Todesengel von Frettchen19 ("Aus deinem Zorn erschufst du Gabriel, den schrecklichen Gabriel") ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Daniel hatte sich sofort auf den Weg zu der beschriebenen Stelle und den Mädchen gemacht. Und für die Schwingen eines Engels, vor allem für die der Sendboten Gottes, welche die Urieliten waren, war dieser Weg nicht lang. Schnell hatte er die Schwestern entdeckt, bremste in der Luft ab und sank langsam, senkrecht zu Boden bis er - wenige Schritte vor ihnen - wieder auf seinen Füßen stand. Marie machte große Augen. Langsam wurde dieser Gesichtsausdruck zur Gewohnheit. Daniel hatte schon wieder ein breites Lächeln auf den Lippen, welches aber schnell ein wenig betrübter wurde. Er ging zu den Mädchen und in die Hocke, obwohl er selbst nicht furchtbar viel größer war. Was die Größe an Imposanz missen lies, das machten die riesigen Schwingen, wallenden Gewänder und die einfache Tatsache, dass er ein Engel war wieder wett. In der Hocke jedenfalls, so glaubte er, wirkte er nicht mehr so einschüchternd. Sanft strich er mit dem Zeigefinger über Maries Wange. "Nicht weinen!" Gut, das wäre wohl ein wenig zu einfach gewesen. Der Verlust der Eltern und ein so traumatisches Erlebnis, wie die heutige Schlacht waren wohl mit zwei Worten nicht auszulöschen. Noch immer sprach tiefe Trauer aus den rotgeweinten Kinderaugen. Aber Daniel, wäre nicht der freundliche Urielit, als welchen ihn seine Schar kannte, wen er jetzt schon aufgegeben hätte. Er legte die Stirn in leichte Falten, den Kopf etwas schief und starrte angestrengt auf eine Stelle in Maries Haaren. Diese wich ängstlich etwas zurück, als er nach ihrem Haar - oder vielleicht ihrem Ohr? - zu greifen schien. Mit einer flinken Bewegung zog er eine große weiße Feder von .... wo auch immer hervor und hielt sie Marie mit fragendem Blick vor die Nase. "Wo kommt die denn her?" Er hob die Schultern und lächelte scheinbar ratlos. "Tja, die scheint dir wohl der Wind geschenkt zu haben. Dann solltest du sie behalten und gut aufheben." Wieder wurden Maries Augen groß, aber diesmal vor Freude. Sie hatte immer mit den Eltern nach Roma Aeterna reisen und dort die Engelsweihe der jungen Engel mitfeiern wollen. Wenn all die vielen Engel sich dann gemeinsam ganz zum Schluss in den Himmel erhoben, dann hatte man die Chance eine herabfallende Feder zu fangen. Wer eine besaß, der hatte fortan Glück, so hieß es. Sie nahm die Feder ganz vorsichtig, fast als hätte sie Angst, sie könnte zerbrechen. Schließlich lächelte sie Daniel glücklich an. Das war alles, was er gewollt hatte. Als Daniel sich aber Helena zuwandte und auch nach ihr lächelnd die Hand ausstreckte, presste diese sich nur an den Baumstamm, zog sogar noch den Bauch ein und drehte das Gesicht weg. Marie hob nur die Schultern und schüttelte den Kopf. Die Antwort des Urieliten war, wie so oft, ein verständnisvolles Lächeln. Die jüngere der beiden Schwestern hatte den Schock wohl nicht verkraftet und es würde vielleicht noch viel Zeit brauchen, bis sie wieder ein normales kleines Mädchen sein konnte... wenn sie das überhaupt irgendwann wieder konnte. Daniel verscheuchte den Gedanken. Schwungvoll stand er auf und streckte Marie die Hand entgegen. "Gehen wir zu den anderen?" Marie nickte und nahm seine Hand. Ihre Schwester packte sie einfach am Ärmelchen und zog sie mit. Als Daniel mit den Mädchen bei der Schar vor der Dorf-Kapelle ankam, war bereits ein Feuer entfacht worden, um dass die 4 anderen Engel saßen. Um ein zweites, größeres Feuer hatten sich einige Dorfbewohner versammelt. Andere richteten sich ihr Lager in der Kapelle ein, die im Gegensatz zu den meisten Wohnhütten noch stand und die Schlacht relativ unbeschadet überstanden hatte. Marie blieb unvermittelt stehen, als Daniel weiter in Richtung der Schar schlenderte Helena aber in die andere Richtung zog. Daniel drehte sich mit fragendem Blick um und lächelte gleich wieder. Er ging um Marie herum, ließ diese dabei los und ergriff anstatt dessen Helenas Hand. Diese zuckte zusammen, aber Daniel ließ sich nicht beirren. "Du musst keine Angst haben. Ihr dürft mit zu uns ans Feuer kommen." Dann zog er Helena einfach mit sich und ihre ältere Schwester Marie folgte ohnehin gerne. Wann hatte man schon einmal die Gelegenheit einem... nein, gleich fünf Engeln so nahe zu sein? Die Mädchen und Daniel setzten sich auf Baumstämme zu den anderen und Marie fing schon bald wieder an mit riesigen Augen in die Runde zu starren. Jetzt, wo es so ruhig war und alle nur da saßen, konnte sie sich alle fünf göttlichen Geschöpfe richtig anschauen und war sofort wieder gebannt. Zuerst - links neben ihr - der grün gekleidete Engel, mit dem sie soeben hierher gelaufen waren. Er hatte streng zum Zopf gebundene braune Haare und einen riesigen Bogen, den er nun vom Rücken genommen und neben sich gelegt hatte. "Soll ich dir alle einmal vorstellen?" Die freundliche aber ausdrucksstarke und feste Stimme ließ Marie sich sofort umschauen. Ashtariel hatte sie angesprochen, Marie nickte. Ashtariel deutete auf den grün gekleideten Engel, den Marie eben neugierig angeschaut hatte. "Das ist Daniel, der Urielit unserer Schar. Er ist der schnellste und ausdauerndste Flieger unter uns, unser Fährtensucher und Fernkämpfer. Daneben, das ist Hesekiel, unser Ramielit. Er kann lesen und schreiben, spricht am besten "Common" und weiß unglaublich viel, vor allem über die Geschichte." Marie begutachtete den kleinen, zierlichen, hellblau gewandeten Engel, mit den langen, blonden Haaren, die ihm offen und ein bisschen zerzaust bis über die Schultern fielen. An seinem Gürtel war eine kleine Fibel festgebunden und als sie genau hinsah, konnte sie an seinen Fingern Tintenkleckse entdecken. Er blickte auf und ließ ein schüchternes Lächeln aufblitzen, bevor er den Blick wieder gedankenverloren ins Feuer richtete. "Daneben sitzt Manuel. Er stammt vom Orden der Gabrieliten und ist, wie alle Engel dieses Ordens ein hervorragender Kämpfer." Der schwarz gewandete Engel mit dem merkwürdigen, marmornen Schimmer auf seiner Haut, war der kräftigste und größte von allen. Sein riesiges Schwert hatte er auf dem Schoß liegen, neben ihm lag noch eine Art Speer und er trug einen Dolch. Im Moment sah er nicht einmal furchterregend aus. Er saß mit geschlossenen Augen vorn über gebeugt, die Unterarme ruhten auf den Oberschenkeln und die Hände waren wie zum Gebet aneinander gelegt. "Ich", sagte Ashtariel und Maries Blick wanderte zu ihr "bin die Michaelitin und führe diese Schar an. Meinen Namen kennst du ja sicher noch.", fügte sie lächelnd hinzu und gab Marie Zeit auch sie einmal mit unschuldiger Neugier zu mustern. Wieder hatte Marie das Gefühl, dieser Engel mit dem recht kurzen blonden Haar strahle irgendwie von innen heraus. Ihre goldenen Gewänder konnten sich nicht mit dem Schein ihrer klaren Augen messen, dessen Blick genauso fest war, wie ihre Stimme. Als einzige außer Manuel trug sie ein Schwert bei sich. Ein anderes, als der Gabrielit, aber auch groß und einschüchternd und Marie wusste instinktiv, dass Ashtariel die Kraft besaß es sicher und machtvoll zu führen. "Und neben deiner Schwester, das ist Anael. Sie ist eine Raphaelitin und somit die Heilerin und Ärztin unter uns." Auch der Engel in den weißen Kleidern mit den zum Knoten gebunden Haaren und dem Dolch und den vielen kleinen Täschchen am Gürtel verharrte reglos in dieser merkwürdigen Haltung, sowie Manuel. Marie sah eine ganze Weile hin und konnte nicht einmal sicher sagen, ob der Engel atmete. Nunja...mussten Engel atmen? Sie schielte verstohlen zu Daniel. Der tat es jedenfalls. Wieder blickte sie zu Manuel und dann zu Anael. Die beiden regten sich wirklich nicht und schienen fest zu schlafen, aber irgendwie ging von ihnen nicht diese träge Ruhe aus, die von einem Schlafenden ausgehen sollte. Marie hatte das Gefühl, als könnten die beiden jeden Moment aufspringen. Taten sie vielleicht nur, als ob sie schlafen würden? Neugierig streckte sie den Kopf vor und dann den Arm über ihre Schwester hinweg nach Anael aus, um mit der Hand vor ihrem Gesicht herum zu wedeln. "Bitte tu das nicht." Erschrocken zog sie die Hand zurück und den Kopf ein. "Ich wollte sie nicht wecken! Entschuldigung bitte!" Ashtariel, die sie mit leicht tadelndem Ton angesprochen hatte, musste angesichts dieses naseweißen und doch so lieben Mädchens kichern. "Schon gut. Und, sie schlafen übrigens nicht. Sie meditieren. Das ist unsere Art uns auszuruhen, und die beiden haben heute sehr viel geleistet und Ruhe dringend nötig! Aber, wie wäre es, wenn du uns etwas von dir und deiner Schwester erzählst?" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, hier ein weiteres Kapitel, und zwar das vorletzte. Hat lange gedauert, ich weiß *schäm* Abba wenn ich mich zum Schreiben zwinge, dann wird's eh nur schlecht. Auuuußerdem *sich rechtfertigt* hatte ich nach dem Umzug nach Düsseldorf erstmal ewig keinen PC, und noch länger kein I-Net. Nunja, jetzt wird dieses Geschichtlein aber bald zum Ende kommen. Bis denn dann! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)