20 Jahre später von Weissquell (Die nächste Generation) ================================================================================ Kapitel 17: Er hasst mich! -------------------------- Mit missmutiger Mine tritt Kotaro Kaiba aus dem Aufzug zur Chefetage des Kaiba-Coporation-Gebäudes. Ohne die Sekretärin hinter der Anmeldung auch nur eines Blickes zu würdigen, marschiert er mit festem Schritt den Gang entlang bis er die große Bürotür erreicht hat. Er klopft einmal kurz dagegen und drückt dann die Klinke herunter ohne auf eine Aufforderung zu warten. Dann betritt er den Raum. An seinem Tisch sitzt Mokuba Kaiba und schaut von seiner Arbeit auf. Kotaro tritt an den Schreibtisch heran. "Hier sind die Abrechnungen", meint er brummig, "Das sind die letzten heute. Wenn nichts weiter zu tun ist, fahre ich jetzt nach hause." Abschätzend nimmt Mokuba sie entgegen, dann meint er: "In Ordnung, du kannst gehen, aber bitte nimm noch ein paar Unterlagen für deinen Vater mit!" Kotaro verzieht den Mund, sagt aber kein Wort während Mokuba einige Ordner seines Schreibtisches durchsucht. "Und, wie war der erste Schultag?", fragt Mokuba während er sucht. "Zeitverschwendung!", erwidert Kotaro trocken. Mokuba sieht auf und mustert seinen Neffen kurz. "Du scheinst wirklich nicht sehr begeistert davon zu sein", stellt er fest. "Gut erkannt!", gibt Kotaro zurück. Mokuba setzt sich auf und blickt ihn unverwandt an. Innerlich verdreht Kotaro die Augen. Sein Onkel wird nicht locker lassen bis er nicht Näheres erfahren hat. "Yugis Sohn und seine Freunde sind in meiner Klasse", berichtet er kurz, "Wird schwer werden ihnen aus dem Weg zu gehen." Mokuba faltet locker die Hände vor sich auf dem Schreibtisch: "Sieh es doch positiv. Umso leichter wird es werden, die ganze Angelegenheit aus der Welt zu schaffen und dich bei ihnen zu entschuldigen." "Ganz bestimmt nicht!", braust Kotaro auf, "Ich sehe gar nicht ein warum ich das tun sollte. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Alles was die Typen erzählt haben ist eine himmelschreiende Lüge und ich kann einfach nicht verstehen warum mein Vater ihnen das abgekauft und mich dann noch zu allem Überfluss auf diese degenerierte Schule zu diesen Versagern geschickt hat." "Dein Vater weiß schon was er tut, da bin ich sicher!", merkt Mokuba ruhig an. "Das halte ich für ein Gerücht", brummt Kotaro ärgerlich, "Der wirkliche Grund dafür ist, weil er mich nicht leiden kann und mir eins auswischen will. Er respektiert mich kein Bisschen. Es ist einfach unmöglich ihm etwas recht zu machen." Seine Kiefer sind fest aufeinandergepresst und er blickt zur Seite. Nun erhebt sich Mokuba von seinem Schreibtisch und tritt an seinen Neffen heran. "Was ist schon wieder los bei euch?", fragt er ruhig. Kotaro ballt die Hand zur Faust. Einen Momentlang ringt er mit sich, dann sagt er zögernd: "Vater redet seit Tagen kein Wort mehr mit mir. Ich schätze, diesmal ist er wirklich endgültig wütend auf mich. Aber irgendwann musste es ja soweit kommen", er atmet einmal durch, "Wenigstens weiß ich jetzt mit Sicherheit, dass er mich hasst." Erstaunt hebt Mokuba die Brauen: "Wie kommst du darauf, dass er dich hasst?" Unbehaglich schaut Kotaro wieder zur Seite. "Er... hat mich geschlagen", gibt er schließlich zu. Überrascht weicht Mokuba einen Schritt zurück. "Im Ernst? Warum das?" Nun kann man sehen, wie es Kotaro sehr ungemütlich in seiner Haut wird. Er braucht einen Augenblick um sich zu überwinden, dann sagt er: "Weil ich ihm Vorwürfe wegen damals gemacht habe." Er schluckt einmal schwer als müsse er einen großen Bissen herunterwürgen. Mit ernster Mine betrachtet Mokuba ihn. Dann meint er: "Dann darfst du dich wirklich nicht wundern. Du weißt wie er auf dieses Thema reagiert. Er hat das Ganze noch immer nicht verwunden, das weißt du. Es war sehr dumm von dir, wieder in der Wunde zu bohren." "Dieser egoistische, dickköpfige Scheißkerl!", bricht es nun aus Kotaro heraus, "Er tut gerade so, als wäre er der Einzige der jemanden verloren hat. Er ist, verdammt noch mal, nicht der Einzige der..." Er bricht hastig ab. Einen langen Augenblick beobachtet Mokuba seinen Neffen nur schweigend der mit aller Kraft um seine Fassung ringt. "Leidet?", beendet er schließlich den Satz. Kotaro schnaubt verächtlich aus, aber es klingt nicht überzeugend. Dann strafft er sich: "Wie auch immer. Mein Vater ist sauer auf mich, aber das ist nichts Neues für mich. Ich werde auch diese Laune von ihm überleben. Er soll nur nicht denken, dass er mich kleingekriegt hat. Wenn er sagt ich soll in der Firma alles wieder in Ordnung bringen, dann mach ich das eben. Wenn er von mir verlangt, mit diesem vorlauten Yami Muto in eine Klasse zu gehen, dann werde ich auch das über mich ergehen lassen. Ich lass mich von ihm nicht unterkriegen. Eines Tages wird er auch noch erkennen, was ich draufhabe, aber dann wird es zu spät sein für ihn!" "Glaubst du wirklich, dass das nötig ist? Ich glaube, dein Vater weiß genau was du kannst, Kotaro. Du brauchst dich ihm nicht beweisen." "Oh doch! Ich werde ihm beweisen was ich wert bin, auch wenn ich nicht glaube, dass er jemals eine hohe Meinung von mir haben wird. Ich werde es ihm zeigen! Wenn er mich nicht schon nach den paar Tagen aus dem Verkehr gezogen hätte, hätte ich seine Bedingungen erfüllen können und bei Duellmonsters bin ich bereits Weltmeister. Solche Nieten wie diesen Yami und seine dummen Freunde steck ich doch locker in die Tasche dabei. Ich würde sogar gegen diesen Yugi Muto gewinnen, den mein Vater niemals schlagen konnte. Und das bedeutet, ich würde sogar meinen Vater besiegen können." "Täusch dich da mal nicht", merkt Mokuba an, "Dein Vater ist ein erstklassiger Duellant es war weder Unfähigkeit noch Langeweile die ihn zum Aufhören gebracht hat. Du magst zwar viel von ihm gelernt haben, aber an seine Klasse kommst du noch lange nicht heran. Abgesehen davon, dass du es schon mit seinem Deck nicht aufnehmen könntest." "Ich weiß was du meinst, Onkel", brummt Kotaro, "Er hütet seinen Weißen Drachen mit Eiskaltem Blick noch immer wie seinen Augapfel. Ich glaube ich habe diese Karte vielleicht einmal im Leben zu Gesicht bekommen und seid Mutters Tod darf man sich nicht einmal mehr erlauben davon zu sprechen, ohne dass er sauer wird", nachdenklich schaut Kotaro zu Boden, "Ich möchte zu gerne wissen, was diese Karte damit zu tun hat." "Ich vermute, dieser Drachen hat für ihn einen starken sentimentalen Wert", meint Mokuba, "Seto verbindet viele wichtige Erlebnisse aus seiner Vergangenheit mit dieser Karte. Unter anderem war es auch, soweit ich mich erinnere, deine Mutter, die ihn zum ersten Mal einen Weißen Drachen mit Eiskaltem Blick gezeigt hat. Vielleicht ist das der Grund. Du solltest ihn bei Gelegenheit einmal danach fragen." "Ich werde mich hüten!", meint Kotaro unwirsch, "Soll er doch seinen dummen Drachen behalten. Es ist doch nichts weiter als eine Karte; nur eine dumme Karte! Er hört sich schon genau so an wie diese Heulsuse Yami. Der hing auch so affig an seinem Schwarzen Magier. Nein danke, so was ist nichts für mich. Ich verlasse mich lieber auf mein Können." Mokuba schmunzelt nun leicht: "Das hab ich doch schon mal irgendwo gehört." Kotaro beachtet ihn nicht. Dann sagt er verstimmt: "Also was ist nun, Onkel, gibst du mir die Unterlagen für meinen Vater oder soll ich ewig warten?" Mokuba hebt eine Mappe von seinem Schreibtisch auf und reicht sie ihm. Mit einem skeptischen Blick nimmt Kotaro sie entgegen. Also war die Kramerei vorhin nur ein Vorwand gewesen um ihn auszuhorchen. Innerlich schüttelt er den Kopf. Er fällt auch immer wieder auf seinen Onkel ein. Woher weiß er nur immer, wann ihm etwas auf der Seele brennt, dass er eigentlich nicht vorhat zu erzählen? Ohne sich weiter etwas anmerken zu lassen, steckt Kotaro die Mappe in seinen Aktenkoffer und wendet sich dann zum Gehen. "Bis morgen, Onkel!", meint er knapp im Gehen und kurz darauf ist er auch schon aus dem Büro verschwunden. Mokuba seufzt. Dieser Junge hat es wirklich nicht leicht. Ach Seto, dein Sohn hat irgendwie recht. Du hast vielleicht deine Frau verloren, aber wenn du nicht aufpasst, wirst du auch noch deinen Sohn verlieren. Und was wirst du dann tun? (Anm. d. Aut.: Wer mehr über die Verbindung zwischen Seto Kaiba, seiner Frau und der Karte Weißer Drache mit Eiskaltem Blick wissen will, sollte meine Fanfic "Alte Rechnungen" lesen. Sie ist im weitesten Sinne die Vorgeschichte zu "20 Jahre später") Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)