Giftseide von Hotepneith (Lord Sesshoumaru ermittelt) ================================================================================ Kapitel 6: Die Vermutung ------------------------ Hallo, langsam kommen wir zur Sache. Seine Lordschaft hat eine Idee... 6. Die Vermutung Abends bei dem Gartenfest war der Ehrengast recht schweigsam. Fürst Takaeda glaubte, dass dem Dämonenprinzen die Musiker und Tänzerinnen gefielen, da er in diese Richtung blickte, und war zufrieden. Sesshoumaru nahm sie nicht einmal wahr. Wie schon den ganzen Nachmittag drehten sich seine Gedanken um die giftige Seide. Immer wieder ging er alles durch. Aber es blieb nur eines. Das System war so gut abgeschirmt, dass es einem Fremden vollständig unmöglich war, einzudringen, etwas zu vergiften. Aber auch jemand aus dem Schloss kam nicht ohne weiteres an die Seide heran, nun, nie war jemand allein. Fürst Takaeda hatte seine Fabrikation gut gesichert. Aber wie war das Gift nur an die Seide gekommen? Und wer hatte es getan? Er hatte etwas übersehen, oder dieses Jahr wurde die Seide nicht vergiftet. Das wiederum würde bedeuten, dass der Giftanschlag nur auf ein Jahr beschränkt wäre, nur auf Dämonen gerichtet war, die zufällig Seide aus diesem Jahrgang tragen würden. Unwahrscheinlich, selbst, wenn man annahm, dass der Giftmischer nur ein Mensch war. Nein. Er musste etwas übersehen haben. Und es waren nun schon siebenunddreißig Stunden, die er hier war, unter diesen begrenzten Wesen. Er erhob sich, sah zu seinem Gastgeber: "Ich gehe ein wenig, bleibt nur", und verschwand in der Dunkelheit. Er musste einmal aus diesem Menschengetümmel weg. Irritiert blieb er stehen, da er hörte, wie Sakura ihm folgte. Aber natürlich. Er hatte ihr keine andere Annweisung gegeben. "Geh zurück." Sie gehorchte sofort und er setzte seinen Weg in den Garten fort. Der auffrischende Wind trieb ihm einen Geruch zu. Tamahato. Er schien sich ebenfalls im Garten aufzuhalten. Dieser Neffe des Fürsten hasste alle Dämonen. Und er war ein Takaeda, alle Wachen waren auf diesen Namen eingeschworen, würden wohl auch seinem Befehl gehorchen. Tamahato erstarrte, als er sah, wer aus der Dunkelheit auf ihn zukam: "Ihr! - Wenn Ihr mir nicht den Arm gebrochen hättet, würde ich Euch wirklich liebend zu einem Schwertkampf auffordern. Ich möchte Euch zu gerne tot sehen." "Selbst, wenn Ihr ein Schwert in der Hand hättet und ich keines, wärt Ihr tot. Ihr habt keine Ahnung, wer ich bin." Das klang ruhig. "Es genügt, wenn ich weiß, was." "Dummkopf. - Wenn ich nicht hier zu Gast wäre, hätte ich schon mehr als genug Gründe gehabt, Euch zu töten. Und ich töte nie ohne Grund." Sesshoumaru wandte sich ab und verschwand wieder in der Dunkelheit. Dieser Zwischenfall hatte ihm wieder bestätigt, wie unbedacht dieser Mensch war. Und wie dumm. Solch ein Narr, sich mit ihm anlegen zu wollen. Das brachte ihn auf eine Idee. Einzelne Gedanken entstanden und verwebten sich zu einem Muster. Tamahato mit dem Messer.. Eine Bemerkung von Fürst Takaeda... Kräuter und Arzneien... Die wohl bewachten Lagerhäuser.. Die Weberei mit den vielen Kindern und Aufseherinnen... Die Seidenballen, die alle durchnummeriert wurden... Ja, das musste es sein. Es war die ganze Zeit vor seinen Augen gewesen und er hatte es nicht gesehen. Langsam kehrte er zu dem Gartenfest zurück, nahm wieder an der Seite des Fürsten Platz. Noch einmal überprüfte er seinen Gedankengang. Aber er kam zu keinem anderen Ergebnis. Das musste das "wie" sein. Und damit hatte er auch das "wer". Aber leider genügte das in diesem Fall nicht. Sein Vater hatte gesagt, er müsse Fürst Takaeda überzeugen. Und dieser war gewiss kaum zu überzeugen, wenn er keine Beweise vorlegen konnte. Handfeste Beweise. Und dazu gehörte auch, dass er eine Information von Yuki, ihrem Haushofmeister, noch bekam. Die holte er am besten persönlich. Das würde am schnellsten gehen. Nach dem Feuerwerk zog sich Sesshoumaru in sein Zimmer zurück. Während sich Sakura neben der Tür niederließ, blieb er stehen, drehte sich um. "Ich habe einen Auftrag für dich. Du weißt, wo die Zimmer aller Bewohner des Schlosses sind?" "Ja, Lord Sesshoumaru." Sie blickte wie immer höflich zu Boden. "Ich will, dass du mir etwas aus einem Zimmer holst." Sie hob ruckartig den Kopf. Ohne nachzudenken, platzte sie heraus: "Nein!" Im gleichen Moment begriff sie entsetzt und warf sich flach auf den Boden: "Hört mich an...bitte..." Da er schwieg, schien es ihr, als ob sie erklären dürfe. Ohne das Gesicht von den Fliesen zu nehmen, sagte sie: "Es mag Euch unbekannt sein...aber wenn ein Diener hier im Schloss etwas aus einem Zimmer stiehlt...Fürst Takaeda lässt ihn vierteilen." "Soll ich es gleich tun?" Sie schluckte. Was war das für eine Wahl? Beharrte sie auf ihrer Weigerung, geschah es sicher und sofort. Versuchte sie, ihm das Gewünschte zu bringen, hatte sie immerhin den Hauch einer Chance, dass niemand sie bemerken würde. Ihr Leben war noch nie sehr einfach gewesen, aber in diesem Moment wusste sie, dass sie dennoch daran hing. So murmelte sie: "Was, wünscht Ihr, soll ich besorgen?" Er sagte es ihr. Ohne zu verstehen, rutschte sie etwas, kniete wieder: "Ich...aber jetzt wäre es schlecht...er ist sicher in seinem Zimmer." "Ja. Morgen früh. Bis dahin bin ich auch wieder da. Du darfst dich ins Bett legen." Er sprang mit einem Satz aus dem Fenster. Sakura starrte ihm überrascht hinterher, stand dann aber auf und sah neugierig hinaus. Sie bemerkte noch einen riesigen, weißen Hund, der sich mit großen Sprüngen vom Schloss entfernte. Jetzt fiel ihr wieder ein, dass er ein Hundedämon war. Sie wandte sich um. Immerhin durfte sie im Bett schlafen, wobei sie zu bezweifeln wagte, dass sie viel Schlaf finden würde. Ihre Aufgabe morgen früh könnte leicht ihre letzte sein. Fürst Takaeda hatte stets hart durchgegriffen, wenn ein Diener gestohlen hatte, aus welchem Grund auch immer. Hoffentlich würde er einsehen, dass man Lord Sesshoumaru schlecht widersprechen konnte. Bei Sonnenaufgang erhob sich Sakura. Sie hoffte, dass sie jetzt nicht weiter auffallen würde, ginge sie durch das Schloss. Das Personal war bereits wach, aß etwas, ehe es an die Arbeit machte und die Herrschaften waren gewiss schon unterwegs zu ihrem Morgenbad. Sie blickte sich um. Lord Sesshoumaru war noch nicht zurück, aber wenn er da war, brächte sie ihm das Gewünschte besser. Was das wohl sollte? Ihr war klar, dass er irgendetwas zu suchen schien, offenbar mit einer bestimmten Absicht hergekommen war. Aber sie nahm sich fest vor, ihre Zunge zu hüten. Bislang war er relativ nachsichtig mit ihr gewesen, wenn sie das mit dem Boten verglich, den er ja sofort getötet hatte. Sie wollte kein Risiko mehr eingehen. Bestimmt würde er bald wieder abreisen. Sie müsste dann eben wieder die Bäder putzen, da Yakuma-san sicher weiterhin beabsichtigen würde, sie zu ärgern. Sie atmete noch einmal tief durch, ehe sie das Zimmer verließ, hinaus auf den Gang trat. Mochten die Götter ihr beistehen, dass sie dieses Abenteuer heil überstehen würde. Sie würde sich auch nie wieder bei ihnen beklagen, wenn sie die Latrinen putzen sollte. Die Gänge im Schloss waren relativ leer und keiner der Dienstboten, denen sie begegnete, kümmerte sich um sie. Sie alle wusste ja, dass sie dem Dämonenprinzen zugeteilt worden war, und nahmen an, sie müsse etwas erledigen für ihn. Das stimmte sogar, dachte sie. Da sie sich nicht ganz sicher war, benötigte sie eine Weile, ehe sie das richtige Zimmer fand. Sie sah sich fast bewundernd um. Solch ein Schlafzimmer...Aber sie hatte keine Zeit zu verlieren, falls man sie hier fand, drohte ihr die härteste Strafe, die Fürst Takaeda zu verhängen pflegte. So sah sie sich hastig um. Da war ein Lager am Boden, eine Kiste für die Kleidung...Kästchen. Sie begann, die Kiste mit der Kleidung zu durchsuchen. Vermutlich würde das doch versteckt sein? Als sie alle Stoffe bis zum Boden untersucht hatte, ordnete sie sie wieder, wandte sich den Kästchen zu, suchte in hektischer Eile. Je länger sie hier blieb, umso größer wurde die Gefahr. Allerdings wagte sie auch nicht, mit leeren Händen zurückzukehren. Im letzten Kästchen bemerkte sie etwas Verheißungsvolles. Sie nahm den kleinen Beutel, öffnete ihn. Staub. Das war das, was Lord Sesshoumaru haben wollte. Sie schloss glücklich die Faust darum. Wenigstens hatte sie es. "Sakura!" Sie fuhr herum. Hinter ihr standen Yakuma-san und ein Diener. Der Haushofmeister schoss auf sie zu, riss sie mit dieser Kraft nach oben, die sie schon einmal so erschreckt hatte: "Diebin!" keuchte er: "Nichts als eine gemeine Diebin. Aber jetzt haben wir dich erwischt...!" Sie versuchte, sich zu wehren, sich loszureißen, die Faust fest um ihre Beute gepresst, aber es war sinnlos. Und jetzt kam auch noch der andere Diener dazu, fasste ihren anderen Arm. Sie fiel auf die Knie, versuchte, zu treten, zu fliehen, obwohl sie wusste, dass man sie suchen würde - und auch finden. Ihre Panik war übermächtig. Die Männer schleiften sie mehr, als sie selbst ging, durch die Gänge, zum Arbeitszimmer des Schlossherren. Die Wachen dort vor der Tür erhoben sich, als der Haushofmeister ihnen sagte, sie sollten mitkommen, es handele sich um eine Bestrafung. Fürst Takaeda saß auf einer Matte, sein Sohn Ito und sein Neffe Tamahoto knieten neben ihm, alle tranken ihren Morgentee. Sakura wurde buchstäblich vor sie geworfen. "Eine Diebin, Herr!" keuchte Yakuma: "Ich wusste immer, dass sie zu nichts taugt!" "Du hast gestohlen?" fragte der Fürst erstaunt: "Wieso hast du deine Pflicht bei Lord Sesshoumaru verlassen?" Das beunruhigte ihn im Moment mehr. "Lord...Sesshoumaru ist gerade nicht da", antwortete sie. Was sollte sie nur tun? Sollte sie sagen, sie habe auf Befehl des Dämonenprinzen das Zimmer durchsucht? Und hier das in der Faust, das er haben wollte? Aber wie würde Lord Sesshoumaru darauf reagieren? Würde er sie dann umbringen? So oder so sah ihre Zukunft nicht besonders gut - oder besonders lang - aus. "Und kaum ist er nicht da, machst du dich auf zu stehlen? Du wolltest stehlen?" fragte der Fürst. Sakura überlegte verzweifelt, was sie tun sollte. Aber, ja, sie hatte gestohlen, hatte hier in der Faust etwas, das ihr nicht gehörte. Immerhin schien es noch keiner bemerkt zu haben. Aber dann würde sie Lord Sesshoumaru verraten. Und er würde sie bestimmt bestrafen. Freilich, so würde sicher Fürst Takaeda sie strafen... Der Fürst winkte und die beiden Samurai knieten neben dem liegenden Mädchen nieder, fassten ihre Arme und Beine. Entsetzt verstand sie. "Ich werde es selbst tun, mein Fürst", sagte Yakuma. Mit jäher Wut begriff sie, dass er es genießen würde, sie leiden zu sehen. Sie würden sie jetzt so lange schlagen, bis sie zugab, eine Diebin zu sein. Und dann würde Fürst Takaeda ihr Urteil sprechen. Wo blieb nur Lord Sesshoumaru? Er war der einzige, der ihr in dieser Situation vielleicht noch helfen konnte. "Für gewöhnlich mag ich solche Befragungen nicht", meinte Tamahato: "Besonders bei Frauen sieht das immer jämmerlich aus. Aber da es eine trifft, deren Mundwerk zu vorlaut ist, werde ich das Schauspiel genießen." "Sakura." Der Fürst klang ruhig: "Bevor du Schmerzen erleidet: gestehst du, dass du stehlen wolltest? Das Vertrauen, dass dieser Clan sich gegenseitig entgegenbringt, missbrauchen wolltest? Diebstahl im Haus ist Verrat an der Familie. Du weißt, welche Strafe darauf steht." Oh ja, das wusste sie. Sakura spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Instinktiv wollte sie sich wehren, wollte fliehen, aber der Griff der Samurai war zu fest. Sie hörte, wie sich der Haushofmeister über ihr aufbaute und spannte sich unwillkürlich an. Etwas pfiff durch die Luft, traf sie mit einer Gewalt, wie sie es noch nie empfunden hatte. Sie war schon einige Male geschlagen worden, aber noch nie hatte der Schmerz sich so erbarmungslos angefühlt. Nie zuvor hatte ein Schlag nicht nur ihre Haut, sondern auch ihr Fleisch zerrissen. Die Luft wurde förmlich aus ihren Lungen gepresst, als sie aufschrie. Sie bäumte sich im harten Griff der Samurai auf, aber es war sinnlos. "Nun?" fragte der Fürst. Sie spürte, wie Tränen über ihr Gesicht liefen, fühlte den ungeheuren Schmerz. Sollte sie sagen, dass sie gestohlen hatte? Im Auftrag des Dämonenprinzen? Aber was wäre dann? Würde dann dieser Schmerz aufhören oder würde es noch schlimmer? Erneut schlug der Haushofmeister zu. Sakura entrang sich noch ein Schrei. Fühlte es sich auch so an, wenn man von den Ochsen zerrissen wurde? Die Qual breitete sich von ihrem Rücken aus, erfasste ihren gesamten Körper. Was sollte sie nur tun? Den Fürsten um Gnade bitten, versuchen zu erklären? Aber was würde dann Lord Sesshoumaru mit ihr machen? Er hatte einen Plan gehabt, das war ihr klar, und eine bestimmte Absicht. Wenn sie nun seinen Plan vereitelte - die Strafen eines Dämons waren sicher noch ärger als die von Menschen. Sie hielt sich so nur an einem fest, als sie der dritte Schlag traf: sie musste schweigen, sie durfte nicht reden. Ihre Gedanken verschwammen, als der Schmerz eine neue Intensität erreichte. Schwärze legte sich vor ihre Augen und sie sehnte sich nach dem dunklen Abgrund, der Erlösung von ihrer Qual versprach. Vielleicht nur noch ein Schlag, ehe sie bewusstlos wurde... Yakuma holte erneut aus, als etwas ihm die Peitsche aus der Hand riss. Bestürzt fuhr er herum. Auch die anderen Männer sahen sich um, erkannten etwas Leuchtendes, wie eine dünne Schnur, das sich rasch in Richtung Tür zurückzog, in der Hand des Dämonenprinzen verschwand. **************************************************************** Arme Sakura..ein Lamm , an dem zwei Löwen..nun, eher ein Löwe und ein hund, zerren. Das nächste Kapitel ist dann das letzte und heißt: Der Täter. Wie gesagt, es war mein erster Ausflug in den Bereich Krimi, da war es noch nicht so viel. Wer so nett ist, und mir einen Kommentar hinterlässt, dem schicke ich eine ENS, wenn ich sehe, dass das nächste Kapitel on ist. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)