Tag 43
Die Tür ist groß und finster. Ich erkenne sie aus dem Alptraum, den ich geträumt habe. Eine Tür wie ein Fingerzeig der Dunkelheit. Kälte ist um mich, ich höre sie kommen, sie drängen dem Licht entgegen wie eine Flut aus Nacht. Sie werden dich nicht erreichen. Ich lasse nicht zu, dass sie dich auch nur berühren. Sie müssen erst an mir vorbei.
Ich höre deine Stimme wie eine weit entfernte Glocke. Du schaffst es nicht.
Gib nicht auf! Gemeinsam können wir es schaffen!
Ich kann nicht deuten, was alles in deinen Augen ist als wir uns treffen. Ich höre deine Stimme, ich sehe dein Gesicht, aber in mir ist nichts, das dich erkennen kann. Mein Mund ist trocken. Dies ist der Abschied. Warum gibt es nichts mehr zu sagen? Ich habe keine Worte mehr. Dies ist das letzte Mal das ich dich sehe. Nichts scheint gut genug um gesagt zu werden.
Ich lasse dich los, weißt du das? Ich lasse dich gehen. In diesem Moment sind wir zusammen.
Und aus dem Licht dieses Moments sehe ich den König, der die Flut zurückdrängt. Es ist Zeit, die Aufgabe zu erfüllen. Ich kann nicht alles verstehen, aber ich weiß dass es richtig ist wenn ich ihn ansehe. Und Sora zögert. Um meinetwillen.
Um meinetwillen.
Die Zeit hält inne, ein halber Atemzug. Um meinetwillen. Für mich. Etwas zwischen dir und mir, und ich spüre das wir Kinder waren und dass mein Herz bei dir ist, jetzt, in diesem Moment, und dass ein Teil davon in deinem Herzen liegt. Der eine bleibt ein Teil des anderen, was immer geschieht. Ein Licht zwischen dir und mir. Ein Muschelanhänger in deiner Tasche. Es gibt vieles, das du nicht weißt.
Sie kommen. Es ist Zeit.
Es wird immer eine Tür zum Licht geben. Eines Tages.
Der Spalt wird kleiner, der Abstand zwischen uns wird geringer. Ich kann direkt in deine Augen sehen. Ich trinke dein Licht, das letzte Licht meines Lebens. Du bist frei, weißt du das? Weißt du, was das bedeutet? Das Leben ist ein Spiel. Ich hätte es gerne noch einmal mit dir gespielt. Du bist nicht so dumm wie ich dachte. Und noch viel dümmer. Weißt du noch, wie sich meine Arme um dich angefühlt haben? Ich habe gelacht, damals. Ein einziges Mal in meinem Leben. Weißt du noch, wie warm der Sand unter unseren Füßen war? Kannst du für mich zurückgehen und das alles noch einmal erleben? Kannst du noch einmal tief einatmen und wissen, dass es einen Ort gibt, an den wir immer zurück können? Wir hatten so viele Träume von großen Abenteuern, die wir einmal erleben wollten. Dies ist unser eines großes Abenteuer. Es tut mir leid, dass wir es nicht gemeinsam bestehen konnten.
Es gibt jemanden, der auf dich wartet. Auf mich wartet niemand mehr. Es ist richtig, dass es so endet. Du wird weitermachen und erwachsen werden, du wirst noch viele Träume haben und alle werden in Erfüllung gehen. Das Licht in deinem Herzen wird die Welt vor jeder Finsternis retten. Dein Abenteuer geht weiter. Diese Welt wartet auf dich.
Kümmer dich um sie.
Deine Augen sind das letzte, das ich sehe. Dann ist alles finster und die schwarze Flut bricht über mich herein.
Ich bin bereit. Ich werde aufrecht sterben. In meinem Inneren bin ich schon tot.
Meine rechte Hand ballt sich um das Heft des Schwertes, ich höre irgendetwas, jemand ist bei mir.
Dann nichts mehr.