Verloren? von black_wolf (Ein Kampf um das Leben eines Menschen) ================================================================================ Kapitel 11: Seelische Qual -------------------------- *vorsichtig hereinlinst* hallo? ^^" kennt mich hier noch jemand xD ich weiß -.- bin schuldig *sich freiwillig meldet* ich sollte wohl am besten ne zusammenfassung von den vorherigen chaps geben, wie? xD wenn sich hier überhaupt noch jemand meldet -.- na ja...ich habs endlich ma geschafft, en neues chap fertig zu schreiben xD un das an silvester, wenn das ma kein grund is, mir zu verzeihen *lach* als einzige entschuldigung kann ich nur die schule darbieten xD die raubt mir einfach den letzten nerv xD mit 16 klausuren in einem halbjahr is net zu spaßen *umfall* endlich hab ichs hinter mir, aba die zeit war trotzdem schrecklich lang...na ja...ich langweile euch jetz ma net weiter ^^ hier is des neue chap: ___________________________________________ Der Morgen graute. Kyoko wachte langsam auf. Die Schmerzen hatten aufgehört. Sie verspürte nur noch ein leichtes Pochen in ihren Handgelenken. Eine Krankenschwester hatte ihr spät in der Nacht Schmerzmittel verabreicht, wieso sie es ihr nicht früher schon gab, blieb Kyoko ein Rätsel. Aber darüber machte sie sich auch nicht allzu viele Gedanken. Die Schmerzen waren weg, das war es, was zählte. Etwas anderes beschäftigte sie allerdings. Sie wusste, dass sie ihn angelogen hatte. Wie lange würde er brauchen, um das herauszufinden? Und wie viele wussten am Ende die ganze Wahrheit? Oder zumindest einen Teil? Sie wollte nicht, dass ihr Schicksal in aller Munde genommen wurde. Sie wollte einfach nur frei davon sein. Ein Privileg, das niemals in Erfüllung gehen würde. »Wenn ich noch einmal so überlege...dann habe ich ihn gar nicht angelogen. Ich habe ihn nur bestätigt, doch, was er für sich gedacht hat, darauf habe ich keinen Einfluss genommen. Er hätte ja auch in anderen Bahnen denken können.« Damit schloss Kyoko dieses Thema ab. Er würde sowieso wiederkommen und dann nach einer Erklärung fordern. Bis es soweit war, musste sie sich ja nicht mit diesen unangenehmen Gedanken beschäftigen. Leicht setzte sie sich in ihrem Bett auf. Ihr war jetzt schon wieder schrecklich langweilig. Sie wusste nicht, wann der Arzt sie dieses Mal entlassen würde, oder ob er sie gleich in eine psychiatrische Anstalt zu stecken versuchte, aber sie hatte keine Lust, hier den restlichen Tag oder gar die restliche Woche zu verbringen. Langsam streckte sie ihre Füße unter der Decke hervor und lauschte. Doch sie hörte niemanden. Zufrieden setzte sie sich an den Bettrand. Der Boden unter ihr war kalt, ihre Handgelenke begannen wieder stärker zu pochen, aber sie ignorierte es einfach. Schmerzen war sie gewöhnt. Physische und psychische. Ein paar Schnitte mehr, welchen Unterschied machte das schon? Es war sowieso egal. Alles war egal. Alles bis auf den Tod. Und bald schon würde es soweit sein. Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen, gaben ihr etwas geheimnisvolles, verschwörerisches. Dann stand sie auf. Leicht schwankend ging sie in Richtung Schrank. Dort musste sicherlich noch ihre Jacke hängen, die sie das letzte Mal hier vergessen hatte. Sie öffnete den Schrank und fand dort ihren Mantel wieder. Das Lächeln war wieder aus ihrem Gesicht verschwunden. Nachdenklich fuhr sie über das weiche Leder des Mantels. Dann zog sie ihn an, schlüpfte in ihre Schuhe, schaute sich noch einmal kurz im Spiegel an, wendete den Blick jedoch rasch wieder ab, als sie das eingefallene, leichenartige Gesicht erblickte. Man sagte sich, das Spiegelbild eines Menschen konnte mehr von ihm offenbaren als jede Drohung es könnte. Sie glaubte es. Was sie dort gesehen hatte, erschreckte sie nicht. Sie wusste es ja schon die ganze Zeit. Doch es zu sehen, war eine andere Sache. Der Tod war in ihre Züge eingekehrt. Langsam schlurfte sie in Richtung Tür und öffnete sie. Hochbetrieb herrschte auf den Gängen. Krankenschwestern eilten von einem Ort zum nächsten und brachten den hungrigen Patienten ihre Nahrung. Bald würde auch jemand an ihre Tür klopfen. Doch bis das geschah, würde sie schon lange nicht mehr dort weilen. Sie schlüpfte durch die Tür und bog schnell um die nächste Ecke. Ihr Ziel: Das Treppenhaus mit dem Fahrstuhl. Man hatte sie wie immer in das höchste Geschoss geschickt. Sie wusste selbst nicht, wieso ihr ausgerechnet dieses Zimmer zugesprochen wurde. Es war doch so einfach, das Fenster zu öffnen und hinaus zu springen. Wollte der Arzt sie etwa zu dieser Tat verführen? Zutrauen könnte sie es ihm nicht. So wie er sich immer um sie sorgte. Fast so schlimm wie Ren. Ren. Sein Name weckte wieder die Erinnerungen an die Wiese. Und ihre Hilflosigkeit. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Niemals würde sie frei sein, nicht in dieser Welt. In der anderen vielleicht, doch nicht in dieser. Sie hatte es gespürt. Die Wärme. Die Vollkommenheit. Die Reinheit. Alles hatte gestrahlt und es hatte geschienen, als wäre es nur für sie so gewesen. Was hatte das alles zu bedeuten? War es Zeit? Zeit zu vergessen? Loszulassen? Von den unsichtbaren Fesseln, die sie hier hielten? Vom Leben? Sie wusste es einfach nicht zu deuten. Gedankenverloren wartete sie auf den Fahrstuhl. Er ließ sich heute mal wieder besonders viel Zeit. Zeit, die sie nicht besaß. Während sie hier seelenruhig wartete, konnte ihr Fehlen schon längst bemerkt worden sein und wo sollte man sie nicht zuerst suchen als vor dem Fahrstuhl? Seufzend zwirbelte sie eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern und schielte immer wieder zurück zur Tür, die sie von dem belebten Gang des obersten Geschosses des Krankenhauses trennte. Der Fahrstuhl kam endlich. Er war leer. »Wieso sollte auch jemand drin sein? Niemand verirrt sich gerne nach hier oben. Hier stinkt es nach Tod.« Und so war es wirklich. Alles Sterile konnte nicht den Geruch überdecken, der sich hier in all den Jahren eingenistet hatte. Der Tod der unheilbaren Krankheit. War es nun eine physische oder eine psychische. Es machte keinen Unterschied. Hier waren sie alle gleich. Sie alle standen mit einem Bein schon in der anderen Welt. Nur der letzte Ruck fehlte noch. Bei ihr nur noch ein Windhauch. Als sie im Erdgeschoss ausstieg, sah sie noch gerade, wie Rens Körper die Treppen hoch hetzte, dann drehte sie sich um und ging geradewegs aus dem Krankenhaus hinaus. Sie hielt ihn nicht auf. Er würde schon merken, wenn sie nicht da war. Zu übersehen war es ja nicht wirklich. Bei dem kleinen Teich mitten im Gelände des Krankenhauses blieb sie stehen und setzte sich auf eine Bank. Hier würde sie warten. Hier konnte er sie nicht übersehen. Und während sie wartete, konnte sie sich ein bisschen auf das Gespräch vorbereiten. Als der Fahrstuhl nicht kommen wollte, wurde er immer ungeduldiger. Eine Art, die er gar nicht an sich kannte. Schließlich gab er seine Selbstbeherrschung auf und nahm die Treppen. Mit riesigen Sätzen sprang er sie hinauf und merkte nicht, wie sich die Türen des Fahrstuhles hinter ihm öffneten und Kyoko ihm einen Moment hinterher blickte, ehe sie sich wortlos umwandte und verschwand. Oben angekommen, riss er eine weitere Tür auf, und stieß beinahe mit einer Krankenschwester zusammen, die auf einem großen Wagen Schalen mit Essen transportierte. Er nuschelte eine Entschuldigung, lächelte leicht, ignorierte den leichten Rotschimmer, der sich auf die Wangen der jungen Schwester legte und ging gemessenen Schrittes auf Kyokos Zimmertür zu. Dort klopfte er anstandsgemäß, als ihm jedoch niemand hereinbat, öffnete er mit einem Ruck die Tür. Und fand sich einem leeren Zimmer gegenüber. Die Decke war zurückgeschlagen, die Schranktür offen, die Schuhe verschwunden. Es war nur allzu deutlich, dass Kyoko fort war. Fluchend stürzte er wieder heraus. Wo sollte er suchen? Wo würde sie am ehesten hingehen? Er musste sich gestehen: Er hatte keine Ahnung. Er konnte sie nicht mehr einschätzen. Er sprang wie ein gehetztes Tier die Treppen wieder hinunter und lief ins Freie. Und dort sah er ihre kleine Gestalt. Sie saß auf einer Bank und blickte ihm entgegen. Als wenn sie ihn erwarten würde. Sein Zorn war mit einem Mal vollkommen verraucht. Er machte einen Schritt, noch einen, dann blieb er wieder stehen. Die ganze Nacht hatte er überlegt, wie er es am Besten anstellen sollte. Er hatte feststellen müssen, dass es keinen indirekten Weg zu seinen Fragen gab. Und Kyoko schien es auch nicht auch nichts anderes zu glauben. Sie lächelte nicht, doch ihre Augen blickten wissend. War er so durchschaubar? Oder gehörte es zu ihrem Spiel? Zögerlich ging er ein paar Schritte weiter und blieb anschließend wieder stehen. Wie töricht er sich doch benahm. Hatte er etwa Angst vor den Antworten einer Halbwüchsigen? Sie war gewachsen, das stimmte. Nicht nur körperlich, auch geistig. Erheblich sogar. Doch zu ihrem Nachteil. Er wollte es ins Gegenteil umkehren. Er wusste nicht, was sie hatte durchmachen müssen, doch egal, was es war, sie musste es überwinden, nicht für ihn, nicht für die Schauspielkunst, sondern für sich selbst, um ihre Seele mit sich selbst in Einklang zu bringen. Um wieder sie selbst zu werden. Zu Kyoko. Die einzig wahre. Und nicht diese aufgesetzte Maske. Entschlossener überwand er die letzten paar Meter zu ihr und damit zu seinen Antworten. Er zögerte. Sie wunderte sich. Er hatte noch nie gezögert. Wieso jetzt? War er unschlüssig? Sie sah die Fragen eindeutig in seinen Augen wiederspiegeln. Sie hatte sich nicht geirrt. Er wollte Antworten. Und zwar heute. Jetzt. Zu diesem Zeitpunkt. Vielleicht würde sie lügen müssen. Es kam auf seine Fragen an. Einige kannte sie, doch es würden auch ein paar dabei sein, die sie bestimmt überraschten. Und zu Antworten verleiten ließen, die sie nicht von sich geben wollte. Weil es Schwäche war. Weil es Gefühl war. Weil es Hoffnung war. Weil es nicht mehr zu ihr gehörte. Ungeduldig wartete sie darauf, dass er etwas sagte. Dass er etwas tat. Immerhin, es trennte sie nur noch zwei Meter. Schließlich schien er sich doch noch dazu aufzuraffen, sich seinen Fragen und seinem Inneren zu stellen und schloss zu ihr auf. Fast schon erleichtert atmete sie aus. Wie er so vor ihr gestanden hatte, ratlos, fast schon verwirrt und irritiert, hatte sie zum ersten Mal richtige Angst vor ihm gehabt. Sie kannte seine Maske, wenn er zornig war, sie kannte sein falsches Lächeln, wenn sie etwas falsch gemacht hatte und sie kannte das Lächeln, dass seine Augen erstrahlen ließ, doch diese Emotionen hatte sie noch nie zuvor an ihm erblickt. Und sie erschreckten sie. In diesem Moment schien Ren sein überirdisches Wesen einen kurzen Augenblick abgelegt zu haben und war zu einem Mann aus Fleisch und Blut geworden. Jetzt war er wieder zu Ren Tsuruga geworden. Der Schauspieler. Sie wusste nicht, wie sie auf diesen abwegigen Gedanken kam, doch sie wünschte sich plötzlich, dass er noch einmal diesen Titel ablegte, um das zu sein, was sie benötigte: einen Menschen. Einen Freund. Insgeheim hatte sie sich über seine Zuwendung gefreut, freute sich gerade eben darüber, dass er neben ihr saß und ihr Gesellschaft leistete, der andere Teil, der größere, wollte nichts mit ihm zu tun haben und leugnete die Freude in ihrem Inneren vehement. Es verbannte sie in die Ecke der verbotenen Sachen. Doch etwas blieb immer zurück. Und dieses Etwas wusste ganz genau, dass es nicht Ren Tsuruga bedurfte, um sie zum Sprechen zu bewegen, sie bedurfte den Mann, der hinter diesem Namen stand. Erst wenn er das begriff, würde er mehr aus ihr herauskriegen können als sie wollte. Doch sie würde dieses Geheimnis hüten. An diesem einen Abend war er nur ein Mann gewesen. An diesem Abend hatte sie mehr zugegeben als ihm zustand zu erfahren. Es durfte sich nicht wiederholen, Sie musste ihn, irgendwie auch immer, entmutigen. Sie musste ihm zum Aufgeben bewegen. Möglicherweise ihn sogar dazu zwingen. Egal wie, sie hatte keine andere Wahl, wenn sie sich schützen wollte. „Wieso bist du nicht auf deinem Zimmer?“, fragte er sie plötzlich, schaute sie aber nicht an. Seine Stimme klang reserviert, es war nur eine nebensächliche Frage, er erwartete keine Antwort darauf, er hatte nur irgendwie das Gespräch eröffnen wollen. „Mir war es dort oben zu eng.“, meinte sie daraufhin nur leise. Abwartend schaute sie ihn an. Sie hatte nicht den ganzen Tag Zeit. Außerdem wurde es allmählich kalt hier draußen. Einen Moment schien Ren noch zu zögern, dann rückte er endlich raus mit der Sprache. „Gestern...Wieso hast du mir nicht die ganze Wahrheit erzählt?“ „Also beschuldigst du mich nicht, dir Lügen berichtet zu haben?“ „Sollte ich?“ „Nein.“ Schweigen breitete sich aus. Ein Vogel trällerte sein Lied, Fische plätscherten munter in dem kleinen Teich, Besucher liefen den Weg entlang Richtung Eingang des Krankenhauses. „Also?“ Mit einem Räuspern führte Ren das Gespräch fort. „Hätte es etwas bezweckt?“, stellte sie wieder eine Gegenfrage. So schnell würde sie ihm keine Antworten geben. Die musste er sich erarbeiten. „Ja.“ „Was hättest du dann von mir gedacht?“ „Das Gleiche wie am Tag zuvor.“ „Ach wirklich?“, fragte sie leicht höhnisch. „Ja.“ „Und das wäre?“ „Dass du Hilfe benötigst. Und dass du einsam bist.“ „Einsam?“ Dieses Gespräch entwickelte sich in die falsche Richtung. Wohin sollte es denn nun schon wieder führen? Sie hatte gedacht, sie würden nur über die jüngst erlebten Ereignisse sprechen und dann wäre gut für eine Weile. Wie kamen sie nun schon wieder auf ein so abwegiges Thema? »Ich sollte wohl besser aufhören, die Fragen zu stellen und lieber auf seine antworten...« „Ja. Du bist einsam. Schon die ganze Zeit. Kein Wunder, wenn man so abgeschieden lebt wie du.“ Es sollte sich wohl anhören wie ein Scherz, doch seine Stimme war ernst und Kyoko war nicht zum Lachen zumute. „Es hat seinen Grund.“, flüsterte sie nur leise, „Alles hat seinen Grund.“ „Dann nenn ihn mir.“, meinte er schon beinahe verzweifelt und blickte sie zum ersten Mal seit dem Anfang des Gespräches direkt an. „Das kann ich nicht.“, immer noch flüsterte sie. Sie hatte den Blick auf ihre ineinander verknoteten Finger gewendet und traute sich nicht, ihm in die Augen zu blicken, da sie Angst hatte, er könnte ihren Widerstand mit einem einzigen seiner Blicke brechen. „Wieso?“ Sie schüttelte heftig den Kopf. „Du würdest es nicht verstehen. Noch nicht. Bitte begreif doch. Es geht nicht.“ Er schüttelte seinerseits den Kopf. „Wie soll ich dir helfen, wenn ich noch nicht einmal den Grund deiner Angst und Traurigkeit kenne?“ „Traurigkeit?“ Sie wurde beinahe hysterisch. Traurigkeit? Was für eine Traurigkeit? Es war viel schlimmer als das. „Das nennst du Traurigkeit? Du kennst mich wirklich noch weniger als ich dachte.“ Ren hatte das eigenartige Gefühl, einen riesigen, dummen Fehler begangen zu haben. Wäre er doch lieber nicht weiter auf dieses Thema eingegangen. Jetzt war es zu spät. „Vielleicht kennst du dich ja weniger als du dachtest.“, meinte er nur mit fester Stimme. „Ich weiß sehr wohl, wer ich bin.“, wies sie ihn scharf zurecht. Wie konnte er nur so etwas von ihr behaupten? „Dann sag es mir.“ Wortlos starrte sie ihn an. Er starrte zurück. Und wartete. Er wusste, dass er gewonnen hatte. Sie sah es in seinen Augen. Keinen Triumph, aber das Wissen darum. Sie verkniff es sich, mit den Zähnen zu knirschen und stand stattdessen auf. Sie lief zu den Ufern des Teiches und ließ sich dort anschließend wieder auf dem nassen Gras nieder. Die Kälte drang fast sofort durch ihren Mantel, sie störte es nicht. Sie musste ihre Gedanken erst einmal wieder sortieren. Ren ließ ihr die Zeit, die sie benötigte. Er spürte, dass er zuvor nichts weiteres mehr aus ihr herauskriegen würde. Sie sprach, wenn sie es wollte, er hatte nicht die Macht dazu, ihr etwas befehlen zu können, er konnte nur fragen. Und auf eine Antwort hoffen. Er wusste, dass er nicht ganz so hilflos war wie er schien. Schon oft hatte er sie mit einfachen Wörtern ködern können. In letzter Zeit war es schwieriger geworden, doch er sah Kyoko an, dass sie mehr erzählen wollte, doch irgendetwas hielt sie stets davon ab. Heute wollte er erfahren, wie weit er sich tatsächlich vorwagen konnte, ehe Kyoko ihn rigoros von sich wies. Zurzeit stand sie reglos am Ufer des kleinen Teiches und starrte gedankenverloren in seine dunklen Tiefen. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und schickte ihre sanften Strahlen über das sich leicht kräuselnde Wasser. Alles schien still auszuharren und zu lauschen. Die Menschen, die zu dieser frühen Stunde schon wach waren, bemerkten es nicht. Munter liefen sie an den beiden Schauspielern vorbei, würdigten sie keines Blickes und Ren war dankbar dafür. Jetzt benötigte er keine wildgewordene Horde Fans, die auf ihn einstürmten und ihn anfassen wollten, was er benötigte, war genug Selbstbewusstsein und Mut, um vor Kyoko bestehen zu können. Zeigte er einen Moment lang Schwäche, würde Kyoko ihm nicht mehr genug trauen, um ihm mehr zu erzählen. Er musste stark sein. Für sie beide. Denn Kyoko hatte ihre Stärke anscheinend verloren. Oder in die hinterste Ecke ihrer Seele verbannt. Irgendwie musste er sie erreichen und wiederbeleben. Sie musste wieder leben. Und um diesen Willen wieder zu erreichen, benötigte sie Kraft. Kraft, die sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht besaß, die sie tief vergraben hatte, die er jedoch wieder zum Vorschein zwingen würde. Mit der Zeit würde sich herausstellen, wie er das angehen sollte. Abrupt unterbrach er seinen Gedankengang. Er hatte ihr genügend Zeit gelassen, um sich zu sammeln. Er wollte nicht, dass das Gespräch bei der Ankunft zu vieler Menschenmassen erstarb. Das musste er unbedingt verhindern. Also war der Moment gekommen, den nächsten Schritt zu wagen. Er holte tief Luft und bewegte sich gemächlich auf Kyoko zu. Sie bemerkte ihn nicht. Erst als er schon beinahe ihre Schulter berührte und neben ihr inne hielt, zuckte sie erschrocken zusammen und wendete ihm für einen kurzen Augenblick ihr Gesicht zu. Rasch stierte sie jedoch wieder auf den Teich, als wich sie seinem bohrenden Blick aus. Er machte sich keine weiteren Gedanken mehr über dieses Verhalten. Mittlerweile war er es von ihr gewöhnt. Er musste sich jetzt auf etwas anderes konzentrieren. Auf wichtigeres. Auf die Körpersprache, die ihm deutlich sagen würde, was er von ihren Antworten halten sollte. „Es ist Zeit, darüber zu sprechen, was vorgefallen ist.“, sagte er mit leiser, ernster Stimme. Sie zuckte abermals zusammen. Dann nickte sie zaghaft. Das Katz-und-Maus-Spiel konnte beginnen. „Wieso hast du mir nicht die ganze Wahrheit gesagt?“ Er sah ihr förmlich an, dass sie sich wieder in eine Gegenfrage flüchten wollte, doch unterdrückte sie diesen Reiz und antwortete dieses Mal mit einem ordentlichen Satz. Zumindest war es ein Anfang. „Weil es keinen Zweck hat.“ „Warum?“, forderte er sie zum Weitersprechen auf, doch sie schwieg. Er wollte seine Frage gerade wiederholen, als sie fortfuhr. „Du würdest es mir nicht glauben. Es ist einfach zu absurd.“ „Du hast es noch nicht versucht.“ Wie im Gespräch zuvor hatte sie alle Höflichkeitsfloskeln fallen lassen und sprach ihn vertraulich an. Sein Herz raste. War das der Beginn des Vertrauensaufbaus? Er wusste es nicht. „Ich will es nicht versuchen.“, kam es unwillig über ihre Lippen und er bemerkte, wie heftig sie sich dagegen sträubte, jemandem zu vertrauen, ihm zu vertrauen. Es schmerzte. Doch er ließ sich nichts anmerken. „Doch. Das möchtest du.“, entgegnete er sanft, „Tief im Inneren. Das sehe ich dir an.“ Sie explodierte. Mit wutverzerrtem Gesicht wendete sie sich ihm zu. Er freute sich über diese Gefühlsregung. Ihr schien es nicht bewusst zu sein. „Was weißt du schon von meinem Inneren? Du hast keine Ahnung, wie es ist, stets im Dunkeln leben zu müssen, ständig die Angst zu verspüren, die dir die Brust zuschnürt und dich zu Dingen zwingt, die du nicht möchtest, dich Sachen sehen lässt, die du nicht mehr ertragen kannst.“ Sie verstummte abrupt. Sie hatte zu viel gesagt. „Nein.“, meinte Ren leise. „Das kann ich wohl nicht nachempfinden. Es gab eine Zeit, da war ich der Verzweiflung nahe, doch ich konnte mich noch rechtzeitig retten.“ Sie unterbrach ihn mit einer herrischen Geste. „Und das gibt dir das Recht, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen und zu denken, du könntest ihnen mit ein paar netten Worten und Blicken helfen?“ „Für dich ist es auch noch nicht zu spät, Kyoko-chan.“, sprach er eindringlich. Er musste sie auf andere Gedanken bringen. „Du siehst es bloß nicht mehr. Du bist blind gegenüber der Hilfe und der Hoffnung geworden. Schau dich doch einmal um, Kyoko. Hier sind überall Menschen, die dir gerne helfen würden. Lass dich nicht so gehen.“ „Die Hilfe kommt zu spät.“, flüsterte sie kaum hörbar. Der Wind trug ihre Stimme weit fort. „Zu spät.“ Ren schauderte. Eine düstere Aura hatte sich um Kyoko aufgebaut. Doch nicht die, die er kannte, wenn sie wütend und erregt war, nein, ihre Aura hatte etwas kaltes, abweisendes angenommen. Er mochte sie nicht und doch musste er sie bezwingen, um an die wahre Kyoko zu gelangen. Es war ein schwieriges Unterfangen. „Es ist niemals zu spät, so lange du noch am Leben bist. Und bist du das nicht?“ „Ich bin schon vor langer Zeit gestorben.“, meinte sie nur tonlos und drehte sich von ihm weg. Ren schüttelte den Kopf. „Nein. Das kann ich nicht glauben. Da steckt noch etwas von der Kyoko in dir, die ich einmal kennen gelernt habe. Da bin ich mir sicher.“ „Dann kannst du dir ebenso sicher sein, dass deine sinnlosen Hoffnungen enttäuscht werden.“ „Das werden wir ja noch sehen.“, meinte er lächelnd und wechselte abrupt das Thema. Es war zur Genüge darüber gesprochen worden. Jetzt musste sie sich endlich der einen Nacht stellen. Heute würde er sie nicht wieder so einfach davonkommen lassen. Der Arzt hatte ihm Dinge erzählt, die ihm keine Ruhe ließen. Er brauchte Antworten. Sofort. „In der Nacht, als ich bei dir schlief...“ Er unterbrach sich selbst und sah hilfesuchend zu ihren Augen, die ihm nun wieder ihre Aufmerksamkeit schenkten. Sie schien zu verstehen, doch sie sagte nichts und wartete, bis er seinen Satz beendete. „Was genau ist passiert, Kyoko-chan? Sag es mir. Alles.“ „Kann man sich das nicht denken?“, fragte sie mit heiserer Stimme. Er sah sie unverwandt an. Sie stieß einen Seufzer aus. Auch wenn sie ihm nichts schuldig war, die Worte schienen nur so aus ihrem Inneren strömen zu wollen. Nur ihr Mund und ihr Verstand verboten es ihnen noch, zu entfliehen. Aber schließlich gab sie dem Drängen in ihrem Inneren nach. Sie holte noch einmal tief Luft und begann mit zittriger Stimme zu erzählen. Und unterschrieb gleichzeitig ihr eigenes Urteil. Nicht das des Todes, nein, sie verdammte sich an die Seite Ren Tsurugas, der sie nun sicherlich nicht mehr alleine lassen würde. „Nachdem ich ins Haus gegangen bin...“ „Gestürmt ist wohl der bessere Ausdruck.“, unterbrach Ren sie leichthin und erhielt daraufhin von ihr nur einen bösen Blick. „Unterbrich mich nicht, wenn du es erfahren möchtest.“ Sofort verstummte er. „Ich bin in mein Zimmer gegangen. Dort habe ich den Brief geschrieben, den du kurze Zeit danach gefunden hast. Er war nicht für diesen Zeitpunkt bestimmt. Und vor allem nicht für dich. Doch das ist jetzt egal.“ Mit tonloser Stimme erzählte sie die Ereignisse dieser Nacht. Ren hörte aufmerksam zu, unterbrach sie kein weiteres Mal. „Die heißen Dämpfe verbargen alles. Ich konnte nichts sehen, nichts hören, ich spürte es nur.“ Sie schauderte kurz, fasste sich jedoch schnell wieder. „Ein kalter Luftzug, mehr diente nicht als Vorwarnung. Dann spürte ich auch schon einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. Er war nicht hart, nur hart genug, mich außer Gefecht zu setzen. Ich weiß nicht, ob ich mich gewehrt hätte, hätte ich es gekonnt. So lange hatte ich auf diesen Moment gewartet.“, flüsterte sie leise. „Und als er kam, war ich nur noch überrascht, verwirrt und in Panik. Die Panik stellte sich leicht wieder ab. An ihre Stelle trat Freude, Freude darüber, dass es endlich vorbei sein würde. Die ganzen Qualen, die letzten Monate und Jahre, endlich würde es enden. Ich weiß nicht, ob es Absicht war, dass ich wie durch einen Schleier noch alles um mich herum bemerkte, alles spüren konnte, was mit mir geschah. Ich schätze mal, der Fremde drang durch das Fenster ein. Er schnitt mir die Pulsadern durch, nein, er zwang mich, es für ihn zu tun. Sie sehen überrascht aus, Tsuruga-san.“, meinte Kyoko lächelnd zu ihrem Nachbarn. „Der Arzt hat ihnen etwas anderes erzählt, wie? Ich sei bewusstlos gewesen. Ich war auch am Rande einer Ohnmacht. Der Schlag war nicht ganz so sanft gewesen wie ich es geschildert habe. Ich spürte das Blut meinen Nacken herunterströmen, konnte aber nichts tun, um es aufzuhalten. Es war ein gut gesetzter Schlag. Ich war unfähig mich zu bewegen und sank gegen den Badewannenrand. Die Blutspuren darauf hätten hinterher so ausgesehen, als sei ich darauf gefallen, nachdem ich mir die Pulsadern aufgeschnitten hatte. Er hat es wirklich geschickt angestellt.“ Nachdenklich zwirbelte sie eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern. „Dafür verdient er wohl schon meine Hochachtung, nicht?“, sagte sie leicht schmunzelnd, erwartete allerdings keine Antwort. Unbeirrt fuhr sie fort. „Er drückte mir das Messer in die Hand und führte mich. So hinterließ er keine Fingerabdrücke, die leichten Fußabdrücke auf dem Boden ließen sich schnell wegwischen und der letzte Rest Beweismaterial wurde vom Dampf vernichtet. Er verschwand auf dem gleichen Weg wie er hereingekommen war: durchs Fenster. Das Messer nahm er mit sich. Er sagte mir noch, dass es der einzige Beweis seiner Anwesenheit bleiben sollte. Es war kein Fehler seinerseits. Dieser Mann wurde zum Töten ausgebildet. Er macht keine Fehler.“ Sie schüttelte heftig mit dem Kopf. „Wer weiß schon, ob er nicht in der Nähe lauert und uns belauscht?“ Ren schreckte aus seinen Gedanken hoch und blickte instinktiv um sich. Kyoko lachte leise. „Auch wenn er da wäre, wir könnten ihn niemals sehen. Er könnte ein Schatten sein, er könnte ein Patient sein oder ein harmlos aussehender Besucher, woher sollte man schon wissen, wie die Menschen in ihrem Inneren wirklich sind?“ Abrupt wechselte sie wieder zu ihrem früheren Thema und beantwortete Rens unausgesprochene Frage. „Er wollte mich nicht umbringen. Es ist sein Job, so einfach ist das. Er tötet für Geld. Ob ich es jetzt gewesen wäre, Sie oder irgendjemand anderes macht keinen Unterschied, solange die Summe stimmt.“ Sie lachte freudlos. „Ich sollte sterben an diesem Abend. Es sollte langsam und qualvoll vonstatten gehen. Wären Sie nicht erschienen, hätte er sein Werk vollendet. Ich weiß nicht, ob ich mich über Ihr Eingreifen glücklich schätzen soll. Er wird nicht wiederkommen, aber es gibt genügend andere, die seinen Platz einnehmen können und werden.“ Sie verstummte und drehte sich Ren zu. „Haben Sie jetzt alles, was Sie wollten?“, fragte sie mit bebender Stimme. Auch wenn es nicht den Anschein hatte, dieser Monolog von ihr hatte ihr mehr abgefordert als bloß ein paar Worte. „Wer will dich tot sehen?“, fragte er mit recht ruhiger Stimme. Hatte ihm ihr Geständnis so wenig ausgemacht? Er war ein hervorragender Schauspieler. Wenn er nicht wollte, dass man jegliches Gefühl an seinen Gesten erkannte, dann schaffte es auch niemand. „Woher soll ich das wissen?“, fragte sie leicht zynisch. „Es gibt wohl genügend Leute, die eifersüchtig auf unsere Beziehung waren.“ Er hob fragend eine Augenbraue hoch. „Sagen Sie mir jetzt bloß nicht, dass Sie es nicht bemerkt haben. Die Blicke, wenn wir zusammen auf der Straße gesehen wurden. Es war doch offensichtlich. Und einigen gefiel es nicht. Sie dachten, ich würde Sie der Menge ausspannen.“ Sie lachte leise, als würde sie es amüsieren. Er nickte stumm. Sicherlich hatte er es bemerkt. Wie hätte er es auch ignorieren können? Er hätte allerdings nie erwartet, dass seine Fans so weit gehen würde. Da steckte mehr dahinter. Und er war sich sicher, dass Kyoko mehr darüber wusste als sie zugeben wollte. Aber mit der Zeit würde sich herausstellen, was es war, wovor Kyoko solche Angst hatte, dass sie lebte wie ein Einsiedler und der letzte Mensch auf Erden. Für heute hatten sie einen guten Start hingelegt. Weiteres würde folgen. Er musste ihr nur Zeit geben. Zeit, die sie nicht besaßen. Ihr Mörder würde so lange aushalten, bis er sein Werk vollendet hatte. Und wenn er nicht aufpasste, dann würde dieser Augenblick schneller kommen als ihm lieb war. ______________________________________ und? *angst und bange sei* es is schrecklich langweilig gewesen, wie? -.- na ja...freu mich auf kommis ^^ un schön ehrlich sein :))) lg black_wolf Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)