Was ist so falsch daran, wenn wir uns lieben? von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9 Nervös lief Hijiri in seiner Wohnung auf und ab. Schon seit, wie ihm schien, Ewigkeiten zerbrach er sich nun darüber den Kopf, wie er Chiaki wieder von seinem Vater wegholen konnte. Denn dass dieser dort wohl nicht gerade gut behandelt werden würde war ja wohl mehr als klar. Allerdings war er bis jetzt noch zu keinem Ergebnis gekommen außer, dass sein Schädel sich momentan anfühlte als wäre er aus Watte. Er hatte schon so gut wie alle Möglichkeiten geistig durchgespielt, doch schien keine auch nur annährend in dieser Situation weiterzuhelfen. Da wäre erst einmal die Idee, einfach dem Auto hinterherzufahren und den Kleinen einfach gleich wieder mit nach Hause zu nehmen. In Anbetracht der Tatsache, dass er wahrscheinlich die beiden sowieso nicht mehr einholen würde und gar nicht wusste, wo Chiaki überhaupt wohnte, geschweige denn, dass ihm überhaupt dort die Tür geöffnet worden wäre, hatte er diese Art der Rettung schnell wieder verworfen. Auch zum Jugendamt konnte er nicht gehen. Die hatten die ganze Sache ja durchgeführt, da würden sie ihre Meinung, was den werten Herrn Nagoya anbelangte, nicht so schnell ändern. Der hatte ihnen genug Lügen aufgetischt, dass sie ihm glaubten. Vielleicht hatte er sie sogar bestochen. Das wäre diesem schmierigen Typen auf jeden Fall zuzutrauen und bei Chiakis Klassenkameraden hatte dies ja anscheinend auch funktioniert. Beweise, die dessen Schuld bezeugten, hatte er leider auch keine, weswegen auch die Aussicht auf polizeiliche Hilfe sich in Luft auflöste. Moment mal. Beweise. Das war es! Hijiri fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen. Wenn er irgendwie für Beweise sorgen könnte und diese dann der Polizei und dem Jugendamt zukommen ließ, dann war Chiaki im Handumdrehen wieder von diesem Säufer erlöst. Er hatte auch schon eine Idee wie er das anstellen könnte. Allerdings bliebe der Jüngere dann nicht davon verschont noch ein paar Schläge seines Vaters zu kassieren. Das war zwar das Letzte, was Hijiri wollte, doch so konnte er wenigstens verhindern, dass Chiaki noch viel länger in seinem eigenen Haus gefangen war und womöglich dutzende Wutausbrüche seines angeblichen Vaters erdulden musste. Von seinem Geistesblitz beflügelt und wieder mit Optimismus ausgestattet machte er sich zuerst auf den Wag zum Telefon, um die Auskunft anzurufen. Nachdem er Chiakis Adresse erfahren hatte suchte er noch die anderen benötigten Sachen zusammen und verließ so schnell wie möglich die Wohnung. Seine Gedanken fuhren Achterbahn und er hoffte, dass sein Plan auch wirklich funktionieren würde. Denn wenn nicht, dann wusste er auch nicht mehr, was er für seinen kleinen Schützling tun könnte. Alle Geschwindigkeitsbegrenzungen brechend und mehr als eine rote Ampel, geschweige denn andere Straßenregeln, beachtend, raste er zu der ihm genannten Adresse, hielt aber schon ein paar Häuser vorher. Er wollte ja so wenig Aufmerksamkeit wie möglich verursachen. Es war schon Glück, wenn keiner der Anwohner die Polizei rufen würde, weil er sich unbefugten Zutritt verschafft habe. Dann konnte er wirklich einpacken. Denn dass in so einer teuren Gegend, in der Chiaki mit seinem Vater wohnte, die Nachbarn auch aufeinander aufpassten, konnte er an den sich ständig bewegenden Gardinen nur allzu gut erkennen. Langsam schlenderte er nun in Richtung Haus, eher schon Villa, und ging ohne Umschweife einmal herum auf die andere Seite. Wer sich dabei nichts dachte würde gar nichts merken. Und wenn doch irgendwer in den nächsten Minuten kommen würde und ihn fragte, was er denn dort mache, könnte er ja immer noch sagen, er sei der Elektriker, der sich mal kurz die Außenkabel zum Teich ansehen müsse, oder so. Nun stellte sich allerdings auch schon die nächste Frage. Wo war Chiakis Zimmer? Und war er überhaupt in diesem? Auf jeden Fall würde Hijiri ihn erst einmal suchen müssen. Es war nur zu hoffen, dass sein Vater nicht rein zufällig aus dem Fenster schauen würde. Denn dann hatte er bestimmt auch noch eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch auf dem Hals. Mit der für die Verführung Minderjähriger und Schutzbefohlener wurde ihm ja schon gedroht. Und wenn er sich diese Tatsache durch den Kopf gehen ließ, dann musste er zugeben, dass diese Anklage sogar gerechtfertigt war. Natürlich hatte er Gefühle für den Jüngeren, sonst hätte er diesen bestimmt nicht so einfach geküsst. Denn dass diese Tat Konsequenzen haben würde, sollte irgendjemand davon erfahren, war ihm schon bewusst. Und hätte er sich in dieser Hinsicht nur einen Spaß mit Chiaki erlaubt, dann wäre dieser bestimmt zu irgendwem gegangen, um alles zu erzählen. Und darauf war er nun wirklich nicht sonderlich scharf. Aber was kümmerte ihn das? Er meinte es ernst und damit sollten diese Überlegungen eigentlich beendet sein, zumindest vorerst. Denn verboten war es trotzdem, daran ließ sich nicht rütteln. Nur gab es momentan Wichtigeres zu tun. Er blickte sich um und nahm erst jetzt richtig den Garten hinter dem Haus wahr. Obwohl das wohl eher schon ein kleiner Park war. Der Mann schien wirklich Geld zu haben. Aber er war ja auch berühmt genug. Da sammelte sich halt so einiges an. Und mit diesem Geld auch viel Macht, wie er selbst vor kurzem nur zu gut zu spüren bekommen hatte. Ansonsten hätte Herr Nagoya dem Jugendamt nicht so vieles vorgaukeln können. Aber er schweifte schon wieder mit seinen Gedanken ab. Schleunigst ging er zum Fenster ganz links außen und spähte vorsichtig hindurch. Es war das Wohnzimmer, wobei er sich durch die prachtvolle Ausstattung nun nicht mehr sonderlich beeindrucken ließ und sich weiter auf die Suche machte. Er hatte nämlich keine Person gesehen. Vorsichtig wurden auch noch die anderen Räume des Erdgeschosses von ihm inspiziert, aber nichts, dem sein Interesse galt, entdeckt. Also musste er wohl auch noch den ersten Stock genauer unter die Lupe nehmen. Zu seinem Glück befand sich an der Hausfassade eine Holzkonstruktion, an der Efeu hoch wuchs und die sich hervorragend als Leiter eignete. Von ihr aus konnte er wenigstens schon einmal in zwei Fenster reinschauen. Was er machen würde, wenn er doch keinen Erfolg damit haben sollte, würde er sich später überlegen. Todesmutig, wie er nun einmal war, kletterte er auch gleich hinauf zum linken Fenster. Zwar machte ihm seine Höhenangst doch etwas zu schaffen, die konnte er leider noch nie so ganz abschütteln, aber was tat er nicht alles für Chiaki. Er lugte vorsichtig in den Raum hinein. Schon wieder Fehlanzeige. Das Badezimmer konnte er nicht wirklich gebrauchen. Also auf zum nächsten Fenster. Treffer, versenkt! Auf seinem Bett zusammengekauert saß das Objekt seiner Bemühungen und starrte betrübt vor sich hin. Fast hätte Hijiri schon an die Scheibe geklopft, Chiaki mitgeteilt, dass er nun nicht mehr allein wäre und alles wieder gut werden würde, doch das hätte seinen Plan eventuell gefährden können. Und so ließ er es schweren Herzens bleiben und sah weiterhin einfach nur still und untätig durchs Fenster. Jetzt hieß es wohl sich bereit machen und warten. Vorsichtig, um nicht doch herunterzufallen und sich alle Knochen zu brechen, holte Hijiri seine Utensilien aus der mitgebrachten Tasche und stellte sie auf das äußere Fensterbrett. Gut, dass es auch in diesem Zimmer unten Gardinen gab, ansonsten wäre das bestimmt schon längst aufgefallen. Nacheinander gesellten sich zu dem eben platzierten Fotoapparat noch eine Videokamera und ein Diktiergerät. Man konnte ja nie wissen. Sicher war sicher. Gerade als er alle Sachen ausgepackt hatte betrat Herr Nagoya das Zimmer. Er schien mit Chiaki über irgendetwas zu reden, doch zu seinem Leidwesen bekam Hijiri über den Inhalt des Gespräches nicht viel mit. Dann fiel das Diktiergerät wohl schon einmal flach. Und wenn der werte Herr wider aller Erwarten heute doch freundlich gesinnt wäre, dann würde die ganze Aktion wohl ins Wasser fallen. Aber so, wie der schon wieder durch den Raum stapfte, er torkelte nicht, anscheinend war er nicht betrunken, und bei diesem vor Wut hochrotem Kopf musste einfach noch was passieren. Und das tat es auch. Wie nicht anders zu erwarten schlug Chiakis Vater zu. Von der unerwarteten Attacke überrascht stürzte Chiaki von seinem Bett und schlug hart auf dem Boden auf. Noch ganz benommen von der Wucht der vorangegangenen Ohrfeige blieb er erst einmal liegen. Doch schon wurde er am Kragen gepackt und in eine sitzende Position gebracht. Erneut schienen die beiden über irgendetwas zu diskutieren und auf jedes, wie es schien, Widerwort Chiakis folgte ein erneuter Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht. Hijiri, der jetzt mit der Videokamera in der Hand die ganze Szene beobachtete, fiel es schwer nicht dazwischen zu gehen und weitere Gewalttätigkeit zu verhindern. Doch dann hätten all die Bemühungen wahrscheinlich doch nichtsgebracht und der Jüngere würde seine Zeit bis zur Volljährigkeit bei seinem Vater und er selbst im Gefängnis absitzen. Folglich musste er wohl oder übel noch etwas länger tatenlos ausharren. Mittlerweile war es nicht bei einfachen Ohrfeigen geblieben, sondern es folgten jetzt auch ab und zu festere Fausthiebe oder gar Tritte. Chiaki schien sich überhaupt nicht zu wehren. Wahrscheinlich wusste er, dass es sowieso nichts bringen würde. Er saß einfach nur auf dem Boden, ließ die Behandlung über sich ergehen und versuchte sich nur durch das Zusammenkauern zu einer Art Kugel vor Verletzungen im Magenbereich oder im Gesicht zu schützen. Dass es nicht sehr gut gelang sah man an der blutenden Nase und der angeschwollenen Lippe. Plötzlich wurde er hochgerissen und auf das Bett geworfen. Sein Vater fummelte nach dieser Tat mit leicht unkoordinierten Bewegungen an seinem Gürtel herum, was ihm einen geschockten und verzweifelten Blick Chiakis einbrachte. Da wurde es dann auch Hijiri zuviel. Mitsamt der Kamera sprang er zu Boden und hastet zum Teich hin. Dort nahm er sich zwei der großen Steine, die zur Begrenzung am gesamten Ufer lagen und sprintete so schnell wie möglich wieder zurück. Dabei verfluchte er die Größe des Grundstücks, denn er musste doch schon eine ganz schöne Strecke laufen und wollte gar nicht daran denken, wie viel Zeit er dafür benötigt hatte. Wieder am Haus angekommen versuchte er einen der Steine durch das Fenster zu werfen, doch durch sein Gewicht flog dieser nur bis kurz unter dieses. Also verwarf er diesen Plan wieder und kletterte mit samt dem zweiten Stein an der Leiter hoch. Ein kurzer Blick ins Innere verriet ihm, dass Chiaki wohl erst Bekanntschaft mit dem Gürtel machen durfte, worauf die roten, zum Teil blutigen Striemen auf seinem, nun unbekleideten, Rücken zeigten. Der Verband wurde ihm wohl vorher von seinem Vater abgenommen. Nun wurden seine Handgelenke mit Hilfe dieses Folterinstruments zusammen und dann an den Bettpfosten gebunden. Das reichte, um Hijiri vollends von der Richtigkeit seiner Aktion zu überzeugen. Schnell hielt er die Kamera noch einmal auf das Bild, hing sie dann an die Leiter und schlug den Stein mit voller Wucht gegen das Fenster. Zuerst sah man nur ein paar Risse, aber schon beim zweiten Schlag splittere das Glas in tausend Teile. Durch ein paar weitere Hiebe vergrößerte er das Loch weiter und schlüpfte in das Zimmer hinein. Dabei schnitt er sich an ein paar der sich noch im Rahmen befindenden Glasscherben, doch daran störte er sich nicht weiter. Schnell lief er zum Bett hinüber, stieß Herrn Nagoya von seinem Sohn weg und befreite Chiaki von dem Gürtel. Er reichte ihm das Hemd, dass er eben vom Boden aufgehoben hatte, und dieser nahm es mit einem dankbaren Blick an, sagte aber kein Wort. Die Tränen, die ihm über die Wangen liefen, sprachen allerdings Bände. Sie fanden ihren Ursprung im Schmerz, den Chiaki natürlich gerade empfand, aber sie kamen auch aus Erleichterung über die Rettung. Doch da machte sich sein Vater auch schon bemerkbar. "Was soll das? Ich dachte wir hätten geklärt, dass Chiaki jetzt wieder bei mir wohnen wird. Da nützt Ihre bescheuerte Rettungsaktion auch nichts!" "Und ob sie etwas bringt. Ich habe Ihre gesamte ,Zuneigungsbekundung' zu ihrem Sohn auf Video aufgenommen. Und das werde ich heute noch dem Jugendamt und der Polizei zukommen lassen. An Ihrer Stelle würde ich mir schon einmal einen guten Anwalt suchen." "Wenn Sie das wagen!" Er stürzte auf Hijiri zu, doch dieser streckte ihn mit einem gezielten Schlag in den Nacken zu Boden, wo er bewusstlos liegen blieb. Durch den fragenden Blick Chiaki stahl sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. "Hab mal einen Selbstverteidigungskurs belegt. Man weiß ja nie, ob nicht doch mal irgendein Schüler ausrastet. Scheint sich ja bewehrt zu haben." Doch schon im nächsten Augenblick verflog der fröhliche Ausdruck und machte einem besorgten Platz. "Geht es dir gut? Ach, was rede ich da? Natürlich geht es dir nach dieser Geschichte hier nicht gut! Aber ich meine, ist ansonsten alles okay? Außer deinen Verletzungen und so. Also was ich eigentlich sagen will ist..." "Schon gut, ich weiß. Mit mir ist alles in Ordnung. Wenn du nichts dagegen hast würde ich gerne wieder zurück zu dir fahren." "Natürlich habe ich nichts dagegen! Wir klären die ganze Sache dann dort, einverstanden? Und du solltest, wo du schon einmal die Gelegenheit hast, einige deiner Sachen mitnehmen. Ich denke nicht, dass du irgendwann noch einmal hierher zurück möchtest, oder?" Das folgende Kopfschütteln reichte ihm als Antwort. Kurz darauf machten sich beide an die Arbeit. Chiaki hatte sich nicht davon abbringen lassen sein Zeug allein einzupacken und so machte sich Hijiri in der Zeit daran seine eigenen Sachen zusammenzusuchen. Das Meiste hatte er ja nicht benutzt, aber das Videoband machte diese Tatsache wieder wett. Er spulte bis an den Anfang zurück und sah sich noch einmal die ersten Minuten an. Ja, die Bildqualität war auch gut. Das ließ sich also als Beweismaterial nehmen. Vor allem, da er unten auch Uhr und Datum eingeschaltet hatte, sodass man sehen konnte, dass die Aufnahmen von heute waren. Von hinten tippte ihm Chiaki auf die Schulter, mit zwei großen Reisetaschen bewaffnet. Das wollte Hijiri ihm dann doch nicht zumuten und nahm Chiaki diese kurzerhand ab. Ein letzter Blick auf den immer noch regungslosen Mann auf dem Teppich, dann machten sich die beiden auf in Richtung Auto. Dort angekommen ließen sie sich, mit bestimmt einer Tonne weniger Gewicht auf dem Herzen, in die Sitze fallen und atmeten erst einmal tief durch. Hijiri startete den Wagen, als er die Augen des Jüngeren auf sich spürte. Er drehte sich zu ihm um und lächelte ihn sanft an. "Was hast du denn?" "Ich... ich wollte mich bedanken. Du hättest das nicht tun müssen. Es war gefährlich und schließlich bist du..." Ein warmer Finger auf seinen Lippen ließ ihn innehalten. Er sah fragend zu Hijiri und traf auf dessen unglaublich warmen Blick, der ihm sofort ein angenehmes Kribbeln im Bauch bescherte. "Du brauchst dich nicht bedanken. Ich habe es für dich getan und würde es auch immer wieder tun. Und lass uns alles andere zu Hause klären." Chiaki schaute ihn erst mit großen Augen an, dann fing er aber auch an zu lächeln. "Ja, klären wir das ,zu Hause'." ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ Wer glaubt, es wäre jetzt bald alles zu ende, der hat sich geschnitten, aber so richtig. ^^ Bye bye Eure hoppel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)