Vatersorgen
1. Zorro Vatersorgen
Ich bin kein guter Vater, das weiß ich, aber ich bemühe mich jeden Tag aufs neue. Es geht schon lange nicht mehr um so alltägliche Dinge wie Windelnwechseln oder Füttern, denn dafür ist der Kleine schon zu groß. Ganze vier Jahre ist der Bengel alt, ganze vier Jahre seit...
"Papa!" Ich halte in meiner Bewegung inne, lasse die Schwerter sinken und nehme mein Wado-Ichi-Monji aus dem Mund. "Papa! Darf ich noch aufbleiben, ja?" Zwei dunkelbraune leuchtende Augen sehen mich erwartungsvoll an, aber auch so unschuldig, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Es sind ihre Augen die mich anschauen und doch sind sie ganz anders.
"Du gehst ins Bett, du Wasserfloh." "Nein!" "Das wollen wir mal sehen." lache ich meinem Sohn ins Gesicht. Ich schiebe meine drei Klingen in ihre Hüllen und jage dem kleinen Wirbelwind hinterher. In wenigen Schritten hole ich ihn ein und hebe ihn hoch. "Tja, da ich gewonnen habe, mußt du jetzt wohl oder übel in die Koje." "Das ist unfair!" "Ich weiß!" entgegne ich ihm mit einem Grinsen. In der Vergangenheit habe ich gelernt zu lächeln, auch wenn mir nicht dazu zu mute ist; ihm zuliebe.
Auf dem Weg unters Deck kommt uns Robin entgegen, die offensichtlich schon auf der Suche nach dem kleinen Racker war. "Siehst du, ich hab doch gesagt, daß du ins Bett mußt. Also komm, ich lese dir auch noch eine Geschichte vor." "Ja, gut." Seine kleinen dünnen Ärmchen umarmen meinen Hals, während er mir ein: "Gute Nacht, Papa," ins Ohr flüstert.
Ich drücke ihm einen sanften Kuß auf seine sorgenfreie Kinderstirn, ehe ich ihn Robin's Armen anvertraue. Sie kümmert sich oft um den Kleinen, gibt mir dadurch die Möglichkeit mein Training fortzusetzen. Aber auch alle anderen bemühen sich um meinen Sohn, ganz so, als wäre er ihr eigener.
Ich bin dankbar darum, denn allein wäre ich wohl oft nicht zurecht gekommen. Ein Kind auf See großzuziehen ist nicht gerade leicht, besonders ohne Mutter. Was sie wohl treibt?
Bestimmt jagt sie einer fixen Idee nach der anderen hinterher, wie die letzten Jahre auch schon. Ein High Society Girl ist sie, zumindest sagt die Zeitung das, wenn denn mal ein Artikel über sie verfaßt wird. Die wenigen Zeilen, die dort über sie geschrieben werden bewahre ich alle auf, um meinem Sohn wenigstens etwas von ihr zu hinterlassen, falls er alt genug ist, um Fragen über sie zu stellen. Ich möchte ihn nie anlügen müssen, aber ich bin mir nicht sicher ob ich den Mut dazu besitze ihm zu sagen, daß seine Mutter ihn verlassen hat, weil ich ihr nicht mehr genügt habe.