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Abschlussfeier...

...mit Überraschung
von

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zuviel Alkohol

Abschlussfeier mit Überraschung
 

Hauptpersonen: Joseph "Joey" Wheeler - 18 Jahre, Seto Kaiba - 18 Jahre
 

1. zuviel Alkohol
 

Joey Wheeler langweilte sich, was ja eigentlich nichts Besonderes war, wenn mal davon absah, dass er sich grade auf der High School Abschlussfeier befand, die zurzeit in der Turnhalle der Domino High stattfand. >Ich hätte zu Hause bleiben sollen!<, dachte Joey und kippte sich grade das vierte Glas Rotweinbowle in den Hals. Er stand mit einigen andren Langweilern am großen Büffet, das in der Nähe des Eingangs aufgestellt war. Während sich Joey grad sein fünftes Glas Bowle einfüllte, wurde er von zwei blauen Augen aus der Entfernung beobachtet.
 

Seto Kaiba war ebenfalls auf dieser Abschlussfeier und stand am andren Ende der Turnhalle in der Nähe der aufgestellten Bühne. Auch er langweilte sich, obwohl ihn beinahe jedes zweite Mädel, das an ihm vorbei ging, um einen Tanz bat. Er lehnte jedes Mal höfflich aber bestimmt ab und widmete sich weiter seinen Beobachtungen. Im Visier hatte er zurzeit grade den frechen Blondschopf am Büffet, der irgendwie ein wenig angetrunken aussah. >Ein betrunkener Köter, na das kann ja heiter werden!< Ein fieses Grinsen stahl sich auf sein Gesicht und er stieß sich von der Wand ab, um langsam in Richtung Büffet zu gehen.
 

Joey hatte sein fünftes Glas inzwischen wieder geleert und war dabei sein sechstes Glas zu füllen, als er von hinten angerempelt wurde und dabei fast das volle Glas fallen ließ. Ruckartig drehte er sich mit dem Glas in der Hand zu dem Störenfried um. "Sach mal, kannst nicht aufpassen, oder wat?!", motze er den Muskelprotz an, der ihn angerempelt hatte. >Shit, Takahashi! Der Typ hat mir grad noch gefehlt!< "Hast Du was gesagt, Kleiner?", fragte Takahashi wütend und starrte auf den zwei Köpfe kleineren Joey hinab. Joey schluckte trocken und schüttelte den Kopf. "Nein, hab nischt gesagt, hab nur laut gedacht!", murmelte er etwas eingeschüchtert und Takahashi griff nach dem Kragen von Joeys High School Uniform. "So, Du hast also laut gedacht, Kleiner! Was hast Du denn gedacht?", fragte Takahashi böse und Joey grinste ein wenig unsicher. "Ich hab gedacht, dass Du ein Arsch bist, weil Du mich angerempelt hast!", sagte er und verfluchte sich im nächsten Moment auch schon für seine große Klappe. >Ich hätte nicht soviel Rotweinbowle trinken sollen!< Während Takahashi wütend seine Augenbrauen zusammenzog, lauschte Seto in einiger Entfernung dem Gespräch.
 

Seto hielt für eine Sekunde die Luft an, als er Joeys Worte vernahm. >Dieser Wheeler ist echt lebensmüde!<, dachte er und schob sich etwas dichter an das Büffet, um dem Gespräch besser folgen zu können. "Ich bin also ein Arsch, ja? Du bist echt dümmer, als ich dachte, Kleiner! Du weißt wohl nicht, mit wem Du es hier zu tun hast, oder?", fragte Takahashi und Joey grinste etwas breiter. "Doch weiß ich schon, Du bist der eingebildete Schläger Takahashi Tzumaki, der den High School Abschluss erst beim dritten Versuch geschafft hat und jeden verprügelt, der ihm nicht gefällt!", sagte er und goss dem etwas überraschtem Takahashi das volle Glas Rotweinbowle ins Gesicht, das er noch immer in der Hand hielt. Auf der Stelle wurde es still in der Turnhalle, jeder drehte sich zum Büffet um und nur das leise Gekicher von Joey war zu hören, der eindeutig zu betrunken war, um die Situation richtig einschätzen zu können, in der er gerade war.
 

Joey kicherte auch dann noch, als sich der ziemlich wütende Takahashi auf ihn stürzte und ihn mit voller Wucht über das Büffet schleuderte. Bevor er jedoch weiter auf Joey einprügeln konnte, wurde er von hinten herumgerissen und mit einem sauberen Kinnhacken niedergestreckt. Während Takahashi ziemlich perplex auf dem Boden saß, stand Seto mit geballter Faust über ihm. "Vergreif Dich nicht immer an Schwächeren, Tzumaki, ansonsten könnte ich den Wunsch hegen, meine Geschäfte mit Deinem Vater zu beenden!", zischte er gefährlich. Takahashi rappelte sich wütend auf. "Seit wann beschützt der große Seto Kaiba einen kleinen Wicht, wie diesen Blondschopf dahinten?", fragte er und deutete auf dem am Boden liegenden Joey, der sich hinter dem Büffet zusammengerollt hatte und immer noch leise kicherte.
 

Seto warf einen kurzen Blick auf Joey, zog etwas überrascht seine linke Augenbraue hoch und wandte sich wieder an Takahashi. "Ich beschütze niemanden, ich war nur der Meinung, dass ein Kampf gegen einen Betrunkenen, der kaum noch grade stehen kann, selbst für Dich unter Deiner Würde ist!", meinte er im ruhigen, aber kaltem Tonfall. Takahashi zuckte nur mit den Schultern. "Was auch immer, das hat Dich nicht zu interessieren!", erwiderte er und wollte sich abwenden. Seto griff ihm ziemlich unsanft an die Schulter. "Zufällig bin ich aber für den sauberen Verlauf der Abschlussfeier verantwortlich und ich dulde keine Prügeleien, Du wirst also auf der Stelle die Turnhalle verlassen, bevor ich Dich rauswerfen lasse!", sagte er und deutete auf die Eingangstür der Turnhalle. Takahashi knurrte böse, warf noch einen bitterbösen Blick auf den am Boden liegenden Joey und verließ die Turnhalle. Sämtliche Mitschüler atmeten erleichtert auf und klatschten Beifall. Seto winkte nur ab und marschierte unter den leicht verwunderten Blicken der Anwesenden um das Büffet herum.
 

Joey konnte sich einfach nicht beherrschen, er kicherte die ganze Zeit vor sich hin. Selbst als Seto ihn auf die Beine zog und durch einen Seitengang in Richtung Umkleideräume schleppte, konnte er nicht aufhören. "Jetzt reiß Dich endlich mal zusammen, Wheeler, das ist doch nicht zum Aushalten!", motze Seto und verfrachtete Joey auf eine der Bänke, wo sich Joey auch gleich auf den Rücken legte und mit leeren Augen an die Decke starrte. "Wheeler, Du solltest nächstens nicht so viel Alkohol trinken!", meinte Seto und verschwand im angrenzenden Waschraum, um wenig später mit einem feuchten Handtuch wiederzukommen, das er dem angetrunkenen Joey auf's Gesicht legte.
 

Seto rieb sich genervt die Schläfen, eigentlich hatte er sich nicht darum kümmern wollen, aber als Aufsichtsperson musste er es leider tun, wenn er keinen Ärger mit dem Direktor haben wollte. "Geht's Dir jetzt besser?", fragte er, als er Joey leise stöhnen hörte. Joey sprang erschrocken auf. "Kaiba?" Ziemlich erschrocken starrte Joey auf Seto und dann auf das feuchte Handtuch, das auf seinen Schoß gefallen war. "Was ist passiert?", fragte er sichtlich verwirrt und Seto schüttelte ungläubig den Kopf. "Du hast zuviel Rotweinbowle getrunken und Dich dann mit Tzumaki angelegt, der Dich windelweich geprügelt hätte, hätte ich ihn nicht davon abgehalten!", antwortete Seto kühl und wandte sich Richtung Tür. Joey hielt ihn am Ärmel fest und schaute mit hochrotem Kopf auf den Boden. "Kannst Du mich nach Hause fahren? Ich will diesem Schläger jetzt lieber nicht über den Weg laufen!", sagte er leise und Seto seufzte genervt. "Wo sind Deine Freunde?", fragte er und Joey zuckte mit den Schultern. "Yugi ist mit Tea hier, Ryou hat Miho mitgebracht, Duke hat Mayumi eingeladen und Tristan hängt draußen mit meiner Schwester Serenity rum. Die sind also beschäftigt und ich will sie jetzt ungern stören!"
 

Joey fühlte sich ziemlich unwohl, es gefiel ihm nicht, den großen Seto Kaiba um Hilfe zu bitten, aber alleine wollte er die Abschlussfeier auf keinen Fall verlassen. "Hör zu, Du musst mir nicht helfen, wenn Du keine Lust hast, aber ich werde Dich bestimmt nicht noch einmal bitten!", sagte er und erhob sich noch immer etwas schwankend von der Bank. "Von mir aus! Ich fahr Dich!", antwortete Seto, Joey starrte Seto überrascht an und schluckte kurz. "Wirklich?", fragte er hoffnungsvoll. "Ja, verdammt und nun komm, bevor ich es mir anders überlege!", blaffte Seto ihn an und zog Joey aus der Tür des Umkleideraumes. Zusammen gingen sie in Richtung der Hintertür, während Seto per Handy seine Limousine dorthin bestellte. "Hast Du nicht die Aufsicht über die Abschlussfeier?", fragte Joey leise, bevor sie die Hintertür erreichten. "Nicht alleine, außerdem haben die Andren doch gesehen, dass ich mich um Dich kümmern muss!", meinte Seto kühl und schloss die Hintertür mit dem Generalschlüssel auf, den er vom Direktor bekommen hatte. "Wow, der Direx hat ja großes Vertrauen zu Dir!", meinte Joey anerkennend und Seto grinste fies. "Dann solltest Du wohl genauso viel Vertrauen in mich haben!", sagte er und zog Joey am Handgelenk zur Limousine, die gerade um die Ecke bog und vor den Beiden anhielt.
 

Seto öffnete die Tür der Limousine und schob den etwas schwankenden Joey hinein, um dann neben ihm Platz zu nehmen. "Du musst mir noch sagen, wo Du wohnst, Deine neue Adresse kenn ich nicht.", meinte Seto und Joey grinste ein wenig dümmlich. "Stimmt ja, ich hab's Dir ja nicht verraten, als Du mich gefragt hast. Jetzt sind Deine Duell-Daten über mich ja nicht mehr korrekt!" "Ich hätte Mittel und Wege, die Adresse auch so raus zu finden!", meinte Seto Schulter zuckend und Joey hob triumphierend den rechten Zeigefinger. "Aber Du tust es nicht, weil es erstens illegal wäre und zweitens nicht unbedingt fair, weil ich nicht will, dass jemand weiß, wo ich jetzt wohne!" "Sagst Du mir jetzt, wo ich Dich hinfahren soll?", fragte Seto genervt und Joey nickte leicht. "Sicher, wenn Du mir versprichst, dass Du niemanden sagst, wo ich wohne. Ich will nicht, dass mein Vater mich zurückholt!", meinte er und Seto nickte. "Ich habe mit Deinem Vater nichts zu schaffen, warum sollte ich ihm also Deine Adresse verraten? Und mit Deinen Freunden rede ich auch nicht, die werden von mir also ebenfalls nichts erfahren!"
 

Joey lehnte sich entspannt zurück und schloss die Augen. "Okay, ich vertrau Dir, aber gewöhn Dich nicht daran!", meinte er, zog einen zerknüllten weißen Zettel aus seiner Hosentasche und gab ihn Seto. Seto ließ die Trennwand zum Fahrer runter und gab seinem Chauffeur den Zettel. "Fahren Sie dorthin, aber plötzlich!", befahl er und die Limousine setzte sich sofort in Bewegung. Joey achtete schon gar nicht mehr darauf, er war viel zu müde und zu angetrunken, um irgendetwas mitzubekommen. Seto beobachtete ihn und konnte sich ein fieses Grinsen nicht verkneifen. Noch nie hatte er Joey in diesem Zustand gesehen und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er die blonde Nervensäge vermissen würde, wenn er auf die Wirtschaftsuniversität ging. Joey würde nach der Schule in einem Restaurant arbeiten, als Kellner, hatte der Direktor erzählt. Seit einem Monat wohnte der Blonde nun alleine, nachdem sein Vater ihn vor die Tür gesetzt hatte. Wie Joey seine Miete bezahlte, wusste Seto nicht, auch nicht, was für eine Wohnung er hatte. Niemand wusste etwas darüber, Joey machte daraus ein großes Geheimnis, so dass nicht einmal seine Freunde wussten, wo Joey nun wohnte.
 

Seto hatte Joey ausgefragt, weil er seine Duell-Daten vervollständigen wollte, aber Joey hatte ihm nichts erzählt und nur gesagt, dass es niemand etwas anginge, wo er wohnt. Seto grinste, jetzt erfuhr er doch noch, wo Joey untergekommen war und wer weiß, vielleicht könnte er ihn ja mal besuchen, wenn er das Bedürfnis hatte, den kleinen Köter zu demütigen. Die Limousine fuhr in das Hafenviertel von Domino und hielt vor einem kleinen unscheinbaren 3-Etagen-Wohnblock an. Joey hatte sich inzwischen auf dem Sitz zusammengerollt und schlief tief und fest. Seto seufzte genervt. >Na super, jetzt darf ich den Penner auch noch in die Wohnung schleppen!< Er beugte sich über den schlafenden Joey und kramte in dessen Hosentaschen nach dem Wohnungsschlüssel, den er nach kurzem Suchen in der rechten Hosentasche fand. Der Chauffeur öffnete die Tür und Seto stieg aus. "Nehmen Sie den jungen Mann und folgen Sie mir!", befahl er und ging auf den Wohnblock zu.
 

Joey grummelte nur etwas vor sich hin, als der kräftige Chauffeur ihn aus der Limousine hob und ihn sich über die Schulter warf. Während Joey weiterschlief, öffnete Seto die Eingangstür und ging die Treppen hoch, gefolgt von seinem Chauffeur, der kaum Mühe mit dem blonden Paket hatte. Seto war ein wenig verwundert, weil der Hausflur ziemlich sauber war, keine Schmierereien an den Wänden, kein Dreck auf den Treppen. Es wirkte zwar alles etwas ärmlich, aber es war ordentlich. In der obersten Etage hielt Seto an und öffnete mit Joeys Wohnungsschlüssel die Wohnungstür, an der kein Name stand. >Dachte ich mir doch fast, dass er kein Namensschild an seine Tür anbringt!<, dachte Seto und betrat Joeys kleine 2-Zimmer-Wohnung. >Sauber! Hätte ich jetzt nicht erwartet! Aber wo hat er das Geld für die Möbel her und für die Miete?< Seto sah sich kurz um und ging dann zurück zu seinem Chauffeur, der mit Joey auf der Schulter im Treppenhaus stehen geblieben war.
 

Seto nahm seinem Chauffeur den betrunkenen und schlafenden Joey ab. "Sie können jetzt gehen, ich komme sofort!", sagte er und schloss die Wohnungstür mit dem Fuß, da er Joey auf seinen Armen trug. Seto trug Joey ins kleine Schlafzimmer, wo außer einem Bett, einem Nachtschränkchen und einem Kleiderschrank nichts stand. >Mehr hätte in das kleine Zimmer wohl auch nicht reingepasst! Wie kann man nur so leben?<, dachte Seto und legte Joey auf's Bett. "Lass mich in Ruhe, Dad, Dein Bier ist in der Küche!", murmelte Joey im Halbschlaf und rollte sich auf seinem Bett zusammen. >Hm, sein Vater scheint ja ein richtiger Goldengel zu sein!<, dachte Seto und schüttelte den Kopf. Er legte Joey die Decke über den Körper und verließ das Schlafzimmer, um kurz darauf das kleine Wohnzimmer zu betreten, in dem sich nur eine kleine Anbauwand, eine Couch, ein kleiner Holztisch und ein Fernseher befanden. Auf dem Boden lagen einige Schulsachen und an der Anbauwand hing Joeys Kellneruniform, die schon ziemlich ausgebleicht aussah. Seto schüttelte den Kopf. >Er hat also schon neben der Schule als Kellner gearbeitet, hätte ich mir ja denken können!< Er kramte sich einen Zettel und einen Stift aus den am Boden liegenden Schulsachen hervor und schrieb eine Nachricht.
 

,Wheeler!
 

Dafür, dass ich Dich heil nach Hause gebracht habe, bist Du mir noch einen Gefallen schuldig, den ich bei Gelegenheit einlösen werde! Keine Sorge, ich verrate niemanden, wo Du wohnst, kannst mir ruhig vertrauen! Ich werde vielleicht mal wieder vorbeischauen, also räum gefällst Dein Wohnzimmer auf!
 

Kaiba'
 

Joey schlief noch immer, als Seto das Schlafzimmer wieder betrat und den Zettel auf das Nachtschränkchen legte. Ein leises Seufzen ließ Seto leicht zusammenzucken und er schaute auf das entspannte Gesicht von Joey, das halb von der untergehenden Sonne beleuchtet wurde. >Wer hätte gedacht, dass ich diese Nervensäge mal in so einem entspannten Augenblick sehe?<, dachte er und schüttelte verwirrt den Kopf. >Ich sollte besser gehen, bevor er aufwacht und mich zusammenscheißt, weil ich mich in seinem Schlafzimmer aufhalte!< Seto legte den Wohnungsschlüssel zu dem Zettel auf das Nachtschränkchen und beugte sich ein wenig über den schlafenden Joey. "Nacht, Nervensäge, Du schuldest mir was!", sagte er leise und verließ mit einem leichten Grinsen die Wohnung. Joey blinzelte kurz. >War da was?<, dachte er, tastete mit den Händen zur kleinen Nachttischlampe und schaltete sie ein. >Ein Zettel?< Er nahm den Zettel in die Hand und erstarrte vor Schreck. "Shit!" Seufzend ließ er sich wieder zurück auf's Bett fallen und zerknüllte den Zettel, um ihn gleich wieder ordentlich glatt zu ziehen. >Na, von mir aus, so schlimm kann dieser Gefallen ja nicht sein und mein Wohnzimmer wollte ich eh schon die ganze Zeit aufräumen! Hauptsache er verplappert sich nicht, wegen meiner neuen Wohnung, aber so doof ist Kaiba ja nicht!< Joey drehte sich auf die Seite und schlief mit dem Zettel in der Hand und einem Grinsen auf dem Gesicht ein. >Was das wohl für ein Gefallen ist?<

zuviel Überraschung

2. zuviel Überraschung
 

Seto Kaiba war wie immer ziemlich schwer beschäftigt. Zwei lange Monate ging er nun schon auf die Wirtschaftsuniversität in Tokyo, während dieser Zeit wohnte er in einem Apartment im teuersten Hotel der Stadt, schließlich konnte er sich das als Firmeninhaber der Kaiba Corporation leisten. Er blieb per Laptop und Satellitenverbindung mit dem Firmengebäude in Domino ständig auf dem Laufenden. Sein Bruder Mokuba hatte unterdessen das zweite Jahr der Junior High School in Domino begonnen und bewohnte weiterhin die Kaiba Villa. Da Seto sehr beschäftig war, mit seinem Studium und seiner Firma, blieb ihm kaum Zeit mit seinem Bruder zu telefonieren, sehen konnten sie sich in der Zeit gar nicht, aber Seto hatte seinem Bruder versprochen, dass er am Wochenende vorbeikommen würde. Das hieß im Klartext, er musste sich langsam auf den Weg machen, denn es war Samstag früh, kurz vor 9:00 Uhr morgens.
 

Joey Wheeler war ebenfalls schwer beschäftigt. In den Monaten nach der Abschlussfeier hatte es drei große Firmenfeiern, sechs Geburtstagsfeiern, zwei Tauffeiern und acht Hochzeitsfeiern in dem Restaurant, in dem er als Kellner arbeitete, gegeben. Joey war müde, aber er hatte Schichtdienst, was bedeutete, dass er zwar erst um 11:00 Uhr anfangen musste, aber dafür bis um 23:00 Uhr durcharbeiten durfte. Es stand eine erneute Hochzeit an, Joey hasste Hochzeiten. Er hatte sich geschworen, niemals zu heiraten, absolut niemals, denn dieses Geturtel der Frischvermählten konnte er einfach nicht ausstehen und dann diese dämlichen Spielchen, nach dem Motto: ,entführt die Braut' oder ,legen wir doch Polterabend und Hochzeitsfeier zusammen', waren ihm zutiefst zu wider. Wenn er jedoch nicht zur spät zur Arbeit kommen wollte, musste er langsam losmarschieren, da noch einiges an Vorbereitungen zu treffen war, bevor die ersten Hochzeitsgäste eintrafen. >Ich hasse Hochzeiten!<, dachte Joey und verließ seine kleine Wohnung.
 

Seto war unterwegs mit seinem Helikopter, als er einen Anruf auf sein Handy bekam. "Kaiba hier?", sagte er und kurz darauf erklang die Stimme seines Bruders aus dem Handy. "Seto, ich bin's, Mokuba, Du hast für heute eine Einladung für eine Hochzeitsfeier bekommen. Der Sohn vor Herr Umori heiratet heute und Du bist der Ehrengast!", sagte Mokuba und Seto seufzte genervt. "Und warum erfahr ich das erst jetzt?", fragte er etwas mies gelaunt. "Weil das Dienstmädchen den Brief in Dein Arbeitszimmer gebracht hat, wo ich eigentlich kein Zutritt habe, wenn Du nicht da bist.", antwortete Mokuba und Seto zog seine linke Augenbraue hoch. "Und was hattest Du dann dort zu suchen?", fragte er. "Ich bin nur dort rein gegangen, weil dort das Telefon geklingelt hat, Herr Umori wollte wissen, ob Du zur Hochzeit seines Sohnes kommen kannst, ich hab ihm gesagt, dass Du ihn zurückrufen wirst.", erwiderte Mokuba und Seto seufzte leise. "Ist in Ordnung, ich ruf ihn gleich an. Wann beginnt die Hochzeitsfeier?", fragte Seto. "Um 15:00 Uhr im Red Butterfly.", antworte Mokuba. "Ich werd da wohl hinmüssen, unseren Ausflug müssen wir also auf morgen verschieben.", meinte Seto. "Schon in Ordnung, ist nicht weiter schlimm!", erwiderte Mokuba. "Ich bin gleich zu Hause, dann sehn wir uns kurz.", sagte Seto. "Ja, bis gleich, großer Bruder!", antwortete Mokuba und legte auf. >Ich hasse Hochzeitsfeiern!<, dachte Seto und steckte sein Handy wieder in die Aktentasche.
 

Joey fuhr mit seinem Fahrrad über die Hauptstrasse und bog dann in eine Seitenstrasse ein, wo er scharf bremste und sein Fahrrad in der Nähe eines Dienstboteneingangs abstellte. Die Tür wurde geöffnet und der Koch Satori Inagi kam mit einem blauen Müllsack raus. "Oh, Joey, schön, dass Du kommst. Der Chef will Dich sehen!", meinte Satori lächelnd und Joey nickte grinsend. "Ich kann mir auch denken wieso! Der will bestimmt, dass ich wieder die Champagnergläser rumreiche, so wie letztes Mal!", sagte er und klopfte Satori im Vorbeigehen auf die Schulter. "Ganz bestimmt, bist ja immerhin sein persönlicher Liebling!", meinte Satori grinsend und schmiss den Müllsack in den Container, der neben der Tür stand. "Das hab ich jetzt nicht gehört!", meinte Joey beleidigt und betrat schmollend den Dienstboteneingang. "Ist doch die Wahrheit!", rief Satori ihm hinterher, aber Joey antwortete nicht darauf und ging durch die Küche zu einer Pendeltür, die er mit Schwung aufstieß und gleich darauf das Restaurant betrat. Sogleich wurde er vom Restaurantbesitzer Herr Sakura gerufen. "Joey, mein Bester, ich hab eine kleine Bitte!", rief er von seinem Büro aus. Joey wandte sich der offenen Bürotür zu und schaute hinein. "Lassen Sie mich raten! Sie möchten, dass ich die Getränke serviere!", sagte er grinsend und zwinkerte seinem Chef kurz zu. Herr Sakura nickte leicht. "Aber, da ist noch etwas. Wir haben heute einen Ehrengast, um den musst Du Dich besonders kümmern!", antwortete er und Joey zog kurz seine rechte Augenbraue hoch. "Und wer ist dieser Ehrengast?", fragte er. "Seto Kaiba!", antworte sein Chef und Joey wurde ganz blass. >Das ist nicht wahr!<, dachte er und hielt sich vor Schreck den Mund zu, um nicht aufzuschreien.
 

Seto saß in seiner Limousine und war unterwegs zum Red Butterfly. Er trug einen schwarzen Smoking, ein weißes Hemd, eine schwarze Fliege und schwarze Lackschuhe. In seiner Villa hatte er sich nicht lange aufhalten können, für ein kurzes Gespräch mit seinem Bruder hatte es aber dennoch gereicht, worüber sich Mokuba natürlich riesig gefreut hatte. Herr Umori hatte sich ebenfalls sehr gefreut, als Seto ihm per Handy mitteilte, dass er auf jeden Fall zur Hochzeitsfeier seines Sohnes erscheinen würde. Etwas Anderes wäre Seto auch nie in den Sinn gekommen, immerhin war Herr Umori ein ziemlich wichtiger Geschäftspartner, den er auf keinen Fall verärgern oder beleidigen wollte. So fügte er sich eben in sein Schicksal und fuhr durch die Innenstadt von Domino City zu dieser Hochzeitsfeier, wo er sich bestimmt zu Tode langweilen würde. Der einzige Trost war für ihn die Tatsache, dass die Feier in einem sehr beliebten Restaurant stattfinden würde, dabei war das Red Butterfly vor einem halben Jahr noch völlig unbekannt und er selbst war noch nie dort, allerdings hatte er bisher nur Gutes darüber gehört. >Ich lass mich einfach mal überraschen!<, dachte er und schaute aus dem Fenster seiner Limousine.
 

Joey stand in der Küche und bereitete die Getränke vor, damit nachher bei der Feier auch wirklich alles glatt lief. Er hatte sich relativ schnell von seinem Schreck erholt, auch wenn Joey es noch immer nicht richtig glauben konnte, dass er Seto Kaiba bedienen sollte, weil dieser der Ehrengast auf einer Hochzeitsfeier war, die genau in dem Restaurant stattfand, in dem er arbeitete und dann auch noch genau zu der Zeit, wo er Schichtdienst hatte. Das war einfach so unglaubwürdig, dass es einfach wahr sein musste. Irgendwie freute er sich schon auf seine Arbeit, zumal der Ehrengast ja noch gar nichts von seinem Glück wusste, sicher hatte er keine Ahnung, wo Joey als Kellner tätig war. Seit der Abschlussfeier hatte er Seto Kaiba nicht mehr gesehen und auch nichts von ihm gehört, umgekehrt war es wahrscheinlich genauso. >Er wird sicher ganz schön überrascht sein, wenn er mitbekommt, dass ich hier arbeite und ihn dann auch noch den ganzen Abend bedienen soll!<, dachte Joey und schaute grinsend aus dem Küchenfenster.
 

Seto kam kurz vor 15:00 Uhr beim Red Butterfly an und wurde auch sofort an der Tür von Herr Umori, seinem Sohn Tjörg und seiner Schwiegertochter Shara begrüßt. "Herr Kaiba, schön, dass Sie kommen konnten! Meinen Sohn kennen Sie ja und meine Schwiegertochter dürfte Ihnen auch schon bekannt sein!", sagte Herr Umori hoch erfreut und reichte Seto die Hand. "Es ist mir eine Ehre, Herr Umori!", erwiderte er und begrüßte Tjörg und Shara ebenfalls. "Kommen Sie, stoßen Sie mit uns auf das Brautpaar an.", meinte Herr Umori und zog Seto ins Restaurant. Bisher waren nur wenige Gäste anwesend, denn nur die engsten Familienmitglieder waren bei der Trauung eingeladen. Seto folgte Herr Umori zum großen Büffet, wo er dann zu einem Trinkspruch aufgefordert wurde. Allerdings fiel sein Blick auf den blonden Kellner, der gerade mit einem Tablett voller gefüllter Sektgläser durch die Pendeltür kam. >Das ist doch jetzt nicht wahr!<, dachte Seto und starrte Joey geschockt an, der direkt vor ihm stehen blieb und ihm ein Glas Sekt überreichte, dass er automatisch entgegen nahm.
 

Joey grinste ein wenig, als er den geschockten Gesichtsausdruck auf Setos Gesicht sah und sprach ihn an. "Guten Tag, Herr Kaiba, mein Name ist Joey Wheeler und ich wurde für den heutigen Abend damit beauftragt, mich um Ihre Wünsche zu kümmern, wenn Sie also einen Wunsch haben, lassen Sie es mich wissen!", sagte er und Seto nickte nur etwas irritiert. Joey zwinkerte ihm noch kurz und ging mit seinem Tablett durch das Restaurant, bis alle Gläser einen Besitzer gefunden hatten. Er verbeugte sich noch kurz vor dem Brautpaar und verschwand mit einem Grinsen in der Küche, wo er sofort vom Koch mit Fragen durchlöchert wurde. "Und, wie ist er so? Ist er echt so eiskalt, wie immer behauptet wird?", fragte Satori und Joey schüttelte den Kopf. "Also, so eiskalt ist er nicht, immerhin kenn ich ihn noch aus der Schule, aber streitsüchtig ist er, da kannst Du Dich hundertprozentig drauf verlassen. Allerdings war er gerade so überrascht über meine Anwesenheit, dass er kein Wort rausbekommen hat!", sagte er und Satori schüttelte ungläubig den Kopf. "Ist das wahr?", fragte er und Joey nickte grinsend. "Jap! So wahr, wie ich Joey Wheeler heiße!", antwortete er und verschränkte triumphierend die Arme.
 

Seto hatte gerade mit Mühe und Not einen angemessenen Trinkspruch runtergerattert und unterhielt sich mit Herr Umori über ein paar wichtige Verträge, die sie aushandeln mussten. Herr Umori wollte nämlich einen Teil seiner Firma auf seinen Sohn und dessen Frau überschreiben, dafür mussten ein paar neue Verträge geschrieben werden, während andre nur etwas umgeändert werden mussten. Seto war allerdings nicht ganz bei der Sache, immer wieder schaute er auf die Pendeltür, die zur Küche führte und jedes Mal wenn dort ein Kellner heraustrat, verengten sich seine Augen zu Schlitzen. Als dann endlich wieder Joey hervortrat und direkt auf ihn zukam, mit einem Tablett voller Snacks in den Händen, konnte er sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. "Wünschen Sie etwas zum Knabbern, Herr Kaiba?", fragte Joey freundlich und Seto grinste noch etwas breiter. "Was können Sie mir denn anbieten, Herr Wheeler?", fragte Seto zurück, was bei Joey ein leichtes Lächeln auslöste. "Ich würde die Käsekräcker empfehlen, die sind zwar etwas würzig, schmecken aber am Besten!", antwortete er und Seto nahm sich ein paar von den Kräckern. "Vielen Dank!", meinte er und Joey setzte wie zuvor seinen Weg durch das Restaurant fort, um auch die andren Snacks unter die Leute zu bringen, während Seto ihn dabei beobachtete.
 

Joey gefiel es zwar gar nicht, dass er Seto bedienen musste, aber dafür war er froh, dass sie sich nicht wie sonst stritten. Zwischen den ganzen Leuten würde es auch sicher nicht so gut ankommen, wenn sie sich wie Kampfhähne in der Arena anfallen würden. Eine kleine Beleidigung während dieser Hochzeitsfeier würde einen furchtbaren Streit auslösen und den guten Ruf Seto Kaibas und des Restaurants Red Butterfly ruinieren. Also hielt Joey sich zurück und befolgte den Befehl seines Chefs, den besonderen Ehrengast mit Respekt und äußerst zuvorkommend zu behandeln. Joey war sich beinahe sicher, dass Seto diese offensichtliche Unterwürfigkeit seinerseits in vollen Zügen genoss, kam ja schließlich nicht allzu häufig vor, dass er sich so ruhig und gesittet verhielt in Gegenwart des Firmenleiters. Er ging mit seinem nun leeren Tablett zurück in Richtung Küche, als er vor der Pendeltür von Seto Kaiba persönlich aufgehalten wurde.
 

Seto hatte den Anblick Joeys nicht länger ertragen, er wollte mit ihm reden und stand nun an der Pendeltür. "Wheeler, nicht dass es mich etwas anginge, aber arbeitest Du schon lange hier?", fragte er, als Joey direkt vor ihm stehen blieb, Joey nickte. "Seit ungefähr einem dreiviertel Jahr, während der Schulzeit hatte ich immer die Spätschicht von 15:00 Uhr bis 23:00 Uhr und jetzt arbeite ich auch ganztags bei vollem Lohn versteht sich!", antwortete er und Seto zog seine Augenbrauen zusammen. "Wie lange hast Du heute noch zu tun?", fragte er und Joey legte etwas überrascht den Kopf schief. "Warum willst Du das wissen?", fragte er unsicher und Seto grinste ein wenig. "Du schuldest mir noch einen Gefallen, hast Du das vergessen?", frage er leicht amüsiert und Joey schluckte schwer. "Nein, hab ich nicht, aber Du willst doch den Gefallen nicht heute einlösen, oder doch?", fragte Joey nervös, Seto nickte kurz. "Nach der Arbeit, ganz egal wie spät es ist, ich hab heute sowieso nichts Besseres vor!", meinte er und Joey nickte leicht unsicher. "Um 23:00 Uhr hab ich Schluss, dann ist Sperrstunde.", murmelte er leise, Seto stieß sich von der Wand ab. "Ich werde warten!", sagte er und ging an Joey vorbei.
 

Joey fühlte sich schlapp und unsicher, ein wenig geknickt ging er in die Küche, wo Satori ihn besorgt musterte. "Was hast Du, Joey? Du siehst aus, als hättest Du ein Gespenst gesehen!", sagte er und Joey blinzelte etwas irritiert. "Vielleicht hab ich das ja.", murmelte er leise und wischte sich mit einem Handtuch über die Augen. "Erzähl schon, was ist los mit Dir?", fragte Satori besorgt und Joey lehnte sich neben dem Küchenfenster an die Wand. "Ich hab heute nach Feierabend eine Verabredung mit Seto Kaiba.", murmelte er und Satori starrte ihn überrascht an. "Das ist ein Scherz!", rief er und Joey schüttelte den Kopf. "Leider nicht! Er wartet bis ich Schluss habe, um einen alten Gefallen bei mir einzulösen!" "Was für einen Gefallen denn?", fragte der Koch und Joey seufzte leise. "Eine lange Geschichte, erzähl ich Dir vielleicht ein andres Mal, ich muss mich jetzt wieder um die Gäste kümmern!", meinte er und griff sich wieder ein Tablett mit Sektgläsern, das er durch die Pendeltür ins Restaurant balancierte.
 

Seto schaute den restlichen Abend immer wieder auf die Uhr und beobachtete nebenbei das geschäftige Umherlaufen von Joey. Den eigentlichen Grund für seinen Aufenthalt im Red Butterfly hatte er längst vergessen, Herr Umori war schon zu betrunken, um die Nachdenklichkeit seines Ehrengastes zu bemerken und das frisch vermählte Ehepaar war zu sehr mit den Hochzeitsspielen beschäftigt. Alle anderen Gäste nahmen kaum Notiz von Seto, der sich die ganze Zeit über in der Nähe der Bar aufhielt und sich nur ab und zu ein Glas Sekt oder ein paar Snacks von Joey bringen ließ. Die anderen Kellner wagten sich nicht in seine Nähe, weil er jeden Anderen mit einem eisigen Blick bedachte, sobald dieser es wagte, in seine Nähe zu kommen.
 

Joey schaute ebenfalls öfters auf die Uhr und er wünschte sich insgeheim, dass die Zeit stehen bleiben würde. Immer näher rückten die Zeiger der Uhr auf den wohlverdienten Feierabend zu, auf den sich Joey nicht so richtig freuen konnte, zumindest nicht heute. Wenn er zu Seto ging, um ihm etwas zum Trinken oder Knabbern anzubieten, musste er sich beherrschen, um nicht gleich wieder davonzulaufen. Er hatte keine Angst, aber er war schwer nervös, immerhin hatte er überhaupt keine Ahnung, was Seto sich ausdenken würde. >Sicher wird es etwas Demütigendes sein, etwas mit dem er mich verletzten kann!<, dachte Joey und seufzte leise vor sich hin, während er in der Küche die Gläser nachfüllte. Noch eine ganze Stunde blieb ihm Zeit, bevor er Schluss machen konnte, noch eine ganze Stunde bevor er erfuhr, was für einen Gefallen er für Seto Kaiba tun musste. >Was auch immer er von mir will, er bekommt es, immerhin hat er mich vor diesem Schlägertypen gerettet!<, dachte Joey und biss sich nervös auf die Unterlippe. >Ganz egal, was er will!<

zuviel Gegenleistung

3. zuviel Gegenleistung
 

Seto Kaiba stand vor dem Restaurant Red Butterfly an seine Limousine gelehnt und wartete. Die Hochzeitsfeier war seit ungefähr einer viertel Stunde vorbei und sämtliche Gäste hatten das Restaurant bereits verlassen. Seto schaute kurz auf die Uhr und stellte fest, das Joey bereits 3 Minuten überfällig war. >Er wird sich doch nicht davor drücken wollen?<, dachte er, wurde aber gleich eines Besseren belehrt, als Joey mit seinem Fahrrad um die Ecke kam und vor Setos Limousine anhielt. "Hier bin ich, also was willst Du?", fragte er und schaute Seto fragend an. >Dich!<, schoss es dem Firmeninhaber durch den Kopf. >Dich am Boden sehen!<, setzte er schnell in Gedanken hinzu und schüttelte ein wenig überrascht den Kopf.
 

Joey Wheeler hatte keine Angst. Ihm war es egal, was sich der Leiter der Kaiba Corporation für Gemeinheiten ausdenken würde. Joey wartete ab und bemerkte natürlich das leichte Kopfschütteln von Seto. "Was ist? Weißt Du nicht, wie Du mir klarmachen sollst, was ich für Dich tun soll? Oder weißt Du einfach nicht, was Du willst?", fragte er, Seto grinste fies. "Ich weiß sehr wohl, was ich will! Ich will, dass Du für mich arbeitest!", erwiderte er und Joey stand vor Überraschung der Mund offen. "Das ist doch jetzt ein Scherz?!", fragte er, aber Seto schüttelte den Kopf. "Wie Du sicher weißt, besuche ich in Tokyo die Wirtschaftsuniversität!" Joey nickte. "Während der letzten Zeit habe ich in einem Apartment im Tokyo Inn Hotel gewohnt, aber auf Dauer ist das keine Lösung, daher habe ich beschlossen, mir ein kleines Luxushaus zu mieten. Allerdings brauche ich dafür noch einen Butler, der nebenbei auch noch als Koch und Dienstmädchen einspringen kann, also quasi ein Mädchen für alles. Und genau da kommst Du ins Spiel, ich will, dass Du diesen Job übernimmst, für genau 10 Monate!"
 

Seto verschränkte triumphierend die Arme und beobachte mit Freude die Reaktion des blonden Kellners, der ihn mit geschocktem Gesichtsausdruck anstarrte. Joey schüttelte langsam den Kopf und strich sich in einer verzweifelten Geste mit der linken Hand durch die Haare, während sich seine rechte Hand krampfhaft in den Fahrradlenker krallte. "Das kannst Du nicht ernst meinen?! Soviel schulde ich Dir nicht, dass ich dafür 10 Monate lang für Dich arbeiten soll, außerdem hab ich schon einen Job und falls Du es vergessen hast, wohne ich hier in Domino und nicht in Tokyo!", rief Joey nach einer kurzen Schocksekunde und schüttelte energisch den Kopf. Seto zuckte kurz mit den Schultern. "Um den Job brauchst Du Dir keine Sorgen machen, ich rede mit Deinem Boss, er wird Dich für die Zeit freistellen und wenn die 10 Monate um sind, kannst Du wieder hier anfangen!"
 

Joey schüttelte noch immer den Kopf. "Und was ist mit meiner Wohnung? Wo soll ich eigentlich wohnen, wenn ich für Dich arbeite? Und wie sieht es aus mit Bezahlung? Du erwartest doch nicht, dass ich umsonst für Dich schufte, oder?", fragte er ungläubig und Seto grinste ein wenig. "Deine Wohnung kannst Du untervermieten, denn wohnen wirst Du in demselben Haus, wie ich, immerhin sollst Du mich rund um die Uhr betreuen, dafür bekommst Du alles umsonst. Arbeitskleidung, Verpflegung, Schlafplatz! Lohn wirst Du ebenfalls bekommen, aber ich werde Dich nach Leistung bezahlen!", erwiderte er und Joey schluckte schwer. "Heißt das, wenn ich schlecht arbeite, bekomm ich weniger Geld?", fragte er und Seto nickte grinsend.
 

Seto genoss es, die Oberhand über Joey zu haben und freute sich insgeheim schon auf dessen Gesicht, wenn er sah, wie groß dieses Luxushaus tatsächlich war, das er sich erst gestern in Tokyo angeschaut hatte. Im Vergleich zu der Villa in Domino war es zwar winzig, aber dennoch war das 2stöckige Haus mit seinen 10 Zimmern, 3 Badezimmern, einer großen Küche und einem hauseigenen Schwimmingpool bemerkenswert groß, was viel Arbeit für Joey bedeuten würde, zumal Seto nicht vorhatte, noch irgendwelche Bedienstete einzustellen. Es würde schon schwer genug sein, Joey im Auge zu behalten, auf neue Angestellte hatte er keine Lust, denn er vertraute Niemandem, der sich in seinen 4 Wänden aufhielt. Die 5 Angestellten der Kaiba Villa hatten alle Hände voll zu tun und konnten nicht gleichzeitig in Tokyo für ihn da sein, außerdem wollte Seto, dass Mokuba in guten Händen war, während er selbst nicht auf ihn aufpassen konnte.
 

Joey konnte es kaum glauben, er glaubte immer noch an einen schlechten Scherz und seufzte schwer. "Aber sind 10 Monate nicht ein wenig viel für eine Fahrt nach Hause?", fragte er leicht verzweifelt. Seto schüttelte den Kopf. "Was wäre passiert, wenn ich Dich nicht nach Hause gefahren hätte?", fragte er und Joey weitete geschockt seine Augen. "Hast Du vielleicht angenommen, dass Takahashi Tzumaki Dich heil nach Hause entlassen hätte?" Joey schüttelte den Kopf. Von Yugi hatte er erfahren, dass Takahashi nach der Abschlussfeier mit seinen Schlägern vor der Turnhalle stand und offensichtlich auf ihn gewartet hatte. 10 gerissene Schlägertypen, Takahashi eingeschlossen! Gegen die hätte Joey nicht die geringste Chance gehabt, zumal er ohnehin ziemlich angetrunken war. Wäre er diesen Schlägern in die Finger gekommen, würde er sicher nicht hier stehen und sich mit Seto über den kleinen Gefallen streiten. >Aber 10 Monate sind trotzdem zu viel!<
 

Seto wartete auf eine Antwort, aber Joey senkte nur verzweifelt den Kopf. "Mit 4 Monaten wäre ich einverstanden.", murmelte er leise. "8 Monate!", meinte Seto, Joey hob den Kopf und schaute Seto bittend an. "6 Monate und nicht einen Tag länger!", sagte er und Seto gab ihm die Hand. "Abgemacht! Du fängst nächste Woche an, bis dahin habe ich alles geregelt. Pack Deine Sachen zusammen, ich hol Dich nächsten Samstag ab!", antwortete er. Joey war zu verwirrt, um irgendetwas darauf zu erwidern und sah nur dabei zu, wie Seto in seine Limousine stieg und sich noch einmal umdrehte. "Soll ich Dich nach Hause fahren? Du kannst Dein Fahrrad hinten in den Kofferraum schmeißen!", meinte er und Joey nickte leicht, rührte sich aber nicht von der Stelle.
 

Joey hatte zwar gehört, dass Seto mit ihm redete, aber die Worte hatte er nicht verstanden, er hing zu sehr seinen Gedanken nach. >Ich soll tatsächlich für ihn arbeiten, nur weil er mich von diesem verdammten Takahashi gerettet hat. Oh man, hätte ich Kaiba bloß nicht um Hilfe gebeten! Andererseits wäre ich jetzt sicher im Krankenhaus mit gebrochenen Rippen, Schädeltrauma, Prellungen und Schnittwunden. Takahashis Leute hätten keine Sekunde lang gezögert, nur gut, dass niemand weiß, wo ich wohne und wo ich arbeite. Hhm, wenn ich es mir richtig überlege, hat die Sache jetzt auch etwas Gutes, wenn ich für Kaiba in Tokyo arbeite, da kann mich Takahashi nicht finden und mich also auch nicht zusammenschlagen, außerdem würde ich ja auch irgendwie unter Kaibas Schutz stehen, denn ich glaube kaum, dass er es zulassen würde, dass Irgendjemand seinen Angestellten zu nah auf die Pelle rückt!<
 

Seto schüttelte leicht den Kopf. "Willst Du da ewig rum stehen? Pack Dein Fahrrad in den Kofferraum und steig endlich ein!", rief er und Joey erwachte aus seinem leichten Dämmerzustand. "Ähm, ja, sofort!", meinte er und schob sein Fahrrad nach hinten zum übergroßen Kofferraum der schwarzen Kaiba Limousine, um es dort zu verstauen. Seto trommelte unterdessen grinsend mit den Fingern auf seinem Ledersitz herum und wartete darauf, dass Joey endlich einstieg, was dieser nach einer Minute auch tat. "Warum hat das solange gedauert?", fragte Seto leicht angesäuert und Joey erwiderte Setos Blick. "Warum?", fragte er, Seto schaute etwas überrascht. "Warum was?", fragte er und Joey zuckte mit den Schultern. "Warum soll ich für Dich arbeiten? Du hättest doch alles von mir verlangen können! Also, warum soll ich ausgerechnet für Dich arbeiten?"
 

Joey wollte es wissen, unbedingt, um jeden Preis! "Ich habe Dich halt beobachtet. Du arbeitest gut und irgendwie habe ich es genossen, wie Du mich den ganzen Abend lang bedient hast. Ich habe mich irgendwie daran gewöhnt und da ich sowieso noch einen persönlichen Angestellten brauchte, kamst Du mir grade Recht!", sagte Seto und ließ seine Limousine losfahren. Joey starrte Seto an, als hätte er einen Geist gesehen. "Ist das Dein Ernst?", fragte er und Seto nickte. "Ich mache über so was keine Schwerze!" Joey lachte leise vor sich hin. "Ich fass es ja nicht! Da ist man einmal im Leben nett zu Dir und behandelt Dich mit Respekt und dann kannst Du nicht mehr genug davon bekommen! Das ich das noch erleben kann! Einmalig!", meinte er und schüttelte lachend den Kopf.
 

Seto war etwas verwirrt über den Lachanfall Joeys, ließ sich aber nichts anmerken und zuckte nur ungerührt mit den Schultern. "Ich genieße es halt zu sehr, wenn Du ständig nach meiner Pfeife tanzen musst und das wirst Du, wenn Du genug Geld verdienen willst, immerhin bin ich für die nächste Zeit Dein Boss!", meinte er kühl und Joey nickte grinsend. "Ganz der Geschäftsmann, den ich kenne! Ich nehme mal an, dass es auch so was, wie einen Arbeitsvertrag geben wird?!", fragte er und Seto nickte. "Selbstverständlich!" >Mit einer Zusatzklausel, dass ich den Vertrag auf unbestimmte Zeit verlängern kann, ohne mir die Zustimmung von Wheeler einzuholen!<, dachte Seto und drehte sich grinsend zum Fenster.
 

Joey fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, jetzt so was wie Setos Mädchen für alles zu sein. >Wenn ich mir vorstelle, dass ich mit Kaiba in einem Haus wohnen soll, wird mir ganz schlecht! Ich hoffe mal, dass ich nicht zu viel zu tun bekomme, so eine große Villa, wie das Teil hier in Domino, möchte ich nicht sauber halten.<, dachte er und lehnte sich seufzend in den Sitz zurück. "Bist Du erschöpft?", fragte Seto und Joey schaute überrascht zu ihm. "Was interessiert Dich das?", fragte er zurück. "Interessiert mich nicht, antworte einfach!", befahl er und Joey legte den Kopf schief. "Noch arbeite ich nicht für Dich, also kannst Du mir nichts befehlen!", meinte er und drehte sich zum Fenster.
 

Seto griff Joey an die Schulter und zog ihn wieder zu sich herum. "Antworte doch einfach auf meine Frage, oder ist das so schwer?", fragte er fies grinsend und Joey schluckte kurz. "Nein, ist es nicht und ja, ich bin erschöpft! Sonst noch irgendwelche Fragen?" "Darf ich Dich küssen?", rutschte es Seto plötzlich raus und er schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund, während ihn Joey geschockt anstarrte und dann plötzlich knallrot wurde. "Eh, ich glaub, das wäre keine so gute Idee. Du hast wohl zu viel Sekt getrunken und ich bin sicher, dass Du es morgen bereuen wirst!", meinte er leise und drehte den Kopf weg. >Mist! Warum trink ich überhaupt so viel. Ader jetzt ist eh zu spät!<, dachte Seto und legte eine Hand unter Joeys Kinn.
 

Joey begriff nicht, was Seto wollte und starrte nur überrascht in Setos Augen, als sich dieser auch schon zu ihm hinunterbeugte und ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte. Joeys Augen weiteten sich vor Schreck und er zuckte leicht unter der kurzen Berührung zusammen. Seto löste sich genauso schnell wieder und fuhr sich mit der linken Hand durch die Haare, während sich seine rechte Hand in Joeys T-Shirt gekrallt hatte. "Wah?", war das Einzige, was Joey in dem Moment sagen konnte, bevor er Seto eine kräftige Ohrfeige verpasste. "Du spinnst doch wohl! Ich hab noch nie einen Mann geküsst, also wie kannst Du es wagen, das einfach so zu tun? Du glaubst wohl, Du kannst Dir alles erlauben, aber da hast Du Dich geschnitten! Du hast mich zwar vor diesem Takahashi gerettet, aber ich werde mich trotzdem nicht von Dir benutzen lassen, der Preis ist zu hoch! Und nun lass mich raus!"
 

Seto hielt sich die schmerzende Wange und ließ perplex den Wagen anhalten. Er war nicht überrascht über den heftigen Wutausbruch des Blonden, aber er war überrascht, dass es ihm leid tat, was er grade getan hatte. Eigentlich sollte es nur ein Spiel sein, er wollte sehen, ob sich Joey darauf einlassen würde, aber das ging nach hinten los. >Spinn ich denn jetzt total? Seit wann küss ich wildfremde Hunde?<, dachte er wütend über sich selbst und beobachtete mit leeren Blick, wie Joey aus der Limousine steig, sein Fahrrad aus dem Kofferraum holte und in der Nacht verschwand. "Scheiße! Verdammte Scheiße!", fluchte er und ließ seine Limousine wieder weiterfahren.
 

Joey war völlig von der Rolle. "Das kann nicht sein Ernst sein, wie kann er es wagen, mich einfach so zu küssen! Der Typ ist doch verrückt!", fluchte er und fuhr im Eiltempo mit seinem Fahrrad zu seiner Wohnung. >Wie soll ich unter diesen Umständen für ihn arbeiten? Ich hoffe inständig, dass er nicht darauf besteht, dass ich trotzdem als sein Diener arbeite.<, dachte er und hielt das Fahrrad vor seiner Haustür an. >Er hat mich gefragt, ob er mich küssen darf und dann hat er es einfach so getan! Was zum Teufel hat er sich dabei gedacht?< Joey stieg von seinem Fahrrad ab und fuhr sich mit den Fingerspitzen über seine Lippen. >Er hat mich einfach so geküsst! Verdammt noch mal, er ist doch ein Mann! Das geht doch nicht!<
 

Seto stieg vor seiner Villa aus der Limousine und wurde sofort vom hauseigenen Butler begrüßt. "Willkommen, Sir! Darf ich Ihnen Schuhe und Jackett abnehmen?", fragte der Butler, aber Seto ging einfach an ihm vorbei, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Der Butler schloss die Tür, während Seto nach oben in sein Schlafzimmer verschwand. >Verflucht noch mal, das gibt's doch einfach nicht! Was hab ich mir nur dabei gedacht, diesen blonden Köter zu küssen? Ich bin ein Mann und hab gerade zum ersten Mal einem anderen Mann auf den Mund geküsst! Ist das denn die Möglichkeit?<, dachte er und raufte sich die Haare. >Was für ein verdammter Scheiß Tag!<

zuviel Ungewissheit

4. zuviel Ungewissheit
 

Seto Kaiba erwachte am Sonntagmorgen mit einem leichten Brummschädel in seinem riesigen Bett. >Mist! Das war definitiv zuviel Sekt gestern!<, dachte er und erhob sich schwerfällig. Kaum war Seto aufgestanden, sprang seine Schlafzimmertür auf und Mokuba kam aufgeregt ins Zimmer gelaufen. "Guten Morgen, Seto, hast Du gut geschlafen?", rief er und Seto rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schläfen. "Nicht so laut, Mokuba! Ich hab Kopfschmerzen!", meinte er und Mokuba schaute ihn besorgt an. "Soll ich Dir Tabletten holen?", fragte er, Seto schüttelte den Kopf. "Danke, ist nicht nötig, das geht von alleine weg!" "Was war gestern eigentlich mit Dir los, der Butler meinte, Du warst ziemlich durch den Wind?!", sagte Mokuba und Seto schaute ein wenig überrascht. "Weiß nicht. Ich hab irgendwie einen leichten Blackout!", antwortete er, Mokuba schüttelte ungläubig den Kopf. "Du solltest nicht so viel trinken, Seto!", meinte er und hob tadelnd den rechten Zeigefinger, Seto nickte demütig. "Jawohl, kleiner Bruder! Zu Befehl!", sagte er und wuschelte seinem Bruder durch's Haar, bevor er mit einem leichten Grinsen im Badezimmer verschwand.
 

Joey Wheeler lag mit geöffneten Augen in seinem Bett und starrte an die Decke. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und war froh, dass er heute nicht zur Arbeit musste. Ständig dachte er an den Kuss, den er von Seto bekommen hatte und jedes Mal fuhr er sich automatisch mit dem Zeigefinger über seine Lippen. >Verdammt noch mal, warum kann ich diesen verdammten Kuss nicht einfach vergessen? Das ist doch zum Verrücktwerden! Was denkt der Typ sich eigentlich? Der muss ja hackedicht gewesen sein, im nüchternen Zustand hätte er das sicher nicht gemacht! Das ist vollkommen absurd! Ein Seto Kaiba küsst keine Männer, wenn er nüchtern ist und schon gar nicht mich! Aber wenn er wirklich betrunken war, kann er sich dann hinterher noch daran erinnern, was er im betrunkenen Zustand getan hat? Was ist, wenn er nen Blackout hat und nichts mehr von dem Kuss weiß? Wäre das jetzt gut, oder schlecht? Shit! Warum mach ich mir eigentlich Gedanken darüber, ich sollte lieber glücklich sein, wenn er sich nicht mehr an den Kuss erinnern kann! Er würde mich umbringen und meine Leiche irgendwo vergraben, damit ich nicht zur Presse gehen kann. Das wäre wirklich ein gefundenes Fressen für die Zeitung ,Betrunkener Seto Kaiba küsst Jungen auf den Mund!'< Joey schüttelte den Kopf. >Ich würde ihn nie an die Presse verraten, trotzdem würde ich zu gerne wissen, ob er sich noch an den Kuss erinnern kann!<
 

Seto stand mit hängendem Kopf unter der Dusche und versuchte krampfhaft sich an letzte Nacht zu erinnern, aber das Einzige, woran er sich noch erinnern konnte, war sein Deal mit Joey und die Tatsache, dass er ihn in seiner Limousine mitgenommen hatte. Was danach passierte, wusste Seto nicht mehr, er konnte sich nicht mehr daran erinnern, ob er Joey zu Hause abgeliefert hatte, oder nicht. Er wusste nicht einmal mehr, wie er selbst ins Bett gekommen war. >Irgendetwas ist gestern passiert! Irgendwas ziemlich Wichtiges! Fragt sich nur was!<, dachte Seto und wusch sich nachdenklich die Haare. >Vielleicht sollte ich einfach Wheeler fragen, immerhin war der ja nüchtern. Obwohl, das wäre keine so gute Idee, vielleicht weiß er ja gar nicht, dass ich betrunken war, immerhin sieht man mir das nie an!< Seto zog ein wenig skeptisch die Augenbrauen zusammen. >Hoffentlich hab ich nichts Blödes angestellt, oder gesagt! Als ich das letzte Mal betrunken war, bin ich neben einer hübschen Studentin aufgewacht.< Seto grinste leicht und schüttelte den Kopf. >So was würde mir bei dem blonden Köter ganz sicher nicht passieren!<
 

Joey erhob sich müde von seinem Bett und betrat den Flur. >Ich ruf ihn einfach mal an und erkundige mich nach ihm. Wenn er sich tatsächlich nicht mehr an den Kuss erinnern kann, wird er sich wie immer verhalten und vielleicht hab ich Glück und er weiß auch nichts mehr von unserem Deal, dann muss ich nicht mehr für ihn arbeiten, aber bei meinem Glück kann er sich daran ganz sicher erinnern!< Joey seufzte geknickt und griff zu seinem Telefon, um seinen Freund Yugi nach Kaibas Privatnummer zu fragen. >Nur gut, dass Mokuba Yugi seine Nummer gegeben hat, nachdem Kaiba angefangen hat, in Tokyo zu studieren.< "Domino City Game Shop, Yugi Muto hier, was kann ich für Sie tun?", erklang Yugis Stimme aus dem Hörer. "Yugi, Joey hier, kannst Du mir die Nummer von Mokuba geben? Ich müsste ihn dringend etwas fragen!", sagte Joey. "Joey, schön, dass Du anrufst, klar kann ich sie Dir geben, warte mal kurz!", antwortete Yugi und Joey seufzte leise. >Hoffentlich weiß er nicht, dass Kaiba auch schon zu Hause ist!<, dachte er und rieb sich müde die Augen.
 

Seto saß mit seinem Bruder am großen Esstisch im Speisesaal, trank seinen Kaffee und las die neusten Börsenberichte in der Zeitung, als das schnurlose Telefon im Flur klingelte. "Mokuba, gehst Du bitte ran, ist sicher für Dich!", meinte Seto, ohne seinen Blick von der Zeitung zu nehmen. Mokuba erhob sich und ging zum Telefon. "Mokuba Kaiba am Apparat, was gibt's?", fragte er. "Mokuba, ich bin's, Joey, ist Dein Bruder auch da?", frage Joey. "Klar ist er da, warte, ich geb ihn Dir mal.", erwiderte Mokuba und ging mit dem Telefon in der Hand zu seinem Bruder. "Ist für Dich!", meinte er und reichte dem überraschten Seto das Telefon. "Seto Kaiba hier, wer stört?", murrte er in den Hörer und Joey zuckte am anderen Ende der Leitung kurz zusammen. "Ich bin's Joey, ich ähm, wollte mich danach erkundigen, ob Du gut nach Hause gekommen bist!", meinte er und Seto zog etwas überrascht seine Augenbrauen hoch. "Ist das Dein Ernst?", fragte er perplex. "Sicher! Du sahst etwas angeschlagen aus und warst irgendwie nicht ganz Du selbst!", erwiderte Joey. "Was meinst Du damit? Wieso war ich nicht ich selbst?", fragte Seto verwirrt.
 

Joey hielt ein wenig die Luft an. >Er weiß es nicht mehr, er weiß es nicht mehr! Dieses verdammte Arschloch hat den Kuss einfach vergessen!< "Na ja, schien mir fast so, als hättest Du etwas zuviel Sekt getrunken!", antwortete er und knirschte leise mit den Zähnen. "Ach so, ja, ich erinnere mich, hatte heute Morgen ein wenig Kopfschmerzen, aber bin trotzdem gut in meiner Villa angekommen. Ich werde morgen früh den Arbeitsvertrag fertig stellen, damit Du ihn am Samstag gleich unterschreiben kannst!", meinte Seto und Joey ballte seine linke Hand zu einer Faust, während sich seine rechte in den Telefonhörer krallte. >Hab ich doch gewusst, dass er sich an den Deal erinnert, aber den verdammten Kuss einfach vergisst! Mistkerl!< "Kannst Du Dich noch an irgendetwas andres erinnern?", fragte Joey zaghaft. "Was meinst Du? Hab ich irgendwas verpasst?", fragte Seto überrascht, Joey schüttelte den Kopf. "Schon gut, war nichts Wichtiges, also dann bis Samstag, bye!", sagte er und legte einfach auf.
 

Seto starrte verwundert auf das Telefon in seiner Hand. >Hat einfach aufgelegt! Was zum Kuckuck sollte das? Und was meinte er damit, ob ich mich an irgendetwas andres erinnern kann? Woran soll ich mich erinnern? Was hab ich denn gemacht?<, fragte er sich und schüttelte verwirrt den Kopf. >Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich das ziemlich schnell tun sollte, bevor noch ein Unglück geschieht!< Er legte das Telefon auf den Tisch und griff wieder nach der Zeitung, um die Börsenberichte weiter zu studieren. "Was wollte Joey von Dir?", fragte Mokuba. "Er wollte wissen, ob ich gut nach Hause gekommen bin.", antwortete Seto und griff nach seiner Kaffeetasse. "Aha! Wann hast Du ihn denn getroffen?", fragte Mokuba weiter. "Er arbeitet im Red Butterfly und hat mich den ganzen Abend bedient!", erwiderte Seto, Mokuba hob erstaunt seine Augenbrauen. "Und was hat das mit dem Arbeitsvertrag auf sich?", fragte er, Seto erwiderte: "Wheeler wird die nächsten 6 Monate für mich arbeiten, als mein persönlicher Butler, Dienstmädchen und Koch! Ist ne lange Geschichte!"
 

Joey starrte wütend auf das Telefon im Flur und schlug mit der Faust gegen die Wand. >Verdammt, verdammt, verdammt! Warum bin ich eigentlich jetzt so sauer darüber, dass er sich nicht mehr an diesen blöden Kuss erinnern kann? Es sollte mir doch eigentlich völlig egal sein, ich sollte mich doch darüber freuen! Scheiße man! Der Kerl macht mich wahnsinnig! Warum zum Teufel küsst mich dieser Idiot? Und warum zum Donnerwetter noch mal kann er sich hinterher nicht mehr daran erinnern? Das ist doch zum Verrücktwerden!< Er schlug noch einmal mit der Faust gegen die Wand und verzog vor Schmerz sein Gesicht. >Ich hab mir das ja nicht eingebildet, er hat mich tatsächlich auf den Mund geküsst!< Er strich sich mit den Fingerspitzen über die Lippen und lächelte traurig. >Der erste Mann, der mich küsst, muss natürlich ausgerechnet Seto Kaiba sein! Ein arroganter Geschäftsmann, der nichts andres als seinen Bruder und seine Firma im Kopf hat! Was für eine Ironie, dass ausgerechnet er die Kontrolle verliert und hinterher nichts mehr davon weiß!<
 

Seto erzählte seinem Bruder die Sache mit der Abschlussfeier und Mokuba grinste breit. "Is nich wahr? Du hast ihn tatsächlich nach Hause gefahren und dann auch noch ins Bett gelegt?", fragte er amüsiert, Seto nickte leicht. "Was hätte ich denn sonst tun sollen? Ich konnte ihn doch nicht diesem Tzumaki überlassen, der Direx hätte mir das sicher übel genommen und Wheeler war einfach zu betrunken, um wach zu bleiben, da musste ich ihn halt ins Bett stecken, weil ich ihn ja schlecht in der Limousine lassen konnte.", meinte er Schulter zuckend. "Aber trotzdem! So was kennt man gar nicht von Dir, das war ja schon richtig...nett!", sagte Mokuba, Seto funkelte ihn drohend an. "Ich bin sicher alles, aber definitiv nicht...nett!", zischte er und Mokuba brach in schallendes Gelächter aus. "Was gibt's da jetzt zu lachen?", fragte Seto böse und Mokuba hielt sich kichernd den Mund zu. "Sorry, aber Du tust ja grad so, als wäre es ein Verbrechen, wenn man mal nett zu seinen Mitmenschen ist!", nuschelte er kichernd und Seto verschränkte beleidigt die Arme. "Ich will nicht...nett sein!", sagte er und würdigte seinen Bruder keines Blickes.
 

Joey hatte sich unterdessen wieder ein wenig beruhigt und saß etwas traurig in seiner Küche. >Das ist einfach nicht fair! Ich wünschte, ich könnte den Kuss auch einfach vergessen. Ich kann ihm unter diesen Umständen nicht unter die Augen treten, ich werd ganz sicher die ganze Zeit auf seine Lippen starren und knallrot anlaufen, weil ich ständig an den Kuss denken muss! Was mach ich denn jetzt? Ich kann ihm doch nicht einfach sagen, dass er mich geküsst hat, er würde mir sowieso kein Wort glauben und wenn doch, würde er es wenigstens leugnen oder mir verbieten, jemals ein Wort darüber zu verlieren. Er hasst mich! Er würde nie zugeben, dass er mich geküsst hat, unter gar keinen Umständen! Und wenn ich ihn einfach zurückküsse?< Joey schüttelte den Kopf. >Kommt doch überhaupt nicht in Frage, Kaiba würde mich sofort erwürgen! Und außerdem war der Kuss nun gar nicht so schön, dass ich das wiederholen will! Okay, schlecht war er nicht, vielleicht ein wenig kurz, aber schlecht auf keinen Fall! Aber trotzdem! Das ist Seto Kaiba, ein Mann, ein reicher Mann zwar, aber immer noch ein Mann! Verdammt, das ist so verwirrend!< Joey raufte sich die Haare und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte fallen. >Was hast Du da nur wieder angestellt, Kaiba?<
 

Seto war grade dabei sich seinen Mantel überzuziehen, da er seinem Bruder ja einen Ausflug versprochen hatte, als er sich daran erinnerte, dass Joey ihm in der Limousine eine heftige Ohrfeige gegeben hatte, an den Grund dafür konnte er sich jedoch nicht erinnern. Ein wenig verwirrt strich sich Seto über die linke Wange und zog seine Augenbrauen zusammen. >Warum hat mich dieser verlauste Köter geohrfeigt? Hab ich ihn vielleicht irgendwie beleidigt?< Er schüttelte den Kopf. >Nein, eine einfache Beleidigung hätte sicher nicht dazu geführt, dass er mich deswegen ohrfeigt. Wheeler ist mir gegenüber noch nie wirklich handgreiflich geworden, wenn ich ihn beleidigt hab. Aber was für einen Grund hatte er, so auszurasten? Was hab ich gemacht?< "Seto? Alles in Ordnung?", fragte Mokuba und Seto starrte seinen Bruder etwas verwirrt an. "Ja, alles okay, mir ist nur grade etwas eingefallen, war nicht so wichtig!", meinte er und wuschelte seinem Bruder durch's Haar. >Wenn ich mich doch wenigstens an den Grund für Wheelers Ausraster erinnern könnte, er hat sich heute am Telefon so merkwürdig verhalten, das ist so verdammt verwirrend!<

zuviel Schmerz

5. zuviel Schmerz
 

Joey Wheeler war mit einem Müllbeutel unterwegs zum Container am andren Ende der Strasse. Es war wieder Samstag früh und es waren kaum Leute im Hafen unterwegs. Joey hatte sich dazu entschlossen, seine Wohnung nicht unterzuvermieten, er würde die Miete selbst aufbringen, auch wenn er dafür ziemlich hart für seinen neuen Arbeitgeber Seto Kaiba schuften musste, er wollte auf keinen Fall, dass irgendein Fremder in seiner Wohnung wohnte, während er selbst in Tokyo war. Joey seufzte leise, er hatte die letzten Nächte kaum geschlafen, er hatte ständig an diesen Kuss denken müssen und er fragte sich ständig, ob Seto sich inzwischen wieder daran erinnern konnte, was er allerdings stark bezweifelte. >Mist! Das ganze Theater bringt doch nichts! Selbst wenn er sich an den Kuss erinnern könnte, würde er es nie zugeben! Niemals!<, dachte Joey und warf den Müllbeutel in den Container.
 

Seto Kaiba war unterwegs mit seiner Limousine, er hatte beschlossen, dass er seinen neuen Angestellten Joey Wheeler gleich früh morgens abholen wollte, weil er nachmittags noch einen wichtigen Termin in Tokyo hatte. In den letzten Tagen hatte er ziemlich viel zu tun und kaum Zeit darüber nachzudenken, was am vergangenen Samstag passiert war. Ihm war immer noch nicht eingefallen, warum Joey ihn geohrfeigt hatte und er bezweifelte stark, dass es ihm wieder einfallen würde. >Warum mach ich mir eigentlich Gedanken darüber? So schlimm kann es ja nicht gewesen sein, sonst hätte Wheeler ja irgendwas gesagt und vielleicht hab ich das mit der Ohrfeige auch nur geträumt, wäre ja immerhin möglich!<, dachte Seto und schaute aus dem Fenster seiner Limousine.
 

Joey wollte gerade wieder zu seiner Wohnung gehen, als er durch den Klang einer Stimme aufgeschreckt wurde. "Worauf hast Du denn Lust, Taka?" >Wer ist Taka?<, fragte sich Joey und schaute neugierig um die Ecke des Wohnblocks, augenblicklich erstarrte er vor Schreck >Takahashi Tzumaki!<, dachte er und wurde kreidebleich. Takahashi saß mit 4 weiteren Typen auf einer Treppe, die zu einem Hintereingang des Wohnblocks gehörte. "Eine kleine Prügelei wäre nicht schlecht!", meinte Takahashi grinsend, Joey gefror das Blut in den Adern und er versuchte so leise wie möglich um die Ecke zu verschwinden. Leider drehte sich einer der Typen genau in diesem Moment zu ihm um. "Hey, da haben wir schon ein williges Opfer!", rief er, Joey drehte sich um und flüchtete mit dem Haustürschlüssel in der Hand in Richtung seiner Wohnung.
 

Seto bog mit seiner Limousine in die Strasse zum Hafen ein und schüttelte den Kopf, während er kritisch die Umgebung musterte. >Und in so einer verkommenen Gegend wohnt dieser Wheeler auch noch freiwillig! Kein Wunder, dass keiner wissen soll, wo er sich verkrochen hat!<, dachte er und grinste fies. >Er sollte wirklich dankbar dafür sein, dass ich ihn für mich arbeiten lasse, aber so wie ich ihn kenne, wird er die Wohnung trotzdem behalten, für den Fall, dass ich ihn rausschmeiße, wenn er mir zu sehr auf die Nerven geht!< Und wieder dachte er an die Ohrfeige, die Joey ihm verpasst hatte. Ein wenig irritiert schüttelte Seto den Kopf, es brachte nicht viel, wenn er ständig darüber nachdachte, der Grund für die Ohrfeige würde ihm sicher irgendwann einfallen, vielleicht spätestens dann, wenn er Joey gegenüber stand.
 

Joey war schnell, aber für Takahashi und seine 4 Schlägertypen nicht schnell genug, kurz vor seiner Haustür wurde Joey von Takahashi mit einem Tritt in den Rücken niedergestreckt. "Na, wen haben wir denn hier? Ist das nicht der kleine blonde Wichtigtuer von der Abschlussfeier?", fragte Takahashi grinsend und verpasste Joey noch einen Tritt in die Rippen. Keuchend rappelte Joey sich auf, wurde aber sofort mit einem Kinnhacken von einem der anderen Typen gegen die Hauswand geschleudert. "Hey, ich will auch mal!", rief einer der Typen, Takahashi grinste fies. "Okay Jungs, macht ihn fertig!", rief er, sofort stürzten sich die 4 Typen gleichzeitig auf Joey, der von den Tritten und dem Kinnhacken noch völlig benommen war und sich gegen die weiteren Faustschläge und Fußtritte nicht wirklich wehren konnte.
 

Seto schaute aus dem Fenster, als er den Wohnblock von Joey erreichte und zog ein wenig überrascht die Augenbrauen zusammen. >Das ist doch dieser Tzumaki! Was macht der denn vor Wheelers Haustür? Und wen schlagen seine Männer da grade zusammen?< Bevor er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, hielt die Limousine an und Seto sprang raus. Mit schnellen Schritten ging er auf die Männer zu. "Was soll das hier werden, Tzumaki?", fragte er mit eiskalter Stimme, so dass sich die Typen abrupt umdrehten und den Blick auf den am Boden liegenden Joey freigaben. >Wheeler!<, dachte Seto erschrocken und zog äußerst wütend seine Augenbrauen zusammen. "Ich wünsche augenblicklich eine Erklärung, warum mein persönlicher Angestellter von Deinen Männern verprügelt wird, Tzumaki!", zischte Seto und verschränkte wütend seine Arme.
 

Joey lag mit tierischen Schmerzen am Boden und hörte nur aus weiter Ferne eine Stimme, die er nicht richtig zuordnen konnte. "Der blonde Typ arbeitet nicht für Dich, Kaiba!", zischte Takahashi zurück. "Seit heute schon!", antwortete Seto. "Und da ihr meinen Angestellten arbeitsunfähig geprügelt habt, verlange ich eine Entschädigung!" "Was meinst Du mit Entschädigung?", fragte Takahashi unsicher. "Ganz einfach, ich werde meine Geschäftsbeziehung zu Deinem Vater abbrechen und ihm auch den Grund dafür mitteilen. Ich nehme an, dass es Deinem Vater nicht gefallen wird!", erwiderte Seto und Takahashi zuckte erschrocken zusammen. "Das kannst Du nicht machen, mein Vater bringt mich um!", flehte er, Seto zuckte nur emotionslos mit den Schultern. "Das vielleicht nicht, aber er wird Dich auf eine Militärakademie schicken und da wird Dir erstmal Disziplin beigebracht."
 

Seto war tierisch sauer, eigentlich war Tzumaki Senior ein wirklich guter Geschäftspartner, der genauso wie er von Waffen- auf Spielzeugherstellung umgesattelt hatte, nachdem Seto die Firma von seinem Adoptivvater übernommen hatte. Aber er konnte nicht zulassen, dass irgendein verwöhnter Bengel ohne Disziplin einen seiner persönlichen Angestellten verprügelte, dass es sich hierbei ausgerechnet um Joey handelte, ignorierte Seto gekonnt. Es war ja nicht das erste Mal, dass er ihm aus der Klemme half. "Also, wo bleibt nun meine Erklärung? Warum verprügelt ihr meinen Angestellten?", fragte Seto eisig. Takahashi zuckte erschrocken zusammen und seine 4 Männer verschwanden augenblicklich um die nächste Ecke. "Das war ein Versehen! Ich wusste nicht, dass er für Dich arbeitet! Sag meinem Vater bitte nichts davon!", flehte Takahashi, Seto funkelte ihn nur wütend an. "Verschwinde!", zischte er und Takahashi machte sich sofort aus dem Staub.
 

Joey lag noch immer zusammengekrümmt am Boden und stöhnte ein paar Mal vor Schmerz. Seto ging mit schnellen Schritten zu ihm. "Hey, Wheeler, kannst Du aufstehen?", fragte er, Joey keuchte leise und versuchte sich auf seine Knie zu stemmen, allerdings hatte er in den Armen keine Kraft und sackte deshalb gleich wieder zusammen. Seto seufzte kurz und hob Joey einfach hoch, ein wenig erschrocken stellte er fest, dass Joey viel leichter war, als zum Zeitpunkt der Abschlussfeier. "Du isst zu wenig, Wheeler!", murmelte Seto und trug Joey zur Limousine. Joey grummelte nur etwas und stöhnte leise, während er noch immer krampfhaft seinen Haustürschlüssel in der Hand hielt. "Was hattest Du eigentlich um diese Zeit draußen zu suchen?", fragte Seto, während er Joey auf den Rücksitz der Limousine legte.
 

Seto setzte sich neben Joey auf den Sitz. "Ich hab den Müll nach unten gebracht!", flüsterte Joey heiser und hielt sich den Bauch. Seto schüttelte ungläubig den Kopf. "Nichts als Ärger hat man mit Dir!", sagte er, Joey knurrte nur etwas Unverständliches, was sich stark nach "Leck mich doch!" anhörte. "Nicht in diesem Leben, Wheeler!", antwortete Seto und wies seinen Fahrer an, ins Krankenhaus zu fahren. "Wieso bist Du eigentlich schon hier?", fragte Joey heiser. "Ich habe heute Nachmittag einen Termin in Tokyo, aber den werd ich jetzt wohl wegen Dir verschieben müssen!", antwortete Seto, Joey seufzte leise. "Hättest mich ja auch liegen lassen können!"
 

Joey passte es nicht, dass Seto sich anscheinend noch immer nicht an den Kuss erinnern konnte und er war wirklich sauer. Wenn diese starken Schmerzen nicht wären, hätte er sich längst auf den arroganten Firmenleiter gestürzt und ihn verprügelt. "Du arbeitest seit heute für mich, also bin ich auch für Dich verantwortlich.", meinte Seto. "Ich hab den Arbeitsvertrag noch nicht unterschrieben.", murmelte Joey. "Reine Formsache!", erklärte Seto und verschränkte grinsend die Arme, keuchend richtete Joey sich auf und starrte Seto wütend an. "Du kannst Dich also immer noch nicht an letzten Samstag erinnern, oder?", fragte er leicht angesäuert.
 

Seto schaute nur etwas irritiert, antwortete jedoch nicht. "Dachte ich mir fast!", meinte Joey und grinste fies. "Soll ich Dir verraten, was Du getan hast? Willst Du wissen, worüber ich mir die ganze Woche den Kopf zerbrochen habe, so dass ich kaum noch geschlafen habe und ich außerdem nichts Richtiges essen konnte? Willst Du es wirklich wissen?" Seto nickte nur verwirrt und starrte Joey an, der immer näher gerückt war und ein wirklich fieses Grinsen aufgesetzt hatte. Joey schluckte kurz, zurück konnte er nicht mehr, aber den entscheidenden Schritt zu wagen, war trotzdem nicht leicht. "Okay, Kaiba, mach Dich auf eine Überraschung gefasst!", hauchte er, zögerte einen Moment und gab dem total überrumpelten Seto einen kurzen Kuss auf den Mund. In diesem kurzen Moment machte es bei Seto ,klick' und er weitete geschockt die Augen. >Scheiße!<
 

Joey grinste triumphierend. "Ist es Dir wieder eingefallen, ja? Schön, dann sieh mal zu, wie Du das wieder grade biegen willst!", sagte er und rollte sich wieder auf dem Sitz zusammen. Die Schmerzen in seinem Körper waren zwar nicht mehr ganz so schlimm, aber ein Besuch im Krankenhaus wäre auf jeden Fall angebracht. >Mist, ich hab mir bestimmt ein paar Rippen gebrochen! Unter diesen Umständen kann ich nicht für Kaiba arbeiten, vielleicht will er mich auch gar nicht mehr, nach meiner Kussaktion. Verflucht noch mal, das ist alles so ein verdammter Mist! Warum mach ich mir eigentlich so scheiß viele Gedanken darüber? Es war doch nur ein blöder Kuss, na um genau zu sein sogar zwei, aber trotzdem, da ist doch überhaupt nichts bei, das hat absolut nichts zu bedeuten!<, dachte Joey und seufzte leise.
 

Seto konnte sich für ein paar Sekunden nicht rühren, in seinem Kopf spielte sich nur die eine Szene ab, seine freche Frage, der Kuss, den er Joey geben hatte, die heftige Ohrfeige und die Standpauke, die er von Joey bekam. >Scheiße! Was mach ich denn jetzt?<, fragte sich Seto immer wieder und schüttelte total verwirrt den Kopf. "Hör mal...", fing er an, wurde aber sofort von Joey unterbrochen. "Vergiss es, brauchst nichts zu sagen, der Kuss hatte absolut nichts zu bedeuten, ich versteh schon. Mein Kuss hatte auch nichts zu bedeuten, also vergiss die Sache einfach.", murmelte er, Seto zuckte ein wenig zusammen und er spürte einen kurzen Stich genau dort, wo sein Herz war. >Wenn er das so locker aufnimmt, gibt es ja keine Probleme!<, dachte er.
 

Joey spürte bei seinen Worten ebenfalls einen Stich in seiner Herzgegend, aber er versuchte dieses Gefühl zu ignorieren. >Es tut überhaupt nicht weh, ganz und gar nicht! Die Sache mit dem Kuss wird einfach vergessen und fertig! Da ist überhaupt nichts dabei!<, dachte er und wischte sich heimlich eine kleine Träne aus den Augenwinkeln. >Scheiße man, ich werd doch deswegen nicht gleich anfangen zu flennen! Verdammt noch mal, wer bin ich denn? Ich bin doch nicht Kaibas Spielzeug, der kann mich doch nicht einfach küssen! Wieso zum Teufel noch mal hab ich ihn dann zurückgeküsst, damit er sich wieder an diesen verdammten Kuss erinnern kann? Ich hätte die Sache einfach vergessen sollen!<
 

Seto strich sich ein paar Haare aus der Stirn. "Dann wäre das ja geklärt, das wird keine Auswirkungen auf unsere Zusammenarbeit haben. Du wirst erstmal im Krankenhaus behandelt und dann werden wir weitersehen!", sagte er, Joey antwortete nicht und seufzte nur leise. >Was hab ich mir nur dabei gedacht, diesen Köter zu küssen? Das bringt sicher noch ne Menge Probleme mit sich!<, dachte Seto. "Wheeler?" "Hm?", fragte Joey. "Warum hast Du mich nicht früher auf den Kuss angesprochen und warum hast Du mich nicht an die Presse verraten?," fragte Seto, Joey richtete sich erschrocken auf. "Sag mal, Kaiba, wofür hältst Du mich eigentlich? Sehe ich so unsensibel aus? Was hättest Du denn gemacht, wenn ich Dich auf den Kuss angesprochen hätte?" Seto antwortete nicht.
 

Joey schüttelte den Kopf. "Du bist so ein Idiot!", murmelte er. "Und warum hast Du mich nicht verraten?", fragte Seto wieder. "Hättest Du mich verraten?", fragte Joey zurück, Seto überlegte kurz und schüttelte den Kopf. "Hätte ich nicht!", meinte er, Joey nickte grinsend. "Siehst Du! Ich würde das auch nie tun! Was mir in meinem Privatleben passiert, geht niemanden etwas an, auch nicht, wenn sich eine berühmte Persönlichkeit mit Namen Seto Kaiba darin verirrt!", sagte er und lehnte sich keuchend im Sitz zurück. >Blödmann! Warum stellst Du mir so eine verdammt blöde Frage, wenn doch alles geklärt wurde?< Müde schloss er seine Augen und stöhnte leise, weil sich eine Rippe in den rechten Lungenflügel bohrte.
 

Seto musterte Joey mit einem sorgenvollen Blick. "Hast Du starke Schmerzen?", fragte er, Joey öffnete irritiert seine Augen und starrte ihn an. "Machst Du Dir etwa Sorgen?", fragte er, Seto zuckte kurz mit den Schultern. "Vielleicht? Und, hast Du starke Schmerzen?" Joey nickte leicht. "Klar hab ich die, Takahashis Männer haben mich ja auch ziemlich böse erwischt, ich hab mir anscheinend ne Rippe angebrochen, die sich ziemlich schmerzhaft in meine Lunge bohrt, wenn ich mich zu sehr bewege.", antwortete Joey und hustete kurz. Seto überlegte nicht lange und beugte sich zu Joey runter, um ihm sein T-Shirt hochzuziehen. Joey war von dieser Aktion total geschockt und wagte nicht, sich zu rühren, als Seto dann vorsichtig mit seinem Fingern über die Rippen strich, um die angebrochene Rippe zu ertasten, erstarrte er förmlich zu Eis.
 

Joey wusste nicht, was er machen sollte, Setos Berührungen machten ihm gar nichts aus und das verwirrte Joey zutiefst. >Verdammte Scheiße, er soll damit aufhören! Das ertrag ich nicht länger!<, dachte er und seufzte leise, als Seto erneut über die Rippen strich. Ein wenig erschrocken keuchte Joey auf, als Seto die angebrochene Rippe ertastete und leicht drückte. "Scheiße man, das tut weh!", zischte Joey. "Sorry.", murmelte Seto und strich noch einmal sanft über die Stelle. >Was soll das bloß? Warum macht er das?<, fragte sich Joey und schüttelte leicht den Kopf, im nächsten Moment blieb ihm beinahe das Herz stehen, denn Seto hatte sich etwas tiefer gebeugt und küsste sanft die blauen Flecke auf Joeys Brustkorb.
 

Seto wusste nicht wirklich, was er da tat, aber aufhören konnte er auch nicht. >Scheiße, was mach ich hier eigentlich?< Als die Limousine plötzlich stehen blieb, zuckte Seto erschrocken zurück. >Verdammt!< Er wagte nicht, Joey in die Augen zu sehen. "Wir sind da!", sagte er und verließ die Limousine, Joey folgte ihm keuchend und sagte kein Wort. Seto war das auch lieber und ging mit schnellen Schritten zum Eingang des Krankenhauses, während Joey verzweifelt versuchte, mit ihm Schritt zu halten. "Nicht so schnell, verdammt noch mal, ich hab Schmerzen!", keuchte er und humpelte Seto hinterher, der sich kurz umdrehte und ihn nur etwas abwesend anstarrte.
 

Joey war äußerst verwirrt und kaum in der Lage, klar zu denken, das Einzige was er im Moment im Kopf hatte, war die Frage. >Was zum Teufel passiert hier zwischen mir und Kaiba?< Eine Antwort hatte er nicht und er glaubte auch nicht daran, dass Seto eine hatte, denn der sah mindestens genauso verwirrt aus, wie er selbst. Seto griff nach Joeys Arm und zog ihn hinter sich her, Joey wehrte sich nicht gegen den beinahe sanften Griff, schüttelte aber etwas überrascht den Kopf. >Der ist ja total durch den Wind!<, dachte er und grinste leicht. >Na, mir geht's ja auch nicht viel besser!< Er hustete kurz und hielt sich mit seiner freien Hand den Brustkorb. >Verdammt, das schmerzt tierisch! Dafür waren Kaibas Küsse aber wirklich unglaublich heilsam!<, dachte Joey und lächelte ein wenig verträumt, während er Kaiba hinterher stolperte. >Das kann er ruhig mal wiederholen!<

zuviel Verwirrung

6. zuviel Verwirrung
 

Seto Kaiba wartete ein wenig angespannt auf dem Flur vor der Röntgenabteilung des Domino-City Krankenhauses und dachte darüber nach, was er tun sollte. >Wie soll ich das wieder rückgängig machen? Verdammt! Wie zum Teufel konnte mir nur so etwas passieren? Der erste Mann, dem ich im angetrunkenen Zustand auf den Mund küsse, muss natürlich ausgerechnet der Köter sein! Verflucht! Wie soll ich mich jetzt in seiner Gegenwart verhalten? Ist es wirklich angebracht, ihn weiterhin für mich arbeiten zu lassen? Oder sollte ich das Ganze lieber auf Eis legen und einfach vergessen? Aber, ich kann Wheeler nicht hier lassen, solange dieser Tzumaki frei herumläuft, immerhin weiß der Kerl, wo Wheeler wohnt!<, dachte Seto und schaute nachdenklich auf die große Pendeltür zur Röntgenabteilung.
 

Joey Wheeler lag etwas nervös auf der Liege des Computertomographen und rührte sich nicht. Eine Krankenschwester stand neben ihm und versuchte ihn zu beruhigen. "Es tut wirklich nicht weh, Herr Wheeler. Mit der Computertomographie stellen wir fest in wie weit die Lunge durch die angebrochene Rippe in Mitleidenschaft gezogen wurde. Wenn keine Verletzung des Lungenflügels vorliegt, können wir Ihnen einen Stützverband anlegen und die Rippe wird von alleine heilen. Machen Sie sich keine Sorgen, Sie sind wirklich in guten Händen!", sagte die Krankenschwester und drückte Joeys Hand ein wenig. "Danke!", hauchte Joey leise und versuchte möglichst ruhig zu atmen, was ihm nicht leicht fiel.
 

Seto wurde immer nervöser, je länger die Untersuchung dauerte. >Verdammt, wie lange dauert das denn? So schwer waren seine Verletzungen doch gar nicht!<, dachte er und schaute nervös auf die Uhr. >Er ist jetzt schon fast eine Stunde da drin!< Unruhig ging er den Gang runter und bleib vor einem Kaffeeautomaten stehen, um sich einen starken Kaffee zu besorgen. Mit dem Kaffeebecher in der Hand ging er zurück und setzte sich auf einen der roten Sessel, die vor der Pendeltür der Röntgenabteilung standen. Er nahm einen kurzen Schluck von dem heißen Kaffee und schaute immer wieder nervös auf die Uhr. >Wo steckt denn der Arzt, verdammt noch mal?<, fragte er sich und legte nervös ein Bein über das andere.
 

Joey war unruhig und wartete auf der Liege auf die Diagnose des Arztes. "Also, Herr Wheeler, so wie es aussieht, hat die angebrochene Rippe auf der rechten Seite ein kleines Loch in das Rippenfell gestochen. Das verursacht natürlich erhebliche Schmerzen beim Atmen. Aus diesem Grund werden wir eine Drainage anbringen müssen, um das Blut zu entfernen, das sich zwischen Lungen- und Rippenfell im so genannten Pleuraraum gesammelt hat. Dabei wird unter örtlicher Betäubung ein Schlauch in den Pleuraraum geschoben und an der Haut befestigt, damit er nicht aus Versehen herausgezogen wird. An den Schlauch wird eine Art Pumpe angeschlossen, die einen Unterdruck erzeugt. Das Loch selbst ist nicht sehr groß und dürfte sich durch die Drainage ohne Probleme zusammenziehen, allerdings könnte die Behandlung einige Tage dauern. Sollten wir durch die Drainage keinen Erfolg erzielen, werden wir wahrscheinlich operieren müssen!" Joey biss sich nervös auf die Unterlippe und nickte leicht. "Tun Sie, was nötig ist!"
 

Seto saß mit versteinerter Miene auf dem Sessel und wartete ungeduldig. Inzwischen hatte er sich bereits den zweiten Becher Kaffee besorgt, den er hastig austrank, als endlich die Krankenliege mit Joey durch die Pendeltür geschoben wurde. Sofort sprang Seto auf. "Also, dürfte ich jetzt endlich erfahren, was los ist?", fragte er den Arzt, der neben der Krankenschwester durch die Pendeltür kam. "Ah, Herr Kaiba! Tut mir leid, dass Sie solange warten mussten! Also Folgendes, die Rippe hat das Rippenfell durchstochen, dadurch ist etwas Blut in die Lunge eingedrungen, das wir durch eine Drainage entfernen müssen. Es ist kein gefährlicher Eingriff, allerdings wird es einige Zeit dauern, Herr Wheeler wird mindestens eine Woche im Krankenhaus bleiben müssen, eine Verlegung nach Tokyo wird natürlich sofort per Helikopter erfolgen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie seine Familienangehörigen davon in Kenntnis setzen könnten!" Seto nickte leicht und schaute zu der Liege, auf der Joey lag.
 

Joey schüttelte den Kopf. "Ich will nicht, dass meine Familie davon erfährt! Mein Vater versucht dann bloß wieder, mich zu überreden, dass ich wieder bei ihm einziehe! Meine Mutter wird das sowieso nicht interessieren und meine Schwester soll sich keine unnötigen Sorgen machen!", flüsterte er und hustete ein wenig. Seto rieb sich etwas genervt die Schläfen. "Bist Du sicher?", fragte er, Joey nickte leicht. "Behalt es bitte für Dich und sag auch meinen Freunden nichts davon, die haben momentan ihre eigenen Probleme und da möchte ich sie wirklich nicht mit so einer Nebensächlichkeit belästigen!" Seto nickte. "Abgemacht! Aber glaub ja nicht, dass sich etwas an unserem Arbeitsverhältnis ändert! Die Zeit, die Du im Krankenhaus verbringst, werde ich hinten dran hängen!" Joey grinste ein wenig. "Das ist wieder mal typisch für Dich!"
 

Seto versuchte ein fieses Grinsen, was ihm beim Anblick des blassen Joey nicht wirklich gelang. "Ich werde mit meinem Helikopter hinterher fliegen, also kratz mir unterwegs bloß nicht ab, wir haben noch eine ganze Menge zu besprechen!", sagte er und Joey lächelte leicht. "Ach, haben wir das? Ich wüsste nicht, was wir noch zu besprechen hätten!" Seto seufzte leise. "Du weißt genau, wovon ich rede!" "Wir sehn uns in Tokyo!", antwortete Joey. Die Krankenschwester schob die Liege weiter den Gang runter, während Seto etwas unschlüssig stehen blieb und sich ein paar Haare aus der Stirn strich. "Keine Sorge, Herr Kaiba, Herr Wheeler schafft das schon!", sagte der Arzt und klopfte Seto aufmunternd auf die Schulter, Seto zuckte unter dieser Berührung leicht zusammen und nickte nur etwas irritiert, bevor er ebenfalls den Gang hinunter ging.
 

Joey fühlte sich gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass er nun einen Helikopterflug vor sich hatte, die Schmerzen waren durch die Schmerzmittel, die der Arzt ihm vorher verabreicht hatte, zwar nicht mehr so schlimm, aber unter diesen Umständen wollte er nicht fliegen. Auch wenn seine Angst völlig unbegründet war, hatte er irgendwie ein ziemlich ungutes Gefühl und auf sein Gefühl konnte er sich bisher immer gut verlassen. >Hoffentlich passiert nichts Schlimmes.<, dachte er und schloss etwas erschöpft seine Augen. Die Schmerzmittel entfalteten langsam ihre Wirkung und verursachten eine plötzliche Müdigkeit, der Joey allmählich zum Opfer fiel.
 

Seto verließ mit eiligen Schritten das Krankenhaus, um so schnell wie möglich zu seinem Helikopter zu kommen, den er per Handy herbestellt hatte, er wollte versuchen vor Joey in Tokyo im Medical Center Hospital anzukommen. Irgendwie hatte er eine schreckliche Vorahnung, die ihm keine Ruhe lies, es war äußerst verwirrend für ihn, er konnte seine Gefühle nicht wirklich zuordnen, aber es kam ihm beinahe so vor, als würde er sich wirklich ernsthafte Sorgen um Joey machen. >Das ist doch völlig lächerlich! Warum sollte ich mir Sorgen um den Köter machen, ich hab doch gar keinen Grund dazu?! Ihm geht es doch gut, so schlimm sind die Verletzungen ja nicht! Oder doch?< Irritiert schüttelte er den Kopf und stieg in seinen Helikopter, um sich sofort auf den Weg nach Tokyo zu machen.
 

Joey wurde unterdessen ebenfalls in einen Helikopter geschoben, allerdings bekam er davon nicht mehr soviel mit, da er durch die Auswirkungen der Medikamente tief und fest schlief. "Behalten Sie seinen Puls und seine Atmung im Auge, der Patient ist ziemlich geschwächt, wenn unterwegs sein Immunsystem zusammenbricht, könnte es Probleme geben!", sagte der Arzt zum Einsatzleiter des Rettungsteams. "Ich werde mich darum kümmern!", antwortete der Notarzt und schob zusammen mit seinem Assistenten die Krankenliege in den Rettungshelikopter. Joey stöhnte leise, wachte allerdings nicht auf, ein paar Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und seine Atmung ging ziemlich flach.
 

Seto war nervös, immer wieder kreisten seine Gedanken um Joey. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, er machte sich ernsthafte Sorgen um Joeys Gesundheitszustand. >Er sah verdammt blass aus, was ist, wenn ihm während des Fluges irgendetwas passiert? Vielleicht hätte ich nicht darauf bestehen sollen, das Joey nach Tokyo geflogen wird, er hätte ebenso gut in Domino behandelt werden können! Wenn etwas schief geht, bin ich daran Schuld!< Ziemlich unruhig strich sich Seto ein paar Haarsträhnen aus der Stirn und schaute aus dem Seitenfenster des Copilotensitzes. >Hoffentlich passiert ihm nichts!<
 

Joey befand sich währenddessen ebenfalls in der Luft, sein Puls war etwas erhöht, seine Atmung flach, aber sein Zustand war nicht lebensbedrohlich, bis er plötzlich anfing Blut zu spucken. Ziemlich erschrocken über diese sehr plötzliche Veränderung versuchte der Notarzt mit Hilfe seines Assistenten das Blut mit einem Schlauch abzusaugen, was glücklicherweise auch gelang. Joey keuchte unkontrolliert und atmete ziemlich unregelmäßig, sein Pulsschlag wurde immer schwächer. Der Arzt spritze Joey ein Beruhigungsmittel, während sein Assistent Joey mit einer Atemmaske beatmete. "Beeilen Sie sich bitte!", rief der Notarzt dem Piloten zu, der augenblicklich die Geschwindigkeit des Helikopters erhöhte.
 

Seto verspürte plötzlich eine unglaubliche Unruhe, die ihn dazu veranlasste, nervös mit seinem Handy zu spielen. >Verdammt! Wieso bin ich denn so nervös? Das ist doch sonst nicht meine Art! Ist vielleicht irgendetwas mit diesem Köter?< Er schüttelte den Kopf. >Unsinn! Was sollte schon mit ihm sein? Das ist nur ein kurzer, unbedeutender Flug, nichts weiter, was soll da schon passieren?< Doch egal, wie sehr sich Seto einredete, dass überhaupt nichts passieren konnte, die Unruhe blieb und sie wurde von Minute zu Minute stärker, je näher sie Tokyo kamen.
 

Joey zitterte heftig und der Arzt hatte erhebliche Mühe ihn ruhig zu halten. "Wir sind in 5 Minuten da!", rief der Pilot. "Hoffen wir, dass er es schafft!", rief der Notarzt zurück und hielt Joeys Arme fest, die unkontrolliert zitterten. "Sein Puls ist zu niedrig, das packt er nicht!", rief der Assistent. "Er muss aber!", antwortete der Arzt und übernahm die Beatmung von Joey. Nach ein paar Augenblicken hörte das Zittern auf und Joey atmete wieder selbstständig, allerdings war der Puls noch immer zu niedrig, was dem Notarzt gar nicht gefiel. "Noch so einen Anfall überlebt er nicht!", murmelte er und seufzte schwer. Der Assistent wischte die Schweißperlen von Joeys Stirn und nickte zustimmend. "Hoffen wir, dass er keinen weiteren Anfall bekommt!"
 

Seto stieg aus dem Helikopter aus, der auf dem Landeplatz des Medical Center Hospital gelandet war und eilte mit schnellen Schritten zum Krankenhaus, in der Hoffnung, dass Joey schon eingetroffen war. Enttäuscht musste er allerdings feststellen, dass der Rettungshelikopter noch nicht vor dem Krankenhaus stand. >Mist! Er ist noch nicht da. Hoffentlich geht es ihm gut.< Unruhig lief Seto vor dem Krankenhaus auf und ab und wartete mit wachsender Ungeduld auf den Helikopter, in dem sich Joey befand. >Wo bleiben die denn?<, fragte er sich und starrte ziemlich nervös in die Luft, um nach dem Rettungshelikopter Ausschau zu halten.
 

Joey war erheblich geschwächt, allerdings war sein Puls beinahe schon wieder normal, was den Notarzt und seinen Assistenten beruhigt aufatmen lies. "Das Schlimmste hat er erstmal hinter sich!", meinte der Arzt. "Hoffen wir!", antwortete der Assistent. "Wir landen jetzt!", rief der Pilot und landete den Helikopter direkt vor dem Krankenhaus, wo schon ein Ärzteteam mit einer Krankenliege bereitstand, um Joey entgegen zu nehmen. Ziemlich hektisch wurde Joey auf die Liege gelegt und durch die Gänge des Krankenhauses geschoben. Seto lief ziemlich unruhig hinterher. "Was ist mit ihm?", fragte er, erhielt allerdings keine Antwort. Joey wurde sofort in den Operationssaal geschoben, in dem außer dem Krankenhauspersonal niemand Zutritt hatte.
 

Seto schlug mit der Faust gegen die Wand und fluchte leise. "Mist!" Er machte sich Sorgen und fühlte sich irgendwie hilflos, weil er nicht wusste, was mit Joey war und weil er nichts für ihn tun konnte. >Das ist doch verrückt! Warum sagt mir keiner, was mit Wheeler los ist? Haben die denn keinen Respekt vor mir? Ich werde das Krankenhaus verklagen!<, dachte Seto und schüttelte ungläubig den Kopf. >Wäre ich doch heute morgen bloß nicht aufgestanden, dann hätte ich jetzt nicht solche Probleme!< Er blinzelte leicht. >Andererseits hätten Tzumakis Männer den Köter vielleicht noch tot geprügelt.< Seto schüttelte erneut heftig den Kopf. >Der Köter wird schon nicht krepieren, der ist mir noch einen Gefallen schuldig! So leicht kommt er mir nicht davon!<
 

Joey lag auf dem Operationstisch unter Vollnarkose, während ein Chirurg damit beschäftigt war, den Schlauch für die Drainage zu verlegen, um das Blut aus der Lunge absaugen zu können. Ein Assistent und zwei Krankenschwestern überwachten Joeys Vitalfunktionen und halfen dem Chirurg bei seiner Aufgabe. Wirklich schwer war der Eingriff nicht, allerdings verschlechterte sich Joeys Zustand rapide. "Puls fallend und unregelmäßig!", sagte eine Krankenschwester. "Atmung flach, aber gleichmäßig!", meinte die andre Krankenschwester. "Beatmen!", rief der Chirurg, der Assistent begann sofort mit der Beatmung Joeys.
 

Seto hatte sich unterdessen erneut einen Kaffee besorgt, den er allerdings nicht trank, sondern nur krampfhaft in seinen Händen hielt, während er angespannt auf die Tür zum Operationssaal starrte und sich erhebliche Vorwürfe machte, weil er verlangt hatte, dass Joey in Tokyo behandelt wurde. Plötzlich ging die Tür auf und der behandelnde Chirurg kam mit einem etwas erschöpften, aber erleichterten Gesichtsausdruck aus dem Operationssaal. "Wie geht es ihm?", wollte Seto sofort wissen. Der Chirurg lächelte leicht. "Herrn Wheeler geht es gut, den Umständen entsprechend, der Eingriff verlief ohne große Probleme, das Blut wurde bereits zum größten Teil abgesaugt, allerdings ist Herr Wheeler noch nicht bei Bewusstsein, da wir auf Grund seiner niedrigen Vitalwerte den Eingriff unter Vollnarkose machen mussten!"
 

Joey wurde auf der Krankenliege aus dem Operationssaal in den Aufwachraum geschoben. Seto strich sich erleichtert durch die Haare. "Wie lange dauert es, bis er aufwacht?", fragte er. "Circa 2 bis 3 Stunden!", antwortete der Arzt. "Kann ich zu ihm?", fragte Seto, der Chirurg nickte kurz. "Ist zwar nicht unbedingt üblich, aber bei Ihnen mach ich eine Ausnahme, Herr Kaiba!" Seto nickte dankend und betrat den Aufwachraum. "Nur Ärger hat man mit Dir!", murmelte Seto leise, als er an die Liege herantrat, auf der Joey lag. "Nichts als Ärger! Aber keine Sorge, dieser verdammte Tzumaki wird dafür büßen!" Er stellte seinen Kaffeebecher auf einen Tisch neben der Liege und setze sich auf einen Stuhl, um Joey zu beobachten.
 

Seto wusste nicht genau, warum er wollte, dass Tzumaki bestraft wurde, aber er fand, dass es eine wirklich gute Idee war. "Er wird büßen! Das verspreche ich Dir, Joey!", murmelte Seto und bemerkte gar nicht, dass er Joey zum ersten Mal mit Vornamen angesprochen hatte. Ziemlich erleichtert strich Seto ein paar blonde Haarsträhnen aus Joeys Gesicht. "Weißt Du eigentlich, dass Du wirklich wie ein Hund aussiehst, wenn Du schläfst?", flüsterte er und schüttelte grinsend den Kopf. "Das hat Dir bestimmt noch keiner gesagt, oder? Es bekommen sicher nicht viele die Gelegenheit, Dich beim Schlafen zu beobachten!" >Irgendwie könnte ich mich glatt daran gewöhnen!<

zuviel Unbeantwortetes

7. zuviel Unbeantwortetes
 

Joey Wheeler erwachte aus der Narkose und fuhr sich mit der rechten Hand durch die Haare. Erschrocken stöhnte er auf, als er den Schmerz in seinem Brustkorb spürte. "Autsch, verflucht!", keuchte er leise und hob ein wenig den Kopf, um sich umzuschauen, dabei fiel sein Blick auf Seto, der neben dem Bett auf dem Stuhl saß und mit dem Kopf auf seinen Armen über die Bettkante gelehnt war. "Hast Dir wohl Sorgen um mich gemacht, wie?", flüsterte er und strich Seto eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Joey seufzte leise. >Was mach ich denn nur? Wie geht es zwischen uns nun weiter?<, fragte er sich und lehnte sich wieder zurück. Nachdenklich kraulte er Setos Nacken und seufzte erneut. >Man, dieses ganze Durcheinander macht mich ganz verrückt!<
 

Seto Kaiba öffnete ein wenig erstaunt seine Augen, als er die sanfte Berührung in seinem Nacken spürte und hob ruckartig den Kopf. "Du bist wach?", fragte er atemlos und mehr als erfreut. Joey nickte grinsend. "Sieht wohl so aus!" Sofort wurde Setos Blick ernst und wütend. "Mach so was nicht noch mal, kapiert?!", zischte er leise, Joey erhob fragend seine Augenbrauen. "Was meinst Du?" "Du wärst beinahe während des Fluges abgekratzt, das meine ich! Versuch nie wieder, Dich so feige davonzustehlen, Joseph Wheeler! Klar?!", zischte Seto, Joeys Augen weiteten sich überrascht. "Ich bin was?", fragte er verwirrt. "Du hast schon verstanden! Tu das nie wieder!", meinte Seto und erhob sich von dem Stuhl. "Ich werde jetzt den Arzt holen, damit er Dich in Dein Zimmer bringt. Ich komm morgen noch mal wieder, ich muss jetzt los, hab noch einen Termin!"
 

Joey konnte darauf nichts erwidern, zu sehr war er damit beschäftigt, Setos Aussage zu verarbeiten. >Ich wäre beinahe abgekratzt? Hat er deshalb an meinem Bett gesessen und darauf gewartet, dass ich aufwache? Heißt das, dass er mich doch irgendwie gern hat?< Verwirrt schloss er die Augen, während Seto ihm einen kurzen Blick zuwarf und den Aufwachraum verließ. >Das ist einfach zu viel für mich! Verdammt, Kaiba, rede mit mir! Sag mir, was ich machen soll! Was wird jetzt aus uns?<
 

Seto lehnte sich auf dem Flur vor dem Aufwachraum an die Wand und seufzte schwer. >Verdammt, was ist los mit mir? Wieso war ich vorhin so erleichtert, dass der Köter aufgewacht ist? Das ist doch verrückt! Ich werde doch jetzt nicht plötzlich Gefühle für den nervigen Kläffer entwickeln?!< Er schüttelte heftig den Kopf. "Lächerlich!", zischte er leise, stieß sich von der Wand ab und ging den Gang hinunter, um einen Arzt zu suchen.
 

Joey öffnete die Augen, als er hörte, wie die Tür zum Aufwachraum geöffnet wurde, in der Hoffnung, dass Seto wieder zurück war. Allerdings trat nur eine Krankenschwester durch die Tür. "Schön, dass Sie wieder wach sind, Herr Wheeler!", sagte sie und lächelte freundlich. "Nennen Sie mich ruhig Joey, das Andere klingt so förmlich!", meinte Joey grinsend. "Aber natürlich, Joey!", antwortete die Krankenschwester und schob die Krankenliege, auf der Joey lag, hinaus auf den Flur. "Ich werde Sie jetzt in ihr Zimmer bringen, das Mittagessen haben Sie zwar verschlafen, aber ich werde dafür sorgen, dass Sie noch etwas zum Essen bekommen." "Oh ja, essen ist gut, ich sterbe gleich vor Hunger!", hauchte Joey erfreut, die Krankenschwester lächelte leicht. "Das wollen wir ja nicht!", meinte sie und schob Joey weiter durch den Gang.
 

Seto war unterdessen auf dem Weg zu seinem Helikopter, der noch immer vor dem Krankenhaus stand. Mit schnellen Schritten ging er durch die Eingangstür des Krankenhauses und blieb erst vor seinem Helikopter stehen. Die Hand schon am Helikopter blieb er stehen, seufzte leise und drehte sich wieder zum Krankenhaus um. >Sorry, Köter! Aber ich muss erstmal mit mir selbst ins Reine kommen, ich kann jetzt nicht mit Dir reden!< Seto seufzte erneut und stieg auf den Pilotensitz seines Helikopters. Wenige Augenblicke später brachte er den Helikopter in die Luft und steuerte in Richtung West, dorthin, wo sein kleines Haus lag, dass er am Montag gekauft hatte. >Vielleicht war es keine gute Idee diese ganze Sache durchzuziehen. Das Zusammenleben mit Wheeler könnte große Probleme mit sich bringen!<
 

Joey war sich nicht sicher, ob er erfreut oder peinlich berührt sein sollte, aufgrund der Tatsache, dass er Dank Kaiba ein Einzelzimmer in Luxusausführung im Krankenhaus bekommen hatte. Fakt war allerdings, dass er wirklich alles im Zimmer hatte, was er brauchte, Telefon, Fernseher, DVD-Recorder, Playstation, Hifi-Anlage und ein riesiges Bücherregal. Ein eigenes Badezimmer hatte sein Krankenzimmer auch und sogar eine Besucherecke mit zwei Sesseln und einem Glastisch. Sein Krankenbett war äußerst bequem und Joey war drauf und dran, einfach wieder einzuschlafen. Das Einzige, das ihn davon abhielt, war der Gedanke an Kaiba. Der Arzt hatte gerade mit der Krankenschwester das Zimmer verlassen und das Essen war noch nicht da, Joey war also allein und dachte nach. >Warum tut es so weh, wenn er nicht da ist? Warum fühl ich mich so leer und unvollständig, ohne ihn?<
 

Seto landete mit dem Helikopter auf dem kleinen betonierten Platz hinter seinem Haus und stieg aus. Tief atmete er ein und streckte sich kurz. Er war erst das zweite Mal hier, nachdem er das Haus hatte einrichten lassen. Er zog seinen Schlüssel mit der Fernbedienung für die Alarmanlage aus seiner Hosentasche und schaltete den Alarm aus, öffnete kurz darauf die Hintertür und betrat das Haus durch die Küche, die fast so groß war, wie die der Kaiba-Villa in Domino. >Daran könnte ich mich glatt gewöhnen!<, dachte Seto und betrat das Wohnzimmer, das ganz in hellblau und beige gehalten war. Anbauwand, Couch, Sessel, Couchtisch und Essecke in beige, Vorhänge, Teppich und Tapeten in hellblau, dazwischen etwas grün und braun von den zahlreichen Zimmerpflanzen, ein paar weiße Deckenleuchten waren in die Decke eingearbeitet. >Dezent, nicht zu aufdringlich, anders als in meiner Villa. Hier werde ich sicher etwas Ruhe finden und Zeit zum Nachdenken!<
 

Joey seufzte schwer, er war jetzt zwar satt und fühlte aufgrund der ihm verabreichten Schmerzmittel keine Schmerzen in seinem Brustkorb, trotz der gebrochenen Rippen und dem Schlauch, durch dem noch immer das Blut aus der Lunge gepumpt wurde, aber er fühlte sich unwohl. >Warum ist er bloß so schnell verschwunden? War sein Termin wirklich so wichtig, dass er nicht mal mit mir reden konnte? Es ist doch wirklich zum Verzweifeln mit ihm, ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Kaiba ist so undurchschaubar und hart, wie Granit und dann mal wieder so weich und durchsichtig, wie Wackelpudding. Warum? Liegt es an mir? Bring ich ihn so durcheinander, dass er mir nicht mehr offen in die Augen schauen kann?< Joey schloss seufzend die Augen und versuchte an etwas anderes zu denken, was ihm nicht wirklich gelang.
 

Seto saß mit geschlossenen Augen auf der Couch im Wohnzimmer seines neuen Hauses und versuchte sich an die ungewohnte Atmosphäre zu gewöhnen. >Was mach ich eigentlich hier? Ich hab doch wirklich Besseres zu tun, als in meinem neuen Domizil zu sitzen und über den Köter nachzudenken! Ich muss lernen, oder arbeiten, ich hab viel zu tun, ich hab keine Zeit für so was wie Gefühle!< Er öffnete erschrocken die Augen und starrte durch das große Terrassenfenster, ohne wirklich etwas zu sehen. >Keine Zeit für Gefühle? Wie tief bin ich eigentlich schon gesunken, dass ich mir nicht einmal mehr die Zeit für Gefühle nehme? Das Alleinsein macht mir anscheinend doch mehr zu schaffen, als ich zugeben will. Als ich noch in Domino war, bei Mokuba, hab ich nie solche Gedanken gehabt. Zugegeben, Freunde wollte ich nie haben, aber Gefühle hab sogar ich.<
 

Joey starrte an die Decke, er wusste nicht, wie lange er schon in diesem Krankenzimmer lag, aber er wollte hier nicht sein, so ganz alleine. >Wenn ich doch nur meine Freunde hier hätte!<, dachte er und schüttelte den Kopf. >Nein! Ich will nicht, dass sie sich Sorgen um mich machen. Ich will kein Mitleid von ihnen, keinen Krankenhausbesuch. Ich will nicht, dass sie mich so sehen, nicht jetzt, wo ich total verwirrt bin, wegen Kaiba! Sie würden es merken und mich ausfragen und ich würde sie anlügen müssen, weil ich ihnen unmöglich die Wahrheit sagen kann, weil ich die selbst gar nicht weiß. Ich weiß nicht, was ich für Kaiba empfinde und ich weiß nicht, was er für mich empfindet. Ich weiß nicht, ob er überhaupt etwas für mich empfindet, außer Hass und Verachtung. Ich erwarte gar nicht, dass er mich liebt, aber kann er nicht wenigstens mal mit mir über seine Gefühle reden?<
 

Seto erhob sich von der Couch und ging hinaus auf den Flur, dann die Treppe hinauf, die in den zweiten Stock führte. Er ging den linken Gang entlang und betrat sein neu eingerichtetes Schlafzimmer, das dem in seiner Villa ziemlich ähnlich sah. Dunkelblauer Teppich, hellblaue Tapeten, dunkelblaue Seidenvorhänge an den Fenstern, ein Himmelbett mit blauem Himmel und blauen Vorhängen aus Seide an den Seiten, das Holz des Bettes hellblau lackiert, dunkelblauer Kissenbezug und dunkelblauer Bezug für die Decke, beides ebenfalls aus Seide, bedeckt von einer fast durchsichtigen Morgendecke aus hellblauer Seide. Seto seufze leise und verließ das Schlafzimmer wieder. >Zu früh, um zu schlafen!< Er schloss die Tür hinter sich und starrte den Gang hinunter, bis zur Treppe und daran vorbei durch den anderen Gang. Sein Blick blieb an der letzten Tür auf der linken Seite des rechten Ganges hängen. >Das Zimmer für den Köter!<
 

Joey erhob sich keuchend von seinem Krankenbett, er war es leid, hier rum zu liegen und zu grübeln. >Ich komm doch sowieso nicht zu einer Lösung, solange ich nicht weiß, was Kaiba zu sagen hat, wenn er denn überhaupt etwas zu sagen hat. Ich sollte nicht so viel darüber nachdenken, es bringt mich nicht weiter.< Er seufzte leise und ging barfuss zum Fenster, darauf bedacht, dass er die Schläuche und Kabel, an denen er hing, nicht abriss. Trotz der Maschinen an die Joey angeschlossen war, hatte er genügend Bewegungsfreiheit, um sich im Zimmer zu bewegen, nur wenn er ins Badezimmer wollte, musste er einen Knopf an seinem Bett drücken, um nach einer Krankenschwester zu rufen, die ihn von dem ganzen Kabelwirrwarr befreite. >Was er wohl grade macht?<
 

Seto zögerte lange, bevor er sich auf den Weg zu dem Zimmer machte, das er für Joey vorgesehen hatte. Er wusste nicht wirklich, warum es ihn plötzlich dorthin zog, aber er wollte das Zimmer unbedingt sehen, obwohl er wusste, wie es aussehen müsste. Seine Mitarbeiter hatten seine Wünsche sicher zu seiner Zufriedenheit erfüllt. Vor der Tür blieb er stehen, legte die rechte Hand auf die Türklinke und zögerte erneut. >Was mach ich hier eigentlich? Es ist doch nur ein blödes Zimmer in meinem Haus! Es ist ja nicht so, als wären irgendwelche persönlichen Dinge des Köters da drin!< Mit einem etwas zu heftigen Ruck öffnete er die Tür zum Zimmer und ging hinein. Das Erste, was ihm ins Auge stach, war das kräftige Dunkelrot der Seidenvorhänge, die zu beiden Seiten des Fensters runter hingen. Das ganze Zimmer war in dunkelrot, schwarz und dunkelbraun gehalten und wirkte ganz und gar nicht, wie ein Schlafzimmer. >Vielleicht ein wenig zu düster!<
 

Joey wurde aus seinen Gedanken gerissen, als es an seiner Tür klopfte. Er riss sich von dem berauschenden Anblick des dunkelblauen Himmels los und schaute auf die Tür. "Herein!", rief er und sofort betrat eine junge Krankenschwester das Zimmer. "Was möchten Sie zum Abendessen haben?", fragte sie, Joey lächelte ein wenig. "Ist mir eigentlich egal, so großen Hunger hab ich sowieso nicht, mir würde schon ein Joghurt oder ein bisschen Obst reichen!", meinte er, die Krankenschwester nickte kurz und verließ das Zimmer wieder. Joey seufzte leise und starrte wieder aus dem Fenster hinauf zum Himmel. >Es wird heute sicher noch regnen!<, dachte er und schloss kurz die Augen. >Passendes Wetter zu meiner miesen Stimmung!< Mit der rechten Hand fuhr er sich durch die Haare und berührte dann wie zufällig seinen Mund. >Ich weiß nicht wieso, aber ich vermisse Kaibas warme Lippen!<
 

Seto stand noch immer in der Tür zu Joeys Zimmer und sah sich um. >Hoffentlich gefällt ihm die Farbe!< Er schüttelte den Kopf. >Das kann doch wohl nicht wahr sein! Seit wann interessiere ich mich dafür, was dem Köter gefällt? Das ist immer noch mein Haus und wenn ihm die Farbe seines Zimmers nicht gefällt, kann er gleich wieder gehen! Ich brauch ihn hier nicht!< Er drehte sich um und trat wieder hinaus auf den Flur, ohne die Tür zu schließen, ging er den Gang entlang bis zur Treppe, schaute noch einmal zurück und schüttelte erneut den Kopf. >Ich brauche ihn nicht!< Er ging die Treppen hinunter und zurück ins Wohnzimmer, wo er sich wieder auf der Couch niederließ. >Ich brauch ihn nicht, aber ich will ihn in meiner Nähe haben!< Er seufzte leise und schloss die Augen. >Ich kapier das nicht! Warum geht mir dieser verdammte Wheeler nicht mehr aus dem Kopf?<

zuviel Unausgesprochenes

8. zuviel Unausgesprochenes
 

Joey Wheeler erwachte am Sonntagmorgen durch das Geräusch eines Staubsaugers. >Uh, das ist keine gute Art, geweckt zu werden!<, dachte er und drehte sich grummelnd auf die Seite. Er wollte seine Augen noch nicht öffnen und hoffte, dass das Geräusch des verhassten Staubsaugers schnell verschwinden würde. Die Putzfrau, die gerade in Joeys Zimmer staubsaugte, bemerkte das leise Grummeln und beendete ihre Arbeit so schnell wie möglich, um das Krankenzimmer kurz darauf wieder zu verlassen. Joey hörte, wie der Staubsauger ausgeschaltet wurde und die Tür auf und wieder zuging. >Endlich wieder Ruhe!<
 

Seto Kaiba wurde durch das Klingeln des Telefons geweckt und stellte grummelnd fest, dass er die Nacht in sitzender Position auf der Couch verbracht hatte, was dazu führte, dass er einen schmerzenden Nacken hatte. >Urgh, das ist nur Wheelers Schuld!< Er erhob sich etwas schwerfällig und marschierte mit schnellen Schritten zum Telefon, dass an der Wand in der Küche angebracht war. "Kaiba?", fragte er etwas müde. "Seto! Ist irgendetwas passiert? Warum hast Du gestern nicht angerufen? Ist irgendetwas mit Joey?", erklang Mokubas aufgeregte Stimme durch den Hörer. Seto strich sich seufzend ein paar Haare aus der Stirn. "Beruhig Dich, Mokuba und lass mich die Sache erklären!", meinte er und begann damit, Mokuba die Sache mit Joey und dem Krankenhausaufenthalt klarzumachen.
 

Joey öffnete die Augen, als eine Krankenschwester das Zimmer betrat. "Guten Morgen, Joey, wie fühlst Du Dich heute?", fragte sie freundlich, Joey richtete sich etwas in seinem Bett auf und versuchte ein leichtes Lächeln. "Besser, viel besser, aber ich könnte etwas zum Essen gebrauchen!", antwortete er und lachte etwas, als sein Magen zur Bestätigung laut knurrte. "Na dann werd ich mal dafür sorgen, dass Du nicht verhungerst!", meinte die Krankenschwester und verließ lächelnd das Krankenzimmer. Joey seufzte leise und ließ sich wieder in die Kissen zurücksinken. >Ob Kaiba mich heute besuchen kommt?<
 

Seto legte den Telefonhörer wieder auf und strich sich mit einer Hand über die Augen. >Jetzt gibt Mokuba mir auch noch die Schuld dafür, dass ich Wheeler nach Tokyo hab bringen lassen! Als ob ich mir nicht schon genug Selbstvorwürfe machen würde! Wenn Mokuba wüsste, was noch passiert ist, würde er mich entweder auslachen und für verrückt erklären oder mich hassen. Er würde sicher nicht verstehen, warum ich Wheeler geküsst hab, ich versteh es ja selbst nicht! Eins ist allerdings klar, ich muss dringend mit dem Köter reden!<
 

Joey stand am Fenster und starrte wieder auf den blauen Himmel. >Warum muss mich dieser verdammte Himmel ständig an Kaiba erinnern? Dieser blöde Idiot mit seinen blauen Augen! Argh! Ich hasse ihn!< Er schüttelte den Kopf und lächelte traurig. >Jetzt belüg ich mich schon selbst! Ich weiß zwar nicht genau was ich für ihn empfinde, aber Hass ist es ganz sicher nicht! Der Typ macht mich echt wahnsinnig!< Joey zuckte ziemlich heftig zusammen, als die Tür zu seinem Zimmer geöffnet wurde. Er starrte auf das Spiegelbild im Fenster. >Kaiba!<
 

Seto betrat mit etwas unsicheren Schritten Joeys Krankenzimmer und schloss die Tür hinter sich. Er lehnte sich gegen die Tür und starrte auf Joeys Rücken, während Joey krampfhaft versuchte, nicht in Panik auszubrechen. Niemand sprach ein Wort, bis Seto langsam zum Fenster ging und direkt neben Joey stehen blieb. "Wir müssen reden.", meinte er leise. "Worüber?", fragte Joey ebenso leise. "Ich hab mir Sorgen gemacht.", meinte Seto. "Um mich?", fragte Joey, Seto grummelte leise. "Natürlich, Du Idiot!"
 

Joey schüttelte grinsend den Kopf. "Ich frag mich manchmal ernsthaft, wer von uns Beiden der Idiot ist!" "Was soll das heißen?", fragte Seto etwas irritiert. "Anscheinend weiß ich viel öfter, was ich tue und was ich lieber nicht tun sollte. Ich küsse nämlich im betrunkenen Zustand keine Männer!", antwortete Joey und starrte weiter aus dem Fenster. Seto grinste etwas amüsiert. "Stimmt, Du machst das wenn Du nüchtern bist!" Joey lief etwas rot an. "Das hab ich nur gemacht, weil es mich wütend gemacht hat, dass Du Dich nicht mehr an diesen verdammten Kuss erinnern konntest!"
 

Seto drehte sich zu Joey um. "Warum warst Du sauer?", fragte er, Joey legte den Kopf etwas schief. "Ich weiß nicht, ich war nicht wirklich sauer, ich war irgendwie verletzt, traurig, ich wollte, dass Du Dich wieder erinnerst!" "Das tu ich, aber wie geht's nun weiter? So wie es aussieht, wird es nicht so leicht, wenn wir einfach weitermachen, als wäre nichts passiert, oder?", fragte Seto, Joey schüttelte den Kopf. "Sieht nicht danach aus!" "Willst Du trotzdem für mich arbeiten?", fragte Seto ein wenig hoffnungsvoll.
 

Joey drehte sich zu Seto um und starrte ihn etwas überrascht und gleichzeitig erfreut an, bevor er zaghaft nickte. "In meinem Zustand will ich ganz sicher nicht alleine bleiben, aber ich habe eine Bedingung!" "Was für eine Bedingung?", fragte Seto, Joey hob ermahnend den Zeigefinger seiner rechten Hand und meinte ganz ernst. "Es gibt für Dich keinen Alkohol für die nächsten 6 Monate, dafür sorge ich!" Seto zog etwas irritiert die Augenbrauen hoch. "Damit kann ich leben, allerdings habe ich ebenfalls eine Bedingung!" "Welche?", fragte Joey.
 

Seto beugte sich zu Joey hinunter, bis er mit seinen Lippen leicht Joeys Ohr berührte. "Ich darf Dich trotzdem küssen, wann ich will!" Joey lief knallrot an und schob Seto ein Stück von sich weg. "Das müssen wir vorher aber noch ausdiskutieren, Kaiba!", murmelte Joey und verschränkte abwehrend die Arme, Seto zuckte mit den Schultern und drehte sich wieder zum Fenster. "Ich hab 6 Monate Zeit, um Dich weichzukochen, Wheeler!" Joey schüttelte den Kopf. "Arroganter Bastard!", meinte er. "Ängstliches Schoßhündchen!", antwortete Seto.
 

Joey griff nach Setos Jackett und zog ihn zu sich herum. "Ich hab keine Angst vor Dir, Blödmann und ich bin kein Schoßhündchen!", blaffte er und küsste den überraschten Seto auf den Mund. Bevor Joey sich wieder zurückziehen konnte, wurde er von Seto gepackt und festgehalten. "Renn doch nicht gleich wieder weg, Schoßhündchen, ich will auch meinen Spaß!", flüsterte Seto und knabberte an Joeys Ohr, was Joey ein leises Seufzen entlockte. Genau in diesen Augenblick betrat eine Krankenschwester das Zimmer und machte sich mit einem dezenten Räuspern bemerkbar.
 

Seto erstarrte mitten in der Bewegung, während Joey ihn etwas unsanft weg schob und mit hochrotem Kopf auf seine Füße starrte. "Ich wollte die jungen Herren wirklich nicht stören, aber es findet gleich eine Visite statt und wir haben noch keine Besuchszeit, würden Sie also bitte etwas später wiederkommen?", fragte die Krankenschwester, Seto nickte nur und warf Joey einen etwas entschuldigenden Blick zu. "Bis später, Schoßhündchen!", murmelte er, Joey hob wütend den Kopf. "Ich bin kein Schoßhündchen!", blaffte er und verschränkte beleidigt die Arme. Seto grinste nur leicht. "Was immer Du sagst!"
 

Joey knurrte leise und starrte wütend hinter Seto her, der mit schnellen Schritten an der Krankenschwester vorbeilief und das Krankenzimmer verließ. "Von dem würd ich auch gerne mal Schoßhündchen genannt werden!", murmelte die Krankenschwester leise und verließ ebenfalls das Zimmer, Joey schüttelte nur irritiert den Kopf. >Dieser Blödmann! Was denkt der sich eigentlich? Ich bin doch kein Haustier! Oh man, die Sache fängt langsam an, kompliziert zu werden. Ich hätte einfach ,Nein' sagen sollen, aber egal, jetzt ist es eh zu spät!<
 

Seto verließ grinsend das Krankenhaus. >Ich weiß zwar nicht, ob das so eine gute Idee war, aber die Sache könnte durchaus lustig werden! Jetzt hab ich nicht nur ein Mädchen für alles, sondern auch noch ein Schoßhündchen zum Spielen! Pass auf Deinen Arsch auf, Wheeler, könnte sein, dass ich demnächst Anspruch darauf erhebe und wenn ich etwas haben will, bekomm ich das auch, verlass Dich drauf! Solange Du für mich arbeitest, gehört Dein Arsch sowieso mir, das wird per Zusatzklausel im Arbeitsvertrag festgehalten!<
 

Joey warf sich zurück ins Bett und schaltete den Fernseher an. Wenige Augenblicke später betraten zwei Ärzte und drei Krankenschwestern sein Zimmer. "Guten Tag, Joey, wie fühlst Du Dich heute?", fragte der Chirurg, der Joey behandelt hatte. "Ganz gut, die Kabel stören mich nur ein wenig und mir ist langweilig!", meinte Joey. "Wie lange muss ich noch hier bleiben?" "Noch ca. 2 oder 3 Tage, vielleicht auch 4, das hängt von Deinen Vitalwerten ab. Das Blut aus Deiner Lunge wurde fast vollständig abgesaugt, morgen kann der Schlauch für die Drainage entfernt werden, danach werden wir Dir einen Stützverband umlegen, damit die gebrochenen Rippen richtig verheilen!", meinte der Arzt.
 

Seto flog mit seinem Helikopter zurück zu seinem Haus, als sein Handy klingelte. "Kaiba?", fragte er kühl. "Tzumaki hier, ich hörte, Sie wollten mich sprechen?", erklang die Stimme eines älteren Herren aus dem Handy. "Ja, gewiss, es geht um Ihren Sohn, ich habe da ein gewisses Problem mit ihm.", erwiderte Seto. "Takahashi? Was hat er nun schon wieder angestellt?", fragte Herr Tzumaki gestresst. "Er hat einen meiner persönlichen Angestellten krankenhausreif geschlagen. Ich erwarte, dass er und seine 4 Komplizen dafür bestraft werden, das Strafmaß können Sie selbst auswählen!", erwiderte Seto. "Aber natürlich, Herr Kaiba, ich werde mich sofort darum kümmern, richten Sie Ihrem Angestellten meine Entschuldigung aus!"
 

Joey hörte dem Arzt aufmerksam zu und lächelte etwas erleichtert. "Anscheinend hatte ich wohl einen Schutzengel an meiner Seite!", meinte er, der Arzt nickte. "Laut dem Notarzt hattest Du sogar mehr als nur einen, hätte der Flug nur etwas länger gedauert, hätten wir nicht mehr viel tun können, Dein Leben hing wirklich an einem seidenen Faden, Herr Kaiba war äußerst besorgt und hat die ganze Zeit vor dem Operationssaal gewartet. Anscheinend macht er sich erhebliche Vorwürfe, weil er Deine Verlegung von Domino nach Tokyo angeordnet hat." >Er macht sich Vorwürfe? Warum hat er das denn nicht gesagt?<
 

Seto landete mit seinem Helikopter hinter seinem Haus und atmete tief durch. Immer wieder schossen Bilder von Joey durch seinen Kopf. Joey, wie er am Boden vor seiner Haustür liegt, Joey schlafend in seinem Bett, Joey im Kellneroutfit, Joey mit blauen Flecken am ganzen Körper, Joey auf der Abschlussfeier, Joey beim Duell gegen Marik, Joey seelenlos auf Taylors Rücken, Joey lachend, Joey mit hochrotem Kopf, Joey betrunken und kichernd hinter dem Büffet in der Turnhalle, Joey schlafend in der Limousine, Joey schlafend auf der Krankenliege im Aufwachraum. >Was machst Du nur mit mir, Joey?<
 

Joey lag grübelnd auf seiner Liege, die Visite war vorbei und er war wieder alleine. >Ich weiß nicht, aber irgendetwas scheint Kaiba mir zu verschweigen, fragt sich nur was! Warum hat er im Aufwachraum darauf gewartet, dass ich aufwache? Für seine anderen Angestellten würde er das sicher nicht tun, also warum ausgerechnet bei mir? Will er bloß mit mir spielen, oder steckt da mehr dahinter? Wieso hab ich ihn eigentlich schon wieder geküsst? Und wieso zum Teufel hat er überhaupt nichts dagegen? Muss ich das verstehen?< Verwirrt strich Joey sich durch die Haare. >Ach man, was machst Du nur mit mir, Seto?<

zuviel Ablenkung

9. zuviel Ablenkung
 

Seto Kaiba saß unruhig und total unkonzentriert am Montagvormittag um 10 Uhr in der Uni auf seinem Platz. Mit seinen Gedanken war er ständig bei Joey. >Wieso sitz ich eigentlich hier? Ich habe doch Besseres zu tun, als diesem alten Professor zuzuhören! Was der da über Wirtschaftskalkulationen erzählt, hab ich schon vor 4 Jahren gewusst! Wenn ich diesen verdammten Universitätsabschluss nicht brauchen würde, wäre ich längst weg. Verdammte Bürokratie! Ich hasse das! Ich muss hier raus, sonst werde ich wahnsinnig!< Er hob energisch seine Hand. "Mr. Kaiba?", fragte sein Professor. "Entschuldigen Sie die Störung, aber ich habe etwas Wichtiges zu erledigen, das keinen Aufschub duldet!", meinte Seto kühl, der Professor nickte leicht. "Selbstverständlich, Mr. Kaiba, bedenken Sie aber, dass das heutige Thema in der nächsten Klausur drankommt!" Seto nickte nur und verließ mit seinen Schreibsachen den Klassenraum.
 

Joey Wheeler saß gelangweilt auf seiner Krankenliege und schaltete jede Minute mit der Fernbedienung zwischen den 200 Sendern des Fernsehers hin und her. Er gähnte mehrmals und starrte mit halbgeschlossenen Augen auf den großen Plasmabildschirm, der an der Wand gegenüber seiner Liege hing. "Langweilig! Man, gibt es auch noch was anderes im Fernsehen, als Soap Operas, Nachrichten, Talk Shows und Uraltmusik?", fluchte er mürrisch und schaltete erneut zwischen den Sendern hin und her. Ein Klopfen ließ ihn kurz innehalten. "Herein?", fragte er, die Tür seines privaten Krankenzimmers öffnete sich und eine junge Krankenschwester, die anscheinend noch neu und ziemlich schüchtern war, trat ein. "Ich bitte vielmals um Verzeihung, aber mir wurde aufgetragen, Sie zu fragen, ob Sie irgendetwas benötigen." Joey zuckte kurz mit den Augenbrauen und nickte dann grinsend. "Etwas zum Essen wäre nicht schlecht, aber nicht dieses Krankenhausfutter, sondern ne schöne große Pizza mit Ananas und Schinken!"
 

Seto fuhr seinen schwarzen Porsche in die Garage seines neuen Hauses und stellte den Motor ab. Er stieg aus und schlug etwas gestresst die Autotür zu. "Wieso denke ich ständig an diese blonde Nervensäge? Wieso zum Teufel musste ich ausgerechnet ihm auf dieser verdammten Hochzeit über den Weg laufen und warum musste ich ausgerechnet ihn küssen? Hätte es nicht irgendeine Dame sein können? Oder von mir aus auch ein anderer Mann! Warum ausgerechnet Wheeler?" Er verließ die Garage und betrat sein Haus durch die Hintertür. "Was hat der Typ, was andere nicht haben? Was ist so besonders an Joseph Wheeler, dass er es schafft, sich in meinen Gedanken festzusetzen? Und wie zum Teufel schafft er es, dass ich neuerdings sogar mit mir selbst rede?" Seto ballte seine Hände zu Fäusten. "Er macht aus mir einen Hampelmann! Einen verweichlichten Idioten! Und nur weil er verletzt ist und im Krankenhaus liegt! Womit habe ich das verdient?"
 

Joey saß auf seiner Krankenliege, grinste über's ganze Gesicht und starrte mit großen Augen auf die riesige Familienpizza, die in einem großen Pizzakarton auf seinem Schoß lag. Er hob den Kopf und lächelte die junge Krankenschwester freundlich an. "Rechtherzlichen Dank, Teuerste! Sie retten mir wirklich das Leben!", hauchte er überglücklich, was dazu führte, dass die junge Krankenschwester heftig errötete. "Aber nicht doch, Herr Wheeler, es war mir ein riesiges Vergnügen, Ihnen behilflich zu sein, zumal uns Herr Kaiba aufgetragen hat, Ihnen jeden Wunsch buchstäblich von den Augen abzulesen.", erwiderte die Krankenschwester und errötete noch heftiger. Joey spürte plötzlich ein scharfes Ziehen in seiner Herzgegend und er zog irritiert seine Augenbrauen zusammen. >Ist die Tussi etwa nur so scheiß freundlich zu mir, weil sie scharf auf Kaiba ist? Und ist das etwa Eifersucht, was ich da grade spüre? Unmöglich!<
 

Seto lief unruhig im Wohnzimmer hin und her, als wäre er ein Tiger im Käfig. >Das bringt doch alles nichts! Egal was ich versuche, ich komm zu keiner Lösung für dieses Problem! Was zum Teufel ist bloß schief gelaufen? Warum entwickle ich jetzt Gefühle für diesen kleinen blonden Köter? Werde ich jetzt verrückt? Hab ich zu viel gearbeitet? Mokuba hat mich davor gewarnt, dass mich der ganze Stress irgendwann umbringt, aber dass ich durch den Stress plötzlich den Verstand verliere, davor hat er mich nicht gewarnt! Verdammter Wheeler! Er wird dafür büßen, dass er mich so durcheinander bringt! Niemand treibt mich ungestraft in den Wahnsinn!<
 

Joey zuckte unkontrolliert mit den Augenbrauen und versuchte sich auf seine Pizza zu konzentrieren, während die junge Krankenschwester neben seinem Bett saß und von strahlend blauen Augen schwärmte. "Also dieser Blick, mit dem er immer jeden begutachtet, der ist einfach total cool. Ich hab ja wirklich viel von ihm gehört und ich würde wirklich alles dafür tun, damit der große Seto Kaiba mich einmal mit diesen wunderbar blauen Augen ansieht. Ich würde wahrscheinlich auf der Stelle sterben!" >Worauf Du Dich verlassen kannst, blöde Tussi! Ich würde Dich nämlich eigenhändig erwürgen und das sogar noch, bevor Seto überhaupt einen Blick auf Dich werfen kann!< Joey zuckte leicht zusammen. >Ist es meine Einbildung, oder fange ich grade an, Kaiba in Gedanken beim Vornamen anzusprechen?< Er schüttelte irritiert den Kopf und biss in ein großes Stück Pizza, um sich von dem Gequatsche der Krankenschwester abzulenken.
 

Seto stand etwas unschlüssig vor Joeys Krankenzimmer, als er leise Stimmen von drinnen hörte. "Sie sind doch gut mit Seto Kaiba befreundet, könnten Sie bei ihm nicht vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen, damit er mich vielleicht mal zum Essen ausführt?" Seto zog wütend seine Augenbrauen zusammen und wollte die Tür zum Krankenzimmer öffnen, als ihn Joeys Stimme innehalten ließ. "Hören Sie mir mal zu, Teuerste! Ich bin nicht mit Seto befreundet, zumindest nicht auf die Weise, wie Sie vielleicht denken! Ich bin sein Liebhaber! Wagen Sie sich also lieber nicht in seine Nähe, sonst könnten Sie es bitter bereuen! Und bevor ich es vergesse, sollte irgendetwas von meinen Worten morgen in der Zeitung oder sonst irgendwo in der Öffentlichkeit auftauchen, wird mein reicher Liebhaber dafür sorgen, dass Sie nie wieder irgendwo Arbeit finden werden, haben Sie mich verstanden?"
 

Joey grinste triumphierend, als er in das mehr als schockierte Gesicht der jungen Krankenschwester blickte. >Na also, jetzt ist sie endlich still!< Er wollte erneut seine Stimme erheben, als sich die Tür seines Krankenzimmers öffnete und Seto mit einem unleserlichem Gesichtsausdruck eintrat. Joey schluckte nervös und wurde blass. >Hat er etwa gehört, was ich grade gesagt habe?< Bevor er zu einer Erklärung ansetzen konnte, schüttelte Seto leicht den Kopf. "Hallo, Darling, geht's Dir heute etwas besser?", fragte Seto und zwinkerte Joey kurz zu. >Oh ja, er hat es gehört!< Er versuchte ein zaghaftes Lächeln und ignorierte den erschrockenen Blick der Krankenschwester, die noch immer neben seinem Bett saß. "Ein wenig, Liebling, allerdings hab ich mich in der Nacht ein wenig einsam gefühlt."
 

Seto grinste leicht. "Sind ja nur noch ein paar Tage, dann kann ich Dich mit nach Hause nehmen." Joey legte leicht den Kopf schief. "Aber sag mal, wieso bist Du eigentlich hier? Musst Du heute nicht in der Uni sein?" Seto ging um das Bett herum, warf der Krankenschwester einen bösen Blick zu, beugte sich ein wenig zu Joey hinunter und gab ihm einen schnellen Kuss auf den Mund, was zur Folge hatte, dass die junge Krankenschwester aus ihrem Schockzustand erwachte und laut auf keuchte, um dann beinahe fluchtartig das Zimmer zu verlassen, ohne sich zu verabschieden.
 

Joey atmete erleichtert auf, stellte den Pizzakarton auf den Stuhl, auf dem die junge Krankenschwester gesessen hatte und ließ sich seufzend auf sein Bett zurücksinken. "Puh, endlich bin ich diese doofe Tussi los, die hat mir schon den halben Vormittag versaut, mit ihrem vorpubertärem Geschwärme vom ach so großartigen Seto Kaiba!", meinte er grinsend. Seto hob spöttisch seine rechte Augenbraue. "Ach, und deshalb musstest Du ihr erzählen, dass ich Dein reicher Liebhaber bin?", fragte er, Joey verzog eingeschüchtert sein Gesicht. "Huh, sorry dafür, wenn ich gewusst hätte, dass Du vor der Tür stehst, hätte ich mir vielleicht was Besseres einfallen lassen, um die blöde Tussi loszuwerden."
 

Seto grinste fies. "Was kann denn noch besser sein, als der heimliche Liebhaber einer so berühmten Persönlichkeit, wie mir zu sein?" "Wenn's denn mal so wäre.", murmelte Joey leise und drehte den Kopf zur Seite, um Setos Blick auszuweichen. "Wärest Du denn gerne mein heimlicher Liebhaber?", fragte Seto und setzte sich zu Joey auf's Bett. Joey zuckte erschrocken zusammen und schloss seine Augen. "Keine Ahnung! Das geht mir irgendwie alles ein bisschen zu schnell, allerdings kann ich nicht leugnen, dass ich höllisch eifersüchtig war, als diese Tussi anfing, von Dir zu reden, als wärest Du der perfekte Ehemann für sie und der absolut perfekte Vater für ihre vielen Kinder!"
 

Joey ballte seine Hände zu Fäusten und öffnete seine Augen, um Seto anschauen zu können. "Lächerlich, huh? Ich führ mich auf, wie ein liebeskrankes Schoßhündchen!", meinte er, Seto nickte grinsend. "Davon rede ich doch die ganze Zeit, aber Du wolltest mir ja nicht glauben!" Joey knurrte böse. "Halt Deine Klappe, verdammter Bastard! Das ist nur Deine schuld! Mit Deinem verdammten Kuß hast Du mich in den Wahnsinn getrieben! Das verzeih ich Dir nie, hörst Du, niemals!" Er verschränkte wütend die Arme und verzog seine Lippen zu einem Schmollmund. Seto zuckte nervös mit den Augenbrauen. "Mach das weg!" Joey legte den Kopf leicht schief und blinzelte leicht.
 

Seto zuckte etwas stärker mit den Augenbrauen und schluckte trocken. >Hat der Typ eigentlich eine Ahnung davon, was er da für ein gefährliches Spiel spielt? Wenn er so weiter macht, fall ich auf der Stelle über ihn her, ganz egal, ob er nun verletzt ist, oder nicht!< "Ich warne Dich, Joey! Wenn Du nicht sofort diesen Schmollmund verschwinden lässt, kann ich für nichts garantieren!" Joey leckte sich leicht nervös über die Lippen und Seto hielt für eine Sekunde die Luft an. "Ich habe schon einmal gesagt, dass ich keine Angst vor Dir habe und das meinte ich auch so."
 

Joey ließ sich seine Nervosität nicht anmerken, obwohl in seinem Kopf nur noch ein einziger Satz rumorte. >Bist Du denn jetzt völlig bekloppt, weißt Du eigentlich, was Du da tust, Du verleitest ihn ja förmlich dazu, über Dich herzufallen, lass den Scheiß, das ist nicht mehr lustig!< Seto seufzte schwer und schüttelte den Kopf. "Ein anderes Mal vielleicht. Werd erstmal gesund und dann können wir vielleicht, ich wiederhole, vielleicht darüber reden. Natürlich nur, wenn Du dann noch darüber reden willst und nicht schon vorher den Schwanz einziehst, wie ein total verängstigtes Schoßhündchen, das vor dem großen bösen Wolf flieht.", sagte Seto grinsend und Joey knurrte böse. "Ich zeig Dir gleich mal, wer hier der große böse Wolf ist!"
 

Seto war ein wenig überrascht, als Joey nach dem Kragen seines Jacketts griff und ihn nach unten zog, um ihn ziemlich heftig zu küssen. >Heilige Makkaroni, der hat anscheinend nicht nur ein großes Mundwerk, sondern auch eine ziemlich geschickte Zunge!< Ein wenig außer Atem löste Seto den Kuss und stützte sich mit den Händen auf der Krankenliege ab, um Joey direkt in die Augen zu schauen. "Ich muss gestehen, Du hast mich für einen Moment ziemlich überrumpelt." Joey hielt Seto noch immer am Jackett fest und grinste amüsiert. "Unterschätz mich nicht, Seto, Du könntest eine ziemlich böse Überraschung erleben!", hauchte Joey, küsste Seto erneut auf die Lippen und schob ihn dann weg. "So, und nun geh, ich brauch meine Ruhe, ich hatte heute genug Aufregung."

zuviel Stress

10. zuviel Stress
 

Joey Wheeler erwachte am Dienstagmorgen leicht nass geschwitzt auf seiner Krankenliege und schüttelte seufzend den Kopf. "Na super, jetzt hab ich auch noch feuchte Träume von ihm! Mir bleibt auch wirklich nichts erspart." Er drückte auf den Knopf neben seinem Bett und klingelte nach einer Krankenschwester. Seufzend warf er einen kurzen Blick unter die Decke und grinste zufrieden. >Na wenigstens hab ich keine Folgeschäden! Ein Blick auf meinen besonderen Rotaugendrachen könnte die Krankenschwester zu Tode erschrecken!<
 

Seto Kaiba erwachte zur selben Zeit ebenfalls in seinem Bett und atmete unkontrolliert heftig. >Das ist jetzt nicht wahr, oder? Ich hatte nicht gerade einen ziemlich erotischen Traum von Joseph Wheeler, oder?< Er strich sich durch die Haare und die feinen Schweißtröpfchen von der Stirn. >Anscheinend doch. Gott, das ertrag ich sicher kein zweites Mal!< Seto stand von seinem Bett auf und starrte ungläubig an sich hinab. "Na klasse! Jetzt brauch ich auch noch eine kalte Dusche! Kann der Tag noch schöner werden?"
 

Joey verließ etwas nervös das Badezimmer und wurde sofort vom Chefarzt begrüßt. "Guten Morgen, kommen wir gleich zum Grund meines Besuchs, wir werden Dir jetzt den Schlauch entfernen und eine Röntgenaufnahme von Deinem Brustkorb machen, um festzustellen, ob ein Stützverband für Deine angebrochenen Rippen notwendig ist, oder ob wir darauf verzichten können." Joey nickte. "Folge mir bitte." Joey zog sich seinen Morgenmantel enger um seinen Körper und folgte dem Chefarzt hinaus in den Flur.
 

Seto verließ unterdessen zitternd die Duschkabine und fluchte laut vor sich hin. "Verfluchst sollst Du sein, Du elender Bastard, weil Du mir solche Träume bescherst! Blonder Nichtsnutz! Schoßhündchen!" Er trocknete sich mit einem großen Badehandtuch ab und seufzte schwer. >Wegen diesem verflixten Traum verpass ich jetzt die erste Vorlesung in der Uni. Vielleicht sollte ich mich heute einfach krank melden und irgendwas für die Firma tun. Ist sinnvoller als mich mit diesem trockenen Wirtschaftszeug zu beschäftigen, das ich sowieso schon kann.<
 

Joey lag etwas nervös mit freiem Oberkörper und nur in kurzen Shorts bekleidet auf der Röntgenliege im Röntgenraum und versuchte ruhig zu atmen, was ihm aufgrund des gummibeschichteten, bleihaltigen Röntgenschutzes, der seinen Unterkörper vor den Röntgenstrahlen schützen sollte, nicht wirklich gelang. >Hoffentlich sind die bald fertig, das Ding ist echt kalt und schwer!< "Bitte ruhig liegen bleiben.", sagte eine Krankenschwester und bediente eine Maschine am anderen Ende des Raumes, worauf der Röhrenarm des Röntgensystems sich langsam hinabsenkte und mit der Scannung von Joeys Brustkorb begann.
 

Seto fluchte leise vor sich hin, während er seine Emails auf seinem Laptop abrief. >Kaum bin ich mal ein paar Tage nicht zu erreichen, geht in meiner Firma alles drunter und drüber! Idioten, allesamt! Warum gehen die mit den Problemen nicht gleich zu Roland oder Mokuba, warum immer erst zu mir? Seh ich vielleicht so aus, als hätte ich für jedes kleine Problemchen Zeit? Lohnerhöhung da, Urlaubsverlängerung dort, was bin ich, ein Wohlfahrtsverein? Und was ist das?< Er öffnete eine neue Email und erstarrte vor Schreck. >Idioten! Warum zum Teufel erfahre ich erst jetzt von dem Virus im Hauptrechner? Haben die kein Telefon?<
 

Joey zog sich seinen Krankenhauspyjama und seinen Morgenmantel an, während er den Erklärungen des Chirurgen lauschte. "Laut den Röntgenbildern ist auf der linken Seite die zweite Rippe von unten leicht angeknackst und die dritte Rippe ist angebrochen, diese hatte sich aufgrund dessen auch in Deinen Lungenflügel gebohrt. Wir können allerdings davon ausgehen, dass sich das Loch bereits verschlossen hat, nun da das Blut aus der Lunge entfernt wurde. Die angeknackste Rippe bedarf keiner weiteren Behandlung, aber für die angebrochene Rippe werden wir Dir einen festen Stützverband anlegen. Es steht Dir frei, das Krankenhaus noch heute zu verlassen, allerdings auf eigene Verantwortung."
 

Seto schlug mit der Faust gegen die Wand und verstärkte seinen Griff um das Telefon in seiner anderen Hand. "Was soll das heißen, ihr könnt den verdammten Virus nicht finden? Muss ich denn immer alles alleine machen?", brüllte er, was Roland am andren Ende der Leitung leicht zusammenzucken ließ. "Es tut mir leid, Herr Kaiba." Seto schnaubte. "Es tut Dir leid? Roland, ich hab Dich nicht umsonst zu meinem Stellvertreter ernannt, Du solltest Mokuba unterstützen, während ich die meiste Zeit in der Uni verbringe, es ist nicht Deine Aufgabe, ihm noch mehr Probleme aufzuhalsen, also finde dieses verdammten Virus, kapiert?"
 

Joey seufzte erleichtert, als er sein Zimmer betrat. Der Stützverband war fest, aber nicht unangenehm und er freute sich, dass er das Krankenhaus schon verlassen konnte. Leider fiel ihm ein, dass er sich ja gar nicht in Tokyo auskannte und auch nicht wusste, wo Seto wohnte. >Shit! Ich hab ja nicht mal ne verdammte Telefonnummer von ihm!< Er drehte sich ruckartig um und verließ sein Zimmer in Richtung Anmeldung, wo eine junge Krankenschwester in einigen Patientenakten wühlte. "Hallo?" Die Krankenschwester drehte sich zu Joey um und lächelte leicht. "Was kann ich für Dich tun?" Joey lächelte ebenfalls. "Kennen Sie die Telefonnummer von Seto Kaiba? Er hatte mich hier eingeliefert und ich bin sicher, dass in meiner Akte irgendwo seine Telefonnummer und seine Adresse vermerkt sind."
 

Seto tigerte mit dem Telefon am Ohr im Wohnzimmer auf und ab und grübelte laut vor sich hin. "Habt ihr schon das neue Antivirenprogramm versucht, dass ich vor meiner Abreise entwickelt habe?" "Haben wir, Seto, allerdings ohne Erfolg.", antwortete Mokuba am andren Ende der Leitung. "Und einen Komplettsystemneustart?" "Haben wir auch schon durch.", meinte Mokuba und seufzte leise. "Das Einzige, was wir noch nicht versucht haben, ist ein Überschreiben des ganzen Systems mit dem Backup vom Samstag, weil wir nicht sicher sind, ab wann der Virus im System war. Er wurde erst am Sonntagabend entdeckt, er könnte aber schon vorher im System gewesen sein und wenn das Backup vom Samstag auch schon virenverseucht war, haben wir damit rein gar nichts gewonnen."
 

Joey grummelte leise und legte den Telefonhörer wieder auf. >Mist eh, jetzt hab ich schon mal die Möglichkeit, das Krankenhaus früher zu verlassen und jetzt ist der Kerl nicht zu erreichen! Wieso muss der ausgerechnet jetzt telefonieren, warum ist der nicht in der Uni und warum geht sein verdammtes Handy nicht? Mistkerl!< Er schaute die Krankenschwester hinter dem Anmeldeschalter freundlich an. "Schreiben Sie mir die Adresse bitte auf einen Zettel und rufen Sie mir ein Taxi, ich bin sicher, mein Boss wird die Kosten für das Taxi sehr gerne übernehmen, weil er anscheinend zu beschäftigt ist, mich selbst aus dem Krankenhaus abzuholen."
 

Seto marschierte mit schnellen Schritten in sein Arbeitszimmer im zweiten Stock und fuhr seinen Computer hoch. "Ja, ich bin sicher, dass Du das Risiko ruhig eingehen kannst, Mokuba. Sollte der Virus tatsächlich schon am Samstag im System gewesen sein, hätte mein Virenprogramm den sicher entdeckt. Mach Dir mal darüber keine Gedanken. Kaiba Corporation gehört immer noch mir und wenn ich der Meinung bin, dass wir ein Risiko eingehen müssen, dann tun wir das auch, okay, Mokuba?" "Wie Du meinst, Seto, ich ruf wieder an, wenn ich das Backup vollständig hochgeladen hab.", antwortete Mokuba und legte auf, während Seto ein paar Daten an seinem Rechner überprüfte.
 

Joey packte seine wenigen Habseligkeiten, die Seto ihm hatte bringen lassen, zusammen und schaute sich kurz im Zimmer um. >Hm, ich hoffe, das neue Haus von Seto ist genauso luxuriös wie dieses Krankenzimmer hier, aber kleiner als seine verdammte Villa. Bin gespannt, wie lange ich noch blau machen kann, bevor er mich zur Arbeit verdonnert und ich bin außerdem gespannt, wann ich ihn wieder küssen darf!< Er lächelte leicht und schüttelte dann den Kopf. >Ich bin doch ein totaler Idiot! Sich mit Seto Kaiba einzulassen, ist glatter Selbstmord, aber ich hatte wohl schon immer einen Hang zu Kamikazeaktionen, diese hier läuft nur auf einem anderen Level.<
 

Seto seufzte und warf einen Blick auf sein Handy, das er aus seiner Jackentasche gezogen hatte. "Akku leer, na klasse!" Er stand auf und ging mit dem Handy in der Hand in sein Schlafzimmer, um das Handy ans Ladegerät anzuschließen, sofort erschien auf dem Bildschirm die Information von zwei Anrufen in Abwesenheit. >Wer ruft denn auf mein Handy an?< Seto drückte ein paar Knöpfe auf dem Handy und ließ sich die Anrufe von seinem automatischen Anrufbeantworter abspielen. "Hey, Seto, wollte Dir nur mitteilen, dass ich das Krankenhaus verlassen darf. Wo zum Geier steckst Du?" " Seto! Nun hör auf das Festnetz zu blockieren, oder geh ans Handy. Soll ich mir nen Taxi rufen?"
 

Joey stieg grinsend in das Taxi, das vor dem Krankenhaus stand und reichte dem Fahrer die Adresse, die er von der Krankenschwester bekommen hatte. "Dort hin, aber nen bissel plötzlich, ich hab's eilig!" Der Fahrer grummelte nur leise und schaltete die Taxiuhr ein. >Ach ja, so lässt es sich leben. Leute herumkommandieren wollte ich schon immer mal gerne! Ich schau mir wohl zu viel bei Seto ab. Tze! Wenn die Anderen wüssten, was hier vor sich geht, würden die mich glatt für irre erklären! Ich und Seto Kaiba?< Joey schüttelte den Kopf und grinste breit. >Nee, das glaubt mir kein Mensch!<
 

Seto fluchte und schmiss das Handy in die Ecke. "Dieser verdammte Idiot! Kann der nicht auf mich warten? Was ist, wenn ihm irgendwas passiert? Volltrottel! Der kennt sich doch gar nicht hier aus! Verdammte Scheiße!" Er verließ sein Schlafzimmer und marschierte runter ins Wohnzimmer und dann in die Küche. >Scheiße, was mach ich wenn ich ihn jetzt suchen fahre und er hier auftaucht? Er hat doch nicht mal Geld für's Taxi!< Seufzend marschierte er wieder zurück ins Wohnzimmer und in Richtung Vordertür.
 

Joey lehnte sich seufzend auf dem Rücksitz des Taxis zurück und schüttelte den Kopf, als er auf den zähfliesenden Verkehr der Innenstadt blickte. >Wenn das so weitergeht, bin ich morgen noch nicht bei Seto!< "Können Sie nicht eine Abkürzung nehmen? Ich hab ein wichtiges Treffen mit Seto Kaiba und wie Sie wissen, wartet der nicht gerne.", sagte er, woraufhin ihm der Taxifahrer einen sehr erstaunten Blick durch den Rückspiegel zuwarf. "Wollen Sie damit sagen, dass die Adresse Kaibas Wohnsitz ist?" Joey nickte grinsend. "Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Natürlich werde ich eine Abkürzung nehmen!"
 

Seto stand etwas nervös vor seinem Haus und starrte auf die Straße. "Ja, bin ich denn bescheuert? Warum steh ich hier rum, wie ein trotteliger Köter, der darauf wartet, dass sein Herrchen nachhause kommt? Schwachsinn!" Fluchend drehte er sich um und betrat wütend sein Haus. >Mist! Ich mach mir Sorgen um Joey! Was ist, wenn ihm irgendwas passiert? Er hätte auf mich warten sollen! Verdammt!< Schwer seufzend ließ Seto sich im Wohnzimmer auf die Couch fallen und schloss müde die Augen. >Liegt es am Stress, dass ich so durch den Wind bin, oder liegt es an Joey?<
 

Joey starrte fasziniert aus dem Fenster des Taxis und trommelte mit den Fingerspitzen gegen die Fensterscheibe. "Man, das Villenviertel von Tokyo ist ja fast dreimal so groß wie das von Domino!" Der Taxifahrer grinste leicht. "Das ist noch nicht mal die Hälfte, junger Mann, das ist hier nur das Nordende. Hier leben die Einsiedler, wie sie von den Meisten genannt werden, die Singles der High Society." >Die Singles also? Hm, dann wird Setos Haus auch hier irgendwo sein, nehm ich an.<
 

Seto saß unruhig auf der Couch und starrte aus dem Fenster, er zuckte heftig zusammen, als es an der Vordertür klingelte. >Wer kann das sein?< Er stand auf und betrat mit eiligen Schritten den Flur, um wenig später seine Haustür zu öffnen. "Hi, Seto!", begrüßte Joey ihn fröhlich, Seto blinzelte verwirrt. "Ich brauch Geld für's Taxi, ich hatte leider nichts bei mir, wäre also ganz nett, wenn Du mir etwas Geld leihst. Ach, und gib ihm Trinkgeld, er war so frei, extra eine Abkürzung für mich zu nehmen, damit Du nicht solange warten musst." Seto blinzelte erneut, zog Joey dann mit einem Ruck zu sich und küsste ihn so heftig, dass Joey fast die Luft wegblieb. "Idiot! Du bekloppter Idiot!", meinte Seto zwischen zwei weiteren Küssen. >Ich hab mir Sorgen gemacht, Idiot!<

zuviel Emotionen

11. zuviel Emotionen
 

Seto Kaiba schüttelte müde den Kopf und starrte Joey an, der nur knapp 15 Minuten nach seiner Ankunft im neuen Haus auf der Couch im Wohnzimmer eingeschlafen war. >Irgendwie ist er ja ganz niedlich, wenn er die Klappe hält, aber muss der beim Schlafen ständig auf mein Kissen sabbern? Wovon er wohl träumt?< Er schüttelte irritiert den Kopf. >Was geht's mich an, wovon er träumt, der Kerl macht aus mir noch einen Softie und das kann ich wirklich nicht zulassen.< Er hob Joey von der Couch und trug ihn die Treppe hinauf durch den Flur in das Schlafzimmer, das er extra für Joey hatte einrichten lassen.
 

Joey Wheeler schlief währenddessen völlig ruhig in Setos Armen und murmelte ein paar unverständliche Worte vor sich hin, ohne aufzuwachen. „Eiscreme, ich will Schoko-Eiscreme.“ Ein leises Lachen ertönte von Seto, der sich für einen kurzen Moment an der Wand abstützen musste und Joey einen kurzen Kuss auf die Stirn gab, was von ihm mit einem gemurmelten „Seto“ quittiert wurde.
 

Seto legte Joey auf das große Bett, wagte jedoch nicht, Joeys Sachen auszuziehen, aus Angst, ihn dabei aufzuwecken. >Vielleicht war es keine gute Idee, dass ich ihn für mich arbeiten lassen wollte. Ich hätte niemals auf diese absurde Idee kommen dürfen, dann wäre es nie dazu gekommen, dass ich Gefühle für ihn entwickle. Was wird wohl die Presse dazu sagen, wenn die mitbekommen, was ich über die Nervensäge Joseph Wheeler denke? Was würden die wohl dazu sagen, wenn sie wüssten, dass ich einen Mann geküsst habe und das sogar noch im Beisein einer Krankenschwester?<
 

Joey bekam von Setos Gedanken nichts mit und schlief friedlich in seinem neuen Bett, auch Setos leise geflüsterte Worte hörte Joey nicht. „Ob Dir eigentlich klar ist, was Du mit meinem Leben angestellt hast? Ob Dir bewusst ist, in welche Gefahr Du Dich mit Deinem lebenslustigen Verhalten gebracht hast? Ob Du wohl weißt, was für Probleme noch auf uns zukommen werden, wenn die Presse davon erfährt? Ich denke nicht, oder Joey? Du weißt nicht, was passiert, Du weißt nichts von alldem und es ist ja auch nicht mal Deine Schuld. Ich habe diese ganzen Probleme verursacht. Eigentlich müsstest Du wütend auf mich sein, doch das bist Du nicht. Du warst nie wirklich lange wütend auf mich und das habe ich noch niemals verstanden.“
 

Seto seufzte leise und strich Joey ein paar blonde Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Du bist wirklich ein merkwürdiger Kauz. Chaotisch, unpünktlich und doch immer da, wenn man Dich braucht. Übermütig, lebensmüde und immer zur Stelle, wenn Deine Freunde in Gefahr sind. Du bist nicht übermäßig klug, aber wirklich dumm bist Du auch nicht. Du hast kaum ein richtiges Talent für irgendetwas, aber Du gibst ständig Dein Bestes. Du bist nur ein normaler Typ an der Seitenlinie und doch hast Du es geschafft, meine Aufmerksamkeit zu bekommen und das ist mehr, als jeder andere jemals von mir bekommen hat.“
 

Joey drehte sich leise grummelnd auf die Seite und kuschelte sich unbewusst an Setos Hand an, die noch immer mit seinem Haar spielte. „Was soll ich bloß mit Dir machen, Joey? Hassen kann ich Dich nicht, aber lieben kann ich Dich auch nicht. Ich würde Dich gerne wieder loswerden, aber ich will nicht mehr ohne Dich sein. Du machst mir Angst und doch will ich, dass Du in meiner Nähe bist. Ich brauche Dich nicht und doch würde ich mich freuen, wenn ich weiß, dass Du mich nicht alleine lässt. Ich weiß nicht mehr, was ich fühlen soll, denn ich kann nicht mit, aber auch nicht ohne Dich leben.“
 

Seto schloss für ein paar Sekunden die Augen und lauschte dem leisen Atmen von Joey, der im Schlaf schmatze, als würde er vom Essen träumen. „Du denkst wirklich nur ans Essen, gibt es eigentlich nichts anderes in Deinem Leben?“ Plötzlich griff eine Hand nach Setos Hand, die gerade durch Joeys Haare strich. „Seto, ich glaub, ich lieb Dich.“ Seto versteifte sich ruckartig und hielt den Atem an, aber Joey erwachte nicht aus seinem Traum. >Du träumst von mir?<
 

Joey drehte sich wieder auf die andre Seite und ließ Setos Hand los. Er blinzelte kurz, als er hörte, dass Seto den Raum wieder verließ. >Wenn Du wüsstest, was ich alles gehört habe, würdest Du Dich sicher ziemlich unwohl fühlen. Ich mag ein komischer Kauz sein, aber Du bist es auch. Kannst mich nicht hassen, aber auch nicht lieben. Was soll ich bitte davon halten? Wann werde ich jemals verstehen, was in Deinem Kopf vorgeht? Wann werde ich jemals begreifen, was Du wirklich willst?< „Ich werd Dich wohl niemals verstehen, Seto Kaiba.“, flüsterte er leise und kuschelte sich seufzend in die weichen Kissen seines neuen Bettes.
 

Seto ging währenddessen in Richtung seines Schlafzimmers, entschied sich aber kurz vorher noch anders und ging stattdessen in sein Arbeitszimmer, um sich mit Arbeit von seinen Gedanken über Joey abzulenken. Er schaltete seinen Computer an, stellte eine Verbindung zum Hauptrechner der Kaiba Corporation her und wurde sofort von einem Chaos ohnegleichen begrüßt. >Na hervorragend, genau das, was ich mir unter Ablenkung vorgestellt habe, der Virus hat ja ein furchtbares Durcheinander hinterlassen. Wie es allerdings aussieht, wurde der Virus bereits eliminiert. Auf Mokuba und Roland ist eben doch Verlass.<
 

Joey bemerkte nicht, dass er ein paar Tränen in das Kissen weinte, das er an sich drückte. >Ich bin so dumm, so verdammt dumm. Wie hatte ich erwarten können, dass alles besser wird, wenn ich ihn küsse und damit seine Erinnerung an den ersten Kuss erwecke. Jetzt ist alles noch viel komplizierter als vorher. Meine Gefühle für ihn werden immer stärker und ich habe Angst davor. Ich habe furchtbare Angst, dass er mich von sich stößt, wenn er zur Besinnung kommt und sich an seinen Ruf als Geschäftsmann erinnert. Er wird die Presse niemals gegen sich aufbringen wollen. Er wird nie zulassen, dass ich ihm zu nahe komme.< Mit einem letzten traurigem Seufzen schlief er ein.
 

Seto arbeitete wie ein Wahnsinniger, um die Ordnung in den Systemen der Kaiba Corporation wieder herzustellen, er achtete dabei nicht auf die Uhrzeit und verschwendete nicht einen Gedanken an Joey, bis ihn das Klingeln seines Handys wieder in die Wirklichkeit zurückholte. Mit dem Blick stur auf den Bildschirm gerichtet, griff er zum Handy, das nicht weit von ihm auf dem Schreibtisch lag. „Kaiba?“, fragte er unwirsch. „Seto, hier ist Mokuba. Sag jetzt nicht, Du hast die ganze Nacht durchgearbeitet?!“, erklang Mokubas vorwurfsvolle Stimme. Seto warf einen kurzen Blick auf die Uhr auf seinem Computer und erstarrte vor Schreck. >6:35 Uhr. Ich hab doch tatsächlich fast 13 Stunden am Stück durchgearbeitet!<
 

Joey erwachte in seinem Bett, als ein paar Vögel vor seinem Fenster musizierten. >Oh man, können die nicht mal ihre Schnäbel halten. Es ist ganz sicher noch ganz früh am Morgen!< Er rieb sich die Augen und richtete sich etwas auf. Erst dann fiel ihm ein, dass er sich in einem ihm völlig fremden Zimmer befand. >Ach ja, richtig, Seto hat mich ja gestern hier her getragen, während ich geschlafen hab.< Joey sah sich um. >Hm, die Farben gefallen mir, das ist wohl mein neues Zimmer. Mich würde ja mal interessieren, wie Setos Zimmer von innen aussieht, ich schätze, dass es wohl ganz in weiß und blau gehalten ist, wie sein weißer Drache.< Mit einem Grinsen sprang Joey aus dem Bett und streckte sich erstmal, bis er das Knacken seiner Nackenwirbel hören konnte.
 

Seto grummelte leise vor sich hin, während er der Stimme seines Bruders lauschte. „Du bist doch der Ältere von uns beiden, Du müsstest also genau wissen, dass es nicht gesund ist, wenn man so lange auf den Computer starrt, nicht zu vergessen, dass Du die ganze Nacht nicht geschlafen hast. Es ist nicht gut, wenn Du so viel arbeitest, hatten wir nicht vereinbart, dass ich mich mit Roland um die Kaiba Corporation kümmere, während Du auf die Uni in Tokyo gehst? Die Aufräumarbeiten nach der Virusattacke hätten wir auch alleine hinbekommen, dafür hättest Du nicht die ganze Nacht vor dem Computer sitzen müssen, Seto! Seto, hörst Du mir überhaupt zu? Seto? Seto, verdammt noch mal, sag endlich was!“ Seto lag währenddessen mit dem Kopf auf der Tastatur seines Laptops und schlief.
 

Joey verließ sein Zimmer, starrte den langen Gang entlang und lauschte angespannt, ob er irgendwo ein Geräusch hören konnte. „Hm, hätte eigentlich gedacht, dass Seto schon wach wäre, scheint aber nicht so zu sein. Okay, dann such ich mal die Küche und mach uns nen leckres Frühstück, ich könnte nen ganzes Schwein verdrücken!“, murmelte er und rieb sich den Bauch, der durch ein sehr lautes Grummeln seinen Protest anmeldete. „Ist ja schon gut, ich füttere Dich ja gleich, nicht so ungeduldig.“ Joey ließ ein leises Lachen ertönen und schüttelte den Kopf, während der in Richtung Treppe marschierte. „Wenn Seto wüsste, dass ich neuerdings Selbstgespräche mit meinem Magen führe, würde er sicher nen ganz fiesen Kommentar dazu abgeben.“
 

Seto schlief unterdessen noch immer in seinem Arbeitszimmer, das sich direkt gegenüber der Treppe befand. Mokuba hatte es inzwischen aufgegeben, seinen Bruder zum Antworten zu bringen, nachdem er nur noch leises Atmen von Seto durch das Handy gehört hatte. Das einzige Geräusch, das man noch in dem Arbeitszimmer hören konnte, war das leise, gleichmäßige Tuten des Handys, ein leises Schnurren des Laptops und das leise, ruhige Atmen von Seto, der noch immer mit dem Kopf auf der Tastatur lag. Ab und zu hörte man ein leises Klicken, wenn Seto seinen Kopf auf der Tastatur bewegte, ansonsten blieb es vollkommen ruhig. Da Seto darauf bestanden hatte, das Arbeitszimmer komplett schalldicht zu machen, kamen weder vom Fenster, noch vom Gang oder der Treppe irgendwelche Geräusche ins Zimmer, genauso hörte man von draußen auch keine Geräusche von drinnen.
 

Joey ging am Arbeitszimmer vorbei, ohne auch nur das leiseste Geräusch zu hören. Er selbst war dagegen nicht ganz so leise, als er mit Schwung gleich drei Stufen auf einmal die Treppe hinunter sprang, so dass die Holztreppe gequält knarrte. „Man, das wollte ich schon immer mal machen!“ Er schwang ein Bein über das glatte Holzgeländer und rutschte die restlichen Meter auf dem Geländer nach unten, während er lachend den Kopf in den Nacken warf. Allerdings rechnete er nicht damit, dass am Ende des Geländers eine Holzstatue stehen würde. Als Joey wieder nach vorne schaute, weiteten sich seine Augen vor Schreck und in der nächsten Sekunde prallte er mit voller Geschwindigkeit gegen die Statue, so dass er für einen kurzen Moment Sterne sah.
 

Seto grummelte leise im Schlaf, als er ein leises Geräusch hörte und drehte den Kopf auf die andere Seite, so dass man auf der linken Seite seines Gesichts die Abdrücke der Tastatur sehen konnte. Auf dem Bildschirm wurde durch eine Tastenkombination, die Seto versehentlich gedrückt hatte, ein Textfenster geöffnet, in dem nun ständig der Buchstabe J geschrieben wurde. Ein erneutes Geräusch zwang Seto dazu, erneut zu grummeln, was dazu führte, dass er sich erneut umdrehte, so dass er wieder mit der linken Gesichtshälfte auf der Tastatur lag, was dazu führte, dass in dem Textfeld auf dem Bildschirm hinter dem J jetzt ein S geschrieben wurde.
 

Joey lag unterdessen etwas benebelt auf der untersten Stufe der Treppe, nachdem er seitwärts vom Geländer gerutscht war. Er blinzelte irritiert und lachte dann schallend. „Man, das war lustig!“ Nur ein paar Sekunden später verzog er vor Schmerz das Gesicht. „Aber die nächste Rutschpartie mach ich erst, wenn meine Rippen vollständig geheilt sind.“ Er zog sich mühsam am Treppengeländer hoch und schaute sich in der Eingangshalle ein wenig um. „Wo Seto wohl steckt? Der müsste doch längst von den lauten Geräuschen aufgewacht sein.“ Er zuckte mit dem Schultern und marschierte in Richtung Küche, die man auch von der Eingangshalle betreten konnte.

zuviel Unerwartetes

12. zuviel Unerwartetes
 

Joey Wheeler kümmerte sich in der großen Küche darum, ein leckeres Frühstück vorzubereiten und fragte sich wo Seto Kaiba wohl steckte. Es war 9 Uhr morgens. >Vielleicht ist er schon in der Uni, ist immerhin Mittwoch.<, dachte er und stellte die Kaffeemaschine an. Es dauerte eine Weile, bis er sich in der Küche zurechtfand, aber da er ohnehin für die nächsten 6 Monate hier als Mädchen für alles arbeiten sollte, war es nur fair, wenn er sich schon jetzt mit allem vertraut machte. >Ich werd mich nachher mal im Haus umsehen, scheint ja ziemlich groß zu sein, mit etlichen Zimmern.< Er schaute in den Kühlschrank, stellte allerdings fest, dass kaum etwas an Essbarem vorhanden war, nur ein paar Eier, Margarine, Milch und ein paar Mini-Tomaten, außerdem lag frisches Weißbrot im Brotkasten, der neben dem Kühlschrank an der Wand angebracht war. >Na gut. Machen wir halt Rührei auf Weißbrot zum Frühstück, dazu eine Tasse Kaffee. Und wenn Seto wiederkommt, schicke ich ihn einkaufen.<
 

Seto Kaiba wachte unterdessen langsam wieder auf und blinzelte irritiert, als er bemerkte, in welcher unbequemen Position er sich gerade befand. Er war halb von seinem Sessel heruntergerutscht und lag fast mit seinem ganzen Oberkörper quer über seinem Schreibtisch, im Schlaf hatte er anscheinend den Laptop etwas beiseitegeschoben und seinen Kopf auf seinen verschränkten Armen abgelegt. Er richtete sich auf und hörte das unschöne Knacken seiner Nackenwirbel und Schultern. >Verdammt! Ich hasse es, wenn das passiert! Ich brauche eine Massage.< Er grinste etwas. >Ob das kleine Schoßhündchen schon wach ist?< Seto streckte sich ein wenig, schaute auf seinen Laptop und blinzelte verwirrt, als er das geöffnete Textfenster sah und die langen Buchstabenzeilen, die dort geschrieben standen. >J und S. Blöder Laptop! Schreib nicht solche lächerlichen Dinge, ohne meine Erlaubnis!< Er blinzelte und schaute auf die Uhr am unteren rechten Bildschirmrand. >Schon nach 9? Verdammt! Ich komm zu spät zur Uni!<
 

Joey kippte sich unten in der Küche gerade frischen Kaffee in eine Tasse und stellte sie auf den Tisch zu seinem Rührei auf Weißbrot, als er von der Treppe ein lautes Poltern und einen gezischten Fluch hörte. >Ein Einbrecher? Mist, ich brauch eine Waffe oder sowas!< Er schaute sich um und griff zu einem großen Messer, das aus einem hölzernen Messerblock herausragte. Das Poltern erklang nun aus dem Wohnzimmer und erneut wurde leise geflucht. Joey drückte sich etwas ängstlich an der Wand entlang und schlich vorsichtig auf die Tür zu, die von der Küche aus ins Wohnzimmer führte. Kurz bevor er die Tür jedoch erreichte, wurde diese etwas zu heftig aufgestoßen und er zuckte ziemlich erschrocken zusammen. „Keine Bewegung, Du Mistkerl, ich bin bewaffnet!“
 

Seto blinzelte verwirrt und starrte auf die Szene, die sich ihm bot. Doch das Erste, was er wirklich fixierte, war nicht etwa Joey, der angriffsbereit, mit leicht vorgebeugtem Oberkörper und mit einem großen Filetiermesser in beiden Händen, neben dem Tisch stand, sondern die große dampfende Tasse Kaffee und den Teller mit dem ebenso noch dampfenden Rührei auf dem Tisch. „Für mich?“, fragte er etwas amüsiert und auch ein wenig hoffnungsvoll. Nur wenige Atemzüge später erklang ein dumpfes Poltern, als Joey das Messer fallen ließ und selbst auf den Fliesenboden der Küche sank. „Herrgottnochmal, hast Du mich erschreckt! Ich dachte, Du wärst ein Einbrecher! Warum bist Du nicht in der Uni?“
 

Joey fuchtelte aufgeregt mit seinem rechten Arm herum, während er sich mit der linken Hand fluchend durch die blonden Haare strich. Seine Beine zitterten, ebenso seine Hände. „Scheiße man! Mach das nie wieder! Und nein, das Frühstück war eigentlich für mich, weil ich dachte, Du wärst längst in der Uni. Aber bitte, bedien Dich, ich mach mir was andres. Ich muss Dich aber darauf hinweisen, dass wir dringend einkaufen müssen, Dein Kühlschrank ist so gut wie leer.“ Er versuchte sich wieder aufzurichten, aber seine Beine wollten irgendwie nicht so wie er. In der nächsten Sekunde spürte er, wie er von Seto hochgezogen und auf einen Stuhl verfrachtet wurde. „Du bliebst hier sitzen, ich besorg Dir Dein Frühstück, Kaffee ist anscheinend ja noch da und wie ich sehe, ist auch noch etwas Rührei in der Pfanne und Weißbrot? Eigenartige Kombination, aber gut, vielleicht war wirklich nicht viel Auswahl im Kühlschrank.“
 

Seto hob wie selbstverständlich das Filetiermesser vom Fußboden auf, um es auf die Ablage neben der Spüle zu legen. „Wenigstens weiß ich, dass Du auch in meiner Abwesenheit mein Haus mit Deinem Leben verteidigen würdest, vielleicht sollte ich Dich auch noch zusätzlich als meinen Bodyguard einstellen. Allerdings müssten wir noch etwas an Deiner Reaktionszeit arbeiten und an Deiner Haltung. Ein Profi hätte Dir in Sekunden das Messer aus den Händen reißen oder Dich einfach erschießen können. Und was sollte eigentlich die unsinnige Aussage: ‚ich bin bewaffnet‘? Also wirklich, damit schockst Du heutzutage niemanden mehr. Einfach nur bewaffnet zu sein, reicht bei Weitem nicht aus, man musst auch wissen, wie man mit der Waffe umzugehen hat, erst dann wirkt man wirklich bedrohlich.“, meinte er im arroganten Tonfall, während er Kaffee in eine zweite Tasse goss und eine Scheibe Weißbrot auf einen Teller legte, um Rührei darauf zu verteilen.
 

Joey zog wütend seine Augenbrauen zusammen, während er Seto zuhörte und ihn bei seiner Tätigkeit beobachtete. „Du Mistkerl! Als wenn Du besser reagiert hättest!“, fluchte er empört. Seto drehte sich mit einem süffisanten Lächeln zu ihm um, stellte Kaffee und Rührei vor Joey auf den Tisch, griff hinter ihm in eine Schublade, um Messer und Gabel herauszuholen und ebenfalls auf den Tisch zu legen und meinte: „Du vergisst wohl, was Gozaburo Kaiba für ein Mensch war. Er hat mich nicht nur zu einem eiskalten Geschäftsmann erzogen, sondern zu einem ebenso guten Killer, der ohne zu zögern tun würde, was getan werden muss, sollte es die Situation erfordern. Das gilt speziell dann, wenn das Leben der Personen in Gefahr ist, die mir etwas bedeuten, denn so viele habe ich davon nicht, dass ich auf einen von ihnen verzichten könnte.“
 

Seto sah die leicht zusammengekniffenen Augen Joeys und erkannte in ihnen die unausgesprochene Frage. Er lächelte ein wenig, beugte sich zu ihm hinab und setzte einen Kuss auf dessen blonde Haare. „Du gehörst auch zu diesen Leuten, auf die ich nicht verzichten kann, das habe ich mir vor einer Weile klarmachen müssen. Doch wie wichtig Du für mich tatsächlich bist, darüber kann ich Dir noch keine zufriedenstellende Auskunft geben. Ich hoffe allerdings, dass meine Antwort vorerst genügt.“ Braune Augen blickten zu ihm hinauf, Joey hob seine Hand, zog Seto etwas dichter zu sich und küsste ihn auf den Mund. „Danke, das reicht mir erstmal.“
 

Joey lächelte noch kurz, schob Seto dann wieder von sich und griff nach Messer und Gabel, um endlich zu frühstücken, denn sein Magen knurrte gerade bedrohlich. Seto schüttelte darüber nur grinsend den Kopf, setzte sich Joey gegenüber an den Tisch, griff als erstes zu der Kaffeetasse und trank einen Schluck. „Musst Du noch in die Uni?“, fragte Joey und Seto nickte etwas. „Ja, ich kann mir nicht zu viele Fehltage leisten. Ein paar verpasste Vorlesungen sind nicht schlimm, ganze Tage jedoch schon.“, antwortete Seto und machte sich daran, ebenfalls das Rührei zu verspeisen. „Hast Du verschlafen?“, fragte Joey zwischen zwei Bissen. „Ich hab die ganze Nacht durchgearbeitet und erst aufgehört, als Mokuba mich heute Morgen anrief. Während seiner Standpauke muss ich wohl eingeschlafen sein, bin eben erst in unbequemer Haltung in meinem Arbeitszimmer aufgewacht.“, erwiderte Seto und griff nach seinem Kaffee.
 

Seto trank seinen Kaffee aus, aß das restliche Rührei und erhob sich dann wieder. „Ich muss los. Vielleicht schaffe ich die zweite Vorlesung noch. Ich melde mich, wenn ich auf dem Rückweg bin, dann können wir uns um die Einkäufe kümmern. Du kannst ja solange schauen, was wir brauchen und eine Liste fertigstellen, Geld spielt keine Rolle, also schreib einfach, was Du im Haus haben willst, ich kümmere mich darum. Ansonsten ruh Dich einfach aus, schau fern oder schau Dich im Haus um, oben ist eine Bibliothek, Du kannst also auch ein gutes Buch lesen, Fitnessraum ist auch oben, aber den wirst Du vermutlich nicht brauchen. Du kannst auch mein Schlafzimmer und mein Arbeitszimmer betreten, aber mach keine Unordnung, ja? Wenn irgendetwas Dringendes ist, ruf mich auf dem Handy an, Nummer ist unter der Kurzwahl 1 eingespeichert. Bis später.“, sagte er, wuschelte Joey kurz durch die Haare und verließ die Küche durch die Tür zur Eingangshalle.
 

Joey saß mit rotem Gesicht am Tisch und atmete etwas zu schnell. >Setos Schlafzimmer.<, dachte er, hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel und stürmte schon in der nächsten Sekunde ebenfalls in die Eingangshalle, allerdings nicht in Richtung Haustür, sondern die Treppe in die obere Etage hinauf. Oben angelangt, öffnete er gleich die erste Tür. >Arbeitszimmer.< Er schloss sie wieder und öffnete die Tür rechts daneben. >Bibliothek.< Er ging weiter den rechten Gang entlang in Richtung seines Zimmers und öffnete die Tür schräg gegenüber der Bibliothek. >Hhm, scheinbar noch ein Gästezimmer mit eigenem Badezimmer. Diese Grüntöne gefallen mir aber nicht.< Die Tür wurde geschlossen und Joey ging zu der Tür neben der Bibliothek. >Ein Partyraum? Wow! Mit eigener Theke, Jukebox und Billardtisch! Ob Seto hier auch Partys schmeißen wird? Wäre echt klasse!<
 

Seto saß unterdessen in seinem Porsche und fuhr in Gedanken versunken durch Tokyos Straßen. >Vielleicht sollte ich dem kleinen Schoßhund tatsächlich eine spezielle Ausbildung zum Bodyguard ermöglichen. Mit seiner Gangvergangenheit und etwas Feinschliff würde er sicher einen verdammt guten Job machen. Ein Profi hätte ihn zwar leicht erledigen können, aber ein harmloser Einbrecher wäre mit Sicherheit vor ihm geflohen und hätte alles stehen und liegen lassen, um das Haus fluchtartig zu verlassen. Er sah wirklich bedrohlich aus, zumindest hätte er so auf einen normalen Eindringling gewirkt. Diese funkelnden Augen. Äußerst faszinierend. Irgendwie sogar erotisch. Scheinbar schafft es das Hündchen noch immer, mich zu überraschen. Wirklich interessant.<
 

Joey hatte unterdessen im rechten Gang schräg gegenüber seines Schlafzimmers den Fitnessraum gefunden, sein ans Schlafzimmer angrenzende Badezimmer kannte er schon. Er hatte sich dem linken Gang zugewendet und dort zuerst einen kleinen Lagerraum und einen großen Garderobenraum entdeckt. Jetzt stand er etwas überrascht in der Tür zu einem schicken Atelier, in dem etliche Bilder von bekannten und unbekannten Malern aushingen. In der Mitte des Raumes stand außerdem eine Staffelei aus hellem und scheinbar edlem Holz, auf dem eine noch weiße Leinwand stand, die auf einen Bilderrahmen gespannt war. Daneben lagen auf einem großen runden Tisch etliche noch unbenutzte Pinsel, Paletten und Farben in etlichen Ausführungen. Joey ging auf den Tisch zu und sah sich das Ganze genauer an. >Ölfarben, Acrylfarben, Aquarellfarben, Plakatfarben. Meine Güte, er überlässt ja wirklich nichts dem Zufall. Ob er mir erlauben wird, mich hier auszutoben? Wäre echt klasse! Am besten frage ich ihn einfach, wenn er wiederkommt.<
 

Seto hatte in der Zwischenzeit das Gelände der Wirtschaftsuniversität erreicht und langweilte sich in einer Vorlesung über Beschwerdemanagement. Müde schüttelte er den Kopf. >Ich habe meine eigenen Methoden, wie ich mit Beschwerden meiner Mitarbeiter, Geschäftspartner und Kunden umgehe, dazu benötige ich keinen Professor, der mir irgendetwas über solche Dinge erzählt. Das bringt hier einfach nichts. Was soll ich hier? Ich habe doch wirklich wichtigere Dinge, die ich mit meiner kostbaren Zeit anstellen könnte. Ich könnte das Schoßhündchen ärgern, im Pool schwimmen und versuchen, dem Hündchen das Hundepaddeln beizubringen. Ich könnte mit ihm Gassi gehen und ihn dazu bringen, für mich Stöckchen zu fangen oder Frisbeescheiben. Hündchen, hol mich hier raus!<
 

Joey verließ das Atelier wieder und öffnete die letzte Tür auf dem linken Gang. Seine Augen weiteten sich ein wenig und er lächelte etwas. >Setos Schlafzimmer. Genau wie ich es mir vorgestellt habe.< Er betrat das Zimmer und ging fast ehrfürchtig auf das große Bett zu. Es war ein wenig zerwühlt, obwohl Seto ja angeblich diese Nacht nicht darin verbracht hatte, anscheinend hielt er es nicht für nötig, sein Bett selbst herzurichten, wenn er einmal darin geschlafen hatte. Angestellte hatte er hier ja keine und Joey selbst hatte ja die letzten Tage im Krankenhaus verbracht. >Nun ja, jetzt bin ich ja da und kann mich darum kümmern.<, dachte er, gähnte etwas und ließ sich auf das ungemachte Bett fallen. >Nur ein wenig ausruhen, ein paar Minuten. Nur ein wenig schlafen.< Mit diesem Gedanken im Kopf, Setos unverkennbarem Duft in der Nase und einem seligen Lächeln auf den Lippen schlief Joey ein.



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Kommentare zu dieser Fanfic (164)
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Von:  Malec_Kage
2015-09-26T18:33:10+00:00 26.09.2015 20:33
Hallooooo :)

ich habe letztens eine Fanfic von dir gelesen und war ziemlich begeistert.
dachte mir ich schau mal was du noch so geschrieben hast und habe mir (zuerst erstmal die anderen folgen noch :D)
diese ff durchgelesen und ich muss sagen
ich finde es richtig toll wie du schreibst du hast einen sehr ausdrucksreichen und verständlichen schreibstil.
und ich fand die ff bisher super und hoffe das es bald weiter geht :)

mfg x-Peria
Von:  Ice-Kyubi
2015-09-20T22:04:56+00:00 21.09.2015 00:04
Hach ja alle bisherigen Kapis gelesen und ich fand es wirklich süß^^ Hoffe es geht bald weiter bin echt gespannt :D

LG Ice
Von:  MaiRaike
2015-09-03T11:20:40+00:00 03.09.2015 13:20
Ooooh, was für eine süße Geschichte! Nachdem du sie anfang des Jhres ja mal wieer hervorgekramt hast, hoffe ich, dass du sie noch fertigstellst! Ich würde mich jedenfalls wahnsinnig freuen!
Von:  Herzloser
2015-04-15T15:06:37+00:00 15.04.2015 17:06
Awww voll süß, wie sie sich so langsam annähern und immer wieder so verwirrt sind <3
Von:  Onlyknow3
2015-04-03T02:57:55+00:00 03.04.2015 04:57
Lassen wir uns überraschen, der Autor wird schon richten, egal in welche richtung. Was mich zu der Frage bringt.
Ob Joey überhaupt ahnt was wirklich in Seto vorgeht, welche Gefühle dieser für ihn hat. Seto würde doch sicher nicht so etwas sagen, oder tun wenn da nicht mehr wäre als das Joey für ihn wichtig ist. Mach weiter so, freue mich schon ganz gespannt auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  ultraFlowerbeard
2015-03-31T21:59:12+00:00 31.03.2015 23:59
Also ich bin der Meinung das Seto eher über Joey herfallen würde, sollte er sehen das er in seinem Bett liegt.
Da würde sogar seine Verletzung nichts verhindern können. xD
lg Flower
Antwort von:  Nightprincess
01.04.2015 00:12
haha. Du hast vermutlich sogar Recht :))
Von:  Lunata79
2015-03-30T14:11:31+00:00 30.03.2015 16:11
LOL
Wenn Seto ihn zu sehen kriegt, gibts, glaub ich, ein paar aufm Deckel. XD
Pennt der doch einfach auf Setos Bett ein. Das kann ja nur schief gehen. *kopfschüttel*
Freu mich aufs nächste Kapitel.

Lg
Lunata79
Von:  mu_chan
2015-03-30T09:42:15+00:00 30.03.2015 11:42
Eine wirklich interessante FF ^^
ich mag sie und finde gerade das gefühlvolle sehr gut geschrieben!
& würde mich freuen bald mehr lesen zu können :D

glg mu_chan
Von:  Onlyknow3
2015-01-30T13:33:43+00:00 30.01.2015 14:33
Habe mir die ganze Geschichte bis hier her durch gelesen und muss sagen das Seto rech hat mit seiner vermutung in bezug auf Joey. Würde mich auf einen neues Kapitel freuen damit ich weiß was als nächstes passiert. Weiter so.

LG
Onlyknow3
Von:  Lunata79
2012-10-20T00:16:42+00:00 20.10.2012 02:16
OMG!!! 6 Jahre schon keine Fortsetzung mehr?!)
Die Story ist so hammer, die muss unbedingt beendet werden.
Bitte, bitte, bitte!!!




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