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Schlangengift I - Der schmale Pfad

Harry x Draco
von

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Wieder einmal vielen Dank für die Kommentare von Pyromanin und Yami-san.

Ich hab mich sehr gefreut.
 

Kapitel 18

Samhain, seine Bedeutung
 

Bonfire dot the rolling hillsides

Figures dance around and around

To drums that pulse out echoes of darkness

Moving to the pagan sound.

(Lorena McKennit “All Souls Night”)
 

Seine Hände packten fest zu und Stück für Stück zog er den Schwarzhaarigen zumindest mit dem Oberkörper wieder auf den Turm zurück. Schweiß stand auf Dracos Stirn, seine Robe war schmutzig und durchnässt vom immer stärker fallenden Regen, aber er kümmerte sich wenig drum.

Zumindest nicht im Moment, später würde er noch genug Zeit haben sich aufzuregen.

„Warte, ich hab’s gleich.“, keuchte Potter und strampelte um Halt zu finden. Langsam zog er sich mit Dracos Hilfe auf den Turm zurück.

Draco musterte ihn eingehend, als sie beide keuchend auf dem nassen Boden saßen.

Das Gesicht des Gryffindors war genauso bleich wie das seine, er zitterte vor Schock.

Draco selbst fühlte sich nicht besser. Er hatte Potter gehasst –er machte kein Hehl mehr daraus, dass er es jetzt ganz sicher nicht mehr tat- ihm mehrere Male den Tod an den Hals gewünscht, aber ihn dann wirklich ausgeliefert vor sich zu haben.

Das eine ganz andere Sache, wie der Blonde feststellen musste.

„Bist du in Ordnung.“, fragte Draco und versucht seine Stimme ruhig klingen zu lassen und das Zittern zu unterdrücken. Es gelang ihm nicht.

„Ja, danke.“ Potter blickte auf. Weinte er? Dracos Augen weiteten sich leicht. Oder ist das nur der Regen? „Ich stehe in deiner Schuld.“

Die Stimme des Schwarzhaarigen zitterte noch schlimmer als die seine aber er schien sich kaum darum zu kümmern.

„Werd nicht sentimental Potter. Was glaubst du hätte ich tun sollen? Dich fallen lassen?“ Draco stutzte. Ja, genau das hätte man von ihm erwartet und er sah es auch in Potters Blick. Er holte schnell Luft und fuhr fort. „Genau und danach sperren sie mich nach Askaban, weil ich den „Auserwählten“ umgelegt habe ohne dass er vorher seine Aufgabe erfüllt hatte. Nein wie schrecklich.“ Er verdrehte theatralisch die Augen. „Kannst du dir vorstellen was die Presse dazu sagen würde?“ Draco wusste das er völligen Unsinn redete, aber es tat gut und lenkte von dem eben Geschehenem ab.

Selbst Potter lachte leicht nervös und schaute Draco dabei an.

„Wahrscheinlich.“ Er schaute in den Himmel. „Seltsame Zufälle die uns in letzter Zeit passieren, nicht?“, seine Stimme war ernst und Draco zog eine Augenbraue hoch.

„Es gibt keine Zufälle.“, erwiderte er und sein Blick fiel auf den Nordturm.

Der einzige Platz von dem Man sie beide hätte sehen können, denn auf dieser Seite gab es keine Fenster die den Blick auf den Ostturm erlauben würden.

„Wir sollten reingehen. Ich hab wenig Lust jetzt schon zu Pomfrey zu gehen wegen einer Erkältung.“
 

~*~
 

Harry kannte es schon von früher. Gewisse Situationen, gewisse Umstände konnten aus Abscheu und Hass Freundschaft machen. Nie hatte er es für möglich gehalten dasselbe von sich und Malfoy zu behaupten, sicherlich nicht.

Es war einfach zu… unnatürlich, wie es ihm schien. Zu seltsam, zu klischeehaft um genau zu sein.

Das Böse und das Gute, er grinste bei dem Gedanken, freundschaftlich vereint. Das klang eher nach einem kitschigen Roman –nicht das Harry jemals einen gelesen hatte, aber er hatte davon gehört- als der Wirklichkeit.

Doch schon nach der Sache mit dem Wolf, Harry war sich schon fast sicher das DAS kein normaler Wolf gewesen war, hatte er gezweifelt. Anschließend die Rettung von Draco, als er vergiftet wurde und ihre Gespräche, ließen ihn noch mehr zweifeln, alles noch mal überdenken.

Das war ihnen vor zwei Tagen passiert war, hatte allerdings alles verändert.

Und wieder einmal zeigte sich, aus manchen Situationen konnte man nicht entkommen, ohne Freundschaft zu schließen.

Es war ihm damals mit Hermine passiert und nun mit Draco Malfoy.

Das Komischste an der Sache war, er hatte es weder richtig bemerkt, noch störte es ihn jetzt. Freundschaft mit Draco Malfoy zu schließen hieß für Harry zwar nicht, dass er ihm blind vertraute und auch nicht, dass alles vergessen war, was zwischen ihnen passiert ist, allerdings übersah man manche Dinger leichter und wenn die besten Freunde plötzlich nicht mehr beste Freunde waren… Warum konnten dann die schlimmsten Feinde nicht Freunde werden?
 

~*~
 

Draco, der in seinem Zimmer saß, und Zabini dabei zu schaute wie er Bücher über Haarfärbungen durchsuchte, hatte ähnliche Gedanken. Es erschien alles surreal, nicht wirklich existent. Draco hatte ausbrechen wollen und nun schienen die Stäbe langsam zu verrosten und zu zerfallen. Wollte er wirklich immer noch ausbrechen?

Die Zeit ging vorbei und Halloween war nächstes Wochenende. Es war schon etwas Zeit vergangen seit Potters Sturz, sie hatte niemanden davonetwas erzählt, doch ab und zu warf Zabini ihm seltsame Blicke zu und Pansy versuchte, auch wenn sie selbst ziemlich beschäftigt schien, mehr Zeit mit ihm zu verbringen.

Draco hoffte sie bildete sich nichts auf den letzten Ball ein, den sie zusammen verbracht hatten. Draco hatte schon viele Leute im Bett gehabt, er machte keinen Hehl daraus, auch wenn ihm schon seit einiger Zeit der Appetit vergangen war, aus welchem Grund auch immer. Doch auch wenn er alle glaubten und es teilweise mehr wie eine Tatsache erschien, denn ein Gerücht, so hatte er nie mit Pansy geschlafen. Er wusste nicht genau warum das so war, sie war nicht wirklich hässlich, dennoch… Draco sträubte sich dagegen auch nur daran zu denken. Er wusste dass zwischen seiner und Pansys Familie schon lange ein Abkommen bestand. Sie waren mehr oder weniger verlobt, auch wenn das noch nicht offiziell bekannt gegeben worden war. Es wurde wohl nur darauf gewartet oder viel mehr erwartet, dass Draco, als Mann, den ersten Zug machen würde.

Dennoch weigerte er sich. Sein Vater hatte ihm bisher noch nicht direkt befohlen es zu tun und für Draco bestand von daher kein Grund, Pansy zu irgendetwas mehr zu ermuntern als ein mehr oder weniger harmloser Ball.

Allerdings war Pansy nicht dass, was ihn wirklich beschäftigte. Potter und das bevorstehende Fest dagegen schon eher.

Blaise wusste davon, allerdings störte er den Blonden nicht mit Fragen oder versuchte ihn aufzumuntern. Draco war froh darüber. Er brauchte Zeit seine Gedanken zu ordnen, auch wenn sein Entschluss fest stand. Egal was zwischen ihm und Potter herrschte, er konnte nicht… Seine Familie war alles was ihm je etwas bedeutet hatte und man sagte nicht umsonst Blut sei dicker als Wasser.

Familie war das Einzige was in der Welt wirklich halt gab. Alles andere war vergänglich und auch wenn dies Worte seines Vaters waren, so glaubte sie Draco.

Und das was zwischen ihm und Potter entstanden war, in verhältnismäßig kurzer Zeit, dass war einfach nicht richtig. So etwas hätte nicht passieren können.

Dass allerdings alles ursprünglich mit seinen Zweifel an den Idealen seines Vaters angefangen hatte, daran erinnerte er sich mit Absicht nicht.

Doch die heimlichen Treffen nachts, wenn alle schon schliefen, gaben Draco ein völlig neues Gefühl. Eine Art Sicherheit, die er nicht mal bei Blaise hatte.

Er wusste dass der Gryffindor ihn nicht verraten würde. An niemanden. Alleine das er ein Gryffindor war, schloss diese Möglichkeit schon aus, dass es sich hierbei aber auch noch um Harry Potter handelte, der wahrscheinlich selbst dem dunklen Lord verzeihen würde, würde dieser nur fragen, dass machte es unmöglich.

Draco konnte mit Potter reden und er bekam eine ehrliche Meinung. Sie sprachen nicht über Dinge, die in einem Streit ausarten konnten und Draco war sich auch nicht sicher, ob sie es jemals könnten, aber zwischen ihnen war ein Einverständnis entstanden, dass Draco nicht kannte. Ohne wirkliches Nehmen und Geben verstanden sie sich und hielten sich an unausgesprochene Regeln.

Draco hatte sein Leben lang Verhandlungen geführt. Sei es mit seinen Eltern um einen neuen Besen oder mit anderen Slytherins um Macht. Es gab immer etwas was er geben musste um etwas zu bekommen. Es war normal für ihn gewesen, allerdings nicht ausfüllend. Damals jedoch hatte er diese Fülle nicht vermisst. Er hatte sie nicht gekannt.

Nun mit Potter der ihm Geheimnisse wie seine Karte oder den Umhang anvertraute ohne zu erwarten das Draco ihm auch welche erzählte, lernte der Blonde, dass es auch anders ging. Dass Freunde nicht unbedingt etwas als Ausgleich erwarteten. Sie hofften zwar darauf, aber sie verlangten es nicht.

„Blaise ich geh noch mal meine Runde machen.“, meinte Draco rasch und stand auf. Der Schwarz… Violetthaarige (Draco hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt), schaute abrupt auf und runzelte die Stirn.

„Du machst auffallend oft deine Rundgänge.“, bemerkte er ernst und Draco wich seinem Blick aus.

„Ich habe Pflichten zu erledigen.“

„Und Pansy nicht? Seit wann kümmerst du dich um andere Leute.“ Draco schaute ihn verwundert an. Ahnte er etwas?

„Pansy hat nicht mal genug Hirn geschweige denn Autorität um den Erstklässlern etwas vorzuschreiben. Und ich genieße es einfach Punkte abzuziehen.“

„Draco, ich mag zwar nicht so aussehen, aber ich bekomme eine ganze Menge mit. Glaubst du wirklich, dass ich so dumm bin?“, fragte Blaise und drehte sich zu Draco um, ihn ernst musterte.

Der Blonde schluckte leicht und griff nach seinem Mantel.

„Ich hab keine Ahnung was du meinst.“, behauptete er und versuchte so unauffällig wie möglich den Rückzug anzutreten.

„Es ist schon seltsam… Wenn du wirklich so vielen Leuten Punkte abziehen würdest, wie du immer sagst und ich weiß selbst gut genug, dass sich genügend Schüler draußen rum treiben, dass sich kaum einer beschwert. Die Punktegläser haben sich kaum verändert. Denkst du nicht, dass das ein wenig merkwürdig ist?“ Draco zog sich den Mantel über und grinste verschlagen. Wenn es nichts zum Angreifen gab, Rückzug unmöglich schien, dann musste er halt Defensiv werden.

„Ist gut. Ich treffe mich mit jemandem. Ich denke ich brauche dir nicht zusagen um was es bei diesen Treffen geht?“, fragte Draco, die Augenbrauen hochziehend.

„Mach was du denkst. Vielleicht wirst du irgendwann genug Verstand haben um über deinen dämlichen Stolz hinwegzukommen und mir die Wahrheit sagen.“, meinte Zabini und seine Stimme klang resigniert. Er drehte sich wieder zu seinen Büchern und Draco schaute ihn aufmerksam an.

Hatte er Blaise so unterschätzt? Wusste er mit wem er sich traf oder hatte er eine Ahnung?

Wahrscheinlich…
 

~*~
 

„Seamus, lass das.“, fauchte Harry aufgebracht. Es war schon fast halb elf, er musste langsam loskommen. Sie hatten zwar keine wirklichen Zeiten, dennoch…

„Harry, du solltest dich geehrt fühlen. Hier hör her.“ Er öffnete eine weitere Karte und Harry verdrehte die Augen. Es war nur zu typisch und Dean tat nicht einmal etwas um ihm zu helfen. Verzweifelt schaute er zu dem anderen Jungen doch der zuckte nur grinsend mit den Achseln.

„Liebster Harry, wenn ich dich sehe wird mir ganz anders. Deine grünen Augen strahlen wie frisches Gras im Sonnenlicht. Deine Haare, wie Ebenholz, haben mich in ihren Bann gezogen. Lass uns zusammen auf dem Ball der Bälle gehen und unser Glück der Welt verkünden.“ Seamus kringelte sich vor Lachen und Harry seufzte.

So einen Mist hatte er schon lange nicht gehört.

Es war ein Wunder, dass er beim Trimagischem Turnier so ein Pech mit Frauen gehabt hatte. Jetzt liefen sie ihm regelrecht hinterher.

„Ich kann’s einfach nicht mehr hören.“, rief der Schwarzhaarige aufgebracht.

„Zumindest hast du eine… sagen wir Wahl was deine Partnerin beim Ball angeht. Wir müssen am Ende das nehmen was übrig bleibt.“, meinte Seamus gespielt aufgebracht.

„Ich weiß noch nicht mal ob ich überhaupt hingehe.“, erwiderte Harry und suchte nach einem warmen Umhang in seiner Truhe.

„Ich wäre vorsichtig Harry. Einige haben schon gesagt sie wollen dir Liebestränke unterjubeln.“, meinte Dean und schaute von seinen Studien auf.

„Da.. Das habe ich auch gehört.“, meinte Neville, der abwesend nach Trevor schaute. „Selbst Patricia, scheint dich zu… mögen.“ Seine Stimme klang dumpf, als er unter Deans Bett kroch.

„Das ist doch Unsinn. Wo sollen sie die herbekommen? Von Snape? Dann müsste ich mich eher auf eine Vergiftung gefasst machen, als auf unsterbliche Liebe.“, erwiderte Harry trocken.

Seamus schaute auf, als der Schwarzhaarige sich den Umhang über warf.

„Gehst du schon wieder raus?“, fragte er verwundert und ließ sich auf Deans Bett fallen. Neville, der von dem Gewicht der Matratze eingeengt worden war, ließ einen dumpfen Fluch hören. Seamus ignorierte ihn und schaute Harry durchdringend an.

„Nur ein wenig frische Luft schnappen.“

„Auffallend oft meinst du nicht?“, erwiderte Dean mit hochgezogener Augenbraue.

„Seit froh. Wenn ich draußen war, schlaf ich besser und wecke auch nicht auf.“, meinte Harry, als er sich in Richtung Tür aufmachte. Es war eine schon fast unverschämte Lüge. Er träumte immer noch, nicht mehr so häufig, aber dennoch oft genug, auch wenn er sich danach nicht mehr erinnern konnte. Nur der Schweigezauber verschonte seine Freunde vor seinen Schreien.

„Pass wenigstens auf dass dich keiner erwischt. Ich habe wenig Lust dazu den anderen Gryffindors erklären zu müssen wem wir es zu verdanken haben, dass die Punkte sich über Nacht ziemlich dezimiert haben. Und sollte einer der Lehrer oder noch schlimmer, Malfoy, dich draußen erwischen, dann kannst du damit auf alle Fälle rechnen.“

„Ich bin vorsichtig, wie immer.“, versprach Harry und eilte sich nach draußen zu kommen. Er fühlte sich schuldig, doch er verdrängte das Gefühl. Wenn sie nur wüssten mit wem er sich traf.
 

Dean schaute Harry zweifelnd nach als der Schwarzhaarige den Raum verließ. Er hatte bemerkt, dass es Harry anscheinend wirklich besser ging, wenn er abends noch einmal „frische Luft schnappen konnte“, wie er es nannte. Allerdings schien irgendetwas faul an dieser Sache zu sein, oder bildete er es sich einfach nur ein?
 

~*~
 

„Potter. Wie immer zu spät.“, begrüßte ihn Malfoy als er durch die Tür zum Hinterhof kam. Sie hatten sich schließlich darauf geeinigt sich hier zu treffen, zumindest bestand hier nicht die Chance irgendwo runter zufallen und nur wenige kamen auf die Idee hierher zukommen.

„Malfoy. Wie immer zu früh!“, erwiderte Harry gelassen. Malfoy änderte sich nicht, zumindest nicht um 180°, dass wusste Harry nur zu genau. Die Kommentare waren immer noch dieselben, die Beleidigung ebenso. Auch seine leicht blasierte Art hatte er nicht abgelegt, aber all diese Dinge die er an Malfoy nicht mochte und es waren eine Menge Dinge, schienen weicher, eher freundlich gemeint, anstatt böse. Zudem war es Harrys eigene Entscheidung sich mit Malfoy zu treffen. Er tat es und akzeptierte somit auch die Probleme die mit diesen Treffen kamen.

Es war weniger Malfoys Art sondern viel mehr das Belügen von Freunden, die Heimlichkeiten, die das Ganze umso reizvoller machen.

Nie hatte der Schwarzhaarige gedacht das Malfoy interessant war. Er hatte ihn immer für etwas gehalten was da war und was nur dazu geschaffen worden war, zumindest in seinen Augen, um ihn zu beleidigen. Jetzt, nach all dem was passiert war, sah er völlig neue Seiten an seinem ehemaligem Erzfeind.

Und Harry war sich sicher, dass dies auch auf Gegenseitigkeit beruhte.

„Was hast du gemacht? Fanpost gelesen?“, fragte Malfoy, versuchend Harry zu ärgern. Der Schwarzhaarige ging nicht darauf ein, sondern erwiderte das spöttische Grinsen auf Malfoys Gesicht.

„Fast, aber nicht ganz. Seamus war der Meinung mir meine… Liebesbriefe vorlesen zu müssen.“, erklärte Harry und seine Stimme klang dabei so, als würde er mit einem langjährigen Freund reden.

Malfoy zog eine Augenbraue hoch und sah Harry skeptisch an.

„Liebesbriefe? Und du ließt den Schrott auch noch?“, erwiderte er hochmütig.
 

~*~
 

Der Kommentar und die Gelassenheit mit der sein Gegenüber auf die Anspielung reagiert hatte, hatte Draco ein wenig aus dem Konzept gebracht.

Potter bekam Liebesbriefe?

Draco selbst bekam welche, allerdings nie in Massen und auch wenn er sich jetzt ein wenig aufspielte, fühlte er sich dennoch geschmeichelt.

Es war eine Sache zu wissen dass man gut aussah, eine andere allerdings, wenn man es denn auch noch bestätigt bekam.

Pansy fand sich auch unwiderstehlich, im Gegensatz zu Draco, machte aber jeder einen großen Bogen um sie.

Draco kannte seine Stärken und Schwächen und dennoch suchte er wie jeder andere auch ein wenig Bestätigung, auch wenn er es kindisch fand.

„Nun, ich für meinen Teil finde es unhöflich sie einfach wegzuwerfen ohne vorher einen Blick rein zuwerfen. Auch wenn die Meisten ziemlich kitschig sind.“ Potter kratzte sich verlegen am Kopf.

„Schon klar. Edelmütiger Gryffindor.“, erwiderte Draco trocken.

„Schleimiger Slytherin.“, kam die prompte Antwort.

Draco verdrehte nur die Augen und suchte nach seinen Zigaretten. Endlich gefunden, zündete er sie mit seinem Zauberstab an. Der blaue Dunst wurde von dem leichten Wind weggeweht.

„Hast du schon jemanden für den Ball?“, fragte Potter leise. Draco grinste. Also war Potter jemand der Schweigen nicht mochte.

„Nein. Werde dieses Mal solo gehen. Gibt einem eine größere Auswahl, meinst du nicht?“, stichelte Draco grinsend und zog wieder an seine Zigarette. Sie mochten jetzt so etwas wie Freunde sein, das war aber dennoch kein Verbot für Draco Potter wenigstens ein wenig zu ärgern.

Er musste ihn nicht wütend machen, den leichten roten Schimmer, den Draco sich nur zu gut vorstellen konnte, reichte schon.

„Ich werde wohl gar nicht hingehen. Solche Feste sind nichts für mich.“ Draco zog eine Augenbraue hoch.

„Hast du meinen Tipp am Ende doch nicht ernst genommen?“, erwiderte er und schaute Potter an.

„Welchen Tipp?“, erwiderte der Schwarzhaarige ein wenig verwirrt.

„Es Wiesel gleich zu tun und besser doch nicht zu tanzen?“ Obwohl Draco eher eine gereizte Antwort erwartet hatte, lachte Harry.

„Um ehrlich zu sein, ich habe daran gedacht und da ich solche Feste von Haus aus nicht mag…“

„Und dennoch bekommst du Briefe von Mädels die mit dir hingehen wollen?“

„Scheinbar. Kaum zu glauben dass ich im vierten Jahr solche Probleme hatte überhaupt irgendjemanden zu finden, oder?“

„Deine Wahl damals war allerdings nicht die Schlechteste.“, erwiderte Draco gelassen und warf die Kippe weg.

„Glück würde ich sagen, aber ein völliges Desaster.“, murrte Harry und zog die Stirn kraus

„Ha. Der Held der Zaubererwelt kann nicht mit Frauen. Wer hätte das gedacht? Bist du etwa… schwul Potter?“, fragte Draco. Er wusste, das was er jetzt gesagt hatte grenzte an seinem „alten Selbst“. Er konnte nicht anders.

„S-Schwul? Nein, natürlich nicht.“, erwiderte Potter ein wenig verstört. „Und was ist mir dir Malfoy? Es gehen da so Gerüchte rum…“

„Na, du kennst dich ja bestens mit Gerüchten aus, nicht war?“, schoss Draco wütend zurück. Es war zwar kein wirkliches Geheimnis, zumindest weniger unter Slytherins und unter seinen Partnern, dennoch mochte er es nicht wenn man ihn direkt darauf ansprach.

„Schon gut, reg dich nicht auf.“, meinte Harry beruhigend. Draco warf ihm noch einen bösen Blick zu und sie wechselten das Thema.

Er konnte es gebrauchen. Das Wochenende und damit Halloween war nicht mehr fern…
 

~*~
 

Es war Freitagabend. Einen Tag vor Halloween und dem großem Ball.

Harry schaute vom seinem Buch auf und sah sich das rege Treiben im Gemeinschaftsraum an.

Er las über die alten Feste der Zauberer und war an dem Kapitel Samhain hängen geblieben. Ob sie wussten, dass sie ein altes Zaubererfest feierten? Er hatte Malfoy darüber fragen wollen, hatte es dann aber schließlich vergessen und heute konnten sie sich nicht treffen.

So zumindest die Worte des Slytherins. Harry hatte auch nicht geglaubt, dass er hier rauskommen würde. Die Mädchen liefen ihm zwar nicht frei hinterher, aber er konnte ihre Blicke spüren.

Dazu hatte er noch einen kleinen Stapel Geschenke und Brief bei sich oben. Er würde wohl später nachsehen gehen, aber nicht jetzt.
 

Samhain
 

Das vielleicht unheimlichste Fest, aber auch ein sehr interessanter Tag. Am November-Vorabend ist der Schleier, der unsere Welt von der Anderwelt trennt, besonders im Nebel, am dünnsten. Die Bewohner der Anderswelt, Geister und Dämonen, kommen manchmal zu uns und nahmen Menschenkinder sowie Zaubererkinder, die sie für würdig befanden, mit in ihre Welt.
 

Harry zog eine Augenbraue hoch. Das Wort ‚Schleier’ hallte unangenehm in seinen Ohren wieder.

Sirius… der Schleier… Voldemort.

Seine Augen brannten, als er sich an den Torbogen zurückerinnerte. Ob dies auch ein Schleier in die Anderswelt war? Harry wusste es nicht… wahrscheinlich würde er es auch niemals erfahren.

Langsam las er weiter, versuchte nicht abzulenken.
 

Die Eltern hatten Angst und höhlten Kürbisse aus und schnitzten erschreckende Gesichter hinein (höchstes druidisches Symbol für Schutz). Dann wurde der Kürbis mit einer Kerze ans Fenster gestellt um die Geister abzuschrecken. Zu Samhain steht die Anderswelt offen, Vergangenheit und Gegenwart verbinden sich, die Geister der Ahnen werden wach.
 

Ob es eine Möglichkeit gab? Irgendeine, die vielleicht noch niemand versuchte hatte? Ob es möglich war die Toten zu sehen? Vielleicht sogar mit ihnen zu sprechen?

Sein Blick wurde glasig, aber er konzentrierte sich wieder auf den Text.
 

Durch das rituelle Gedenken leben sie in unserem Geist weiter. Wir werden uns bewusst, dass sie ein Teil von uns und wir ein Teil von ihnen sind – und dass der Tod ein Teil des Lebens und das Totenreich (Annwn, Hel) ein Teil der Welt ist, ohne den es kein Leben gibt.

Stimmte das wirklich? Aber warum tat es dann so weh? Warum tat es so weh sich immer wieder an die Toten erinnern zu müssen, wenn sie doch etwas völlig normales waren? Warum hatten alle Angst vor dem Sterben, wenn die Anderswelt lediglich ein Teil unserer Welt war?
 

Samhain ist das Ende des alten Jahres und der Beginn des Neuen. Es ist ein Fest des Abschieds, bei dem die Verstorbenen geehrt werden. Anders als die Muggel glauben die meisten Zauberer an die Reinkarnation, so dass der Tod eine Notwendigkeit für neues Leben darstellt. Samhain ist ein Fest des Todes und der Hoffnung auf neues Leben. Auch markiert Samhain den Beginn des Jahres, den introspektiven Teil des Jahresrades, in dem man auf und vor allem in sich selbst schaut.
 

Ja, Harry erinnerte sich, dass die Muggel zwar glaubten die Seele sei unsterblich, sie würde aber nicht zurückkehren, sondern in den Himmel oder in die Hölle kommen.

Wenn dies nicht die Hölle war, wo war er dann? Vielleicht war er schon gestorben…
 

Früher war die Zeit nach Samhain diejenige, in der die Leute vorwiegend im Haus blieben. Es ist eine stille, tote Zeit. Die Natur bereitet sich darauf vor, bis Imbolc zu ruhen, die Zugvögel sind im warmen Süden und das Land ist kalt und grau. Wenn sich nun die Naturenergien zur Ruhe begeben und die Dunkelheit des Winters regiert, ist es Zeit, sich selbst zu beobachten, auszuruhen und sich auf das kommende Jahr vorzubereiten. Es ist Zeit für einen Rückblick auf das, was im gerade vergangenen Jahr getan wurde und was das Jahr und die eigenen Taten gebracht haben. Es ist eine Gelegenheit sich selbst kennen zulernen. Samhain ist das Fest an dem Mutter Erde sich zur Ruhe begibt.
 

Vielleicht wollte er sich gar nicht kennen lernen. Vielleicht wollte er es einfach nicht wissen, welche Tiefen sich in seiner Seele selbst vor ihm verbargen.

Niemand sollte sie kennen, nicht mal er selbst.

Samhain, das Fest wo der Schleier am Dünnsten war, wo alles schlief… Totenstille.

Er konnte die Geräusche aus dem Turm nicht mehr hören. Es war ruhig, auch wenn alles redete. Müsste es nicht eigentlich laut sein? Müssten sie nicht eigentlich schreien?

Nein, alles war still…
 

Langsam stand Harry auf. Er musste noch etwas nachlesen. Sollte es eine Möglichkeit geben, den Schleier zwischen den Welten zu überwinden…

Und er hatte nur noch wenige Stunden Zeit.
 

~*~
 

Draco hatte Harry nicht sehen wollen, weil er sauer auf ihn war. Er brauchte nur Zeit zum Nachdenken, er konnte den Gryffindor einfach nicht sehen. Nicht einen Tag bevor Draco den Plan erfahren würde, wie er Harry umbringen oder schlimmer, ausliefern sollte.

Wie aus Potter plötzlich Harry geworden war, konnte Draco sich selbst nicht erklären. Aber es war nicht gut. Es band ihn zu sehr an den Gryffindor. Schon immer waren Namen etwas gewesen was große Macht hatte. Der Geburtsname war etwas Persönliches. Man sprach niemanden einfach so mit seinem Geburtsnamen an, denn dies war das Zeichen für eine Bindung zwischen Freunden, Liebhabern.

Harry hatte dieses Recht auf ‚Privatsphäre’ nie gehabt. In keiner Weise. Jeder kannte ihn bevor er sich selbst kannte, jeder sprach ihn ohne Erlaubnis mit seinem Vornamen an, rief ihn so.

Und jetzt tat es selbst Draco, wenn auch nur in Gedanken.

Du denkst zu viel nach, schallte Draco sich selbst. Es war Abend und er bereitete sich mehr oder weniger mental vor.

Occlumentic hatte er schon früh lernen müssen, es allerdings noch nie angewandt. Schon gar nicht gegen seinen Vater.

Ob seine Fähigkeiten ausreichen würden? Was würden sie von ihm verlangen?

Er würde Harry lieber selbst töten als ihm den Dunklen Lord zu überlassen. Zumindest könnte er dann sicher sein, dass er schnell und ohne Schmerzen sterben würde.

„Draco?“, fragte eine Stimme vom Ende des Zimmers.

„Was ist Zabini?“, erwiderte Draco seine Stimme klang wie ein Knurren. Er fühlte sich gereizt und unwohl.

„Du hast Angst, oder?“, erwiderte Blaise. Laken raschelten, Vorhänge wurden zur Seite gezogen und Draco hörte die Schritte des Jungen auf sich zukommen.

„Blödsinn. Du solltest mal mit jemanden über diese Einbildungen reden, vielleicht ist es etwas Ernstes.“, erwiderte Draco und lehnte sich weiter zurück in seine Kissen. Er hatte keine Lust auf psychologische Gespräche.

Die Vorhänge seines Bettes wurden zurückgezogen und Zabinis violettes Haar stach durch das Feuer hervor. Es sah aus als stünde es in Flammen, seine Augen funkelten.

„Du bist derjenige der sich mal untersuchen lassen sollte.“, erwiderte er erzürnt. „Du bist es der die zwanghafte Eigenschaft hat jeden und alles anlügen und hintergehen zu müssen. Du bist es, der andere, die dir etwas Gutes wollen, wegstößt. DU bist der jenige mit den Problemen, nicht ich.“

Draco schaute ihn lange und nachdenklich an. Er hatte völlig Recht, aber das konnte Draco ihm nicht sagen.

„Das macht aus mir einen Slytherin. Das macht aus es mir den Sohn meines Vaters und das wird es sein, was mir das Leben rettet.“

„Der Sohn deines Vaters…. Ja, allerdings wird es nicht dass sein was dich rettet, sondern das was dich zu einem Todesser machen wird und das ist, wenn du mich fragst, noch schlimmer als der Tod selbst.“ Er machte eine abfällige Geste. „Dem dunklen Lord zu dienen, alle seine Befehle auszuführen. Ist es nicht das was du magst? Nicht für dich selbst zu denken, nicht weiter tun zu müssen als das was man dir sagt?“, ein höhnisches Lächeln erschien auf seinen Lippen.

Draco versuchte wütend zu sein, doch nichts. Er fühlte sich leer. So unendlich leer. In ihm schien alles still zu sein, kein wütendes Monster das sich von seiner Verzweiflung nährte. Vielleicht war es schon tot?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kachina
2007-01-04T00:24:42+00:00 04.01.2007 01:24
schönes kapitelchen
da bin ich ja mal gespannt wie es weiter geht^^
und was draco macht wegen seinem auftrag...
armer dray... armer harry... beide so trübsinnig...
schreib bitte schnell weiter

greets
Pyro^^
Von: abgemeldet
2006-12-30T16:47:57+00:00 30.12.2006 17:47
wow echt suuuuuuuuuuuuuuuuuuuuupi klasse
bin schon echt gespannt auf halloween,
schreib ganz schnell weiter


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