Rebirth - jeden Tag ein bisschen von Amiriel ================================================================================ Kapitel 1: Eins --------------- So. Und wieder eine fanfic für euch... ich hoff bloß, ich halt das durch... *jammer* also ich hab sie mal hochgeladen. Ihr müsst mir sagen, ob ich weiterschreiben soll, ne? Ich widme sie meinem Engel Silbermondauge. Viel Spaß dann beim Lesen! Feedback, ne? Rebirth Eine Straße in der Innenstadt Tokyos... unaufhörlich prasselt der Regen auf den kalten Asphalt. Autos rauschen vorbei, wirbeln graue Schleier auf... mikroskopisch kleine Wassertröpfchen, die langsam wieder zu Boden sinken. Kalter Wind schleudert das Wasser an die Hauswände, treibt es in jede Fuge, sorgt dafür, dass nichts trocken bleibt. Bäume ächzen unter dem Gewicht der nassen Blätter, neigen ihre schweren Zweige hinunter zur Erde. Eine dunkle Gestalt am Straßenrand... vielleicht ein Junge, möglicherweise ein Mann. Gebeugt geht er die Straße entlang, achtet nicht auf die kreischenden Hupen der Autos, weicht nicht aus. Den Blick fest auf die Straße geheftet, setzt er müde und doch entschlossen einen Fuß vor den anderen. Die Kleidung klebt ihm am Körper, die blondierten Haare hängen ihm in triefenden Strähnen vor dem Gesicht. Die Hände auf der Suche nach Wärme tief in den Taschen vergraben. Sein Blick ist gesenkt, die Piercings in seiner Unterlippe glitzern im fahlen Licht der Straßenlaternen. Dunkles verlaufenes Make up küsst die weißen Wangen, sucht sich in kleinen Rinnsalen einen Weg nach unten... hinterlässt trübe Spuren auf der Haut. Über den Hals kriecht das kalte Wasser unter seine Kleidung, über die Narben auf der Brust, über die Narben an den Armen weiter nach unten über die Beine, durch die Schuhe. Wieder ein Auto... dreckiges Wasser wird in die Luft geschleudert, findet seinen Weg auf seine Kleidung. Ein Zittern durchfährt den kleinen Körper. Er stolpert, sucht Halt im Nichts, bricht auf offener Straße zusammen... +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ "Pass auf Daisuke, da liegt wer auf der Straße!!!" Der rothaarige Japaner trat mit voller Kraft auf die Bremse, als Toshiya angefangen hatte, hysterisch loszuschreien. Der hübsche blauhaarige Junge hatte sich in den Armaturen des Autos festgekrallt, die Fingerknöchel traten weiß hervor. "Scheiße!" Die riss die Tür auf und rannte auf die Straße. Ein lebloser Körper lag auf dem kalten Asphalt. "Hallo? Hey, hörst du mich?" Er hockte sich hin, drehte den fremden Jungen um, hob seinen Körper ein wenig an und neigte seinen Kopf hinunter. Die kurzen schwachen Atemstöße waren neben dem prasselnden Geräusch des Regens kaum wahrzunehmen aber sie waren da. "Toshiya, hilf mir bitte! Wir müssen ihn hier wegbringen, sonst stirbt der uns noch!", Panik war Dies Stimme deutlich anzuhören. Er hob den kleinen Körper auf seine Arme und trug ihn zum Auto. Toshiya hielt ihm die Tür auf und sie legten ihn auf die Rückbank des Wagens. "Er ist bewusstlos. Wir müssen zur nächsten Klinik!" Die war durchnässt bis auf die Haut, doch bevor er wieder einstieg, strich er dem Fremden vorsichtig die nassen Haare aus dem Gesicht. Nie im Leben hätte er erwartet, die sanften Gesichtszüge wiederzuerkennen! "Tooru..." "Die! Los komm schon, wir haben keine Zeit!" Toshiyas Stimme löste ihn aus seiner Starre und der rothaarige Japaner riss die Fahrertür auf, stieg ein, lies den Motor an und trat das Gas durch. +Tooru... was ist aus dir geworden? Ich erkenne dich nicht mehr... Ich dachte, du wärst tot...+ "Haben sie Informationen über den jungen Mann?" Eine Krankenschwester hinter dem Schalter klickerte ungeduldig mit dem Kugelschreiber. "Er heißt Tooru Nishimura. 25 Jahre alt. Mehr weiß ich auch nicht." Die ließ resigniert den Kopf hängen, während der Stift der Krankenschwester klopfende und kratzende Geräusche auf der Tischplatte verursachte. Toshiya war auf die Toilette verschwunden. "Kann ich zu ihm?" "Herr äh..." "Andou", half Die. "Es ist schon reichlich spät. Wollen sie nicht lieber morgen kommen? Sie sind völlig durchnässt, fahren sie nach Hause und schlafen sie erst einmal. Wir werden die Angehörigen von Herrn Nishimura..." "Er hat keine Angehörigen." Mit monotoner Stimme unterbrach Die die Schwester, die ihn daraufhin irritiert anstarrte. "Er ist im Heim aufgewachsen." Die Frau schob sich ihre kleine rahmenlose Brille wieder auf die Nase und machte ihre Notizen. "Sagten sie nicht gerade, sie wüssten nichts über ihn?" "Nichts, was wichtig für sie wäre. Er ist erwachsen, es ist nicht nötig, Angehörige zu verständigen, die er nicht hat." Die versuchte, ruhig zu bleiben. Diese verdammte Schwester trieb ihn noch in den Wahnsinn! Diese jedoch zog die linke Augenbraue hoch, erhob sich von ihrem Platz und stolzierte den sterilen Gang hinunter. +Leute wie die sollte man in öffentlichen Einrichtungen verbieten ober wenigstens beurlauben, falls sie ihre Tage haben.+, dachte Die wütend. "Die...?" Eine Hand legte sich auf seine Schulter. "Lass uns gehen, wir haben getan, was wir konnten. Außerdem solltest du schnell aus den Klamotten raus, sonst..." "Fängst du auch noch an?! Toshiya, das da drin ist Kyo!!!" Die wollte nicht schreien und im nächsten Moment tat es ihm leid. "Tut mir leid Totchi, ich wollte nicht laut werden." +Du kannst ihn nicht kennen... Hast ihn ja nie gesehen...+ "Das... ist... Kyo...?" Toshiyas Stimme zitterte. "Der Kyo, von dem du mir erzählt hast?" Die nickte. "Sie wollen mich nicht zu ihm lassen." "Vielleicht ist es besser, wenn du ihn erst morgen besuchst. Dann ist er möglicherweise wach und du kannst mit ihm reden." +Reden? Was gibt es da zu reden? Unendlich viel...+ Die ließ sich von seinem Freund zum Ausgang führen. Den restlichen Heimweg fuhr Toshiya. "Was...?!" Entsetzt starrte ein sechzehnjähriger Die auf Kyos linken Unterarm. Sie hatten Sportunterricht und Kyo hatte sich beim Umziehen recht seltsam verhalten, was Die nur dazu veranlasst hatte, genauer darauf zu achten, was der andere Junge zu verstecken versuchte. Als alle gegangen waren, hatte Die seinem Freund blitzschnell den Ärmel hochgeschoben und die blutigen Risse und Schnitte entdeckt. Kyo riss seinen Arm weg und blickte Die trotzig an. "Na und?" Er wollte gehen. Er hatte keine Lust auf irgendein psychologisch wertvolles Gespräch mit Die. Vor allem nicht mit Die. Schließlich war er Schuld an allem. Er wusste es nur nicht... Dies starker Arm hielt ihn zurück, riss seinen kleinen Körper herum und zwang ihn wieder in dessen Augen zu sehen. Diese verdammten Augen... "Seit wann machst du das?" Ein Zittern in Dies Stimme. "Was geht's dich an?" Wieder der trotzige Blick eines kleinen Kindes. "Es geht mich verdammt noch mal eine ganze Menge an, Tooru!" Dies Fingernägel drückten sich in Kyos Arm. "Ich will, dass du das heute Nachmittag mit mir klärst." Wieder Dies strenge Stimme. Er wollte nicht so klingen, wie eine schlechte Mutter aber ihm lag viel an Kyo... Mehr als durfte. Tooru wusste es nicht... "Hast du mich verstanden?!" Er schüttelte den Kleineren. Er machte sich wirklich Sorgen und wusste, dass es etwas länger dauern würde, das zu klären. "Fick dich doch!" Kyo drehte sich um und ging. "Fünfzehn Uhr bei mir!", rief Die ihm nach. +Ich weiß, dass du kommen wirst. Du hasst es, allein zu sein.+ Zum Sportunterricht erschien Kyo nicht und auch am restlichen Unterricht nahm er nicht teil. Die kuschelte sich in seine Decke. Er saß auf dem Balkon seiner Dachwohnung und blickte in die Nacht. Es war, als würden die Autos weit unten auf der Straße weniger Lärm machen, um ihn nicht zu stören. Toshiya hatte ihm noch einen Tee gemacht, bevor er Die allein gelassen hatte.. +Er schläft sicher schon.+, dachte sich Die und blickte reflexartig auf seine Armbanduhr. Dann dachte er wieder an Kyo. Er hatte ihn Jahre nicht gesehen. Jetzt, wo er 25 Jahre alt war, war Tooru zurückgekehrt. Und mit ihm alle Erinnerungen. Gute wie Schlechte. Und diese Erinnerungen trieben ihn immer und immer wieder in den Nebel aus Träumen hinein. Als wären sie mit Bildern in einem Fotoalbum dokumentiert, konnte sich Die an jedes Detail erinnern. An jede zufällige Geste, jede Bewegung, jedes Lächeln... +Hat Kyo je gelacht?+ Wieder verblasste die Realität um ihn herum... Die Türglocke schrillte. Die wusste, dass Kyo vor der Tür stehen musste. Hektisch rannte er die Treppen hinunter und öffnete. Ohne ein Wort zu sagen, schob sich Kyo an ihm ins Haus. Er kaute Kaugummi, hatte aber auch gerade seine Zigarette ausgetreten. Zielstrebig ging er die Treppen rauf zu Dies Zimmer. Die schmunzelte bei dem Gedanken daran, wie sein Zimmer damals aussah: Zahlreiche Bandnamen mit Grafitti an die Wände geprüht, schwarzer Stoff hing von der Decke und passte hervorragend zu der leuchtend rubinroten Farbe, die seine Wände hatten, sofern man sie hinter allerlei aufgehangenen X-Japan Postern noch erkennen konnte. Weicher dunkler Teppich, ein übergroßes Bett, höchstwahrscheinlich noch so, wie er es am Morgen verlassen hatte. In einer Ecke des Raumes eine riesige Spiegelscherbe an der Wand, davor ein Schminktisch und ein Hocker. Auf dem Tisch dunkles Make up, roter Lippenstift, ein Parfüm... Neben der Tür ein schwarzer Sessel über dessen Lehne dunkle Klamotten hingen. Der Geruch von Haarspray, Parfum und Rauch in der Luft... In seinen Gedanken ging Die durch seine altes Zimmer zum Fenster, um frische Luft herein zu lassen. Neben dem Fenster... seine Gitarre. Er besaß sie noch. Die stand vom Balkon auf und ging in die Wohnung. Im Wohnzimmer angekommen, griff er nach dem roten Instrument und strich zärtlich darüber, als neue Erinnerungen wach wurden... Kyo hatte sich auf die Kante von Dies Bett fallen lassen und hatte den gleichen trotzigen Blick aufgesetzt, mit dem er ihn ich der Schule schon angesehen hatte. Er zog ein Stück Papier aus seiner Hosentasche, wickelte seinen Kaugummi ein und legte das Knäuel auf Dies Nachtkästchen. Provokatorisch hatte er den Ärmel seines Pullovers am linken Arm hochgezogen. Die ignorierte es. Vorsichtig nahm er neben seinem Freund Platz und sah ihn lange an, in der Hoffnung, Kyo würde von selbst anfangen zu reden. Umsonst. Es gab nur eines, was Die wissen wollte. Nur ein Wort, dass er aussprechen wollte. "Warum...?" Kyo erwachte aus seiner Unbeweglichkeit und starrte Die für einen Moment ausdruckslos an. "Ich hatte wirklich gedacht, du hättest das überwunden. Es ist immerhin schon ein Jahr her, dass dich dieser...", Die stockte. "Seit mich dieser Kerl vergewaltigt und verkauft hat? Wolltest du das sagen?" Kyo sprach sehr laut, doch im nächsten Moment fuhr er leiser fort: "Das ist es nicht. Solche Dinge passieren halt. Hab mich längst damit abgefunden. Ich hatte gestern eigentlich vor, tiefer zu schneiden aber die verdammte Rasierklinge war nicht scharf genug. Als ich den Medizinschrank aufgebrochen habe, war nur Verbandszeug drin. Dieser verdammte Heimleiter hat das Zeug versteckt. Hab kein Geld, mir was zu kaufen. Deswegen muss ich noch einen Tag mehr in dieser verfickten Welt ertragen..." Die saß fassungslos vor seinem Freund. Hatte er wirklich versucht, sich umzubringen? "Hast... hast du denn keine Angst vorm Sterben?", Tränen stiegen in ihm hoch, doch noch konnte Die sie erfolgreich hinunterkämpfen. "Ich sterbe jeden Tag neu. Und jedes Mal tut es mehr weh" Kyos Stimme brach und er senkte seinen Kopf. "Es ist nicht meine Vergangenheit, die mich umbringt. Es ist die Gegenwart und Zukunft. Dich jeden Tag sehen zu müssen und dir nicht sagen zu dürfen, was ich fühle. Mein Herz quält mich, wenn ich es nicht mit anderen Schmerzen betäube. Glaub mir, ich würde es mir aus der Brust reißen, wenn ich könnte. Du wirst es mir wahrscheinlich nie verzeihen können und ich weiß, dass es unmöglich ist, dass jemand so etwas wie Liebe für mich empfinden könnte aber... falls es mir endlich gelingen sollte, mein erbärmliches Leben auszulöschen, wollte ich, dass du es weißt. Ich erwarte nichts von dir. Nicht mal, dass du es akzeptierst. Wahrscheinlich ist es sogar eine Strafe für dich, dass jemand wie ich..." Weiter kam Kyo nicht, denn Die verschloss seine Lippen mit seinen. Der feste Druck weicher Lippen ließ ihn vergessen. Er schmeckte Dies Zunge und das Salz seiner Tränen, spürte, wie sich Dies Hände in seine Haare krallten, dass es fast schon wehtat. "Du bist ein Idiot, Kyo. Ein verdammter Idiot..." Kyo blieb bei Die. Sie redeten noch lange über unwichtige alltägliche Sachen, die eigentlich für keinen der beiden Bedeutung hatten und am Abend schliefen sie das erste Mal miteinander. Am nächsten Morgen war Kyo verschwunden... Die seufzte leise, als er sich vom Sessel erhob und beschloss, dass es besser wäre, schlafen zu gehen. Morgen würde er Toshiya anrufen und mit ihm ins Krankenhaus fahren. Obwohl... wollte er seinen Freund wirklich dabei haben? Die fürchtete, dass er in Tränen ausbrechen würde, sobald er Kyo dort liegen sah. +Was ist nur aus dir geworden? Was ist passiert?+ Fragen, die Die nicht los wurde und die dafür sorgten, dass er erst früh am Morgen einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)