Harry Potter empfiehlt! von Swanpride (Komplett!!! Yual-Story!) ================================================================================ Der Unfall ---------- Kapitel 11: Der Unfall Severus war nach seinem Besuch in Hogwarts noch unzufriedener mit seiner Stellung als Potters Privatlehrer. Der Stein der Weisen war ein überaus mächtiger magischer Gegenstand, er durfte auf keinen Fall in unwürdige Hände geraten. Doch er würde darüber nun keine Kontrolle haben. Stattdessen war er gezwungen, sich mit James Potters verfluchter Brut herumschlagen. An einem regnerischen Novembermorgen beobachtete er gereizt, wie Potter sich bemühte, einen korrekten Vergesslichkeitstrank zu brauen. Seit er erkannt hatte, wie nervös es Potter machte, unter seinen wachsamen Augen arbeiten zu müssen, hatte Severus einen Punkt daraus gemacht, immer in seine Richtung zu schauen. Es gab ihm eine gewisse sadistische Genugtuung zu beobachten, wie der Junge sich wand, auch wenn ihm dadurch Zeit verloren ging, in der sinnvoller Aufgaben hätte erledigen können. Obschon er den Anschein gab, Potter die ganze Zeit zu beobachten, drifteten seine Gedanken doch immer wieder ab. Dumbledore hatte gesagt, er müsse sich keine Sorgen machen. Aber Severus war kein Idiot. Es war schlichtweg nicht möglich, dass ein Troll rein zufällig in Hogwarts eindrang. Jemand musste ihn rein gelassen haben. Jemand, der ein Ablenkungsmanöver haben wollte. Jemand, der hinter dem Stein her war. Severus kannte seine Kollegen gut genug, um zumindest zu ahnen, welche Fallen sie aufgestellt hatten. Bei einigen war er sich sogar sicher. Pomona würde irgendeine Pflanze gewählt haben, die sich bestimmt mit dem richtigen Zauber ganz leicht aus dem Weg schaffen ließ, Quirenius irgendein dunkles Wesen, das jeder Zauberer mit den richtigen Kenntnissen besiegen konnte und Hagrid eines seiner merkwürdigen Haustiere. Filius würde nie etwas wählen, dass jemanden verletzen könnte, also war es wahrscheinlich etwas, was einen Eindringling verwirren und viel Geschick abfordern würde - in Snapes Augen eine sehr viel sicherere Idee als mancher angeblich unbrechbarer Zauber. Bei Minerva war er sich nur sicher, dass es etwas mit Verwandlung zu tun haben würde und Albus - nun, er versuchte erst gar nicht, den alten Zauberer durchschauen zu wollen. Wenn er an den Schulleiter dachte, hatte Severus fast das Gefühl, sich keine Sorgen machen zu müssen, aber noch hatte niemand Sicherungen erfunden, die unüberwindlich waren. Vielleicht bahnte der Schurke sich gerade im Augenblick einen Weg zum Stein. Severus schloss für einen Moment die Augen und massierte sich seine Schläfen. Die Situation ging ihm auf die Nerven. Das Wetter ging ihm auf die Nerven. Und ganz besonders ging ihm Potter auf die Nerven. Potter, der fröhlich seinen Kessel umrührte, ohne darauf zu achten, dass es höchste Zeit war, die nächste Zutat hinzuzufügen. Insgeheim erfreut, endlich ein Ventil für seinen Ärger gefunden zu haben, stürzte Severus auf seinen Schüler zu. "Potter! Achten Sie gefälligst darauf, was Sie tun!" Potter zuckte zusammen und griff dann unsicher nach den zerpulverten Schlangenzähnen. "Und lesen Sie gefälligst die Instruktionen richtig!" Mit einer ärgerlichen Bewegung griff Severus nach dem Hundskraut und leerte die vorgesehen Menge in den Kessel - eine Millisekunde bevor er realisierte, dass das brodelnde Gebräu bereits eine gelbrote Färbung angenommen hatte. Das bedeutete, dass Harry bereits zwei Schritte weiter gewesen war, als er geglaubt hatte, und offensichtlich zu langsam beim umrühren gewesen war. Severus Aufmerksamkeit war wohl länger abgeschweift, als er realisiert hatte. Und wenn man noch mal dieselbe Menge Hundskraut nach den Skarabäusaugen hinzufügte, dann... Eine dunkelrote Stichflamme schoss aus dem Kessel hoch. Mit einem erschrockenen Aufschrei sprang Potter zurück und riss den Arm schützend vor sein Gesicht. Zu spät! Flammende Flüssigkeit sprühte in sein Gesicht, kleine Brandblasen bildeten sich auf seinen Wangen und Händen. Wimmert sank er zu Boden. Severus hatte mehr Glück. Da sein Kopf ein ganzes Stück höher über dem Kessel stand, waren seine Augenbrauen leicht angesenkt, die Hand, mit der er das Hundskraut hinzugefügt hatte war leicht gerötet, aber sonst war ihn nichts passiert. Mit einem schnellen Zauber ließ er den Inhalt des Kessels verschwinden und wandte sich dann Potter zu. Als erstes sprach er einen Kühlungszauber über ihn, dann begutachtete er die Wunden des Jungen. Seine Arme und sein Oberkörper waren von seiner Kleidung geschützt geblieben, doch seine Hände waren inzwischen feuerrot. Duzende kleiner Blasen hatten sich gebildet, die es Harry unmöglich machten, seine Finger zu bewegen. Severus kam nicht umhin, den Jungen zu bedauern. Die menschlichen Hände waren dazu gedacht, Dinge ergreifen und ertasten zu können. Deswegen endeten dort duzende von Nervenbahnen, die jede Empfindung zum Hirn weiterleiten sollten. Ein kleiner Riss konnte schon als sehr schmerzhaft wahrgenommen werden, und diese Verletzungen waren ungleich schlimmer. Harry musste höllische Schmerzen erleiden. Dennoch schaute sich Severus zunächst einmal sein Gesicht an. Die Verletzungen dort waren nicht ganz so schlimm. Severus hätte nie gedacht, dass ein Tag kommen würde, an dem er über diese dumme Brille glücklich sein würde, welche Harry so sehr wie James Potter aussehen ließ, doch hier war er. Wenn die Stichflamme Harry richtig erwischt hätte, hätte er erblinden können, doch die Brille hatte ihn gerettet. Beide Gläser waren durch die Hitze gesprungen, doch die Augen selber waren glücklicherweise unverletzt geblieben. Tränen sprangen daraus hervor, kullerten über die gekühlte Haut, und tropften vom Kinn aus auf dem Boden, während Harry leise wimmernde Geräusche ausstieß. Er zitterte am ganzen Körper und klapperte unkontrolliert mit den Zähnen, entweder weil er unter Schock stand oder wegen des Kältezaubers. Severus hoffte inständig, dass es letzteres war. Die übrigen Verletzungen konnte er behandeln, aber bei einem Schock wäre es wohl die bessere Entscheidung, einen Heiler zu holen. Das würde viele unangenehme Fragen aufwerfen, und Midas würde in keinem Fall erfreut darüber sein. Severus griff sich rasch die korrekte Heilsalbe vom Regal und trug sie vorsichtig auf die verletzte Haut auf. Dabei sprach er in einem, wie er hoffte, beruhigendem Tonfall auf Harry ein. Das ganze war seine Schuld. Sicher, Harry hatte den Trank bereits vorher ruiniert. Wenn er die geforderte hellgelbe Färbung angenommen hätte, dann wäre statt der Stichflamme nur etwas heißer Dampf aus dem Kessel gekommen. Aber das war nicht der Punkt. In seinem ganzen Leben hatte Severus noch nie so impulsiv beim Brauen gehandelt. Es war eine goldene Regel für jeden Tränkemeister, dass man immer erst die Färbung und Konsistenz eines Trankes beachten sollte, ehe man etwas beifügte. Die andere goldene Regel war, immer genau zu wissen, was zuvor mit dem Trank geschehen war. In einem Klassenraum voller Schüler ließ sich das nicht immer so ohne weiteres verwirklichen, aber gerade da musste man besonders aufmerksam sein, was die Schüler taten. Und diesmal hätte er nur einen einzigen Schüler beachten müssen. Er war für den Jungen verantwortlich. Er musste ihn im Auge behalten, dass war seine Aufgabe. Stattdessen hatte er ihn durch sein unüberlegtes Handeln in Gefahr gebracht. Sicher, Unfälle passierten beim Brauen. Aber nicht solche. Seine unkontrollierte Wut hätte Harry das Augenlicht kosten können. Niemand hätte ihn danach noch in die Nähe eines Kindes gelassen. Harry blieb, von einem gelegentlichen Aufwimmern abgesehen, erstaunlich ruhig während Severus seine Wunden versorgte. Das Zittern ließ, zur Erleichterung des Tränkemeisters, langsam aber sicher nach. Die Brandblasen verschwanden allmählich. Anscheinend würde er doch keinen Heiler holen müssen. "Wir beenden den Unterricht für heute. Legen Sie sich hin und ruhen sie sich aus. Falls Sie noch Schmerzen haben, scheuen sie sich nicht, zu mir zu kommen." Harry sah ihn aus großen Augen an, dann nickte er stumm, stand vom Boden auf und schlich mit gesenktem Kopf zur Tür. Als er den Türgriff herunterdrückte, hielt Severus ihn noch einmal zurück. "Potter!" Harry drehte sich langsam um. "So etwas wird nicht noch mal geschehen", versprach Severus. Harry nickte und verließ das Labor dann endgültig. Severus starrte noch lange die geschlossene Tür an. Er würde sich etwas einfallen lassen müssen, um sein unüberlegtes Handeln an Harry wieder gut zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)