ sich auf den Boden sinken. "Was meinst du haben wir da eben getrunken?" "Das will ich gar nicht wissen", erwiderte sein Freund und kühlte sich die Wangen mit dem kalten Flusswasser. Nach einer kurzen Rast am Ufer beschlossen sie, den Fluss nun zu überqueren. Was aus der Ferne allerdings wie Nebel ausgesehen hatte, entpuppte sich nun als eine Art Mauer. Staunend standen die beiden Shinobi davor. Sie war mehrere Meter hoch und schien das gesamte Gebiet des weißen Fleckes zu umschließen. Die Mauer war schneeweiß und glitzerte im Sonnenlicht. Ihre Oberfläche war rau und uneben. So als hätte jemand Wasser von oben herab geschüttet und es wäre noch im Fall zu Eis erstarrt. Ein Nebel stieg von ihr auf, so wie von Eis, das man von draußen ins warme Haus geholt hatte. Doch sie war nicht kalt. Naruto betrachtete die Mauer ganz genau. "Das ist... cool...", meinte er, "Sakura-chan würde das gefallen." "Bestimmt... Aber siehst du hier irgendwo ein Tor?" Sasuke fragte sich, ob sie die Mauer hinauflaufen konnten. Naruto legte beide Hände gegen die Mauer. Sie fühlte sich rau und fest an, so wie ein Salzstein. "Ob die von selbst entstanden ist?", fragte er mehr sich selbst als seinen Begleiter. Einige glitzernde Partikel blieben an seinen Fingern kleben und Naruto konnte nicht anders, als ein wenig davon abzulecken. Der silbrige Staub schmeckte wie rostiges Eisen. Sasukes Blick wanderte derweil über das gegenüberliegende Ufer. Durch den dünnen Nebelschleier hindurch wirkte der Wald wie ein verblasstes Gemälde. Trostlos und gräulich. Einen Moment kam ihm der Gedanke, dass der weiße Fleck auf der Karte sich tatsächlich auf diesen Wall bezog - immerhin war dieser auch weiß - doch das kam ihm doch etwas weit hergeholt vor. Naruto fuhr mit den Fingernägeln über die raue Oberfläche, tippte dagegen und versuchte, an der Mauer hochzuklettern. Doch die scharfen Vorsprünge schnitten ihn in die Hand. "Au!" Unzufrieden betrachtete er die roten Schlieren auf dem Stein. "Und wie sollen wir jetzt da rüber kommen?" Versuchsweise legte er die Handflächen an die Mauer und versuchte, ob er mit Chakra irgendwie Halt finden konnte. Doch da gab die Struktur der Mauer unter seinen Fingern plötzlich nach. Sie zerbröckelte nicht, vielmehr saugte sie seine Hand förmlich ein. Erschrocken griff Naruto reflexartig nach etwas, woran er sich festhalten konnte. Zu fassen bekam er jedoch nur Sasukes Kragen. Zusammen stürzten sie durch die vormals feste Barriere. Sasuke stöhnte als sein Hinterkopf gegen etwas Hartes prallte, was zugleich noch glatt und spitz war. Naruto legte sich der Länge nach hin und schlug sich den Ellbogen auf. Zuerst glaubte er, auf einem zugefrorenen See gelandet zu sein, so glatt fühlte sich die Oberfläche an, die er unter sich spürte. Eis wäre jedoch kalt gewesen, oder zumindest kälter als das, worauf er lag. Als er den Kopf hob hielt er erstaunt inne. "Sasuke..." Sasuke drehte sich um und ihm blieb ebenso der Mund offen stehen. Seine Augen brauchten ziemlich lange um das Bild zu sortieren, was sich ihnen bot, jede Kontur zu erfassen und jede Form zuzuordnen. "Wow..." Die Jungen standen auf, doch es machte Mühe auf diesem Boden zu stehen. Auf der anderen Seite der Mauer befand sich ebenfalls ein Wald, oder eher ein Garten. Links und rechts des Weges standen Unmengen an Blumen. Rosen, Lilien, Vergissmeinnicht und auch viele, die es in ihrer Welt sicherlich nicht gab. Sie waren zu ordentlichen Beeten gruppiert, umrahmt von Seinen oder niedrigen Hecken. Die Bäume formten ein ebenso ordentliches Bild. Sie standen in akkuraten Reihen, immer um einen Platz versetzt, sodass sich das Bild eines dichten Waldes ergab. Was die beiden Shinobi jedoch so ins Staunen versetzt hatte war nicht etwa die Kunst des Landschaftsbaus. Es war vielmehr die Tatsache, dass alles um sie herum aus dem gleichen Material bestand. Jeder Grashalm, jeder Kiesel auf dem Weg und alle Blätter, Blüten und Baumstämme waren aus Glas. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)