A Few Words Too Many von Sailor Ciril
Es waren erst zehn Minuten vergangen seit er gegangen war, aber ihr schien es wie eine Ewigkeit. Vielleicht war sie schon viel länger allein gewesen ohne es zu wissen. Es war schwer zu akzeptieren, dass der Traum auf dem sie ihr Leben aufgebaut hatte zerbrochen war, schlimmer noch, verschwunden.
Sie wusste nicht wessen Schuld es gewesen war, vielleicht hatte ja niemand Schuld, aber das war jetzt egal; er war weg und sie was allein. Nach all den Jahren zusammen war ihr trotzdem nie sein ausweichender Blick aufgefallen, oder der Anflug von Erleichterung, als sie herausfanden, dass sie keine Kinder bekommen konnte.
Er war nie wirklich glücklich mit ihr. Oh, er hatte sie geliebt, aber wie? Wie seine unberührbare Prinzessin aus einem anderen Leben oder wie seine kleine Schwester? Sie wusste es nicht mehr. Beides machte keinen Unterschied mehr. Sie spürte die warme Berührung seiner Hand auf ihrem Arm...
Sie hatte bereits geschlafen, doch die Schritte im Wohnzimmer weckten sie. Er war die ganze Nacht wach gewesen und in ihrem Appartement hin und her gewandert. Leise rief sie ihn, doch er bemerkte es nicht. Langsam zog sie sich ihren Morgenmantel an, sie spürte die Veränderung in der Luft. Er war nicht überrascht, als er sie in der Tür stehen sah. Seine Augen waren feucht vor Tränen und seine Stimme brach, als er sagte:"Usako, es tut mir leid!". Sie nahm ihn in den Arm und er weinte an ihrer Schulter für eine sehr lange Zeit, bis keine Tränen mehr da waren. Sie war sich nicht sicher was das alles sollte, als er ihren Arm nahm und sie auf die Couch drückte. "Wir müssen reden!", sagte er.
Sie hatte das schlimmste erwartet, dass er die Nacht mit einer anderen Frau verbracht hatte, aber nicht das. Nicht eine Sekunde lang hatte sie die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass dies hier passieren konnte.
"Ich liebe dich nicht mehr, ich weiß nicht, ob ich dich jemals geliebt habe, oder ob es immer nur Endymion war.", sagte er gebrochen, voll Angst sie anzusehen, voll Angst vor dem Schmerz in ihren Augen und dass er zurücknehmen würde, was er gerade gesagt hatte, obwohl es die Wahrheit war. Es war schon immer wahr gewesen. Sie sagte nichts, also setzte er fort, seine schwarzen Haare bedeckten seine glasigen, blauen Augen. "Ich hätte es dir früher erzählen sollen, ich hätte es wissen sollen.. Wir hatten nie wirklich etwas gemeinsam, nichts außer unserer Vergangenheit, eine Vergangenheit, die von jedem anderen außer uns längst vergessen worden ist. Als ich erfahren habe, dass du keine Kinder bekommen kannst, als ich wusste, dass wir in Kristall Tokio wiedergeboren werden als wahre Liebende war ich so froh, dass nicht wir es sein würden, die dies alles erschaffen. Verstehst du mich?", schrie er ihre Schultern schüttelnd. "Verstehst du mich?", flüsterte er.
Natürlich tat sie das nicht. Wie konnte sie auch? Alles was sie jemals gewollt hatte, alles was ihr im Leben etwas bedeutete, was ihr Mamo-chan. Er war ihr Traum, ihr Glück. Und nun sagte er ihr, dass er sie nicht liebte, dass er sich verpflichtet gefühlt hatte bei ihr zu bleiben, zu versuchen sie zu lieben. Es war die ganze Zeit über nur eine Farce gewesen. Natürlich war auch ihr bewusst gewesen, dass es nicht an ihnen liegen würde Kristall Tokio zu erbauen, Chibi-Usa aufzuziehen und noch einmal gegen den schwarzen Mond zu kämpfen. Aber bedeutete das, dass es für sie keine Zukunft mit Mamoru gab in diesem Leben? Für Mamoru offensichtlich schon.
"A..Aber liebst du mich denn nicht?", flüsterte sie, ihren Blick zu dem seinen abhebend; diese großen blauen Augen, vor Tränen schimmernd, sahen aus wie ein unendlicher Ozean für ihn. Diese wunder, wunderbaren Augen, die nicht als Schmerz und Hoffnung zeigten in diesem Moment. Diese Augen, die ihn immer zum Lächeln gebracht haben. Er durchforstete seine Seele, sich an all die kleinen Dinge erinnernd, die er an ihr geliebt hatte vor langer, langer Zeit. Aber es war anders jetzt, die Erinnerungen waren verblasst, Endymion war verschwunden.
Da war nur noch Mamoru.
"Ich...weiß es nicht.", sagte er, sich von ihrem Blick losreißend. Er wusste nicht, was er sagen sollte, er redete jedoch sehr lang, erzählte ihr von seinen Gefühlen, seiner Verwirrung und seiner Entscheidung. Sie hörte ihm nicht mehr zu. In ihren Gedanken war nur das Lied "A few words too many". Immer wieder dieselben Wörter.
Warte eine Minute
Was hast du gesagt
Habe ich gehört, wie du gesagt hast
Es gibt keinen wirklichen Grund mehr für dich zu bleiben?
Unter deinem Atem hörte ich deine sanfte Stimme brechen
Können wir trotzdem noch Freunde sein
Ich höre wie du sprichst, aber es macht keinen Sinn
Ich habe auf ein glückliches Ende gehofft
Jetzt weiß ich, dass es keines geben wird.
Chorus:
Nur ein paar Worte Zuviel
In meinem Kopf
Ein paar Worte Zuviel
In diesem Bett
Ein paar Worte Zuviel
Die nicht ausgesprochen werden
Oh Ich wünschte wir wären Fremde
Wir könnten von vorne anfangen
Von vorne anfangen
Ganz und Gar
Ein gebrochener Schatten fällt über dein Gesicht
Als du zögerst
Nachdenkend über all die Dinge, die du zu sagen hast
Mit nacktem Gesicht liegt die Wahrheit zu meinen Füßen
Als du dich abwendest
Manchmal hat Stille eine Art Frieden zu schaffen
Ich habe auf ein glückliches Ende gehofft
Jetzt weiß ich, dass es keines geben wird.
Chorus
Ich starre an die Decke
Wundere mich was du fühlst
War ich es
Oder warst du es
Was ist der Unterschied
Wenn ich es wüsste
Vielleicht würde ich mich nicht so leer fühlen
Wenn ich nicht ein paar Worte zu viel gehört hätte
In meinem Kopf
Ein paar Worte Zuviel
In diesem Bett
Ein paar Worte Zuviel
Die ungesagt bleiben
Oh Ich wünschte wir wären Fremde
Wir könnten von Neuem anfangen
Wieder neu anfangen
Wieder ganz von vorne anfangen
Wir könnten noch einmal anfangen
Wir könnten noch einmal anfangen
Immer im Kreis im Kreis im Kreis
In meinem Kopf
Yeah
Warte eine Minute
Was hast du gesagt
Habe ich gehört wie du sagtest
Sie erwachte aus ihrer Stasis als er aufstand. "Verstehst du?" fragte er wieder. Als ob es etwas ändern würde. Jetzt verstand sie. Es hatte niemals ein "wir" gegeben nach der letzten Schlacht mit Galaxia und sicher nicht, nach dem Besuch beim Arzt. Vielleicht hatte sie es auch gespürt.
Das Gefühl, dass es zu früh war für sie beide, zu früh für ein glückliches Ende. Vielleicht. Langsam nickte sie. "Ja, ich verstehe.", flüsterte sie mit gebrochener Stimme.
"Können wir Freunde sein?", fragte er ängstlich. "Genau wie in dem Lied", dachte sie, "genauso."
"Mamoru.", er zuckte innerlich zusammen bei diesem Wort, sie hatte ihn immer Mamo-chan genannt, soweit er zurückdenken konnte. "Bitte lass mich jetzt allein." sagte sie. Sie konnte es selbst nicht glauben. Es war weg, das Gefühl war weg, es war nur nach ein Platz voller Leere zurückgeblieben. Er machte einen letzten Versuch ihre Absolution zu bekommen, aber sie hörte ihm nicht mehr zu. Sie war in ihren Gedanken von Einsamkeit und Schmerz verloren. Nach einem letzten, langen Blick war er gegangen.
Sie hörte die Tür mit einem Knall zufallen, es fühlte sich an, wie eine Kugel, die ihr Herz durchbohrt hatte, als wäre ihr Herz von innen explodiert durch etwas, dass gut geborgen und gewärmt worden war darin. Ja, jetzt war er weg, und er war schon lange vorher nicht mehr bei ihr gewesen. Es gab keine Möglichkeit mehr sich selbst zu belügen. Sie hatte es schon immer gewusst. Es war so schwer der Wahrheit ins Auge zu sehen, so wie in all der Zeit wo sie in seine wunderschönen, blauen Augen gesehen hatte und nichts in ihnen lag. Die Änderung hatte kurz nach ihrer letzten Schlacht begonnen, kurz nachdem die Sailorkrieger von den Titelseiten der Zeitungen verschwunden waren. Sie hatte ihn trotzdem geliebt, über die Liebe der verschwindenden Mondprinzessin hinaus.
Es gab nichts mehr zu tun jetzt. Langsam lies der Schmerz nach. Als die Sonne sich über den Horizont erhob war sie bereits eingeschlafen. Tief in ihrem Inneren begann der Silberkristall, der auch ihr Sternenkristall war, zu arbeiten. Es säuberte ihr Herz von Schmerz und Einsamkeit und lies nur die Hoffnung zurück. Ein anderer Sternenkristall in weiter Ferne weckte seinen Besitzer. Die Zeit war jetzt gekommen. Die Zeit für das Undenkbare, die Zeit für die Verbindung von zwei Sternenkristallen, die sich niemals hätten treffen sollen. Zeit für ein neues Leben, zumindest in diesem sollten sie die Möglichkeit zu einem kleinen Stückchen eigenen Glückes haben.
Usagi erwachte, als die Sonne ihr Gesicht berührte. Langsam streckte sie sich, gähnend und entspannt. Dann erinnerte sie sich, an alles. Zu ihrer Verwunderung tat es nicht weh. Es war nicht mehr wichtig. Sie konnte seine Gegenwart spüren, die Beschleunigung ihres Herzschlages. Er war nahe. Sie zog sich aus und schlüpfte unter die Dusche. Danach suchte sie sich das fröhlichste ihrer Sommerkleider aus. Sie war bereit als er an ihrer Tür klopfte. Aufgeregt und ein bisschen ängstlich ging sie sie öffnen. Sie blieb einen Moment stehen und genoss das Gefühl von den Dingen die geschehen würden.
Sie drückte die Türklinke und da war er. Lange, dunkle Haare umgaben sein ausdrucksstarkes Gesicht. Dunkelblaue Augen sahen sie an. "Ich bin hier." sagte er schlicht. Sie lächelte ihn an, mit ihrem wunderbaren Lächeln und nahm seine Hand. "Ich will in den Park gehen", sagte sie, kicherte leise aufgrund seines verwunderten Blickes und zog ihn hinter sich her. Endlich war er zurück. Die Liebe ihres Lebens, die Liebe DIESES Lebens.
Seiya Kou.
Ende.