Zum Inhalt der Seite

Schlangengift I - Der schmale Pfad

Harry x Draco
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Freundschaftsbande

Kapitel 15

Freundschaftsbande
 

Ein Freund, der zu dir steht, selbst in Zeit von Tod und Gewalt, wird alles dafür tun um dir zu helfen. (Drake)
 

Die Schule begann am nächsten Morgen ausgesprochen früh für Harry. Zu früh. Hätte Dean ihn nicht rechtzeitig mit einem Wasserstrahl aus seinem Zauberstab aus dem Bett geholt, hätte Harry wahrscheinlich die ersten Stunden verschlafen. Mühsam und todmüde verbrachte er seinen Kräuterkunde UTZ-Kurs. Er warf immer wieder verstohlene Blicke zu Malfoy, dem man seine Müdigkeit kaum ansah. Er unterhielt sich leise mit Blaise, während sie Setzlinge einer Peitschenden Weide versuchten einzupflanzen.

Harry bereute es dieses Fach genommen zu haben. Nicht, dass er was gegen Pflanzen hatte, aber hätte er dieses Fach nicht genommen, so hätte er wahrscheinlich noch zwei Stunden schlafen können.

Zum Glück hatte er die nächste Stunde frei.

Während Dean und Seamus sich mit ihm nach oben gesellten um schon mal die Hausaufgaben zu Alte Runen durchzugehen, schlief Harry bis zum Mittagessen durch.

Der Rest des Tages zog sich quälend langsam hin und als Harry endlich wieder in den Gryffindorturm kam, ließ er sich nicht wie viele der anderen in einen der Sessel fallen, sondern zog sich auf sein Zimmer zurück.
 

Es war eine Wohltat für ihn endlich in die weichen Kissen zu sinken und an nichts mehr denken zu müssen. Einfach schlafen…
 

~*~
 

Harry träumte. Er musste träumen, denn er befand sich mit Sirius, Remus und Cedric in der Küche der Hauselfen. Dobby brachte ihm gerade ein Zitroneneis am Stil, dabei hatte er einen von Hermines Hüten auf und war mit Rons Postern beklebt, rosa Flügel pappten auf seinem Rücken.

„Harry, wie geht es Malfoy?“, fragte Lupin und Fell wuchs ihm im Gesicht. Ein schauriges Heulen erklang und er sah, wie sich Sirius als schwarzer Hund auf Remus stürzte. Die peitschende Weide drohte Unheil bringend mit ihren Ästen.

Harry blinzelte und sah, wie Malfoy ihn anlachte oder viel mehr auslachte. Seine Hände waren blutig und er zeigte auf Harry. Dann brach er in Tränen aus, die so rot wie seine Hände waren, während Remus ein triumphierendes Heulen ausstieß.
 

Alles verschwand in einem Farbwirbel.

„Harry!“ Es hörte sich an wie ein Schrei. Der Schrei seiner Mutter, Remus, Cedric, die Zwillinge…
 

~*~
 

Seine Brust brannte von einem unbekannten Schmerz und er schlug die Augen auf.

„Harry, verdammt wach auf.“ Harry blinzelte und erkannte Seamus’ Gesicht.

„W-was ist passiert?“, fragte der Schwarzhaarige leicht verwirrt und strich sich durch die Haare.

„Du hast im Schlaf geredet.“, meinte Dean grummelnd aus seinem Bett.

„Geschrieen trifft es wohl eher.“, fügte Seamus müde hinzu.

„Alträume. Sorry…“, flüsterte Harry und sah zu, wie Seamus wieder zu seinem Bett torkelte.

Mühsam stand er auf und griff nach seinem Tarnumhang. Das weiche Material lag kühl in seinen Händen.

Seine Hand schloss sich darum und leise schlich er sich nach draußen.
 

~*~
 

Draco hatte nicht vorgehabt wieder hierher zu kommen. Wirklich, er hatte es nicht gewollt und dennoch war er hier. Aus Hoffnung, Potter würde noch kommen und noch nicht gegangen sein. Welchem Grund diese Hoffnung genau entsprungen war, darüber wollte Draco nicht nachdenken.

„Malfoy?“, hörte er eine vertraute Stimme flüstern.

„Potter, was ist denn mit dir geschehen? N’ Geist gesehen?“, er grinste über seinen eigenen Witz.

Potter ließ sich schwer an der steinernen Wand sinken und Draco musste blinzeln. Er war nur mit einem Pyjama bekleidet und eine Hälfte von ihm war verschwunden. Das konnte doch… „Du hast einen Tarnumhang. Einen Tarnumhang von allen magischen Gegenständen.“ Das erklärte natürlich vieles. Zum Beispiel wie Potter es geschafft hatte immer wieder zu verschwinden oder wie sein Kopf in Hogsmeade wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Draco hatte sich damals zu Tode erschreckt.

„Scheinbar…!“, antwortete der Schwarzhaarige und sein Atem ging schwer. Draco zog die Stirn kraus, schnippte seine Zigarette weg und kam näher. Seinen Zauberstab hatte er herausgeholt und entfachte ihn mit einem kleinen Lumos.

Potters Gesicht war selbst im Schein des gelben Lichtstrahls weiß wie Kreide und Schweiß stand ihm auf der Stirn.

„Was hast du gemacht?“, fragte Draco und ging neben ihm in die Hocke. Er hatte schon bemerkt, dass es Potter nicht gut ging, sicherlich, er hatte auch gemerkt dass er ein wenig depressiv war, aber so was hatte er nicht erwartet.

Potter grinste schwach.

„Alpträume.“, erwiderte er und blickte Draco von der Seite aus an. Seine Augen waren dunkel und ein wenig verschleiert.

„Du blutest.“, bemerkte Draco trocken, als er Potters offenes Oberteil sah. Zwei Krallenspuren zogen sich quer über den Brustkorb, sie sahen frisch aus. Potter schien sie noch nicht bemerkt zu haben und er schaute ungläubig an sich herunter. „Hast du das selbst gemacht?“ Vorsichtig streckte Draco eine Hand aus, Potter wich vor ihm zurück.

„Nicht…!“, flüsterte er und seine Stimme klang ängstlich.

Draco schnaubte ungehalten.

„Ich beiß dich schon nicht, halt still, lass sehen.“ Er kam näher ran, kniete sich vor den Gryffindor und schob das Hemd ein wenig zur Seite. Es sah tatsächlich so aus, als hätte Potter sich diese Wunden selbst zugefügt, wahrscheinlich im Schlaf so wie Draco vermutete. Sie waren nicht tief, mussten aber ziemlich wehtun.

„Ich bin zwar nicht so gut wie die fette Ärztin, aber lass es mich probieren.“ Er sah wie Potters Augen sich weiteten. Draco konnte ihm nicht verübeln, dass er Angst hatte. Selbst wenn er jemand anderes wäre und nicht Draco Malfoy, der schlimmste Feind Harry Potters an seiner Schule und Sohn eines ranghohen Todessers, würde Potter wahrscheinlich so reagieren. Nach dem Desaster mit Lockhard war das auch nicht weiter verwunderlich. Wer wollte schon gerne einen Arm ohne Knochen haben? Darum griff er den Arm, noch bevor Potter irgendwas machen konnte.

Der Zauberspruch war simpel und Draco kannte ihn gut, auch wenn er ihn an sich selbst nur selten einsetzen musste.

Parva* medela** .“ Er deutete auf Potters Brust und die Wunden schlossen sich langsam.
 

~*~
 

Harry spürte wie seine Brust warm wurde und stieß ein erleichtertes Seufzen aus. Er hatte nicht bemerkt das er verletzt war, nur dass seine Brust schmerzte und auch wenn es ihm unangenehm war, dass es ausgerechnet Malfoy war, der ihn heilte, so war er ihm dennoch dankbar.

„Danke.“, murmelte er und fuhr abwesend mit seinen Fingern über die verschlossene Wunde.

„Gern geschehen.“ Ein leichtes Lächeln erschien in Malfoys Gesicht und Harry blickte ihn nachdenklich an. Er hatte Malfoy noch nie so lächeln gesehen, geschweige denn lachen, so wie gestern. Es war eine seltsame Erfahrung und sie machte seinen Feind, jetzt wohl eher Ex-Feind, menschlicher.

Malfoy ließ sich neben ihn auf die feuchte Erde fallen und schaute Harry an.

„Von was hast du geträumt?“ Er hielt kurz inne, als müsste er über seine nächsten Worte nachdenken. „Nicht das es mich wirklich interessiert, aber es lag schon immer in meinem erstreben, den Psychologen für Harry Potter zu spielen.“ Den letzten Satz hatte er hämisch gesprochen und Harry spürte einen Funken Wut in seiner Brust aufglimmen. Dann erst verstand er. Malfoy musste sich auch komisch vorkommen und von seiner eigenen Neugier überrascht sein.

„Von Lupin, von Cedric und von Sirius und Dobby.“ Dass Malfoy auch in seinem Traum vorkam, verschwieg er. Der Blonde sollte sich darauf nichts einbilden. Auch wenn die Erinnerung an den Traum und vor allem an Malfoy ihm immer wieder einen Schauer über den Rücken jagte.

„Dobby? Ist das nicht einer unserer Hauselfen?“, fragte Malfoy und rieb sich das Kinn.

„War, trifft es eher und das schon seit vier Jahren. Er arbeitet hier in Hogwarts.“ Malfoy schaute ihn überrascht an.

„Oh.“, machte er nur, sagte aber nichts weiter.

„Lupin hat sich anschließend in einen Werwolf verwandelt und Sirius umgebracht… Hört sich alles ziemlich komisch an, wenn ich es jetzt erzähle.“, meinte Harry leicht schüchtern. Er konnte es nicht fassen. Er erzählte Malfoy über seine Träume, wahrscheinlich würde dieser gleich anfangen ihn auszulachen, wie in seinem Traum und…

„Und ich dachte Gryffindors träumen immer nur von Häschen, Sieg beim Quidditch…“ er grinste spöttisch bei dem Gedanken.

„Malfoy, wir sind auch Menschen.“, meinte Harry trocken. Der Blonde zog eine Augenbraue hoch.

„Ach und ich dachte ihr wärt so was wie die Befreier der Welt, mit euren unumstößlichen Prinzipien.“

„Nur weil wir unsere Meinung nicht mit unserer Umgebung wechseln, wie Slytherins meinst du.“

„Slytherins sind zumindest nicht lebensmüde. Gryffindors anscheinend schon. Die würden, von ihrem Heldenmut getrieben, sich von dem nächst Besten von der Klippe stoßen lassen..“

„Ach… und was würden Slytherins machen? Den nächst Besten von der Klippe stoßen.“ Malfoy grinste. „Genau. Damit wäre unser Leben gesichert.“

„Glaubst du nicht, dass es manchmal angenehmer ist etwas für jemanden anderen zu tun?“, fragte Harry nach einer Weile. „Anstatt nur für sich selbst?“

„Wo läge da mein Vorteil?“, fragte Malfoy und schnippte einen Stein von seinem Fuß weg.

„Darin, dass dich andere mal nicht als feiges, schleimiges, selbstherrliches…“

„Potter, komm zum Punkt.“, unterbrach ihn Malfoy trocken.

„Arschloch ansehen, dass der Meinung ist, es gibt niemanden auf der Welt der es wert ist zu leben, außer sich selbst?“

„Ach so denkt ihr Gryffindors. Also seid ihr doch auf Ruhm und Ehre aus.“

„Du weißt was ich meine.“, erwiderte Harry leicht verzweifelt.

„Nein, erkläre es mir oh weiser Gryffindor.“, antwortete der Blonde mit gespielter Ehrfurcht.

„Das Gefühl etwas für jemanden getan zu haben. Die einfache Befriedigung, dass man nicht an sich selbst gedacht hatte.“

„Hufflepuff. Das ist eindeutig Hufflepuff.“

„Du hast sie nicht mehr alle Malfoy, ganz ehrlich. Was habt ihr Slytherins eigentlich alle mit den Hufflepuffs?“

„Sie sind die, die in kein anderes Haus passen. Sozusagen der Überrest.“, erwiderte Malfoy gelassen. „Mal ehrlich. Das Einzige wozu sie gut sind, ist einem anderen zu folgen.“

Harry schwieg daraufhin. Nicht, dass er Malfoy in diesem Punkt zustimmte, sicher nicht. Aber es wäre einfach Zeitverschwendung gewesen weiter über dieses Thema zu reden, da Malfoy sowieso nicht einsichtig werden würde.

„Potter, ich denke du solltest zurück in deinen Turm. Es ist schon…“ er murmelte kurz Tempus. „Halb eins. Nicht das es mich stören würde, wenn du im Unterricht einpennst und Gryffindor Punkte kostest, aber ich bin auch müde.“

Er stand auf und klopfte seinen Umhang ab. Harry schaute zu ihm hoch und betrachtete den Slytherin eingehend. Malfoy war gar nicht so übel, musste er sich eingestehen und auch wenn er ihm nicht wirklich traute, so bestand dennoch eine Vertrautheit zwischen ihnen, die der Schwarzhaarige nicht wirklich fassen konnte.
 

Den Rest der Nacht verschlief er, ohne von Alpträumen geplagt zu werden.
 

~*~
 

Die nächsten Tage waren ruhiger. Die Schulfächer waren kein Problem für Harry und er erfreute sich der Gesellschaft von Dean und Seamus im Unterricht. Er war froh, dass die Beiden sich nicht von ihm entfernt hatten, nachdem die schwarzen Briefe gekommen waren. Es war nicht so, das jemand seine Angst oder Abneigung Harry gegenüber richtig zeigte. Zumindest nicht mehr als vorher auch, aber einige Blicke, Gesten und Worte von Leuten mit denen sich der Schwarzhaarige gut verstanden hatte, bewiesen ihm das Gegenteil.

Es wurde ruhiger, wenn er den Raum betrat. Gespräche erschienen gezwungener, Witze wurden auf seine Kosten wurden mit ein wenig mehr Schärfe gesprochen. Sie alle dachten das Gleiche: Das ist der Junge hinter dem Voldemort her ist.

Harry merkte, wie er ihnen zustimmte.

Und umso mehr Zeit verging, umso schlimmer fühlte er sich. Alpträume plagten ihn und er hatte sogar schon einen Silencio um sein Bett gesprochen. Die anderen mussten nicht auch noch unter ihnen leiden.

Selbst Malfoy, mit dem er sich häufig spät nachts traf, erzählte er nichts davon, doch der Blonde schien etwas zu merken. Wenn sie alleine waren, ließ sein Sarkasmus nach, seine Beleidigungen waren nicht mehr ganz so fies und während des Unterrichts konnte Harry ab und zu seine Blicke auf sich spüren.

Es war verwirrend und das machte Harry Angst.

Und dann kam der Tag, kurz vor Halloween, an dem er Justin traf.

Er war gerade auf dem Weg in Richtung Quidditch-Feld um mit seiner Mannschaft zu trainieren, als er fast mit dem Hufflepuff zusammenstieß.

„Autsch…“, knurrte Justin und hielt sich den Kopf. „Mensch Harry, pass auf wo du hingest.“

„Sorry.“ Er reichte Justin die Hand um ihm aufzuhelfen. Dieser grinste ihn versöhnend an.

„Siehst schlecht aus, man. So kennt man dich ja gar nicht, keine Lust auf Quidditch, oder wie?“, fragte er freundlich und steckte die Hände in seine Robe.

„Ist nichts Besonderes.“, erwiderte Harry und wollte weitergehen, als ihn Justin am Ärmel festhielt.

„Ich weiß, dass du nichts für die Angriffe kannst und genauso ein Opfer bist wie wir. Hier.“ Er steckte ihm ein Päckchen in die Hand. „Vielleicht muntert dich das ein wenig auf. Lös es einfach in Wasser auf und trink es. Erzähl’s aber nicht jedem, okay?“ Er zwinkerte und verschwand eilig. Harry schaute ihm verwirrt nach und öffnete seine Hand. Es war eine kleine weiße Tablette mit einem Muster drauf. Verwirrt schüttelte er den Kopf, steckte die Tablette in seinen Umhang und ging in Richtung Quidditchfeld.
 

Er war früh dran, keiner der anderen war hier. Sein Magen kribbelte leicht, als er an die Tablette in seiner Tasche dachte. Was hatte Justin gemeint? Er würde sich besser fühlen?

Harry war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Er hatte schon von Drogen gehört, sicherlich, aber wie kam Justin daran? Er war Muggel, sicherlich, aber waren solche Dinge nicht eher schwer zu bekommen?

Harry trat in den Umkleideraum und griff in seine Tasche.

So wie es aussah, nicht.

Was hatte er noch gesagt? Vielleicht würde ihn das aufmuntern?

Sein Blick viel zum Waschbecken. Es gab Dinge die schlimmer waren, als Drogen. Als Muggeldrogen.

Langsam ging er zum Waschbecken, drehte den Hahn auf und schluckte die Pille mit drei vier kräftigen Schlucken hinunter.

Seine Hände zitterten leicht vor Aufregung und er warf sich noch eine Hand voll Wasser ins Gesicht. Genau in dem Moment ging die Tür auf und die Mannschaft kam rein.

„Harry, alles in Ordnung?“ Harry verschluckte sich fast an seiner eigenen Spucke.

„Sicher… Lasst uns lieber zusehen, dass wir aufs Spielfeld kommen.“, antwortete er und unterdrückte ein Husten. Dean sah ihn kurz nachdenklich an, zuckte leicht die Schultern und zog sich mit den anderen um.
 

~*~
 

Harry genoss den Wind, der ihm ins Gesicht wehte. Während er nach dem Schnatz Ausschau hielt, schaute er immer wieder zu den anderen Spielern, gab einige Tipps und korrigierte Dinge. Er beobachtete McLaggen und musste eingestehen, dass dieser durchaus ein fähiger Hüter war. Zumindest würde er wohl weniger unter Nervosität leiden, als Ron, er schien die Aufmerksamkeit, selbst wenn er beim Training wenig davon bekam, schier zu genießen.

Harry selbst fühlte sich von Minute zu Minute großartiger.

Er ließ seinen Feuerblitz steil nach unten schnellen und zog ihn nur wenige Meter über dem Boden wieder in die Höhe.

Er hatte das schon vorher gemacht, wenn auch kaum beim Training, aber nun schien es ihm viel einfacher zu fallen. Er merkte wie die anderen Spieler ihn beobachteten und flog noch ein wenig schneller. Da er durch die Dursleys mindestens fünf Kilo leichter geworden war und auch in Hogwarts eher wenig gegessen hatte, schien sein Besen noch schneller zu fliegen.

Er drehte noch einen Looping und es schien ihm viel einfacher, als die vielen Male bei den Spielen um den Hauspokal.

Dean warf den Quaffel zu einem seiner Mitspieler und kam auf Harry zugeflogen. Dieser hielt mit Vollbremsung an und grinste zu Dean.

„Harry, sach mal ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er und schien leicht besorgt. Harry lachte nur.

„Ich hab mich noch nie besser gefühlt!“, rief er aus und schoss wieder davon.

Und so war es auch. Er hatte sich wirklich noch nie besser gefühlt. Noch nie war er so eins mit seinem Besen gewesen, noch nie hatte ihm das Spiel soviel Spaß gemacht. Es war… berauschend.
 

~*~
 

Draco, der wie schon so oft am Quidditchfeld stand, schaute nicht schlecht. Potter flog… es gab kein Wort was ihm dazu eingefallen wäre. Potter war schon immer gut geflogen, war schon immer halsbrecherisch fast zu Boden gestürzt, doch das was heute geschah war… A

abstrakt.

Draco wusste nicht genau was er davon halten sollte. Es war seltsam den Schwarzhaarigen so zu sehen. Er schien völlig von der Rolle, auch wenn das scheinbar nichts Besonderes zu sein schien, bei Gryffindors und bei Harry Potter sowieso.

„Wenn man dich hier jedes Mal sieht, könnte man noch auf falsche Gedanken kommen.“, schnarrte ihn eine leise Stimme von hinten an.

Mit einem Ruck drehte Draco sich um. Er hatte Blaise erwartet. Vielleicht Goyle und Crabbe, die seine Gesellschaft suchten, aber nicht…

„Pansy. Nett dich auch hier zu treffen. Ich bin lediglich auf Informationen über ihre Strategie aus.“ Er lächelte kalt. Sie erwiderte diese Geste ohne mit der Wimper zu zucken.

„Wo keine Strategie ist, kann man auch nicht spionieren, nicht?“, sie wiederholte genau die Worte die er vor einiger Zeit zu Potter gesagt hatte. Er gefror für einen Moment, ehe er sich innerlich wieder zusammen riss und Pansy direkt ansah.

„Du musst es ja wissen.“, erwiderte er und spielte damit auf etwas an was sich im zweiten Jahr abgespielt hatte, als Pansy sich über die Ärsche der Quidditchspieler begeistert hatte.

Sie zog eine Schnute und drehte sich in Richtung der Spieler.

„Du bist nur noch selten bei uns.“, erwiderte sie gelassen.

„Du auch und keiner beschwert sich, weder bei mir noch bei dir.“, erwiderte Draco gelassen und schaute gespielt auf seine Nägel. Pansy drehte sich wieder zu ihm um und zog eine Augenbraue hoch.

„Einige von uns haben Arbeit zu erledigen.“

„Genau. Und an diese werde ich mich jetzt auch machen. Wenn du mich entschuldigen würdest?“ Er deutete eine groteske Verbeugung an, die in anderen Fällen vielleicht Respekt aussagen würde und verschwand in Richtung Schloss.

Pansy blickte ihm noch eine Weile nachdenklich hinterher.
 

~*~
 

Es war bereits abends, als Harry langsam zur Ruhe kam. Oder zumindest der Meinung war zur Ruhe zu kommen. Er schlief sogar nach einer Weile ein und es fiel ihm gar nicht so schwer.

Sein Traum war seltsam. Erotisch und abstrakt. Er lief, kam nicht voran, dann wurde alles dunkel und rot. Hände, weiche, warme Hände streichelten ihn. Eine Stimme sagte etwas zu ihm. Er sah Rosen. Rote, schwarze, grüne, gelbe, in allen Farben. Sie wurden mit Blut begossen, dann war alles weiß und golden. Ihm wurde warm, heiß. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn; war es denn seine Stirn? Er wusste es nicht.

Wieder erklang diese Stimme. Sie liebkoste ihn, so, wie keine Hände oder Körper es könnten. Feuer loderte auf. Harry hatte keine Angst.

Dann wachte er auf. Vor seinen Augen tanzten Lichter, ihm war heiß und das Bewusstsein seiner Kameraden im selben Zimmer erregte ihn.

Erschrocken flüchtete er aus dem Schlafsaal hinaus, durch den Gemeinschaftsraum und in die Korridore der Schule.
 

~*~
 

Draco gähnte herzhaft. Er hatte sich gelassen an die Brüstung des Südturms gelehnt und rauchte. Das leichte Glimmen der Zigarette faszinierte ihn und immer wenn der Wind aufblies flammte es leicht auf.

Er war zufrieden mit sich. Gerade eben noch hatte er zwei Hufflepuffs, die hier oben waren um zu heulen und in Selbstmitleid zu zerfließen schienen, knapp dreißig Punkte abgezogen. Dazu hatte er noch ein kleines „Stell dich ein“ mit einem Siebtklässler aus Hufflepuff gehabt. Es war in Ordnung gewesen und Draco wäre sicherlich der Letzte der sich beklagte, aber… nun ja. Es war nicht alles.

Er wusste nicht genau, warum es dieses Mal anders gewesen war. Zwar befriedigend, aber noch lange nicht ausfüllend. Es lag wohl eher weniger an Blaise der ihn ein wenig böse angeschaut hatte, als er ihm die Nachricht überbracht hatte. Der schwarzhaarige Slytherin hatte nur böse vor sich hingemurmelt, dass er kein Postbote wäre und schon gar nicht einer der Sexschreiben für Draco überbrachte.

Was war es dann gewesen? Wurde er langsam alt?

Grinsend schüttelte Draco den Kopf. Unsinn. Vielleicht sollte er mal was Neues ausprobieren? Irgendwas was er noch nicht gemacht hatte?

Vielleicht.

Er nahm noch einen tieferen Zug und ließ die Zigarette die Brüstung hinunter segeln.

Er würde sich jetzt gemütlich auf den Weg nach unten machen und sich dann in sein Bett legen. Wahrscheinlich war seine Frustration auch einfach eine Laune und morgen würde alles wieder in Ordnung sein.

Er wollte sich gerade umdrehen als ein Geräusch ihn inne halten ließ.

Es kam von der Tür.

Schnell ließ er sich in den Schatten der Wand gleiten. Warum er das tat, war ihm nicht ganz bewusst, vielleicht eine Reflexreaktion, schließlich hatte er die Erlaubnis noch spät durch die Korridore zu streifen.

Kurz darauf höre er wie jemand schwankend, die Schritte der Person waren unregelmäßig, weiterging und leise fluchte.

Dann, Draco grinste leicht, übergab sich die Person geräuschvoll.

Mit leisen Schritten trat Draco aus dem Schatten.
 

~*~
 

Er wollte Malfoy nicht sehen. Ganz sicher nicht.

Darum war er dieses mal auch auf einen der Türme gegangen und nicht zu ihrem ‚Stammplatz’. Er war gerade die Treppen hochgestiegen, als sein Hochgefühl nachließ. Es kam plötzlich und Harry war überhaupt nicht darauf vorbereitet gewesen.

Er schwankte, als Übelkeit ihn überfiel und er würgen musste. Gott, war ihm elend.

„Bei Merlin…“, keuchte er und hatte gerade noch Zeit sich vorzubeugen, als er auch schon aufstoßen musste.

Er spieß sein Essen, was an diesem Tag sowieso nicht viel gewesen war, aus und fühlte sich schrecklich. Sein Hals kratzte und sein Mund war bitter.

Er würgte wieder und fuhr zusammen, als er Schritte hinter sich hörte.

„Was haben wir denn… Potter?“, fragte eine Stimme hinter ihm und Harry war nicht in der Lage zu sagen, ob sie abfällig, angeekelt oder völlig überrascht klang.

„M-Malfoy?“, krächzte er und erbrach sich wieder. Er spuckte aus, als der Anfall vorbei war und schaute langsam nach oben. Malfoy war neben ihn getreten und blickte ihn mit einer Mischung aus Ekel und Verwunderung an.

„Ich hätte nicht gedacht dass unser aller Retter zum Westturm geht um zu kotzen. Wilde Feier im Gryffindorturm?“

„Ha-halt die Klappe, ich … urk…“ wieder musste er spucken, doch diesmal kam fast nur Galle hinaus und platschte geräuschvoll auf den Boden.

Verdammt, wie erniedrigend.

Seine Stirn war schweißnass, als er sich zurückfallen ließ und gegen die Wand stieß. Er atmete stark aus und ein und fühlte sich einfach nur elend.

„Halt still.“, meinte Malfoy nach einer Weile und hockte sich zu ihm. Er zeigte mit dem Zauberstab auf Harrys Bauch und dieser fühlte plötzlich Angst in ihm aufsteigen.

Malfoy hatte ihm bisher nichts getan, aber wie konnte er ihm trauen? Das erste Mal war nichts passiert, aber nun?

Finite*** Perinfamis****!“

Ein warmes Gefühl breitete sich von seinem Magen aus und er fühlte sich ein wenig besser.

„Ein kleiner Alleshelfer bei Übelkeit jeglicher Art.“, grinste Malfoy verschmitzt und es schien freundlich gemeint.

„Du scheinst damit ja Erfahrung zu haben.“, meinte Harry stöhnend und hielt sich den Kopf.

„Slytherin. Schon vergessen?“, erwiderte Malfoy und setzte sich neben ihn. „Wir feiern häufig Feten. Feten, die für artige kleine Gryffindors verboten sind.“

„Woher willst du wissen, dass wir keine Fete hatten?“, fragte Harry langsam und blickte den Blonden an.

„Welchen Grund hättet ihr? Den Abzug von Wiesel und Granger? Sicher nicht.“

„Wie du meinst.“, erwiderte Harry. Er fühlte sich nicht nach reden.

„Ich hab dich heute fliegen sehen. Bist du plötzlich lebensmüde oder hatten dieses Stunts einen anderen Sinn?“, fragte Malfoy gelassen und fingerte schon wieder nach einer Zigarette.

„Das ist widerlich, weißt du das?“, sagte Harry stattdessen und Malfoy zog fragend eine Augenbraue hoch.

„Was? Die Stunts? Wieso? Die hast doch du gemacht.“

„Idiot. Rauchen meine ich.“

„Wieso, was stört es dich?“, fragte Malfoy Stirn runzelnd und blickte auf seine Zigarette.

„Es stört mich einfach.“, erwiderte Harry.

„Mich stört auch ne ganze Menge und keiner kümmert sich drum.“

„Wo störe ich dich denn?“, fragte Harry nun leicht verwundert. Ob nun über seine Worte oder über sein Interesse.

„Du doch nicht, ich meine…“
 

~*~
 

Draco hielt inne und schaute den Gryffindor an. Es war seltsam, was da zwischen ihnen lag und hätte er es nicht besser gewusst, dann hätte er gedacht, Potter würde versuchen mit ihm zu flirten.

Es war eine absurde Idee, völlig vom Weg ab und Draco wäre auch nie darauf eingegangen. Aber wenn er sich Potter jetzt so ansah, dann schien es keineswegs so, als ob er andere Gedanken hätte, als die eines… eines Gryffindors.

Er sagte was er dachte und wollte wissen, was er nicht verstand, ohne großartig darüber nachzudenken, was andere hinter seinen Worten lesen könnten.

Vielleicht war das auch ein Grund, warum die Presse ihn am liebsten ausnahm wie einen Truthahn.

„Du hast sie nicht mehr alle, Potter.“, erwiderte Draco unwirsch, verwirrt über das was er dachte, fühlte und wollte. Alles war plötzlich nicht mehr normal, alles so unbekannt. Dinge hatten sich zu schnell geändert und er steckte mittendrin ohne die Regeln dieses neuen Spiels zu kennen.
 

*klein

**Heilung

***Schluss

****Übel



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kachina
2006-12-08T21:51:58+00:00 08.12.2006 22:51
Noch ein drittes schönes kappi^^
langsam spitzt es sich zu, wie es scheint...
*freu*
ich weiß ja auch in etwa vorauf die story hinaufläuft...
und cih freu mich schon, ein neues Kapitelchen lesen zu können...
armes Harry... was lässt er sich da auch einfach von Justin andrehen... *kopfschüttel* und das Dray ihm geholfen hat find ich echt nett ^.^

nyo...
bis zum nächsten Pitelchen

greets
Pyro
Von: abgemeldet
2006-12-04T18:00:13+00:00 04.12.2006 19:00
wow einfach nur geilo
und gelcih 3 kapis aufeinmal echt suuuuupi
schreib ganz schnell weiter


Zurück