Vulnerable von Stoechbiene (ZorroXRobin) ================================================================================ Kapitel 25: Mon ami ------------------- 25. Robin Mon ami Es ist ein merkwürdiges Gefühl wieder in Alabasta zu sein, dem einst so hart umkämpften Wüstenstaat. Es wundert mich schon ein bißchen, daß Vivi und Corsa mich bei ihrer Hochzeit dabei haben wollen, war ich doch einst eine ihrer ärgsten Feinde. Natürlich weiß ich, daß ich das meinen Jungs zu verdanken habe, aber trotzdem wundere ich mich noch immer ein wenig darüber. Dennoch möchte ich die Feier genießen und einfach einen schönen Abend im Kreis vieler Leute verbringen. Vielleicht lerne ich jemand neues kennen, mit dem ich ein wenig fachsimpeln kann. Aber wenn ich es mir recht überlege würde es mir schon genügen, wenn Zorro mal wieder mit mir tanzen würde. Das letzte mal war bei Sanji's Geburtstag, den wir in einer alten Diskothek auf einer dieser zahllosen Inseln der Grand Line gefeiert haben. Wenigstens etwas Gutes hatte Zorro's Beziehung zu Nami, schließlich hat sie ihm das Tanzen beigebracht. Ich war oft ziemlich eifersüchtig gewesen, wenn die beiden engumschlungen tanzten oder wie wild dem Rhythmus der Musik folgten. Aber dazu besteht jetzt kein Grund mehr, denke ich. Trotzdem bete ich inständig, daß Nami nicht ebenfalls eingeladen ist, denn falls sie wieder ihren Ex-Freund anbaggern sollte, könnte es mit meiner Gelassenheit schnell vorbei sein. Aber egal was passieren wird, ich benötige erst einmal eine neue Abendgarderobe, schließlich ist mein Kleiderschrank alles andere als vorbereitet auf eine königliche Hochzeit, von Nebenbuhlerinnen ganz zu schweigen. Wenn ich ehrlich bin enthält er nicht einmal etwas, um die heutige Begrüßungsparty zu überleben. Ein eindeutiges Indiz dafür, daß ich meine Zeit zu oft mit Lesen verbringe, anstatt mir ab und zu mal eine Kleinigkeit zu gönnen. Jedoch nicht heute! Mein Weg führt mich geradewegs in einen kleinen Friseursalon, der etwas abseits vom großen Gedränge der Hauptverkehrsstraße liegt, um mir einen längst fälligen Haarschnitt zu verschaffen. Interessiert sehe ich der Friseuse zu, wie sie mit einer silbernen Schere durch meine nassen Haare fährt, hier und da etwas abschneidet und zurechtkämmt. Aber was ziehe ich an? Ich hasse diese Frage! Gibt es nichts wichtigeres als das Aussehen, die Fetzen, in die man sich hüllt? Eigentlich schon, aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich heute Abend nicht gerade in den letzten Lumpen aufkreuzen und sofort als Piratenbraut erkannt werden. Na schön, dem wird auf jeden Fall so sein, denn die wenigsten Gäste werden uns nicht kennen, werden wir doch einfach schon zu lange gesucht und ich alter Besen sowieso. "Alles in Ordnung bei ihnen?" Ein wenig erschrocken starre ich in den Spiegel, um das Gesicht der Friseuse sehen zu können, die hinter mir steht und meine Haare föhnt. "Ja...alles in Ordnung, ich war nur in Gedanken." "Ach so. Sie haben eben nur etwas deprimiert ausgesehen, deshalb frage ich." "Na ja, es ist nur weil ich heute Abend zu einer Feier eingeladen bin und noch nichts zum Anziehen habe." Ich lächle nur verlegen, frage mich aber gleichzeitig, wieso ich dem jungen Mädchen das erzähle. "Etwa auf dem Schloß?" "Ja...." "Oh, wie ich sie beneide! Aber wenn das so ist, sollten sie ins Petit Pink gehen. Der Besitzer der Boutique ist zwar ein wenig...sagen wir exzentrisch, aber er versteht sein Fach. Sie finden den Laden am Ende dieser Straße, sie können ihn gar nicht verfehlen." "Danke für den Hinweis. Ich kenne mich hier nämlich nicht sonderlich gut aus...." Besonders seit dem Neuaufbau der Stadt. "Möchten sie, daß ich ihnen die Haare hochstecke? Das würde ihnen bestimmt stehen." "Danke, aber ich will sie offen tragen. Für die Hochzeit am Samstag würde mir eine Hochsteckfrisur schon gefallen, aber sie werden wohl keinen Termin mehr freihaben." "Bestimmt sogar. In unseren kleinen Laden verirrt sich doch keiner der oberen Zehntausend. Sie sind eine Ausnahme." "Könnte daran liegen, daß ich keine Adlige oder so bin. Ist ja aber auch egal. Ich komme Samstag in der Früh jedenfalls noch einmal vorbei." Ich erhebe mich von dem bequemen Stuhl, bezahle kurz und begebe mich auf die Suche nach dem Laden mit dem eigenwilligen Besitzer. Als ich vor dem Geschäft stehe wundert es mich nicht im geringsten, daß es diesen Namen trägt, obwohl ,Petit' ein wenig untertrieben ist. Dennoch gehe ich hinein, denn trotz der schrecklichen Farbe des Geschäfts, sehen die Klamotten recht normal aus. "Kann ich ihnen.... Oh mein Gott, bist du das, Miss Bloody Sunday?!" Erschrocken drehe ich mich um, schließlich habe ich nicht damit gerechnet, daß mich jemand bei meinem alten Decknamen rufen würde. Aber als ich zwischen den Kleiderständern und dem ganzen Schnickschnack die passende Person dazu stehen sehe, wundert mich gar nichts mehr. "Hallo, Bon Curry." "Ich hab's gewußt! Miss -" "Tu mir den Gefallen und nenn mich Robin, bevor mir irgendwer an die Gurgel springt." "D'accord! Aber sag mal, was treibt dich Zuckermäuschen in meine bescheidene Hütte?" "Man sagte mir, daß hier ein exzentrischer Herr mir helfen könnte, mein Kleiderproblem für die Feier heute Abend auf dem Schloß zu lösen. Wenn du auch ein paar Tips für die passende Gardarobe am Samstag hast, nur her damit." Sein ungläubiger Gesichtsausdruck ist mir nicht entgangen, aber schnell hat er sich wieder gefaßt und grinst mich an. "Wollen wir mal sehen, was wir hübsches für dich haben. Husch, husch, ab in die Kabine, ich bring dir was. Fangen wir mit dem Partykleid an." Ich folge seiner Aufforderung und beginne mich langsam auszuziehen, bei dieser Hitze fast schon eine Wohltat. "Sag mal, ist dieser gutaussehende Koch noch Single?" "Curry, ist dir vielleicht schon mal aufgefallen, daß ich hier in Unterwäsche stehe?" "Na und? Ich bin schwul! Außerdem bist du mir ne Nummer zu gefährlich. Hier, versuch das Kleid, es wird dir gefallen." Zum Glück verläßt er die Kabine wieder, sonst hätte ich ihn rausgeworfen und zwar hochkant! "Los, zeig dich!" "Aber mein BH guckt oben raus!" "Und wenn schon, es ist niemand im Verkaufsraum und von außen kann dich keiner sehen." Na schön. Ich ziehe den Vorhang zurück und stelle mich der Jury. "Furchtbar!" "So...so schlimm?" Ich bin am Boden! "Nichts, was sich nicht beheben läßt. Es sei denn, du willst allein nach der Party ins Bettchen." "Ähm...also..." "Oh Herzchen! Wer ist denn der glückliche? Doch hoffentlich nicht Sanji, den hab ich mir reserviert. Sein Steckbrief hängt sogar über meinem Sofa." "N-nein, du...du kennst ihn nicht...." "Das ist gelogen!" "Nein!" "Doch! Du bist rot wie eine Tomate; feuerrot!" Hilfe!! Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob auf meiner Stirn dick und fett ,I love Zorro' steht und jeder kann es lesen, nur er nicht. "Aber so wird das nichts. Zuerst ziehst du diesen furchtbaren Lustkiller von BH aus, der ist ja schon seit Jahrhunderten aus der Mode! Das Kleid ist auch nicht das richtige, wenn du Eindruck schinden willst. Laß mich überlegen.... Falls du doch hinter Sanji her sein solltest, was ich dir aber nicht rate, dann ist es egal, ob wir aus dir ein Partyluder oder eine Discoqueen zaubern, Hauptsache der Rock ist kurz, sehr kurz." "Sanji ist für dich reserviert, zumindest von meiner Seite aus. Du kannst gern dein Glück versuchen, aber rasier dir vorher die Beine, sonst fällt er tot um, wenn er dich sieht." "Keine Sorge, ich weiß im Gegensatz zu dir, wie man sich in Schale wirft." "Sagen wir mal, du weißt was du anziehen mußt, damit dich keiner übersieht." "Von mir aus auch das. Aber zurück zu dir, Herzchen. Da ich nicht annehme, daß du diesen knuffigen kleinen Plüschelch angraben willst, wird es wohl einer der anderen vier Herren sein. Ich hoffe für dich, daß er einen süßen Hintern hat." "Spielt das eine Rolle?" Der Kerl, oder was auch immer er darstellt, irritiert mich. "Na falls du mal mit ihm hier auftauchen solltest, will ich auch was davon haben. Na ja, weiter im Text. Ich hab noch eine Idee, also zurück mit dir hinter den Vorhang. Allez!" Theatralisch fuchtelt er mit den Armen, ehe er mich allein läßt. Das Kleid steht mir wirklich nicht, es ist so...bunt? Unförmig? "Hier, anziehen. Ich hab auch schon die passenden Schuhe!" Im Gegensatz zu mir scheint ihm der ganze Zirkus Spaß zu machen. Versteh einer die Männer. Wieder entkleide ich mich, diesmal bis auf den Slip, will ich doch endlich hier fertig werden, um mich noch etwas für die Party auszuruhen. Ich schlüpfe lustlos in das Kleid, erlebe den zarten Stoff auf der Haut, der mich leicht kitzelt. Wenigstens fühle ich mich nicht wie eine abgepackte Leberwurst. Erneut trete ich vor den Meister der Modewelt, um mir sein Urteil abzuholen. Wiederholt mustert er mich, diesmal aber scheint ihm zu gefallen was er sieht. "Mal unter uns Gebetsschwestern. Wenn er dich in diesem Fummel nicht will, dann ist er entweder stockschwul oder aber impotent." Schwul oder impotent, schwul oder impotent.... Kann ich auch noch an was anderes denken? Etwas geistreicheres? Schwul oder impotent, schwul oder impotent.... Ich werde verrückt!! Wütend werfe ich die rosa Einkaufstüten neben das breite Doppelbett, ehe ich mich völlig entnervt auf die Matratze fallen lasse. Ich habe gar keine Lust mehr auf diese Party zu gehen. Ich kenne dort eh kein Schwein, außer den üblichen Verdächtigen. Kann ich mich nicht einfach in Luft auflösen? "Ah Robin, da bist du ja! Sanji hat vorgeschlagen, daß wir uns in einer Stunde im Flur treffen, um gemeinsam auf die Party zu gehen. Da wir eine Piratenbande sind, sollten wir Geschlossenheit demonstrieren, zumindest war das seine Idee." erzählt Chopper, aber ich höre ihm nur mit halbem Ohr zu. "Von mir aus...." "Von mir aus? Klingt ja nicht gerade begeistert. Außerdem, willst du nicht langsam ins Bad gehen und dich in Schale werfen?" "Keine Lust," murmle ich und ziehe die Beine enger an meinen Körper. "Nein? Aber wofür hast du dir dann das neue Kleid gekauft?" "Welches Kleid?" Drei Arme sprießen aus der Matratze, greifen nach der Decke auf der anderen Seite des Bettes, so daß ich mich darunter verstecken kann. Ich will nicht, daß mich jemand so sieht, versunken im Selbstmitleid. "Verstehe, dann befinden sich in den Taschen also alte Steine, die du auf der Straße aufgelesen hast. Aber im Prinzip ist es eh egal, denn was du dir auch gekauft haben magst, es wird bei weitem nicht so trendy, teuer, sexy oder aufreizend sein wie das Kleid, das die Frau tragen wird, die schon die ganze Zeit ein Auge auf unseren Vize geworfen hat. Wie war doch gleich ihr Name...Patricia? Wie konnte ich das nur vergessen, wir sollen sie ja Trish nennen. Nein, auch wieder falsch, Zorro darf sie so nennen. Oh Trish!" "Halt den Rand!!" Wütend über Chopper's Affentheater schlage ich die Decke zurück und starre ihn finster an. "Weißt du, mit diesem Gesicht gewinnst du keinen Blumenstrauß." "Willst du mich fertig machen?!" "Robin...." Ein wenig besorgt sehen mich seine beiden Knopfaugen an, während er sich zu mir auf die Bettkante setzt. "Es mag stimmen, daß diese aufdringliche Person von königlicher Cousine sich wie keine zweite auftakeln wird, aber fest steht, daß all ihr Geld nicht über ihren schrecklichen Charakter hinwegtäuschen kann. Und wegen Zorro.... Ich habe nicht den Eindruck, daß er auch nur einen Funken Interesse an ihr hat, sie ist einfach nicht sein Typ. Du dagegen...ach was rede ich um den heißen Brei, schließlich wißt ihr beide am besten, wie ihr zueinander steht oder auch nicht steht. Ganz ehrlich, den Überblick über euer nichtvorhandenes Verhältnis habe ich schon lange verloren und wahrscheinlich ist Sanji der einzige, der noch halbwegs durchblickt, aber der hat ja auch sonst nichts besseres zu tun. Du liebst Zorro doch und egal wie viele Probleme ihr hattet, was auch immer schon vorgefallen ist, wirf es nicht weg. Zorro ist schrecklich einsam, ein Eremit in unserer Crew, den nur du wirklich erreichst. Du hast also die Wahl hier im Zimmer deinem Selbstmitleid nachzugehen oder du schwingst deinen Hintern aus dem Bett, schlüpfst in dein neues Kleid und vielleicht bringt euch der heutige Abend ja ein klein wenig weiter zusammen. Ich würde es mir jedenfalls für euch beide wünschen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)