He's just a job von Siva-Blanque (Kai's Bodyguard) ================================================================================ Kapitel 16: Roller- coaster of Emotions --------------------------------------- pheww, es is fertig juhu!!!! und hier ist es! *nich mehr die Kraft hat, noch was anderes zu schreiben* 16. Roller-coaster of emotions Mit versteinerter Miene und aus entsetzt aufgerissenen Augen blickte ihn die junge Agentin an. Sie musste sich einfach verhört haben! Eine andere Erklärung war gar nicht möglich gewesen, denn sonst würde es ja bedeuten, dass sie einen Fehler begangen hatte. Fehler?! Das klang genauso irrwitzig, als wenn man behaupten würde, dass Michael Jacksons Nase echt sei. Normalerweise hätte sie jetzt knapp gelächelt, aber der Schrecken der Z´s Gesicht zeichnete, ließ sie zweifeln. Seine Kehle war wie zugeschnürt und das nicht mit einem einfachen Strick, sondern mit einem Stahlseil. Es war nicht das erste Mal, dass er Leichen sah; daran lag es auch nicht, es war einfach das Wissen, dass diese beiden Menschen unschuldig waren. Dass Vater und Sohn durch die Hand derer gestorben waren, die sie eigentlich hätten beschützen sollen. Warum versetzte ihn dieser Anblick in einen solchen Schock, warum war er so überrascht gewesen, Leichen vorzufinden? Er hatte doch damit gerechnet zu spät zu kommen, immerhin war Lain diejenige, die diesen Auftrag erledigte, also war ihm doch bewusst gewesen, dass sie nicht unnötig Zeit verstreichen ließ. Dennoch war es ein schmerzlicher Anblick, sie hatten den Auftrag ausgeführt, ja, aber zu welchem Preis? Der Blonde atmete einmal tief aus und senkte bedächtig seinen Blick, er konnte der jungen Frau nicht in die Augen sehen. "Es ist so wie ich sagte, Branislav ist unschuldig. Ich konnte nichts finden, es gibt nichts das ihn belasten könnte, verstehst du?", sagte er ruhig. Ihre Brauen zogen sich zusammen und sie bewegte langsam verneinend ihren Kopf. Nein, sie verstand ganz und gar nicht! Er wollte ihr doch nicht etwa weis machen, dass sie gerade ein Duzend unschuldiger Menschen umgebracht hatte? Stand er unter Drogen? Hatte er den Befehl missverstanden? Die Informationen kamen von Steed und zwar direkt aus Russland. Ja, sie kamen von Steed, einem Agent wie sie einer war! Die Beweise, die er überlieferte, waren weder gefälscht, noch sonst irgendwas. Sie waren zuverlässig, Steed war zuverlässig und wäre er sich nicht sicher gewesen, dann hätte er es verdammt noch mal gesagt! Steed machte keine Fehler, genauso wenig wie sie selbst. "Ich verstehe, was du meinst, aber du musst etwas übersehen haben. Die Beweise kamen von Steed und du weißt, was das bedeutet", antwortete sie schließlich monoton. Es versetzte ihm einen kleinen Stich ins Herz, dass sie seine Arbeit anzweifelte und nicht die von diesem arroganten Arschloch Steed. Musste es ihn denn verwundern? Nein, immerhin war Steed wie sie, ein perfekt ausgebildeter Agent, der einfach keine Fehler machte und er? Er war das kleine, perverse Computergenie, welches sowieso nur Schwachsinn im Kopf hatte und von dem man behauptete, das es seine Arbeit nicht ernst nahm. So sehr er auch wollte, dass sie seine Arbeit, aber vor allem auch ihn schätzte, so konnte er ihr auch nicht verübeln, dass sie Steed am meisten vertraute. Auch wenn sich die beiden auf Teufel komm raus hassten, so waren sie doch Profis. Nichtsdestotrotz war das Unglaubliche geschehen, Steed Mecury, ISA Special Agent, hatte anscheinend einen Fehler gemacht. Diese Diagnose war simpel, aber Lain das klar zu machen, war alles andere als einfach. Der Deutsche hob seinen Blick und musterte die Blauhaarige einen Moment lang. Sie hatte sich längst erhoben und stand nur einige Meter weit entfernt. Ihre Gesichtszüge waren so kalt, als hätte man sie direkt aus einem Eisblock geschnitzt. Sie war der Meinung, das Richtige getan zu haben, aber auch wenn sie die Wahrheit begriff, würde sie sich schuldig fühlen? Könnte sie so etwas wie Leid empfinden? Wahrscheinlich nicht... Dennoch waren es Z's Augen, die mit soviel Zärtlichkeit und Unverständnis zugleich auf ihrem Antlitz ruhten. War ihr überhaupt bewusst, was sie gerade getan hatte? "Lain...", begann er sanft, "Ich habe nichts übersehen, ich weiß nicht was, aber irgendetwas ist gewaltig schief gelaufen. Eines kann ich dir jedoch mit Gewissheit sagen, Branislav ist unschuldig", wiederholte er sich besonnen, aber mit einem verständlichen Nachdruck in seiner Stimme. Unweigerlich fiel ihr Blick auf den grauhaarigen Mann. , hallte es in ihrem Kopf wider. Sie konnte es nicht glauben. Nein! Es ging einfach nicht. Ihre Hände fingen unmerklich an zu zittern, sie ballte sie zur Faust und versuchte die Ruhe zu bewahren. Doch es half nicht gegen das beklemmende Gefühl, welches langsam mit messerscharfen Krallen in ihr hoch kroch. Dieses Gefühl war ihr fremd, dennoch wusste sie es beim Namen zu nennen. Es war Angst. Angst, einen Fehler gemacht zu haben. Ihre Augen schweiften zu dem Jungen, Branislavs Sohn, und in diesem Augenblick verkrampfte sich ihr Magen. Ihr wurde so unglaublich schlecht, trotzdem konnte sie sich nicht von dem leblosen Körper losreißen. Was hatte sie nur getan? Der Deutsche war ihrem Blick gefolgt, sie schien zu begreifen. Dennoch tat es ihm weh, die plötzliche Verwirrung und Angst in ihr zu sehen. Er wusste, dass die Angst, die sie empfand, wahrscheinlich weder dem Vater noch seinem Sohn galt, vielmehr war es die Angst davor, den Auftrag fehlerhaft ausgeführt zu haben, obwohl gerade dies das Einzige war, was sie richtig gemacht hatte. "Warum musste es auch noch der Junge sein?", fragte er verständnislos und etwas Zorn blitzte in seinen blassen, blauen Augen auf. Aber selbst dieser Zorn galt nicht wirklich ihr, sondern eher dem maschinellen Teil in ihr. Plötzlich wandte sich ihr Gesicht direkt zu seinem und in ihren Augen war alles andere als Angst zu lesen, es war dieselbe kalte Entschlossenheit, die sie noch ein paar Minuten zuvor in sich gehabt hatte, als sie dem Leben der beiden Uljanovs ein Ende gesetzt hatte. "Sollten wir gesehen werden, so wird diese Person umgehened ausgeschaltet. So lautete der Befehl." Sie machte eine kurze Pause ehe sie fortfuhr. "Der Junge hat mich gesehen", meinte sie ungerührt. Entrüstet ließ der Blonde seinen Blick wieder sinken, es war erschreckend mit welch einer Selbstverständlichkeit sie das gesagt hatte. Als ob man sagen würde: „Morgens geht die Sonne auf und abends geht sie wieder unter.“ Aber der Junge war doch noch ein halbes Kind gewesen, er war doch für keine der Taten seines Vaters verantwortlich und darüber hinaus, dass Branislav unschuldig war, war dem Jungen auch noch völlig grundlos sein Leben genommen worden. Dennoch, sie hatte Recht. Alles, was sie getan hatte, entsprach dem Befehl. Einem Befehl, der es erlaubte, nicht nur einen Menschen zu töten, sondern auch einem Kind die Zuknuft zu nehmen und einer Frau die Familie zu stehlen. Ja, er hätte Lain hassen können, aber er tat es nicht. Die Antwort darauf war ganz simpel, denn im Gegensatz zu den Menschen, die sie tötete, war sie immer noch im Nachteil. Diese Menschen hatten ein Leben, sie konnten es nutzen, es fühlen, lieben, hassen, würdigen, vergeuden, es einfach leben. Denn es war ihr Leben. Das konnte Lain nicht von sich behaupten, sie selbst betrachtete sich nicht als mehr als eine Waffe. Sie hatte nie Ansprüche auf ihr Leben gestellt und sie würde es niemals tun, auch wenn sie es könnte. Der Wert eines Lebens war für sie so unergründlich, wie die Tiefen des Marianengraben im Pazifik. Und doch liebte er es, wie sie sich für die, die sie beschützen sollte, aufopferte. Denn er versuchte daran zu glauben, dass sie es nicht als Agentin tat, sondern als jemand, dem andere Menschen wichtig waren. "Wie ich feststellen muss, wurde die Wahrheit zu spät erkannt... Dem Anschein nach sind wir in einer Falle gelandet", erklang plötzlich die akzentreiche Stimme des Briten, der resignierend auf die leblosen Körper der beiden Russen herab sah. Allerdings war ihm anzusehen, wie schlecht er sich fühlte, dass auch er nicht schneller gewesen war. Die Brauen der Blauhaaarigen zogen sich verärgert zusammen. , dachte sie und verfluchte sich innerlich für solch einen dummen Fehler, ließ sich aber nichts anmerken. "Ob der Typ nun schuldig ist oder nicht, klären wir später. Jetzt müssen wir erst mal hier raus, denn wir haben nicht mehr als...", sie warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr, "...eine Minute und 30 Sekunden", verkündete sie, zog sich sogleich wieder ihre Maske über und schritt an den beiden vorbei. Die Kollegen sahen ihr irritiert nach, diese Frau konnte einfach in jeder Situation ihre Fassung behalten. Nach einem stummen Nicken folgten sie ihr die Treppe herunter zur Eingangshalle. Dort sahen sich die schwarzen Gestalten noch einmal prüfend um, besonders jetzt war es wichtig, keinerlei Spuren zu hinterlassen. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass, abgesehen von den Leichen, alles sauber war, gingen die beiden Europäer voraus und nahmen den gleichen Weg, den sie auch benutzt hatten, um in die Villa zu gelangen. Währendessen ließ die Agentin noch ein letztes Mal ihren Blick schweifen, doch dann blieben ihre Augen an der Überwachungskamera haften, die in einer Ecke an der Decke hing. Provozierend starrte sie das schwarze Auge an, welches auf sie gerichtet war und in jenem Moment leuchtete die kleine, rote Lampe auf. Die Zeit war abgelaufen. Jedoch machte die junge Frau keine Anstalten sich zu beeilen, stattdessen starrte sie direkt in die Kamera. Sollte sie winken oder doch lieber den Mittelfinger zeigen? Wen kümmerte es; alles was zu sehen war, war eine schwarz vermummte Gestalt. Gleich würde die örtliche Polizei auftauchen, wahrscheinlich sogar das Einsatzteam der JCA, zögerte sie noch länger würden sich ihre Hände in Handschellen wieder finden. Aber genau das passierte doch mit jemandem, der einen Unschuldigen tötete. Das passierte doch mit einem Verbrecher, einem Mörder. Ja, genau das gehörte doch zu ihrem Job, solche Menschen einzusperren, zu töten. Sie waren nicht gut, sie mussten eliminiert werden. Sie wusste, dass sie einen gewaltigen Fehler begangen hatte, aber sie wusste auch, dass ihr Beruf es verlangte einen Mörder zu richten. Heute war sie zu einer Mörderin geworden, sie hatte Unschuldige umgebracht. Egal, wie sie Z gegenüber reagiert hatte, sie glaubte ihm, auch wenn sie es ihm nicht gezeigt hatte. Sie glaubte ihm nicht um seinetwillen, sie tat es nur, weil sie die Wahrheit in Branislavs erloschenen Augen gesehen hatte. Sie fühlte sich hin und hergerissen, in einem Zwiespalt, in einem Widerspruch. Einerseits kannte sie die Wahrheit, aber andererseits war es unmöglich. Natürlich hatten die anderen beiden nichts von ihrer Unsicherheit mitbekommen, immerhin war sie in einem Auftrag. Wie auch immer, es musste eine Entscheidung gefällt werden. Sie sah auf ihre Waffe. Selbstexekution oder auf die Entscheidung von ihrem Chef warten? Sie sah erneut in die Kamera, würden sie ihre Leiche finden, so könnte die ISA gefährdet werden, das durfte sie nicht riskieren. Gut, dann würde es wohl Möglichkeit Nummer zwei sein. Mit einem Ruck drehte sie sich um und verließ seelenruhig das Grundstück des, nun toten, russischen Botschafters. Fast theatralisch heulten hinter ihr die Sirenen der Alarmanlage auf. Ob sie wohl auch den Namen Brown bekommen würde? Wie Kai wohl auf ihr plötzliches Verschwinden reagieren würde? Würde er sie vermissen? Ein schmales, sarkastisches Lächeln umspielte ihre Lippen. Wie dumm sie doch war. Wie kam sie auf solche Gedanken? Warum dachte sie jetzt an diesen arroganten Kerl? Das Lächeln der Blauhaarigen wurde etwas breiter. Sie sollte lieber froh sein, dass jemand anderes nun diesen nervigen Auftrag bekam, anstatt sich Gedanken zu machen, ob er sich an ihrer Abwesenheit stören würde. Trotzdem hoffte sie, dass jemand Qualifiziertes den Auftrag übernahm. Jemand, der Kai...nein, Hiwatari beschützen konnte. Lain's verzögerte Rückkehr verwunderte die Jungs zwar, aber sie hatten genug damit zu tun, X die Lage, in der sie sich nun befanden, verständlich zu machen. Während die Kommunikationsspezialisten damit beschäftigt waren, die Ursache für diesen fatalen Fehler auszudiskutieren, hatte Lain die Fahrt zum ISA Hauptgebäude schweigend hinter sich gebracht. Gedanklich befand sie schon lange auf der Anklagebank und bereitete sich darauf vor, von ihrem Chef angebrüllt zu werden, sodass die Nachwirkung seiner Stimme sich als Schneelawine in der Schweiz äußern würde. Als die vier in schwarz gekleideten Personen den Fahrstuhl zum Büro ihres Chefs nahmen, waren selbst die chaotischen Drei verstummt. Nur Gott allein wusste, ob sie aus diesem Büro lebendig herauskamen. Widerwillig öffnete sich die Tür des Aufzugs und offenbarte ihnen erneut jenes Bild, welches sie schon zur Genüge kannten. Lain hatte sich oft gefragt, ob dieser alte Knacker den lieben, langen Tag am Fenster stand oder ob er immer die Überwachungskamera beobachtete, nur um dann schnell genug in diese Position zurückzukehren. "Nun...ich nehme an, Sie haben den Auftrag problemlos erledigt", riss die tiefe, metallene Stimme von Grayham sie aus ihren Gedanken. Der weißhaarige Mann drehte sich mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck zu ihnen um, doch nur eine Sekunde später hob er skeptisch eine Augenbraue. Die besorgten Gesichter der XYZ hatten gereicht, um ihn an dem 'problemlos' zweifeln zu lassen. "Was ist passiert?", wandte er sich sogleich an seine Agentin, deren Züge bisher noch völlig ausdruckslos waren. Die Blauhaarige trat einen Schritt nach vorn und verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken. "Sir, ich befürchte Ihnen mitteilen zu müssen, dass die Anschuldigungen gegen Branislav Uljanov gefälscht waren. In seiner Villa konnte nichts gefunden werden, folglich können die 'angeblichen' Beweise nicht bestätigt werden", erklärte sie den Sachverhalt kurz und knapp. Für einen Augenblick musterte der alte Mann sie verwirrt, den Gedanken, dass sein anderer Special Agent falsche Beweise vermittelt hatte, musste er erst einmal verdauen. Bis auf das Mark prüfend ruhten seine trüben Augen dann auf den Spezialisten. Er wusste, dass diese Jungs es, wenn es etwas zu finden gab, auch fanden. "Dann blieb die Mission also unbeendet?", fragte er ruhig, dieses Mädchen hatte die Situation wahrscheinlich wie immer im Griff gehabt. Lain schwieg einen Moment, bevor sie auch diese Frage beantwortete. "Nein, Sir, die Mission ist ausgeführt worden. Branislav fand um 03.56 Uhr seinen Tod, des weiteren kam sein Sohn dazwischen, welcher um 04.01 Uhr verstorben ist", meinte sie monoton, selbst ihre Augen schienen wie gefroren und gaben nicht das geringste Anzeichen eines Gefühls preis. Die vom Alter gezeichneten Gesichtszüge entgleisten für einen Bruchteil der Sekunde, doch es geschah alles andere als das, womit sie gerechnet hatte. Anstatt sie anzubrüllen, drehte sich der stämmige Mann um und wandte sich wieder der Stadtkulisse zu. Verunsichert trat nun auch der Deutsche einen Schritt vor und wollte seine Stimme erheben, doch ein energisches Handzeichen von Lain hinderte ihn daran. "Aufgrund der Unschuld des Botschafters, habe ich, Lain Kahn, ISA-Special Agent mich eines Doppelmordes schuldig gemacht. Hiermit beantrage ich meine Exekution," verkündete sie ungerührt. ... Erschrocken fuhr Grayham herum, aber auch den anderen Jungs war das Entsetzen buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Sie mussten sich das einbilden, selbst der Chef dachte sich auf seine alten Tage verhört zu haben. Immerhin bat sie gerade um die Todesstrafe! Wenn man sich jedoch einen Augenblick nahm und ihre Worte noch einmal Revue passieren ließ, dann war ihre Forderung nicht mehr so überraschend. Ein schmales Lächeln huschte über das Gesicht von Grayham, kaum zu glauben wie gut dieses Mädchen trainiert war. Einfach unglaublich. Jeder andere, ausnahmslos, hätte auf seine Unschuld plädiert, aber sie tat ihren Job, selbst wenn es ihre eigene Exekution bedeutete. Es war so wie Dr. Brightman es versprochen hatte: '...wenn man einen Säugling von Anfang an auf das Leben eines Agenten abrichtet kann man es schaffen jegliche Gefühlsregungen tief im Unterbewusstsein einzuschließen oder gar zu eliminieren! Sie müssten sich also nie wieder Sorgen machen, dass ein Agent seine eigenen Entscheidungen trifft oder durch Gefühle abgelenkt wird.' Das waren seine Worte gewesen und erst jetzt war ihm bewusst geworden, dass das Experiment Chromosom V mehr als nur ein Erfolg war. Es war beängstigend. Diese junge Frau war sich selbst nicht nur komplett gleichgültig, sie tat auch alles zum Wohle des Staates. Sie war nicht trainiert, sondern abgerichtet worden! Ihr Sinn für falsch und richtig war dermaßen stark ausgeprägt, dass sie Mord und Todesstrafe als Gegensätze empfand, die sich gegenseitig aufhoben. Sie war die perfekte Waffe mit Selbstzerstörungsmodus. "Was zur Hölle redest du da? Du bist an dem Tod des Botschafters nicht schuld!", warf plötzlich eine bekannte Stimme ein, die keinem anderen als JD gehörte, der soeben aus dem toten Winkel des Raumes getreten war und alles mitangehört hatte. Ihre kalten Augen blieben an ihrem Partner hängen. "Er ist durch die Waffe in meiner Hand gestorben", meinte sie knapp. "Ja, aber du wusstest doch nicht, dass die Beweise gefälscht waren oder besser gesagt, dass gar keine existierten!", mischte sich nun auch verzweifelt Z ein, wobei er, X und Y sich demonstrativ vor sie stellten. Lain verzog fragend ihr Gesicht. "Ich wüsste nicht, was das für eine Rolle spielen sollte", antwortete sie kühl. Natürlich wusste sie es nicht, wie auch, sie hatte nicht gelernt die verschiedenen Facetten zwischen Schwarz und Weiß zu sehen. Sie erkannte den Grauton noch nicht einmal, wenn es ihr eigener war. "Schluss damit, Kahn. Daniels und diese Spinner haben recht. Sie konnten es nicht wissen", beendete Grayham die Diskussion streng. Doch Schluss war hier bei weitem nicht, keiner von ihnen hatte auch nur die geringste Ahnung, was sie soeben ausgelöst hatten. Woher sollte sie so plötzlich verstehen, das ihr Verbrechen ungesühnt bleiben sollte, nur weil sie vorher etwas nicht gewusst hatte? Das sprach gegen fast alles, was sie je gelernt hatte. "Sir?", fragte sie verwirrt. Sie verstand einfach nicht was er meinte, die Fakten lagen doch klar auf der Hand! "Alles, was sie getan haben, entspricht meinem Befehl. Sie haben nichts getan, wofür ich sie bestrafen müsste", erwiderte der alte Mann rau. Doch anstatt die Lage aufzuklären, schienen nur noch mehr Fragen aufzukommen. Verdammt noch mal, sie hatte zwei unschuldige Menschen umgebracht, diese Tat musste mit ihrem Tod aufgewogen werden. Wovon redete ihr Chef da? Sie verstand es einfach nicht, aber wenn der Chef es sagte, dann musste es doch richtig sein. Trotzdem sprach es gegen jede Regel, die ihr eingebläut worden war. Wenn man also etwas aus Unwissenheit tat, war es okay? Bei ganz normalen Menschen mochte diese Regel ja zutreffen, so wie Kai zum Beispiel dachte, dass sie Drogen nehmen würde, obwohl es ihre Medizin war. Aber bei ihr als Agent war diese Behauptung nie zuvor aufgetaucht. Mord gleich Todesstrafe, Unwissenheit gleich keine Strafe? Es war, als ob ein riesiges Chaos in ihrem Kopf herrschte, alle möglichen Gedanken waren auf der Überholspur und schienen einer nach dem anderen einen Unfall zu bauen. Sie kniff die Augen zusammen und hielt sich mit beiden Händen ihren schmerzenden Kopf. Hätte man nicht gewusst, dass sie ein Mensch war, so hätte man leicht meinen können das sie soeben eine Überladung des Systems hatte, welches kurz davor war abzustürzen. Sie war nicht einfach nur verwirrt, sie war im Ultimatum der Verwirrung angekommen. Diese Kopfschmerzen waren kaum auszuhalten, ihre Schädeldecke dröhnte, als ob ein Zug sie überfahren hätte. Doch bevor sie noch weiter in diesem tiefen Loch versinken konnte, spürte sie wie zwei starke Arme sie an der Schulter packten und versuchten sie wach zu rütteln. "Lain! Komm zu dir! Wat ist denn mit dir los?", fragte der Deutsche eindringlich. Nur langsam öffnete sie wieder ihre Augen und sah ängstlich, beinahe hilflos in die blauen Augen ihres Gegenübers. "Ich...ich weiß nicht, es ist alles so...verwirrend...", murmelte sie unsicher. Der Blonde erschrak. Wo war auf einmal die standhafte Agentin? Alles, was er noch sah, war ein verwirrtes und verängstigtes Mädchen. Er beherrschte sich, es würde nichts bringen wenn auch er sich verwirrt zeigte. Es trat wieder dieser unglaublich sanfte und fürsorgliche Ausdruck in seine Augen. "Lain...dich trifft keine Schuld, hörst du?", sagte er leise und wollte ihr zur Beruhigung durch die Haare streichen. JDs Brauen zogen sich alarmiert zusammen und er stieß Z beiseite, noch ehe dieser den Kopf der Agentin berührte. Seine tief braunen Augen blitzten warnend auf, dann widmete er sich seiner Partnerin. "Es ist alles in Ordnung. Du hast keinen Fehler gemacht, ihr wurdet in eine Falle gelockt, nichts weiter. Du bist nicht für den Tod des Botschafters und seines Sohnes verantwortlich, sondern-" "Ich?", unterbrach eine wohlbekannte Stimme JD. Entgeistert wandten sich die Gesichter zu dem Neuankömmling. Schwarzer Mantel, schwarze Augen und schwarze etwas längere Haare. "Du wolltest doch sagen, dass ich dafür verantwortlich bin, oder Daniels?", fragte er herausfordernd mit einem breiten Grinsen. Die Miene der jungen Männer verdunkelte sich automatisch, nur die Gesichtszüge des Chefs glichen einer kalten Steinmauer und Lain war zu einer Art Salzsäule erstarrt. "Steed! Nein, ich wollte sagen, dass es die Mafia war. Es sei denn, du weißt etwas anderes", knurrte JD hasserfüllt. Bevor Steed etwas antworten konnte, mischte sich nun auch Y ein. "Wie kommt es, dass du hier bist und nicht in Russland?", fragte er direkt. Der Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen war voller Hohn. "Drei mal darfst du raten, Genie. Aus demselben Grund warum die Beweise gefälscht waren. Die Mafia hat mich reingelegt", erwiderte er in einem bitteren Ton. "Erklären Sie das, Agent Mecury", forderte der weißhaarige Mann ihn auf. Mit einem Blick in das Gesicht seines Chefs war jeglicher Hohn verflogen, stattdessen wurde er ernst. "Die russische Mafia musste von Anfang an gewusst haben, wer ich bin. Es war alles ein abgekartetes Spiel. Sie haben mir durch absichtlich geschaffene undichte Stellen diese 'Beweise' zu kommen lassen. Dieses Manöver diente nicht nur dazu, Branislav aus dem Weg zu schaffen, sondern sollte auch mich ans Messer liefern. Alles in allem war ihre Schauspielerei nicht perfekt, denn sie hatten wirklich ein paar undichte Stellen, von denen sie nichts wussten. Allerdings habe ich diese viel zu spät gefunden und somit ist der erste Teil ihres Planes auch aufgegangen..." Grayham zog die Stirn in Falten. "Wie ich Sie kenne, Mecury, haben Sie schon voraus gedacht", stellte er fest, als er das leichte Grinsen auf den Lippen des Agenten sah. "Natürlich Sir, ich habe den ersten Flug zurück genommen, um sie in dem Glauben zu lassen, dass auch der zweite Teil ihres Planes funktioniert hat. Mit meinem Abbruch der Mission glauben sie, dass ich exekutiert werde, aufgrund der falschen Informationen die ich vermittelt habe." Der Stolz in seiner Stimme war dabei deutlich heraus zu hören. Der Chef nickte zufrieden. "Gut gemacht, Mecury. Dennoch war uns die Mafia einen Schritt voraus und der nächste Botschafter wird wahrscheinlich nicht mehr so kompetent und ehrlich sein wie Branislav", meinte er mit einer üblen Vorahnung. "Wir haben einen guten Mann verloren, er ist uns von großem Nutzen gewesen...", erwiderte Steed bestürzt, wandte sich dann aber mit einer aufgesetzten Mitleidsmiene an Lain. "Schade um seinen Sohn, er wäre sicher wie sein Vater geworden", sagte er provozierend. Als ob ein Gongschlag ertönte, erwachte sie aus ihrer Starre und sah ihm ungläubig in die Augen. Langsam begann sie verneinend den Kopf zu schütteln. Nein. Nein! Dieses Arschloch machte sich doch tatsächlich darüber lustig, dass sie sich wegen dem Tod der Uljanovs Vorwürfe machte. Dabei war er es doch gewesen, der zuerst in die Falle der Russen getappt war. Von einer Sekunde zur anderen nahmen ihre Augen das gefährliche Eisblau an, dann stürzte sie sich ungehalten auf Steed, zog ihre Waffe und schmetterte ihn gegen die nächst gelegene Wand. Die anderen schauten irritiert zu den beiden, ehe sie langsam begriffen, was in diesem Bruchteil der Sekunde geschehen war. Den einen Unterarm an seinen Kehlkopf gedrückt und mit der anderen Hand die Waffe an seine Schläfe haltend, starrte sie ihm zornig in seine schwarzen Augen. "Wie kannst du es wagen, du vermaledeites Arschloch?! Weil du zu begriffsstutzig bist, sind die beiden jetzt tot!", fauchte sie wutentbrannt. Er hob skeptisch, dennoch belustigt seine Augenbraue. "Ich dachte, du seiest die Beste, nun...dann hättest du es doch auch selbst herausfinden können, oder?", spottete er. Das Eisblau ihrer Augen blitzte bedrohlich auf und tiefe Aggressionsfalten durchzogen ihr Gesicht. Im nächsten Moment festigte sich der Griff um ihre Waffe und sie zog ihm den metallenen Schaft über den Kopf, sodass ein schmales Rinnsaal Blut von seiner Stirn über sein Gesicht lief. Doch er schlug nicht zurück, grinste stattdessen nur höhnisch auf die kleinere Agentin herab, als wolle er sie nur noch mehr provozieren. Und es klappte. Lain war nahe an einem Wutausbruch und was immer ihr Chef oder auch die anderen sagten und riefen, sie hörte es nicht mehr. Vollkommen außer sich, rammte sie ihm ihr Knie in den Magen und alles, was er tat, war dämlich zu grinsen. Sie brannte geradezu darauf ihm sein verdammtes Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln. Blind vor Wut begann sie mit ihren Fäusten in sein Gesicht zu schlagen. , redete sie sich ein. Rasend vor Zorn schlug sie immer und immer wieder auf ihn ein, tief in sich spürte sie die kalte Entschlossenheit Steed zu töten, hier und jetzt und mit bloßen Händen. Anscheinend wusste er etwas, was sie nicht wusste und zwar, dass sie es nicht tun würde und schon gar nicht imstande dazu wäre. Denn auf seinem Gesicht blieb dieses überhebliche Grinsen haften. Auch wenn er ab und an vor Schmerz aufkeuchte, so hatte er keinen Ausdruck von Furcht in seinen Augen. Sie bekam nicht mit, wie ihr Chef auf eine Notfalltaste drückte. Bisher hatte sich niemand getraut, dazwischen zu gehen, noch nicht einmal die Überraschung hatten sie überwunden. Zudem war niemand wirklich gewillt, Steed zur Hilfe zu eilen. Zwischen einer Reihe von Schlägen stoppte er fast mühelos ihre linke Faust, es störte sie nicht weiter, stattdessen holte sie mit ihrer rechten Hand zu einem neuen Faustschlag aus. "Es ist unglaublich wie naiv du bist...", flüsterte er genervt, sodass nur sie es hören konnte. Lains Faust erstarrte. Verständnislos sah sie in seine schwarzen Augen, die sie abwertend musterten. "Du verstehst es nicht...siehst es nicht einmal, oder? Du bist eine Schande, selbst dieser Idiot Tate hatte es gewusst. Doch du...", flüsterte er weiter und es war so, als ob ihm einfach keine treffende Beschreibung für sie einfiel, die auch nur annähernd die Verachtung beschrieb, die er für sie empfand. Fassungslos hatte sie ihre Augen aufgerissen und versuchte qualvoll zu verstehen, was er wohl damit gemeint hatte. Allerdings sollte ihr keine Zeit bleiben, sich weiter darüber Gedanken zu machen, denn plötzlich wurde sie mit brutaler Gewalt von Steed weggezerrt. Aus den Augenwinkeln konnte sie kurz erkennen, dass es drei Wachposten in Armeeanzügen waren, die nun alle Hände voll damit zu tun hatten, Lain von Steed wegzubekommen. Erst jetzt bemerkte sie das heillose Durcheinander, die aufgeregten Schreie, das Brüllen ihres Chefs und die verzweifelten Rufe von JD und Z, dass sie doch endlich zur Besinnung kommen sollte. Auf einmal explodierten rote und weiße Funkenschauer vor ihren Augen, ihr Kopf war mit grausamer Wucht auf dem gläsernen Schreibtisch aufgeschlagen, sodass er nun tiefe Risse bekam und zersplitterte. Der metallische Geschmack ihres eigenen Blutes war plötzlich in ihrem Mund. Gewaltsam wurden ihr alle möglichen Waffen vom Leib gerissen, ihre Hände hinter ihrem Rücken verschränkt und einer der Wachposten schmetterte ihr seinen Ellbogen ins Schulterblatt, nachdem sie sich noch immer wehrte. Mehr Blut füllte ihren Mund. Hustend spuckte sie es auf die Glasplatte, verschluckte sich ein paar Mal, stöhnte unter den Schmerzen auf und zuckte immer wieder krampfhaft zusammen. Selbst das erkannten die drei Männer in Armeeanzügen noch als Gegenwehr und gaben ihr einige wuchtige Hiebe in die Rippen. "Das reicht!", sagte Grayham scharf. "Sie hat genug." Augenblicklich hörten die Schläge auf und sie wurde mit eisernen Griffen festgehalten. Benommen röchelte sie und spuckte auch das letzte Blut auf das Glas. Sie nahm nicht viel von ihrem Umfeld wahr, ihr Blick war verschwommen und klärte sich erst langsam. Mit Mühe erkannte sie die verschwommene Statur ihres Chefs, der zu ihr heran getreten war "Kahn, haben Sie sich endlich beruhigt?", fragte er wütend. Auch die anderen wollten zu ihr, doch mit einer hastigen Handbewegung, wies der alte Mann sie an, zurückzubleiben. "Wenn du wüsstest, wie erbärmlich du gerade aussiehst!", lachte Steed, irgendwo hinter ihr. "SHUT THE FUCK UP! Or I'm going to beat the crap out of you!", (Halt die Fresse oder ich werde die Scheiße aus dir rausprügeln!) schrie der Amerikaner, der jetzt ebenfalls rot sah. Grayhams Blick verfinsterte sich und er forderte ihn mit einer herrischen Geste auf, zu schweigen. Steed lächelte resignierend, es war kaum zu glauben, wie viele Stümper in einen Raum passten. Allein der Klang von Steeds Stimme hatte gereicht, um erneut die Wut in ihr zu entfachen. Unnachgiebig versuchte sie sich aus dem eisernen Griff der Männer zu befreien und riss im richtigen Zeitpunkt ihren Oberkörper in die Höhe. Ihr Hinterkopf schlug in das Gesicht von einem der Männer und zerschmetterte ihm die Nase. Der dröhnende Schmerz, der durch ihre Schädeldecke fuhr, konnte nur ein schwacher Abklatsch dessen sein, was der Soldat empfinden musste. Der Griff hatte sich zwar für einen Moment gelockert, aber es hatte nicht ausgereicht, um sich zu befreien. Stattdessen wurde sie noch härter gepackt und erneut auf die Glasplatte geschleudert, die nun endgültig unter ihr zerbrach. Unsanft kollidierte sie mit dem steinharten Boden, ignorierte jedoch den gleißenden Schmerz, der dabei ihren Leib durchfuhr und stemmte sich zitternd auf Hände und Knie hoch, wobei die Glasscherben sich in ihre Haut schnitten. Das blauhaarige Mädchen war nicht einmal eine Sekunde auf allen Vieren gewesen, da wurde sie mit einem Tritt in ihren Rücken auch schon wieder gegen den Boden gepresst. Zwei Soldaten fixierten Arme und Beine, während der Dritte aus einer der Applikationen an seiner Armeekluft ein dunkles Röhrchen, das eine Flüssigkeit enthielt, herausholte. Er drehte das obere Ende ab und eine kurze, dünne Nadel kam zum Vorschein, dann strich er der Agentin das blaue Haar weg, um so ihren Nacken freizulegen. Bevor er ihr die Nadel jedoch in die Haut rammte, sah er noch einmal fragend zu dem weißhaarigen Mann. Dieser nickte nur enttäuscht. Er wollte es nicht soweit kommen lassen, aber es sah nicht danach aus, als dass sich die Blauhaarige wieder von selbst beruhigen würde. Es war nur zu ihrem eigenen Schutz. "NEIN! Das können sie nicht-", wollte der Deutsche eingreifen, doch JD war es, der ihn daran hinderte, indem er ihn festhielt. Verneinend schüttelte der Sonnenbrillenträger den Kopf. "So machst du es nur noch schlimmer!", sagte er bestimmt, aber einfühlsam. Der Blonde wollte sich losreißen und ihm alle möglichen Vorwürfe an den Kopf knallen, aber ein warnender Blick seitens JD ließ ihn verstummen. Er wendete sein Gesicht ab, er konnte es nicht ertragen sie so zu sehen. Auch wenn er nichts sagte, das Blau seiner Augen verriet alles. Schmerz, Wut...Mitleid. Der Soldat rammte ihr das Röhrchen in den Nacken, wodurch ihr Körper unkontrolliert zu zucken begann und schließlich kapitulierte. Sie spürte wie die Wut und Anspannung langsam und stetig nach ließ und im gleichen Maße kehrte auch ihr Verstand zurück. Umso weniger konnte sie verstehen, was hier eigentlich gerade abgelaufen war, sie hatte völlig die Kontrolle verloren. Wie konnte das nur passieren? "Haben Sie sich nun endgültig beruhigt?", fragte der alte Mann langsam und deutlich, sodass sie es auch verstand. Schwerfällig setzte sie sich auf, ohne das sie wieder auf den Boden zurück gedrückt wurde. Ihre Stirn dröhnte höllisch und die Stimme ihres Chefs schien meilenweit entfernt zu sein. Ihr Verstand war zwar noch wie benebelt, durch das Beruhigungsmittel, das ihr gespritzt wurde, aber sie hatte ihn verstanden. "Ich...ich...", begann sie, doch das unerträgliche Hämmern gegen ihre Stirn machte es ihr unmöglich sich zu konzentrieren. "...verzeihen Sie mir...mein unprofessionelles...Benehmen", entschuldigte sie sich. Grayham verdrehte abwertend die Augen. "Antworten Sie auf meine Frage, Kahn!", befahl er ihr. "Ja, Sir", antwortete Lain knapp und versuchte aufzustehen, die helfenden Hände, die sie dabei stützen wollten, schlug sie achtlos beiseite und schaffte es aus eigener Kraft auf ihren etwas wackligen Beinen zu stehen. "Ich weiß nicht-", wollte sie fortfahren, doch ihr Chef unterbrach sie mit einem energischen Kopfschütteln. "Sparen Sie sich jegliche Erklärungen, sorgen Sie lieber dafür, dass dies nicht noch einmal passiert. Einen zweiten Vorfall dieser Art können Sie sich nicht leisten", meinte er streng. Der einzige Grund, warum er sie nicht in Grund und Boden brüllte, war der, dass er nicht wollte, dass sie sich weiter Gedanken darüber machte. Sie war verwirrt genug. Er konnte keinen Agenten gebrauchen, der damit beschäftigt war, sich Gedanken über unnütze Dinge zu machen. Trotz allem würde er sie im Auge behalten müssen und sie unter Kontrolle haben. Es war furchterregend, wie plötzlich sie die Beherrschung verloren hatte. Es war das erste Mal, normalerweise war sie für ihr unnahbares, gefühlsloses Gemüt bekannt. Genau dieses Verhalten hatte sie auch so professionell werden lassen, doch sobald sie wütend wurde war sie einfach kein richtiger Gegner mehr, denn sie schaltete ihren Verstand ab und schlug wahllos um sich. Mit einem knappen Nicken zeigte sie, dass sie verstanden hatte. "Gut, wenden Sie sich jetzt wieder Ihrem Auftrag zu, aber vorher schauen Sie noch mal bei Dr. Hewlett vorbei", befahl er und deutete dabei auf ihr blutverschmiertes Gesicht und den Rest ihrer Verletzungen. Wortlos wandte sich die junge Frau um und ging in Richtung Fahrstuhl, ihren besorgten Kollegen schenkte sie allerdings keine Beachtung und so sah sie auch nicht die stumme Entschuldigung, die auf deren Zügen lag. Sie lief an Steed vorbei und auch ihn würdigte sie keines Blickes, aber genauso wenig konnte sich der Schwarzhaarige auch seine Bemerkung nicht verkneifen. "Wie wär's wenn du zur Abwechslung mal deine Augen aufmachst?", fragte er sie spöttisch. Sie verstand zwar nicht, was er damit meinte, aber es interessierte sie auch nicht. "Auf ein Wort, Mecury", hörte sie ihren Chef noch sagen, bevor sich die Aufzugstür hinter ihr schloss. Ein beschaulicher, aber vor allem ruhiger Morgen war angebrochen. Nicht ein Auto war auf den Straßen zu sehen. Befreit vom Stress, genossen die Menschen die Vormittagsstunden des ersten Weihnachtsfeiertags. Der Russe und seine mehr oder weniger eingeladenen Gäste lagen immer noch halb im Tiefschlaf im Wohnzimmer verteilt. Doch dieser Tiefschlaf sollte ihnen nicht länger vergönnt bleiben, ein stetig sich wiederholendes, aufdringliches Klingeln holte den jungen Hiwatari aus seinen Träumen. Er hatte es zunächst versucht zu ignorieren, aber wer auch immer gerade anrief, er zeigte keine Gnade. Genervt und zu allem bereit, öffneten sich die rubinroten Augen des Russen, derjenige würde sich wünschen nie ein Telefon in der Hand gehabt zu haben. Träge richtete er sich auf, stolperte über Talas Füße, der übrigens, ebenso wie die anderen völlig ungestört weiterschlief. Dann schleppte er sich zu diesem 'Ding', dass scheinbar nur erfunden worden war, um ihn zu nerven. Wie hätte es auch anders sein können, in dem Moment als er den Hörer abnahm, legte die Person am anderen Ende Leitung auf. Welch ein Zufall... Bevor er das Telefon wieder in die Station donnerte, sah er noch mal auf die Nummer. Immerhin musste er ja wissen, wer derjenige war, der nun Höllenqualen erleiden würde. Doch als er feststellen musste, dass es Talas Heimnummer war, überdachte er seinen Rachefeldzug noch einmal, denn da Tala hier war, mussten es demzufolge seine Eltern sein. Was auch immer sie wollten, wenn es wichtig war, würden sie noch mal anrufen. Mit dem Gedanken sich schnellstmöglich wieder auf die Couch zu schmeißen, bevor Tala sie für sich allein beanspruchte, ging er wieder zurück ins Wohnzimmer. Ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er sah, wie Bob quer über der ganzen Couch schlief, wie Ray mehr schlecht als recht in dem Sessel lag, wie Tala wieder ein lustverschmiertes Grinsen im Gesicht hatte und wie Lain... Der Russe stutzte. Wo war Lain? Er ließ seinen Blick durchs Wohnzimmer schweifen, konnte sie jedoch nicht entdecken. Vielleicht war sie in ihr Bett gegangen, weil es ihr zu eng geworden war auf dem Sofa. Er beschloss sicherheitshalber nachzusehen und drehte sich auf der Ferse um, allerdings ging er nicht mal einen Schritt, ehe er wieder erstaunt stehen blieb. "Lain?!", fragte er irritiert. Sie saß an der Bar mit einer dampfenden Tasse in den Händen und starrte wie hypnotisiert in das Gefäß. Er hatte sie zuvor überhaupt nicht bemerkt, es wunderte ihn aber auch nicht besonders, denn so still wie sie dort saß, hätte sie genauso gut auch zur Einrichtung gehören können. Nachdem er sie einen Augenblick lang verwirrt gemustert hatte, ging er auf sie zu und blieb vor ihr stehen, ohne dass sich eine Reaktion von ihr zeigte. "Hey, du hättest ruhig mal ans Telefon gehen können!", warf er ihr ärgerlich vor. Wieder kam keine Reaktion von ihr, sie starrte nur weiterhin in ihre erkaltende Tasse, sie schien ihn nicht einmal wahrzunehmen. Er seufzte genervt auf, stützte sich auf die Theke und nahm ihr die Tasse aus der Hand. "Erde an Lain, bitte kommen!", sagte er und wedelte mit einer Hand vor ihrem Gesicht herum. Geschockt sah sie auf, beruhigte sich aber wieder, als sie erkannte, dass es bloß Kai war. Der Graublauhaarige hob skeptisch eine Braue. "Seit wann bist du so schreckhaft?" Sie sah ihn einen Moment lang fragend an. "Schreckhaft? Nein...ich war nur in Gedanken...", murmelte sie und senkte den Blick wieder. Gedanken? Auf ihn wirkte sie eher paralysiert. "Ah ja...warum bist schon wach?", fragte er nach, um das Thema zu wechseln. Sie hob zwar nicht den Kopf, um ihn anzusehen, antwortete ihm aber trotzdem. "Ich konnte nicht schlafen", sagte sie leise und langte wieder nach ihrer Tasse. Kai runzelte die Stirn, er fragte lieber nicht nach, warum sie nicht schlafen konnte, bestimmt waren Tala und er nicht ganz unschuldig daran, so breit wie sie sich gemacht hatten. Dann fiel sein Blick auf die Uhr. "Oh man, schon elf Uhr...ich wecke die anderen mal...", stöhnte er und wandte ihr sogleich den Rücken zu. Ihr fiel auf, dass er sich mit der Hand ins Genick fasste und es einige Male kreisen ließ, da hatte X wohl ein bisschen zu stark zugeschlagen. Elf Uhr, das bedeutete, dass sie nun schon seit geschlagenen fünf Stunden an der Theke saß und sich Gedanken über die vergangene Nacht machte. Sie hatte versucht, es zu ignorieren, wollte nicht daran denken und es einfach vergessen, aber ihr Kopf war nicht frei zu kriegen. Nicht nur, dass die Bemühungen vergeblich waren, sie verursachten auch noch Kopfschmerzen und dieses Beruhigungsmittel, welches ihr gespritzt worden war, hatte zu allem Übel auch noch Nachwirkungen. Hätte sie etwas im Magen gehabt, so hätte sie es längst erbrochen. Ihr war schlecht, sie war müde, hatte Kopfschmerzen und alles, woran sie denken konnte, waren die ‚glorreichen’ Taten, die sie heute vollbracht hatte. Sie hatte Botschafter plus Sohn, einen Hund und ein paar Dutzend Securities umgebracht. Dann hatte sie um ihre eigene Exekution gebeten, wo ihr so ganz nebenbei gesagt wurde, dass sie überhaupt nichts falsch gemacht hatte. Zu guter Letzt hatte sie einen Wutausbruch gehabt und war blindlings auf Steed losgegangen, dann hatte sie sich auch noch gegen Soldaten gewehrt und ihr Chef war so wütend gewesen, dass er sie nicht einmal mehr angebrüllt hatte. Ja, wenn man das so zusammenfasste, dann hatte sie soeben ein Ticket in die nächste Nervenklinik gewonnen. Sie fuhr sich verzweifelt durch ihr blaues Haar, sie konnte es einfach nicht begreifen, wie sie so radikal die Beherrschung hatte verlieren können. Natürlich waren Steed und sie schon öfter aneinander geraten, aber nie in diesen Ausmaßen. Sie war es gewohnt gewesen stets und ständig von ihm beleidigt zu werden. Für eine kurze Zeit setzte ihre Atmung aus. Als sie auf ihn losgegangen war, hatte er sie gar nicht beleidigt. Der Auslöser ihrer Wut war etwas ganz anderes gewesen. "Schade um seinen Sohn, er wäre sicher wie sein Vater geworden", erinnerte sie sich an seine Worte. Sie konnte es nicht fassen, wie dumm sie gewesen war, darauf angesprungen zu sein. Wie hatte er das wissen können? Oder hatte er einfach nur den Verdacht gehabt, dass ihr dieser Fehler so sehr an die Nieren ging? Was auch immer, mit diesem verflucht dämlichen Wutausbruch hatte sie ihm die Bestätigung für etwas gegeben, was ihr selbst bis dato nicht einmal klar gewesen war. Lain Kahn hatte Schuldgefühle. Sie fühlte sich nicht schuldig, weil der Tod der Uljanovs Folgen für die ISA hatte. Sie fühlte sich schuldig, weil sie einer Reihe unschuldiger Personen das Leben genommen hatte. Sie hatte ihnen ihr Leben einfach so weggenommen. Z's schmerzvoller Blick, nun verstand sie ihn. Was hatte sie nur getan... "Woahh ich hab geschlafen wie'n Stein!", gähnte der rothaarige Russe und streckte sich ausgiebig. Lain schrak aus ihren Gedanken hoch und sah zu Tala herüber, der anscheinend als erster von Kai geweckt worden war. Unwillkürlich musste sie lächeln, kein Wunder, nach dem Hieb, den er in den Nacken bekommen hatte. Erfolgreich hatte der Blaugrauhaarige auch den Chinesen geweckt, doch bei dem schwarzen Amerikaner war er mit seinem Latein am Ende. Denn dieser zeigte ihm nur den Mittelfinger und drehte sich dann grummelnd um. Kai zuckte gleichgültig mit der Schulter und schaltete aus Protest den Fernseher ein. Es liefen gerade Nachrichten und er wollte schon weiter auf einen Musiksender schalten, als etwas seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Er ließ den Arm wieder sinken. "Hey Tala, sieh dir das mal an!", rief er nebenbei und winkte den anderen Russen heran. Auf dem Bildschirm war das Portraitfoto eines grauhaarigen Mannes zu erkennen, dessen markante Gesichtszüge streng und freundlich zugleich wirkten. Sich halb verschluckend musste Lain feststellen, dass es sich hierbei um Branislav handelte. Wie schnell waren diese Presseheinis eigentlich? #Vor wenigen Minuten erreichte uns eine erschütternde Meldung. Der russische Botschafter Branislav Uljanov ist heute zwischen drei und vier Uhr morgens einem terroristischen Anschlag zum Opfer gefallen. Des weiteren wurde der einzige Sohn und insgesamt elf Wachmänner in der Villa tot aufgefunden. Wir schalten nun direkt zum Tatort", verkündete der Nachrichtensprecher. Auf dem Bildschirm war nun eine kurzhaarige Reporterin und ein finster dreinschauender Mann in khakifarbenem Mantel zu erkennen, die vor dem Anwesen der Uljanovs standen. #Wie vielen bekannt ist, war Branislav Uljanov nicht nur Botschafter, er war ein Mann, der sich für eine bessere Welt eingesetzt hat. Seine Name stand nicht nur unter den verschärften Drogengesetzen, sondern war auch auf zahlreichen Spenderlisten zu finden. Er setzte sich für Schulen und Krankenhäuser in Afrika ein und gründete 1996 die FPD Stiftung, Foundation of Peace and Development, womit er nicht nur alleine Globalisierung unterstützte, sondern vor allem Entwicklungsländer. Branislav opferte nicht nur viel Zeit für diese Projekte, sondern auch viel Herz. Trotz allem kam seine Familie dabei nie zu kurz, wie seine Frau selbst sagte, er war ein liebenswerter und fürsorglicher Vater und Ehemann. Das bringt uns zu der Frage, wer konnte so grausam sein, diesen Mann und seinen Sohn umzubringen? Inspektor Lestat, wie schätzen Sie das Motiv des Täters ein?#, fragte die Frau den neben ihr stehenden Mann. Der Inspektor sah widerwillig in die Kamera. #Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand beschränken wir den Kreis der Verdächtigen auf eine professionelle Attentatgruppe, die sich das Ziel gesetzt hat, all denen ein Zeichen zu geben, die vorhaben, sich in ihre Geschäfte einzumischen. Wie wir in Erfahrung gebracht haben, war Branislav ein starker und ernst zu nehmender Waffen- und Drogengegner. Der terroristische Hintergrund wurde anhand des Leichenfunds bestätigt. Dem Sohn wurde direkt ins Herz geschossen und Branislav selbst erlitt einen Kopfschuss. Der Wundkanal verläuft von oben nach unten, daraus schließen wir, dass Branislav regelrecht hingerichtet wurde#, sagte er kurz angebunden mit stark angerauter Stimme. Die Reporterin nickte verständnisvoll. #Würden Sie sagen, dass der Tod von Alexej Uljanov, dem Sohn von Branislav, geplant war?#, stellte sie die nächste Frage. Der Inspektor schüttelte entschieden den Kopf. #Ich denke, dass der Junge einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war.# #Trotz aller Professionalität haben die Täter einen kleinen Fehler gemacht, nicht wahr?#, hakte sie nach. Entsetzt riss Lain die Augen auf, kam jedoch schnell zu der Überzeugung, dass es wahrscheinlich nichts war, womit man ihr gefährlich werden konnte. #Nun, einen Fehler würde ich es nicht nennen, denn das Einzige, was wir haben, ist ein kurzer Ausschnitt der Überwachungskamera, wo nur eine schwarzgekleidete Person zu erkennen ist#, sagte er sichtlich gestresst, er hatte weitaus Sinnvolleres zu tun, als die Fragen dieser Reporterin zu beantworten. Die besagte Frau wendete sich wieder der Kamera zu. #Dann sehen wir uns mal diesen Ausschnitt an#, meinte sie und nur eine Sekunde später war das Bild der Überwachungskamera zu erkennen. Darauf zu sehen war eine schlanke, fast zierlich wirkende Person in einem schwarzen Overall und einer ebenfalls schwarzen Maske. Dreist und mit einer überheblichen Haltung starrte sie in die Kamera, einen Moment später drehte sie sich um und spazierte seelenruhig davon. Der Ausschnitt wurde wieder zurückgespult und stoppte, im Hintergrund ertönte die Stimme der Reporterin. #Es ist unglaublich, der Täter scheint uns ja geradezu herauszufordern. Und ich sage, wir nehmen diese Herausforderung an! Denn auch wir haben unsere Mittel und Wege, wir haben ein Team höchst kompetenter Filmanalytiker zusammengestellt und nun sehen Sie was dabei herausgekommen ist!#, verkündete sie erfolgsversprechend. Das Standbild wurde vergrößert und entpixelt, allerdings war immer noch nicht mehr als eine schwarze Gestalt zu erkennen. #Allem Anschein nach ist die Person etwa 1,76 m groß, schlank und weiblich!#, kommentierte die Reporterin. Die Blauhaarige verdrehte sarkastisch die Augen, jetzt war sie schon so gut wie entlarvt. So lustig das auch war, ihr schlechtes Gewissen war dabei, mehr und mehr die Oberhand zu gewinnen. Es wurde wieder zurückgeschaltet. #Wer auch immer diese Frau ist, so können wir sagen, dass sie ein wahres Monster ist. Denn nur ein Monster wäre dazu fähig, eine Familie zu zerstören. An dieser Stelle möchte ich mein Beileid für Irina Uljanov, der Frau von Branislav Uljanov, aussprechen, die derzeit noch in ärztlicher Behandlung ist. So mögen sie in Frieden ruhen. Das war JNN mit Yokou Lewis. Bleiben Sie auch weiterhin dran#, verabschiedete sie sich mit einem letzten betroffenen Blick in die Kamera. "Das ist echt das Letzte! Diejenigen, die das getan haben, sollte man allesamt in eine Zelle stecken und dort verrotten lassen!", sagte Tala aufgebracht. Er selbst war Russe und hatte immer hinter Branislavs Ansichten gestanden, ebenso wie Kai. Der andere Russe schüttelte nur fassungslos den Kopf. "Unglaublich, die schrecken echt vor nichts mehr zurück. Diese interessieren sich nur für Macht und Geld, über wie viele Leichen sie dabei gehen, ist ihnen egal!", meinte er hasserfüllt. Diese Art von Mensch machte ihn einfach nur krank und diese angeblichen Freunde seiner Eltern waren auch keinen Deut besser. "Wie grausam und eiskalt muss man sein, um einfach so Menschen zu töten und dann noch voller Hohn in die Kamera zu sehen?! Dafür finde ich gar keine Worte, so sehr widert mich das an. Für die Frau von Uljanov muss eine Welt zusammen gebrochen sein, gleich zwei der wichtigsten Menschen in ihrem Leben zu verlieren...", mischte sich nun auch der Chinese ein, dem die Verachtung ins Gesicht geschrieben stand. Kai verschränkte die Arme vor der Brust "Wenn ich dieser Person begegnen sollte, würde ich ihr eine Kugel durch den Kopf jagen, damit sie mal am eigenen Leib erfährt, was das für ein Gefühl-", prophezeite er, wurde aber noch mitten im Satz durch ein klirrendes Geräusch unterbrochen. Alle Gesichter, ausgenommen das von Bob, welches immer noch in die Kissen gedrückt war, wandten sich zu der Geräuschquelle um. Diese Quelle war Lain, die soeben ihre Tasse in ihren Händen zerdrückt hatte. Scheinbar hatte sie sie schon ausgetrunken gehabt, denn es lagen nur Scherben auf der Theke. Als sie bemerkte, mit welch entsetzen Blicken sie gemustert wurde, legte sie schnell ein Lächeln auf. "Oh, hehe...die Tasse war schon angesprungen. Ich fühl mich gerade nicht so gut...am besten leg ich mich eine Weile ins Bett...", stotterte sie die Entschuldigung, kehrte alle Scherben in ihre Handfläche, die einigermaßen unbeschadet davon gekommen war, schmiss die Überreste in den Müll und verschwand dann schnurstracks in ihrem Zimmer. Seufzend ließ sie sich in ihr weiches Bett fallen. Sie gab es nicht gern zu, aber irgendwie war das eben einfach zuviel für sie gewesen. Es war, als ob sich ihr ganzer Körper verkrampft hatte und sich dazu noch eine schwere Eisenkette um sie wickelte, die wie eine Boa Konstriktor ihren Leib zu zerquetschen begann. Es war einfach zuviel, die Verwirrung, die Erwartungen, das riesige Schuldgefühl. Was war nur mit ihr los? Warum konnte es ihr nicht einfach egal sein? Sie waren in einer Falle gelandet, na und, dass würden diese verdammten Mafiosi noch schnell genug bereuen. Bloß warum fühlte sie sich so schuldig, sie hatte ihnen das Leben genommen, ja, das war wohl der Grund. Aber was war so ein Leben schon wert? 'Sei eiskalt, frag nicht nach, mach deinen Job, du bist nicht hier um Fragen zu stellen, du bist nicht hier, weil du leben sollst, wenn der Mensch böse ist, dann töte ihn, frag nicht nach, mach deinen Job, zeig keine Schuld...' All das wurde ihr immer und immer wieder gesagt, das war die Formel, nach der sie handeln sollte. Das war das einzig Richtige! So war es doch, oder? "So ist es doch richtig, so ist es richtig...", murmelte sie leise, fast verzweifelt. Aber warum sagten sie dann etwas anderes? 'Monster', 'die das getan haben sollte man allesamt in eine Zelle stecken und dort verrotten lassen', ' egoistische Schweine', ' grausam und eiskalt', 'würde ich ihr eine Kugel durch den Kopf jagen'... Verdammt, sie verstand das alles nicht, egal wie sehr sie sich anstrengte, alles, was dabei herauskam, verwirrte sie nur noch mehr. Der eine sagte das, der andere das, was war denn nun richtig? Das was sie getan hatte war eindeutig falsch, aber sollte sie nun Schuldgefühle haben oder nicht? Sich geschlagen gebend setzte sie sich auf und vergrub das Gesicht in ihren Hände. Sie hielt es einfach nicht mehr, selbst die Wände schienen sie zu erdrücken, sie brauchte dringend etwas Ablenkung. Die Blauhaarige sah auf und ihr Blick fiel direkt auf ihren Motorradhelm, der auf dem Schreibtisch lag. Oh ja, dass war jetzt genau das richtige! Binnen weniger Minuten trug sie ihre tief schwarze Motorradkleidung, hatte ihr Haar zu einem Zopf zusammen gebunden, schnappte sich ihren ebenso schwarzen Helm und verließ stürmisch ihr Zimmer. Sie hatte eigentlich vorgehabt, wortlos aus der Wohnung zu verschwinden, doch scheinbar hatten diese Kerle nur darauf gewartet, dass sie wieder aus ihrem Zimmer kam. "Hey Lain, wo willst du denn so plötzlich hin?", fragte Tala verwundert. "Echt mal, es gibt gleich Frühstück!", fügte Bob seinen Kommentar hinzu. Klar, sobald es etwas zu essen gab, war er wach. Anstatt sie zu ignorieren, wie sie es vorgehabt hatte, antwortete sie knapp: "Weg", und legte einen Zahn zu. Doch wieder wurde ihr ein Strich durch die Rechnung gemacht, denn vor ihr tauchte, wie aus dem Nichts, Kai auf. "Wohin geht’s? Ich hab das nicht so ganz verstanden", meinte er und sah sie prüfend an. Das Beruhigungsmittel ließ nach, da sie wieder diese heiße Wut in sich spürte. Ihr eisiger Blick sagte soviel wie: du solltest dich mir besser nicht in den Weg stellen. Dennoch zwang sie sich zu einem Lächeln. "Dann wiederhole ich es für dich, ich gehe weg! Hab noch was zu erledigen", sagte sie und es kostete sie alle Mühe den scharfen Ton aus ihrer Stimme zu nehmen. Kai musterte sie kurz und hob eine Braue. "Aber doch nicht mit dem Motorrad?", fragte er skeptisch. Es wurde immer schwieriger für sie, sich zu beherrschen. Was war nur los? "Nein, mit meinem Dreirad...natürlich mit dem Motorrad!", erwiderte sie sarkastisch. Auch der Russe verlor langsam die Geduld mit ihr. "Weißt du, wie glatt es draußen ist? Außerdem ist der nächste Schneesturm im Anmarsch. Das ist reiner Selbstmord!", sagte er verärgert, aber auch besorgt. Lain lächelte mit einer Spur von Hohn. "Lass das mal meine Sorge sein. Ich hab meine Maschine im Griff, keine Angst", meinte sie schließlich, schob sich grob an ihm vorbei und verschwand aus der Wohnung. Während Kai ihr irritiert und wütend zugleich hinterher sah, bildete sich auf den Gesichtern der anderen nur eine Frage: 'Okay, was war denn das jetzt?' so, das kap war sehr verwirrend, selbst beim schreiben war ich manchmal verwirrt @.@ naja, umso besser spiegelt es Lains Verwirrtheit wider^^ und ich glaube dieses wort, werde ich jetzt aus meinem wortschatz streichen lol der schwerpunkt des nächsten kapitels wird auf der Neujahrsparty liegen^^ ich freu mich schon seit ewigkeiten darauf dieses kap zu schreiben, muha. letztens is mir aufgefallen, dass "He's just a job" bald ein Jahr alt wird lol naja bis denne, eure siva *euch alle umknuddel für die super, tollen kommis* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)