Verloren? von black_wolf (Ein Kampf um das Leben eines Menschen) ================================================================================ Kapitel 7: Entscheidungen ------------------------- Tut mir leid, dass das chap erst so spät kommt -.- eigentlich sollte es ja schon letzten monat erscheinen...um genau zu sein, am geburtstag meiner lieben freundin nico ^^ ich hoff, sie verzeiht mir nochma, dass das ein sehr verspätetes kleines geschenk is ^^ hat net damit gerechnet, dass ich so viel stress hab ^^ kann mich also nur entschuldigen...^^ ______________________ Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis Ren antwortete. "Ich habe nicht viel Zeit, um Sterne zu beobachten, die Arbeit wartet immer. Doch wenn ich sie jetzt betrachte, dann muss ich an meine Träume und Wünsche denken. Ich denke daran, was hätte sein können, wie vollkommen doch alles scheint, obwohl das Kartenhäuschen, dass man sich mühselig aufgebaut hat, langsam, aber sicher, ineinander stürzt. Und man verspürt irgendwie den Wunsch, alles zu ändern, sich zu verändern, sein Leben, einfach alles." "Inwiefern?" Kyoko erwiderte nichts weiter darauf. Was hätte sie auch schon sagen können? Sie hätte natürlich fragen können, wieso ausgerechnet bei IHM nicht alles in bester Ordnung war, schließlich hatte er wirklich alles, was man sich wünschen konnte: Einen tollen Job, die ganze Frauenwelt zu Füßen, Geld. Das einzige, was fehlen könnte, wäre vielleicht Liebe. Aber daran war er ja letztendlich selber Schuld. Er könnte jede haben, doch zog er es vor für seine Arbeit zu leben und sich mehr von jedem abzukapseln, als auf jemanden zuzugehen und sich zu öffnen. Außerdem interessierte sie es eigentlich auch nicht wirklich. Sie war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, ihre eigenen Gedanken reichten ihr aus, da brauchte sie nicht noch den Kummer eines anderen. "Es ist so leicht alles aufzugeben, den Job zu schmeißen, sich zurückzuziehen, ein Leben fernab der Öffentlichkeit zu führen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich müsste aus dieser Branche aussteigen, denn all das Berühmtsein hat auch einen Nachteil: Menschen verändern sich zum negativen ohne dass sie es selber realisieren. Und wenn sie es bemerken, so ist es meist zu spät. Sie können nicht zurück in ihr altes "Ich", denn die Fans lieben die neue Persönlichkeit, mit der alten sind sie nicht vertraut, stoßen sie ab, weil sie wahrscheinlich fremdartig für sie ist." "Hm..." "Aber dennoch macht man immer weiter. Die Fans sind schon fast wie eine Droge. Ohne sie kann man nicht mehr leben, ohne Publikum und die Öffentlichkeit fühlt man sich leer und einsam. Du lebst eigentlich nur noch, um Erwartungen zu erfüllen, die man an dich stellt, die du selbst an dich stellst. Und wenn man dann doch neben all der Arbeit Zeit für sich selbst findet, weiß man nicht, was man mit sich anstellen soll, denn ohne es zu wissen, ist man sich selbst fremd geworden." >>Sich selbst fremd geworden...Oh ja...Das kenne ich. An manchen Tagen bin ich mir selbst nicht mehr sicher, wer ich wirklich bin, was ich wirklich fühle. Diese Tage häufen sich in letzter Zeit. Verwirrung ist das einzige, das zurückbleibt. Doch wusste ich früher wer ich war? Oder war das nur eine weitere Illusion, um sich durch das Leben zu schlagen? War das nur Wunschdenken meinerseits gewesen und in Wirklichkeit war ich eigentlich vollkommen anders? Habe ich allen etwas vorgespielt? Habe ich mich selbst belogen? Oder habe ich damals wirklich den Sinn meines Lebens gefunden? Und nun ist er mir abhanden gekommen? Woher weiß der Mensch, wann er sich verwirklicht hat? Anhand seiner Träume? Oder ob man zufrieden mit sich selbst und seiner Umwelt ist? Oder etwas vollkommen anderes? Woher weiß man, wann man an seinem Ziel angekommen ist, wenn man es nicht kennt? Fühlt man es? WEIß man es einfach? Und was passiert, wenn man sein Ziel erreicht hat? Entsteht ein neues? Oder braucht es zum Finden das ganze Leben lang?<< Sie hätte noch ewig diesem Gedanken nachhängen können, wurde aber durch Ren unterbrochen, der sie fragend anblickte und leicht ihre Hand drückte. Diese Geste machte sie wieder darauf aufmerksam, dass sie nicht allein in ihrem Garten war. >>Will er jetzt eine Antwort von mir hören? Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll...Diese Erfahrungen habe ich alle schon durchlebt, doch sind sie nicht mehr wichtig für mich. Das habe ich hinter mir gelassen. Ich arbeite für niemanden mehr und ich misse meine Arbeit auch nicht. Das einzige, dass ich jetzt noch will, ist, meinem kümmerlichen Dasein ein Ende bereiten. Also wieso erzählt er mir solche Dinge? Soll ich etwa Seelenklempner spielen oder verfolgt er eine bestimmte Absicht? Was will er wirklich?<< Mit der freien Hand fuhr sie sich über die Stirn, sie spürte förmlich die schwere Last, die auf ihren Schultern lag und sie zu erdrücken drohte. Sie bemerkte Rens besorgten Blick nicht, sie konzentrierte sich einzig und allein auf ihren inneren Konflikt einfach aus dieser Situation abzuhauen und dem Drang ihm alles zu beichten, ihm von ihren Sorgen zu erzählen und ihm zu vertrauen. "Es gibt Menschen, die zeigen ihr wahres Gesicht nicht, richtig?", fragte sie schließlich. "Ja, das stimmt." "Was ist, wenn der, der eine Maskerade trug, sie plötzlich niederreißt und sein wahres Ich zum Vorschein kommt, es jedoch undenkbar für die Mitmenschen ist, dass er so sein könnte, dass sie die Wahrheit verleugnen und lieber an ihren eigenen Meinungen festhalten?" "Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst..." Ren war über diesen Themawechsel wirklich verwirrt. >>Was will sie damit erreichen? Was will sie mir damit sagen?<< "Was ich dir damit mitteilen möchte, ist, dass, egal was du mir sagst, egal was du darüber denkst, du die Wahrheit erkennen musst, egal wie schrecklich sie auch aussehen mag." "Von welcher Wahrheit sprichst du? Über dich? Wer du wirklich bist? Oder meinst du den Grund für den Besuch beim Psychiater?" "Vielleicht mein ich alles damit..." "Willst du mir damit sagen, dass du bisher immer eine Maske getragen hast und nun nicht mehr?" "Es kommt immer auf die Situation an. Manchmal ist es angebracht, sich hinter einer Maske zu verstecken, um sich nicht selbst zu zerstören, doch ein anderes Mal braucht man sie wiederum nicht." "Und was heißt das auf dich bezogen?" "Dass ich mich der Situation anpasse. Zur Zeit brauche ich keine Maske, doch vielleicht täte ich besser daran, sie aufzusetzen, denn andere sind mit dem, was sie sehen, nicht zufrieden." "Wieso nicht?" "Weil sie es nicht verstehen können." Ren hatte das Gefühl, in diesem Gespräch nicht unbedingt sehr weit gekommen zu sein. Was genau wollte Kyoko von ihm? Wollte sie ihn mit diesen Worten loswerden oder war das ein indirekter Schrei nach Hilfe? Er hatte keine Ahnung. >>Sie hat sich wirklich verändert. Früher hätte sie niemals um den Punkt herumgeredet, sie hätte direkt ihr Anliegen vorgebracht, egal, wie irritierend sie dabei wirken würde. Was ist nur passiert? Ich sollte vielleicht einmal mit Kanae reden, vielleicht kann sie mir weiterhelfen.<< Mit diesem Gedanken suchte Ren Kyokos Blick, doch der war immer noch auf die Sterne gerichtet. Wieder schien sie tief in Gedanken versunken zu sein, sie blickte zwar auf die Sterne, doch eigentlich blickte sie durch sie hindurch in ein entferntes Ereignis in der Vergangenheit. "Willst du, dass ich dir helfe, Kyoko-Chan?" Überrascht blickte die Angesprochene auf. Darauf hatte sie doch schon geantwortet. Aber Ren hatte ihr mit dieser erneuten Frage die Gelegenheit gegeben, seine Bitte abzuschlagen ohne unhöflich dabei zu klingen. >>Sag ihm einfach nur die Wahrheit, Kyoko.<< "Wieso? Die Frage hast du schon einmal gestellt." >>Ich bin doch vollkommen bescheuert, da habe ich schon einmal die Chance, alles klar zu stellen und dann rede ich immer noch so einen Mist zusammen.<< Langsam begann sie sich selbst zu verfluchen. Wieso hatte sie nicht die Kontrolle über sich selbst, wenn sie mit Ren sprach? Was war bei ihm anders als mit anderen Menschen? Wieso konnte sie ihm nicht das sagen, was sie sagen wollte? Wieso sprach sie immer das Gegenteil von dem aus, was sie ständig versuchte ihm zu erzählen bzw. zu erklären? Wieso war sie nicht sie selbst, wenn sie Ren sah? Was hatte das alles zu bedeuten? "Ich bin mir nicht sicher, ob das vorhin deine aufrichtige Antwort war." >>Nein, war sie nicht! Ich will eigentlich nicht, dass du in meiner Nähe bist, meinem Geheimnis immer näher kommst. Ich wünschte, ich könnte dir gegenüber genauso kalt auftreten wie gegenüber anderen. Aber irgendwie ticke ich in letzter Zeit nicht mehr richtig...<< "Es war ehrlich gemeint." Etwas verblüfft starrte Ren Kyoko an. Das hatte er jetzt nicht erwartet. Er hätte gedacht, sie würde einen Rückzieher machen oder sich nicht genau festlegen wollen. Recht zufrieden mit ihrer Antwort widmete er sich wieder dem Himmel und den Sternen. Das Gespräch verstummte. Jeder der beiden hing seinen eigenen Gedanken nach. Stille kehrte ein, kein Geräusch war zu hören. Nur das Gras raschelte ab und zu sanft, wenn der Wind hindurchfegte. Einzig das Mondlicht belichtete diese unheimlich wirkende Szene. Ruhig lagen Kyoko und Ren auf dem Gras, starrten zum Himmel empor, nur die Hand, die die jeweils andere hielt, verband sie, denn ihre Gedanken verweilten jeweils woanders. Letztendlich war es wieder einmal Ren, der dieses Schweigen brach. "Was hast du?" "Nichts", meinte Kyoko leise. "Ich muss nur nachdenken." Während sie sprach, starrte sie an einen imaginären Punkt in der Ferne, selbst ihre Worte schienen nicht richtig an Ren gerichtet zu sein. "Worüber?" "Über alles. Diese Situation, die Vergangenheit, die zur albtraumhaften Gegenwart wurde und in die Zukunft übergehen wird, ohne jegliche Verbesserungen." "Du solltest dich jemandem anvertrauen, denn wenn man mit jemanden über seine Probleme redet, kann man alles viel leichter ertragen, man kann sich etwas von seiner Situation differenzieren und dann werden einem auch neue Wege eröffnet. Sicher, manche schaffen es alleine, doch andere wiederum brauchen die Hilfe eines Zweiten, um wieder auf den richtigen Weg zu gelangen." Kyoko wandte sich Ren zu. "Du sagst, Reden hilft? Wieso dann nicht bei mir? Schon öfters habe ich es versucht, auf die eine oder andere Weise, doch nie war ich danach erleichtert oder konnte klar und deutlich eine Lösung erkennen." Traurig starrte sie auf eine alte Weide, die mitten in der Landschaft stand, kein anderer Baum war in ihrer Nähe, sie schien genauso einsam wie Kyoko sich fühlte. "Dann hast du dich den Falschen anvertraut." Ohne weiter auf seine Antwort einzugehen, fuhr Kyoko fort. "Einerseits waren es die anderen, die mich zu dem gemacht haben, die ich nun bin, doch andererseits habe ich es auch verdient. Meine Fehler sind nicht wieder gut zu machen. Niemals." >>Nein...Niemand kann mir helfen. Niemand soll mir helfen. Sie sollen nicht erfahren, wie töricht ich war und wie schuldig ich mich gemacht habe. Sie sollen nicht wissen, wie leer ich mich fühle, keiner soll mir mehr zu nahe kommen, sie sind doch alle Verräter!<< "Es hat keinen Sinn mehr. Es ist aus. Meine Probleme sollten dicht nicht interessieren, sie gehen dich nichts an, sie gehen NIEMANDEN etwas an, also hört endlich auf mich mit euren Fragen zu quälen! Ich will einfach nicht mehr, könnt oder wollt ihr das einfach nicht verstehen? Alle Bemühungen bringen nichts mehr. Es ist zu spät für Rettung, für Hoffnung. Lasst mich einfach nur allein!" Mit einem Ruck stand sie auf, löste ihre Hand von Rens und kappte damit die letzte Verbindung. Schnellen Schrittes stürmte sie ins Haus, ließ einen leicht irritierten Ren zurück. Er glaubte, einen kurzen Augenblick Tränen in ihren Augenwinkeln gesehen zu haben, doch war er sich da nicht mehr so sicher wie am Anfang. Zudem war er jetzt noch verwirrter als zuvor. Sie tat alles, um ihn davon abzubringen ihr zu helfen, doch wenn er sie direkt fragte, dann konnte sie nicht nein sagen. Seufzend richtete er sich auf. Sein Blick glitt über die Landschaft. Sie war genauso traumhaft wie zuvor, nach Kyokos rapiden Abgang war Frieden eingekehrt, alles lag wieder still vor ihm, aber dennoch schien etwas in dieser Idylle zu fehlen. Er hatte gedacht, Abstand würde dieses Gefühl, dass er während den Dreharbeiten von Dark Moon für Kyoko entwickelt hatte, abkühlen lassen, verschwinden lassen, doch nachdem er sie wiedergetroffen hatte, waren all seine guten Vorsätze zunichte gemacht worden. Er wusste, nun konnte er sie nicht mehr gehen lassen, seit langem hatte er sich nicht mehr so erfüllt und zufrieden gefühlt wie eben gerade mit Kyoko. Jetzt, wo sie nicht mehr da war, schien ihm etwas zu fehlen, er war nicht mehr vollständig, sein Herz sehnte sich nach dem andere Teil der Seele derjenigen, die diese Lücke füllen konnte. Er war sich sicher, er würde sie nicht mehr verlassen, schon alleine wegen dem Versprechen ihr zu helfen, das er ihr vor einer halben Stunde gegeben hatte. Er würde versuchen, sie zu verstehen, egal wie viele Hindernisse diesen Weg zierten. Aber er musste sich auch eingestehen, er konnte sie einfach nicht mehr verlassen, sein Weg würde immer wieder zurück zu ihr führen, es war schon fast wie ein Fluch, den er niemals loswerden würde. Die ganze Zeit über hatte er geglaubt gehabt, Kyoko vergessen zu haben, doch nun wurde ihm bewusst, dass das Gefühl nie verschwunden war, er hatte es nur verdrängt und in die hinterste Ecke seiner Seele verbannt, bevor es ihn überrannt und richtig Besitz von ihm ergriffen hätte. Und in einem einzigen unachtsamen Moment war es wiedergekommen, unaufhaltsamer als jemals zuvor. Nun würde er sich nicht mehr dagegen wehren können, es ließ sich nicht mehr einfach vertreiben, zu lange war es stillgelegt worden. Und dieses Gefühl sagte ihm gerade, dass Kyoko in großer Gefahr schwebte, nicht unbedingt vor einem Feind, viel eher stellte sie eine Bedrohung für sich selbst dar. Insgeheim schwor sich Ren auf Kyoko aufzupassen und ihr in dieser schwierigen Zeit zur Seite zu stehen. Aber eine Frage beschäftigte ihn immer noch, eigentlich schon von dem Moment an, an dem er sie das erste Mal wiedergesehen hatte. "Was ist nur mit dir geschehen, Kyoko-Chan?" Leise murmelte er diese Worte vor sich hin und starrte fast schon verzweifelt zu den Sternen hinauf, erhoffte sich von ihnen die Antwort, doch er erhielt keine. Stumm blickten sie zurück. Er wusste, dass der Weg zur Lösung aller Probleme und Fragen und damit zu Kyokos Herzen schwierig und lang werden würde, doch er war fest entschlossen Kyoko zu helfen, egal wie die Wahrheit auch aussehen mochte. Langsam erhob sich Ren und ging gemächlich wieder zurück ins Innere des Hauses. Er hatte keine Ahnung, in welchem der vielen Zimmer er übernachten sollte, deshalb beschloss er, einfach das erstbeste zu nehmen, dass er fand. Während er die Tür hinter sich verschloss, huschte eine dunkle Gestalt durch den Hintergarten, über den niedrigen Zaun hinweg und weiter über die Wiese, an der Weide vorbei, unbemerkt, bis sie im nahen Wald stehen blieb, ein Handy aus einer Tasche hervorholte und anfing zu telefonieren. >>Die Neuigkeiten werden ihr nicht gefallen.<< war der letzte Gedanke des Fremden, ehe jemand am anderen Ende der Leitung abhob. "Dieses Flittchen! Für so dreist habe ich sie wirklich nicht gehalten! Wie konnte sie es wagen? Na warte, das wird sie mir büßen! Alfred!" Die Stimme einer Person schallte durch den ganzen Raum. Hastig erhob sich daraufhin eine andere und ging eiligen Schrittes auf ihren Vorgesetzten zu. "Ja?" "Sorge dafür, dass sie das Licht dieser Welt nie mehr erblicken wird! Und jetzt verschwindet alle!" Der Mann versteifte sich etwas bei ihren Worten, doch verneigte er sich nach kurzem Zögern und zog sich wieder zurück. "Jawohl, Ma'm." Mit einem zufrieden Lächeln auf den Lippen, nahm die Angesprochene ihren Kater auf den Arm, der leise maunzte. Dann wandte sie sich einem großen Fenster zu, von dem sie eine herrliche Aussicht auf ihren ganzen Besitz hatte. "Oh ja...Morgen schon wird sie nicht mehr leben." Leise lachte sie auf, kraulte dabei ihren Kater, der sich an seine Herrin schmiegte und aufmerksam auf ihre nächsten Worte lauschte. "Bevor sie es selbst schafft sich das Leben zu nehmen. Sie hat kein Recht dazu! Nur ich darf sie umbringen! Und heute Nacht wird es endlich so weit sein!" Kyoko ging schnell in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Langsam ließ sie sich an ihr herabgleiten bis sie auf dem Boden saß. Sie wünschte sich, sie hätte Ren niemals den Vorschlag gemacht, diese Nacht bei ihr zu verbringen. Zu viel hatte sie ihm verraten, zu viel offenbart. Sie wusste selbst nicht, warum. Es war einfach über sie gekommen und jetzt bereute sie es. Nach ihren Abschlussworten würde er sie bestimmt nicht in Ruhe lassen. Das war vollkommen unmöglich. Sie hatte ihn damit nur neugieriger gemacht. Fest schlug sie mit der Faust auf den Boden, immer und immer wieder, fühlte zwar den Schmerz, ignorierte ihn jedoch. Sie wollte das alles nicht! Und wie hatte sie zum zweiten Mal seiner Hilfe zustimmen können? Sie hätte einfach nur sagen müssen, dass sie auf seine Hilfe nicht angewiesen war, dann wäre Ren bestimmt gegangen und hätte sie vergessen können und alles, was sie jemals zu ihm gesagt hatte. Die besondere Beziehung zwischen ihnen, die sie während den Dreharbeiten entwickelt hatten, war Geschichte. Sie war nun ein anderer Mensch, sie wollte nichts mehr mit ihren "Freunden" zu tun haben. Und sie wollte auch nicht mehr zu diesen blöden Therapiestunden gehen, so etwas brauchte sie nicht. Die ganzen Hoffnungen, die sich im Verlauf des Abends aufgebaut hatten, waren reine Illusion gewesen, niemand konnte sie aus ihrer Verzweiflung retten, niemand! Niemand sollte ihr jemals wieder zu nahe treten, der Schmerz des Verrats ging tiefer als der der Einsamkeit. In diesem Moment hatte sie ihre Entscheidung getroffen. Es gab keinen Weg zurück, die Vergangenheit konnte man nicht ändern, doch sie konnte über ihre Zukunft entscheiden. Entschlossen ging sie zu ihrem Schreibtisch und fing an, einen Brief zu schreiben. Ren wusste währenddessen nicht mehr, wo er noch nach einem Zimmer für sich suchen sollte. Er hatte nun schon unzählige Türen geöffnet, doch die meisten Räume waren leer oder in ihnen stand uraltes Gerümpel, das wohl niemand mehr brauchte. Er seufzte und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Es kam ihm alles vor wie in einem Traum, ein Albtraum, aus dem er zu Erwachen nicht im Stande war. Wenn er diesen Ort einfach nur verlassen konnte, würde er sich schon wohler fühlen, doch durch sein Versprechen fühlte er sich an das alte Haus und vor allem an Kyoko gebunden. Er würde nicht einfach aufgeben! Früher hatte er auch alle Hürden überwunden, die sich in seinen Weg gestellt hatten, nun galt es, dieselbe Entschlossenheit wieder hervorzukramen, die ihn früher vorwärts getrieben hatte. Für Kyoko. Aber auch für sich selbst. Er machte sich schreckliche Vorwürfe. Hätte er schon früher wieder mit ihr Kontakt aufgenommen, wäre es vielleicht niemals so weit gekommen. Aber er hatte sich ja unbedingt in seine Arbeit stürzen müssen, um die mittlerweile siebzehnjährige Kyoko aus seinem Kopf zu verbannen. Das war ein schwerwiegender Fehler gewesen, den er nicht noch einmal begehen durfte. Er seufzte noch ein letztes Mal, dann öffnete er die nächste Tür. Interessiert schaute er sich in dem kleinen Zimmer um. Wie es schien, war dieses belegt und da Kyoko der einzige Bewohner dieses Hauses war, musste es wohl ihres sein. Er trat noch einen Schritt ins Innere des Raumes, dann blieb er stehen. Von Kyoko keine Spur. Vielleicht war sie gerade im Bad. An einen anderen Gedanken wollte Ren jetzt nicht denken. Was sie anderes tun könnte. Leicht schüttelte er den Kopf und ging zu Kyokos Schreibtisch hinüber. Ein beschriebenes Blatt Papier lag auf diesem und ein Stift lag daneben. Neugierig beugte er sich darüber, sein Atem stockte, als seine Augen über das Stück Papier huschten, immer schneller, bis er schließlich mit großen Augen einen Schritt nach hinten tat, sich umdrehte und zur Tür herausrannte. Seine Gedanken kreisten um den Aufenthaltsort von Kyoko. Wo war sie? Hatte sie wirklich vor...? Panik stieg in ihm auf. Er hatte sie doch erst wiedergefunden! Sie konnte doch nicht einfach...Doch konnte sie. Und wahrscheinlich war er auch noch Schuld an ihrem Entschluss. Er hatte sie zu sehr in die Enge getrieben mit seinen Fragen, er hätte es einfach früher bemerken müssen! Verzweifelt riss er jede Tür auf, an der er vorbeikam. Schließlich blieb er schnaufend stehen. Wieso war dieses Haus auch so verdammt groß? Er zwang sich weiter zu rennen und jeden Raum einzeln zu durchsuchen. Hatte er ein Zimmer übersehen? Nein, das konnte nicht sein. Er war sich ziemlich sicher, hinter jeder Tür nachgeguckt zu haben. Aber wo war sie dann?? "Kyoooookooooooooooooooo! Wo bist du???" Plötzlich hörte er Geräusche. Wasser. Wie ein Besessener rannte er los. Da vorne. Eine Ecke. Dampf stieg unter einer der Türen hinauf. Erleichtert, sie endlich gefunden zu haben, klopfte er zaghaft an die Tür. Keine Reaktion. "Kyoko! Hörst du mich? Bist du da drin? Kyoko!!" Als er die Tür mit Gewalt öffnete, offenbarte sich vor ihm ein schreckliches Blutbad. Entsetzt starrte er die Gestalt in der Badewanne an. Nein! Das konnte nicht sein! Das durfte nicht sein! Er war nur noch im Stande ein Keuchen von sich zu geben, diese Szene schockte ihn zu sehr. Auf wackeligen Beinen, die jede Sekunde drohten einfach unter ihm nachzugeben, ging er langsam und mühevoll in das Badezimmer und blieb dann vor der Wanne stehen. "Kyoko...??", fragte er leise. Allerlei Gedanken rasten in seinem Kopf, ließen ihn nicht mehr klar denken. Der Brief. Die Worte schienen sich in sein Gehirn gebrannt zu haben. An all jene, die meinen Tod nicht verstehen können und unbedingt eine Ursache für diesen finden wollen. Es ist ein ganz einfacher Grund: Ihr seid daran Schuld. Sicherlich trage ich durch meine Naivität und meinen Leichtsinn auch einen Teil dazu bei, doch IHR ward es, die mich zu derjenigen gemacht haben, die ich war. Und dies ist die Folge eures Verhaltens: Mein Tod. Jahrelang lebte ich in einem Traum gefangen, lebte in den Tag hinein, gab mein Bestes ohne Rücksicht auf mich, immer nur die anderen im Vordergrund stehend. Für mich war dies die perfekte Welt, ich konnte mir ein anderes Leben nicht vorstellen, wollte ich auch gar nicht. Ich war glücklich und auch die anderen waren stets mit meinen Leistungen zufrieden. Doch übersah ich eine winzige Kleinigkeit: Meine ganze Welt war aufgebaut auf der Existenz eines verdammten Mannes, mein Alltag war ohne Liebe aufgebaut, auf vielen verschiedenen Jobs, die ich einzig und allein wegen eines Mannes verrichtet hatte. Da war kein Platz für Privatleben, für Freizeit. Ich lebte einzig und allein für diesen Menschen, den ich wie meinen Schatz beschützen wollte, opferte für ihn alles, hielt meine eigenen Bedürfnisse zurück, verdrängte sie, denn sie waren wohl das genaue Gegenteil der Wünsche, die ich zu erfüllen versuchte. Wie naiv ich doch damals war, ich hatte mir mein eigenes Märchen erfunden, hoffte stets auf ein Happy End, doch das ganze Experiment war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. So geschah es dann auch, dass der Tag kommen musste, an dem ich aus all meinen Halluzinationen erwachte. Ich war viel zu leichtgläubig gewesen, ich hätte so viel erreichen können, doch ich hatte keinen Gedanken an meine Zukunft verschwendet, es hatte nur eine Sache gegeben, an der ich mit ganzem Herzen hing: Das Wohl von Shotaru Fuwa. Aber durch diese ganzen Ereignisse glaubte ich stärker geworden zu sein. Wie sehr hatte ich mich mal wieder selbst getäuscht. Es war nur eine weitere meiner vielen Illusionen. Ich dachte ich würde einfach nur ein neues Leben beginnen müssen, mich an dem rächen, der mir so übel zugespielt hatte und ihn die gleichen Leiden durchmachen lassen, die ich empfunden hatte. Und dies war wie immer der falsche Weg gewesen. All meine Pläne waren Hirngespinste, außer der Wunsch, Schauspielerin zu werden. Darin fand ich teilweise mein Glück. Ich dachte, diesmal hätte ich es geschafft, mein Ziel erreicht, jemanden gefunden, der mich wirklich akzeptiert und mag, nicht nur wegen dem, was ich leiste. Ich hatte wieder Vertrauen. Vertrauen zu den Menschen und in mein doch so schief geratenes Leben. Aber wie lange hätte das schon halten können?? Am Ende sollte es sich herausstellen, dass dies noch ein Trugbild war, alles eine riesengroße Lüge, ich war alleine, meine "Freunde" hatten mich im Stich gelassen, als ich sie gebraucht hatte, einen schlimmeren Verrat konnte ich mir nicht vorstellen. Wieso hatte sich keiner gefragt, wo ich diese langen 2 Monate war? Ich hatte Hilfe benötigt und dann, als alles vorbei war, kamt ihr und botet sie mir an, doch da wollte ich sie gar nicht mehr, brauchte ich sie nicht mehr. Mein Entschluss stand fest: Für mich ergab es keinen Sinn mehr, länger am Leben zu bleiben, nur um zusehen zu können, wie die Jahre an mir vorbeistrichen, andere ihr Glück fanden, während mir meins wohl auf ewig versagt geblieben wäre. So zog ich den Tod dem Leben vor, mit dem Wissen, dass ihr nichts verstanden hattet und selbst nach diesem Brief ratlos sein werdet, denn ihr könntet die Sicht der Dinge niemals aus meinem Blickwinkel verstehen, meine Taten und Handlungen niemals nachvollziehen können, selbst wenn ich sie euch in allen Einzelheiten erzählen würde. Aber macht euch nichts daraus. Was macht schon ein Mensch mehr oder weniger? Beschäftigt euch lieber mit den Problemen lebender Menschen, mein Leben war von Anfang an verwirkt, für mich gab es keine Rettung. Ein Toter wird nicht wieder lebendig, indem ihr in seinem Leben herumschnüffelt und eifrig nach einem Grund sucht. Und eins lass noch gesagt sein: Für mich kam definitiv jede Hilfe zu spät. Kyoko Mogami ________________________ sooo ^^ das wars ma wieder...ich hoff, das chap gefällt euch ^^ na werd ich ja am ende an euren kommis erkennen können *löl* also bis zum nächsten ma ^^ gruß black_wolf Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)