Lebenslinien von Herzfinster ================================================================================ Kapitel 117: Ein zweiter Traum vom Tod -------------------------------------- Lebenslinien Kapitel 117 Autor: Herzfinster Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte an Naruto gehören irgendwem anders, jedenfalls nicht mir! Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeit zu Lebenden und Toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors. ~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~ __________________________________________________________________ Dein weißer Leib, so zart und weich, so kostbar, glatt und makellos. Auch er versinkt im Schattenreich, auch dich erwartet dieses Los. (Subway to Sally – Zu spät) ___________________________________________________________________ Der Lichtkegel der Taschenlampe wanderte über das Innenleben des Rucksacks, doch außer einigen praktischen Kleinigkeiten befand sich nicht mehr viel darin. Ihr Proviant war beinah aufgebraucht. Naruto hatte sich gegenüber von Sasuke auf der alten Holzbank ausgestreckt und schlief. Auch die letzten vier Welten waren recht enttäuschend gewesen. Sie unterschieden sich kaum von den beiden vorigen. In einer hatte man sie sogar für völlig verrückt gehalten, als sie nach einem Ninja-Dorf gefragt hatten. Für die Nacht bot ihnen ein kleiner Verschlag am Wegesrand Schutz, vor dem ein verwittertes gelbgrünes Schild mit der Aufschrift "Haltestelle" stand. Sasuke fragte sich, wer oder was hier halten sollte und weshalb, doch bisher waren nur sie hier vorbeigekommen. Kurz leuchtete er mit der Taschenlampe über den Weg und das abgeerntete Feld. Das war eine ziemlich trostlose Gegend. Sobald die Sonne aufging würden sie von hier verschwinden. Mit diesem Gedanken schloss der Junge, halb auf der Bank liegend, halb gegen die Wand gelehnt sitzend, die Augen. Doch ein Geräusch weckte ihn mitten in der Nacht wieder auf. Ein merkwürdiges Kratzen... Ein warmer Wind strich über sein Gesicht und als Sasuke die Augen öffnete, blickte er direkt in das rot leuchtende Augenpaar eines Raubtieres. Sofort presste sich eine Hand gegen seine Kehle, eine zweite gegen seine Schulter und hielt ihn unnachgiebig fest. Das Wesen beugte sich zu ihm herunter. Sasuke konnte sein keuchendes Atmen hören. "Uchiha...", knurrte der Kyuubi mit einer Stimme, die nicht menschlich und nicht tierisch war. Sasuke wollte ihn von sich stoßen, schlug und trat wild um sich, doch der Griff des Kyuubi um seinen Hals wurde stärker. Scharfe Krallen bohrten sich in seine Schulter. Die roten Augen fixierten ihn unheilvoll. "Uchiha...", wiederholte der Fuchs und Sasuke schloss die Augen um diesem Blick zu entgehen. Doch sofort erschien in seinem Geist das Bild des Kyuubi. So, wie er wirklich aussah, ein riesiges Tier, nur sehr entfernt von der Gestalt eines Fuchses, monströs und furchteinflößend. Der riesige Schädel beugte sich zu ihm herunter, so dicht, dass sie einander fast berührten. Als Sasuke die Augen wieder öffnete war ihm der Kyuubi noch näher gekommen. Er spürte einen einzelnen spitzen Zahn über seine Wange streifen. Sein Herz schlug in einem wilden Rhythmus gegen seine Brust. Die Finger um seine Kehle lösten ihren Griff, doch nur damit sich die Hand über Sasukes Mund legen konnte. Als er die langen Reißzähne an seinem Hals spürte schlug Sasuke nach dem Jungen, dessen Körper der Kyuubi in Besitz hatte. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen ihn, wollte ihn erneut von sich stoßen, doch das Raubtier packte seine Handgelenke mit beiden Händen und presste sie gegen die kalte Wand. Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Körper. Sasuke schreckte hoch und fand sich auf dem Boden wieder. Hecktisch sah er sich um, doch die rot glühenden Augen waren nicht zu sehen. Im Gegenteil: Naruto schlief friedlich, eingerollt auf der Bank und atmete ruhig. Hatte er das nur geträumt? Sasuke fuhr sich mit der Hand über die Kehle. Sein Mund war ganz trocken. Er nahm die Taschenlampe aus dem Rucksack und machte erst mal Licht. In der kalten Nachtluft wirbelte sein Atem als Wölkchen durch den Lichtkegel. Sonst war es völlig dunkel. Der Himmel hatte sich zugezogen und ließ kein Sternenlicht hindurch zur Erde. Beruhigt, dass dies alles nicht real gewesen war, ließ Sasuke die Taschenlampe sinken. Das Licht floss über den Boden vor ihm, bis es plötzlich von einem Schatten abgeschnitten wurde. Als der Junge den Kopf hob stand vor ihm ein Mädchen in einem schwarzen Kimono. Das lange schwarze Haar fiel ihr offen über die Schultern. Aus dieser dunklen Erscheinung stach ihr papierweißes Gesicht heraus wie ein hell leuchtender Edelstein. Mit dunklen Augen fixierte sie ihn. Sie stand einfach nur da, zeigte keine Regung und rührte sich auch nicht. Doch etwas an ihr war seltsam. Ein kaltes Gefühl kroch seine Wirbelsäule hinauf, seine Arme. Wie Nebel fühlte es sich an, feucht und klebrig kalt. Da wandte das Mädchen ihren starren Blick zu Naruto. "Verflucht...", flüsterte sie mit einer Stimme wie der Klang einer Glasharfe, sanft und klar. "Was?", fragte Sasuke erstaunt und konnte den Blick nicht von ihr abwenden. "Ihr seid verflucht", erwiderte sie und drehte sich geräuschlos auf dem Absatz um. "Was meinst du damit?", fragte er noch, doch sie trat aus dem Licht der Taschenlampe heraus und die Nacht verschluckte sie. Sasuke nahm die Lampe, stand auf und wollte ihr nach, doch das Mädchen war verschwunden, so als wäre sie nie da gewesen. Der Junge leuchtete über das Feld, über den Weg und blickte sich suchend um. Wieso hörte er sie denn nicht wenigstens? Ihre Geta mussten doch Geräusche machen auf der harten Erde... Doch so wie sie verschwunden war, hatte sich auch die Kälte zurückgezogen. Unschlüssig stand er da und fühlte sich merkwürdig. So als hätte er etwas gesehen, was er eigentlich nicht hätte sehen sollen. Oder sehen dürfen. Sasuke atmete die schwere Luft tief ein und schloss die Augen. Was hatte sie gemeint mit "verflucht"? Das war alles sehr merkwürdig. Diese ganze Nacht war merkwürdig... "Sasuke. Hey, Sasuke! Jetzt steh endlich auf!" Narutos Schläge gegen seine Schulter wurden immer fester und penetranter. "Mensch... Soll ich dich hier liegen lassen, hä?" Sasuke öffnete die Augen und blickte direkt in Narutos Gesicht. Der Junge hatte sich über ihn gebeugt und erwiderte seinen Blick genervt. "Jetzt komm endlich hoch", forderte er. Erst jetzt bemerkte Sasuke, dass er nicht in ihrem Unterschlupf auf der Bank lag, sondern auf einer wilden Wiese zwischen Gräsern und Blumen. Sein ganzer Körper war bedeckt von weißlichen Spinnenfäden, die im morgendlichen Sonnenlicht schimmerten. "Wie komme ich denn hier her...?" Naruto zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Als ich aufgewacht bin, warst du weg und ich hab dich hier gefunden." Sasuke setzte sich auf. In einiger Entfernung konnte er das Wartehäuschen stehen sehen. Er war doch dem Mädchen nur ein paar Schritte lang gefolgt. Oder nicht...? "Jetzt komm endlich auf die Beine, wir müssen weiter", unterbrach der andere Junge seine Gedanken und zerrte ihn am Arm auf die Beine, drückte ihm ihren Rucksack in die Hand. "Ja... Lass uns weitergehen..." Sasuke strich sich die Marienfäden von seiner Kleidung und wischte sie an den langen Grashalmen ab. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er dieses Mädchen nicht zum letzten Mal gesehen hatte. Ihn fröstelte bei dem Gedanken an sie. Seine Gedanken wurden unterbrochen als Naruto ihm ein kleines Päckchen reichte. Frühstück... "Danke...", murmelte Sasuke leise. Sie folgten dem Feldweg zurück zu dem halb verfallenem Haus, in welchem sich der Spiegel befand. Naruto lief zeitweise abseits des Weges und sammelte einige liegen gebliebene Kartoffeln auf dem Feld ein, stopfte sie in den Rucksack. Sasuke fiel auf, wie schweigsam sein Freund in den letzten Tagen war. Sie sprachen kaum noch mit einander. Er folgte Naruto mit dem Blick. Und er erinnerte sich wieder an seinen Traum in der letzten Nacht. Der Kyuubi... Das Ungeheuer war tief in Naruto versiegelt, aber... Was, wenn dieses Siegel irgendwann seine Kraft verlor? Plötzlich blieb Naruto stehen und hob den Blick. "Was ist?", fragte Sasuke. Der blonde Junge hob die Hand und deutete auf die alte Eiche, die sie schon auf ihrem Hinweg passiert hatten. An ihren Ästen baumelten drei leblose Körper, umschwirrt von Krähen. Ihr heiserer Gesang erfüllte die Luft. Sasuke hielt inne. "Oh..." "Die haben keine Probleme mehr", meinte Naruto nur und betrachtete die drei Erhängten mit teilnahmslosem Blick. So hätte er früher nie reagiert, schoss es Sasuke durch den Kopf. "Nein, die haben es hinter sich", erwiderte er und ging weiter. Doch als sie an dem Baum vorbei gingen hob Sasuke den Blick zu den drei Toten. Er kannte sie nicht, es waren einfach drei Fremde, denen die Krähen bereits die Augen ausgepickt hatten. Aber der Anblick von Leichen löste immer unangenehme Empfindungen in ihm aus. "Denkst du über den Tod nach?", fragte Naruto plötzlich. "Nein... Ich frage mich nur..." Sasuke schüttelte den Kopf. "Weiß nicht. Keine Ahnung. Es ist einfach... unheimlich." Naruto betrachtete die Toten. "Die Leiche in diesem Haus war schlimmer. Die da sehen wenigstens noch aus wie Menschen." Das stimmte allerdings. Diese dort hatte man wohl erst am letzten Abend aufgeknüpft. Und jetzt waren sie das Frühstück für die Krähen... "Trotzdem komisch..." Sasuke beobachtete eine der Krähen, die sich bemühte kleine Stücke aus dem Gesicht einer Leiche zu picken. Naruto senkte den Blick und schob die Hände in die Hosentaschen. "So enden wir auch irgendwann", meinte er mit dunkler Stimme, "Auch deine Haut wird mal so grau und kalt. Und dann versinkst du in der Erde, für immer..." Sasuke wandte den Blick ab und sah sich einen Augenblick selbst im Grab liegen. "Hör auf, bitte." Naruto schlug ihm auf die Schulter. "Sieh es positiv: wenn du jetzt stirbst, dann gibst du wenigstens eine schöne Leiche ab." "Hey!" Naruto lachte und rannte den Weg zurück zu dem kleinen Haus, Sasuke hinterdrein. Als er über die Schwelle trat wandte er sich kurz um. Sasuke glaubte, er habe jemanden neben dem Häuschen stehen sehen, doch sein Blick erhaschte nur noch einen Schatten, im selben Moment schon verschwunden. "Verflucht...", flüsterte eine leise Stimme in seinen Gedanken. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)