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Was Andre gedacht haben könnte

Diese fic bezieht sich mehr auf Andre, aber natürlich ist auch Oscar wieder mit von der Partie.
von

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Wein - Tränen aus Blut?

Die Sonnenstrahlen kitzelten ihn. Langsam hob er den Kopf von den Armen, sah sich um, entdeckte die leere Weinflasche. Das Portrait lag vor ihm. Lächelte Oscar noch? André schien es, als würde sie ihn besorgt ansehen. Aber gestern Abend hatte sie doch noch so siegesgewiss gelächelt. Siegesgewiss? Welcher Sieg? André schüttelte den Kopf. Es musste sein Kater sein. Nein, ein Portrait konnte sich doch nicht verändern. Widerwillig stand er auf, stieß dabei die Weinflasche um. Zwei rote Tropfen bahnten sich langsam ihren Weg vom Flaschenhals über die runden Lippen und tropften auf den Tisch. André stellte die Weinflasche hin. Die roten Tropfen sahen aus wie Tränen. Tränen aus Blut. André erinnerte sich nur zu gut an eine Sache vor zwei Jahren. In Paris hatte ein junges Mädchen so lange den Tod ihres Verlobten beweint, bis ihre Tränen zu Blut wurden. Gewiss, ein Schauermärchen. Aber dennoch - Tränen aus Blut - eine zwar wenig reizvolle, aber dennoch wirkungsvolle Alternative zum gewöhnlichen Salzwasser. André musste lächeln, nein, blutende Augen konnte man doch nicht haben. Es sei denn...... wie ein Blitz durchfuhr es ihn. Langsam tastete sich seine Hand über die Wange bis zu seinem linken Auge. Er hörte noch den Peitschenknall, seine eigenen Schreie, die von Oscar. In jener Nacht war er glücklich gewesen, dass nicht Oscar ihr Auge verloren hatte. Er seufzte. Sein schwarzes Haar lag seitdem so, dass man die Narbe nicht mehr sehen konnte. Nein, es machte ihm nichts aus, solange Oscar gesund war. Aber dennoch - schließlich will man so etwas ja nicht öffentlich zeigen.
 

Schweren Schrittes stolperte es zur Tür. Gerade überlegte er, ob er nicht doch lieber noch einmal ins Bett gehen sollte, als die Tür aufschwang. Unglücklicherweise ging sie nach innen auf. Sie traf André mit voller Wucht an der Stirn, die Klinke rammte sich in seinen Magen. Mit einem leisen "Oouuhhhh!" hielt er sich Stirn und Bauch. Oscars blonde Haare wehten mit einem leichten Herbstwind herein.

"Ah, `tschuldigung, stör' ich?" André schüttelte den Kopf, was ein heftiges Schädelbrummen auslöste. "Ah, dann ist ja gut." Oscar kam herein und schloss die Tür. Als sie sah, dass André sichtliche Probleme mit dem Gleichgewicht hatte, drückte sie ihn in einen Sessel vor dem erloschenen Kamin. "Hör' zu. Heute kommt Girondelle. Und na ja... so wie sich das angehört hatte, will er wohl, dass ich ihn heirate." Sie lachte leise. Aber selbst in seinem momentanen desolaten Zustand erkannte Oscars Freund, dass die Heiterkeit nur Mittel zum Zweck und aufgesetzt war.

"Aha. Und, was habe ich damit zu tun?" André klang abweisend und mürrisch, sodass Oscar innerlich zusammenzuckte. Hatte sie nicht erkannt, dass Girondelle der wunde Punkt war? Oscar ging zum Schreibtisch und warf ein Stück Papier unachtsam darauf.

"Also." Sie beugte sich darüber und nahm Feder und Tinte aus einer Schublade der kleinen Kommode. "Wir fälschen einen Brief, der mich leider... unabkömmlich macht." Sie kicherte wie ein kleiner Junge, der seinem Magister einen Streich gespielt hat. "Ja, genau das machen wir." André stand schwerfällig auf und beugte sich ebenfalls über den Tisch. Dann legte er eine Hand auf Oscars Stirn. Und er schnupperte. "Oscar, bist du krank?" Oscar riss die blauen Augen auf. "Nein, du bist nicht krank." Stellte André ernüchtert fest. "Du hast ne Fahne." Er musste lachen. "Ich und ne Fahne? Nie im Leben! Ich bin absolut nüchtern!" Verteidigte sich der Commandeur. Dann sah sie die leere Flasche auf dem Tisch. "Aber wenn den Wein die Katze gesoffen hat, heiß' ich Marie Antoinette. Hahaha!" André nickte. "Tja, musste ich alleine trinken, hat ja niemand mitgetrunken." In seiner Stimme schwang Traurigkeit mit. Oscar kritzelte eilig einige Zeilen aufs Papier. Dann unterschrieb sie. "Fertig." Meinte sie zufrieden und faltete das Papier sorgfältig zusammen. Sie zündete eine Kerze an, erhitzte Siegelwachs und ließ es auf das Papier tropfen. Zum Schluss drückte sie ihren Siegelring in den roten Klecks. Strahlend richtete sie sich auf und präsentierte André ihr Machwerk.

"He, André, worauf wartest du noch? Zieh dir was schickes an, sattel' die Pferde und wir sind weg, bevor Girondelle überhaupt ans Aufstehen denkt!" Als sie noch einmal auf den Tisch sah, entdeckte sie die silberne Kette. Gerade wollte sie daran ziehen, als André das Bild verdeckt und sich die Kette um den Hals legte. Oscar sah ihn komisch an, stellte aber keine Fragen mehr. Wie ein Wirbelwind schoss sie aus der Tür. André kniff sich in den Arm. Träumte er? Nein, das war kein Traum. Oscar hatte sogar ihr königliches Siegelwachs auf dem Tisch liegen lassen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2005-07-29T12:20:26+00:00 29.07.2005 14:20
dachte eigentlich gar nicht, dass Du weiterschreiben würdest und bin jetzt total angenehm überrascht. das ist echt super geschrieben. Das mit den blutigen Tränen gefällt mir gut. und dass Oscar jetzt ins Spiel kommt, ist auch klasse. Die Idee mit der Kette finde ich übrigens total schön.
Nur bei der wörtlichen Rede wäre es gut, wenn Du hinter jeder Aussage einen Absatz machen könntest. So ist es schwierig zu unterscheiden, wer was sagt.
Von:  Lunatrixa
2005-07-29T07:15:07+00:00 29.07.2005 09:15
Eine super Story, gefällt mir sehr gut :) hoffe es geht bald weiter bin total gespannt *s*
Von: abgemeldet
2005-07-28T22:33:04+00:00 29.07.2005 00:33
echt gut... Oscar's Reaktion gefällt mir!


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